Könige der Lüfte kehren zurück - Naturschätze aus der Pfalz
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Greifvögel und Störche in <strong>der</strong> <strong>Pfalz</strong><br />
Greifvögel und Störche in <strong>der</strong> <strong>Pfalz</strong><br />
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erging es ähnlich: So berichtet Zumstein,<br />
dass im Juli 1911 am Drachenfels<br />
ein fast flügger Schlangenadler<br />
samt <strong>der</strong> beiden Altvögel getötet<br />
wurde. Auch hier notierte <strong>der</strong> Vogelkundler:<br />
„Der stattliche Vogel ist <strong>der</strong><br />
Jagd durch<strong>aus</strong> unschädlich. Er sollte<br />
unter den beson<strong>der</strong>en Schutz <strong>der</strong><br />
Forstbehörden gestellt werden.”<br />
Heute ziehen laut Postel jeden<br />
Frühling und Herbst Fischadler durch<br />
die <strong>Pfalz</strong>. Sie seien dann an fischreichen<br />
Fließ- und Stillgewässern wie<br />
etwa <strong>der</strong> Wieslauter zu beobachten.<br />
Immer mal wie<strong>der</strong> tauche auch in <strong>der</strong><br />
Südwestpfalz ein Schlangenadler auf.<br />
Vielleicht profitiere er von dem wärmer<br />
werdenden Klima, das auch seiner<br />
Beute, den Reptilien, bessere<br />
Lebensbedingungen beschere.<br />
Überzeugt ist Postel außerdem,<br />
bereits 1997 einen Zwergadler in <strong>der</strong><br />
Südpfalz <strong>aus</strong>gemacht zu haben. Zwar<br />
wird diese Beobachtung von manchen<br />
Vogelkundlern angezweifelt.<br />
Denn dieser beste Flugkünstler unter<br />
allen Adlerarten ähnelt dem Mäusebussard.<br />
Aber Postel zog Hans-Wolfgang<br />
Helb, Biologe an <strong>der</strong> Universität<br />
Kaiserslautern und Vizepräsident <strong>der</strong><br />
POLLICHIA, zu Rate. Und <strong>der</strong> bestätigt<br />
dies <strong>aus</strong>drücklich. Mehr noch:<br />
Durch dieses Beispiel motiviert,<br />
spähte <strong>der</strong> Wissenschaftler auch am<br />
Kaiserslauterer Stadtrand. Ergebnis:<br />
„In hügeligem Gelände mit alten<br />
Laubbeständen” entdeckte Helb ein<br />
Zwergadler-Paar mit hellem und<br />
dunklen Gefie<strong>der</strong>. Ein mit Fachleuten<br />
besetzter „Seltenheits<strong>aus</strong>schuss”<br />
habe die vorgelegten Fotografien als<br />
Zwergadler bestätigt, ergänzt Postel.<br />
Ein Zwergadler-Exemplar fehlt<br />
noch in <strong>der</strong> Sammlung des Bad Dürkheimer<br />
<strong>Pfalz</strong>museums für Naturkunde,<br />
so <strong>der</strong> wissenschaftliche Mitarbeiter<br />
Roland van Gyseghem. Dabei<br />
finden sich in seinen Beständen über<br />
6000 vogelkundliche Belegdaten<br />
vom Ei bis zum kompletten Tier. 80<br />
Prozent dieser Belegdaten stammen<br />
übrigens <strong>aus</strong> Rheinland-<strong>Pfalz</strong>, was<br />
den Wert <strong>der</strong> Sammlung <strong>aus</strong> landeskundlicher<br />
Sicht unterstreiche, wie<br />
POLLICHIA-Geschäftsführer Oliver<br />
Röller hervor hebt.<br />
Wobei van Gyseghem betont, dass<br />
für die Präparate seit <strong>der</strong> Eröffnung<br />
des Museums in <strong>der</strong> Herzogmühle<br />
keine Tiere erlegt wurden. Die Ausstellungsstücke<br />
stammen vielmehr<br />
von Totfunden: Tiere, die unter Autorä<strong>der</strong><br />
kamen, erfroren sind o<strong>der</strong> auch<br />
Opfer von Giften wurden. Übrigens:<br />
Wer einen toten Vogel findet, kann<br />
ihn im Bad Dürkheimer Museum<br />
abliefern. Von so mancher vermeintlich<br />
verbreiteten Art könnte van<br />
Gyseghem durch<strong>aus</strong> noch ein Exemplar<br />
in die Sammlung aufnehmen.<br />
Jürgen Müller<br />
Naturschutz mit dem Storch<br />
Trinken<strong>der</strong> Weißstorch: ein nicht alltäglicher Anblick.<br />
(Homburg-Beeden)<br />
Zu den beson<strong>der</strong>s populären<br />
<strong>Naturschätze</strong>n <strong>der</strong> <strong>Pfalz</strong> zählt <strong>der</strong><br />
Weißstorch. Adebar erfreut sich allseits<br />
großer Sympathie; auch die<br />
POLLICHIA und das <strong>Pfalz</strong>museum<br />
für Naturkunde sind diesem Wappentier<br />
des Naturschutzes eng verbunden.<br />
Als in den 1970er Jahren diese<br />
imposanten Tiere als Brutvögel in <strong>der</strong><br />
<strong>Pfalz</strong> <strong>aus</strong>starben, waren nicht nur<br />
Naturschützer und Vogelfreunde tief<br />
betrübt. Mit den Störchen ging für<br />
viele auch ein Stück Heimat verloren.<br />
GROH & SISCHKA (1970) und GROH et<br />
Foto: Helb<br />
al. (1978) haben den Nie<strong>der</strong>gang <strong>der</strong><br />
hiesigen Weißstorchpopulation<br />
dokumentiert. Der letzte Storch brütete<br />
1973 auf dem Dach <strong>der</strong> Neumühle<br />
bei Offenbach im Landkreis<br />
Südliche Weinstraße. Von da an war<br />
es vorbei mit Storchennachwuchs <strong>aus</strong><br />
<strong>der</strong> <strong>Pfalz</strong>.<br />
Heute ist <strong>der</strong> Weißstorch schon<br />
fast wie<strong>der</strong> ein gewohnter Anblick,<br />
zumindest in <strong>der</strong> Vor<strong>der</strong>pfalz. In <strong>der</strong><br />
Speyerbach-, Queich- o<strong>der</strong> Otterbach-Nie<strong>der</strong>ung<br />
sieht man regelmäßig<br />
Störche auf den Wiesen nach<br />
Nahrung suchen, bevorzugt Regen-<br />
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