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Gert Lindemann - Bürgerinitiativen gegen Massentierhaltung

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<strong>Gert</strong> <strong>Lindemann</strong><br />

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie<br />

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<strong>Gert</strong> <strong>Lindemann</strong> (* 4. Oktober 1947 in Wuppertal) war beamteter Staatssekretär im<br />

Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz von November<br />

2005 bis Januar 2010.<br />

<strong>Lindemann</strong> ist verheiratet und hat drei Kinder.<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

[Verbergen]<br />

1 Ausbildung<br />

2 Berufliche Laufbahn<br />

3 Auszeichnungen<br />

4 Einzelnachweise<br />

Ausbildung [Bearbeiten]<br />

Von 1970 bis 1974 studierte <strong>Lindemann</strong> Rechtswissenschaften an der Albert-Ludwigs-<br />

Universität in Freiburg, an der University of Oxford und an der Christian-Albrechts-<br />

Universität in Kiel. Sein erstes Staatsexamen legte er 1974 ab, das zweite juristische<br />

Staatsexamen 1977.<br />

Berufliche Laufbahn [Bearbeiten]<br />

Von 1977 bis 1979 war <strong>Lindemann</strong> Richter im Oberlandesgerichtsbezirk Celle. Von 1979 an<br />

war er zunächst persönlicher Referent des Niedersächsischen Ministers für Ernährung,<br />

Landwirtschaft und Forsten, ab 1981 Referatsleiter an der Vertretung des Landes<br />

Niedersachsen in Bonn und von 1983 bis 2003 Referats- und Abteilungsleiter im<br />

niedersächsischen Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten.<br />

Von 2003 bis 2005 war er Staatssekretär im niedersächsischen Landwirtschaftsministerium,<br />

bis er im November 2005 Staatssekretär im Bundesministerium für Ernährung,<br />

Landwirtschaft und Verbraucherschutz wurde. Im Anschluss an den Wechsel des<br />

Bundesministers Horst Seehofer nach Bayern leitete er bis zur Amtsübernahme der neuen<br />

Bundesministerin Ilse Aigner vom 27. Oktober bis 30. Oktober 2008 kommissarisch die<br />

Amtsgeschäfte des Ministeriums.<br />

Am 17. Januar 2010 kündigte das Bundeslandwirtschaftsministerium an, dass <strong>Lindemann</strong> als<br />

Teil eines grundlegenden Umstrukturierungsprozesses im Ministerium als Staatssekretär<br />

entlassen werden solle. Nachfolger wurde der Präsident der Bundesanstalt für Landwirtschaft<br />

und Ernährung, Robert Kloos. [1]<br />

Auszeichnungen [Bearbeiten]<br />

2005: Ehrenmedaille des Landvolk Niedersachsens


Einzelnachweise [Bearbeiten]<br />

1. ↑ Frankfurter Rundschau Online: Landwirtschaftsministerium. Aigner tauscht<br />

Staatssekretär aus, 17. Januar 2010, abgerufen am 17. Januar 2010<br />

top agrar<br />

War Niedersachse <strong>Lindemann</strong><br />

bayerischer Agrarpolitik im Weg?<br />

22.01.2010<br />

<strong>Gert</strong> <strong>Lindemann</strong><br />

Wurde Agrar-Staatssekretär <strong>Gert</strong> <strong>Lindemann</strong> dem Koalitionsfrieden geopfert? Das fragt sich<br />

die Hannoversche Allgemeine Zeitung und zitiert Agrarkreise, die die Entscheidung als<br />

„fatal“ bewerteten. Viele vermuteten, dass die Entscheidung etwas mit den Gesprächen<br />

zwischen CDU, CSU und FDP zu tun gehabt hat, die am gleichen Tag ihre Unstimmigkeiten<br />

aus dem Weg räumen wollten. <strong>Lindemann</strong> (CDU) habe der bayerischen Agrarministerin<br />

Aigner und ihrem Amtsvorgänger Horst Seehofer nicht mehr ins Konzept gepasst. Beide<br />

wollten dem Agrarministerium einen stärker bayerisch eingefärbten Stempel aufdrücken, so<br />

die Zeitung.<br />

Niedersachsens Agrarminister Hans-Heinrich Ehlen ist jedenfalls empört. Dieser hatte<br />

verärgert erklärt: „Mit <strong>Lindemann</strong> verliert die deutsche Agrarpolitik einen ihrer<br />

kompetentesten und einflussreichsten Vertreter, auch auf EU-Ebene. Die breite Mehrheit der<br />

Bundesländer bedauert seine Abberufung sehr.“ Und tatsächlich verliert das BMELV mit dem<br />

62-Jährigen einen loyalen und außerordentlich kenntnisreichen Stabschef. Die Hannoversche<br />

Allgemeine geht sogar davon aus, dass nun die Konflikte in der Agrarpolitik schärfer werden<br />

könnten, da der Niedersachse <strong>Lindemann</strong> und die Bayerin Aigner bislang immer ihre<br />

Interessen ausgleichen mussten.<br />

Besonders in Strukturfragen, beim Thema Milchpolitik und Gentechnik könnte der Ton<br />

zwischen den südlichen Bundesländern einschließlich Hessen, die für den Erhalt der<br />

bisherigen Strukturen kämpfen, und den norddeutschen Ländern, die für mehr Marktfreiheit<br />

sind, also zunehmen. Bei der Geflügel-, Rinder- und Schweinemast wächst in Niedersachsen<br />

der Trend zu größeren Anlagen. In Bayern, wo viele kleine Milchbauern wirtschaften, setzt


sich die Politik für garantierte Milchpreise oder Milchmengenbeschränkungen ein.<br />

Entscheidend werden laut der Zeitung aus Hannover die EU-Beratungen über die Zeit nach<br />

2013 sein. <strong>Lindemann</strong>s Rauswurf könnte hier der Versuch der Bayern sein, die<br />

Verhandlungslinie in Brüssel stärker in Richtung bäuerlicher Kleinbetriebe zu drängen.<br />

Nachfolger <strong>Lindemann</strong>s wird Robert Kloos von der Bundesanstalt für Landwirtschaft und<br />

Ernährung.<br />

vom Freitag, 09. April 2010<br />

Niedersachsen rügt Berliner Agrarpolitik<br />

Bauern unzufrieden / CDU-Chef McAllister lädt Ministerin Ilse Aigner zum internen<br />

Gespräch ein<br />

VON KLAUS WALLBAUM<br />

Hannover/Berlin. Es hat sich erheblicher Unmut angestaut bei niedersächsischen Landwirten -<br />

und auch in der Spitze des CDÜ-Landesverbandes. „Wir haben mit Agrarministerin Ilse<br />

Aigner mehrere Dinge zu klären, deshalb wird sie kommende Woche zu uns kommen", sagt<br />

der CDU-Landesvorsitzende David McAllister. „Missverständnisse" gelte es auszuräumen,<br />

und aus Niedersachsen werden auch kritische Anmerkungen zur Förderpolitik des<br />

Ministeriums laut: „Das lief bisher nicht immer optimal", betont McAllister.<br />

Zu einem internen Gespräch wird die CSU-Politikerin nächsten Mittwoch in Hannover<br />

erwartet, Vertreter des Landvolks werden dabei sein. Der Interessenverband begleitet die<br />

bayerische Prägung der Agrarpolitik seit Langem mit Kopfschütteln, schon zu der Zeit, als<br />

Horst Seehofer Minister war. Die Bayern wollen kleinbäuerliche Betriebe schützen,<br />

während in Niedersachsen die Auffassung herrscht, man könne die Zusammenlegung<br />

kleiner Höfe zu größeren, leistungsfähigen Einheiten nicht aufhalten. Außerdem besteht<br />

in Bayern eine große Skepsis <strong>gegen</strong>über der Gentechnik, die im Norden als<br />

fortschrittlich und unausweichlich gutgeheißen wird. Zu den inhaltlichen Konflikten<br />

zwischen den Niedersachsen und dem Aigner-Ministerium kommen noch einige<br />

atmosphärische Störungen hinzu, die in der Entlassung des niedersächsischen Staatssekretärs<br />

<strong>Gert</strong> <strong>Lindemann</strong> gipfelten. Das wurde in Hannover als Affront gewertet. In der von Aigner<br />

initiierten „Kuhschwanz-Prämie", einem Zuschuss je Kuh für jeden kleinbäuerlichen Betrieb<br />

bis zu einer bestimmten Größe, sahen die Niedersachsen wieder einen neuen Versuch,<br />

besonders den kleinbäuerlichen


Betrieben in Bayern zu helfen. Moderne Höfe im Norden und Osten Deutschlands bekamen<br />

kaum Geld.<br />

Gegenüber einer lautstarken Minderheit der Milchbauern zeigt die Bundesministerin aus<br />

niedersächsischer Sicht zu viel Verständnis und hält damit den Strukturwandel auf. „Wir sind<br />

dafür, dass die Milchquote bis 2015 ausläuft und dann der Markt die Milchmenge regelt",<br />

betont McAllister, „dies werden wir Frau Aigner auch deutlich sagen".<br />

Noch in einem anderen Punkt hoft die Niedersachsen-CDU eine stärkere Unterstützung ihrer<br />

Positionen durch die Bundesregierung: Beim Bau von neuen Autobahnen, Straßen,<br />

