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Synoptische Vorhersage der Temperaturamplitude im Tagesverlauf ...

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Bachelorarbeit, Modul: Met560<br />

<strong>Synoptische</strong> <strong>Vorhersage</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Temperaturamplitude</strong> <strong>im</strong> <strong>Tagesverlauf</strong>,<br />

sowie Min<strong>im</strong>al- und Max<strong>im</strong>altemperatur<br />

Autor: Benedikt Stockhausen<br />

Betreuer: Prof. Dr. A. Bott<br />

26. September 2011


Inhaltsverzeichnis<br />

1 Einleitung und Motivation 2<br />

2 Physikalischer Hintergrund 2<br />

2.1 Die Wärmegleichung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2<br />

2.2 Die Strahlungsgleichung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3<br />

3 <strong>Vorhersage</strong> von T min,max über Strahlungsflüsse 3<br />

3.1 <strong>Vorhersage</strong> täglicher Erwärmungsraten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4<br />

3.2 Mittelfristvorhersage <strong>der</strong> Extremtemperaturen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5<br />

4 <strong>Vorhersage</strong> <strong>der</strong> DT R über Strahlungsflüsse 5<br />

4.1 Mittelfristvorhersage <strong>der</strong> DT R . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />

5 Betrachtung von Advektion und latenter Wärme 7<br />

5.1 Latente Wärme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7<br />

5.1.1 Das Taupunktproblem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7<br />

5.1.2 Das Konvektionsproblem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8<br />

5.2 Advektion von Luftmassen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8<br />

5.3 Mittelfristvorhersage mit Advektion und latenter Wärme . . . . . . . . . . . . . . 8<br />

6 <strong>Vorhersage</strong> bei Bedeckung >7/8 9<br />

6.1 Diskussion <strong>der</strong> Vorhersagbarkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10<br />

6.2 Temperaturvorhersage bei wechselnden Verhältnissen . . . . . . . . . . . . . . . . 10<br />

7 <strong>Vorhersage</strong> des <strong>Tagesverlauf</strong>s, “Temperaturkurve” 10<br />

8 Vergleich mit Modellvorhersagen und Messwerten 11<br />

8.1 Vergleich mit Gartenstation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11<br />

8.1.1 Strahlungstage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11<br />

8.1.2 Wolkentage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16<br />

8.1.3 Alternativen für Vergleiche mit Messwerten . . . . . . . . . . . . . . . . . 19<br />

8.1.4 Vergleich von Gartenstation und <strong>der</strong> Station in Essen . . . . . . . . . . . . 19<br />

8.2 Vergleich mit PAFOG-Modell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20<br />

8.2.1 Beispiel 1, 03.06.2010 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21<br />

8.2.2 Beispiel 2, 07.05.2008 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22<br />

8.2.3 Beispiel 3, 04.08.2009 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24<br />

8.2.4 Beispiel 4, Wolkentag, 02.10.2007 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25<br />

9 Fazit und Schlusswort 26<br />

A Literatur 27<br />

B Weitere Graphiken 28


Zusammenfassung<br />

Temperatur ist eine <strong>der</strong> wichtigsten meteorologischen Größen überhaupt. Die synoptische<br />

<strong>Vorhersage</strong> sollte so genau wie möglich sein, weswegen hierfür die unterschiedlichsten<br />

Ansätze und Modelle vorhanden sind. Diese Arbeit beschäftigt sich mit <strong>der</strong> <strong>Vorhersage</strong> <strong>der</strong><br />

täglichen <strong>Temperaturamplitude</strong>, dem Unterschied zwischen T min und T max <strong>im</strong> Laufe eines<br />

kalendarischen Tages.<br />

Diese Größe ist nicht zwingend vom absoluten Betrag <strong>der</strong> Temperatur abhängig, weswegen<br />

sich die folgende Ausarbeitung nicht mit <strong>der</strong> Temperaturvorhersage an sich beschäftigt.<br />

Zunächst wird eine Einführung gegeben und <strong>der</strong> physikalische Hintergrund erläutert,<br />

sowie erste Ansätze erarbeitet. Diese werden dann zur <strong>Vorhersage</strong> <strong>der</strong> <strong>Temperaturamplitude</strong><br />

herangezogen, erst nur unter Beachtung <strong>der</strong> Strahlung, danach etwas quantitativer unter<br />

Einbezug von Advektion und Feuchte. Als letztes soll die erarbeitete Methode an Messwerten<br />

und Modellvorhersagen verifiziert werden.<br />

1


1 Einleitung und Motivation<br />

Die tägliche <strong>Temperaturamplitude</strong> sowie die damit eng verbundenen Min<strong>im</strong>al- und Max<strong>im</strong>altemperaturen<br />

eine Tages sind neben dem Nie<strong>der</strong>schlag beson<strong>der</strong>s für die große Masse <strong>der</strong> Öffentlichkeit<br />

eine wichtige <strong>Vorhersage</strong>größe. Das international “diurnal temperature range” (DT R) genannte<br />

Maß ist ebenfalls ein wichtiger Kl<strong>im</strong>aindikator, <strong>im</strong> globalen Trend sinkt die DT R durch einen<br />

stärkeren Anstieg von T min <strong>im</strong> Vergleich zu T max (5) .<br />

Die DT R wird von Strahlung, Feuchte und Advektion best<strong>im</strong>mt. Diese drei Faktoren müssen<br />

für eine <strong>Vorhersage</strong> berücksichtigt werden, wobei <strong>der</strong> Schwerpunkt auf Strahlungsflüsse gelegt<br />

wird, da diese den größten Teil <strong>der</strong> DT R ausmachen.<br />

Im Folgenden wird ein kleines, eigenes Modell für die Strahlungsbilanz und die Grenzschicht<br />

erstellt und damit <strong>der</strong> physikalische Hintergrund beschrieben. Das rein theoretisch erstellte Modell<br />

wird dann abgeglichen und angepasst, sodass das Ergebnis dieser Arbeit auch anwendbar sein wird.<br />

2 Physikalischer Hintergrund<br />

Die Temperatur eines Luftpaketes wird durch verschiedenste Faktoren beeinflusst. Die Temperatur<br />

stellt dabei eine innere Energie <strong>der</strong> Luft da, ist also mit <strong>der</strong> Teilchenbewegung gekoppelt. Wird<br />

die Geschwindigkeit v <strong>der</strong> Teilchen (und somit die freie Weglänge) verän<strong>der</strong>t, so än<strong>der</strong>t sich auch<br />

die Temperatur T (E kin → kinetische Energie, k B → Boltzmann-Konstante) (6) :<br />

E kin = 1 2 mv2 = 3 2 k BT (1)<br />

Die Gründe dafür können Druckän<strong>der</strong>ung o<strong>der</strong> Energiezufuhr sein. Es gibt verschiedene Ausdrücke<br />

für solche Än<strong>der</strong>ungen, eine davon stellt die Wärmegleichung <strong>der</strong> Meteorologie dar, welche alle<br />

atmosphärischen Einflüsse auf T beinhaltet.<br />

2.1 Die Wärmegleichung<br />

Für die Temperatur existiert eine allgemeine prognostische Gleichung, die Wärmegleichung (A.Bott,<br />

18.07.2008 (1) ). Sie lautet (c p → spez. Wärme bei konst. Druck):<br />

c p ρ dT<br />

dt = dp<br />

dt + l 12I 2 + l 23 I 3 − ∇ · (J s + F R ) (2)<br />

Die Temperaturän<strong>der</strong>ung wird durch folgende Prozesse verursacht:<br />

• l 12 I 2 für den Übergang Wasser-Eis, l 23 I 3 Übergang Wasser-Dampf und die jeweils dabei frei<br />

werdende o<strong>der</strong> benötigte latente Wärme<br />

• ∇ · J s für fühlbare Wärmeflüsse<br />

• ∇ · F R für Wärme durch Strahlungsfluss<br />

• dp<br />

dt<br />

für Wärme durch Druckän<strong>der</strong>ung<br />

Für die Temperaturvorhersage werden alle Terme benötigt, dennoch können davon best<strong>im</strong>mte in<br />

Näherung vernachlässigt werden. Den größten Anteil an einem festen Punkt (z.B. Bonn, MIUB-<br />

Gartenstation, gewonnen aus 4-jähriger Beobachtung) macht <strong>der</strong> Strahlungsfluss aus. Danach<br />

folgen latente und sensible Wärmeflüsse (Advektion). Die Druckän<strong>der</strong>ung spielt an einem festen<br />

Punkt auf Bodenniveau keine Rolle, son<strong>der</strong>n nur bei Hebungen etc.<br />

2


Im Folgenden wird daher an erster Stelle die Temperaturän<strong>der</strong>ung durch Strahlung betrachtet<br />

und anhand dieser grundlegende Zusammenhänge geklärt. Die latente und fühlbare Komponente<br />

werden <strong>im</strong> zweiten Teil kürzer behandelt, da hier viele nicht lineare Terme eine Rolle spielen.<br />

2.2 Die Strahlungsgleichung<br />

Um sich mit den Strahlungsflüssen auseinan<strong>der</strong> zu setzen, muss zuerst <strong>der</strong>en Größe errechnet<br />

werden. Er setzt sich zusammen aus Einstrahlung <strong>der</strong> Sonne und <strong>der</strong> Strahlung <strong>der</strong> Atmosphäre,<br />

sowie <strong>der</strong> Rückstrahlung <strong>der</strong> Erde. Für jeden Ort und Tag lässt sich, anhand von Neigung und<br />

Rotation <strong>der</strong> Erde, eine unbeeinflusste Strahlungskurve erstellen. Das Integral über den gesamten<br />

<strong>Tagesverlauf</strong> gibt dabei den Brutto-Strahlungs-Energiefluss <strong>der</strong> Sonne an. Der Nettofluss (∼ ∇ ·<br />

F R ) ist die Differenz von Einstrahlung und Ausstrahlung (meist Infrarot, IR). Letzterer hängt<br />

maßgeblich von <strong>der</strong> Oberflächentemperatur ab.<br />

Die solare Strahlungsbilanz Q S setzt sich aus direkter Einstrahlung <strong>der</strong> Sonne I, Streustrahlung<br />

des H<strong>im</strong>mels D und Reflexstrahlung des Bodens R S zusammen, die Geo-Strahlungsbilanz Q G aus<br />

Ausstrahlung des Bodens A, Rückstrahlung <strong>der</strong> Atmosphäre G und Reflexstrahlung des Bodens<br />

R G . Die Gesamtbilanz ist Q. Es ergibt sich die Gleichung:<br />

Q = Q S + Q G = I + D − R S + G − A − R G (3)<br />

Die direkte Einstrahlung I und die Streustrahlung D werden als Globalstrahlung Q global zusammengefasst.<br />

Die Erde ist <strong>im</strong> IR näherungsweise ein schwarzer Körper, wodurch die Reflexion<br />

R G ≈ 0 gesetzt wird. Die Ausstrahlung A <strong>der</strong> Erdoberfläche wird nach Stephan-Boltzmann (6)<br />

mit gleichnamiger Konstante σ und <strong>der</strong> Bodentemperatur T B beschrieben: A = σTB 4 . Mit Hilfe<br />

