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VOLKSWIRTSCHAFTLICHER VERGLEICH VON<br />

EINWEG- UND MEHRWEGSYSTEMEN<br />

FÜR AUSGEWÄHLTE GETRÄNKE- UND GEBINDEARTEN<br />

EINSCHLIEßLICH DER BEURTEILUNG DER<br />

ERFASSUNGS- UND RECYCLINGRATEN<br />

ANALYSE VON VERÄNDERUNGEN DES GETRÄNKEMARKTES UND<br />

SCHLUßFOLGERUNGEN FÜR DIE GETRÄNKEQUOTEN DER ZIELVERORDNUNG<br />

Endbericht<br />

AUFTRAGGEBER:<br />

Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft<br />

Verband der Getränkehersteller Österreichs<br />

Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit<br />

Wien<br />

AUFTRAGNEHMER:<br />

GUA - Gesellschaft für umfassende Analysen GmbH, Wien<br />

www.gua-group.com<br />

IFIP - Institut für Finanzwissenschaft und Infrastrukturpolitik, TU-Wien<br />

www.ifip.tuwien.ac.at<br />

Wien, Dezember 2000


Endbericht, Dezember 00 GUA & IFIP Zusammenfassung<br />

Dipl.-Ing. Werner Frühwirth<br />

Dipl.-Ing. Heribert Hutterer<br />

Dipl.-Ing. Mag. Harald Pilz<br />

Dipl.-Ing. Dr. Helga Stoiber<br />

GUA Gesellschaft für umfassende Analysen GmbH<br />

Sechshauser Straße 83<br />

A-1150 Wien<br />

A.o. Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Blaas<br />

Dipl.-Ing. Christoph Prinz<br />

Dipl.-Ing. Helmut Wernhart<br />

Institut für Finanzwissenschaft und Infrastrukturpolitik<br />

Technische Universität Wien<br />

Karlsgasse 11<br />

A-10<strong>40</strong> Wien<br />

DIE AUTOREN<br />

Volkswirtschaftliche Analyse von Einweg- und <strong>Mehrweg</strong>systemen Seite I


Zusammenfassung GUA & IFIP Endbericht, Dezember 00<br />

1 ABSTRACT<br />

Die vorliegende Studie wurde vom Umweltministerium, dem Getränkeverband und dem Wirtschaftsministerium<br />

in Auftrag gegeben mit dem Ziel, stattfindende und mögliche Veränderungen der Gebindestruktur (<strong>Mehrweg</strong>-<br />

bzw. Einweganteil) bei den Getränkearten Wasser, Bier, alkoholfreie Getränke und Milch aus gesamtwirtschaftlicher<br />

Sicht unter Einbeziehung der ökologischen Dimension zu untersuchen.<br />

Die Quantifizierung der durch die Veränderung der Gebindestruktur hervorgerufenen volkswirtschaftlichen und<br />

ökologischen Effekte wurde auf zwei miteinander verbundenen Analyseebenen durchgeführt: Auf der mesoökonomischen<br />

Ebene wurde eine detaillierte Berechnung all jener Durchschnittskosten durchgeführt, die<br />

in den untersuchten Prozessen von der Gebindeproduktion bis zur Deponie für den Vergleich unterschiedlicher<br />

Gebinde- und Absatzmengen relevant sind (betriebswirtschaftliche Kosten) und die aus der Sicht der<br />

Ökologie für diesen Vergleich relevant sind (externe Kosten). Auf der makroökonomischen Ebene wurden<br />

die Veränderungen der Wertschöpfungs- und Beschäftigungseffekte innerhalb der österreichischen Volkswirtschaft<br />

aufgrund der definierten Veränderungen der Getränkeverpackungen berechnet.<br />

Die Ergebnisse zeigen, daß der Übergang von <strong>Mehrweg</strong>- auf Einwegsysteme in der heimischen Getränkewirtschaft<br />

zu einer Kostenreduktion führt. Diesem Vorteil stehen in der Regel höhere Emissionen und Abfallmengen<br />

gegenüber. Die Kosten für diese externen Effekte sind – auf Basis des verwendeten Monetarisierungsansatzes<br />

und bezogen auf einen Liter des jeweiligen Getränkes – allerdings wesentlich niedriger als<br />

die betriebswirtschaftlichen Einsparungen. Zugleich sind die in dieser Arbeit quantifizierten Wertschöpfungsund<br />

