Ausgabe 3 - Luke & Trooke
Ausgabe 3 - Luke & Trooke
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OLDENHUS -<br />
mein Oerý, meine<br />
eeCe!<br />
Abgesang auf das Verschwinden eines nützlichen Nahrungsmittels in der postindustriellen<br />
Warenwelt<br />
ein<br />
i<br />
Brustbeins. Ich merkte es nicht. Also<br />
und eine Daumenbreite abwärts des ceiver und drückte eine andere Stati-<br />
begann er, seine Zurückhaltung fahren<br />
Alles begann an diesem Regenvor- zu lassen. Er fing an zu klopfen. Unremittag<br />
im September. Ich hatte das gelmäßig. Langsam. Dann schneller.<br />
Radio eingestellt und hing trüben Ge- Konzentrierter und fordernder. Und<br />
danken nach. Es war genau eine schließlich hämmerte er.<br />
Woche her, daß Johanna mich verlassen<br />
»Du bist ein so verfluchter<br />
Ich leisen<br />
spürte einen sehr, sehr<br />
Schmerz, und ich grunzte genau in<br />
Egoist«, hatte sie gebrüllt. »Jetzt hab' dem Augenblick, als er seine Verklei-<br />
ich die Schnauze aber voll! «. Ihr Ge- dung abstreifte, sich als Appetit unsicht<br />
war rot angelaufen und ihre mißverständlich enttarnte und einen<br />
Mundwinkel zuckten zornig, als sie weiten Sprung auf meine Zunge<br />
mir mitteilte, ich solle ihre Zahnbür- machte, wo er seine ästhetische Arbeit<br />
ste, ihren Toaster und den »schweine- sofort aufnahm. Unwiderstehlich.<br />
teuren Montblanc-Füller« in den Speichel sammelte sich in meinem<br />
nächsten Tagen bei ihr abliefern. Vor<br />
allem ihre vielen T-Shirts, die ich stän-<br />
Mund. Ich ging zum Kühlschrank,<br />
dig auszuleihen aber nie zurückzugeben<br />
pflegte, würde sie gerne wiederse-<br />
Zeit, ohne nur eine Flasche Mineralwasser<br />
oder Bier herausangeln zu wolhen.<br />
Sie stürmte aus meiner Woh- len: Er war bis auf ein Tetrapack Apnung,<br />
nicht ohne mir noch ein gehäsfelsaft,<br />
eine Tube Mayonnaise,<br />
siges »Aber gewaschen bitte! « nachzu-<br />
Glas Dillhappen und ein Stück Gouschleudern.<br />
Seitdem war es um meine<br />
Laune gar nicht gut bestellt. Und auf<br />
den Magen geschlagen war mir die<br />
dakäse leer. Natürlich.<br />
Glas mit den Dillhappen.<br />
reits angefangen. Skeptisch äugte ich<br />
Sache auch.<br />
auf die übriggebliebenen Gurken-<br />
Aber heute, nach sieben schlimmen stücke. Sie lagen am Grund des Gla-<br />
Tagen und Nächten nagender Ver- ses, bedeckt von einer wenig transpazweiflung,<br />
Trauer, Wut und Gewis- renten Brühe, auf der kleine graue und<br />
sensbisse, nach einhundertachtund- grüne Inselchen schwammen. Das<br />
sechzig Stunden freiwilligen Fastens, Programm des lokalen Radiosenders<br />
unterbrochen<br />
durch nur zwei Margari- spielte einen Song von Cliff Richard.<br />
neschnitten mit Brombeermarmelade, Ich stellte die Gurken weg.<br />
kam ein geliebter, beinahe vergessener<br />
Freund der vorbei: Appetit. Verkleidet<br />
11<br />
in Gestalt des Hungers pochte er<br />
zunächst zärtlich an jenen empfindsa- Auf Cliff Richard folgten die<br />
men Punkt, exakt<br />
fünfkommafünf 'Mamas und Papas'. dann wurde Phil<br />
Zentimeter unterhalb<br />
der Bauchdecke<br />
öffnete ihn zum ersten Mal seit langer<br />
Ich nahm das<br />
Es war be-<br />
Collins angespielt. Ich sprang zum Re-<br />
onstaste: Dead Ringer von<br />
Besser. Viel besser.<br />
Meat Loaf.<br />
Mein Appetit wurde stärker. Aller-<br />
dings ließ er sich nicht genau identifi-<br />
zieren. Etwas Süßes? Oder Saures? Sal-<br />
zig oder würzig vielleicht? Ich mußte<br />
unbedingt etwas essen. Aber nicht ir-<br />
gendetwas. Etwas Besonderes. Nach<br />
der Zeit der Entbehrungen hatte ich<br />
Lust auf eines meiner Lieblingsgerichte.<br />
Wie gläubige Katholiken die<br />
Perlen ihres Rosenkranzes abbeten, zog<br />
in meinem Kopf eine Leibspeise nach<br />
der anderen vorbei: Selbstgemachte<br />
Reibekuchen? Zu aufwendig. Feuriges<br />
Chili? Hmmm. Paprika-Käse-Salat?<br />
Oder Hackbraten? Hackbraten. Hack-<br />
braten!<br />
HA CKBRA TEN!<br />
Das war es! OLDENHUS-<br />
Das Radio setzte gerade das Pro-<br />
gramm mit einer Retrospektive über<br />
die künstlerischen und politischen Es-<br />
kapaden des italienischen Pornostern-<br />
chens Cicciolina fort.<br />
III<br />
Ich esse für mein Leben gerne Hack-<br />
braten! Nun, als arbeitsscheuer Akade-<br />
miker muß ich jeden Pfennig zweimal<br />
umdrehen, um eine ebenso flott zuzubereitende<br />
wie wohlschmeckende<br />
Speise im Topf zu haben. Bisher gelang<br />
mir das mit OLDENHUS-Hack-<br />
braten in Verbindung<br />
ghetti immer ausgezeichnet.<br />
mit JA! -Spa-<br />
Niemand sollte jedoch auf die Idee<br />
kommen, ich würde nicht eine frische<br />
Sache, Gemüse beispielsweise<br />
oder<br />
Obst oder ein saftiges Schnitzel ver-<br />
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