Was ist ein gutes Heizwerk? Bewertung anhand von ... - qm heizwerke
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<strong>Was</strong> <strong>ist</strong> <strong>ein</strong> <strong>gutes</strong> <strong>Heizwerk</strong>?<br />
<strong>Bewertung</strong> <strong>anhand</strong> <strong>von</strong> Kennzahlen und Stat<strong>ist</strong>iken<br />
MMag. Alexandra Malik<br />
Management <strong>qm</strong> <strong>heizwerke</strong><br />
LandesEnergieVer<strong>ein</strong> Steiermark<br />
Burggasse 9/II<br />
A-8010 Graz<br />
a.malik@lev.at<br />
www.lev.at<br />
Weitere Autoren: Dipl.-Ing. Franz Promitzer und Dipl.-Ing. Harald Schrammel, LandesEnergieVer<strong>ein</strong><br />
Steiermark<br />
<strong>Was</strong> <strong>ist</strong> <strong>ein</strong> <strong>gutes</strong> <strong>Heizwerk</strong> und welche Anforderungen werden an <strong>ein</strong> solches gestellt? Je nachdem<br />
aus welcher Perspektive heraus man an diese Frage herangeht, fällt die Antwort unterschiedlich aus.<br />
Aus Sicht des Betreibers <strong>ist</strong> der wirtschaftliche und gewinnbringende Betrieb das wesentlichste<br />
Kriterium für <strong>ein</strong> <strong>gutes</strong> <strong>Heizwerk</strong>. Eine geringe Amortisationsdauer der Anlagenkomponenten bei<br />
gleichzeitig hoher Nutzungsdauer sowie <strong>ein</strong> geringer Bedienungsaufwand stellt <strong>ein</strong>e weitere<br />
Anforderung dar. Für den Planer <strong>ist</strong> der Planungsauftrag das vorrangige Projektinteresse. Ein<br />
<strong>Heizwerk</strong>sprojekt gilt als erfolgreich abgewickelt, wenn vordefinierte Planungsziele erreicht wurden<br />
und das Projekt effizient umgesetzt wurde. Im Gegensatz dazu steht für die Wärmekunden die<br />
langfr<strong>ist</strong>ig zuverlässige Wärmeversorgung zu angemessenen Preisen an vorderster Stelle. Darüber<br />
hinaus soll der Betrieb <strong>ein</strong>es Biomasse<strong>heizwerke</strong>s zu k<strong>ein</strong>er Be<strong>ein</strong>trächtigung (Lärm, Geruch, Störung<br />
des Landschaftsbildes etc.) der Anrainer führen. Ein <strong>Heizwerk</strong> gilt daher als gut, wenn gar nicht<br />
wahrgenommen wird, dass es ex<strong>ist</strong>iert. Schließlich fehlt noch die Sichtweise der öffentlichen Hand,<br />
welche mit Fördermittel die Umsetzung <strong>von</strong> <strong>Heizwerk</strong>sprojekten unterstützt. Ein <strong>gutes</strong> <strong>Heizwerk</strong> muss<br />
in der Öffentlichkeit dauerhaft präsent s<strong>ein</strong>, und zwar im positiven Sinne: Erzielung <strong>ein</strong>es hohen<br />
Umwelteffektes, effizienter Einsatz <strong>von</strong> Fördermitteln und Sicherung <strong>ein</strong>es langfr<strong>ist</strong>igen Betriebes.<br />
Kennzahlen zur <strong>Bewertung</strong> <strong>von</strong> <strong>Heizwerk</strong>en<br />
Der Begriff „Ein <strong>gutes</strong> <strong>Heizwerk</strong>“ <strong>ist</strong> sehr breit gefächert und <strong>von</strong> der subjektiven Sichtweise des<br />
Betrachters abhängig. Um <strong>Heizwerk</strong>e objektiv bewerten zu können, <strong>ist</strong> daher <strong>ein</strong> <strong>ein</strong>heitliches<br />
