Untersuchung und Simulation des Einflusses ... - Neue Verpackung
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ELASTOMERE UND KUNSTSTOFFE<br />
ELASTOMERS AND PLASTICS<br />
schen Risswachstumsbeständigkeit weit<br />
überlegen waren.<br />
Konsequenterweise ergaben bruchmechanische<br />
Berechnungen zur Vorhersage der<br />
Lebensdauer bzw. Ermüdung der Laborprüfkörper<br />
auf Basis der Risswachstumskennwerte<br />
eine fehlerhafte Reihung der Werkstoffe.<br />
Damit stellt sich die Frage nach der<br />
Zuverlässigkeit von Annahmen über die<br />
charakteristischen Fehlstellen in den verwendeten<br />
Werkstoffen, da die Fehlstellengröße<br />
Ausgangspunkt der Berechnungen<br />
ist <strong>und</strong> eine Umkehrung der Reihung eintreten<br />
kann, wenn in den Werkstoffen unterschiedliche<br />
Fehlstellengrößen vorliegen. Ein<br />
erstes Ziel dieser <strong>Untersuchung</strong> ist es, definierte<br />
Fehlstellen mit systematisch variierter<br />
Größe in den Werkstoffen zu erzeugen<br />
<strong>und</strong> deren Auswirkungen auf die Ermüdungsbeständigkeit<br />
<strong>und</strong> die dynamische<br />
Risswachstumsbeständigkeit zu charakterisieren.<br />
Dabei werden Glaskugeln unterschiedlichen<br />
Durchmessers als Modellfehlstellen<br />
eingesetzt. Ein zweites Ziel ist es,<br />
startend mit bekannter Fehlstellengröße<br />
<strong>und</strong> ermittelten Kennwerten <strong>des</strong> dynamischen<br />
Risswachstums bruchmechanische<br />
Berechnungen der Ermüdung bzw. Lebensdauer<br />
von Laborprüfkörpern mit experimentellen<br />
Daten zu vergleichen.<br />
&1<br />
Materialien <strong>und</strong> Methoden<br />
Für die <strong>Untersuchung</strong> wurde ein bereits früher<br />
verwendeter EPDM-Werkstoff [3 – 8]<br />
eingesetzt. Die Kautschukmischungen bestanden<br />
aus einem handelsüblichen EPDM<br />
(Buna EP G5450), einem beschleunigten<br />
Schwefelvernetzungssystem, 70 phr Ruß<br />
N550, 40 phr Ruß N772 <strong>und</strong> 70 phr Weichmacher.<br />
Dieser Referenzmischung mit natürlichen<br />
Fehlstellen wurden Glaskugeln<br />
bekannter Größe in einer Konzentration<br />
von 10 phr beigemischt. Außer der Referenz-<br />
oder Basismischung wurden vier Mischungen<br />
mit Glaskugeln von 203 lm,<br />
119 lm, 71 lm <strong>und</strong> 35 lm hergestellt<br />
(Abb. 1). Es wurde überprüft, dass diese<br />
massiven Kugeln während <strong>des</strong> Einmischens<br />
nicht beschädigt werden.<br />
Die Ermüdungsuntersuchungen wurden an<br />
Hantelprüfkörpern mit einer freien Einspannlänge<br />
von 25 mm <strong>und</strong> einem Durchmesser<br />
von 15 mm in Zug durchgeführt<br />
(siehe Abraham et. al. [4]). Dabei wurde<br />
ein servohydraulisches Testsystem MTS<br />
831.50 benutzt. Die <strong>Untersuchung</strong>en erfolgten<br />
bei 1 Hz Sinus unter Kraftkontrolle bei<br />
Raumtemperatur. In Einstufenversuchen<br />
mit Null Unterlast wurden die Prüfkörper<br />
bis zum Komplettausfall zyklisch belastet,<br />
wobei kontinuierlich die dynamischen Eigenschaften<br />
wie Steifigkeit <strong>und</strong> Verlustfaktor<br />
sowie komplette Hysteresezyklen aufgezeichnet<br />
wurden. Pro Laststufe <strong>und</strong> Werkstoff<br />
wurden min<strong>des</strong>tens drei Prüfkörper<br />
untersucht.<br />
Dynamische Risswachstumsuntersuchungen<br />
sind an einseitig eingeschnittenen<br />
Streifenprüfkörpern<br />
von<br />
60 mm 15 mm 1,5 mm in Zug durchgeführt<br />
worden (single edge notched,<br />
SEN). Einschnitte von ca. 1,5 mm Länge<br />
wurden mit einer Rasierklinge vorgenommen.<br />
