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Photovoltaik » Nachhaltigkeit<br />
Frank Geerken<br />
(b*green project),<br />
Staatssekretär<br />
Mark Weinmeister,<br />
Bürgermeister Martin<br />
Wagner und CJ Cai<br />
(Projekt Manager,<br />
BaySolar AG) weihten<br />
die Anlage ein<br />
Foto: b*green projekt<br />
Im Rahmen des Bebauungsplanes erstellten<br />
Dr. Margit Kahler und Rüdiger Braun<br />
vom BIL zudem einen Umweltbericht, <strong>der</strong><br />
laut Baugesetzbuch verpflichtend ist.<br />
Dieser trägt insbeson<strong>der</strong>e den Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
auf Basis des Bundesnaturschutzgesetzes<br />
Rechnung.<br />
Bei <strong>der</strong> Solaranlage in Homberg ging es<br />
im Wesentlichen um Einflüsse auf die vorhandene<br />
Vegetation, um den Schutz <strong>der</strong><br />
im Gebiet lebenden Tierarten sowie um<br />
das Landschaftsbild. Weiterhin beleuchtet<br />
<strong>der</strong> Umweltbericht die Wirkfaktoren,<br />
die Einfluss auf die Standortbedingungen<br />
und Vegetation ausüben. Dazu zählt beispielsweise<br />
die Verschattung; untersucht<br />
wird aber auch, ob es Wasserschutzgebiete<br />
gibt, die einen Grundwasserschutz<br />
erfor<strong>der</strong>n. Beim Thema Landschaftsbild<br />
kommt <strong>der</strong> Bürger ins Spiel: Im Vor<strong>der</strong>grund<br />
stand hier die Frage, wie stark die<br />
Anlage für Anwohner sichtbar ist und ob<br />
sie sich eventuell störend auf die Erholungsnutzung<br />
des Gebietes auswirkt.<br />
Amphibien- und Vogelschutz<br />
Bei <strong>der</strong> Solaranlage in Homberg gelang<br />
es, ein ehemaliges Militärareal einer erneuten<br />
wirtschaftlichen Nutzung zuzuführen<br />
und dabei gleichzeitig einen Beitrag<br />
zur Energiewende zu leisten – beides<br />
sind letztlich auch Ziele <strong>der</strong> Bundesregierung.<br />
Gleichwohl besteht selbst bei Projekten<br />
dieser Art ein nicht unerheblicher<br />
Rechtfertigungsdruck im Hinblick auf ihre<br />
Nachhaltigkeit. Der Naturschutz spielt in<br />
diesem Kontext und in <strong>der</strong> öffentlichen<br />
Diskussion eine wichtige Rolle.<br />
So war es auch bei dem Solarpark in Homberg:<br />
Das Gelände grenzt an ein so ge nanntes<br />
FFH-Gebiet, ein Natur- und Land schaftsschutz<br />
gebiet, das nach <strong>der</strong> eu ro päischen<br />
Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie ausgewiesen<br />
wurde. Damit fand für das Gelände<br />
des Solarparks das Bundesnaturschutzgesetz<br />
Anwendung; laut § 44 des Gesetzes<br />
muss gemäß Artenschutzregelung jedes<br />
einzelne Tier geschützt werden. Das waren<br />
in diesem Fall im Wesentlichen Kammmolche<br />
und Gelbbauchunken: Deren<br />
Laich habitate liegen im FFH-Gebiet; gerade<br />
für den Zeitraum <strong>der</strong> Bauphase war<br />
aber mit ihrer Rückwan<strong>der</strong>ung in ihre Landlebensräume<br />
auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite des<br />
Solargeländes am Bahndamm zu rechnen.<br />
Aufgrund des LKW-Aufkommens in dieser<br />
Zeit wurde deshalb zum Schutz <strong>der</strong> Tiere<br />
ein 1,3 km langer Amphibienschutzzaun<br />
errichtet und 23 Fangeimer aufgestellt.<br />
Innerhalb von gut an<strong>der</strong>thalb Monaten<br />