<strong>Bewertung</strong>sschema, z. B. <strong>anhand</strong> <strong>von</strong> Kennzahlen, notwendig. Allerdings reicht die bloße Kalkulation<br />
<strong>von</strong> Kennzahlen für die Beurteilung <strong>von</strong> <strong>Heizwerk</strong>en all<strong>ein</strong>e nicht aus. Wichtig sind die Relationen, in<br />
denen die ermittelten Kennzahlen zu Richt- oder Erfahrungswerten stehen.<br />
Für <strong>ein</strong>ige der in Tab. 1 angeführten Kennzahlen können entsprechende Richt-/Empfehlungswerte<br />
angegeben werden. Die Anlagenart und Netzstruktur bleibt dabei unberücksichtigt. Um diesem Aspekt<br />
Rechnung zu tragen, wurden Planungs- und Betriebsdaten <strong>von</strong> 107 österreichischen Biomasse-<br />
Nahwärmeanlagen ausgewertet. Vorrangiges Ziel dabei <strong>ist</strong>, die möglichen Bandbreiten für<br />
Kennzahlen unterschiedlicher Anlagenarten und Netzstrukturen zu ermitteln und damit <strong>ein</strong>e Basis für<br />
die Quantifizierung zu schaffen. Als Datengrundlage diente die <strong>qm</strong> <strong>Heizwerk</strong>e-Datenbank. Biomasse-<br />
Nahwärmeanlagen (ab 400 kW Biomasse-Kesselnennle<strong>ist</strong>ung und/oder ab 1000 m Trassenlänge), die<br />
im Rahmen der Umweltförderung im Inland seit 2006 um Förderung ansuchen, sind dazu verpflichtet,<br />
<strong>ein</strong> begleitendes Qualitätsmanagement (<strong>qm</strong> <strong>heizwerke</strong>) abzuwickeln. Die <strong>qm</strong> <strong>heizwerke</strong>-Datenbank<br />
koordiniert die Förderabwicklung und verwaltet die dazu notwendigen Planungs- und Betriebsdaten<br />
<strong>von</strong> Biomasse-Nahwärmeanlagen (Info unter www.<strong>qm</strong>-<strong>heizwerke</strong>.at). In der Stichprobe enthalten sind<br />
sowohl neu errichtete Anlagen (erbaut ab 2006, 34 Fälle) als auch Anlagen errichtet im Zeitraum 1985<br />
bis 2005 (73 Fälle). Da derzeit noch nicht ausreichend Datenmaterial zur Verfügung steht, basiert die<br />
Auswertung der Betriebsdaten lediglich auf <strong>ein</strong>em Betriebsjahr. Die genannten Aspekte sind bei der<br />
Interpretation der Daten zu berücksichtigen.<br />
97
Tab. 1: Gängige Kennzahlen zur <strong>Bewertung</strong> <strong>von</strong> Biomasse-Nahwärmeanlagen<br />
Kennzahlen<br />
Richt-/Erfahrungswerte<br />
Netz spezif. Investkosten Netz -<br />
Jahresnutzungsgrad Netz mind. 80 % (UFI) 1<br />
Wärmedichte mind. 900 (kWh/a)/Trm (UFI) 1,2<br />
mittl. Spreizung Wärmenetz<br />
> 30 K<br />
spezif. Volumenstrom Wärmenetz < 20 m/MWh<br />
spezif. Stromverbrauch Netzpumpe -<br />
Wärmeerzeugung<br />
spezif. Investkosten Wärmeerzeugung -<br />
Volllaststunden BM-Kessel<br />
abhängig <strong>von</strong> der Anlagenvariante<br />
spezif. Stromverbrauch BM-Kessel 10 kWh el pro erzeugter MWh 3<br />
therm<br />
Jahresnutzungsgrad Kesselanlage mind. 80% 3<br />
Gesamtanlage<br />
spezif. Stromverbrauch Gesamtanlage<br />
3<br />
15-20 kWh el pro verkaufter MWh therm<br />
Gesamteffizienz (Jahresnutzungsgrad) mind. 70 % 3<br />
Wärmeverkauf<br />
je mehr desto besser<br />
1 Fördervoraussetzung für den Erhalt der betrieblichen Umweltförderung im Inland (UFI)<br />