Bahnstrecken und Häfen solle zum Ausgleich endlich auch eine finanzielle Leistung<br />

gleichrangig neben neuen Naturschutzflächen erlaubt werden. „Landwirtschaftliche Flächen<br />

werden nämlich allmählich knapp, besser ist es deshalb, Geld für den Naturschutz zur<br />

Verfügung zu stellen", betonte McAllister. Eine Novelle des Bundesnaturschutzgesetzes sei<br />

überfällig, und er habe sich deshalb bereits an Umweltminister Norbert Röttgen gewandt. „Ich<br />

erwarte, dass Ilse Aigner für unsere Haltung in der Bundesregierung wirbt", sagt der<br />

niedersächsische CDU-Chef.<br />

<strong>Lindemann</strong> neuer<br />

BVVG-<br />

Aufsichtsratschef<br />

07.09.2010


<strong>Gert</strong> <strong>Lindemann</strong><br />

<strong>Gert</strong> <strong>Lindemann</strong> ist neuer Aufsichtsratsvorsitzender der Bodenverwertungs- und -<br />

verwaltungsgesellschaft (BVVG). Der ehemalige Staatssekretär des<br />

Bundeslandwirtschaftsministeriums wurde am vergangenen Freitag in der Sitzung des<br />

Kontrollgremiums in Berlin zum Nachfolger von Dr.Walter Priesnitz gewählt, der dieses Amt<br />

elf Jahre innehatte und aus Altersgründen nicht mehr kandidierte.<br />

Die weiteren Mitglieder des BVVG-Aufsichtsrats sind Hans Bernhardt, Vorstandsmitglied der<br />

Landwirtschaftlichen Rentenbank, Axel Kunze vom Vorstand der Bundesanstalt für<br />

Immobilienaufgaben (BIMA), Manfred Weidemann vom Bundesfinanzministerium sowie als<br />

Vertreter der Arbeitnehmerseite Angela Rogge und Gerhard Ludden.<br />

Die BVVG hat noch rund 380 000 ha landwirtschaftlich genutzte Fläche (LF) und etwa<br />

80 000 Wald zu privatisieren. Sie beschäftigt derzeit rund 700 Mitarbeiter in acht<br />

Niederlassungen sowie der Zentrale in Berlin.<br />

Deutscher Bauernverband<br />

14.10.2010<br />

<strong>Gert</strong> <strong>Lindemann</strong> mit Andreas Hermes Medaille geehrt


Auszeichnung um Verdienst um die Agrarpolitik in Deutschland und Europa<br />

(DBV) <strong>Gert</strong> <strong>Lindemann</strong>, der ehemalige Staatssekretär im Bundeslandwirtschaftsministerium,<br />

wurde mit der Andreas Hermes Medaille des Deutschen Bauernverbandes (DBV)<br />

ausgezeichnet. Er erhielt diese hohe Auszeichnung des Berufsstandes im Rahmen der DBV-<br />

Präsidiumsklausur in Erfurt "in Anerkennung seiner Verdienste um eine zukunftsorientierte<br />

Agrarpolitik in Deutschland und Europa", wie der Urkundentext lautet. DBV-Präsident Gerd<br />

Sonnleitner erinnerte im feierlichen Rahmen an den beruflichen Werdegang von <strong>Lindemann</strong><br />

und bedankte sich bei ihm "für die tiefe Verbundenheit mit den Bauernfamilien und auch mit<br />

dem Berufsstand".<br />

<strong>Lindemann</strong> habe seine Entscheidungen als Staatssekretär stets daran gemessen, ob sie die<br />

Perspektiven für leistungsbereite und leistungswillige Bauernfamilien schwächen oder<br />

stärken. Gleichzeitig sei er immer ein gradliniger und verlässlicher Partner der von ihm<br />

vertretenen Politiker gewesen. "Wenn Sie sich heute nach den drei großen Reformschritten<br />

der EU-Agrarpolitik die Wettbewerbssituation der deutschen Land-, Agrar- und<br />

Ernährungswirtschaft anschauen, gerade auch im Vergleich zu wichtigen Wettbewerbern auf<br />

der europäischen Ebene, ich glaube, Sie können nicht nur ein klein wenig stolz sein", betonte<br />

der DBV-Präsident.<br />

Internetseite BIG DUTCHMAN:<br />

Ehrenmedaille des Landvolkes Niedersachsen<br />

Josef Meerpohl ausgezeichnet<br />

Mit Philipp Freiherr von dem Bussche, Josef Meerpohl, <strong>Gert</strong> <strong>Lindemann</strong> und Fritz Stegen<br />

zeichnete Landvolkpräsident Werner Hilse auf der Mitgliederversammlung des Verbandes in<br />

Hannover vier verdiente Persönlichkeiten aus Agrarwirtschaft, Berufsstand und Politik aus.<br />

Sie repräsentierten Ideenreichtum und Mut zur Umsetzung, wovon die gesamte Agrar- und<br />

Ernährungswirtschaft in Niedersachsen profitiere, bescheinigte Hilse den Geehrten.<br />

Der scheidende DLG-Präsident Philip Freiherr von dem Bussche hat sich immer wieder für<br />

die Aus- und Fortbildung der Landwirte eingesetzt. Er sieht in der Landwirtschaft eine<br />

Schlüsselindustrie moderner Volkswirtschaften und sagte ihr erst kürzlich auf der<br />

Agritechnica in Hannover eine „glänzende Zukunft“ voraus. In seiner neunjährigen Amtszeit<br />

als DLG-Präsident hat er deren Profil als Organisation einer modernen und<br />

zukunftsorientierten Landwirtschaft geschärft. Er wurde mit der Goldenen Ehrennadel des<br />

Verbandes ausgezeichnet.<br />

Josef Meerpohl, Aufsichtsratsvorsitzender von Big Dutchman, hat aus der ehemaligen<br />

Agentur eines amerikanischen Unternehmens ein Unternehmen entwickelt, das praxisgerechte


Fütterungsanlagen und Stalleinrichtungen für die moderne Haltung von Schweinen und<br />

Geflügel anbietet. Sie sind sowohl aus ökologischen als auch ökonomischer Sicht auf dem<br />

Stand der Zeit, unter anderem entwickelte das Unternehmen die ausgestaltete Kleinvoliere<br />

mit. Die Veredelungswirtschaft in der Weser-Ems-Region ist mit Big Dutchman gewachsen<br />

und umgekehrt. Der frisch gebackene Staatssekretär im Bundesministerium für Ernährung,<br />

Landwirtschaft und Verbraucherschutz, <strong>Gert</strong> <strong>Lindemann</strong>, hat sich in gleicher Funktion in<br />

Niedersachsen als hervorragender Fachmann für agrar- und verbraucherpolitische Fragen<br />

profiliert. Der Jurist hat bei so genannten Skandalen immer konsequent Schadensbegrenzung<br />

betrieben und sich damit weit über die Landesgrenzen hinaus Achtung erworben. <strong>Lindemann</strong><br />

und Meerpohl erhielten die Ehrenmedaille des Landvolkes Niedersachsen.<br />

Seit 33 Jahren engagiert sich Fritz Stegen für den landwirtschaftlichen Berufsstand. Der<br />

Milchviehhalter aus dem Landkreis Cuxhaven wurde im Expojahr 2000 zum Präsidenten der<br />

Landwirtschaftskammer Hannover gewählt. Maßgeblich hat er an deren Fusion mit der<br />

Schwesterorganisation in Oldenburg mitgewirkt und dabei viele Klippen und Hindernisse mit<br />

Weitsicht umschifft, wobei ihm seine ruhige und besonnene Art zu Gute kam. Er wurde mit<br />

der höchsten Auszeichnung des Verbandes, der Goldenen Ehrennadel mit Brillant,<br />

ausgezeichnet.<br />

Proplanta ® | 30.12.2009<br />

| Tier: Geflügel<br />

Ab 2010 keine Eier mehr aus Käfighaltung<br />

Berlin - Das Verbot der Haltung von Legehennen in konventionellen Käfigen<br />

ist ein großer Fortschritt für den Tierschutz in der Legehennenhaltung",<br />

bewertete <strong>Gert</strong> <strong>Lindemann</strong>, Staatssekretär im Bundesministerium für<br />

Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, das Auslaufen der<br />

letzten Ausnahmegenehmigungen in Deutschland zum Jahresende 2009.<br />

Mit dem endgültigen Aus der herkömmlichen Batterie-Käfighaltung<br />

vollzieht Deutschland den Ausstieg bereits zwei Jahre früher als<br />

nach EU-Recht erforderlich.<br />

Dem Verbraucher stehen nunmehr aus deutscher Produktion Eier aus<br />

der ökologischen Erzeugung, der Freilandhaltung, der Bodenhaltung<br />

und der Kleingruppenhaltung zur Verfügung. Entsprechend den<br />

Vorgaben des Handels wird seitens der Erzeuger ganz überwiegend<br />

in die Bodenhaltung investiert. Klarheit über die Haltungsform und<br />

Herkunft gibt die Eierkennzeichnung. Da in anderen EU-Mitgliedstaaten bis Ende 2011 die<br />

Haltung von Legehennen noch in den herkömmlichen Batterie-Käfigen zulässig ist, gewinnt<br />

die Angabe des Herkunftslandes eine gesteigerte Bedeutung. "DE auf dem Ei steht für


