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Könige der Lüfte kehren zurück - Naturschätze aus der Pfalz

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Bäume in <strong>der</strong> <strong>Pfalz</strong><br />

Bäume in <strong>der</strong> <strong>Pfalz</strong><br />

54<br />

Kraftfahrzeuge und Beschattung <strong>der</strong><br />

Kronen durch aufwachsende Bäume<br />

bzw. Bauwerke sind Gefährdungsursachen,<br />

die den Schutz <strong>der</strong> Baumriesen<br />

nötig machen. Um ihre Bedeutung<br />

für an<strong>der</strong>e Organismen zu verdeutlichen,<br />

sei darauf hingewiesen, dass es<br />

eine ganze Reihe von Organismen<br />

gibt, die freistehende Bäume besiedeln<br />

und in Wäl<strong>der</strong>n nicht vorkommen.<br />

Für mehr als 400 Arten sollen<br />

Eichen die Nahrungsbasis sein, darunter<br />

sind allein an die hun<strong>der</strong>t verschiedene<br />

Pilzarten (vgl. auch Kap. 17).<br />

Die ältesten Bäume <strong>der</strong> <strong>Pfalz</strong> stammen<br />

<strong>aus</strong> dem Rotliegend. Zu dieser<br />

Zeit, vor etwa 290 Millionen Jahren<br />

gab es schon verschiedene Waldtypen.<br />

Während an feuchteren Standorten<br />

Farne und baumgroße Schachtelhalme<br />

die Vegetation dominierten,<br />

waren es an eher trockeneren Standorten<br />

vor allem Nadelbäume. Wie neue<br />

Funde <strong>aus</strong> Kreimbach gezeigt haben<br />

kamen an den feuchteren Standorten<br />

vereinzelt auch Siegelbaumbestände<br />

vor. Siegelbäume waren maßgeblich<br />

am Aufbau <strong>der</strong> Steinkohlewäl<strong>der</strong><br />

beteiligt, ebenso wie Riesenfarne und<br />

Riesenschachtelhalme - das ist schon<br />

345 bis 300 Millionen Jahren her.<br />

Ihren Namen erhielten die Wäl<strong>der</strong>,<br />

weil sie die Grundlage <strong>der</strong> heutigen<br />

Steinkohlevorkommen darstellen.<br />

Beson<strong>der</strong>s beeindruckende Zeugen<br />

<strong>der</strong> Nadelbäume stellen verkieselte<br />

Stämme dar. Diese Form <strong>der</strong> Versteinerung<br />

steht in Zusammenhang mit<br />

dem Vulkanismus während des Rotliegenden.<br />

Aus vulkanischen Aschen<br />

wurde die Kieselsäure her<strong>aus</strong>gelöst,<br />

die zur Verkieselung <strong>der</strong> Hölzer führte.<br />

Bekannte Fundstellen solcher Kieselhölzer<br />

gibt es in <strong>der</strong> Nähe von Schallodenbach<br />

und Winnweiler.<br />

Zeugen dieser Wäl<strong>der</strong> <strong>der</strong> Rotliegendzeit<br />

findet man im Urweltmuseum<br />

GEOSKOP Burg Lichtenberg bei<br />

Kusel.<br />

Ein Besuch im Urweltmuseum<br />

lohnt sich je<strong>der</strong>zeit.<br />

Ein weiteres Beispiel außergewöhnlicher<br />

paläobotanischer Forschungsleistungen<br />

auf dem Gebiet<br />

<strong>Pfalz</strong> ist die Arbeit von NOLL, UHL &<br />

LAUSBERG (2003) über historische<br />

Waldbrände. Anhand von Fundstükken<br />

<strong>aus</strong> <strong>der</strong> Gegend um Winnweiler<br />

konnten die Autoren erstmals Waldbrände<br />

dem Rotliegend nachweisen.<br />

Funde so genannter Vulkanischer<br />

Bomben im Umfeld <strong>der</strong> Fossilien ließen<br />

sogar Rückschlüsse auf die Entstehung<br />

<strong>der</strong> Waldbrände zu.<br />

Um auf steinalte Eichen <strong>zurück</strong>zukommen,<br />

sei noch darauf hingewiesen,<br />

dass beim Kiesabbau in <strong>der</strong> Oberrheinebene<br />

neben Mammut-, Wollnashorn-,<br />

