25.10.2012 Aufrufe

November 2011 - Nossner Rundschau

November 2011 - Nossner Rundschau

November 2011 - Nossner Rundschau

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Erlebnis Kurort Franzensbad – eine Erholung für Körper und Seele<br />

„Zum Lichte des Verstandes können wir immer gelangen, aber die Fülle des Herzens kann uns niemand geben.“<br />

Lesen und lernen bildet uns bis<br />

ins hohe Alter, aber mehr noch<br />

gewinnen wir durch Reisen.<br />

Reisen bergen Erlebnis auf<br />

Tuchfühlung und schenken uns<br />

bleibende Erinnerungen, die<br />

Kraft in unseren Herzen entfalten<br />

und uns beständige Begleiter<br />

sind. Sie vermögen die Fülle<br />

des Herzens zu vervollkommnen.<br />

So begab ich mich das 7. Mal<br />

in das Kur- und Heilbad Franzensbad,<br />

das unter den drei<br />

großen Bädern im „Böhmischen<br />

Dreieck“: Karlsbad, Marienbad<br />

und Franzensbad das<br />

kleinste, aber weitaus individuellste<br />

ist. Der Aufenthalt dort<br />

wird begleitet von den Schönheiten<br />

der Natur, d.h. aller Teile<br />

des Kurparks, der Akkuratesse<br />

der Anlagen, der schönen<br />

Baumbestände und der beruhigend<br />

wirkenden aufeinander<br />

abgestimmten Architektur der<br />

Häuser und aller sonstigen<br />

Bauten. Es sind stets aufs Neue<br />

erfreuende stilgerechte und –<br />

um nur eine Kleinigkeit zu<br />

nennen – oftmals aus der Tradition<br />

der Erbauung Franzensbades<br />

herrührende Eigenheiten:<br />

die schmiedeeisernen grün gestrichenen<br />

Balkongitter, die<br />

man allüberall wiederfindet. –<br />

Doch nun kurz zur Entstehungsgeschichte.<br />

Schon in<br />

grauer Vorzeit gab es hier ein<br />

Ereignis, auf das ich noch zu<br />

sprechen komme; dann aber<br />

spielte die später sogenannte<br />

„Franzensquelle“ bereits in<br />

prähistorischer Zeit eine Rolle.<br />

Es fanden sich weitere Heilwasser<br />

in dieser Gegend, die<br />

erst einmal durch einen<br />

Großbrand in der Stadt Eger<br />

vernichtet wurden. Die schon<br />

im 10. Jahrhundert erwähnten<br />

Quellen erholten sich, und<br />

nachdem mehrere Legenden<br />

und Tatsachen in Verbindung<br />

mit der Stadt Eger ausgetragen<br />

werden mussten, wurden endlich<br />

die diversen Quellen und<br />

der Ort Franzensbad vereinigt.<br />

Eger gab als „Pseudokurort“<br />

endgültig auf. –<br />

Durch sein tatkräftiges Wirken<br />

zur Persönlichkeit geworden,<br />

18<br />

<strong>Nossner</strong> <strong>Rundschau</strong> I <strong>November</strong> <strong>2011</strong><br />

