25.10.2012 Aufrufe

November 2011 - Nossner Rundschau

November 2011 - Nossner Rundschau

November 2011 - Nossner Rundschau

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Färberei Heinze<br />

Ehe 1883 (auch 1885 möglich)<br />

der Färbermeister Reinhold<br />

Heinze sein Geschäft auf der<br />

Dresdner Straße 9 einrichtete,<br />

betrieben in dem um 1850 erbauten<br />

Gebäude bereits mehrere<br />

Handwerker und Gewerbetreibende<br />

ihre Geschäfte. So<br />

finden wir in den Niederschriften<br />

u. a. einen Schlossermeister,<br />

einen Fischhändler, zwei<br />

Schuhmacher und auch den<br />

Holzpantoffelmacher Wilhelm<br />

Fritzsche.<br />

Das Färben von Naturfasern,<br />

Schafwolle und Stoffen war<br />

ausgangs des 19. Jahrhunderts<br />

sehr beliebt. Oft wurden auch<br />

Kleidungsstücke „umgefärbt“,<br />

sodass die Nachbarn glaubten,<br />

der Träger hätte sich schon<br />

wieder eine neue Hose, einen<br />

schicken Pullover oder eine tolle<br />

Jacke leisten können.<br />

In der Festschrift zum Heimatfest<br />

1905 warb Herr Heinze<br />

mit einem Inserat, in dem er<br />

seine Einrichtung als „moderne<br />

chemische Reinigung“ mit<br />

Dampfbetrieb, in der besonders<br />

Herren- und Damengarderoben<br />

gefärbt werden, vorstellte.<br />

Aber auch andere Stoffe,<br />

Portieren (Türvorhänge) und<br />

Gardinen konnten mit neuen<br />

leuchtenden Farben versehen<br />

werden.<br />

1909 übergab Reinhold Heinze<br />

die Färberei an seinen Sohn<br />

Kurt, der bereits mehrere Jahre<br />

im elterlichen Betrieb als Färbergehilfe<br />

gearbeitet hatte.<br />

1920 tauchte im Einwohnerverzeichnis<br />

ein Julius Benjamin<br />

Reinhold Heinze (?) auf, ehe<br />

<strong>Nossner</strong> <strong>Rundschau</strong> I <strong>November</strong> <strong>2011</strong><br />

dann ab 1925 Kurt Reinhold<br />

Heinze als Färbermeister und<br />

Färbereibesitzer aufgeführt<br />

wurde.<br />

Gefärbt wurde damals in Bottichen<br />

mit Farblösungen, die<br />

vorher durch Dampf erwärmt<br />

worden waren. Je länger die zu<br />

bearbeiteten Sachen in der Lösung<br />

lagen, desto intensiver war<br />

dann die Farbgebung.<br />

Auf der Ausstellung <strong>Nossner</strong> Betriebe anlässlich des Heimatfestes 1956 präsentierte<br />

sich die Firma Heinze mit diesem Stand in der Turnhalle der Pestalozzischule.<br />

28<br />

Nossens ehemalige Handwerker, Geschäfte und Betriebe – Teil 8<br />

Die Färberei Heinze und die Drechslerei von Thilo auf der Dresdner Straße mit<br />

Blick zum Schloss auf einer Postkarte von 1907.<br />

Das Werbeinserat der Färberei Heinze aus der Heimatfestbroschüre 1905<br />

Anschließend kamen dann die<br />

frisch gefärbten Kleidungsstücke,<br />

Stoffe und die Wolle<br />

zum Trocknen auf das Dach<br />

oder in die luftigen Bodenverschläge<br />

der Färberei.<br />

Mit der Annonce „Curt Heinze,<br />

Nossen färbt, reinigt,<br />

wäscht, plättet, plissiert“, warb<br />

der Färbermeister in der Festschrift<br />

zum Heimatfest 1936.<br />

Ich kann mich noch gut daran<br />

erinnern, dass meine Eltern<br />

Wolle und Stoffe bei Heinzes<br />

färben ließen.<br />

Nach Heinzes Tod führte seine<br />

Frau den Betrieb noch einige<br />

Jahre weiter. Leider ist mir der<br />

genaue Zeitpunkt der Betriebsschließung<br />

nicht bekannt, es<br />

dürfte sich aber um die 1970er/<br />

1980er Jahre handeln.<br />

Das sich damals oberhalb der<br />

Färberei anschließende Haus<br />

Dresdner Straße 7 (Drechslermeister<br />

Thilo [Korbwaren,<br />

Kinderwagen], Frisör Linnemann)<br />

musste kurz nach 1968<br />

abgerissen werden. In jenem<br />

Jahr war ein LKW „Ural“ der<br />

Roten Armee gegen das Haus<br />

gerast und hatte es dabei stark<br />

beschädigt. Das Armeefahrzeug<br />

stürzte anschließend noch den<br />

steilen Abhang hinunter.<br />

Heute befindet sich im stark<br />

zurück- und umgebauten Haus<br />

der ehemaligen Färberei Heinze<br />

die Kirche „Apostelamt Jesu<br />

Christi“.<br />

Klaus Bartusch<br />

Annonce<br />

in der Heimatfestschrift 1936<br />

Dresdner Straße 7 und 9, vermutlich Ende der 1960er Jahre

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!