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SEITE 16 TREKKING IN NEPAL<br />

TREKKING IN NEPAL<br />

SEITE 17<br />

Stimmung ist fröhlich. Tee wird gereicht,<br />

gleichzeitig werden die Gebete<br />

gesungen, zwischendurch ertönen<br />

immer wieder die Muschelhörner und<br />

Pauken. Wir bekommen aus einer<br />

kleinen Kanne „heiliges Wasser“ auf<br />

die rechte Hand geschüttet. Ein<br />

Mönch zeigt uns was man damit<br />

macht. Ein wenig auf den Kopf, den<br />

Rest trinken.<br />

Am Morgen ist der Langtang zu sehen,<br />

die Siebentausender lassen aus<br />

nächster Nähe grüssen. Der Weg ist<br />

teilweise recht steil und durch den<br />

Regen vom Vortag sehr rutschig. Sonne<br />

und der Nebel von Wolkenfetzen<br />

wechseln sich ab, der Regen verschont<br />

uns tatsächlich heute. Die<br />

Blutegel nicht. Die Tiere fallen von<br />

den Bäumen, springen vom Boden<br />

und schaffen es immer wieder, sich<br />

irgendwo festzusaugen. Dort wo die<br />

Schuhe aufhören und die Hose anfängt,<br />

ist ihr Haupteinsatzgebiet. Der<br />

Pfad führt durch den Dschungel. Es<br />

ist ein Regenwald, die Flora beidseits<br />

des Pfades undurchdringlich. Moos<br />

überall, es bildet einen Teppich auf<br />

den Felsen am Weg, es bedeckt<br />

Baumstämme und Äste. Man geht<br />

durch eine Landschaft wie in der Geschichte<br />

„Herr der Ringe“. Jeden<br />

Moment muss ein Gnom oder ein<br />

Ork hinter einem der Moosbewachsenen<br />

Felsen hervorlugen. Selbst<br />

hier, mitten im Dschungel, ist aus<br />

der Ferne immer wieder der Klang<br />

der Hoerner zu hören. Sermatang<br />

kommt in Sicht.<br />

In diesem Gebiet ist eine große<br />

Kulturvielfalt vorhanden. So haben<br />

wir in den letzten zwei Tagen vier<br />

verschiedene Sprachbereiche<br />

durchwandert. Sherpas die aus<br />

Tibet stammen, Tamang die ursprünglich<br />

hier siedelten, Chretri,<br />

eine Kaste der Unterprivilegierten<br />

und Newar, die ihre eigene Kultur<br />

pflegen. Die Religionen vermischen<br />

sich wie sonst nirgendwo. Es ist<br />

schwer zu unterscheiden wo der<br />

Buddhismus anfängt und der Hinduismus<br />

aufhört. Auf der Strecke<br />

alle 15 Minuten eine Stupa, ein<br />

Kloster oder sonst ein religiöses<br />

Symbol. Alle fähnchengeschmückt<br />

und lebendig. Unser Führer biegt<br />

vom Weg ab. Eine Abkürzung? Der<br />

Pfad wird steiler, hoppelt über<br />

Reisfeldterrassen und kommt<br />

schließlich an ein paar Häusern an.<br />

Durch die Anwesen durch, weiter<br />

den Hang hinunter. Urplötzlich<br />

stehen wir in einer Menge von<br />

200 bis 300 Menschen. Die Erklärung<br />

kommt schnell: es ist Dashain,<br />

heute ist der<br />

Hauptfesttag der<br />

Tieropfer und hier<br />

bei diesen paar<br />

Häusern befindet<br />

sich ein Hindutempel.<br />

Aktuell dreht<br />

sich die Aufmerksamkeit<br />

um einen<br />

riesigen Wasserbüffel,<br />

der von<br />

einer Menschentraube<br />

umringt ist.<br />

Einige Männer<br />

stehen mit hocherhobenen<br />

Langmessern<br />

vor ihm. Dann geht alles<br />

ganz schnell. Die Menge schreit<br />

kollektiv auf, einer der Männer hat<br />

dem Tier den Kopf abgetrennt und<br />

rennt mit seinem blutigen Langmesser<br />

(Kukuri) hinunter zum<br />

Tempel. Kurz darauf ist die Aufmerksamkeit<br />

wieder bei den anderen<br />

Tieren die auf dem Platz stehen.<br />

Mein Sohn erstarrt als vor<br />

seinen Augen einer Ziege der Kopf<br />

abgetrennt wird. Meine Tochter<br />

will weg hier. Die Menschen starren<br />

uns an. Keineswegs unfreundlich<br />

aber neugierig auf diese Fremdlinge<br />

die sich in ihr Dorf verirrt haben.<br />

Der Platz hier liegt abseits der<br />

Trekkingstrecke, hier kommen sonst<br />

keine Fremden hin. Alles sieht sehr<br />

farbenfroh aus, an Dashain kleidet<br />

man sich festlich. Vor uns auf dem<br />

Weg ist einer dieser hohen Bambus-<br />

Schaukeln aufgebaut, die es nur zu<br />

diesem Fest gibt. Geschaukelt wird<br />

wie wild. Das es nicht zum Überschlag<br />

kommt,<br />

wundert mich.<br />

Weiter geht es,<br />

das Wetter ist gut<br />

heute. Der anstrengende<br />

Abstieg<br />

wird überdeckt<br />

von einer<br />

Wehmut über das<br />

Ende dieser schönen<br />

Tour. Für<br />

Müdigkeit ist kein<br />

Platz. Nur die<br />

Kniegelenke melden sich beim Abstieg.<br />

Am späten Nachmittag noch<br />

über die Hängebrücke am Fluss und<br />

wir sind in Melamchipul Bazar wo<br />

wir am nächsten Morgen wieder<br />

unseren Jeep besteigen.

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