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Milchflaschenwärmer als Streuquelle für Burkholderia cepacia - ÖGKV

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Hygiene - Fortbildungstage <strong>ÖGKV</strong> / ÖGHMP<br />

Europahaus, September 2009<br />

<strong>Milchflaschenwärmer</strong> <strong>als</strong> <strong>Streuquelle</strong><br />

<strong>für</strong> <strong>Burkholderia</strong> <strong>cepacia</strong><br />

S.Hellwagner 1 , S.Equiluz-Bruck 1 , M.Fudel 1 , KJ.Rauchberger 1 , A.Schmid 2 , U.Pomper 2<br />

1 Krankenhaushygiene / Wilhelminenspital<br />

2 Pathologisch – Bakteriologisches Institut / Wilhelminenspital


<strong>Burkholderia</strong> <strong>cepacia</strong><br />

• Erreger - ca. 2,5 µm großes aerobes,<br />

gramnegatives Stäbchenbakterium mit<br />

polarer Begeißelung<br />

• Erstmalige Identifizierung des Erregers 1947 durch<br />

Walter Hagemeyer Burkholder (Cornell University,<br />

New York) – Ausbruch von Infektionen mit Zwiebelfäule -<br />

verursachenden Bakterien bei Farmen<br />

• Ende der 90er - Jahre: Identifizierung des <strong>Burkholderia</strong><br />

Komplexes ( 9 Genomovare – phänotypisch nahezu<br />

ident, genotypisch verschieden – unterschiedliche<br />

Virulenz)


Vorkommen :<br />

<strong>Burkholderia</strong> <strong>cepacia</strong><br />

• Primär Pflanzen - pathogener Keim<br />

• Feuchte Umgebung, Boden, Gewässer,<br />

Knollenbereich von Gemüsen<br />

• Anerkannte Fähigkeit chlororganische<br />

Pestizide und polychlorierte Biphenyle<br />

abzubauen


<strong>Burkholderia</strong> <strong>cepacia</strong><br />

Pathogenität<br />

• Ab 1970 Berichte über Nachweis von <strong>Burkholderia</strong> bei<br />

Patienten mit Cystischer Fibrose (CF)<br />

• 1984 erstmalig endemieartiges Auftreten des Erregers<br />

in Toronto (Kanada) bei CF-Patienten mit zum Teil<br />

schweren pulmonalen Infektionen<br />

• Gilt heute <strong>als</strong> einer der wichtigsten pathogenen Erreger<br />

<strong>für</strong> pulmonale Infektionen bei CF-Patienten<br />

• Kann bei Patienten mit chronischer Granulomatose<br />

Pneumonien, sowie bei Immunsuppression Sepsis<br />

verursachen


<strong>Burkholderia</strong> <strong>cepacia</strong><br />

• Klinik :<br />

<strong>Burkholderia</strong> <strong>cepacia</strong> dringt in Epithelzellen des<br />

Respirationstraktes ein und vermehrt sich dort,<br />

Erregerelimination aufgrund der Fähigkeit der<br />

Biofilmbildung kaum möglich<br />

• Verlauf :<br />

sehr unterschiedlich<br />

bei 20% der Fälle akut verlaufende nekrotisierende<br />

Pneumonie mit Sepsis -„<strong>Burkholderia</strong> <strong>cepacia</strong>-Syndrom“<br />

• Übertragung :<br />

- aerogen<br />

- oral: Aufnahme von Wasser und Nahrung


<strong>Burkholderia</strong> <strong>cepacia</strong><br />

Resistenzsituation:<br />

• Natürliche Resistenz gegen Aminoglykoside<br />

• Meist multiresistent gegen zahlreiche<br />

Antibiotika<br />

• Antibiogramm obligat<br />

• Klinische Wirkung von Antibiotika oft<br />

mangelhaft


DOSCH – Symposium<br />

Schloss Goldegg, Mai 2009<br />

<strong>Milchflaschenwärmer</strong> <strong>als</strong> <strong>Streuquelle</strong> <strong>für</strong><br />