<strong>der</strong> Emissivität ɛ werden R S und Q global zusammengefasst (vgl.: Meteorologisches Praktikum,<br />

Universitäten Bonn & Köln, 23.05.2008 (2) ).<br />

G wird <strong>im</strong> folgenden über die so genannte Ångström-Formel (K.Blümel et al., BFT, Entwicklung<br />

von TRY für die BRD (3) ) genähert (e → Dampfdruck). Es folgt:<br />

Q = I + D + G − A − R G − R S<br />

= Q global + G − A − R S<br />

= (1 − ɛ) · Q global − σT 4 B + G<br />

= (1 − ɛ) · Q global − σT 4 B + σT 4 B · (0,<br />

79 − 0, 174 · 10 −0,041e) (Ångström-Formel) (4)<br />

Im ersten Term ist (1 − ɛ) die Albedo <strong>der</strong> Erde bzw. die Albedo <strong>der</strong> betrachteten Region (z.B.<br />

Bonn und Umland). Die planetare Albedo liegt bei ca. 31%, die Albedo für Bonn und Umland<br />

mit Gras, Asphalt und Wäl<strong>der</strong>n bei ca. 25% (Kraus, 03.2004, S.107 (7) ).<br />

Der Dampfdruck wird <strong>im</strong> Folgenden in Näherung auf 5,6,8,10,12,15,15,12, 10,8,6,5 hPa für<br />

die jeweiligen Monatsschritte gesetzt. Dies entspricht, verglichen mit den monatlichen Durchschnittswerten<br />

<strong>der</strong> Temperatur, einer mittleren Feuchte von rund 74%. Für T B wird bei einer<br />

Strahlungslage in Näherung die Temperatur in 2m Höhe angenommen.<br />

3 <strong>Vorhersage</strong> von T min,max über Strahlungsflüsse<br />

N<strong>im</strong>mt man für T B in Formel (4) die Durchschnittstemperaturen von Januar bis Dezember für<br />

Bonn (www.wettercheck.de/kl<strong>im</strong>atab.htm (4) ), so ergeben sich für die mögliche Ausstrahlleistung<br />

A <strong>der</strong> Oberfläche die Werte aus Tabelle 1. Wird diese Austrahlung durch die eingestrahlte Wärme<br />

(1 − ɛ) · Q global + G > A überschritten, so erwärmt sich das Wetter pro Tag um einen best<strong>im</strong>mten<br />

Wert.<br />

3


Geht man davon aus, dass Q global an einem wolkenfreien Tag ≈ I (solare Einstrahlung) ist, so<br />

kann man mit Hilfe des Höhenwinkels <strong>der</strong> Sonne γ und <strong>der</strong> Albedo aus I max = 1366 W die globale<br />

m 2<br />

Einstrahlung errechnen (2) .<br />

sin(γ) = sin(φ)sin(δ) + cos(φ)cos(δ)cos(t) mit: geogr. Br. φ, Dekl. δ, Stundenwinkel t (5)<br />

I(t) = I max (t) · sinγ ⇒ Q global =<br />

∫ 24h<br />

0h<br />

I(t)dt (6)<br />

Zusammen mit G über die Ångström-Formel lässt sich nun für jeden Monat die theoretische,<br />

mittlere Einstrahlung berechnen, wobei I am 15. jedes Monats best<strong>im</strong>mt wird und für T B wie<strong>der</strong><br />

die Monatsmittelwerte eingesetzt werden (in Näherung, ebenfalls Tabelle 1). Zudem ist die Bilanz<br />

Q angegeben.<br />

Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez<br />

T mittel in ◦ C 1,2 1,8 5,2 9,2 13,4 16,7 18,2 17,5 14,5 9,8 5,7 2,5<br />

A in W m 2 326,3 329,2 345,8 366,1 388,4 406,6 415,0 411,1 394,3 369,2 348,3 332,5<br />

I + G in W m 2 293,1 345,7 431,9 537,1 625,4 677,5 670,7 605,7 506,6 388,3 323,5 286,1<br />

Q in W m 2 -33,2 16,5 86,1 171,0 237,0 270,9 255,7 194,6 112,3 19,1 -24,8 -46,4<br />

Tabelle 1: Berechnung <strong>der</strong> mittleren Ein- und Ausstrahlleistung für Bonn. blau = neg. Bilanz<br />

Es zeigt sich, dass <strong>im</strong> ganzen Jahr nur drei Monate eine negative Bilanz haben und somit<br />

die Strahlungsbilanz für Bonn bei reinen Strahlungstagen stark positiv ist. Im Jahresmittel liegt<br />

sie bei ≈ 104 W (Im Jahresmittel sind es in Bonn mit Wolken rund 50 W , vgl.: Meteorologisches<br />

m 2<br />

m 2<br />

Praktikum, Universitäten Bonn & Köln, 23.5.08 (2) ). Bei Strahlungslagen außer <strong>im</strong> Winter ist mit<br />

zunehmenden Temperaturen zu rechnen, was sich in den Messungen bestätigt.<br />

3.1 <strong>Vorhersage</strong> täglicher Erwärmungsraten<br />

Die Umrechnung dieser Bilanz in Temperaturzu- o<strong>der</strong> -abnahme gelingt mit <strong>der</strong> Wärmegleichung<br />

(Formel (2)). Die differente Einstrahlleistung (Bilanz B) integriert über einen Tag ergibt die<br />

täglich eingestrahlte Energie. Verrechnet mit Wärmekapazität und Dichte ergibt sich die tägliche<br />

Erwärmung ∆T <strong>der</strong> Luft:<br />

c p ρ dT<br />

dt = −⃗ ∇ · F R ⇒ ∆T = B · t<br />

c p · m<br />

mit t=86400s, m=1500kg/m 2 (7)<br />

Die Masse m ist die Masse <strong>der</strong> erwärmten Luft, für einen Strahlungstag in etwa die Masse <strong>der</strong><br />

Grenzschicht pro m 2 . Diese verteilt durch die gute Durchmischung die Wärme vergleichsweise<br />

schnell. Bei Strahlungslagen kann sie 1,5km bis 2km hoch werden. Mit einem durchschnittlichen<br />

Druck von ∼900hPa ergeben sich die etwa 1500kg/qm.<br />

Rechnet man nun für die Sommermonate (Bilanz ∼ 250 W m 2 ) ∆T aus, so zeigt sich, dass die<br />

Erwärmung bei 14,4 ◦ C pro Tag liegen müsste, was deutlich zu hoch ist. Der Grund ist, dass nicht<br />

<strong>der</strong> gesamte Überschuss zur reinen Erwärmung <strong>der</strong> Luft beiträgt, son<strong>der</strong>n auch den Erdboden<br />

erwärmt, Wind o<strong>der</strong> latente Wärme erzeugt wird, sprich an<strong>der</strong>e Energieformen. Daher wurde <strong>der</strong><br />

empirische Faktor α eingeführt, welcher den Umsetzungskoeffizienten darstellt. Er wird nun auf<br />

20% (0,2) gesetzt und soll durch die Messreihen und Modellergebnisse verifiziert werden.<br />

Die 20% rühren aus Vergleichen <strong>der</strong> Tagesgänge <strong>der</strong> Energiebilanzen an Strahungstagen (Kraus,<br />

03.2004, S.117 f. (7) ). Es werden von <strong>der</strong> vorhandenen Einstrahlung rund 80% in latente Wärme<br />

und ca. 20% in fühlbare Wärme umgewandelt.<br />

∆T = α ·<br />

4<br />

B · t<br />

c p · m<br />

(8)


Mit dem Faktor α verrechnet ergeben sich folgende Erwärmungen <strong>im</strong> Durchschnitt für opt<strong>im</strong>ale<br />

Strahlungstage (Tabelle 2):<br />

Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez<br />

Bilanz in W m 2 -33,2 16,5 86,1 171,0 237,0 270,9 255,7 194,6 112,3 19,1 -24,8 -46,4<br />

∆T in K -0,38 0,19 0,99 1,97 2,73 3.12 2,95 2,24 1,29 0,22 -0,29 -0,53<br />

Tabelle 2: Berechnung <strong>der</strong> möglichen tägl. Erwärmung an Strahlungstagen für Bonn<br />

Die mit dem empirischen Faktor verrechneten Werte sind in <strong>der</strong> richtigen Größenordnung. Sie<br />

gelten für beste Strahlungs-Verhältnisse in Näherung, sind also nicht auf jeden Tag anwendbar.<br />

Verbessert werden soll diese Näherung durch den Vergleich mit Modelldaten und Messwerten.<br />

Anhand <strong>der</strong> oben gewonnenen Ergebnisse zu <strong>der</strong> möglichen täglichen Erwärmung, lassen sich<br />

nun erste <strong>Vorhersage</strong>-Methoden für die Extremtemperaturen entwerfen. So lassen sich aus den<br />

Messwerten des Vortages bei absehbarer Bewölkung die Höchst- und Tiefstwerte des Folgetages<br />

ermitteln. Als Anhaltspunkt dienen die Werte aus Tabelle 2, welche dann addiert werden.<br />

So än<strong>der</strong>t sich die DT R bei gleichbleiben<strong>der</strong> Strahlungslage quasi nicht, da die Werte sowohl<br />

für Tiefst-, als auch Höchswerte addiert werden.<br />

3.2 Mittelfristvorhersage <strong>der</strong> Extremtemperaturen<br />

Das Problem einer Mittelfristvorhersage anhand <strong>der</strong> oben errechneten Werte für Strahlungslagen<br />

ist, dass solche Lagen in den letzten 4 Jahren in Bonn nicht länger als 3 Tage ohne jegliche Einflüsse<br />

wie Advektion o<strong>der</strong> Bewölkungsän<strong>der</strong>ung zu Stande kamen. Vor allem Advektion kann auch ohne<br />

Fronten o<strong>der</strong> sichtbare Än<strong>der</strong>ung 3 ◦ C bis 4 ◦ C (bei Strahlungslagen meist) Abkühlung <strong>im</strong> Vergleich<br />

zum Vortag bewirken. Ebenfalls ist selbst bei sehr langen, unbeeinflussten Strahlungslagen eine<br />

Begrenzung des Temperaturzuwachses absehbar, sprich ab einer best<strong>im</strong>mten Temperatur wird<br />

∆T ≈ 0. Dies ist durch die Tatsache begründet, dass das System Atmosphäre ständig über alle<br />

Höhenschichten (z.B. Konvektion) zu extreme Temperaturgradienten abbaut.<br />

Das hier benutzte Modell stoppt den Temperaturanstieg erst, wenn Q = 0 ist. Für Sommertage<br />

<strong>im</strong> Juli läge die dazugehörige Temperatur bei 153,3 ◦ C. Dies ist nicht möglich, da es nur für den<br />

Fall gilt: Niemals Wolken, keine Advektion und keine weitere Durchmischung in höhere Schichten,<br />

wodurch <strong>der</strong> erwärmte Anteil <strong>der</strong> Atmosphäre nur 25% <strong>der</strong> Masse <strong>der</strong> realen Atmosphäre bei<br />

gleicher Strahlungsbilanz besitzt. Vor allem die Konvektion, welche bei zu stark labiler Schichtung<br />

eintritt (angenommen die 850hPa Temperatur bleibt relativ konstant), sorgt für eine Stagnation<br />