Innovation in der Legehennenhaltung und kurze Wege zum Verbraucher", so Staatssekretär<br />

<strong>Lindemann</strong>.<br />

Das Ei ist ein gesundes und preiswertes Lebensmittel. Diese Erkenntnis setzt sich immer<br />

mehr durch. Seit nunmehr fünf Jahren steigt der Verbrauch von Eiern wieder. "Ich begrüße<br />

diese Entwicklung sehr", so <strong>Lindemann</strong>. "Auch das Ei ist ein Bestandteil einer gesunden und<br />

ausgewogenen Ernährung und liefert ein umfangreiches Nährstoffangebot. Die positive<br />

Entwicklung am Eiermarkt bietet aber auch für die heimischen Erzeuger neue Perspektiven."<br />

Für das Jahr 2009 dürfte der Verbrauch je Kopf bei 214 Eiern liegen. Davon werden gut die<br />

Hälfte von den privaten Haushalten direkt als frische Eier in der Schale gekauft. Die andere<br />

Hälfte wird entweder beim Verzehr in Großküchen oder der Gastronomie sowie in<br />

verarbeiteter Form, z. B. in Nudeln oder Gebäck, konsumiert. (BMELV)<br />

Braunschweig 09.07.10<br />

Aktionäre bestätigen Nordzucker-Kurs<br />

Die diesjährige Hauptversammlung der Nordzucker AG stand im Zeichen von<br />

Haushaltskonsolidierung und Neuausrichtung des Unternehmens auf Märkte und<br />

Wachstumschancen. Die von Seiten der Aktionäre im Vorfeld geäußerte Unzufriedenheit mit<br />

der Kommunikation wichtiger Themen bestimmte ebenfalls die Aussprache. Der<br />

Vorstandsvorsitzende Hartwig Fuchs und seine Vorstandskollegen erläuterten den Aktionären<br />

ausführlich, welche Einflüsse zum Jahresfehlbetrag von zehn Millionen Euro im abgelaufenen<br />

Geschäftsjahr geführt haben und zeigte die bereits eingeleiteten Maßnahmen für die nächsten<br />

Jahre auf. Der Jahresfehlbetrag führte dazu, dass in diesem Jahr keine Dividende an die<br />

Aktionäre ausgeschüttet werden kann.<br />

„Das abgelaufene Geschäftsjahr war geprägt von zahlreichen Sondereffekten – hierunter<br />

fallen die Veräußerung der Beteiligung in Serbien, die Reintegration des Vertriebs,<br />

Sonderabschreibungen für die Beteiligung Hübner und buchhalterische Effekte im Rahmen<br />

des Erwerbs der Nordic Sugar - die das Ergebnis erheblich belastet haben“ hob der<br />

Vorstandsvorsitzende hervor. Er betonte vor den rund 400 Anwesenden, dass der Erwerb der<br />

Nordic Sugar dennoch strategisch der richtige Schritt gewesen sei, um dem Unternehmen eine<br />

starke Marktstellung in Nordeuropa zu sichern. Ebenfalls sei das Eigenkapital bereinigt um<br />

Minderheitsanteile in wenigen Jahren von 375 auf 655 Millionen Euro gestiegen. Das<br />

Kerngeschäft sei gesund. Im Mittelpunkt der Bemühungen stehe nun, die Vorteile aus dem<br />

Erwerb der Nordic Sugar zu ziehen und sie in den Nordzucker Konzern zu integrieren, das<br />

Unternehmen insgesamt enger an die Märkte zu rücken und das eigene Potenzial als<br />

zweitgrößtes europäisches Zuckerunternehmen am Markt zu nutzen.<br />

Versammlungsleiter und Aufsichtsratsvorsitzender Dr. Harald Isermeyer unterstrich die<br />

personelle Erneuerung des Vorstands. „Der Vorstand ist für die neue Größe und<br />

Internationalität des Unternehmens aufgestellt und genießt unser volles Vertrauen.“ Die<br />

Neubesetzung sei wie geplant umgesetzt worden, das Team sei die passende Wahl für die<br />

anliegenden Herausforderungen und der Umbau des Vorstands damit abgeschlossen. Zudem<br />

sagte er den Aktionären zu, verloren gegangenes Vertrauen durch offene und nachhaltige<br />

Kommunikation wieder zurückgewinnen zu wollen. Dazu sei die Hauptversammlung mit<br />

ihrer offenen Gesprächsatmosphäre ein weiterer konstruktiver Schritt gewesen.


Ergebnisse der Abstimmung<br />

Die Hauptversammlung bestätigte nach der lebhaften Aussprache eindrucksvoll den<br />

eingeschlagenen Kurs des Unternehmens, indem sie Vorstand und Aufsichtsrat mit<br />

überwältigender Mehrheit die Entlastung aussprachen. Henning Hansen-Hogrefe, Ingeleben,<br />

stand nach langjährigem Engagement für eine Wiederwahl in den Aufsichtsrat der<br />

Nordzucker AG aus Altersgründen nicht mehr zur Verfügung. Neu in den Aufsichtsrat<br />

wurde <strong>Gert</strong> <strong>Lindemann</strong>, Staatssekretär a. D., gewählt. Für eine weitere Amtsperiode im<br />

Aufsichtsrat wurden mit ebenfalls sehr deutlichen Mehrheiten bestätigt: Dr. Karl-Heinz Engel<br />

(Hauptgeschäftsführer der Hochwald Nahrungsmittel-Werke GmbH) sowie Dr. Clemens<br />

Große Frie (Vorstandsvorsitzender der Agravis Raiffeisen AG).<br />

Alle detaillierten Ergebnisse finden Sie unter www.nordzucker.de /Investor<br />

Relations/Hauptversammlung<br />

Der Nordzucker Konzern mit Hauptsitz in Braunschweig ist Europas zweitgrößter<br />

Zuckerhersteller und produziert darüber hinaus Bioethanol sowie Futtermittel aus<br />

Zuckerrüben. Europaweit bilden 18 Produktions- und Raffinationsstätten technisch, logistisch<br />

und geographisch ein leistungsfähiges Fundament für den weiteren Erfolgskurs. Knapp 4.000<br />

Mitarbeiter engagieren sich konzernweit für exzellente Produkte und Services.<br />

AIZ<br />

EU-Kommission will Direktzahlungen für Großbetriebe<br />

kürzen<br />

Substanzielle Diskussionen beim Informellen Agrarrat in Porto<br />

Porto, 18. September 2007 (AIZ). - Die EU-Kommission möchte im Rahmen des "Health<br />

Checks" der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) mehr machen als nur kleinere Reparaturen,<br />

wie diese Woche beim Informellen Landwirtschaftsministerrat im portugiesischen Porto<br />

deutlich geworden ist. Die Direktzahlungen von Großbetrieben sollen erheblich gekürzt<br />

werden und zwar schon vor 2009. Die Kommission verspricht sich davon eine größere<br />

Akzeptanz der Landwirtschaftssubventionen. Ein weiteres wichtiges Thema war auch die<br />

Erhöhung der Milchquoten.<br />

Agrargenossenschaften und den größten europäischen Betrieben droht eine Halbierung ihrer<br />

Direktzahlungen. Am Rande des informellen EU-Agrarministerrates im portugiesischen Porto<br />

wurden drastische Kürzungspläne der Kommission bekannt. Direktzahlungen ab EUR<br />

100.000,- sollen um 10% reduziert werden, Direktzahlungen ab EUR 200.000,- um 25% und<br />

Zahlungen ab EUR 300.000,- um 45%. Die Kommission verzichtet auf eine<br />

Abschneidegrenze, die durch Betriebsteilungen umgangen werden kann. Stattdessen sollen<br />

die Direktzahlungen eines jeden Betriebes den gestaffelten Kürzungen unterliegen und zwar<br />

ab 2009.<br />

Vor allem ostdeutsche und britische Betriebe betroffen<br />

Die Kommission verspricht sich davon eine bessere Akzeptanz der Direktzahlungen in der<br />

Bevölkerung, wenn weniger Einkommenshilfen an Großbetriebe gehen. Sie sieht wegen der


zurzeit hohen Getreidepreise die Gelegenheit gekommen, im Gesundheitscheck die<br />

flächenstarken Betriebe zu beschneiden. Betroffen wären vor allem Unternehmen in<br />

Ostdeutschland und Großbritannien. Das eingesparte Geld soll wahrscheinlich in den<br />

Mitgliedstaaten verbleiben, in denen es den Betrieben abgezogen worden ist. Möglicherweise<br />

könnten die Mittel zur besseren Ausstattung der zweiten Säule der GAP verwendet werden.<br />

"Gegen solche Pläne wird Deutschland massiven Widerstand leisten", erklärte in Porto <strong>Gert</strong><br />

<strong>Lindemann</strong>, Staatssekretär im deutschen Bundeslandwirtschaftsministerium. Eine solche<br />

Entscheidung könne man nicht von den Marktpreisen abhängig machen. Schließlich seien die<br />

Direktzahlungen ein Ausgleich für höhere Auflagen im Umwelt- und Tierschutz-Bereich.<br />

Außerdem gehe es gar nicht allen Landwirten gut, die Veredelungswirtschaft leide<br />

beispielsweise unter hohen Futtermittelkosten, führte <strong>Lindemann</strong> aus.<br />