2 bzw. 1200 (kWh/a)/Trm laut Empfehlung der ARGE QM Holz<strong>heizwerke</strong> (www.<strong>qm</strong>holz<strong>heizwerke</strong>.de)<br />
3 ÖKL Merkblatt Nr. 67<br />
Stat<strong>ist</strong>iken und Kennzahlen<br />
Wichtige Kennzahlen zur Beurteilung der Netzeffizienz <strong>von</strong> Nahwärmeanlagen stellen die<br />
Wärmedichte und der Netzverlust dar. Dabei wird der Netzverlust nicht als absolute Wärmemenge<br />
angegeben, sondern als Anteil der insgesamt ab der Wärmeerzeugungszentrale in das Leitungsnetz<br />
abgegebenen Energie. Demzufolge <strong>ist</strong> es auch <strong>ein</strong>sichtig, dass zwischen der Wärmedichte (in <strong>ein</strong>em<br />
Jahr zu den Abnehmern transportierte Wärmemenge bezogen auf die Trassenlänge) und dem<br />
Netzverlust <strong>ein</strong> deutlich erkennbarer Zusammenhang besteht (s. Abb. 1). Jeder der in Abb. 1<br />
dargestellten Datenpunkte repräsentiert <strong>ein</strong>e Anlage. Von <strong>ein</strong>igen Ausreißern abgesehen liegt der<br />
mittlere Netzverlust der betrachteten Anlagen bei 18,5 % und die mittlere Wärmedichte bei<br />
1180 (kWh/a)/Trm. Im Mittel werden die laut Förderrichtlinien geforderten Richtwerte damit erreicht.<br />
50%<br />
40%<br />
Netzverluste Wärmenetz in Abhängigkeit <strong>von</strong> der Wärmedichte<br />
(Betriebsdaten <strong>von</strong> 107 Nahwärmeanlagen)<br />
900(kWh/a)/Trm<br />
1200 (kWh/a)/Trm<br />
Netzverluste (%)<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
0 500 1000 1500 2000 2500 3000 3500<br />
Wärmedichte (kWh/a)/Trm<br />
Abb. 1: Netzverluste in Abhängigkeit <strong>von</strong> der Wärmedichte (Quelle: <strong>qm</strong> <strong>heizwerke</strong>-Datenbank,<br />
Auswertung 06/2012)<br />
Die breite Streuung der Datenpunkte <strong>ist</strong> nicht zwingend das Ergebnis <strong>von</strong> Konzeption, Netz-<br />
Betriebsweise oder Rohrdämmung, sondern spiegelt häufig die unterschiedliche Abnehmerstruktur<br />
wider. Kompakt dimensionierte Netze (kurze Stränge, Versorgung <strong>von</strong> Großabnehmern) besitzen<br />
gegenüber Nahwärme-Versorgungsanlagen, die vorwiegend Einfamilienhäuser versorgen, <strong>ein</strong>en<br />
klaren Vorteil. Um dies zu berücksichtigen, wurden die Anlagen in drei Kategorien <strong>ein</strong>geteilt:<br />
98
17.<br />
<br />
<br />
<br />
Netze mit überwiegend Großverbrauchern<br />
Netze mit gemischter Verbraucherstruktur<br />
Netze mit überwiegend Kl<strong>ein</strong>verbrauchern<br />
Das Ergebnis zeigt <strong>ein</strong> klares Bild: Netze mit günstigen Abnehmerstrukturen haben<br />
überdurchschnittlich gute Kennzahlen. Netze mit überwiegend Kl<strong>ein</strong>verbrauchern weisen häufig <strong>ein</strong>en<br />
Netzverlust <strong>von</strong> über 20 % bei <strong>ein</strong>er Wärmedichte <strong>von</strong> deutlich unter 900 (kWh/a)/Trm auf. In diesem<br />
Zusammenhang <strong>ist</strong> zu bedenken, dass niedrige Wärmedichten und hohe Netzverluste den<br />
Betriebskostenanteil in die Höhe treiben und damit die wirtschaftliche Situation negativ be<strong>ein</strong>flussen.<br />
Netzverluste in %<br />
25%<br />
20%<br />
15%<br />
10%<br />
5%<br />
Mittlere Netzverluste nach Netzkategorie und Anlagenalter<br />