Waldelefanten- und an<strong>der</strong>en<br />

Knochen großer Säugetiere regelmäßig<br />

auch meterlange versteinerte<br />

Eichenstämme geborgen wurden, die<br />

mehrere zehnt<strong>aus</strong>end Jahre alt sind<br />

(SCHWEISS 1990). Oliver Röller<br />

Die ersten dentrologischen Untersuchungen<br />

am Stamm <strong>der</strong> Teufelstisch-<br />

Kiefer wurden von Hans Dieter Zehfuß<br />

durchgeführt. ZEHFUß (2002)<br />

recherchierte im Zusammenhang mit<br />

<strong>der</strong> Teufelstisch-Kiefer und kam zu<br />

folgendem Ergebnis: Der <strong>der</strong>zeit älteste<br />

Beweis für die Existenz einer Kiefer<br />

auf dem Teufelstisch ist eine Fotografie<br />

<strong>aus</strong> dem Jahr 1908, auf <strong>der</strong> sie<br />

gut zu erkennen ist. Die klettersportliche<br />

Erstbesteigung des Teufelstisches<br />

gelang am 3. Mai 1922. Die beiden<br />

Kletterer berichteten, dass sie sich an<br />

einem ihrer Wurzeläste über die<br />

Tischkante hochgezogen hatten.<br />

Weiterhin berichteten sie, dass <strong>der</strong> als<br />

„knorrig“ bezeichnete Baum mit seinem<br />

Wurzelgeflecht die gesamte<br />

Tischplatte überzogen hatte. Der<br />

Baum fiel durch seine mehr o<strong>der</strong><br />

weniger kugelförmige Gestalt auf.<br />

Höhe und Kronendurchmesser sollen<br />

um die sechs Meter betragen haben.<br />

Der Durchmesser des Stammes misst<br />

am Grund mit Borke 40 Zentimeter.<br />

Einen bundes- und weltweiten<br />

Bekanntheitsgrad erreichte <strong>der</strong> Teufelstisch<br />

durch zwei Briefmarken-<br />

Ausgaben <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> in <strong>der</strong> französischen<br />

Besatzungszone in den späten<br />

vierziger Jahren des vorigen Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

(1947/48). Der Kiefer (Pinus sylvestris<br />

L.) und den sie begleitenden<br />

Die Teufelstisch-Kiefer<br />

Heidekraut-Sträuchern (Calluna vulgaris<br />

(L.) HULL.) standen auf <strong>der</strong><br />

Tischplatte als Existenzgrundlage nur<br />

die in den Felsspalten durch Verwitterung<br />

entstandenen o<strong>der</strong> durch den<br />

Wind herangetragenen Feinerden als<br />

Mineralstoffträger, zur Bewässerung<br />

und organischen Düngung nur Nie<strong>der</strong>schlagswasser<br />

zu Verfügung. Unter<br />

solchen Bedingungen bildet die<br />

Art so genannte Hunger- o<strong>der</strong> Kümmerformen<br />

<strong>aus</strong>. Diese Exemplare<br />

erreichen durch ihre beson<strong>der</strong>e ökologische<br />

Anpassung recht lange<br />

(Über-) lebenszeiten.<br />

Über das Alter <strong>der</strong> Krüppelkiefer<br />

auf dem Teufelstisch lagen bisher nur<br />

vage Schätzungen und das Ergebnis<br />

des Auszählens <strong>der</strong> Jahresringe auf<br />

einem Bohrkern vor. Der ehemalige<br />

Leiter des Forstamtes Hinterweidenthal-Ost<br />

Franz Paula hatte im Sommer<br />

1987 den Teufelstisch durch einen<br />

heimischen Kletterer besteigen und<br />

eine Kernbohrung am Stamm des<br />

Baumes durchführen lassen. Die Auszählung<br />

<strong>der</strong> Jahresringe ergab damals<br />

ein Alter von ca. 150 Jahren. Der<br />

Baum lebte danach noch 12 Jahre.<br />

Das Auszählen <strong>der</strong> Jahresringe auf<br />

einer Baumscheibe vom Stammgrund<br />

des gefällten Baumes ergab die Zahl<br />

166, wobei bedingt durch das eventuelle<br />

Auftreten von Doppelringen, was<br />

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