Erhöhung der Modulation geplant<br />

Die Kürzungspläne der Kommission enden jedoch nicht bei den Großbetrieben. Zusätzlich<br />

soll die Modulation, also die Umschichtung der Ausgleichszahlungen in die Ländliche<br />

Entwicklung, für alle Empfänger von mehr als EUR 5.000,- an Direktzahlungen pro Jahr auf<br />

13% bis zum Jahr 2013 erhöht werden. Beschlossen waren davon bereits 5%, angekündigt<br />

hatte EU-Agrarkommissarin Mariann Fischer Boel weitere 5% aus denen jetzt 8% an<br />

zusätzlicher Modulation werden sollen. Da sich die Kürzungssätze summieren, droht für einen<br />

1.000 ha Betrieb bis 2013 eine Verminderung um 26%, für einen 2.000 ha Betrieb um 41%.<br />

"Wir haben uns für eine verlässliche GAP eingesetzt und lehnen deshalb auch die zusätzliche<br />

Modulation ab", ging <strong>Lindemann</strong> auf Konfrontationskurs zur EU-Kommission.<br />

Im Rahmen der Debatte rund um die Health Check-Pläne lobte Fischer Boel am Sonntag auch<br />

die Forderungen des französischen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy nach einer baldigen<br />

Reform der GAP, die seiner Meinung nach faire Erzeugerpreise in den Vordergrund stellen<br />

und Direktzahlungen vermindern sollte. Viele der Äußerungen Sarkozys würden mit ihren<br />

eigenen übereinstimmen, meinte Fischer Boel. "Ich bin positiv überrascht. Einige der Ideen<br />

sind auf einer Linie mit denjenigen, die wir beim Health Check präsentieren werden", sagte<br />

die Kommissarin. "Natürlich gibt es verschiedene Ansichten, wie wir die Beihilfen künftig<br />

handhaben werden. Doch egal, welche Entscheidung wir treffen, sie muss mit unseren WTO-<br />

Verpflichtungen übereinstimmen", betonte Fischer Boel. Auch der portugiesische<br />

Agrarminister, Jaime Silva, begrüßte Sarkozys Vorschläge. Der französische Präsident habe<br />

recht, die Initiative jetzt und nicht später zu ergreifen, sagte Silva.<br />

Erhöhung der Milchquoten um 2 bis 3%<br />

Ein weiteres Thema in Porto waren die Milchquoten, die in allen EU-Mitgliedstaaten um 2 bis<br />

3% angehoben werden sollen - und zwar sofort. Dies forderte zumindest die niederländische<br />

Agrarministerin Gerda Verburg. Die EU sollte die hohe Nachfrage nach Milchprodukten<br />

nutzen und die Erzeugung ausdehnen, argumentierte die Holländerin. Der französische<br />

Agrarminister Michel Barnier stimmte einer Erhöhung um 2% zu, allerdings müsse es<br />

zunächst Folgeabschätzungen geben. <strong>Lindemann</strong> regte wiederum an Stelle höherer Quoten<br />

einen Nachlass bei der Strafabgabe für Landwirte mit Überproduktion an. Das sei als zeitlich<br />

befristete Maßnahme geeigneter, meinte der deutsche Staatssekretär. Einmal erhöhte Quoten<br />

seien da<strong>gegen</strong> nicht wieder so leicht vom Markt zu nehmen, wenn die Nachfrage nachlasse.<br />

Polen, Italien und Spanien fordern seit Längerem mehr Produktionsrechte. Fischer Boel zeigte<br />

sich in Porto auch <strong>gegen</strong>über Ideen zur "Pflege" der Absatzmärkte aufgeschlossen. (Schluss)<br />

mö/leith - 4.983 Anschläge


No Excuse 2015<br />

14-04-08 | Politik und Entwicklung<br />

Der feine Herr Müller und der Minister<br />

RWE, Phillip Morris und die Müller-Milch-Gruppe: Sie gehören zu den größten<br />

Profiteuren von EU-Agrarsubventionen. Dabei fahren die Unternehmen auch ohne die<br />

Zusatzleistungen kräftige Gewinne ein. Die Kleinbauern haben das Nachsehen – und<br />

gehen auf die Barrikaden. Unsere MDG-Korrespondentin Carina Körner war vor Ort.<br />

Der Minister bedient den feinen Herrn. Quelle: Stefanie Rumpler / Oxfam.<br />

Der Großkonzern RWE erhält jährlich fast eine halbe Million Euro für seinen Flächenbesitz,<br />

das Milch-Imperium Müller wird jährlich mit rund 2,5 Millionen Euro Exportsubventionen<br />

für Milch und Milcherzeugnisse gefördert. Diese Praxis wollen sich Landwirte mit kleineren<br />

Betrieben nicht mehr gefallen lassen. Am 8. April sind Bauernvertreter vor das<br />

Bundeslandwirtschaftsministerium marschiert.<br />

Es sollte amüsant werden: In Latzhose und Gummistiefeln forderten Aktivisten eine<br />

gerechtere Behandlung für kleine landwirtschaftliche Betriebe. Ihr Gegenspieler während der<br />

Aktion: ein Schauspieler. Als feiner Herr Theo Müller hatte er es sich im Ledersessel vor dem<br />

Ministerium bequem gemacht und zog genüsslich an seiner Zigarre. Sein Kellner bei der<br />

Aufführung war Landwirtschaftsminister Horst Seehofer, der dem Großunternehmer die<br />

Subventionen auf dem Silbertablett servierte. Die Bauern empört das: „Schluss mit den<br />

Millionen für Millionäre!“ forderten sie und klopften mit klirrenden Laubrechen und<br />

Mistgabeln auf den Boden.<br />

Anschließend überreichten die Aktivisten von Oxfam, der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche<br />

Landwirtschaft (AbL) und des Bundes für Umwelt- und Naturschutz (BUND) Agrar-<br />

Staatssekretär <strong>Gert</strong> <strong>Lindemann</strong> ein Thesenpapier mit ihren Forderungen: Bei der Verteilung<br />

der 5,6 Milliarden EU-Fördergelder soll berücksichtigt werden, wie viele Arbeitskräfte ein<br />

Betrieb beschäftigt und besser entlohnt werden, wer umweltschonend produziert. Der<br />

Löwenanteil der Subventionen, die Direktzahlungen, richtet sich derzeit nach der Fläche, die<br />

ein Betrieb bewirtschaftet. Wer viel Land hat, bekommt viel Geld. Das gilt auch für die RWE,<br />

denn der Konzern gibt vor, seine Ländereien möglicherweise zum Braunkohleabbau nutzen


zu wollen.<br />

Es gebe sicherlich im Einzelfall Konstellationen, in denen Subventionen an die falsche<br />

Stelle gingen, bestätigte Agrar-Staatssekretär <strong>Gert</strong> <strong>Lindemann</strong>: „Wir diskutieren mit<br />

der EU, wie man Korrekturen vornehmen kann, die Entkoppelung ist aber nicht<br />

einfach.“ Die Bauernvertreter warfen dem Ministerium da<strong>gegen</strong> vor, Änderungen bei der<br />

Vergabepraxis der Subventionszahlungen zu blockieren. Nach einem Vorschlag der EU-<br />

Kommission sollten Direktzahlungen an Bauern gekürzt werden, wenn sie mehr als 100.000<br />

Euro jährlich erhalten. „Allerdings hat die EU-Kommission nur ein Vorschlagsrecht,<br />

zustimmen müssen die Agrarminister“, so BUND-Agrarexpertin Reinhild Benning. Das<br />

Problem: Die Landwirtschaftsminister der Länder handelten oftmals im Interesse der<br />

Großkonzerne.<br />

Spitzenfunktionäre kassieren ab<br />

Dass Unternehmen wie RWE von den Subventionen aus Brüssel profitieren ist dabei nur die<br />

Spitze des Eisbergs. Auch <strong>gegen</strong>über landwirtschaftlichen Großbetrieben kämen Kleinbauern<br />

zu kurz. „Arbeitsintensive Betriebe werden massiv benachteiligt“, sagte AbL-Vorsitzender<br />

Friedrich Wilhelm Graefe zu Baringdorf. In Deutschland teilen wenige Großbetriebe rund 4<br />

Milliarden Euro unter sich auf, während die Kleinbetriebe zusammen lediglich mit 1,6<br />

Milliarden Euro unterstützt werden. Über 50 Prozent der Bauern müssen jährlich mit 5.000<br />

Euro Subventionszahlungen oder weniger auskommen, obwohl sie anteilig an ihrer Fläche oft<br />

mehr Arbeitskräfte beschäftigen als hoch technisierte Agro-Unternehmen.<br />

Dennoch führt die Politik gerade die Beschäftigungsmöglichkeiten bei großen<br />

landwirtschaftlichen Betrieben ins Feld, um die bisherige Subventions-Regelung zu<br />

rechtfertigen. So argumentiert beispielsweise Landwirtschaftsminister Horst Seehofer (CSU).<br />

„Im Wesentlichen kommen die Gelder an der richtigen Stelle an“, stützt auch sein<br />

Staatssekretär <strong>Gert</strong> <strong>Lindemann</strong> die These. Ein Blick in die Statistik aber verrät: Trotz der<br />