Netze errichtet vor 2006 (n1)<br />
22%<br />
21%<br />
Netze errichtet seit 2006 (n2)<br />
19%<br />
18%<br />
15%<br />
13%<br />
Wärmedichte (kWh/a)/Trm<br />
2500<br />
2000<br />
1500<br />
1000<br />
500<br />
Mittlere Wärmedichte nach Netzkategorie und Anlagenalter<br />
2256<br />
1588<br />
1061<br />
Netze errichtet vor 2006 (n1)<br />
Netze errichtet seit 2006 (n2)<br />
1193<br />
887<br />
746<br />
0%<br />
Netze mit überwiegend Netze mit gemischter Netze mit überwiegend<br />
Großverbraucher<br />
Verbraucherstruktur<br />
Kl<strong>ein</strong>verbraucher<br />
(n1=14, n2=11) (n1=33, n2=15) (n1=26, n2=8)<br />
0<br />
Netze mit überwiegend Netze mit gemischter Netze mit überwiegend<br />
Großverbraucher<br />
Verbraucherstruktur<br />
Kl<strong>ein</strong>verbraucher<br />
(n1=14, n2=11) (n1=33, n2=15) (n1=26, n2=8)<br />
Abb. 2 und 3: Netzverluste und Wärmedichte nach Netzkategorie und Anlagenalter: Betriebswerte <strong>von</strong><br />
107 Nahwärmeanlagen (Quelle: <strong>qm</strong> <strong>heizwerke</strong> Datenbank, Auswertung 06/2012)<br />
Die zusätzliche Kategorisierung der Anlagen nach ihrem Baualter ergab, dass ab 2006 errichtete<br />
Nahwärmenetze deutlich geringere Netzverluste und höhere Wärmedichten als vergleichsweise ältere<br />
Netze haben. Häufig verfehlen auch Neuanlagen in der Netzkategorie „Netze mit überwiegend<br />
Kl<strong>ein</strong>verbrauchern“ die laut Umweltförderung im Inland verpflichtend <strong>ein</strong>zuhaltenden Zielwerte. Die<br />
derzeit gültigen Förderrichtlinien setzen <strong>ein</strong>en maximalen (durchschnittlichen) Netzverlust <strong>von</strong> 20 %<br />
voraus. Wenn Nahwärmenetze auch in Zukunft <strong>ein</strong>e entscheidende Rolle in den Klimaschutzzielen<br />
<strong>ein</strong>nehmen sollen, muss nach Möglichkeiten gesucht werden, den Netzverlust im Sinne <strong>ein</strong>er<br />
notwendigen Steigerung der Gesamteffizienz <strong>von</strong> Nahwärmeanlagen auf unter 15 % zu senken. Dazu<br />
sind neue Anlagen nur dort zu errichten, wo <strong>ein</strong>e geeignete Abnehmerstruktur vorliegt. Weiters sind<br />
höchste Dämmstandards bei den Rohrleitungen und <strong>ein</strong>e optimierte Betriebsweise <strong>ein</strong>e<br />
Voraussetzung. Bei bereits errichteten Anlagen muss danach getrachtet werden durch Optimierung<br />
<strong>von</strong> Kundenanlagen den Netzbetrieb zu verbessern.<br />
Neben den Kosten für den Brennstoff<strong>ein</strong>satz zählen auch die Stromkosten zu den wesentlichen<br />
Betriebskosten <strong>ein</strong>er Biomasse-Nahwärmeanlage. Im Mittel liegt der spezifische Stromverbrauch der<br />
Gesamtanlage <strong>von</strong> 48 untersuchten Anlagen (berücksichtigt wurden lediglich Anlagen zur<br />
Wärmeerzeugung ohne Rauchgaskondensation) bei 22,7 kWh el pro verkaufter MWh therm . Der<br />
Schwankungsbereich <strong>ist</strong> jedoch beachtlich und reicht <strong>von</strong> 9 kWh el pro verkaufter MWh therm bis<br />
47 kWh el pro verkaufter MWh therm . Eine Kategorisierung nach der Ausstattung der Wärmeerzeugungs<strong>ein</strong>richtung<br />
(Einkessel- oder Mehrkesselanlage, monovalent oder bivalent) führte zu<br />