<strong>der</strong> Erwärmung über ein best<strong>im</strong>mtes Max<strong>im</strong>um hinaus.<br />

Dieses kleine selbsterstellte Modell ist also nicht mit dem standardisierten Zwei-Schichten-<br />

Modell für die Strahlunsgbilanz, welches eine Temperatur von rund 15 ◦ C für die Erdoberfläche vorhersagt,<br />

zu vergleichen. An<strong>der</strong>erseits könnte dieses Standardmodell nicht die tägliche Erwärmung<br />

<strong>im</strong> Sommer erklären!<br />

Eine Anwendung des Verfahrens für längere <strong>Vorhersage</strong>n ist auch nicht vorgesehen, da die<br />

Temperaturvorhersage an sich in dieser Arbeit nicht betrachtet werden soll (es gibt weit bessere<br />

Modelle).<br />

4 <strong>Vorhersage</strong> <strong>der</strong> DT R über Strahlungsflüsse<br />

Ähnlich zu <strong>der</strong> <strong>Vorhersage</strong> <strong>der</strong> Extremtemperaturen kann auch anhand <strong>der</strong> Strahlungsflüsse auf<br />

die DT R geschlossen werden. Hierbei spielt die mittlere Bilanz eines Tages weniger eine Rolle, als<br />

die momentane Bilanz und somit <strong>der</strong> Energiezuwachs in <strong>der</strong> bodennahen Schicht.<br />

5


Für die näherungsweise <strong>Vorhersage</strong> <strong>der</strong> DT R zu verschiedenen Monaten (wie in 3.1 für die Extremtemperatur)<br />

werden die Strahlungsbilanzkurven mit Hilfe von Formel 4, 6 und <strong>der</strong> Ångström-<br />

Formel <strong>im</strong> <strong>Tagesverlauf</strong> erstellt (es wird <strong>der</strong> 15. des Monats genommen, Strahlungswerte <strong>im</strong> 10-<br />

Minuten-Abstand). Die jeweilige Energiebilanz wird in Erwärmung und Abkühlung umgerechnet,<br />

wie oben in Formel 7 beschrieben. Dabei gilt, dass die Bodentemperatur T B näherungsweise konstant<br />

gehalten wird. Zwar variiert T B <strong>im</strong> <strong>Tagesverlauf</strong>, aber <strong>der</strong> Unterschied <strong>der</strong> errechneten DT R<br />

<strong>im</strong> Vergleich zu einem durchgerechneten Beispiel mit variablem T B ist kleiner als 0,1 ◦ C, weswegen<br />

<strong>der</strong> Schritt <strong>der</strong> Erstellung einer vorläufigen T B -Kurve weggelassen wurde.<br />

Bei <strong>der</strong> Umrechnung von Bilanz in ∆T ist t=10min und m=200kg/qm. m wird so klein gewählt,<br />

da be<strong>im</strong> Tagesgang <strong>der</strong> Temperatur nicht wie bei <strong>der</strong> durchschnittlichen täglichen Erwärmung die<br />

ganze Grenzschicht und mehr beeinflusst wird, son<strong>der</strong>n nur ein kleiner Bereich am Boden (ca.<br />

500m hohe Schicht, unten voller Tagesgang, oben gegen 0 gehend, daher ca. 200kg <strong>im</strong> Mittel<br />

erwärmt, siehe auch Anhang, vertikaler Temperaturverlauf PAFOG). Rechnet man nun aber mit<br />

α=0,2 und <strong>der</strong> typischen Energiebilanz, würde die Schicht am Boden ein viel zu großes +∆T pro<br />

Tag verzeichnen, weil nur noch rund 5% <strong>der</strong> realen Atmosphärenmasse erwärmt werden. In <strong>der</strong><br />

Realität wird ein Teil <strong>der</strong> Energie von bodennahen Schichten in die gesamte Grenzschicht gemischt,<br />

ohne dass z.B. <strong>der</strong>en obere Hälfte den Tagesgang mitmacht (sie erwärmt sich nur langsam um<br />

das in 3.1 errechnete ∆T ). Um diesen Effekt zu s<strong>im</strong>ulieren, wird pro Zeitintervall i (10min) in<br />

Näherung ein konstanter Wert x i von <strong>der</strong> Temperatur abgezogen, sodass am Ende des Tages die<br />

<strong>Temperaturamplitude</strong> gut erhalten bleibt, aber die Erwärmung pro Tag <strong>der</strong> aus 3.1 gleicht. Die<br />

Summe aller x i ist die Differenz <strong>der</strong> zu großen täglichen Erwärmung <strong>der</strong> bodennahen Schicht und<br />

dem ∆T aus 3.1.<br />

∆T 10min = α ·<br />

B · t<br />

c p · m − x i mit t=600s, m=200kg/m 2 (9)<br />

Die genähert errechneten Werte für die DT R für verschiedenen Monate finden sich in Tabelle<br />

3, ein Beispiel <strong>der</strong> Berechnung (Juli) <strong>im</strong> Anhang.<br />

Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez<br />

DT R in K 4,04 6,45 9,53 12,71 14,65 15,38 15,10 13,64 10,87 7,47 4,66 3,43<br />

Tabelle 3: Berechnung <strong>der</strong> möglichen DT R an Strahungstagen für Bonn<br />

Diese Werte sind ebenfalls noch durch Vergleiche mit Modellen und Messdaten zu verifizieren.<br />

Zudem kann durch diese mittleren zu erwartenden Werte nicht gezeigt werden, dass bei beson<strong>der</strong>s<br />

hohen o<strong>der</strong> niedrigen T min am Morgen des Tages sich diese Werte än<strong>der</strong>n. So ist zu erwarten, dass<br />

<strong>im</strong> Sommer bei 9 ◦ C Min<strong>im</strong>altemperatur die DT R höher ausfällt als bei 25 ◦ C Min<strong>im</strong>altemperatur<br />

(siehe auch 5.1.1).<br />

4.1 Mittelfristvorhersage <strong>der</strong> DT R<br />

Die mittelfristige <strong>Vorhersage</strong> ist bei <strong>der</strong> DT R einfacher und wesentlich genauer als bei T max,min .<br />

Dies ist darin begründet, dass T max,min stark variieren können, z.B. durch Advektion, die absoluten<br />

Werte von T max,min sich aber kaum auf die DT R auswirken. Liegt <strong>der</strong> Zeitraum <strong>der</strong> Advektion<br />

aber nur <strong>im</strong> Bereich einer Extremtemperatur o<strong>der</strong> ist sie sehr ungleichmäßig, so wird die DT R<br />

stark beeinflusst.<br />

Bei absehbarer Bewölkung (R L ). Alle bis jetzt<br />

6


erechneten Werte stützen sich auf die Annahme des Dampfdruckes für die Ångström-Formel aus<br />

2.2. Die Feuchte liegt für diese Werte von e, verrechnet mit den Monatsmitteltemperaturen, bei<br />

∼74% <strong>im</strong> Jahresdurchschnitt.<br />

5 Betrachtung von Advektion und latenter Wärme<br />

Das größte Problem bei <strong>der</strong> Betrachtung von Advektion ist ihre nur durch komplexe Modelle<br />

genau abschätzbare Größe. Im Vergleich zu <strong>der</strong> Best<strong>im</strong>mung <strong>der</strong> Extremtemperaturen und <strong>der</strong><br />

DT R aus <strong>der</strong> momentanen Beobachtung <strong>der</strong> Strahlung, ist somit keine “kurz mal vor die Tür<br />

gehen und gucken wie warm es heute wird”-<strong>Vorhersage</strong> möglich. Auch die latente Wärme ist in<br />

ihrer Auswirkung auf diese Weise nicht gut abschätzbar.<br />

5.1 Latente Wärme<br />

Die latente Wärme (LE) beeinflusst die Temperatur aufgrund <strong>der</strong> Tatsache, dass durch sie Wasser<br />

bei Aggregatzustandsän<strong>der</strong>ungen viel Energie aufn<strong>im</strong>mt o<strong>der</strong> abgibt. Um abzuschätzen, wie stark<br />

die Beeinflussung auf die <strong>Temperaturamplitude</strong> ist, muss die Größe <strong>der</strong> LE abgeschätzt werden.<br />

Es gilt für Verdunstung:<br />

LE = I 23 = 2, 45 · 10 6 J kg<br />

bei ∼20 ◦ C (1) (10)<br />

Die Atmosphäre beinhaltet bei ca. 20 kg Gesamtwassergehalt (Sommer) rund 1 kg Wasser in <strong>der</strong><br />

m 2<br />

m 2<br />

betrachteten Schicht bis 500m Höhe (7) . Diese 1kg nehmen bei Verdunstung 2,45MJ auf, verrechnet<br />

auf 1 Tag entspricht das netto rund 28 W . Diese Energie ist dann nicht mehr für Erwärmung <strong>der</strong><br />

m 2<br />

Luft o<strong>der</strong> des Bodens zu nutzen. An<strong>der</strong>erseits können aber auch 28 W mehr (bei Kondensation) zur<br />

m 2<br />

Verfügung stehen (ergibt ca. ±0,33 ◦ C auf die durchschnittliche Erwärmung eines Tages gerechnet).<br />

In den Monaten Oktober bis Februar sind in Bonn die Bilanzwerte <strong>der</strong> Strahlung in dieser<br />

Größenordnung, was z.B. bei Schnee, welcher <strong>im</strong> <strong>Tagesverlauf</strong> subl<strong>im</strong>iert (I 12 + I 23 = LE), eine<br />

Abkühlung zur Folge haben kann, auch wenn z.B. <strong>im</strong> Februar die Bilanz >0 ist.<br />

Dies ist auch einer <strong>der</strong> Gründe, warum bereits ein kurzer Schauer (


dazu, dass <strong>im</strong> Sommer 2010 sehr heiße Nächte gemessen wurden (Taupunkt ∼20 ◦ C), aber am Tag<br />

die Höchsttemperatur 35 ◦ C nicht überschritt.<br />

Da vor allem <strong>im</strong> Sommer an Strahlungstagen <strong>der</strong> Taupunkt die untere Grenze für T min bildet,<br />

werden hier Theorie und Messungen die größten Abweichungen zeigen; die DT R wird in <strong>der</strong><br />

Realität geringer ausfallen (siehe auch 8.1).<br />

5.1.2 Das Konvektionsproblem<br />

Ebenfalls bedingt durch Feuchtigkeit o<strong>der</strong> in Verbindung mit Nie<strong>der</strong>schlag (zeitlich davor) ist die<br />

Konvektion ein Problem bei <strong>der</strong> <strong>Vorhersage</strong> <strong>der</strong> DT R. Sie stellt zudem die Verbindung zwischen<br />

latenter Wärme und Advektion her.<br />

Ist die Erwärmung am Boden so stark, sodass die Schichtung <strong>im</strong>mer labiler wird, tritt Durchmischung<br />

durch Konvektion ein, was die Erwärmung stoppt und die DT R “zerstört”. So kann<br />

es sein, dass ein Tag nach einem Gewittertag einen hohen Taupunkt besitzt (z.B. ∼20 ◦ ), durch<br />