Subventionszahlungen an Bauern sank die Zahl ihrer Angestellten in Ostdeutschland in den<br />

vergangenen fünf Jahren von 152.000 auf 115.000 - ein Minus von rund 24 Prozent.<br />

Verantwortlich für das Festhalten am alten System seien auch die Bauernverbände,<br />

betonte BUND-Sprecherin Reinhild Benning. „Die Funktionäre des Bauernverbandes<br />

gehören zu den Profiteuren des Systems“, sagte sie. Oftmals seien diese selbst Eigentümer<br />

von landwirtschaftlichen Großbetrieben. Brandenburgs Bauernpräsident Udo Folgart etwa<br />

betreibt in Potsdam die Agro-Glien GmbH. 317.000 Euro Direktzahlungen stehen ihm<br />

jährlich zu. In einer ähnlich komfortablen Situation ist sein niedersächsischer Kollege Werner<br />

Hilse mit 90.000 Euro pro Jahr.<br />

Es liege nahe, dass die Spitzenfunktionäre ihren Einfluss auf die Politik zum eigenen Vorteil<br />

nutzen, so Benning. Die Entscheidung des EU-Landwirtschaftsausschuss über den<br />

Kürzungsvorschlag der EU-Kommission spiegelt diesen Einfluss wider. Direktzahlungen<br />

seien „unbedingt erforderlich“ heißt es im Beschluss des Ausschusses im März. Die deutsche<br />

Stimme hat hier ein großes Gewicht.<br />

EU-Agrarpolitik erzeugt Hunger in Drittweltländern<br />

Derweil sind Subventionszahlungen innerhalb der EU nur eine Seite der Medaille. Auf der<br />

anderen stehen Zuzahlungen im Falle eines Exportes landwirtschaftlicher Erzeugnisse. Das<br />

Treffen mit Staatssekretär <strong>Lindemann</strong> nutzten die Nichtregierungsorganisationen erneut, um


ihre Position zu den Exportsubventionen der EU klar zu machen. „Wenn es nach uns geht,<br />

müsste die EU diese Zahlungen sofort einstellen“, forderte Oxfam-Mitarbeiterin Marita<br />

Wiggerthale. „Über die Exportsubventionen müssen wir nicht mehr intensiv diskutieren“,<br />

entgegnete unterdessen <strong>Lindemann</strong> und erklärte: „Bis zum Jahr 2013 werden sie eingestellt,<br />

bis 2010 um 50 Prozent reduziert. Die Verhandlungen führen wir in der WTO.“<br />

Landwirte, die ihre Erzeugnisse exportieren, erhalten bisher die Differenz zwischen<br />

Binnenpreis und Weltmarktpreis erstattet – vom Steuerzahler. Aus ökonomischer Sicht sei die<br />

Einstellung möglich, sagte Wiggerthale. Allerdings stünden einer solchen Entscheidung die<br />

Interessen der Großbauern und Lebensmittelkonzerne ent<strong>gegen</strong>. Die Subventionen<br />

ermöglichen ihnen einen Markteintritt in Drittweltländern. Immer wieder scheiterten deshalb<br />

auch die Verhandlungen der Welthandelsorganisation (WTO), zuletzt in Cancun und<br />

Hongkong, wenn es darum ging, einschneidende Veränderungen zu beschließen: Die EU ist<br />

weltweit der zweitgrößte Exporteur landwirtschaftlicher Erzeugnisse.<br />

Ebenso weigern sich die USA, ihre Baumwollsubventionen zu reduzieren, obwohl dies<br />

weltweit gefordert wird. „Die Agrarverhandlungen führen, so wie sie jetzt in der WTO laufen,<br />

vermutlich nicht zu einem Ergebnis“, so Wiggerthale. Sie geht nicht davon aus, dass die<br />

Exportzuzahlungen bis zum Jahr 2013 eingestellt werden und erklärt: „Die<br />

Exportsubventionen sind ein Instrument, das die EU immer wieder einsetzt, wenn sie interne<br />

Marktprobleme hat.“<br />

Mit ihren Subventionen drücken Industrienationen die Weltmarktpreise und halten zum<br />

Schutz der eigenen Märkte gleichzeitig an hohen Einfuhrbeschränkungen fest. Diese Praxis<br />

wurde zuletzt deutlich, als der EU-Agrarministerrat im November 2007 beschloss, die<br />

Zuzahlungen für Schweinefleischexporte zu erhöhen. Die Erstattungen seien wegen des<br />

schwachen US-Dollars notwendig, damit Anbieter aus Europa mit ihren Konkurrenten aus<br />

Brasilien und Nordamerika mithalten könnten, hieß es dazu von Seiten der EU.<br />

„Ein gewisses Instrumentarium für Krisensicherung heimischer Bauern ist notwendig“,<br />

unterstrich auch <strong>Gert</strong> <strong>Lindemann</strong>. Allerdings betreffen die Exportzuschüsse nicht nur<br />

Schweinefleisch. Sie reichen von Getreide über Zucker bis hin zu Milchprodukten. Diese<br />

Krisensicherung, so argumentiert Oxfam, bedrohe die Existenz der Bauern in<br />

Entwicklungsländern.<br />

Für die jamaikanischen Milchbauern bedeutet dies beispielsweise, dass sie weder ihre<br />

Produkte exportieren noch auf den heimischen Märkten zu angemessenen Preisen verkaufen<br />

können. Für Molkereien ist es billiger, das Milchpulver aus der EU zu Milch aufzuarbeiten<br />

und in den Supermärkten zu verkaufen. Die Milchproduktion der Kleinbauern sank in<br />

Jamaika in fünf Jahren von 2,5 Millionen auf 300.000 Liter im Jahr. Im Gegenzug stiegen die<br />

Milchpulverimporte aus der EU von 1.200 Tonnen im Jahr 1992 auf 6300 Tonnen binnen acht<br />

Jahren. Laut einer Untersuchung des „Jamaica Dairy Development Board“ 2004 ist die<br />

Beschäftigung im jamaikanischen Milchsektor daraufhin um zwei Drittel zurückgegangen.<br />

Den feinen Herrn Müller stört das indes nicht. Er kann sich in seinem Ledersessel vor dem<br />

Bundeslandwirtschafsministerium entspannt zurücklehnen.<br />

Carina Körner studiert Volkswirtschaftslehre an der Universität Potsdam und schreibt als<br />

MDG-Korrespondentin für die UN-Millenniumkampagne in Deutschland.


AgrarZeitung<br />

17. Dezember 2010<br />

<strong>Lindemann</strong> gibt Vorsitz im BVVG-Aufsichtsrat auf<br />

Der designierte Landwirtschaftsminister in Niedersachsen, <strong>Gert</strong> <strong>Lindemann</strong>, wird seinen<br />

Posten als Aufsichtsratsvorsitzender der Bodenverwertungs- und -verwaltungs GmbH<br />

(BVVG) niederlegen. <strong>Lindemann</strong> soll vom niedersächsischen Landtag am 19. Januar 2011 als<br />

neuer Landwirtschaftsminister bestätigt werden. Zusammen mit dem niedersächsischen<br />

Ministerpräsidenten David McAllister stellte sich <strong>Lindemann</strong> nach seiner Nominierung als<br />

neuer Minister für Landwirtschaft und Verbraucherschutz der Presse. Seine Vorgängerin<br />

Astrid Grotelüschen hatte zuvor ihren Rücktritt als Ministerin erklärt. Sie wird bis zur<br />

endgültigen Berufung von <strong>Lindemann</strong> vor dem Landtag am 19. Januar 2011 Urlaub nehmen<br />

und keine Termine mehr wahrnehmen. Sie wird, so McAllister, von Staatssekretär Friedrich-<br />

Otto Ripke und der Landesregierung vertreten.<br />

<strong>Lindemann</strong> will sich bis zu seiner offiziellen Amtsübernahme in die niedersächsische<br />

Agrarpolitik einarbeiten. Er gewährleistet, dass er alle Belange, auch was<br />

den Verbraucherschutz in Niedersachsen, betreffe, abdecken will. Vor allem den Fragen der<br />

Tierhaltung will er sich in den kommenden Monaten stellen, so <strong>Lindemann</strong>.<br />

Ausdrücklich betonte <strong>Lindemann</strong> seine gute Zusammenarbeit mit<br />

Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner, die ihren Staatssekretär im Januar 2010, aus<br />

dem Amt entlassen hatte. <strong>Lindemann</strong> begründete diesen Schritt, weil er und die Ministerin in<br />

einigen Punkten bei der künftigen Ausrichtung der Agrarpolitik nicht auf einer Linie gewesen<br />

seien. "Da sei es besser, man geht auseinander", sagte <strong>Lindemann</strong> rückblickend. Kurz darauf<br />

hätte Aigner ihn als Aufsichtsratsvorsitzenden der BVVG vorgeschlagen. Von diesem Amt<br />

sowie als deutscher Kommissar im internationalen Walfangkomitee will <strong>Lindemann</strong> nun<br />

zurücktreten. (da)<br />

Internetseite Deutsche Frühstücksei GmbH<br />

NEWS vom 05.04.2007 Landwirtschaftsministerium bekennt sich klar zur<br />

Kleingruppenhaltung DBV: Betriebe können endlich investieren<br />

„Mit der Tierschutznutztierhaltungsverordnung wird gleichermaßen<br />

eine nachhaltige Wirtschaftsweise ermöglicht und dem Staatsziel<br />

Tierschutz angemessen Rechnung getragen“. Dies schrieb der<br />

Staatssekretär im Bundeslandwirtschaftsministerium, <strong>Gert</strong> <strong>Lindemann</strong>,<br />

an den Generalsekretär des Deutschen Bauernverband (DBV), Dr.<br />

Helmut Born, und den Geschäftsführer des Zentralverbandes der<br />

Deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG), Dr. Thomas Janning. <strong>Lindemann</strong> bezog klare Position<br />

zu den im vergangenen Jahr gefassten Beschlüssen zur Haltung von Schweinen und<br />

Legehennen. Er habe keine Zweifel daran, dass die geltenden tierschutzrechtlichen<br />

Regelungen den Vorgaben des Tierschutzgesetzes genügen. Positiv sei auch, dass nun die drei<br />

wichtigen Haltungsformen für Legehennen, Freiland, Boden- und Kleingruppenhaltung<br />

gleichermaßen nebeneinander bestehen könnten.<br />

Mit diesem Bekenntnis hat das Bundeslandwirtschaftsministerium den Tierschutz gestärkt<br />

und gleichzeitig den investitionsbereiten Betrieben Zuversicht gegeben, kommentierte Born.