Beschäftigungseffekte beim Übergang von <strong>Mehrweg</strong>- auf Einwegsysteme ohne einer gleichzeitigen Absatzsteigerung<br />

negativ. Diese Effekte sind jedoch aus gesamtwirtschaftlicher Sicht gering und müssen gegen<br />

die durch die Kostenreduktion hervorgerufene Produktivitätssteigerung abgewogen werden.<br />

Seite II Volkswirtschaftliche Analyse von Einweg- und <strong>Mehrweg</strong>systemen


Endbericht, Dezember 00 GUA & IFIP Zusammenfassung<br />

2 ZUSAMMENFASSUNG DER VOLKSWIRTSCHAFTLICHEN ANALYSE VON<br />

EINWEG- UND MEHRWEGSYSTEMEN<br />

Wolfgang Blaas<br />

Das Ziel des vorliegenden Forschungsvorhabens war es, bestimmte noch näher zu definierende Veränderungen<br />

des Getränkemarktes aus gesamtwirtschaftlicher Sicht unter Einbeziehung der ökologischen Dimension<br />

zu beurteilen. Im folgenden werden die von den beiden Forschungsteams kooperativ erarbeiteten Ergebnisse<br />

zusammengefaßt.<br />

Die Zusammenfassung präzisiert zunächst, welche „Veränderungen des Getränkemarktes“ der Studie zugrunde<br />

gelegt wurden. Danach folgt die Darstellung der methodischen Konzeption der Analyse. Schließlich<br />

werden dann die wichtigsten Erkenntnisse präsentiert.<br />

2.1 Problemstellung<br />

Die „Veränderungen des Getränkemarktes“ wurden durch Szenarien der Entwicklung der Absatz- und Gebindemengen<br />

präzisiert, und zwar für die Getränkesparten Wasser, Bier, alkoholfreie Getränke und Milch.<br />

Unter einem Szenario wurde in dieser Studie der Übergang von einem Anfangszustand zu einem Endzustand<br />

verstanden, wobei diese Zustände jeweils durch einen bestimmten Inlandsverbrauch (in Mio Liter/Jahr)<br />

und durch einen bestimmten Gebindeanteil (in %) definiert wurden.<br />

Für Wasser wurden insgesamt drei Szenarien untersucht, und zwar der Übergang von der Glas-<strong>Mehrweg</strong>-<br />

Flasche zur PET-Einweg-Flasche mit Annahme einer Steigerung des Gesamtabsatzes (Szenario 1a) sowie<br />

ohne Steigerung des Gesamtabsatzes (Szenario 1b) und der Übergang von der Glas-<strong>Mehrweg</strong>-Flasche zur<br />

PET-<strong>Mehrweg</strong>-Flasche (Szenario 2).<br />

Für den Biersektor wurde der Übergang von der Glas-<strong>Mehrweg</strong>-Flasche zur Dose (Szenario 3), für alkoholfreie<br />

Getränke der Übergang von der PET-Einweg- zur PET-<strong>Mehrweg</strong>-Flasche (Szenario 4) und für Milch der<br />

Übergang vom Verbundkarton zur PC-<strong>Mehrweg</strong>-Flasche (Szenario 5) analysiert.<br />

Wesentlich für das Verständnis der Szenarien ist, daß die Szenarien (1a) und (1b) für „Wasser“ und das<br />

Szenario (3) für „Bier“ Entwicklungsvorstellungen über die Gebinde- und Absatzmengen bis 2004 sind, die<br />

sich aufgrund der Präferenzänderungen der Konsumenten ergeben können. 1 Es handelt sich also dabei um<br />

das Abbild eines von Marktkräften determinierten Strukturwandels unter den derzeitigen wirtschaftspolitischen<br />