k<strong>ein</strong>em brauchbaren Ergebnis, da die berechnete Kennzahl nicht nur <strong>von</strong> der Ausstattung der<br />
Wärmeerzeugungsanlage abhängt, sondern auch <strong>von</strong> der Betriebsweise des Netzes (z. B. Steigerung<br />
der Spreizung und dynamisches Anpassen des Differenzdrucks).<br />
Der Wärmeverkauf stellt die <strong>ein</strong>zige Einnahmequelle für <strong>ein</strong>en Anlagenbetreiber dar. Daher <strong>ist</strong> es<br />
besonders wichtig den künftigen Wärmeabsatz <strong>anhand</strong> <strong>ein</strong>er detaillierten Bedarfserhebung so exakt<br />
wie möglich zu ermitteln und zukünftige Entwicklungen (thermische Sanierungen) zu berücksichtigen.<br />
Überdimensionierte Wärmeerzeugungsanlagen und unnötige Investitionskosten könnten damit<br />
vermieden werden. In vielen Fällen hat sich gezeigt, dass der in der Planungsphase abgeschätzte<br />
Wärmeverkauf im Betrieb nicht erreicht werden kann. Ein Vergleich des IST-Wärmeverkaufs mit dem<br />
Planungswert bei 33 Neuanlagen zeigt, dass bei 60 % der Anlagen der Planungszielwert im Betrieb<br />
nicht erreicht werden konnte. Im Mittel liegt die Abweichung pro Anlage bei –9 %.<br />
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Die Investitionskosten <strong>ein</strong>es <strong>Heizwerk</strong>es haben maßgeblich Einfluss auf den wirtschaftlichen Erfolg.<br />
Die Höhe der Investitionskosten für Biomasse<strong>heizwerke</strong> hängt maßgeblich <strong>von</strong> der Art und Größe der<br />
Wärmeerzeugungsanlage und -verteilungsanlage ab. Überhöhte Investitionskosten wirken sich<br />
nachteilig auf die Wirtschaftlichkeit aus, während zu sparsam kalkulierte Investitionen zulasten des<br />
technischen Standards gehen. Im Sinne der Wirtschaftlichkeit und des effizienten Einsatzes <strong>von</strong><br />
Fördermittel <strong>ist</strong> daher <strong>ein</strong> Mittelweg zu finden. Zur Orientierung sind die spezifischen Kosten der<br />
Wärmeverteilung (Euro/MWh verkauft ) <strong>von</strong> 38 Neuanlagen (Baujahr ab 2007) in Abb. 4 dargestellt. Die<br />
Kosten sind umso geringer, je geeigneter die Abnehmerstruktur <strong>ist</strong>: Weitläufige Netze mit<br />
überwiegend Kl<strong>ein</strong>verbrauchern weisen b<strong>ein</strong>ahe drei Mal höhere spezifische Netzkosten auf, als<br />
kompakt dimensionierte Netze mit überwiegend Großverbrauchern.<br />
400 <br />
Spezif. Investitionskosten der Wärmeverteilung in<br />
pro verkaufter MWh/a <strong>von</strong> Anlagen errichtet seit 2006<br />
pro verkaufter MWh/a<br />
300 <br />
200 <br />
100 <br />
105 <br />
210 <br />
289 <br />
0 <br />
Netze mit überwiegend<br />
Großverbraucher (n=15)<br />
Netze mit gemischter<br />
Verbraucherstruktur (n=15)<br />
Netze mit überwiegend<br />
Kl<strong>ein</strong>verbraucher (n=8)<br />
Abb. 4: Spezifische Kosten der Wärmeverteilung nach Netzkategorie (Quelle: <strong>qm</strong> <strong>heizwerke</strong>-<br />
Datenbank, Auswertung 06/2012)<br />
Für die Ermittlung der spezifischen Kosten der Wärmeerzeugung (Euro pro kW installierte<br />
Kesselle<strong>ist</strong>ung) wurden die Anlagen in monovalente Ein- und Mehrkesselanlagen und bivalente<br />