Es sei die Voraussetzung dafür geschaffen, dass die Forschung die bestehenden<br />

Haltungsverfahren in punkto Tierschutz und Tiergesundheit stetig weiterentwickeln könnten.<br />

HAZ<br />

Autor: Pressestelle Deutscher Bauernverband presse@bauernverband.net<br />

18.01.2011 07:25 Uhr<br />

<strong>Gert</strong> <strong>Lindemann</strong><br />

Niedersachsens künftiger Landwirtschaftsminister im Interview<br />

Ein alter Fuchs mit neuen Plänen: Niedersachsens künftiger<br />

Landwirtschaftsminister <strong>Gert</strong> <strong>Lindemann</strong> wird am Mittwoch vereidigt. Im<br />

HAZ-Interview sagt er, dass er vieles ändern will - bei der Krisenbekämpfung,<br />

bei Kontrollen und sogar beim Tierschutz.<br />

Niedersachsens künftiger Landwirtschaftsminister <strong>Gert</strong> <strong>Lindemann</strong> im HAZ-Interview.<br />

© Michael Thomas<br />

Herr <strong>Lindemann</strong> – Deutschland erlebt gerade mit dem jüngsten Dioxin-Skandal eine<br />

Lebensmittel- und Vertrauenskrise. Was ist zu tun?<br />

Wir müssen erstens definitiv sicherstellen, dass nicht erneut belastete Lebensmittel in den<br />

Markt kommen. Wir müssen zweitens so schnell wie möglich alle zu Unrecht gesperrten Höfe<br />

wieder freibekommen und drittens die Schuldigen schnell zur Verantwortung ziehen.<br />

Was spricht eigentlich da<strong>gegen</strong>, Ergebnisse von Eigenkontrollen der Betriebe ins<br />

Internet zu stellen – und zwar als Pflicht, damit sich jeder selbst ein Bild machen kann?<br />

Ich halte wenig davon, Tausende von Daten zu veröffentlichen, wenn 99 Prozent der Daten<br />

keine Relevanz haben für die Verbraucher. Etwas anderes ist es, wenn vorgeschriebene<br />

gesetzliche Grenzwerte überschritten werden. Die Veröffentlichung von


Grenzwertüberschreitungen würde schon eine Menge ändern. In dieser Hinsicht das<br />

Verbraucherinformationsgesetz zu ändern wäre sinnvoll. Ich kann allerdings jemanden<br />

schlecht an den Pranger stellen, wenn er als Betrieb selbst einen Warnhinweis veröffentlicht.<br />

Kann man bei der Menge von Lebensmittelskandalen, die wir in letzter Zeit erlebt<br />

haben, nur von bedauerlichen Einzelfällen sprechen oder sind die Fehler systematischer<br />

Natur?<br />

Es handelt sich bei allem, was wir jetzt wissen, nicht um ein breit gefächertes, geradezu<br />

mafiöses System, sondern um Einzelfälle. Sie müssen sich klarmachen, dass diese Mischerei<br />

von Futtermittelfetten, die geschah, um unter dem Grenzwert zu bleiben, bis zum 1. Januar<br />

2010 sogar noch erlaubt war. In gewisser Weise haben die Eigenkontrollen, zu denen die<br />

Betriebe verpflichtet sind, die Firma Harles und Jentzsch in Uetersen offenbar ermuntert, die<br />

Fette zu panschen – wobei es auch schon vor dem 1. Januar 2010 strikt verboten war, Fette für<br />

die industrielle Verwendung mit Tierfutterfetten zu vermengen. Das setzt kriminelle Energie<br />

voraus.<br />

Bräuchte man da nicht viel mehr staatliche Kontrollen anstelle der Selbstverpflichtung<br />

der Betriebe zu Eigenkontrollen?<br />

Wir müssen überlegen, wie wir das Kontrollnetz noch verbessern können. Und da kann das<br />

Ergebnis sein, dass es mehr staatliche Kontrollen gibt. Mit zwölf Kontrollen pro 1000<br />

Futtermittelbetrieben liegen wir in Niedersachsen gar nicht so schlecht, sondern im Mittelfeld<br />

der Bundesländer. Aber ich möchte schon erreichen, dass wir einen noch genaueren Überblick<br />

bekommen und ein noch verbessertes System der Eigenkontrollen.<br />

Italiener schicken niedersächsischen Schinken wieder nach Hause, die Chinesen sperren<br />

die Einfuhr von Schweinefleisch. Wie wollen Sie diesen immensen Vertrauensschaden<br />

reparieren?<br />

Den Vertrauensschaden kriegen Sie nur weg, wenn sie nachweisen können, dass sie ein<br />

perfektes Kontrollsystem haben. Deshalb müssen wir nach der jüngsten Krise an<br />

Verbesserungen arbeiten. Hilfreich ist in einer solcher Lage aber, dass die Europäische Union<br />

das deutsche System nach anfänglicher Kritik als gut bezeichnet hat. Im Moment haben wir<br />

keine Beanstandungen.<br />

Wie wollen Sie verhindern, dass Betriebe bei vorgeschriebenen Eigenkontrollen den<br />

Behörden falsche Proben vorlegen?<br />

Durch sehr genaue Vorschriften zu den vorzulegenden Proben. Von allen Chargen muss eine<br />

repräsentative Menge vorgelegt werden. Aber Sie müssen sich dabei immer klarmachen:<br />

Wenn jemand ein Delikt begehen will, werden Sie ihn erst im Nachhinein erwischen.<br />

Andere Ministerien haben Hotlines, um auch anonymen Hinweisen nachgehen zu<br />

können. Warum gibt es nicht so etwas für die Landwirtschaft?<br />

Ich muss mich ja noch beispielsweise vom Innenminister unterscheiden können. Im Ernst: Ich<br />

habe generell etwas <strong>gegen</strong> den Aufruf zu Denunziation. Aber wir müssen die<br />

Krisenintervention und -kommunikation verbessern. Das Ministerium muss mit Krisen<br />

künftig anders umgehen. Ich denke darüber nach, ein spezielles Verbraucherschutzreferat zu<br />

schaffen, das schnell auf solche Krisen reagiert – einen Punkt, wo alle Stränge


zusammenlaufen. Für die Dorferneuerung oder die Forstwirtschaft, die in langen Perioden<br />

denken und arbeiten, brauchen Sie so etwas nicht. Aber dieses Referat könnte die Anlaufstelle<br />

für besorgte Bürger sein, die meinen, hier oder da werde in der Nahrungsmittelbranche<br />

geschwindelt. Dann können wir dem nachgehen.<br />

Wenn ein niedersächsischer Staatssekretär aus dem Landwirtschaftsministerium gleich<br />

zweimal in kurzer Zeit Informationspannen einräumen muss, scheint in dieser Krise<br />

„Kommunikationspanne“ ein Schlüsselwort zu sein. Wie wollen Sie das in Zukunft<br />

abstellen?<br />

Sie müssen sich einmal ganz generell klarmachen, was in einer solchen Krise auf vielen<br />

Ebenen geschieht. Ich nehme einmal als Beispiel die große Schweinepest, die wir vor Jahren<br />

im Oldenburgischen zu bewältigen hatten. Da haben wir Menschen, die sind rund um die Uhr<br />

im Einsatz, um das Problem zu bekämpfen. Die sind so beschäftigt, dass sie keine Zeit daran<br />

geben wollen, die Politik noch lang und breit zu informieren. Die zweite Fehlerquelle<br />

entsteht, wenn die Krisenbekämpfer nach dem Prinzip der Freiwilligen Feuerwehr arbeiten:<br />

„Lass uns erst einmal das Feuer im eigenen Landkreis bekämpfen.“ Und dann gibt’s die dritte<br />

Gruppe, die solche Krisen nur aus einem wissenschaftlichen Blickwinkel betrachtet und keine<br />

Sensibilität für die politischen Wirkungen hat. Außerdem gibt es schlicht noch die, die einen<br />