Rahmenbedingungen.<br />

Im Gegensatz dazu sind die Szenarien (2) für Wasser, (4) für alkoholfreie Getränke und (5) für Milch nicht<br />

Entwicklungslinien, die durch das Wirken des Marktes zu erwarten sind. Es handelt sich hier vielmehr um<br />

Mengenentwicklungen, die gegen den derzeitigen Trend verlaufen würden und die nur dann so vorstellbar<br />

sind, wenn sie durch eine entsprechende wirtschaftspolitische Maßnahme (z. B. durch umwelt- oder abfallpolitische<br />

Auflagen) in Gang gesetzt oder gefördert würden.<br />

1 Die tatsächliche Marktentwicklung wird im Bereich der Wässer wahrscheinlich zwischen den Szenarien (1a) und (1b) lie-<br />

gen.<br />

Volkswirtschaftliche Analyse von Einweg- und <strong>Mehrweg</strong>systemen Seite III


Zusammenfassung GUA & IFIP Endbericht, Dezember 00<br />

Szen. Getränk<br />

Nr.<br />

Untersuchte Verpackungen<br />

Füllvolumen<br />

in Liter<br />

Angenommene<br />

Veränderung<br />

Gebindeanteil Inlandsverbrauch<br />

am ges. Inlandsverbrauch in Mio Liter/Jahr<br />

1997 2000 2004 1997 2000 2004<br />

1a Wässer 600 662 717<br />

Glas-MW-Flasche 1 Abnahme 87% 46% 36% 520 306 261<br />

PET-EW-Flasche (mit Steigerung) 1,5 Zunahme 9% 50% 60% 55 331 430<br />

1b Wässer 600 600 600<br />

Glas-MW-Flasche 1 Abnahme 87% 51% 44% 520 306 261<br />

PET-EW-Flasche (o. Steigerung) 1,5 Zunahme 9% 45% 52% 55 269 313<br />

2 Wässer 600 600 600<br />

Glas-MW-Flasche 1 Abnahme 87% 51% 44% 520 306 261<br />

PET-MW-Flasche 1,5 Zunahme 3% 38% 46% 15 229 273<br />

3 Bier 874 874 874<br />

Glas-MW-Flasche 0,5 Abnahme 54% 48% 43% 472 418 374<br />

Alu- und Weißblech-Dose 0,5 Zunahme 9% 15% 20% 77 131 175<br />

4 afG 789 789 789<br />

PET-EW-Flasche 1,5 Abnahme 25% 21% 15% 198 164 119<br />

PET-MW-Flasche 1,5 Zunahme 11% 16% 21% 90 124 169<br />

5 Milch 803 803 803<br />

Verbundkarton (Trinkmilch) 1,0 Abnahme 37% 33% 27% 300 266 220<br />

PC-MW-Flasche 1,0 Zunahme 0,5% 4,8% 10,5% 4 38 84<br />

Tabelle 1: Übersicht über die untersuchten Szenarien<br />

2.2 Zur Methode<br />

Die Analyse der volkswirtschaftlichen und ökologischen Wirkungen der einzelnen Szenarien erfolgte auf<br />

zwei miteinander verbundenen Analyseebenen durch zwei miteinander kooperierende Forschungsteams.<br />

Die erste Analyseebene kann man als mesoökonomische Ebene der Untersuchung bezeichnen. Gegenstand<br />

der Analyse war ein genau definierter Teil des Produktionsapparates der österreichischen Volkswirtschaft,<br />

der sich aus den Abfüllunternehmen der Getränkebranche (inklusive Produktion der Primärverpakkung),<br />

den für Transport und Handel der Getränke erforderlichen Branchen und weiters den für die Verwertung<br />

und Entsorgung erforderlichen abfallwirtschaftlichen Branchen zusammensetzt. Für diesen Teil des<br />

Produktionsapparates, der auch als gedachtes, vertikal integriertes Unternehmen betrachtet werden kann<br />