<strong>Burkholderia</strong> <strong>cepacia</strong><br />

2.2.2009 Anruf des Hygieneteams SMZ- Ost:<br />

bei 2 transferierten Kindern - positiver Nachweis<br />

von BURKHOLDERIA CEPACIA im<br />

Bronchi<strong>als</strong>ekret<br />

(22.1.2009 und 26.1.2009 : Verlegung der Kinder<br />

von Pav. 21 / NICU des WSP auf die ICU des<br />

SMZ-Ost)


<strong>Burkholderia</strong> <strong>cepacia</strong><br />

Gezielte Nachforschungen im WSP<br />

• Zeitraum März 2008 – Februar 2009:<br />

• 20 Patienten mit positivem Nachweis<br />

von <strong>Burkholderia</strong> <strong>cepacia</strong><br />

• Davon 10 Patienten<br />

auf NICU /Pavillon 21<br />

stationär aufgenommen


11<br />

10<br />

9<br />

8<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

NICU<br />

<strong>Burkholderia</strong> <strong>cepacia</strong><br />

Patienten WSP - gesamt<br />

März 2008 - August 2009<br />

Kinderabt.<br />

2. Med.<br />

3. Med.<br />

5. Med.<br />

Akutdialyse<br />

Uro


3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

<strong>Burkholderia</strong> <strong>cepacia</strong><br />

Patienten - NICU / Pavillon 21<br />

März 2008 – Februar 2009<br />

Mär.08 Apr.08 Mai.08 Jun.08 Jul.08 Aug.08 Sep.08 Okt.08 Nov.08 Dez.08 Jän.09 Feb.09


<strong>Burkholderia</strong> <strong>cepacia</strong><br />

Daten der 10 Patienten / NICU<br />

• 8 Buben und 2 Mädchen<br />

• 9 Kinder: Frühgeburten mit durchschnittlichem<br />

Geburtstermin in der 28. SSW (23.-38. SSW)<br />

• Durchschnittliches Geburtsgewicht : 1371 g<br />

(600 – 3215 g)<br />

• 7 Kinder: akute Sectio caesarea<br />

• Alle Kinder waren beatmet und parenteral ernährt<br />

• Positiver Erregernachweis im Tubusabstrich -<br />

Bronchi<strong>als</strong>ekret, Femuraliskatheter, Analabstrich


<strong>Burkholderia</strong> <strong>cepacia</strong><br />

Februar 2009 :<br />

Interdisziplinäres Gespräch mit ärztlicher und pflegerischer<br />

Leitung der NICU<br />

Mögliche Quellen:<br />

Befeuchtungssystem des Inkubators<br />

Respirator<br />

aromatische Badezusätze<br />

Wasserleitung<br />

Flaschenwärmer mit Wasserbad<br />

Enterale Ernährungssonden<br />

Milchküche


<strong>Burkholderia</strong> <strong>cepacia</strong><br />

17.2.2009 Umgebungsuntersuchung :<br />

24 Proben werden abgenommen<br />

Wasserwanne der Inkubatoren<br />

Enterale Ernährungssonden<br />

Armaturen – Waschbecken, Badewanne<br />

Kühlschrank<br />

Aromatische Badezusätze<br />

Absaugung – Spülflüssigkeit<br />

Milchküche: Kühlschrank<br />

Armaturen: Waschbecken<br />

Flaschenwärmer mit Wasserbad Probe positiv


<strong>Milchflaschenwärmer</strong> mit<br />

Wasserbad


<strong>Milchflaschenwärmer</strong> mit Wasserbad


Waschbecken neben dem Flaschenwärmer mit Wasserbad


Wasserwanne, Befeuchtung


Milchküche


Milchküche


<strong>Burkholderia</strong> <strong>cepacia</strong>


<strong>Burkholderia</strong> <strong>cepacia</strong><br />

Sanierungsversuch des Flaschenwärmers:<br />

• Entleerung des Wasserbehälters<br />

• Desinfektion des gesamten Gerätes<br />

• Trocknung der Wasserwanne (Fön)<br />

• Wiederbefüllung des Flaschenwärmers mit<br />

Aqua bidestillatum


<strong>Burkholderia</strong> <strong>cepacia</strong><br />

23.2.2009 Kontrollbeprobung :<br />

8 Proben werden abgenommen<br />

Flaschenwärmer mit Wasserbad<br />

Armatur – Waschbecken<br />

Proben positiv<br />

(Wasserwanne – Inkubator<br />

Milchküche : Waschbecken<br />

Dezentrale Desinfektionsmittelanlage<br />

Wasserproben)