Feuchtigkeit und Überadiabasie um 12 Uhr Konvektion einsetzt (erreicht sind vielleicht ∼32 ◦ C),<br />

dadurch die Erwärmung stoppt, auch wenn erst um 17 Uhr, also nach Erreichen vom T max <strong>der</strong><br />

Regen anfängt. Folge: Die DT R an diesem Tag <strong>im</strong> Sommer liegt nur bei ∼10 ◦ C (siehe auch 8.1).<br />

5.2 Advektion von Luftmassen<br />

Die Advektion kann verschiedene Einflüsse auf die DT R besitzen. Wie oben bei <strong>der</strong> latenten<br />

Wärme genannt, ist <strong>der</strong> Zeitpunkt <strong>der</strong> Advektion sehr wichtig. Abends z.B. steht die DT R des<br />

Tages bereits fest, Advektion spielt also keine Rolle mehr. Liegt <strong>der</strong> Zeitraum jedoch überlappend<br />

mit den Extremtemperaturen, so ist die Advektion höchst wichtig, und je nach Dauer und Variation<br />

sehr komplex.<br />

Gleichmäßige Advektion lässt sich hingegen gut einrechnen, sofern dT bekannt ist und die<br />

dt<br />

Advektion nur eine Extremtemperatur beeinflusst. Für dT müssen jedoch Modelle herangezogen<br />

dt<br />

werden. Dann gilt für die advektive DT R adv :<br />

DT R + (t 1 − t 2 ) · dT<br />

dt = DT R adv (11)<br />

Für alle an<strong>der</strong>en Situationen, wie ungleichmäßige Advektion o<strong>der</strong> Advektion über eine Zeitspanne,<br />

in <strong>der</strong> mehrere Extremtemperaturen beeinflusst werden, ist diese Formel nicht anwendbar. Zudem<br />

gilt auch hier: Advektion kann z.B. T min auch indirekt än<strong>der</strong>n, beispielsweise durch Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />

Feuchte und somit des Taupunktes.<br />

Eine Möglichkeit <strong>der</strong> Abschätzung von dT ist durch die Än<strong>der</strong>ung 850hPa-Temperatur gegeben.<br />

Sie wird vom Tagesgang <strong>der</strong> Bodentemperatur wenig beeinflusst, liegt aber noch tief genug,<br />

dt<br />

um Aufschluss über mögliche Advektion zu geben. Anhand <strong>der</strong> Isothermendrängung und des Windes<br />

lässt sich dann ∆T berechnen. Für die bodengestützte <strong>Vorhersage</strong> ohne Modelldaten liegen<br />

diese Daten jedoch nicht vor, die Advektion bleibt also für das hier benutzte Verfahren ein nicht<br />

einschätzbarer Faktor.<br />

5.3 Mittelfristvorhersage mit Advektion und latenter Wärme<br />

Die Mittelfristvorhersage nur mit <strong>der</strong> Berücksichtigung <strong>der</strong> latenten Wärme ist (vor allem <strong>im</strong> Sommer<br />

bei kürzeren, kräftigen Nie<strong>der</strong>schlägen) durchaus <strong>im</strong> Bereich des Möglichen. Erstens addieren<br />

sich mittelfristig Energiezu- und -abnahme durch Aggregatumwandlung zu null und zweitens ist<br />

die Beeinflussung durch latente Wärme zeitlich begrenzt, weswegen sich die DT R nach Nie<strong>der</strong>schlagstagen<br />

schnell (


Advektion ist dagegen ein meist längerfristiger Vorgang (>1d) und ihr Ende (und Anfang) ist<br />

wie oben gesagt, nur durch Modelle abschätzbar.<br />

Die durchschnittliche DT R eines best<strong>im</strong>mten Zeitraums, wie zuvor bereits für Monatsmittel<br />

berechnet, ist dagegen meist vorhersagbar: “Wenn die Sonne den ganzen Tag scheint, dann wird<br />

in den nächsten zwei Wochen die <strong>Temperaturamplitude</strong> ca. X ◦ C betragen.” ist ein sicherlich bekannter<br />

Satz in Wettervorhersagen.<br />

6 <strong>Vorhersage</strong> bei Bedeckung >7/8<br />

Ein weiteres Fallbeispiel, bei dem <strong>der</strong> Tagesgang einfach abzuschätzen ist, ist ein vollkommen<br />

bewölkter o<strong>der</strong> gleichmäßig stark bewölkter Tag ohne Nie<strong>der</strong>schlag und Advektion. Die Berechnung<br />

<strong>der</strong> täglichen Erwärmung und <strong>der</strong> DT R beruht dabei auf <strong>der</strong> des Strahlungstages. Die<br />

Gleichung für Q bleibt gleich:<br />

Q = (1 − ɛ) · Q global + G − A (12)<br />

• A berechnet sich wie bei Strahlungstagen aus <strong>der</strong> Bodentemperatur T B<br />

Gesetz: A = σTB<br />

4<br />

nach bekanntem<br />

• ɛ ist in dem Fall nicht die Albedo des Bodens, son<strong>der</strong>n die des Bodens ɛ B und die <strong>der</strong> Wolken<br />

ɛ W : (1 − ɛ) = (1 − ɛ W ) · (1 − ɛ B ) ≈ 35% · 75% ≈ 26, 25% (ɛ W <strong>im</strong> solaren Bereich für eine<br />

Stratus-Culmulus-Mischung)<br />

• Die Gegenstrahlung G ist bei völliger Bewölkung gleichzusetzen mit <strong>der</strong> strahlenden Wolkenunterseite.<br />

Ihre Temperatur kann über den Taupunkt am Boden genähert werden (T d ist<br />

konstant unter Wolken, Kondensation bei T = T d ): G = σT 4 W ≈ σT 4 d,B (3)<br />

• Wie schon bei den Strahlungstagen wird Q global über I genähert (über den Wolken)<br />

Ähnlich wie schon in 3, 3.1 und 4 können nun wie<strong>der</strong> beruhend auf den Kl<strong>im</strong>awerten Tabellen<br />

für Monatsmittel erstellt werden. Für die Energiebilanzen, die tägliche Erwärmung und die DT R<br />

ergibt sich:<br />

Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez<br />

A in W m 2 326,3 329,2 345,8 366,1 388,4 406,6 415,0 411,1 394,3 369,2 348,3 332,5<br />

I + G in W m 2 327,9 355,8 398,9 444,6 481,9 511,2 506,5 469,2 426,8 383,1 343,4 324,0<br />

Bilanz in W m<br />

1,6 26,6 53,1 78,5 93,5 104,6 91,5 58,1 32,5 13,9 -4,9 -8,5<br />

2<br />

∆T in K 0,02 0,31 0,61 0,90 1,08 1,20 1,05 0,67 0,37 0,16 -0,06 -0,10<br />

DT R in K 1,46 2,34 3,44 4,54 5,19 5,44 5,29 4,72 3,77 2,64 1,64 1,22<br />

Tabelle 4: Berechnung <strong>der</strong> möglichen DT R und Erwärmung an Wolkentagen (>7/8) für Bonn<br />

Es ist eindeutig zu erkennen, dass die Bilanzen für alle Monate betraglich wesentlich geringer<br />

(sowohl positiv als auch negativ) sind, als bei Strahlungslagen. Somit sind auch die täglichen<br />

Erwärmungs- bzw. Abkühlungsraten weniger stark. Die Wärmestauung durch Wolken ist ebenfalls<br />

erkennbar, so sind die positiven Bilanzen ca. 40% <strong>der</strong> von Strahlungstagen, die negativen Bilanzen<br />

aber


6.1 Diskussion <strong>der</strong> Vorhersagbarkeit<br />

Für die Vorhersagbarkeit <strong>der</strong> Extremtemperaturen und <strong>der</strong> DT R gelten ähnliche Argumente wie<br />

schon bei Strahlungslagen. So sind die Absolutwerte <strong>der</strong> Extremtemperaturen <strong>im</strong>mer stark fehlerbehaftet,<br />

sei es durch kleinste Bedeckungsän<strong>der</strong>ungen o<strong>der</strong> Advektion. Die relative berechnete<br />

DT R ist genauer vorherzusagen, sofern die genaue Bedeckungslage bekannt ist.<br />

Ein großes Problem bei starker Bedeckung ist <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>schlag. In <strong>der</strong> Realität gibt es kaum<br />

dauerhaft bedeckte Tage ohne Regen o<strong>der</strong> Schnee, und wenn nahezu nur <strong>im</strong> Winter. In den Sommermonaten<br />

ist eine 8/8 Bedeckung ohne Nie<strong>der</strong>schlag o<strong>der</strong> Advektion für 24h fast nicht vorkommend<br />

(unter an<strong>der</strong>em wegen <strong>der</strong> starken Einstrahlung). Dies wirkt sich enorm auf die praktische<br />

Vorhersagbarkeit und auch auf die Verifizierung <strong>der</strong> theoretisch angenommenen Werte aus.<br />

6.2 Temperaturvorhersage bei wechselnden Verhältnissen<br />

Die häufigste Wetterlage ohne nennenswerte Advektion o<strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>schlag sind in Deutschland<br />

und damit auch am Standort Bonn jedoch Verhältnisse mit wechseln<strong>der</strong> Bedeckung zwischen 2/8<br />

und 7/8. Für diese Tage gilt grundsätzlich, dass auch hier eine individuelle Berechnung für das<br />

tägliche ∆T und die DT R machbar ist.<br />

x<br />

Die sich än<strong>der</strong>nden Faktoren für eine solche Berechnung bei Bedeckung sind nach dem<br />

8<br />

Schema <strong>der</strong> obigen Mittelwertsrechnung einmal die am Boden ankommende Strahlung <strong>der</strong> Sonne<br />

(Q global ), sowie die Gegenstrahlung G durch die Atmosphäre. Für G x/8 lässt sich aus Ångströmformel<br />

und <strong>der</strong> Formel über die Temperatur <strong>der</strong> Wolkenunterseite (3) setzen:<br />

G x/8 =<br />

(<br />

1 − x )<br />

8<br />

· G 0/8 + x 8 · G 8/8 =<br />

(<br />

1 − x )<br />

8<br />

Ähnliches kann für Q global angenommen werden:<br />

· σT 4 B · (0,<br />

79 − 0, 174 · 10 −0,041e) + x 8 · σT 4 d,B (13)<br />

(1 − ɛ x ) · Q global, x/8 = (1 − ɛ 0/8 − x · (ɛ 0/8 + ɛ 8/8 )) · Q global (14)<br />

Hieraus lassen sich nun für alle Tage die Strahlungsbilanzen berechnen und daraus wie<strong>der</strong>um die<br />

DT R.<br />

7 <strong>Vorhersage</strong> des <strong>Tagesverlauf</strong>s, “Temperaturkurve”<br />

