CIHD Magazin 19 02/2013 - Chinesischer Industrie- und ...
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<strong>02</strong> I <strong>2013</strong> INTERVIEW 10<br />
Jahre nutzen <strong>und</strong> den europäischen Markt<br />
durch Direkt-Investitionen stärken?<br />
Herr Shi: Die von China getätigten Direktinvestitionen<br />
im Ausland sind seit 10 Jahren<br />
kontinuierlich gestiegen. Die Finanzkrise <strong>und</strong><br />
die Euro-Krise bringen noch mehr chinesische<br />
Unternehmen dazu, auf dem europäischen<br />
bzw. internationalen Markt zu investieren.<br />
In den letzten Jahren hat sich der Investitionstrend<br />
chinesischer Unternehmen auf dem<br />
europäischen Markt rasant entwickelt.<br />
In 2009, 2010 <strong>und</strong> 2011 sind die chinesischen<br />
Investitionen in Europa um jeweils 280%,<br />
101.6% <strong>und</strong> 57,3% gestiegen. Mit der<br />
sukzessiven Vertiefung der Länderbeziehung<br />
zwischen China <strong>und</strong> Deutschland sowie der<br />
Handelsbeziehung zwischen China <strong>und</strong><br />
Europa ist die Verb<strong>und</strong>enheit der gegenseitigen<br />
Wirtschaftsbeziehung <strong>und</strong> -interessen<br />
kontinuierlich gewachsen. In Bezug auf Investitionen<br />
entsteht immer mehr ein Verschmelzungszustand<br />
wie „Du hast mich in deinem<br />
Herzen <strong>und</strong> ich habe dich in meinem Herzen“.<br />
Bezüglich der Investitionsproportion befi nden<br />
sich getätigte chinesische Investitionen in<br />
Europa noch in der Startphase. In der von der<br />
europäischen Union aufgenommenen Auslandsdirektinvestitionen<br />
in 2011 hat China<br />
bislang lediglich 3,5% getätigt. Bis Ende 2011<br />
betragen die von China in Deutschland getätigten<br />
Investitionen 10,7%, der von Deutschland<br />
in China getätigten Investitionen. Europa<br />
verfügt über gute Gesetzesgr<strong>und</strong>lagen, eine<br />
vollkommene Infrastruktur, moderne Forschung<br />
<strong>und</strong> Entwicklung sowie Vertriebssysteme<br />
usw. All diese Vorteile zeichnen einen<br />
ausgezeichneten, idealen Investitionsstandort<br />
aus. In 2012 haben das chinesische<br />
Unternehmen Sanyi die Putzmeister Concrete<br />
Pumps GmbH <strong>und</strong> XCMG die Schwing GmbH<br />
gekauft. Diese Übernahmen betrafen höhere<br />
Erwerbsbeträge, sie haben weite Einflussbereiche<br />
<strong>und</strong> zeigen hohes Interesse der<br />
chinesischen Unternehmen an deutsche <strong>und</strong><br />
europäische Investitionskooperationspartner.<br />
An dieser Stelle möchte ich betonen,<br />
dass die Investitionen chinesischer Unternehmen<br />
die lokalen Steuereinnahmen erhöhen,<br />
Arbeitsplätze schaffen <strong>und</strong> die eigentechnologische<br />
Kompetenz verbessern,<br />
Managementerfahrungen erweitern, die internationale<br />
Konkurrenzfähigkeit verstärken <strong>und</strong><br />
globale Marktanteile ausbauen. Die Vorteilsergänzung<br />
<strong>und</strong> die Schaffung von Win-Win-<br />
Situationen sind die wichtigen Investitionsmotive<br />
chinesischer Unternehmen in Europa.<br />
<strong>CIHD</strong>: Im Gegensatz zu Chinas Strategie<br />
des Exportierens <strong>und</strong> Investierens über die<br />
letzten drei Dekaden, setzt Peking nun auf<br />
die Stimulation der Binnennachfrage als<br />
Werkzeug zur Sicherstellung eines permanenten<br />
Wachstums. Was bedeutet dies für<br />
exportorientierte Länder wie Deutschland?<br />
Herr Shi: Die chinesischen Richtlinien für<br />
Auslandsinvestitionen bedürfen einer kontinuierlichen<br />
Verbesserung <strong>und</strong> Komplementierung.<br />
Aber die Gr<strong>und</strong>richtung zur<br />
Förderung des Außenhandels <strong>und</strong> Verstärkung<br />
der beiderseitigen Investitionen hat sich nicht<br />
geändert. China ist das zweite Handelsland<br />
weltweit. Export spielt in der Wirtschaftsentwicklung<br />
Chinas nach wie vor eine nicht zu<br />
ersetzende Rolle. Die Aufnahme der Auslandsinvestitionen<br />
ist ebenfalls ein wichtiger<br />
Inhalt der Gr<strong>und</strong>satzfragen der Öffnungspolitik<br />
Chinas. Die Entscheidung über die<br />
effektive Nutzung des Auslandskapitals<br />
wird nach wie vor bestehen.<br />
<strong>CIHD</strong>: Erlauben Sie uns zum Abschluss eine<br />
persönliche Frage. Welche kulturellen Gemeinsamkeiten<br />
<strong>und</strong> welche Unterschiede<br />
sehen Sie zwischen Chinesen <strong>und</strong><br />
Deutschen?<br />
Herr Shi: Der deutsche Dichter Goethe hat<br />
es bereits 1827 in „Gespräche mit Goethe“<br />
erwähnt: „China ist nicht so fremd wie wir<br />
denken. Die Chinesen haben große Ähnlichkeit<br />
mit uns in Bezug auf Gedanken, Verhalten<br />
<strong>und</strong> Gefühl. Wir können schnell wahrnehmen,<br />
dass wir die gleichen Menschen<br />
sind“. Die Fre<strong>und</strong>schaft zwischen China <strong>und</strong><br />
Deutschland, auch unter der Bevölkerung, ist<br />
altehrwürdig. Das chinesische <strong>und</strong> das<br />
deutsche Volk lieben Frieden <strong>und</strong> Leben, sind<br />
fleißig <strong>und</strong> bodenständig. Es gibt keinen<br />
Interessenskonfl ikt zwischen beiden Ländern.<br />
Obwohl es verschiedene Sozialsysteme,<br />
Geschichte <strong>und</strong> Kulturtradition zwischen den<br />
beiden Ländern gibt, mögen beide Völker noch<br />
mehr voneinander erfahren <strong>und</strong> noch tiefere<br />
Fre<strong>und</strong>schaft haben. Insbesondere in den<br />
letzten Jahren ist China rasant gewachsen<br />
<strong>und</strong> seine Position auf der internationalen<br />
Bühne schnell aufgestiegen. Infolgedessen<br />
zeigt Deutschland nun noch mehr Interesse an<br />
China <strong>und</strong> sicher wird die Zukunft zeigen, dass<br />
wir noch mehr voneinander erfahren müssen<br />
<strong>und</strong> so unsere Fre<strong>und</strong>schaft vertiefen können.<br />
Herr Botschafter, wir bedanken uns herzlich<br />
für dieses Interview.