Untersuchung und Simulation des Einflusses ... - Neue Verpackung
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ELASTOMERE UND KUNSTSTOFFE<br />
ELASTOMERS AND PLASTICS<br />
&7<br />
&8<br />
&7 Dynamische Risswachstumseigenschaften eines EPDM-Werkstoffs<br />
ohne <strong>und</strong> mit Glaskugeln, Abhängigkeit von der Energiefreisetzungsrate<br />
(Tearing-Energy), Mittelwerte bei Prüfung von minimal<br />
drei Streifenprüfkörpern.<br />
&8 Vergleich der berechneten <strong>und</strong> experimentell bestimmten Ermüdung<br />
bzw. Lebensdauer von Hantelprüfkörpern in Abhängigkeit<br />
von der Fehlstellengröße.<br />
Das Verhalten der Werkstoffe bei Variation<br />
der Dehnungsamplitude ist in Abb. 6 dargestellt.<br />
Erneut ist der Einfluss der Glaskugelzugabe<br />
gering. Es lässt sich allenfalls eine<br />
leichte Tendenz zu – verglichen mit dem Referenzmaterial<br />
– kleineren Risswachstumsraten<br />
beobachten. Eine Erklärung könnte<br />
darin liegen, dass die voranschreitende Rissspitze<br />
von weniger als 30 lm Durchmesser<br />
eine moderate bis starke Aufweitung beim<br />
Auftreffen auf die nicht angeb<strong>und</strong>enen,<br />
teils deutlich größeren Glaskugeln erfährt.<br />
Abb. 7 zeigt den Zusammenhang zwischen<br />
Risswachstumsrate <strong>und</strong> der mittels Gleichung<br />
(1) bestimmten Energiefreisetzungsrate<br />
(Tearing-Energie T). Wie zuvor in den<br />
Fällen von maximaler Spannung bzw. Dehnung<br />
ist der Einfluss der Glaskugelzugabe<br />
äußerst gering <strong>und</strong> vor allem nicht systematisch.<br />
<strong>Simulation</strong> <strong>des</strong> Risswachstums<br />
Unter Verwendung Bruchmechanischer Berechnungen<br />
[10, 11] ist es nun möglich, die<br />
Lebensdauer von Elastomerwerkstoffen<br />
<strong>und</strong> Bauteilen unter dynamischer Beanspruchung<br />
zu simulieren. Ausgangspunkt<br />
hierfür ist die Energiefreisetzungsrate (Tearing-Energie<br />
T), welche sich für den verwendeten<br />
SEN-Prüfkörper <strong>und</strong> uniaxialem<br />
Spannungszustand zu<br />
T ¼ 2 k w c<br />
ð1Þ<br />
berechnet. In (1) bezeichnet w die Energiedichte,<br />
c die Risslänge <strong>und</strong> k eine von der<br />
Dehnung k abhängige Funktion<br />
k ¼ p<br />
ffiffiffi<br />
ð2Þ<br />
k<br />
Für den technisch relevanten Bereich wird<br />
eine lineare Zunahme <strong>des</strong> Logarithmus<br />
der Risswachstumsrate dc/dn mit der Tearing-Energie<br />
beobachtet (Abb. 7)<br />
dc<br />
dn ¼ B Tb<br />
ð3Þ<br />
wobei B <strong>und</strong> b experimentell zu bestimmende<br />
Materialkonstanten sind. Integration<br />
von (3) führt auf<br />
" #<br />
n ¼ 1<br />
b 1 1<br />
B ð2 k wÞ b<br />
" #<br />
1 1<br />
<br />
c 0<br />
b 1 c b 1<br />
ð4Þ<br />
In Gleichung (4) bezeichnet c 0 die Anfangsrisslänge.<br />
Unter der Annahme, dass die Glaskugeln als<br />
Fehlstellen der Anfangsrisslänge c 0 in einer<br />
im Vergleich hierzu nahezu unendlichen<br />
Umgebung mit uniaxialer Verformung anzusehen<br />
sind, kann die Lebensdauer von<br />
Hantelprüfkörpern mittels (4) berechnet<br />
werden. Abb. 8 zeigt diese Lebensdauersimulationen<br />
nðc 0 Þ in Abhängigkeit von c 0 ,<br />
wobei angenommen wurde, dass die Hantelprüfkörper<br />
bei einer erreichten Gesamtrisslänge<br />
von 15 mm (Durchmesser der<br />
Hanteln) ausfallen. Man beachte, dass die<br />
Materialkennwerte B <strong>und</strong> b aus den dynamischen<br />
Risswachstumsuntersuchungen<br />
am Referenzwerkstoff stammen, die Energiedichte<br />
w wurde aus den Ermüdungsuntersuchungen<br />
an Hantelprüfkörpern bestimmt.<br />
Für das mit 203 lm-Glaskugeln gefüllte<br />
Material ist eine exzellente Übereinstimmung<br />
zwischen Experiment <strong>und</strong> <strong>Simulation</strong><br />
zu beobachten. Diese wird systematisch<br />
schlechter, je kleiner die zugegebenen<br />
Glaskugeln sind.<br />
Die Abnahme der experimentell bestimmten<br />
Lebensdauer gegenüber den simulierten<br />
würde sich nun konsistent in das Bild<br />
einfügen, wenn die Fehlstellen im rußgefüllten<br />
EPDM-Referenzwerkstoff von der<br />
Größenordnung der größten zugegebenen<br />
Glaskugeln sind.<br />
Um diese Vermutung zu überprüfen, wurden<br />
30 auflichtmikroskopische Aufnahmen<br />
von Glanzschnitten <strong>des</strong> mit Ruß gefüllten<br />
EPDM-Referenzwerkstoffs hinsichtlich der<br />
Größenverteilung der Rußagglomerate untersucht.<br />
Abb. 9 zeigt, dass die Mehrheit<br />
der Rußagglomerate Durchmesser von weniger<br />
als 60 lm aufweisen. Eine kleine Anzahl<br />
(ca. 1 %) liegt jedoch auch im Bereich<br />
100 – 300 lm – <strong>und</strong> ist somit z.T. größer<br />
als die durchmessergrößten Glaskugeln.<br />
Werden diese wenigen, unregelmäßig verteilten,<br />
aber sehr großen Agglomerate als<br />
Ausgangspunkte <strong>des</strong> Risswachstums angenommen,<br />
so lassen sich die beobachteten<br />
Streuungen in den Lebensdauern <strong>des</strong> rußgefüllten<br />
Systems <strong>und</strong> deren systematische<br />
Abnahme bei Glaskugelzugabe (größere<br />
Glaskugeln – größere Reduktion der Streuung,<br />
vgl. Abb. 3) erklären. Die nahezu vollständige<br />
Reduktion der Streuung im Falle<br />
der 203 lm messenden Glaskugeln unterstreicht<br />
dann die Hypothese, dass die Rußagglomerate<br />
als Lebensdauer-bestimmende<br />
Fehlstellen angesehen werden können.<br />
Zusammenfassung<br />
Die vorgestellten <strong>Untersuchung</strong>en von<br />
EPDM-Werkstoffe zeigen, dass die Einmischung<br />
von in ihren Durchmessern systematisch<br />
variierten Glaskugeln ein in hohem<br />
Maße geeignetes Werkzeug darstellen, den<br />
598 KGK November 2005