Anruf erledigen, aber letztlich froh sind, wenn sie auf niemanden am anderen Ende der<br />

Leitung stoßen. Dabei weiß ich aus meiner Zeit im Bundes- wie auch im Landesministerium,<br />

dass es Handbücher für Risikosituationen gibt, in denen alle relevanten Ansprechpartner mit<br />

Telefonnummern stehen, einschließlich der privaten.<br />

Da muss aber vor dem Konflikt zwischen dem niedersächsischen Agrarstaatssekretär<br />

Ripke und Bundeslandwirtschaftsministerin Aigner einiges danebengegangen sein.<br />

Warum hat der Staatssekretär der Bundesministerin bei ihrem Besuch am Freitagabend<br />

in Oldenburg nicht einfach gesagt, dass noch 700 weitere Betriebe gesperrt werden<br />

müssten?<br />

Weil er das so genau noch gar nicht gewusst hat. Meines Wissens hat Herr Ripke nur einen<br />

sehr groben Hinweis auf weitere nötige Sperrungen bekommen. Und diesen vagen<br />

Kenntnisstand hat er der Bundesministerin auch angedeutet. Aber der Streit ist jetzt beigelegt.<br />

Werden Sie aus den Pannen der vergangenen Wochen personelle Konsequenzen ziehen?<br />

Zunächst mal muss es darum gehen, den Skandal zu beenden, die Lebensmittelsicherheit<br />

wieder herzustellen. Wenn das geschehen ist, werde ich mich auch gründlich mit der Rolle<br />

unserer Behörden und des Ministeriums beschäftigen. Wenn sich dabei herausstellt, dass<br />

irgendjemand seine Pflicht nicht erfüllt oder wichtige Informationen nicht weitergegeben hat,<br />

dann bin ich auch bereit, personelle Konsequenzen zu ziehen. Das gilt auch für den<br />

vergangenen Freitag, als die Bundesministerin Ilse Aigner zu Besuch war.<br />

Wie lange wird das dauern?<br />

Ich denke, in den nächsten sechs Wochen sollten wir das alles aufgeklärt haben und uns dann<br />

auch mit den internen Abläufen beschäftigen können.<br />

Müsste es nicht angesichts der Kompetenzstreitereien zwischen Bund und Land viel<br />

effektivere Behörden geben – so eine Art Lebensmittel-FBI?


Diese Überlegungen gibt es nach jeder Krise. Aber den Föderalismus brauchen wir deshalb<br />

nicht abzuschaffen, der hat nämlich etwas Gutes: Die, die am nächsten dran sind, können in<br />

der Regel die Szene auch besser beherrschen als weit entfernte Behörden in Berlin. Wir<br />

müssen nur die bestehenden Netzwerke verbessern. Es könnte aber durchaus sinnvoll sein,<br />

einen zentralen Anlaufpunkt etwa im Bundesagrarministerium zu schaffen, wo die<br />

Informationen aller beteiligten Behörden zusammenlaufen.<br />

Geschädigt sind neben den Verbrauchern auch zahlreiche Landwirte, die auf ihren<br />

Waren sitzen bleiben. Was können Sie denen bieten?<br />

Jedenfalls keine Entschädigungszahlungen aus der Steuerkasse. Aber das Thema der Haftung<br />

ist noch nicht erledigt. Die Firma in Uetersen kann sich nicht mit der Insolvenz einfach vom<br />

Acker machen. Es gibt auch eine Durchgriffshaftung des Managements. Da wird noch einiges<br />

laufen. Die Krise betrifft übrigens nicht die Agrargroßindustrie. Die Großen haben ihre<br />

eigenen Futtermittelwerke und sind wie die kleinen außen vor. Betroffen sind die bäuerlichen<br />

Familienbetriebe, die sich keine eigene Futtermühle leisten können.<br />

Neben dem Futtermittelskandal gibt es zunehmend auch Auseinandersetzungen um die<br />

<strong>Massentierhaltung</strong>.<br />

Da hat sich tatsächlich etwas getan im Bewusstsein der Bevölkerung. Früher, noch vor zwei<br />

Jahren, standen Landwirte im Ansehen der Bevölkerung ganz oben, gleich hinter den<br />

Pastoren. Sie haben also einen großen Vertrauensvorschuss. Der leidet aber empfindlich,<br />

wenn man den Eindruck hat, Tiere werden unter qualvollen Bedingungen gehalten. Zum<br />

Beispiel sollten die Rahmenbedingungen in der Nutztierhaltung nicht dazu führen, dass die<br />

Tiere Skelettdeformationen erhalten. Ich will Bedingungen schaffen, die nicht automatisch<br />

zur Tierquälerei führen. Ich will vermeiden, dass sich die Bürger mit Grauen von der<br />

Landwirtschaft abwenden. Sie sollen mit einem guten Gefühl essen können. Sicher, Sie<br />

werden dann immer noch keinen Veganer überzeugen, plötzlich Tierfleisch zu essen. Aber die<br />

wohlmeinenden Bürger, die können Sie schon mitnehmen. Ich möchte in die neuen<br />

Überlegungen, die wir uns zum Tierschutz und der Nutztierhaltung machen werden, auch<br />

Leute einbeziehen, die außerhalb der Behörden arbeiten, etwa in Nichtregierungsorganisationen.<br />

Ich möchte, dass auch sie sich stärker als bisher einbringen können.<br />

Das ist mir ein Anliegen.<br />

Planen Sie eine Agrarwende?<br />

Ich will die Tierhaltung nicht auf den Kopf stellen, aber die Rahmenbedingungen verändern.<br />

Die Grenze dessen, was in Sachen Tierschutz machbar ist, liegt allerdings dort, wo<br />

kompromissbereite Landwirte glaubhaft machen können, dass sie nicht mehr wirtschaftlich<br />

arbeiten können. Das kann auch nicht unser Ziel sein.<br />

Interview: Michael B. Berger und Dirk Schmaler<br />

18.01.2011 07:17 Uhr


Neustart<br />

In Niedersachsens Agrarpolitik soll ausgemistet werden<br />

Kontrollsysteme erneuern, den Tierschutz verbessern und personelle<br />

Konsequenzen ziehen: Niedersachsens künftiger Landwirtschaftsminister<br />

<strong>Lindemann</strong> plant einen Neustart in der Agrarpolitik. Nach dem Rücktritt von<br />

Astrid Grotelüschen wird er am Mittwoch vereidigt.<br />

Niedersachsens künftiger Landwirtschaftsminister <strong>Gert</strong> <strong>Lindemann</strong> plant einen Neustart in der<br />

Agrarpolitik des Landes. In einem Gespräch mit der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung<br />

kündigte der CDU-Politiker an, er werde die Kontrollsysteme erneuern, den Tierschutz<br />

verbessern und auch vor personellen Konsequenzen nicht haltmachen.<br />

„Wenn sich herausstellt, dass jemand seine Pflicht nicht erfüllt oder wichtige Informationen<br />

nicht weitergegeben hat, dann bin ich auch bereit, personelle Konsequenzen zu ziehen“, sagte<br />

<strong>Lindemann</strong>, der sich zur Aufklärung des jüngsten Dioxin-Skandals eine Sechswochenfrist<br />

setzt.<br />

<strong>Lindemann</strong> war von Ministerpräsident David McAllister zum Nachfolger der<br />

zurückgetretenen Landwirtschaftsministerin Astrid Grotelüschen berufen worden. <strong>Lindemann</strong><br />

wird am morgigen Mittwoch vor dem Landtag in Hannover vereidigt.<br />

McAllister sagte am Montag, <strong>Lindemann</strong> werde am Mittwoch in einer Regierungserklärung<br />

darlegen, wie sich die Landesregierung die künftige Agrarpolitik vorstelle. Nach dem Willen<br />

des Ministerpräsidenten soll es offenbar nicht allein um einen Ausweg aus dem Dioxin-<br />

Skandal gehen, sondern auch um mehr Transparenz für die Verbraucher und um mehr<br />

Tierschutz. Mit Sorge hatte die Staatskanzlei in den vergangenen Tagen verfolgt, wie<br />

Niedersachsen in den bundesweiten Medien immer stärker als Zentrum einer fragwürdigen<br />

<strong>Massentierhaltung</strong> hervortrat.<br />

<strong>Lindemann</strong> rief zu einer differenzierten Betrachtungsweise auf und betonte, die allergrößten<br />

Mastbetriebe seien von der Dioxin-Affäre nicht betroffen, weil sie ihr Futter selbst herstellten<br />

und dessen Qualität auf professionelle Weise überwachten. Einmal mehr treffe es Betriebe<br />

mittlerer Größe, die einerseits als kleine Biohöfe nicht existieren könnten, andererseits aber<br />

nicht so groß seien, dass sie sich eigene Futtermühlen leisten könnten. Diese Bauern seien<br />

Opfer krimineller Machenschaften von betrügerischen Futtermittelherstellern geworden,<br />

denen man mit neuer Strenge begegnen müsse.<br />

<strong>Lindemann</strong> bekannte sich zu schärferen Kontrollmechanismen, wie sie der vorige Woche von<br />

Aigner in Berlin vorgestellte Zehnpunkteplan vorsieht. Nur mit einem perfekten<br />

