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Marienburger Nachrichten - Marienburger Nachbarschaft in ...

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Seite 20 <strong>Marienburger</strong> <strong>Nachrichten</strong> Jahrgang 28/Nr. 43<br />

München an der Kunstakademie. Nach Abschluss<br />

des Studiums bereiste er zwischen 1890 und 1891<br />

Italien<br />

E<strong>in</strong> zweites Italienerlebnis (1894-1896) bee<strong>in</strong>flusste<br />

se<strong>in</strong>e Malweise entscheidend: Die Landschaft der<br />

Sab<strong>in</strong>er Berge und das warme Licht der Region<br />

bewogen den Künstler, se<strong>in</strong>e Farben aufzuhellen<br />

und das Spiel von Luft und Licht <strong>in</strong> und um die Objekte<br />

„e<strong>in</strong>zufangen“. So näherte sich der Kronstädter<br />

Künstler dem Stil der deutschen Impressionisten.<br />

Miess revolutionierte die siebenbürgische Kunst<br />

nicht, wurde jedoch im auskl<strong>in</strong>genden 19. Jahrhundert<br />

e<strong>in</strong> Wegbereiter der Moderne <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Heimat.<br />

Aus Italien zurückgekehrt, hatte er den Mut, <strong>in</strong><br />

Kronstadt e<strong>in</strong> Atelier zu eröffnen und als freischaffender<br />

Künstler zu leben, der erste „freie Künstler“<br />

<strong>in</strong> Siebenbürgen. Se<strong>in</strong> Atelier wurde zum Treffpunkt<br />

für Berufskollegen, zahlreiche junge Talente erhielten<br />

hier die ersten Anweisungen vom geschätzten<br />

Altmeister.<br />

Dr. Gudrun-Liane Ittu<br />

(Erschienen <strong>in</strong> der Siebenbürgische Zeitung am<br />

5.12.2004)<br />

Altarbild von Friedrich Miess<br />

Foto von 1985 aus der Sammlung Emmi Schoppel<br />

Am ersten Pf<strong>in</strong>gsttage konnte sich die Geme<strong>in</strong>de,<br />

d.i. am 30. Mai 1909 - zuerst dieser großen Widmung<br />

erfreuen. Vorher, also schon zu Ostern 1909<br />

war durch den Frauenvere<strong>in</strong> der große Teppich vor<br />

dem Altar von der Firma Köper (?) <strong>in</strong> Leipzig bezogen<br />

worden. Dieser kostete 277 Kronen. Noch nie<br />

hat der Frauenvere<strong>in</strong> mit solcher Opferwilligkeit gearbeitet<br />

als 1909, das für denselben e<strong>in</strong> Ruhmesjahrgang<br />

besonderer Art ist.<br />

Auch von anderer Seite flossen <strong>in</strong> diesem Jahr der<br />

Geme<strong>in</strong>de mannigfache Gaben zu. So schenkten<br />

am 24. Oktober 1909 die K<strong>in</strong>der der am 10. Oktober<br />

1909 verstorbenen Martha Michel: Georg, Johann<br />

u. Richard, welche sämtlich <strong>in</strong> Deutschland leben,<br />

dem Frauenvere<strong>in</strong> 50 Kronen mit der Bitte: für die<br />

Instandhaltung des Grabes ihres Vaters Georg und<br />

ihrer Schwester Martha zu sorgen.<br />

Am 30. Oktober schenkte Georg Scheip <strong>in</strong> Düsseldorf<br />

lebend, zum Andenken an se<strong>in</strong>en am 20. Juli<br />

1909 verstorbenen Bruder Simon Scheip die neue<br />

Altarbibel. Er begleitete die Widmung mit dem bemerkenswerten<br />

Worte, daß er unmittelbar nach dem<br />

Tode nichts zum Andenken des Bruders habe tun<br />

können, nun aber gerne etwas zu se<strong>in</strong>er Ehre tue.<br />

E<strong>in</strong>e wahrhaft edle Ges<strong>in</strong>nung spricht aus diesen<br />

schlichten Worten.<br />

Im Oktober 1909 spendete der Frauenvere<strong>in</strong> noch<br />

den unter dem Taufste<strong>in</strong>e bef<strong>in</strong>dlichen Teppich, der<br />

55 Kronen, 50H. kostete. E<strong>in</strong> <strong>in</strong> Apaza lebendes,<br />

aber von hier stammendes Ehepaar: Johann U.<br />

Margarethe Streitfert ersetzten <strong>in</strong>dessen dem Frauenvere<strong>in</strong><br />

den ganzen Betrag und baten, daß der<br />

Teppich als von ihnen geschenkt angesehen werde.<br />

Dem Wunsche wurde freudig willfahrt._So brachte<br />

das Jahr 1909 e<strong>in</strong>e reiche Ernte der Opferwilligkeit<br />

und edlen christlichen S<strong>in</strong>nes, den Gott erhalten<br />

und fördern wolle.<br />

Aber auch e<strong>in</strong>en schweren, tief empfundenen Verlust<br />

brachte dieses Jahr, <strong>in</strong>dem völlig und unerwartet<br />

am 18. Dezember 1909 Pfarrfrau Luise Imrich,<br />

die zu e<strong>in</strong>er Operation nach Schäßburg <strong>in</strong>s dortige<br />

Spital gefahren war, <strong>in</strong> den Tod sank. E<strong>in</strong>e ergreifende<br />

Teilnahme der ganzen Geme<strong>in</strong>de und <strong>in</strong>sonderheit<br />

des Frauenvere<strong>in</strong>e an der am 21 December,<br />

Nachmittags 3 Uhr <strong>in</strong> Kronstadt erfolgten Bestattung<br />

gab Zeugnis von der tiefen Teilnahme und der allgeme<strong>in</strong>en<br />

Liebe, deren die so unerwartet Entrissene<br />

sich erfreute. Ihrer Familie ist sie und auch die<br />

Geme<strong>in</strong>de wird sie sobald nicht vergessen; denn ihr<br />

ganzes Herz galt nächst ihrem Hause und ihrem<br />

lieben Frauenvere<strong>in</strong>. Ihr Andenken ehrte der nun<br />

zum zweitenmale so schwer heimgesuchte Gatte,<br />

<strong>in</strong>dem er zunächst dem Frauenvere<strong>in</strong>e den Betrag<br />

von 50 Kronen widmete, die <strong>in</strong> gleicher Weise zu<br />

behandeln s<strong>in</strong>d wie die 1902 gemachte Bertha Imrich<br />

Stiftung. Überdies wurden dem kirchlichen<br />

Hilfsfonde 50 Kronen zum Andenken an Luise Imrich,<br />

geb. Gottlieb Schlandt zugeführt. Die riesigen<br />

Leistungen des Frauenvere<strong>in</strong>es gerade 1909, die<br />

wesentlich ihrer lnitiative entsprangen, bleiben <strong>in</strong>dessen<br />

e<strong>in</strong> unvergängliches Denkmal der edlen<br />

S<strong>in</strong>nesart der treuen Dah<strong>in</strong>geschiedenen. Gott lohne<br />

ihr alle Liebe und Freundlichkeit <strong>in</strong> der Ewigkeit!

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