(das von der Abfüllung bis zur Entsorgung des Gebindes alle Aktivitäten unter einem Dach vereint) wurde<br />

eine detaillierte Berechnung aller jener Durchschnittskosten (bezogen auf 1 Liter des jeweiligen Getränkes)<br />

durchgeführt, die<br />

(a) aus der Sicht des definierten Produktionsapparates relevant für den Vergleich unterschiedlicher Gebinde-<br />

und Absatzmengen sind (betriebswirtschaftliche Kosten) und die<br />

(b) aus der Sicht der Ökologie (externe Kosten) für diesen Vergleich relevant sind.<br />

Auf der zweiten, der makroökonomischen Ebene, wurde die Frage beantwortet, welche Beschäftigungs- und<br />

Wertschöpfungseffekte für die Volkswirtschaft insgesamt, d.h. auch unter Einbeziehung der jeweiligen Vorleistungen,<br />

von den in den Szenarien definierten Übergängen ausgehen werden. Diese Wertschöpfungs- und<br />

Beschäftigungsrechnung wurde einerseits durch originär erhobenes Datenmaterial und andererseits durch<br />

den Einsatz eines gesamtwirtschaftlichen Input-Output-Modells durchgeführt.<br />

Seite IV Volkswirtschaftliche Analyse von Einweg- und <strong>Mehrweg</strong>systemen


Endbericht, Dezember 00 GUA & IFIP Zusammenfassung<br />

2.3 Ergebnisse<br />

Aus der Sicht der mesoökonomischen Analyse kann zunächst festgestellt werden, daß alle untersuchten<br />

Einwegsysteme zu einer betriebswirtschaftlichen Kostenersparnis gegenüber <strong>Mehrweg</strong>systemen führen, ein<br />

Ergebnis, das den Markttrend zum Einwegsystem widerspiegelt. Weiters implizieren die Einwegsysteme im<br />

Vergleich zu den <strong>Mehrweg</strong>systemen in der Regel ökologische Nachteile (siehe Tabelle 1). Diese Nachteile<br />

sind monetär bewertet gering, d. h. daß die zusätzlichen Emissionen und deponierten Abfallmengen, bewertet<br />

mithilfe des Vermeidungskostenansatzes, nur einen geringen Teil der betriebswirtschaftlichen Kosteneinsparungen<br />

ausmachen (siehe Tabelle 2). Bei Frischmilch sind der Verbundkarton und die Polycarbonat-<br />

<strong>Mehrweg</strong>flasche in der ökologischen Analyse ungefähr gleichwertig. Die mesoökonomische Kostenanalyse<br />

fällt damit in den untersuchten Beispielen eindeutig zugunsten der Einwegsysteme aus.<br />

Tabelle 2: Betriebswirtschaftlicher und ökologischer Kostenvergleich Einweg-<strong>Mehrweg</strong>systeme<br />

Getränk<br />

Abfüllung von<br />

100 Mio l/a in ...<br />

bewirkt:<br />

betriebswirtsch.<br />

Kostenersparnis<br />

zusätzliche CO 2-<br />

Emissionen<br />

zusätzl. CO 2 -<br />

Emissionen zu Vermeidungskosten<br />

Mio ATS/a Tonnen/a Mio ATS/a<br />

Wasser PET-EW statt Glas-MW 105 9.460 8,2<br />

Wasser PET-EW statt PET-MW 38 13.660 11,9<br />

Bier Alu/Fe-Dose statt Glas-MW 80 33.310 29,0<br />

AfG PET-EW statt PET-MW 53 8.670 7,5<br />

Milch Verbundkarton statt PC-MW 86 -1.390 -1,2<br />

Quelle: GUA 2000<br />

Tabelle 3: Verhältnis der betriebswirtschaftlichen Einsparungen zu den ökologischen Mehrkosten von<br />

