Elektrischer Strom
Elektrischer Strom
Elektrischer Strom
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
XXIX <strong>Elektrischer</strong> <strong>Strom</strong><br />
Der <strong>Strom</strong> ist die Basiseinheit im SI-System und wird definiert über die<br />
Ladungsänderung pro Zeiteinheit. Wenn z.B. eine Kondensatorplatte entladen<br />
wird und pro Zeiteinheit Δt ΔQ Ladungseinheiten abfließen, fließt der<br />
<strong>Strom</strong> I= ΔQ/ Δt oder differenziell geschrieben:<br />
I =<br />
dQ<br />
dt<br />
Die Maßeinheit für den <strong>Strom</strong> I ergibt sich zu :<br />
As<br />
[] I = = A ( Ampere)<br />
s<br />
Der <strong>Strom</strong> ist eine gerichtete Größe, die Konvention ist, dass die Richtung von<br />
I parallel zur Richtung des dazugehörigen elektrischen Feldes E ist.<br />
+<br />
+<br />
+<br />
+<br />
E<br />
I<br />
-<br />
-<br />
-<br />
-<br />
In dem Bild bedeutet also ein positiver <strong>Strom</strong> die<br />
Bewegung von Elektronen nach links oder die<br />
von positiven Ladungen nach rechts.<br />
1
Elektrische Ströme erkennt man an verschiedenen Wirkungen z.B.<br />
durch elektrochemische Wirkung d.h. chemische Änderungen in einer<br />
Lösung bei <strong>Strom</strong>fluss. Als Beispiel betrachten wir eine Cu-Sulfat Lösung:<br />
Elektrolytische Wirkung<br />
Anode<br />
+<br />
U<br />
I I<br />
SO 4 2- Cu 2+<br />
- Kathode<br />
Anode: SO 4 2- +H2O H 2SO 4 +O 2 +2 e -<br />
Kathode: Cu 2+ +2e - Cu-Metall<br />
Auf der Anode scheidet sich metallisches Cu ab.<br />
Experiment Cu-Abscheidung<br />
In der Lösung wird der <strong>Strom</strong> von den<br />
Cu 2+ - und SO 4 2- -Ionen getragen, an den<br />
Elektroden findet folgende Reaktion<br />
statt:<br />
2
Mit dem Versuch kann man eine Ladungsmenge Q durch eine Gewichtsbestimmung<br />
des abgeschiedenen Cu messen:<br />
Relatives Atomgewicht von Cu: A=63.54:<br />
( d.h. 63.54 g Cu sind 1 Mol und enthalten 6.02 10 23 Atome)<br />
Bei einer Abscheidung von<br />
63.54 g Cu werden also 12.04 10 23 Elektronen abgegeben<br />
das ist eine Ladungsmenge<br />
Q= 7.52 10 4 C ( mit der Elementarladung e =1.602 10 -19 As)<br />
Früher hat man mit einer einfachen elektrochemischen Reaktion das A definiert:<br />
1 A ist der <strong>Strom</strong>, der aus einer AgNO 3 -Lösung 1.118 mg Ag<br />
pro Sekunde abscheidet.<br />
Man kann nachrechnen, dass diese Definition sehr genau mit der moderneren<br />
Definition von 1 A übereinstimmt.<br />
3
Wärmewirkung<br />
Am bekanntesten ist wohl die Wärmewirkung eines <strong>Strom</strong>es, der durch<br />
einen Draht fließt, ein stromdurchflossener Draht heizt sich auf, der <strong>Strom</strong><br />
erzeugt ein elektrische Verlustleistung:<br />
Vorführung Hitzdrahtamperemeter<br />
I<br />
Der Draht dehnt sich gemäß der Formel l( T ) = l aus<br />
0 + αT<br />
(siehe Wärmelehre), das kann man ausnutzen, um ein primitives<br />
Amperemeter zu konstruieren.<br />
4
Die elektrische Energie, die im Draht verbraucht wird, kann man leicht<br />
berechnen, denn mit der Grundbeziehung für die Arbeit im Feld und<br />
die transportierte Ladungsmenge Q<br />
W el<br />
= Q∫<br />
E ⋅ds<br />
= QU Q = ∫ Idt = It<br />
bzw. (I=konstant) folgt:<br />
Wel = IUt [ ] = VAs = Ws = J<br />
W el<br />
Die dazugehörige elektrische Leistung P =W/t nennt man Verlustleistung.<br />
Sie wird im Elektronensystem des Drahtes erzeugt und über Stöße an die<br />
Atome abgegeben. Elektronen werden im Feld beschleunigt:<br />
v e<br />
t<br />
Zusammenstoss Elektron- mit Kristallgitter, kinetische Energie wird an das<br />