Waschbecken<br />

neben<br />

Flaschenwärmer<br />

NICU


27.2.2009:<br />

<strong>Burkholderia</strong> <strong>cepacia</strong><br />

Neuerliches interdisziplinäres Gespräch mit<br />

ärztlicher und pflegerischer Leitung der NICU<br />

Umstellung des Flaschenwärmers mit<br />

Wasserbad auf kontaktbetriebene<br />

Flaschenwärmer empfohlen<br />

Auf Wichtigkeit einer konsequenten<br />

Händehygiene hingewiesen


27.2.2009<br />

<strong>Burkholderia</strong> <strong>cepacia</strong><br />

• Information der Bereichsleitung und<br />

der Kollegialen Führung über die<br />

bestehende Problematik<br />

• Empfehlung - Umstellung der<br />

<strong>Milchflaschenwärmer</strong> mit Wasserbad auf<br />

kontaktbetrieben <strong>Milchflaschenwärmer</strong>


<strong>Burkholderia</strong> <strong>cepacia</strong><br />

2.3.2009<br />

Beprobung weiterer Flaschenwärmer mit Wasserbad:<br />

•<br />

•<br />

IMC, Pav. 21<br />

Kinderzimmer, Gynäkologie Pav. 28<br />

Proben positiv<br />

• Wasserbad / Apotheke <strong>für</strong> Salbenzubereitung<br />

6.3.2009<br />

Empfehlung des HYT:<br />

Generelle Umstellung der Flaschenwärmer mit Wasserbad<br />

auf kontaktbetriebene Flaschenwärmer im gesamten WSP


<strong>Burkholderia</strong> <strong>cepacia</strong><br />

Maßnahmen bis zur Umstellung auf<br />

kontaktbetrieben <strong>Milchflaschenwärmer</strong><br />

• NICU : Kontaktbetriebener <strong>Milchflaschenwärmer</strong> <strong>als</strong><br />

Leihgerät seit März 2009<br />

• IMC : 2 Flaschenwärmer mit Wasserbad, die abwechselnd<br />

in Betrieb sind (ausreichend lange Trocknungsphase)<br />

Danach kein weiterer Erregernachweis mit<br />

<strong>Burkholderia</strong> <strong>cepacia</strong> bei Patienten auf der<br />

NICU und IMC, Pav.21<br />

(1Patient an Akutdialyse im Aapril 2009)


<strong>Burkholderia</strong> <strong>cepacia</strong><br />

Ende Mai 2009:<br />

Komplette Umstellung auf kontaktbetriebene<br />

<strong>Milchflaschenwärmer</strong> im Wilhelminenspital


NICU; Juni 2009


NICU, Juni 2009


<strong>Burkholderia</strong> <strong>cepacia</strong><br />

Conclusio (1)<br />

Trotz regelmäßiger Wartung des Flaschenwärmer<br />

mit Wasserbad<br />

1x täglichem Wechsel des Wassers<br />

Reinigung und Desinfektion<br />

Verwendung von Aqua bidestillatum<br />

können Geräte dieser Bauart aus Krankenhaus –<br />

hygienischer Sicht nicht empfohlen werden, da<br />

Wasserbäder die Gefahr der Verkeimung und<br />

Keimverschleppung (Oberfläche der Flaschen<br />

und Hände) bergen.


<strong>Burkholderia</strong> <strong>cepacia</strong><br />

Conclusio (2)<br />

Die Sanierung des Flaschenwärmers mit<br />

Wasserbad, bei Kontamination mit einem ubiquitär<br />

vorkommenden Wasserkeimes, wird auf einer<br />

Neonatologischen Intensivstation aufgrund der<br />

speziellen Bedürfnisse der PatientInnen<br />

erschwert :<br />

Notwendigkeit des 24 Stundenbetriebes<br />

Zu kurze Trocknungsphase nach Reinigung<br />

und Desinfektion

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