Einweg- versus <strong>Mehrweg</strong>system<br />

Quelle: GUA 2000<br />

Getränk Vergleich von ...<br />

Die Kostenersparnis des Einwegsystems<br />

übersteigt die ökologischen<br />

Nachteile um das ...<br />

Wasser PET-EW zu Glas-MW 10-fache<br />

Wasser PET-EW zu PET-MW 2,2-fache<br />

Bier Alu/Fe-Dose zu Glas-MW 2,0-fache<br />

AfG PET-EW zu PET-MW 5-fache<br />

Milch Verbundkarton zu PC-MW kein ökol. Nachteil<br />

Auf der makroökonomischen Ebene kann grundsätzlich festgestellt werden, daß bei einem Übergang von<br />

<strong>Mehrweg</strong>- auf Einwegsysteme ohne einer gleichzeitigen Absatzsteigerung Wertschöpfungs- und Beschäftigungsverluste<br />

zu verzeichnen sind, bzw. vice versa, daß bei einem Übergang von Einweg- auf <strong>Mehrweg</strong>systeme<br />

Wertschöpfungs- und Beschäftigungserhöhungen lukriert werden können. Die Wirkungen der Investi-<br />

Volkswirtschaftliche Analyse von Einweg- und <strong>Mehrweg</strong>systemen Seite V


Zusammenfassung GUA & IFIP Endbericht, Dezember 00<br />

tionen auf Wertschöpfung und Beschäftigung sind dabei geringer als jene der laufenden Produktion (siehe<br />

Tabelle 4).<br />

Im Szenario 1a (Übergang von der Glas-<strong>Mehrweg</strong>-Flasche zur PET-Einweg-Flasche mit Steigerung des Gesamtabsatzes)<br />

tritt jedoch der Fall ein, daß durch die (angenommene) signifikante Absatzsteigerung aufgrund<br />

der Convenience der PET-Einweg-Flasche die negativen Wertschöpfungseffekte überkompensiert und<br />

die negativen Beschäftigungseffekte deutlich abgemindert werden. Weiters muß der durch die Kosteneinsparungen<br />

hervorgerufene Produktivitätsgewinn in den betroffenen Sektoren als volkswirtschaftlicher Vorteil<br />

betrachtet werden, der aber in dieser Arbeit nicht quantifiziert wurde.<br />

Tabelle 4: Differenz der Wertschöpfungs- und Beschäftigungseffekte zwischen End- und Anfangszustand<br />

bei den jeweiligen Szenarien<br />

Relevante Investitionen<br />

absolut relativ absolut relativ absolut relativ absolut relativ absolut relativ absolut relativ<br />

Inländische Wertschöpfung (in Mio. öS) +21 +2% -134 -13% -167 -17% -72 -7% +17 +5% +7 +4%<br />

Inländische Beschäftigte (Personen) +39 +3% -153 -12% -189 -16% -89 -7% +23 +5% +8 +4%<br />

Relevante laufende Produktion<br />

direkte und indirekte Effekte<br />

Inländische Wertschöpfung (in Mio. öS) +113 +6% -226 -12% -289 -16% -73 -2% +80 +6% +166 +18%<br />

Inländische Beschäftigte (Personen) -127 -5% -497 -21% -359 -16% -253 -7% +82 +11% +119 +15%<br />

Quelle: IFIP 2000<br />

Szenario 1a Szenario 1b Szenario 2 Szenario 3<br />

Wasser Wasser Wasser Bier<br />

Szenario 4 Szenario 5<br />

afG Milch<br />

Nicht untersucht wurden in der vorliegenden Studie weitergehende Wertschöpfungs- und Beschäftigungseffekte<br />

für die österreichische Wirtschaft, die sich aus den Kosteneinsparungen über den Transmissionsmechanismus<br />

potentiell sinkender Preise ergeben können. Nimmt man jedoch an, daß sich die betriebswirtschaftlichen<br />

Kosteneinsparungen weitgehend in Preisreduktionen niederschlagen 2 , so führt die dadurch verursachte<br />

Realeinkommenssteigerung der Konsumenten mittelfristig zu vermehrtem Konsum (mit multiplikativen<br />

Wirkungen auf Wertschöpfung und Beschäftigung), und andererseits hat die damit verbesserte preisliche<br />