Aus den erstellten Tabellen für die DT R-Berechnung in 10min-Zeitschritten (wie z.B <strong>im</strong> Anhang<br />

für Juli zu finden) lassen sich auch ganze Temperaturkurven für einen Norm-Tag erstellen (z.B.<br />

den 15. jedes Monats). Diese Norm-Tagesgänge können dann auch mit den Messwerten verglichen<br />

werden. Ein solcher Vergleich ist in Abbildung 1 zu sehen.<br />

Der Tagesgang wird von <strong>der</strong> Theorie sehr gut getroffen, obwohl zu erkennen ist, dass das eigene<br />

Modell sehr geglättet arbeitet, da es sich um keine exakte <strong>Vorhersage</strong> handelt.<br />

Zu beachten ist: Das hier selbst erstellte kleine Modell kann den Tagesgang gar nicht genau<br />

s<strong>im</strong>ulieren, zudem ist in dieser Arbeit die <strong>Vorhersage</strong> <strong>der</strong> Temperatur nicht Schwerpunkt, son<strong>der</strong>n<br />

die <strong>Vorhersage</strong> <strong>der</strong> DT R. Diese wird sehr gut getroffen.<br />

Die in Abbildung 1 verwendeten theoretischen Werte stammen aus Energiebilanzrechnungen,<br />

die mit einer Grenzschicht von 150kg/qm gerechnet wurden. Diese wird in Kapitel 8.1 genauer<br />

besprochen. Bisher waren 200kg/qm angesetzt gewesen, doch die Grenzschicht besitzt nicht <strong>im</strong>mer<br />

die gleiche Dicke (z.B. Unterschied Winter-Sommer), weswegen dieser alternative Wert (150kg/qm)<br />

für m ebenfalls durchgerechnet wurde.<br />

10


Abbildung 1: Vergleich <strong>der</strong> Messwerte <strong>der</strong> Gartenstation mit einem theoretischen <strong>Tagesverlauf</strong>. Die<br />

Temperaturen <strong>der</strong> Theorie sind an die Messkurve angepasst (1,5 ◦ C geshiftet und 1,5h verschoben<br />

wegen Sommerzeit).<br />

8 Vergleich mit Modellvorhersagen und Messwerten<br />

Die zuvor erstellte Theorie über tägliche Erwärmung und die DT R soll nun verifiziert werden.<br />

Es ergeben sich zwei Möglichkeiten, einmal <strong>der</strong> Vergleich mit dem Ist-Zustand (Messwerte) und<br />

einmal <strong>der</strong> Vergleich mit an<strong>der</strong>en Modellen.<br />

Für die Messwerte wird die Gartenstation herangezogen, sowie Synopdaten von Essen (DWD (8) ).<br />

Das benutzte Modell ist das PAFOG-Modell (PArameterized FOG, A.Bott et al. (9) ), welches ursprünglich<br />

zur Nebelvorhersagen geschaffen wurde. Als ein weiteres Produkt gibt PAFOG auch<br />

die Temperatur auf allen Modellschichten aus (siehe auch 8.2).<br />

8.1 Vergleich mit Gartenstation<br />

Die Gartenstation des Meteorologischen Institutes <strong>der</strong> Universität Bonn steht auf ca. 70m ü. NN<br />

<strong>im</strong> Garten des Institutes zwischen Gebäuden und windgeschützt bei ca. 7 ◦ O und 51 ◦ N. Die Temperatur<br />

wird in einer weißen Wetterhütte auf 2m Höhe jede Minute gloggt. Das Thermometer ist<br />

belüftet, wobei diese Lüftung nicht sehr zuverlässig ist, weswegen einige Tage nicht in die Vergleiche<br />

genommen werden konnten (eindeutig zu hohe DT R). Die Strahlung wird als Globalstrahlung<br />

ebenfalls jede Minute gemessen.<br />

Die Falschmessung des Thermometers durch Lüfterversagen ist ein grundsätzliches Problem.<br />

Denn betroffen sind nur Strahlungstage, doch genau diese Tage sind die entscheidenden.<br />

8.1.1 Strahlungstage<br />

Die in Frage kommenden Tage für die DT R-Analyse werden durch visuellen Vergleich von Temperaturund<br />

Strahlungsgang gefiltert, wobei zuerst potentielle Tage anhand des Strahlungsgangs und des<br />

Temperaturverlaufs gesucht und danach mit Wetterkarten auf ihre “Qualität” bezüglich Strahlungslage<br />

und Faktoren wie Advektion geprüft werden. Der betrachtete Zeitraum reicht vom<br />

11


01.2007 bis 05.2011. Pro Jahr ergeben sich ca. 50-70 vergleichbare Tage als Strahlungs- o<strong>der</strong> Wolkentag.<br />

Sie besitzen eine unterschiedliche Verwendbarkeit, je nach Wetterlage (z.B. eher schlecht<br />

nach Frontendurchgängen o<strong>der</strong> bei möglicher Warmluftadvektion) gewertet in drei Kategorien: -1,<br />

0 und +1.<br />

Die Extremtemperaturen und die DT R dieser Tage werden nun für jeden Monat einzeln gemittelt<br />

und die Standardabweichung berechnet. Diese statistischen Mittel sind in folgen<strong>der</strong> Tabelle 5<br />

wie<strong>der</strong>gegeben:<br />

Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez<br />

DT R in K 7,55 12,13 13,45 16,85 15,04 14,65 16,36 15,82 14,49 14,77 - 7,63<br />

∆DT R in K 1,40 1,98 2,52 3,55 1,07 1,47 1,42 2,25 1,50 0,03 - 1,19<br />

DT R spez in K 8,85 13,38 15,72 16,74 15,26 15,13 17,25 16,70 14,46 - - 7,99<br />

∆DT R spez in K 0,29 1,10 0,68 1,12 1,30 1,08 1,16 1,17 0,60 - - 0,63<br />

Tabelle 5: Im Monatsmittel gemessene DT R in Bonn bei Strahlungslagen<br />

Die letzten beiden Zeilen enthalten nur die Werte von Tagen <strong>der</strong> Kategorie +1 (DT R spez ). Für<br />

November wurden von 2007 bis 2011 keine Tage mit Bedeckungen


Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez<br />

DT R 150


Die Funktion ist symmetrisch an 6,5 (≈182. Tag). Der Fehler <strong>der</strong> Werte für a,b liegt jeweils bei<br />

rund 8%, <strong>der</strong> Fehler von c bei rund 4%. Die neu berechneten Werte <strong>der</strong> DT R lauten (Tabelle 7):<br />

Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez<br />

DTR 9,39 12,27 14,97 16,83 17,00 16,60 16,32 15,89 14,46 11,82 8,92 7,99<br />

Tabelle 7: Berechnung <strong>der</strong> möglichen DT R in K nach Anpassung von α<br />

Zusammen mit den Werten aus den Messungen und <strong>im</strong> Vergleich zu den alten theoretischen Werten<br />

<strong>der</strong> DT R 150 ergibt sich Abbildung 4.<br />

Diese DT R passt besser zu den Messungen. Durch die Anpassung werden auch Effekte wie das<br />

Taupunktproblem (siehe 5.1.1) und Konvektion (5.1.2), welche vor allem <strong>im</strong> Sommer auftreten<br />

und zu einer Senkung <strong>der</strong> DT R führen, berücksichtigt.<br />

Die in Tabelle 7 und Abbildung 4 gesetzten Werte sind die letztendlichen Ergebnisse des Vergleichs<br />

Messung-Theorie für Strahlungstage. Sie sind empirisch an die Gartenstation angepasst<br />

und gelten nur für den Standort des Institutes.<br />

14


Abbildung 4: Vergleich <strong>der</strong> neu berechneten DT R mit Messungen und vorheriger DT R 150<br />

15


8.1.2 Wolkentage<br />

Für Wolkentage wird ähnlich zu den Strahlungstagen verfahren. Die neuen Werte <strong>der</strong> DT R für<br />

eine Schicht von 150kg wurden in Tabelle 7 neu berechnet.<br />

Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez<br />

DT R 150 >7/8 1,94 3,09 4,51 5,93 6,74 7,05 6,89 6,20 4,98 3,51 2,20 1,64<br />

Tabelle 8: Berechnung <strong>der</strong> DT R für Bonn bei einer 150kg/qm Schicht an Wolkentagen<br />

Die gemessene und für jeden Monat gemittelte DT R mit Standartabweichung findet sich in Tabelle<br />

8. Die Tage wurden hier nicht kategorisiert. Es wurden <strong>im</strong> Vergleich zu 8.1.1 (DT R spez ) alle<br />

passenden Tage ohne Nie<strong>der</strong>schlag und Advektion miteinbezogen, da sonst nicht genügend Tage<br />

vorhanden waren.<br />

Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez<br />

DT R in K 3,45 4,20 5,43 7,56 6,84 7,56 7,16 6,48 6,12 5,37 4,67 3,79<br />

∆DT R in K 1,34 1,24 2,01 2,12 2,01 1,65 1,67 2,55 1,69 1,97 1,27 1,21<br />

Tabelle 9: Im Monatsmittel gemessene DT R in Bonn an Wolkentagen<br />

Die Messwerte zusammen mit den theoretischen Werten für die 200kg/qm und 150kg/qm Schicht<br />

finden sich analog zu 8.1.1 in Abbildung 5:<br />

Abbildung 5: Mittelwerte <strong>der</strong> DT R an Wolkentagen <strong>im</strong> Vergleich zu den Messungen<br />

Die Fehler wirken zunächst größer als bei den Strahlungstagen, da die absoluten Werte <strong>der</strong> DT R<br />

geringer sind. Die absolute Fehlergröße ist jedoch ähnlich zu <strong>der</strong> <strong>der</strong> Strahlungstage.<br />

Auch bei den Wolkentagen zeigt sich, dass die vorläufige, empirische DT R vor allem in den<br />

Wintermonaten die tatsächliche DT R unterschätzt. Ein Grund dafür könnte sein, dass <strong>im</strong> Winter<br />

bereits kleinere Störungen (Messfehler, unbemerkte Advektion) die gemessene DT R in Relation<br />

16


stark verfälschen (<strong>im</strong> Gegensatz zu Strahlungstagen, welche eine viel höhere DT R haben). Ebenso<br />

sind die Energieumsätzung und Grenzschichthöhe <strong>im</strong> Winter nicht die gleichen wie <strong>im</strong> Sommer. So<br />

kann es <strong>im</strong> Winter (vor allem bei Wolkentagen) zu einer tiefliegenden Inversion kommen, welche<br />

den Tagesgang extrem beeinflusst.<br />

Zum Ausgleich und Anpassung an die Gartenstation wird, wie schon für die Strahlungstage<br />

(8.1.1), <strong>der</strong> Faktor α angepasst (Abbildung 6).<br />

Abbildung 6: Berechnung einer Anpassungsfunktion für α <strong>im</strong> Jahresverlauf<br />

Die Anpassungsfunktion ist erneut f(x) = ax 2 + bx + c.<br />

Die Funktion mit Koeffizienten lautet: α ∗ (x) = 0, 034x 2 − 0, 39x + 2, 11.<br />