Mehrkesselanlagen <strong>ein</strong>geteilt (Die Kosten der Wärmeerzeugungsanlage berücksichtigen die Kosten<br />
für Hochbau <strong>ein</strong>schl. Lager, Wärmeerzeugung, Heizhaushydraulik, übergeordnetes MSR-System,<br />
Elektroinstallation und Ausrüstung. Dabei wurden nur Anlagen zur Wärmeerzeugung und Anlagen<br />
ohne Rauchgaskondensation berücksichtigt). Dabei zeigt sich, dass der Kostenunterschied zwischen<br />
monovalenten Ein- (663 Euro/kW) und Mehrkesselanlagen (683 Euro/KW) im Le<strong>ist</strong>ungsbereich unter<br />
1500 kW geringer <strong>ist</strong> und erst ab <strong>ein</strong>er Gesamtle<strong>ist</strong>ung <strong>von</strong> 1500 kW deutlich hervortritt (548 Euro/kW<br />
versus 647 Euro/kW). Wie zu erwarten sind die bivalenten Mehrkesselanlagen b<strong>ein</strong>ahe halb so<br />
kostenintensiv wie vergleichbare monovalente Anlagen (300 bis 400 Euro/kW).<br />
Zusammenfassung<br />
Für die <strong>Bewertung</strong> <strong>von</strong> <strong>Heizwerk</strong>en kann <strong>ein</strong>e Reihe <strong>von</strong> Kennzahlen gebildet werden. Für <strong>ein</strong>e<br />
absolute Beurteilung sollten jedoch die speziellen Charakter<strong>ist</strong>ika der Nahwärmeanlage zusätzlich<br />
berücksichtigt werden. Mit der hier durchgeführten Betriebsdatenanalyse wurde <strong>ein</strong> Versuch<br />
unternommen, die Größenordnung ausgewählter Kennzahlen für verschiedene Kategorien <strong>von</strong><br />
Nahwärmeanlagen abzuschätzen. Das Ergebnis zeigt, welchen entscheidenden Einfluss die<br />
Anlagenart und Netzstruktur auf das wirtschaftliche Ergebnis hat. Allerdings reduziert sich die<br />
gegenständliche Analyse auf wenige Teilbereiche <strong>ein</strong>er Nahwärme-Versorgungsanlage. Weitere<br />
Kennzahlen, die für <strong>ein</strong>e vollständige <strong>Bewertung</strong> notwendig sind, konnten aufgrund mangelnder Daten<br />
nicht berechnet werden. Unzureichend vorhandene und/oder defekte Wärmemengen- und<br />
Stromzähler sowie die ungenaue Bestimmung des Brennstoffverbrauches erschweren die Kalkulation<br />
der sonst möglichen Kennzahlen. Mit dem Qualitätsmanagement <strong>qm</strong> <strong>heizwerke</strong> (www.<strong>qm</strong><strong>heizwerke</strong>.at),<br />
<strong>ein</strong>em österreichweiten Programm zur Verbesserung der Qualität und Steigerung der<br />
Effizienz <strong>von</strong> Biomasse<strong>heizwerke</strong>n und Nahwärmenetzen, wurden erstmals Mindestanforderungen an<br />
die messtechnische Ausrüstung für Neuanlagen und an die jährliche Betriebsdatenaufzeichnung für<br />
geförderte Biomasse-Nahwärmeanlagen gestellt. Im Sinne der Betriebskontrolle und -optimierung<br />
profitiert nicht nur der Anlagenbetreiber <strong>von</strong> dieser Maßnahme. Die laufende Qualitätskontrolle und -<br />
sicherung der Daten durch das <strong>qm</strong> <strong>heizwerke</strong>-Programm-Management stellt sicher, dass in Zukunft<br />
<strong>ein</strong>e noch bessere, aussagekräftigere Vergleichsbasis für Betriebsdaten unterschiedlicher Anlagen zur<br />
Verfügung stehen wird.<br />
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