Goethe, Wilhelm Meisters Lehrjahre<br />

Promenade in Franzensbad Foto: Männe/Pixelio<br />

fährt der rührige Dr. Adler<br />

nach Prag, wo die Krönung von<br />

Leopold II. stattfindet und<br />

schreibt von dort aus einen<br />

Brief an den Kaiser mit der Bitte,<br />

die Quellen in seine Obhut<br />

nehmen zu dürfen. Am 27.<br />

April 1793 genehmigt Kaiser<br />

Franz I. Baupläne für ein Dorf,<br />

das den Namen „Kaisers Franzensdorf“<br />

tragen sollte. – Der<br />

Aufbau nimmt schnell zu, in<br />

den Napoleonischen Kriegen<br />

werden die ersten 24 Häuser<br />

gebaut, Kurhäuser und Pavillons<br />

schmücken den Ort, er<br />

birgt bereits auch 6 Mineralquellen.<br />

1865 wird die Gemeinde<br />

an das Eisenbahnnetz<br />

angeschlossen und zur Stadt erhoben.<br />

– Die „Goldene Zeit des<br />

Badewesens“ währt bis zum 1.<br />

Weltkrieg. Nach schwierigen<br />

Zwischenzeiten blüht Franzensbad<br />

nun wieder auf. Ein<br />

völlig neues Kapitel in der Geschichte<br />

der Stadt hat begonnen.<br />

–<br />

In den vielen vergangenen Jahrzehnten<br />

hat Franzensbad be -<br />

rühmte und bedeutende Gäs te<br />

beherbergt, deren Namen<br />

durch Tafeln an all den Einrichtungen,<br />

die sie besuchten,<br />

verewigt sind. Kaiser Franz I.<br />

als Namensgeber und höchste<br />

Persönlichkeit ist in Form eines<br />

Denkmals auf der schönsten<br />

Promenade, genannt Isabella-<br />

Promenade, mit der Gründungsurkunde<br />

Franzensbades<br />

vom 27. April 1793, verewigt<br />

worden. – Unendlich viele Adlige,<br />

Grafen, Fürsten, Könige,<br />

Prinzen und Prinzessinnen aus<br />

aller Welt waren hier, um das<br />

Quellwasser, die Mineralbäder,<br />

Moorpackungen etc. zu ihrer<br />

Besserung oder Heilung zu benutzen.<br />

Aber auch Begegnungen,<br />

Gespräche, das Sich-Kennenlernen,<br />

das Flanieren oder<br />

die Kutschfahrten, nicht zuletzt<br />

das Tanzen im Gesellschaftshaus<br />

(heute Casino) fanden<br />

statt. Goethes Frau Christiane,<br />

die oft am Ort weilte, war bekannt<br />

dafür, dass sie ihre Schuhe<br />

zertanzt hatte! – Ich denke<br />

bei den vielen berühmten Namen<br />

vorzüglich an große Musiker<br />

und Dichter, als da zu nennen<br />

wären: Ludwig van<br />

Beethoven, Johann Strauß,<br />

Spontini, Tiedge, Fichte und<br />

Johann Wolfgang von Goethe. –<br />

Über all die vielen Gäste aus<br />

dem In- und Ausland gäbe es<br />

so viel zu berichten, dass ich einen<br />

ganzen Artikel damit ausfüllen<br />

könnte. Das führt zu<br />

weit. Es waren in den vergangenen<br />

Jahrhunderten vor allem<br />

Vertreter des Hochadels bis hin<br />

zu gekrönten Häuptern hier,<br />

aber auch der niedere Adel sagt<br />

uns viel und ist verwoben mit<br />

bürgerlichen Familien bzw. bekannt<br />

durch Literatur, Architektur,<br />

Erfindungen. So müssen<br />

wir der Vielfalt halber Abstand<br />

nehmen und sie den Büchern<br />

oder Archiven überlassen. –<br />

Drei sehenswerte beeindruckende<br />

Kirchen möchte ich<br />

noch erwähnen, die jedem Besucher<br />

erfüllen können, was er<br />

ersehnt: Die rein klassizistisch<br />

gebaute römisch-katholische<br />

Kirche „Erhebung des Heiligen<br />

Kreuzes“ birgt in ihrer ebenfalls<br />

rein klassizistischen Innenausstattung<br />

zwei Alabaster-Engel,<br />

überlebensgroß, die eine wundervolle<br />

Ruhe und Besinnung<br />

ausströmen. – Die evangelische<br />

Kirche befindet sich in der Angelika-Straße.<br />

Sie ist im Stil des<br />

romanisch-gotischen Historismus<br />

1880 gebaut worden.<br />

Schließlich gibt es noch die orthodoxe<br />

Kirche „Zur Heiligen<br />

Olga“, deren russische Architektur<br />

einem Bau aus den Siebziger<br />

Jahren des 19. Jahrhunderts<br />

vorliegt. Alle 3 Kirchen<br />

bieten einen gepflegten und anziehenden<br />

Anblick in Franzensbad.<br />

–<br />

Orthodoxe Kirche in Franzensbad Foto: Zaubervogel/Pixelio

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!