Diese Funktion ist ähnlich zu <strong>der</strong> <strong>der</strong> Strahlungstage. Die neuen Werte für die DT R <strong>der</strong> Gartenstation<br />

an Wolkentagen lauten nach Berechnung (Tabelle 9):<br />

Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez<br />

DTR 3,40 4,53 5,62 6,50 6,83 7,04 7,25 7,28 6,79 5,70 4,29 3,85<br />

Tabelle 10: Berechnung <strong>der</strong> möglichen DT R in K für Wolkentage nach Anpassung von α<br />

Die neue DT R zusammen mit <strong>der</strong> alten DT R 150 und den Messwerten sind in Abbildung 7 zu sehen.<br />

Die in Tabelle 9 und Abbildung 7 gesetzten Werte sind die letztendlichen Ergebnisse des Vergleichs<br />

Messung-Theorie für Wolkentage. Sie sind ebenfalls empirisch an die Gartenstation angepasst, wie<br />

bereits die DT R für Strahlungstage, und gelten auch nur für den Standort des Institutes.<br />

17


Abbildung 7: Vergleich <strong>der</strong> neu berechneten DT R mit Messungen und vorheriger DT R 150<br />

18


8.1.3 Alternativen für Vergleiche mit Messwerten<br />

Die oben angesprochenen Vergleiche mit <strong>der</strong> Gartenstation am Institut in Bonn sind nur eine<br />

Möglichkeit <strong>der</strong> Verifikation <strong>der</strong> empirischen Theorie durch Messwerte.<br />

Es liegen auch Temperaturwerte für Essen (DWD (8) ) für den Zeitraum vom 01.01.2007 bis<br />

∼05.2011 vor. Anhand dieser Messungen kann ebenfalls eine Anpassung <strong>der</strong> theoretischen DT R<br />

erfolgen wie schon für die Gartenstation.<br />

Zudem sind 4 Jahre recht wenig Zeit für eine statistische Auswertung, und es reicht schon jedes<br />

Jahr einzeln zu betrachten, um festzustellen, ob die Abweichung untereinan<strong>der</strong> groß o<strong>der</strong> klein ist.<br />

Dies ist in Abbildung 8 zu sehen:<br />

Abbildung 8: Vergleich <strong>der</strong> gemessenen DT R eines Jahres zum Durchschnitt (schwarz)<br />

Es zeigt sich, dass in manchen Monaten eine starke Streuung <strong>der</strong> DT R für die einzelnen Jahre<br />

auftritt, zum Beispiel <strong>im</strong> April und August. Bei an<strong>der</strong>en Monaten liegt die einzelne DT R näher<br />

am Mittelwert über 4 Jahre. Grundsätzlich liegt die Theorie in den meisten Fällen zwischen den<br />

einzelnen Jahren, lediglich Januar und Dezember liegen in <strong>der</strong> Theorie zu tief. Im November fehlen<br />

für Strahlungslagen genügend Beispiele.<br />

8.1.4 Vergleich von Gartenstation und <strong>der</strong> Station in Essen<br />

Grundsätzlich ist die empirische Anpassung <strong>der</strong> Theorie an jede Messstation möglich, die DT R<br />

einer Station lässt aber <strong>im</strong> Normalfall nicht auf die DT R einer an<strong>der</strong>en schließen. Die Unterschiede<br />

zwischen <strong>der</strong> Bonner Gartenstation und <strong>der</strong> bereits oben genannten Essener DWD-Station sind<br />

in <strong>der</strong> folgenden Graphik (Abbildung 9) für vier Beispieltage <strong>im</strong> Mai 2008 dargestellt.<br />

Es zeigt sich, dass in Essen sowohl T min höher, als auch T max niedriger als in Bonn ist. Der<br />

Höhenunterschied von rund 80m (153m Essen zu 71m Bonn) hat also einen geringeren Effekt<br />

auf die Extremtemperaturen, als an<strong>der</strong>e Stationsfaktoren und die damit verbundene DT R. Die<br />

flachere Temperaturkurve in Essen ist durch geringere Auskühlung in <strong>der</strong> Nacht und Erwärmung<br />

am Tag zu erklären. Gründe dafür sind zum Beispiel Bodenbeschaffenheiten, wie Albedo und<br />

Bodentemperaturen, sowie Feuchtigkeit.<br />

19


Abbildung 9: Vergleich <strong>der</strong> Temperatur von Gartenstation und Essen <strong>im</strong> Mai 2008<br />

Die Abweichung <strong>der</strong> DT R von Essen <strong>im</strong> Vergleich zu Bonn liegt in diesem Beispiel zwischen<br />

5K und 7K. Mit jedem Tag <strong>der</strong> Strahlungslage wächst die Differenz. Dieses Verhalten ist aber<br />

nicht bei je<strong>der</strong> Strahlungslage zu erkennen. Vergleicht man Bonn und Essen zu an<strong>der</strong>en Zeiten<br />

(am besten eignen sich Strahlungslagen, Wolkentage weisen einen weniger brauchbaren Tagesgang<br />

auf), zeigt sich, dass die Extremtemperaturen <strong>der</strong> Essener Station fast <strong>im</strong>mer innerhalb <strong>der</strong> Bonner<br />

DT R liegen, wodurch sich für Essen eine <strong>im</strong> groben Mittel 3K bis 7K geringere DT R <strong>im</strong><br />

Jahresverlauf ergibt. Ein weiteres Beispiel für den Vergleich <strong>der</strong> Tagesgänge ist <strong>im</strong> Anhang zu<br />

finden (Strahlungstage um Ostern, 04.2011).<br />

Der Zeitraum vom 7.5.08 bis 10.5.08 wird auch in dem folgenden Kapitel <strong>im</strong> Vergleich mit dem<br />

PAFOG-Modell behandelt. Inwiefern und wie gut das Modell die Unterschiede zwischen Essen<br />

und <strong>der</strong> Gartenstation darstellen kann, wird <strong>im</strong> Folgenden ohne die fehlenden Radiosondendaten<br />

für Bonn nicht geklärt werden.<br />

8.2 Vergleich mit PAFOG-Modell<br />

Das PAFOG-Modell ist ein eind<strong>im</strong>ensionales Modell, welches ursprünglich zur <strong>Vorhersage</strong> von<br />

Nebelereignissen programmiert wurde. Es prognostiziert unter an<strong>der</strong>em Feuchte und Temperatur,<br />

sowohl in Schichten von 0-2km als auch <strong>im</strong> Boden bis -50cm. Das Modell benötigt Radiosondendaten<br />

zur Initialisierung sowie Bodendaten. Diese sind in Bonn beide nicht vorhanden. Deswegen<br />

ist ein Vergleich von PAFOG und <strong>der</strong> Gartenstation nicht möglich.<br />

Die Radiosondendaten kommen aus Essen, von Station Nummer 10410 des DWD (10) . Die<br />

2m-Temperatur, mit <strong>der</strong> die Modellausgabe verglichen wird, stammt ebenfalls aus Essen (8) . Die<br />

Temperaturausgabe wurde zum Vergleich <strong>der</strong> DT R mit diesem Modell herangezogen.<br />

Insgesamt wurde für jeden Monat ein Fallbeispiel für Strahlungstage untersucht, wovon hier 3<br />

explizit erläutert werden. Für Wolkentage wird 1 Beispiel erläutert.<br />

Die Bodendaten wurden künstlich erzeugt. Ein vollkommen gleichmäßig warmer Boden wurde<br />

zunächst vorausgesetzt, danach die Modellausgabe <strong>der</strong> Bodenwerte auf den Startzeitpunkt umgerechnet<br />

und als neue Initialisierung benutzt (PAFOG durch sich selbst initialisiert). Für Juli<br />

20


wurde zuerst das Bodenprofil von Juni angenommen und nach einen Modelllauf wie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Folgetag<br />

zur endgültigen Initialisierung benutzt. Die Bodenwerte <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Monate wurden auf die<br />

gleiche Weise erzeugt. Ein Grund dafür waren zuvor Probleme mit den Bodentemperaturen und<br />

einem dadurch entstehenden Temperatursturz zu Beginn des <strong>Vorhersage</strong>laufes, welcher die DT R<br />

verfälschte.<br />

Es wurden bei jedem Lauf 48h vorhergesagt, auch wenn theoretisch mehr Strahlungstage vorhanden<br />

waren. Dies begründet sich auf <strong>der</strong> Modellphysik, welche ohne Advektion und an<strong>der</strong>e<br />

Einflüsse von “außerhalb” nach mehr als 2 Tagen keine guten Ergebnisse mehr liefern kann, was<br />

nicht generell bedeutet, dass die DT R nur 2 Tage vorhersagbar ist.<br />

8.2.1 Beispiel 1, 03.06.2010<br />

Das erste näher beschriebene Beispiel stammt aus dem Juni 2010. Die Bodentemperaturen konnten<br />

zunächst nur geschätzt werden, wobei am 03.06.10 diese Werte so gut passten, dass dieser Lauf<br />

allen an<strong>der</strong>en zu Grunde gelegt wurde.<br />

Initialisiert wurden alle Läufe um 00-UTC. Der Grund dafür ist, dass Radiosondendaten nur für<br />

00- und 12-UTC vorhanden sind, und die Initialisierung zur Mittagszeit größere Ungenauigkeiten<br />

zur Folge hat (Grenzschicht nicht exakt, Min<strong>im</strong>altemperatur des nächsten Tages meist höher).<br />

In <strong>der</strong> folgenden Graphik (Abbildung 10) ist <strong>der</strong> <strong>Vorhersage</strong>lauf (rot) und <strong>der</strong> Temperaturverlauf<br />

in Essen (schwarz) zu sehen.<br />

Abbildung 10: 48h PAFOG-Lauf vom 03.06.10 <strong>im</strong> Vergleich zu den 2m-Werten aus Essen<br />

Es lassen sich mehrere Dinge erkennen: Zum Einen ist die Starttemperatur des <strong>Vorhersage</strong>laufes<br />

nicht exakt übereinst<strong>im</strong>mend mit <strong>der</strong> 2m-Temperatur <strong>der</strong> Station. Der Grund dafür ist, dass für<br />

die Initialisierung von PAFOG die Werte des Radiosondenstarts genommen wurden und daraus<br />

die 2m-Temperatur des Modells erzeugt wurde, anstatt aus den echten Bodenwerten <strong>der</strong> Station.<br />

Bestenfalls müssten die Werte exakt gleich groß sein, doch die Messfehler bei<strong>der</strong> Geräte (Sonde<br />

und Stationsthermometer ±1 ◦ C) erlauben dies nicht <strong>im</strong>mer. Dies beeinflusst zudem den <strong>Vorhersage</strong>lauf<br />

ein wenig, doch eine Anpassung des Temps an die am Boden gemessene Temperatur hätte<br />

schwerwiegen<strong>der</strong>e Folgen.<br />

21


Ein weiterer Punkt ist <strong>der</strong> gesamtbildliche Temperaturverlauf von PAFOG <strong>im</strong> Vergleich zu den<br />

Originalwerten. So sinkt die Temperatur in PAFOG abends etwas schneller, sehr gut am Abend<br />

des 04.06. zu sehen, und auch bei <strong>der</strong> Erwärmung morgens sind <strong>im</strong> Vergleich zur Station stärkere<br />