Gitter übertragen. (Aufheizung)<br />
5
Magnetische Wirkung<br />
Eine weitere Wirkung des <strong>Strom</strong>es ist die Erzeugung eines Magnetfeldes in der<br />
Nähe des Leiters. Wie wir später genau berechnen werden, entsteht um einen<br />
stromdurchflossenen Draht ein rotationssymmetrisches Magnetfeld, das Magnetfeld<br />
wiederum übt auf einen <strong>Strom</strong> eine magnetische Kraft aus, die sogenannte<br />
Lorentzkraft.<br />
Vorführung Kraft zwischen zwei stromdurchflossenen Drähten<br />
I I<br />
H<br />
Die Kraft ist anziehend für die gleiche<br />
<strong>Strom</strong>richtung und abstoßend für<br />
entgegengesetzte Ströme<br />
Dieses Experiment ergibt die Definition des Ampere im SI-Systems:<br />
Die Kraft F auf zwei 1 m lange Drähte im Abstand von 1 m ist 2 10 -7 N,<br />
wenn ein <strong>Strom</strong> von 1 A fliesst.<br />
6
Diese Kraft nutzt man im klassischen Drehspulgalvanometer aus, um<br />
ein einfaches Messinstrument für den <strong>Strom</strong> zu konstruieren:<br />
H<br />
M<br />
I<br />
I<br />
Drehachse<br />
H<br />
In diesem Fall bewirkt die magnetische Kraft ein Drehmoment, das gegen die<br />
Kraft der Spiralfeder versucht, die <strong>Strom</strong>schleife so zu stellen, dass der Flächenvektor<br />
parallel zur Feldrichtung steht. Quantitativ schreibt man die Kraft als:<br />
[ ] A H<br />
M μ I ×<br />
= 0<br />
mit dem schon aus der Mechanik bekannten Flächenvektor der<br />
<strong>Strom</strong>schlaufe und der später noch zu definierenden Induktionskonstante des<br />
Vakuums µ 0 Vorführung Drehspulgalvanometer<br />
7<br />
A
Ohmsches Gesetz<br />
Für einfache metallische Leiter gilt das Ohmsche Gesetz, das ist eine<br />
lineare Abhängigkeit zwischen dem <strong>Strom</strong> und der Spannung:<br />
Vorführung Ohmsches Gesetz<br />
U<br />
I<br />
Man beobachtet eine Proportionalität<br />
I =<br />
Die Proportionalitätskonstante zwischen Spannung und <strong>Strom</strong><br />
nennt man den ohmschen Widerstand R:<br />
[ ]<br />
[ U ]<br />
[] I<br />
V<br />
R = = = Ω<br />
A<br />
(Ohm<br />
)<br />
U<br />
R<br />
8
Der Widerstand R wird bestimmt durch die Geometrie, die Temperatur und<br />
das Material. Genau wie der thermischen Widerstand, ist der elektrische<br />
Widerstand proportional zur Länge und umgekehrt proportional zur Fläche:<br />
R<br />
ρ l<br />
A<br />
= [ ρ ]<br />
=<br />
[ R ] ⋅ [ A ]<br />
[] l<br />
mit dem Materialparameter ρ, dem spezifischen elektrischen<br />
Widerstand des Materials<br />
Der spezifische elektrische Widerstand variiert für verschiedene Materialien<br />
über viele Größenordnungen, hier Beispiele für Raumtemperatur:<br />
=<br />
Ω<br />
m<br />
9
spezifischer Widerstand, Zahlenwerte<br />
Cu<br />
Fe<br />
CuNi<br />
Ge<br />
Si<br />
Glas<br />
Material ρ(Ωm)<br />
Material<br />
Quarz<br />
Teflon<br />
1.7 10 -8<br />
9.8 10 -8<br />
50 10 -8<br />
10 -3<br />
120<br />
10 6<br />
10 10<br />
10 13<br />
ρ(Ωm)<br />
Metalle<br />
Halbleiter<br />
Isolatoren<br />
10
T-Abhängigkeit von R<br />
Vorführung T-Abhängigkeit metallischer Widerstand<br />
Bei Metallen nimmt der Widerstand mit zunehmender Temperatur zu:<br />
R<br />
T(K)<br />
0 150 300<br />
Bei Halbleitern und Isolatoren findet man eine Abnahme des Widerstandes<br />
mit zunehmender Temperatur<br />
R<br />
T(K)<br />
0 150 300<br />
11
Zusammenfassung<br />
Grunddefinition <strong>Strom</strong><br />
Elektrische Energie<br />
Wert des Widerstandes R<br />
Ohmsches Gesetz<br />
dQ<br />
I =<br />
dt<br />
Wel = IUt<br />
R =<br />
ρ(<br />
T )<br />
I =<br />
U<br />
R<br />
l<br />
A<br />
12