wurden insgesamt 261 Amphibien, darunter<br />
allein 180 Teichmolche, zurück in<br />
ihre Laichgewässer gesetzt.<br />
Zudem grenzt das Projektgelände an ein<br />
Vogelschutzgebiet. Ein geson<strong>der</strong>tes Avifauna-Gutachten<br />
beleuchtete daher den<br />
Einfluss des Solarparks auf die im Gebiet<br />
ansässigen Vögel. Im Ergebnis bleiben<br />
nun mehrere Bäume auf und neben dem<br />
Projektgelände erhalten, um weiterhin<br />
Nistplätze für geschützte Vogelarten aus<br />
dem angrenzenden Vogelschutzgebiet zu<br />
bieten.<br />
Intaktes Ökosystem erhalten<br />
Ein weiterer Punkt für Stadt und Bürger<br />
war die Tatsache, dass das Anlagenareal<br />
zuvor von einer Schäferei genutzt worden<br />
war. Dem Projektentwickler Frank Geerken<br />
war es daher beson<strong>der</strong>s wichtig, auch<br />
weiterhin eine Schafbeweidung zu ermöglichen.<br />
Dafür wurde <strong>der</strong> Neigungswinkel<br />
<strong>der</strong> Solarmodule modifiziert und die Unterkante<br />
<strong>der</strong> Module auf 80 cm Höhe statt<br />
auf 60 cm gesetzt.<br />
Neben <strong>der</strong> Tierwelt ging es bei <strong>der</strong> Homberger<br />
Anlage jedoch auch um Landschaftsschutz:<br />
Als Ausgleich zu <strong>der</strong> mit <strong>der</strong> Anlage<br />
bebauten Fläche wird im FFH-Gebiet<br />
für rund 50 000 € eine Fläche von insgesamt<br />
6 ha Größe entbuscht und gepflegt,<br />
die sich somit als Magerrasen entwickeln<br />
kann. Eine vorhandene Ausgleichsfläche,<br />
die als Wan<strong>der</strong>korridor für die geschützten<br />
Amphibien ausgewiesen ist, wurde<br />
aus dem Solarpark ausgegrenzt.<br />
Aber auch auf dem Gelände selbst sollte<br />
das Ökosystem so intakt wie möglich bleiben.<br />
Daher blieben dort, wie erwähnt, einige<br />
Bäume stehen; zudem wird <strong>der</strong> Solarpark<br />
mit einer Hecke „umgrünt“.<br />
Einrichtung Bürgerpark in Vorbereitung<br />
Um Erträge geht es dann letztlich beim<br />
Konzept für den Homberger Solarpark:<br />
Fest geplant ist die Realisierung eines<br />
Bürgerparks, ein PV-Park mit Bürgerbeteiligung<br />
über den zukünftigen Betreiber.<br />
Nach diesem Modell können sich einzelne<br />
Bürger finanziell an <strong>der</strong> Anlage beteiligen;<br />
<strong>der</strong> Betreiber kalkuliert dafür die Erträge<br />
<strong>der</strong> Anlage und ermittelt auf dieser<br />
Basis die Rendite.<br />
„Die Anfor<strong>der</strong>ungen und die daraus entstandenen<br />
Entwicklungskosten bei diesem<br />
Projekt, speziell in punkto Umwelt<br />
und- Naturschutz, aber auch aus kommunaler<br />
Sicht, waren recht hoch“, resümiert<br />
Frank Geerken. „Entscheidend war es daher<br />
bereits bei <strong>der</strong> Projektplanung, nicht<br />
nur auf die Einhaltung <strong>der</strong> rein rechtlichen<br />
Bestimmungen zu achten, son<strong>der</strong>n<br />
auch für einen guten politischen Interessensausgleich<br />
aller Beteiligten vor Ort zu<br />
sorgen.<br />
Dazu zählten in diesem Fall unter an<strong>der</strong>em<br />
die ansässigen Bürger und ihre gewählten<br />
Vertreter ebenso wie Inves to ren,<br />
Generalunternehmer, Kreis- und Stadtverwaltungen<br />
sowie Naturschutzbehörden.<br />
Mit dem neuen Solarpark in Homberg ist<br />
38 <strong>RE</strong> 1-2 | 2013