Abweichungen zu erkennen. Am Morgen des 04.06. zum Beispiel überschätzt PAFOG zuerst die<br />

Erwärmung bis zu einem best<strong>im</strong>mten Punkt (08-UTC), danach unterschätzt es sie, sodass am Ende<br />

die Max<strong>im</strong>altemperaturen (und <strong>der</strong>en Eintrittszeitpunkt) sehr genau übereinst<strong>im</strong>men. Am Morgen<br />

des 04.06. wurde T min ca. 0,5 ◦ C überschätzt, befand sich jedoch noch <strong>im</strong> Rahmen des Messfehlers,<br />

was auf eine DT R von rund 12K führt. Am 03.06. wird T min stärker überschätzt (ca. 1,5 ◦ C) und<br />

auch T max um etwa 1 ◦ C unterschätzt. Dies führt zur einer DT R von rund 10K. Das Überschätzen<br />

am Morgen lässt sich wahrscheinlich auf die etwas höhere Starttemperatur zurückführen, sie erklärt<br />

aber nicht das Unterschätzen <strong>der</strong> Max<strong>im</strong>altemperatur. Der jeweilig Zeitpunkt des Erreichens <strong>der</strong><br />

Extremtemperaturen deckt sich in beiden Verläufen. Die Station hat für beide Tage eine DT R<br />

von etwa 12,5K.<br />

Zum Vergleich dazu: 16,6K war das Ergebnis für die Gartenstation aus <strong>der</strong> Empirie, 15,1K aus<br />

den reinen Messwerten. Dies zeigt ebenfalls, dass die Anpassung <strong>der</strong> empirischen Werte jeweils<br />

nur für eine best<strong>im</strong>mte Station gelten kann.<br />

In <strong>der</strong> Nacht zum 05.06. ließ sich ein interessantes Phänomen beobachten, die Temperaturwerte<br />

<strong>der</strong> Essener Station schwankten um teilweise 2 ◦ C. Dies lässt sich auch auf den noch folgenden<br />

Graphiken erkennen. Ursache für diese Fluktuationen könnten Einflüsse <strong>der</strong> Stadt durch Warmluftablösungen<br />

o<strong>der</strong> Ähnliches sein.<br />

8.2.2 Beispiel 2, 07.05.2008<br />

Das nächste Beispiel stammt aus dem Mai 2008, zu sehen in folgen<strong>der</strong> Graphik Abbildung 11.<br />

Abbildung 11: 48h PAFOG-Lauf vom 07.05.08 <strong>im</strong> Vergleich zu den 2m-Werten aus Essen<br />

Die Temperaturkurve zeigt ein ähnliches Verhalten wie schon <strong>im</strong> Juni. Die Initialisierungstemperatur<br />

lag etwas näher am wahren Wert, wodurch am ersten Tag T min noch besser getroffen wurde.<br />

Am 08.05.08 ist die Temperaturkurve bis ca. 17-UTC sogar perfekt gedeckt. Auch T max wurde<br />

hier vor allem am ersten <strong>Vorhersage</strong>tag noch etwas besser getroffen als <strong>im</strong> Juni-Lauf. Die DT R<br />

22


liegt am ersten Tag sowohl bei PAFOG, als auch in den Messwerten bei 11,5 bis 12K, am zweiten<br />

Tag ist sie nur ±0,25K abweichend. Dies zeigt, dass sich die DT R bei konstanten Verhältnissen<br />

nahezu nicht verän<strong>der</strong>t. Zum Vergleich dazu: Die rein für die Gartenstation gemessene DT R <strong>der</strong><br />

letzten 4 Jahre liegt bei rund 15,3K, die empirische bei 16K.<br />

Auffällig an diesem Lauf ist <strong>der</strong> Abschnitt ab 18-UTC des zweiten <strong>Vorhersage</strong>tages. Auf obiger<br />

Graphik lässt sich erkennen, dass die Temperatur in PAFOG in <strong>der</strong> Nacht zum 09.05.08 extrem<br />

stark abnahm, obwohl die gleichen Verhältnisse wie auch die Tage davor herrschten. N<strong>im</strong>mt man<br />

die <strong>Vorhersage</strong> für 4 Tage ab dem 07.05.08, so zeigt sich dieses Verhalten bei zunehmen<strong>der</strong> <strong>Vorhersage</strong>zeit<br />

<strong>im</strong>mer stärker (Abbildung 12).<br />

Abbildung 12: 96h PAFOG-Lauf vom 07.05.08 <strong>im</strong> Vergleich zu den 2m-Werten aus Essen<br />

Die Max<strong>im</strong>altemperatur <strong>der</strong> 4 Tage st<strong>im</strong>mt <strong>im</strong> Bereich des <strong>Vorhersage</strong>fehlers mit den Messwerten<br />

überein, die Min<strong>im</strong>altemperatur fiel ab Tag 3 <strong>im</strong>mer weiter ab, wodurch die DT R verfälscht wurde.<br />

Die gemessene DT R blieb in den 4 Tagen weitestgehend konstant. Es zeigte sich, dass dieser<br />

Fehler durch eine unnormale Entwicklung in den Parametern verursacht wurde.<br />

Nach Prüfung des restlichen Modelloutputs wurde die Feuchtigkeitsentwicklung <strong>im</strong> Boden als<br />

stärkste Ursache festgestellt. Da das Modell keine Advektion (auch von Feuchte) kennt, trocknet<br />

<strong>der</strong> Boden bei Strahlungslagen Tag für Tag <strong>im</strong>mer weiter aus, was dann den Taupunkt und auch<br />

T min beeinflusst. Der Verlauf <strong>der</strong> Bodenfeuchte in den obersten 7 Schichten ist in Abbildung 13<br />

zu sehen. Schicht 1 ist die Oberfläche, Schicht 7 liegt ca. 10 cm tief.<br />

Die min<strong>im</strong>alen Werte <strong>der</strong> Feuchte in <strong>der</strong> obersten Schicht verän<strong>der</strong>ten sich in den 4 Tagen kaum,<br />

dafür aber die Dauer des Min<strong>im</strong>ums und vor allem die min<strong>im</strong>ale Feuchte <strong>der</strong> tieferen Schichten,<br />

sowie die max<strong>im</strong>alen Werte in <strong>der</strong> Nacht. Zwischen Startzeitpunkt und Ende <strong>der</strong> <strong>Vorhersage</strong> haben<br />

sie sich halbiert.<br />

Ebenfalls <strong>im</strong> <strong>Vorhersage</strong>lauf <strong>der</strong> Temperatur zu erkennen, ist die nächtliche Fluktuation <strong>der</strong> Temperatur<br />

(vor allem zwischen Tag 2 und 3). Dies hat jedoch kaum einen Einfluss auf die DT R,<br />

wenn nicht zufällig den Punkt von T min ein zeitlich ausgedehnter Peak überlagert.<br />

23


Abbildung 13: 96h PAFOG-Lauf vom 07.05.08 <strong>der</strong> Bodenfeuchte [mg/cm 3 = kg/m 3 ]<br />

8.2.3 Beispiel 3, 04.08.2009<br />

Das dritte hier analysierte Beispiel stammt aus dem August 2009. Auch dies war ein Strahlungstag<br />

des Sommers, welcher sich besser zur Analyse eignet (größere DT R, weniger relative Fehler). In<br />

<strong>der</strong> folgenden Graphik ist die 2-Tages-<strong>Vorhersage</strong> zu sehen (Abbildung 14).<br />

Die Beson<strong>der</strong>heit dieses Beispiels liegt in <strong>der</strong> Advektion. Das Modell kann diese nicht s<strong>im</strong>ulieren,<br />

es gibt aber nur sehr wenige Tage, an denen die Advektion absolut nicht auftritt. Ebenfalls analog<br />

zum Beispiel 2 ist auch hier <strong>der</strong> Temperatureinbruch in <strong>der</strong> dritten Nacht zu erkennen.<br />

Die entscheidende Frage ist jedoch, können auch solche Tage Aufschluss über die DT R geben?<br />

Theoretisch ja, so ist die DT R von PAFOG einfach abzulesen. Sie liegt am ersten Tag bei rund<br />

9,5K und am zweiten bei rund 10,5K. Um die DT R <strong>der</strong> Essener Station zu errechnen, bedient<br />

man sich <strong>der</strong> Annahme, die Advektion sei näherungsweise gleichmäßig. Nun wird für die tägliche<br />

Erwärmung die Differenz ∆T Essen − ∆T P AF = ∆T adv/d berechnet. Das ∆T adv/d ist die tägliche<br />

Advektion in K/d. T max wird für gewöhnlich rund 1/2 Tag vor bzw. nach T min erwartet. Es gilt:<br />

DT R adv = T max − T min − 1 2 T adv/d = DT R norm − 1 2 T adv/d (16)<br />

Berechnet man nun die DT R norm in Essen, ergibt sich für den ersten Tag rund 10K und für den<br />

zweiten rund 10,5K. Diese Werte st<strong>im</strong>men mit PAFOG <strong>im</strong> Bereich <strong>der</strong> Modellgenauigkeit gut<br />

überein.<br />

Die an<strong>der</strong>en Läufe für Strahlungstage zeigten ähnliche Übereinst<strong>im</strong>mung von PAFOG-<strong>Vorhersage</strong>n<br />

und den Temperaturdaten aus Essen. Die meisten an<strong>der</strong>en Monate von Frühjahr bis Herbst waren<br />

advektionsbelastet. Die Monate Oktober, November wiesen keine 2-tägigen Strahlungslagen auf,<br />

die Monate Dezember, Januar nur begrenzt nutzbare.<br />

Im Vergleich zu einen empirischen Modell und <strong>der</strong> Gartenstation war die DT R in Essen durchweg<br />

geringer (an<strong>der</strong>er Stationsfaktor α), zeigte aber <strong>im</strong> Jahr den gleichen Verlauf relativ zu Bonn.<br />

24


Abbildung 14: 48h PAFOG-Lauf vom 04.08.09 <strong>im</strong> Vergleich zu den 2m-Werten aus Essen<br />

8.2.4 Beispiel 4, Wolkentag, 02.10.2007<br />

Das letzte Beispiel in dieser Arbeit ist ein Modelllauf für Wolkentage (≥7/8) aus dem Oktober<br />

2007 (Abbildung 15).<br />

Im Vergleich zu den Modellläufen bei Strahlungslagen wird hier die untere Wolkenschicht<br />

(800m) in PAFOG auf ≥7/8 gesetzt, bei den mittleren Wolken wurden 2/8 gewählt, hohe Wolken<br />

wurden nicht gesetzt. Dies entspricht einer typischen Stratusbedeckung an Tagen ohne Nie<strong>der</strong>schlag.<br />

Da solche Tage meistens in Verbindung mit vorherigem Nie<strong>der</strong>schlag stehen, wurde<br />

die Bodenfeuchte <strong>im</strong> Modell von “normal” (Mittelwert zwischen Sättigung und Welkpunkt) auf<br />

