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PDF Wege aus der Sprachlosigkeit / Über die Notwendigkeit einer ...

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Psychotraumatherapie“ verliehen. Nach und nach wurden in Län<strong>der</strong>n wie<br />

beispielsweise Holland o<strong>der</strong> Deutschland Stationäre Einrichtungen mit speziellen<br />

traumaadaptierten Psychotherapiekonzepten für seelisch traumatisierte Menschen<br />

eingerichtet. Eine <strong>der</strong>artige Stationäre Traumatherapie fehlt bis heute in einem<br />

Prosperitätsland wie <strong>der</strong> Schweiz. Lei<strong>der</strong> wurde auch bis anhin keine Bedarfsanalyse<br />

für eine Stationäre Traumatherapie durchgeführt. Die tägliche klinische Realität<br />

offenbart jedoch einen dringenden Bedarf für eine Stationäre<br />

Behandlungseinrichtung mit einem integrativen, traumaadaptierten<br />

Psychotherapiekonzept, um traumatisierte Menschen adäquat behandeln zu können.<br />

Zwar gibt es erfreulicherweise da und dort ambulante Behandlungsmöglichkeiten für<br />

traumatisierte Menschen, jedoch keine <strong>aus</strong>gewiesene Stationäre<br />

Behandlungseinrichtung mit einem speziellen Behandlungskonzept. Psychiatrische<br />

PatientInnen mit Traumatisierungen jeglicher Art werden bis heute noch auf den<br />

verschiedensten Stationen Psychiatrischer Kliniken „mitbehandelt“. Eine Ausnahme<br />

stellt lediglich <strong>die</strong> Gruppe <strong>der</strong> sogenannten Bor<strong>der</strong>line-PatientInnen dar, für <strong>die</strong> es<br />

inzwischen spezifische stationäre Behandlungseinrichtungen gibt. Diese Lücke bei<br />

<strong>der</strong> professionellen Behandlung von Menschen mit schweren seelischen<br />

Verletzungen soll jetzt geschlossen werden. In <strong>der</strong> Klinik für Psychiatrie und<br />

Psychotherapie Littenheid wird es ab Mai 2006 eine stationäre<br />

Behandlungseinrichtung ( Spezialstation Waldegg A ) mit zunächst 6<br />

Therapieplätzen auf <strong>der</strong> Grundlage <strong>einer</strong> integrierten traumaadaptierten<br />

Psychotherapie für traumatisierte Menschen geben.<br />

Traumatherapie braucht Integrative Modelle<br />

Die Themen „Trauma und Traumafolgen“ finden <strong>der</strong>zeit grosse Beachtung, ja haben<br />

geradezu Konjunktur. Aber schon Alkmaion von Kroton, ein Pythagoras nahe<br />

stehen<strong>der</strong> Arzt des <strong>aus</strong>gehenden 6. Jahrhun<strong>der</strong>ts, wusste, dass aufgrund von<br />

traumatischen Erfahrungen Erkrankungen entstehen können. Wie bei allem, was in<br />

Mode kommt, <strong>die</strong> Frühstörungen, <strong>die</strong> Familiendynamik, <strong>der</strong> sexuelle Missbrauch, <strong>die</strong><br />

Aufstellungsarbeit – jetzt Trauma und Posttraumatische Belastungstörung – kommt<br />

es zu Generalisierungseffekten und damit Vereinseitigungen, entstehen<br />

Begründungslegenden und Deutungsmythen. Das Feld <strong>der</strong> Psychotherapie ist, bei<br />

aller Vielfalt, Diversität, Zersplitterung offenbar beson<strong>der</strong>s anfällig für solche<br />

Phänomene. Mit Blick auf <strong>die</strong> Pathogenese wird das Trauma monok<strong>aus</strong>alistisch von<br />

vielen zu <strong>einer</strong> neuen generalisierten Erklärung stilisiert, wo doch <strong>die</strong><br />

Längsschnittforschung <strong>die</strong> multifaktorielle Verursachung seelischer Erkrankungen,<br />

eine deutliche Schichtabhängigkeit und langzeitig wirkende Negativerfahrungen bei<br />

Abwesenheit von „protektiven Faktoren“ her<strong>aus</strong>arbeiten konnte.<br />

Das Traumathema zeigt – wie wenig an<strong>der</strong>e Themen – in un<strong>aus</strong>weichlicher Klarheit<br />

<strong>die</strong> <strong>Notwendigkeit</strong> differentieller, interdisziplinärer Konzeptualisierung und integrativer<br />

behandlungspraktischer Arbeit. Es zeigt, dass auch <strong>der</strong> Leib als physiologische<br />

Grundlage von „Erleben, Verarbeiten und Handeln“ <strong>einer</strong>seits und als <strong>der</strong> „ultimative<br />

Ort <strong>der</strong> Gewalt“ ( Foucault ) an<strong>der</strong>erseits in das Zentrum je<strong>der</strong> Kulturarbeit gehört<br />

und natürlich je<strong>der</strong> therapeutischen Arbeit, traumatherapeutischer zumal. Es macht<br />

zugleich auch deutlich, dass das Thema <strong>der</strong> Sozialität – auf <strong>der</strong> Makroebene<br />

weltpolitischer Ereignisse und des Zeitgeistes und auf <strong>der</strong> Mikroebene <strong>der</strong><br />

persönlichen Lebenslage mit ihren sozialen Verflechtungen – nie <strong>aus</strong> <strong>der</strong> Therapie<br />

<strong>aus</strong>geblendet werden können, we<strong>der</strong> diagnostisch noch interventiv. Das<br />

Traumathema zeigt vor allem un<strong>aus</strong>weichlich, dass <strong>der</strong> Moment des<br />

Zwischenmenschlichen – gekennzeichnet von <strong>einer</strong> unbedingten Achtung <strong>der</strong>

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