Die Tests erfolgten mit einem „Tear-<br />
Fatigue-Analyser“ System Bayer der Fa.<br />
Coesfeld [9]. Dabei handelt es sich um ein<br />
servohydraulisches Testsystem, in dem 10<br />
Prüfkörper simultan untersucht werden<br />
können, wobei über 10 Kraftmesseinrichtungen<br />
die Unterlast geregelt <strong>und</strong> individuelle<br />
Weg-Zeit-Verläufe aufgezeichnet werden<br />
können. Mit Hilfe einer Kamera mit<br />
nachgeschalteter Bildauswertung wird das<br />
Risswachstum unter dynamischer Belastung<br />
aufgezeichnet. Die Tests wurden bei<br />
Raumtemperatur mit Verformungspulsen<br />
von 50 ms bei einer Frequenz von 10 Hz<br />
<strong>und</strong> einer Minimalkraft von 2 N durchge-<br />
&1 Lichtmikroskopische Aufnahmen von Glaskugeln mit unterschiedlichem Durchmesser.<br />
führt. Es wurden vier unterschiedliche Verformungsamplituden<br />
gefahren, zur Sicherung<br />
einer ausreichenden Statistik sind<br />
min<strong>des</strong>tens 3 Prüfkörper pro Amplitude untersucht<br />
worden. Die Datenaufzeichnung<br />
liefert Spannungen, Verformungen, Energien<br />
sowie die Risskonturlänge in Abhängigkeit<br />
der Lastspielzahl. Damit stehen<br />
alle Daten zur Bestimmung bruchmechanischer<br />
Kennwerte (z.B. Tearing Energy, Risswachstumsgeschwindigkeit)<br />
zur Verfügung.<br />
Ergebnisse der<br />
Ermüdungsuntersuchungen<br />
Abb. 2 zeigt die Lastspielzahl bis zum Ausfall<br />
bei variierter Maximalspannung für den<br />
EPDM-Referenzwerkstoff sowie die Werkstoffe<br />
mit Glaskugeln unterschiedlicher<br />
Größe. Eingetragen sind jeweils die Mittelwerte<br />
der Lebensdauern von min<strong>des</strong>tens<br />
drei Hantelprüfkörpern. Wie zu vermuten,<br />
zeigt das Referenzsystem ohne Glaskugeln<br />
(*) die höchste Lebensdauer bzw. die geringste<br />
Ermüdungstendenz, der Werkstoff<br />
mit 203 lm Glaskugeln (~) erträgt im Vergleich<br />
hierzu nur etwa 1/10 der Lastspielzahl.<br />
Werden Glaskugeln von 35 lm (&) eingemischt,<br />
liegt die Lebensdauer erwartungsgemäß<br />
relativ nahe an dem Referenzwerkstoff.<br />
Die Werkstoffe mit 71 lm <strong>und</strong><br />
119 lm (~) reihen sich dazwischen ein<br />
<strong>und</strong> besitzen eine ähnlich reduzierte Lebensdauer.<br />
Sehr aufschlussreich ist der Überblick der<br />
Einzelergebnisse der Prüfkörper der Abb. 3.<br />
Man erkennt, dass der Referenzwerkstoff<br />
unter allen Testbedingungen die größte<br />
Spannbreite bzw. Streuung der Lastspielzahlen<br />
besitzt. Bei Zugabe der Kugeln von<br />
35 lm reduziert sich die mittlere Lastspielzahl,<br />
die Spannbreite Streuung nimmt ab.<br />
Offenbar werden die „Langläufer“ durch Zugabe<br />
der Modellfehlstellen weggekappt.<br />
Dies setzt sich bei Zugabe immer größerer<br />
Glaskugeln sukzessive fort. Bei 203 lm Glaskugeldurchmesser<br />
ist die Spannbreite sehr<br />
gering, gleichzeitig hat man den Eindruck,<br />
dass die Ausgleichsgerade dieses Werkstoffs<br />
in etwa die Untergrenze der „Kurzläufer“<br />
<strong>des</strong> Referenzwerkstoffs ohne Glaskugeln bildet.<br />
Unter Kenntnis der Tatsache, dass Ruß<br />
in EPDM problematisch zu dispergieren ist,<br />
könnten diese Beobachtungen folgendermaßen<br />
erklärt werden: In dem Referenzwerkstoff<br />
liegen Fehlstellen in Form von Rußagglomeraten<br />
vor, die überwiegend kleiner<br />
als 35 lm sind <strong>und</strong> damit die Langläufer erlauben.<br />
Die Glaskugeln entfalten dann ihre<br />
Fehlstellenwirkung, wenn zu wenig große<br />
Rußagglomerate in einem Prüfkörper ent-<br />
596 KGK November 2005