November 2011 - Nossner Rundschau
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Färberei Heinze<br />
Ehe 1883 (auch 1885 möglich)<br />
der Färbermeister Reinhold<br />
Heinze sein Geschäft auf der<br />
Dresdner Straße 9 einrichtete,<br />
betrieben in dem um 1850 erbauten<br />
Gebäude bereits mehrere<br />
Handwerker und Gewerbetreibende<br />
ihre Geschäfte. So<br />
finden wir in den Niederschriften<br />
u. a. einen Schlossermeister,<br />
einen Fischhändler, zwei<br />
Schuhmacher und auch den<br />
Holzpantoffelmacher Wilhelm<br />
Fritzsche.<br />
Das Färben von Naturfasern,<br />
Schafwolle und Stoffen war<br />
ausgangs des 19. Jahrhunderts<br />
sehr beliebt. Oft wurden auch<br />
Kleidungsstücke „umgefärbt“,<br />
sodass die Nachbarn glaubten,<br />
der Träger hätte sich schon<br />
wieder eine neue Hose, einen<br />
schicken Pullover oder eine tolle<br />
Jacke leisten können.<br />
In der Festschrift zum Heimatfest<br />
1905 warb Herr Heinze<br />
mit einem Inserat, in dem er<br />
seine Einrichtung als „moderne<br />
chemische Reinigung“ mit<br />
Dampfbetrieb, in der besonders<br />
Herren- und Damengarderoben<br />
gefärbt werden, vorstellte.<br />
Aber auch andere Stoffe,<br />
Portieren (Türvorhänge) und<br />
Gardinen konnten mit neuen<br />
leuchtenden Farben versehen<br />
werden.<br />
1909 übergab Reinhold Heinze<br />
die Färberei an seinen Sohn<br />
Kurt, der bereits mehrere Jahre<br />
im elterlichen Betrieb als Färbergehilfe<br />
gearbeitet hatte.<br />
1920 tauchte im Einwohnerverzeichnis<br />
ein Julius Benjamin<br />
Reinhold Heinze (?) auf, ehe<br />
<strong>Nossner</strong> <strong>Rundschau</strong> I <strong>November</strong> <strong>2011</strong><br />
dann ab 1925 Kurt Reinhold<br />
Heinze als Färbermeister und<br />
Färbereibesitzer aufgeführt<br />
wurde.<br />
Gefärbt wurde damals in Bottichen<br />
mit Farblösungen, die<br />
vorher durch Dampf erwärmt<br />
worden waren. Je länger die zu<br />
bearbeiteten Sachen in der Lösung<br />
lagen, desto intensiver war<br />
dann die Farbgebung.<br />
Auf der Ausstellung <strong>Nossner</strong> Betriebe anlässlich des Heimatfestes 1956 präsentierte<br />
sich die Firma Heinze mit diesem Stand in der Turnhalle der Pestalozzischule.<br />
28<br />
Nossens ehemalige Handwerker, Geschäfte und Betriebe – Teil 8<br />
Die Färberei Heinze und die Drechslerei von Thilo auf der Dresdner Straße mit<br />
Blick zum Schloss auf einer Postkarte von 1907.<br />
Das Werbeinserat der Färberei Heinze aus der Heimatfestbroschüre 1905<br />
Anschließend kamen dann die<br />
frisch gefärbten Kleidungsstücke,<br />
Stoffe und die Wolle<br />
zum Trocknen auf das Dach<br />
oder in die luftigen Bodenverschläge<br />
der Färberei.<br />
Mit der Annonce „Curt Heinze,<br />
Nossen färbt, reinigt,<br />
wäscht, plättet, plissiert“, warb<br />
der Färbermeister in der Festschrift<br />
zum Heimatfest 1936.<br />
Ich kann mich noch gut daran<br />
erinnern, dass meine Eltern<br />
Wolle und Stoffe bei Heinzes<br />
färben ließen.<br />
Nach Heinzes Tod führte seine<br />
Frau den Betrieb noch einige<br />
Jahre weiter. Leider ist mir der<br />
genaue Zeitpunkt der Betriebsschließung<br />
nicht bekannt, es<br />
dürfte sich aber um die 1970er/<br />
1980er Jahre handeln.<br />
Das sich damals oberhalb der<br />
Färberei anschließende Haus<br />
Dresdner Straße 7 (Drechslermeister<br />
Thilo [Korbwaren,<br />
Kinderwagen], Frisör Linnemann)<br />
musste kurz nach 1968<br />
abgerissen werden. In jenem<br />
Jahr war ein LKW „Ural“ der<br />
Roten Armee gegen das Haus<br />
gerast und hatte es dabei stark<br />
beschädigt. Das Armeefahrzeug<br />
stürzte anschließend noch den<br />
steilen Abhang hinunter.<br />
Heute befindet sich im stark<br />
zurück- und umgebauten Haus<br />
der ehemaligen Färberei Heinze<br />
die Kirche „Apostelamt Jesu<br />
Christi“.<br />
Klaus Bartusch<br />
Annonce<br />
in der Heimatfestschrift 1936<br />
Dresdner Straße 7 und 9, vermutlich Ende der 1960er Jahre