Hermann Göll | Germanische Mythologie
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auch noch seinen goldenen Zauberring abnahm, sprach Andwari einen Fluch über<br />
das Gold aus.<br />
Dieser sollte bald in Erfüllung gehen. Denn nach Abreise der Asen forderten die<br />
Söhne Hreidmars einen Teil des Schatzes als Bruderbuße, und da er sich weigerte,<br />
ersticht ihn Fafnir im Schlaf, behält aber das ganze Gold für sich und bewacht<br />
es als greulicher Lindwurm. Regin begibt sich zum Dänenkönig HJALPREK und<br />
wird Erzieher des jungen SIGURD (Siegfried), dessen Mutter Hiordis nach dem<br />
Tod ihres Gemahls, des Königs Sigmund, in einer Schlacht gegen die Hundingsöhne<br />
von Seeräubern dorthin geführt worden war.<br />
Als sein Zögling zum Mann herangereift war, erzählte ihm Regin seine Schicksale<br />
und forderte ihn auf, seinem Bruder Fafnir den Schatz zu entreißen. Sigurd verspricht<br />
es, hält es aber für seine Pflicht, zuvor seinen Vater zu rächen. Von Hjalprek<br />
mit dem Roß GRANI, einem Abkömmling von Odins achtbeinigem Sleipnir,<br />
und von Regin selbst mit dem aus den beiden Stücken von seines Vaters<br />
Sigmund Schwert gefertigten, Wollflocken ebenso leicht wie den Amboß spaltenden<br />
Schwert GRAM versehen, machte sich der junge Held auf, besiegt nach hartem<br />
Streit die Hundingsöhne und erschlägt ihren König LINGWI. Dann ritt er mit<br />
Regin zur Gnitaheide, wo der Drache Fafnir hauste. Regin versteckte sich aus<br />
Furcht in dessen Nähe; Sigurd aber grub auf der Fährte des Ungeheuers eine<br />
Grube, bedeckte sie mit Reisig und lauerte darin. Gift und Feuer sprühend näherte<br />
sich zur Mittagszeit der Wurm, und als er über die Grube kroch, durchbohrte<br />
er ihm den Leib.<br />
Nun stellte sich auch Regin wieder ein und verlangte als Bruderbuße von Sigurd,<br />
er sollte ihm das Herz des Drachen braten, und während dieser seinen Wunsch<br />
erfüllt, sinnt er aus Habsucht auf des Helden Ermordung. Zufällig berührte aber<br />
Sigurd den Braten, um zu sehen, ob er gar wäre, und als er den Finger in den<br />
Mund steckte, verstand er die Sprache der Vögel, die sich gerade über Regins<br />
Plan unterhielten. Er kommt also dem Treulosen zuvor und erschlägt ihn. Dann<br />
lädt er den Schatz seinem Roß auf und zieht die Straße südwärts.<br />
Da erblickt er auf einem Berg eine hohe Lohe aufflammen, und endlich stand vor<br />
ihm eine von Feuer umwallte Schildburg. Furchtlos sprengte er auf seinem<br />
Hengst durch die Lohe und fand im Innern nur einen einzelnen gepanzerten Krieger<br />
schlafend. Er nahm ihm den Helm ab und sah, daß es ein schönes Weib sei.<br />
Als er aber den Panzer mit seinem Schwert durchschnitt, erwachte die Jungfrau<br />
und begrüßte ihn als ihren Befreier. Es war BRYNHILD, auch Sigurdrifa genannt,<br />
eine Walküre, die in einer Schlacht den gefällt hatte, welchem Odin den Sieg bestimmt<br />
hatte, und zur Strafe vom Asen mit dem Schlafdorn gestochen und mit<br />
der Verheiratung bedroht worden war. Sigurd und Brynhild, die gelobt hatte, nie<br />
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