Ausgabe 1334 als PDF zum Download - Kulturportal West Ost
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Dünne Bretter erhalten heißt dicke Bretter bohren<br />
Die denkmalverträgliche Wiederherstellung von Schloss Steinort ist eine<br />
Geschichte mit vielen Episoden – hier eine erfolgreiche<br />
Schloss Steinort (Sztynort) ist bekanntlich<br />
das letzte noch weitgehend authentisch<br />
erhaltene Schloss im ehemaligen <strong>Ost</strong>preußen<br />
und Ende 2009 von der polnischen<br />
Schwesterstiftung der Deutsch-Polnischen<br />
Stiftung Kulturpflege und Denkm<strong>als</strong>chutz<br />
in Görlitz (DPS) auf Betreiben ihrer inzwischen<br />
verstorbenen Vorstandsmitglieder<br />
Gottfried Kiesow und Andrzej Tomaszewski<br />
mit dem Ziel einer denkmalverträglichen<br />
Wiederherstellung übernommen worden.<br />
Seitdem ist der große Instandsetzungswurf<br />
für das bis 1944 von der Familie von<br />
Lehndorff bewohnte Schloss ausgeblieben,<br />
da die von den beiden Stiftungen erhofften<br />
Fördermillionen noch nicht geflossen sind.<br />
Aus deutscher Sicht ist der in seinem<br />
Mittelteil barocke Bau nicht nur architekturgeschichtlich,<br />
sondern auch historisch<br />
bedeutend. Heinrich Graf von Lehndorff,<br />
der letzte deutsche Schlossherr, war am<br />
Hitler-Attentat vom 20. Juli 1944 beteiligt.<br />
Für ihn, seine Frau Gottliebe, geborene<br />
Gräfin von Kalnein, und die vier Töchter,<br />
darunter Vera, die später unter dem Namen<br />
„Veruschka“ <strong>als</strong> Fotomodell international<br />
bekannt wurde, war äußerst gefährlich,<br />
dass Joachim von Ribbentrop, der damalige<br />
deutsche Außenminister, ein Teil von<br />
Schloss Steinort <strong>als</strong> Feldquartier bezogen<br />
hatte. Hitlers Wolfschanze lag schließlich<br />
nicht weit von Schloss Steinort entfernt.<br />
Nach dem gescheiterten Attentat konnte<br />
Graf Lehndorff zunächst fliehen, stellte<br />
sich dann jedoch, um seiner Familie weitere<br />
Repressalien zu ersparen, und wurde<br />
nach einem erneuten Fluchtversuch am<br />
4. September 1944 in Berlin-Plötzensee<br />
hingerichtet.<br />
Schloss Steinort war bis 1947 von Soldaten<br />
der Roten Armee mit Beschlag belegt<br />
und wurde dann <strong>als</strong> Verwaltungssitz<br />
eines staatlichen landwirtschaftlichen<br />
Betriebs und <strong>als</strong> Segelschule genutzt. In<br />
den 1990-er Jahren geriet die gesamte<br />
Anlage mit den Wirtschaftsbauten an einen<br />
Österreicher und schließlich an eine<br />
Firma in Warschau, die versucht, aus der<br />
Als wäre der Name ein Zeichen: Steinort, ein steinerner Ort in der Landschaft, hat auch in ruinösem<br />
Zustand nichts von seiner Wirkungsmacht eingebüßt<br />
Bilder: der Autor<br />
KK<strong>1334</strong> vom 25. Juli 2013<br />
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