Kontrollsystem lasse sich Vertrauen wieder herstellen. <strong>Lindemann</strong> stellte aber auch über die<br />

aktuelle Affäre hinaus eine Umorientierung der Landwirtschaftspolitik in Aussicht. „Ich will<br />

vermeiden, dass sich die Bürger mit Grauen von der Landwirtschaft abwenden.“ So dürfe man<br />

etwa mit Blick auf die Putenzucht keine Rahmenbedingungen gelten lassen, die zu<br />

Skelettdeformationen und damit automatisch zur Tierquälerei führten.<br />

Michael B. Berger und Dirk Schmaler


Süddeutsche Zeitung<br />

19.01.2011:<br />

'Lückenlose Kontrollen vom Stall bis zum Teller'<br />

Niedersachsens Ministerpräsident David McAllister macht für den<br />

Dioxinskandal kriminelle Taten einiger weniger verantwortlich<br />

Für David McAllister ist es die erste große Bewährungsprobe: Seit sechs Monaten regiert er<br />

Niedersachsen. Der Dioxinskandal trifft das Land hart, die Opposition wirft ihm Versagen<br />

vor.<br />

SZ: Herr Ministerpräsident, Niedersachsen ist Deutschlands größtes Agrar-Land. Wie<br />

dramatisch ist der Dioxin-Skandal für Sie?<br />

McAllister: Wir nehmen die Vorgänge außerordentlich ernst. Millionen von Verbrauchern<br />

sind verunsichert. Tausende von landwirtschaftlichen Betrieben geraten unverschuldet in<br />

finanzielle Not.<br />

SZ: Die Bürger verlieren Vertrauen.<br />

McAllister: Im Mittelpunkt unserer Bemühungen steht deshalb der Schutz der Verbraucher.<br />

Wir müssen sicherstellen, dass keine belasteten Lebensmittel auf den Markt gelangen. Wir<br />

brauchen rückhaltlose Aufklärung. Es ist wichtig, dass wir alle genau hinsehen und erkennen,<br />

dass nicht die Landwirtschaft generell unser Problem ist. Es geht um einige wenige, die sich<br />

unverantwortlich, skrupellos und kriminell verhalten haben. Alle sind stinksauer. Zu Recht.<br />

SZ: Auf wen? Auf die kriminellen Panscher oder auf jene, die nicht genug kontrolliert haben?<br />

McAllister: Auf die Kriminellen natürlich. Die muss der Staat mit aller Konsequenz<br />

verfolgen. Meines Erachtens sind hohe Strafen angemessen - auch als abschreckendes Signal.<br />

Die schwarzen Schafe müssen auch für die Zukunft aus dem Verkehr gezogen werden.<br />

SZ: Die Bürger befürchten, dass die Kontrollen zu lasch sind.<br />

McAllister: Die Aufdeckung des Falles beim Futtermittelwerk in Damme konnte nur deshalb<br />

erfolgen, weil die Kontrollen stringent durchgeführt wurden und weil auf die Ergebnisse<br />

zügig reagiert wurde. Die Staatsanwaltschaft wurde unverzüglich eingeschaltet und hat noch<br />

am Sonnabend Unterlagen beschlagnahmt. Zudem wurden vorsorglich die betroffenen<br />

Betriebe sofort gesperrt.<br />

SZ: Also reichen die Kontrollen aus?<br />

McAllister: Wir brauchen jetzt eine genaue Analyse und müssen die Kontrollmechanismen<br />

noch weiter verbessern.<br />

SZ: Was heißt das?<br />

McAllister: Wir brauchen eine lückenlose Kette vom Stall bis zum Teller. Die muss<br />

transparent und verlässlich sein. Die Zuständigkeit in der Lebensmittelüberwachung ist im<br />

Grundgesetz eindeutig geklärt. Jede Ebene muss ihre Verantwortung voll wahrnehmen. Es<br />

könnte aber sinnvoll sein, die Ergebnisse in Berlin zu bündeln und dort eine zentrale<br />

Anlaufstelle zu schaffen. Wir müssen zudem die bestehenden Netzwerke verbessern. So<br />

erwägt mein neuer Landwirtschaftsminister <strong>Gert</strong> <strong>Lindemann</strong>, ein neues Bündelungsreferat für<br />

Verbraucherschutz in seinem Haus zu schaffen.<br />

SZ: Stellen Sie mehr Kontrolleure ein?<br />

McAllister: Ich schließe nicht aus, dass zusätzliches Personal gebraucht wird. Offenbar haben<br />

die Futtermittelkontrolleure derzeit ein sehr breites Aufgabenfeld. Es stellt sich die Frage nach<br />

einer Aufgabenreduzierung, damit sie sich aufs Kerngeschäft konzentrieren können: die<br />

Futtermittelkontrolle.


SZ: Die Bundesverbraucherministerin hat ein Konzept vorgelegt.<br />

McAllister: Der Zehn-Punkte-Plan von Frau Aigner geht in die richtige Richtung - ein Teil ist<br />

deckungsgleich mit Vorschlägen aus Niedersachsen.<br />

SZ: Hier in Hannover vermisst die Opposition ein Krisen-Management.<br />

McAllister: Niedersachsen hat von Anfang an schnell gehandelt und bereits vor Weihnachten<br />

die ersten Betriebe gesperrt. Im Landesamt für Verbraucherschutz wurde eine Urlaubssperre<br />

verhängt. Dort wird in Schichtarbeit auf Hochtouren an der Aufklärung gearbeitet, auch an<br />

Wochenenden.<br />

SZ: Aber wo ist die Linie, die der Ministerpräsident vorgibt?<br />

McAllister: Meine Linie ist klar: Niedersachsen handelt, Niedersachsen klärt auf,<br />

Niedersachsen macht Lösungsvorschläge.<br />

SZ: In dieser Krise hatten Sie über Wochen keinen Chef im Agrar-Ressort.<br />

McAllister: Astrid Grotelüschen ist kurz vor Weihnachten von ihrem Amt zurückgetreten. Ich<br />

habe <strong>Gert</strong> <strong>Lindemann</strong> als Nachfolger benannt. Er ist der Beste für dieses Amt. Die<br />

verfassungsrechtliche Situation ist so, dass ein Minister erst vom Landtag gewählt werden<br />

muss. Das erfolgt heute. <strong>Gert</strong> <strong>Lindemann</strong> ist schon jetzt in alle politischen Abläufe<br />

eingebunden. Direkt nach seiner Wahl hält dieser sehr kundige Mann eine<br />

Regierungserklärung zur aktuellen Agrarpolitik.<br />

SZ: Frau Grotelüschen ist nach Vorwürfen wegen der Zustände in Geflügelmastbetrieben<br />

zurückgetreten. Können Sie verstehen, dass die <strong>Massentierhaltung</strong> so umstritten ist?<br />

McAllister: Grundlage unserer Landwirtschaft sind bäuerliche Betriebe. Der Strukturwandel<br />

hat in Teilen zu einer industriellen Landwirtschaft geführt. Er stößt aber zum Teil an Grenzen.<br />

Wir erleben lebhafte Debatten über die Genehmigung von Stallbauten für Großprojekte.<br />

SZ: Und der Tierschutz?<br />

McAllister: Größe allein sagt nichts über die Qualität des Tierschutzes aus. Wir müssen<br />

vielmehr für einen achtsamen Umgang mit den Tieren sorgen. Hier wollen wir neue Maßstäbe<br />

setzen. Mein neuer Landwirtschaftsminister wird mit Vertretern von Tierschutzorganisationen<br />

und der Agrarwirtschaft eine Strategie 'Tierschutz in der Nutztierhaltung 2020' entwickeln.<br />

SZ: Mit welchen Vorgaben?<br />

McAllister: Wir brauchen einen gesellschaftlichen Konsens, etwa beim umstrittenen Stutzen<br />

der Schnäbel bei Puten. Diese Debatte werden wir in Niedersachsen führen, gerade weil wir<br />

das führende Land in der Geflügelproduktion sind. Ein vernünftiger Landwirt ist ein<br />

Tierschützer, der quält keine Tiere.<br />

SZ: Manche Produkte sind so billig, dass Kritiker sagen: Dafür kann man nichts Gutes und<br />

Gesundes erwarten.<br />

McAllister: In Deutschland sind Lebensmittel tatsächlich so günstig wie in keinem anderen<br />

Land. Jeder Verbraucher kann selbst entscheiden, was ihm sein Essen wert ist. Es ist<br />

nachvollziehbar, dass Qualität unter Billigpreisen leidet. Allerdings gebe ich zu bedenken:<br />

Viele Menschen müssen jeden Cent umdrehen und günstige Lebensmittel kaufen, weil sie<br />

sich andere nicht leisten können. Sie haben einen Anspruch darauf, dass sie keine Gifte zu<br />

sich zu nehmen.<br />

SZ: Lebensmittelskandale verlaufen stets nach dem gleichen Muster: Die Politik verspricht<br />

Änderungen. Nach ein paar Monaten ist wieder alles wie vorher.<br />

McAllister: Das können wir uns nicht mehr leisten. Die Voraussetzungen sind gut: Bund und<br />

Länder sind sich einig. Die Vorschläge sollten nicht zerredet werden.<br />

Interview: Jens Schneider<br />

Quelle: Süddeutsche Zeitung Nr.14, Mittwoch, den 19. Januar 2011 , Seite 5

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