“gesättigt”, also sehr feucht, gesetzt.<br />

PAFOG neigt dazu, bei den geringen Taupunktdifferenzen <strong>im</strong> Temp von Wolkentagen sehr<br />

schnell Nebel zu produzieren, welcher dann über die max<strong>im</strong>ale Modellhöhe von standardmäßig<br />

200m hinauswächst. Am betreffenden Tag wurde in Essen am Morgen Nebel gemeldet, diese<br />

<strong>Vorhersage</strong> st<strong>im</strong>mt hier. PAFOG brach die <strong>Vorhersage</strong> ab 06-UTC ab, sodass <strong>im</strong> Weiteren die<br />

Berechnungsmethode <strong>im</strong> Modell von “Nebel” auf “Stratus” umgestellt wurde. Dies hat keinen<br />

Einfluss auf die Temperatur.<br />

Die Temperaturkurve <strong>der</strong> Essener Station zeigte am ersten Tag eine DT R von max<strong>im</strong>al 2K, am<br />

zweiten Tag wurden fast 6K erreicht. Dies liegt daran, dass <strong>der</strong> erste Tag wesentlich feuchter war,<br />

es herrschte bis ca. 12-UTC noch Nebel. PAFOG folgt bis 12-UTC des ersten Tages weitestgehend<br />

dieser Kurve, überschätzt ab dann fast 12h lang die Temperaturen um bis zu 3 ◦ C. Am zweiten<br />

Tag wurde T max in PAFOG nicht erreicht, wahrscheinlich war die Bedeckung um die Mittagszeit<br />

geringer geworden und es konnte mehr Erwärmung stattfinden.<br />

Dieses Beispiel zeigt, wie viel schwieriger das Einschätzen von Wolkentagen ist. Kleinste Bedeckungsunterschiede<br />

können die DT R stark beeinflussen und Advektion hat eine viel größere<br />

relative Auswirkung.<br />

Es wurden noch 3 weitere Wolkentage (Dezember, November) s<strong>im</strong>uliert, sie zeigen alle ähnliches<br />

Verhalten. Für PAFOG sind hohe Bedeckungen schwieriger zu s<strong>im</strong>ulieren.<br />

25


Abbildung 15: 48h PAFOG-Lauf vom 02.10.07 bei 7/8 Bewölkung <strong>im</strong> Vergleich zu den 2m-Werten<br />

aus Essen<br />

9 Fazit und Schlusswort<br />

Das in dieser Arbeit erstellte eigene Modell zur <strong>Vorhersage</strong> <strong>der</strong> DT R und <strong>der</strong> Extremtemperaturen<br />

funktioniert nach den Modifikationen weitestgehend zufrieden stellend. Der hohe Anteil an empirischen<br />

Annahmen ermöglicht es jedoch nicht, für jede beliebige Station ohne vorherige Anpassung<br />

eine gute <strong>Vorhersage</strong> zu liefern, wie in den Vergleichen mit den Messwerten zu sehen ist. Um zum<br />

Beispiel für Essen ebenso passende Werte zu liefern, kann nicht nur <strong>der</strong> Faktor α son<strong>der</strong>n auch<br />

die Albedo (an <strong>der</strong> Essener Station <strong>im</strong> “Grünen” an<strong>der</strong>s als in Bonn) o<strong>der</strong> die Grenzschichthöhe<br />

<strong>im</strong> Zusammenspiel mit <strong>der</strong> Orographiehöhe (Essen 153m zu Bonn 71m) angepasst werden.<br />

Das Problem <strong>der</strong> Advektion, <strong>der</strong> latenten Wärme und des Nie<strong>der</strong>schlags lässt sich noch nicht<br />

abschalten, auch nicht in PAFOG. Es ist jedoch bereits eine neue Version von PAFOG mit Advektion<br />

in Entwicklung, aber noch nicht einsatzbereit. Somit ist das hier vorgestellte Modell in<br />

<strong>der</strong> Temperaturvorhersage nicht besser als PAFOG, aber dafür wesentlich einfacher und auch für<br />

Nichtmeteorologen alltagstauglich.<br />

Im Gesamten sind die hier gewonnen Werte für Bonn ein guter Ansatz für Wettervorhersagen<br />

an Strahlungs- und auch zum Teil an Wolkentagen ohne Nie<strong>der</strong>schlag, beson<strong>der</strong>s für das Modul<br />

Wetterbesprechung und den Wettertipp am Meteorologischen Institut Bonn.<br />

26


A<br />

Literatur<br />

• (1) Synoptikskript Prof. A.Bott, Meteorologisches Institut <strong>der</strong> Universität Bonn, 18.07.2008<br />

• (2) Skript des Meteorologischen Praktikums, Prof. C. S<strong>im</strong>mer, Universitäten Bonn & Köln,<br />

23.05.2008<br />

• (3) K.Blümel et al., Bundesministerium für Forschung und Entwicklung, Bericht T86-051,<br />

Entwicklung von Test-Referenz-Jahren für die BRD, Juli 1986<br />

• (4) Jahresmittelwerte <strong>der</strong> Station Köln-Bonn, www.wettercheck.de/kl<strong>im</strong>atab.htm<br />

• (5) T. R. Karl et al., Asymetric Trends of Daily Max<strong>im</strong>um and Min<strong>im</strong>um Temperature,<br />

University of Nebraska, 1993<br />

• (6) Demtrö<strong>der</strong> Exper<strong>im</strong>entalphysik 1 (Mechanik und Wärme), 5. Auflage, Springer Verlag,<br />

2008<br />

• (7) Kraus, Die Atmosphäre <strong>der</strong> Erde, März 2004, 3.Auflage, Springer Verlag 2004<br />

• (8) Temperaturdaten <strong>der</strong> Station 10410, Essen, Deutscher Wetterdienst Offenbach, Datenabgabe<br />

157/11, Kristin Junge<br />

• (9) A. Bott T. Trautmann, PAFOG - a new efficient forecast model of radiation fog and<br />

low-level stratiform clouds, Atmospheric Research 64 (2002) 191-203<br />

• (10) Daten <strong>der</strong> University of Wyoming, weather.uwyo.edu/upperair/sounding.html<br />

27


Abbildungsverzeichnis<br />

1 Vergleich Tagesgang/Theorie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11<br />

2 Mittelwerte DT R und Messungen Strahlungstage . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12<br />

3 Korrelation für α Strahlungstage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13<br />

4 Vergleich <strong>der</strong> neuen DT R mit Messungen Strahlungstage . . . . . . . . . . . . . . 15<br />

5 Mittelwerte DT R und Messungen Wolkentage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16<br />

6 Korrelation für α Wolkentage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17<br />

7 Vergleich <strong>der</strong> neuen DT R mit Messungen Wolkentage . . . . . . . . . . . . . . . . 18<br />

8 Vergleich einzelnen DT R pro Jahr . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19<br />

9 Vergleich <strong>der</strong> Temperatur Bonn-Essen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20<br />

10 PAFOG-Lauf, 03.06.10 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21<br />

11 PAFOG-Lauf, 07.05.08 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22<br />

12 PAFOG-Lauf, 07.05.08 - 4 Tage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23<br />

13 PAFOG-Lauf, 07.05.08 - 4 Tage, Bodenfeuchte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24<br />

14 PAFOG-Lauf, 04.08.09 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25<br />

15 PAFOG-Lauf, 02.10.07 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26<br />

16 Anhang: Mittelwerte DT R und ∆T . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29<br />

17 Anhang: Tagesgag <strong>im</strong> Vertikalschnitt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30<br />

18 Anhang: Vergleich <strong>der</strong> Tagesgänge Bonn-Essen 04.2011 . . . . . . . . . . . . . . . 31<br />

19 Anhang: Beispiel DT R-Berechnung, Bonn <strong>im</strong> Juli . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32<br />

Tabellenverzeichnis<br />

1 Ein- und Ausstrahlleistung, Bonn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4<br />

2 Mögliche tägliche Erwärmung, Bonn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5<br />

3 Mögliche DT R, Bonn, Strahlungstage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />

4 Mögliche DT R und tägliche Erwärmung, Bonn, Wolkentage . . . . . . . . . . . . 9<br />

5 Gemessene DT R, Bonn, Strahlungstage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12<br />

6 Mögliche DT R, Bonn, m=150kg/qm, Strahlungstage . . . . . . . . . . . . . . . . 13<br />

7 Mögliche DT R, Bonn, korreliert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14<br />

8 Mögliche DT R, Bonn, m=150kg/qm, Wolkentage . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16<br />

9 Gemessene DT R, Bonn, Wolkentage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16<br />

10 Mögliche DT R, Bonn, korreliert, Wolkentage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17<br />

B<br />

Weitere Graphiken<br />

28


Abbildung 16: Mittelwerte <strong>der</strong> DT R und <strong>der</strong> täglichen Erwärmung an Standardtagen aus den<br />

Werten von Tabelle 2,3 und 4<br />

29


Abbildung 17: Beispiel eines Tagesgangs <strong>im</strong> Vertikalprofil, s<strong>im</strong>uliert mit PAFOG. Eingezeichnet<br />

ist die 350m-Höhe, ab welcher <strong>der</strong> Tagesgang effektiv vorhanden ist. Darüber findet in Näherung<br />

nur die gleichmäßige Erwärmung statt.<br />

30


Abbildung 18: Vergleich <strong>der</strong> Tagesgänge <strong>der</strong> Temperatur <strong>der</strong> Gartenstation und Essen an den<br />

Ostertagen 2011, längte Abfolge von Strahlungstagen <strong>im</strong> betrachteten Zeitraum.<br />

31


Abbildung 19: Berechnung <strong>der</strong> möglichen DT R an Strahungstagen für Bonn (Ausschnitt bis 8:30<br />

Uhr). Für T B ist das Monatsmittel angegeben. E = Q · t = (A + G + I) · t, ∆T =<br />

E·α . c p·200kg<br />

15. Juli, DT R=16,01 ◦ C, Bedeckung


Danksagung<br />

Zuerst einmal möchte ich mich bei allen Mitstudenten und Freunden bedanken, welche Unterstützung<br />

durch Korrekturlesen und an<strong>der</strong>e Verbesserungshinweise geleistet haben. Beson<strong>der</strong>er<br />

Dank gilt Werner Schnei<strong>der</strong>, welcher hauptsächlich zur Korrektur beigetragen hat.<br />

Ebenfalls ein großes Dankeschön geht an den DWD, welcher mir freundlicherweise die Synop-<br />

Daten aus Essen zur Verfügung gestellt hat.<br />

Zuletzt möchte ich mich bei Herrn Prof. Dr. Bott für die Bereitstellung des Themas und die<br />

Ermöglichung dieser Arbeit bedanken.<br />

Eigenständigkeitserklärung<br />

Hiermit erkläre ich, die vorliegende Arbeit selbständig verfasst und keine an<strong>der</strong>en als die angegebenen<br />

Hilfsmittel benutzt zu haben.<br />

Die Stellen <strong>der</strong> Arbeit, die in Wortlaut o<strong>der</strong> Sinn aus an<strong>der</strong>en Werken entnommen sind, wurden<br />

unter Angabe <strong>der</strong> Quelle kenntlich gemacht.<br />

Königswinter, den 26.09.2011<br />

Benedikt Stockhausen<br />

33

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