Konkurrenzfähigkeit im In- und Ausland zur Folge, daß die dadurch bedingten Absatzsteigerungen positive,<br />

das heißt kompensierende volkswirtschaftliche Effekte aufweisen.<br />

2 Diese Annahme erscheint aufgrund der Wettbewerbssituation im Handel plausibel und wird unter anderem durch die Studie<br />

„Marktmacht im Einzelhandel“ des Bundesministeriums für wirtschaftliche Angelegenheiten belegt [Wieser et al.<br />

1999].<br />

Seite VI Volkswirtschaftliche Analyse von Einweg- und <strong>Mehrweg</strong>systemen


Endbericht, Dezember 00 GUA & IFIP Zusammenfassung<br />

3 SCHLUSSFOLGERUNGEN FÜR DIE GETRÄNKEQUOTEN DER ZIELVER-<br />

ORDNUNG<br />

Harald Pilz<br />

Anlaß für die vorliegende Studie war folgende Grundsatzfrage: Ist es aus volkswirtschaftlich-ökologischer<br />

Sicht sinnvoller, die bestehenden Getränkezielquoten beizubehalten, zu modifizieren oder entfallen zu lassen?<br />

Laut Zielverordnung Verpackungsabfälle setzt sich in Österreich die Getränkezielquote aus folgenden<br />

Bestandteilen zusammen:<br />

• Wiederbefüllung<br />

• umweltgerechte Verwertung und<br />

• energetische Nutzung in Müllverbrennungsanlagen.<br />

Demgemäß ist auch die Frage nach einer sinnvollen Quotenerfüllung in dreigeteilter Weise zu beantworten.<br />

Die vorliegende Studie hat sich vor allem mit der volkswirtschaftlich-ökologischen Beurteilung der Wiederbefüllung<br />

beschäftigt. Zur Frage nach sinnvollen Beiträgen durch stoffliche Verwertung liegen bereits Kosten-<br />

Nutzen-Analysen aus anderen Studien vor bzw. sind in Arbeit. In dieser Studie wurden in Ergänzung dazu<br />

nur die Zusatzkosten einer Steigerung der getrennten Sammlung berechnet. Zur Frage von Quotenbeiträgen<br />

aufgrund der Umsetzung der Deponieverordnung (aus Mengenströmen über Müllverbrennungsanlagen und<br />

Splitting-Anlagen) wurden in dieser Arbeit keine Untersuchungen durchgeführt. Prognosen für die kommende<br />

Entwicklung lassen aber dennoch Schlußfolgerungen für die mögliche Erfüllung der Getränkezielquoten zu.<br />

3.1 Beitrag zur Quotenerfüllung durch <strong>Mehrweg</strong>anteile<br />

Wie bereits im vorherigen Abschnitt beschrieben, fällt die mesoökonomische Kostenanalyse in den untersuchten<br />

Fällen eindeutig zugunsten der Einwegsysteme aus. Monetär bewerteten geringen ökologischen<br />

Nachteilen, die theoretisch durch kostengünstige Kompensationsmaßnahmen wettgemacht werden können<br />

3 , steht ein Vielfaches an betriebswirtschaftlichen Kostenersparnissen gegenüber. Die ökologischen<br />

Unterschiede bei den untersuchten Einweg- und <strong>Mehrweg</strong>systemen sollten also kein wesentliches Entscheidungskriterium<br />

zur Festlegung von spezifischen <strong>Mehrweg</strong>anteilen und darauf begründeten Getränkezielquoten<br />

darstellen.<br />

Zugleich sind die in dieser Arbeit quantifizierten Wertschöpfungs- und Beschäftigungseffekte beim Übergang<br />

von <strong>Mehrweg</strong>- auf Einwegsysteme ohne einer gleichzeitigen Absatzsteigerung negativ. Die Größenordnung<br />

dieser Effekte ist jedoch im volkswirtschaftlichen Rahmen gering (d.h. im Promillebereich), und sie sind gegen<br />

die höhere Arbeitsproduktivität in den betroffenen Sektoren abzuwägen.<br />

3 Ein Beispiel dafür sind Investitionen in Emissionsvermeidungstechnologien, die den in dieser Arbeit verwendeten Vermei-<br />

dungskosten rechnerisch unterstellt werden.<br />

Volkswirtschaftliche Analyse von Einweg- und <strong>Mehrweg</strong>systemen Seite VII


Endbericht, Dezember 00 GUA & IFIP Zusammenfassung<br />

enormen Zusatzkosten würde der gravierendste Schaden aber wahrscheinlich in der Verunsicherung der<br />

sammelwilligen Bevölkerung bestehen.<br />

3.4 Zusammenfassung der Schlußfolgerungen für die Getränkezielquoten<br />

Zusammenfassend kann damit festgestellt werden, daß die Aufrechterhaltung der bestehenden Anforderungen<br />

hinsichtlich der Wiederbefüllung und Verwertung von Getränkeverpackungen mit sehr hohen gesamtwirtschaftlichen<br />

Kosten verbunden wäre. Die monetär bewertbaren ökologischen Vorteile wären im Vergleich<br />

dazu gering.<br />

Umgekehrt führt der Übergang von <strong>Mehrweg</strong>gebinden auf Einweggebinde in den untersuchten Fällen zu einer<br />

Kosten- und tendenziell zu einer Preisreduktion und damit zu einer Kaufkraftsteigerung für den Konsumenten<br />

sowie zu einer erhöhten Konkurrenzfähigkeit der betroffenen Unternehmen im In- und Ausland. Die ökologischen<br />

Nachteile könnten theoretisch kompensiert werden. Wie die beim Konsumenten freiwerdenden<br />

Mittel für konkrete Kompensationsmaßnahmen bzw. darüberhinausgehende Maßnahmen zur Förderung<br />

einer nachhaltigen Entwicklung genützt werden könnten, müßte erst durch eingehende Untersuchungen<br />

festgestellt werden.<br />

Auch aus der Beschäftigungs- und Wertschöpfungsanalyse lassen sich keine zwingenden Begründungen für<br />

hohe <strong>Mehrweg</strong>anteile und darauf basierende Getränkezielquoten ableiten. Zwar sind die in dieser Arbeit<br />

quantifizierten Wertschöpfungs- und Beschäftigungseffekte beim Übergang von <strong>Mehrweg</strong>- auf Einwegsysteme<br />

ohne einer gleichzeitigen Absatzsteigerung negativ. Diese Effekte könnten aber durch die Effekte einer<br />

durch Einweggebinde bedingten Absatzsteigerung (hier nur an einem Beispiel quantifiziert) sowie durch die<br />

Effekte der Realeinkommenssteigerung der Konsumenten (in dieser Studie nicht quantifiziert) teilweise oder<br />

ganz aufgewogen werden. Je nachdem, auf welche Weise die beim Konsumenten freiwerdenden Ressourcen<br />

eingesetzt werden, können sie zu einer weiteren Wohlfahrtsoptimierung bzw. zur Förderung einer nachhaltigen<br />

Entwicklung eingesetzt werden oder nicht.<br />

Die Ergebnisse der vorliegenden Studie haben gezeigt, daß derzeit weder aus ökologischer Sicht noch aus<br />

der Sicht von Beschäftigungs- und Wertschöpfungseffekten ausreichende Begründungen für die Vorschreibung<br />

von <strong>Mehrweg</strong>anteilen und darauf basierenden Getränkezielquoten für Getränkeverpackungen abgeleitet<br />

werden können. Damit stellt sich die Frage, welche anderen Aspekte separate Regelungen für Getränkeverpackungen<br />

neben den sonstigen Verpackungen rechtfertigen, oder ob aufgrund der Ergebnisse zum Thema<br />

<strong>Mehrweg</strong> die Trennung zwischen Getränkeverpackungen und sonstigen Verpackungen überhaupt entfallen<br />

kann.<br />

Volkswirtschaftliche Analyse von Einweg- und <strong>Mehrweg</strong>systemen Seite IX

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