Die Bibliothek der WERKSTATT für Gesellschafts - Amerbauer Martin

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2.5 Methodenspezifische Ausrichtung der WERKSTATT
Das Selbstverständnis der WERKSTATT besteht in der theoretischen
Auseinandersetzung mit und in der praktischen Anwendung von Psychoanalyse und
kritischer Gesellschaftstheorie.
Die WERKSTATT fühlt sich „einer Rezeption der Freudschen Psychoanalyse
verpflichtet, die neben den therapeutisch-klinischen Erfordernissen auch den kulturund
gesellschaftskritischen Aspekten psychoanalytischen Denkens und Handelns
Rechnung trägt. Diese Orientierung bedingt für die Aneignung der Psychoanalyse
sowohl eine profunde Kenntnis der klassischen und der neueren Literatur, als auch
deren konsequente Überprüfung durch kritische Auseinandersetzung mit den
verschiedenen theoretischen Konzepten.“ 29
Gleichzeitig steht die WERKSTATT „der fortschreitenden
‘Medizinalisierung’ ... der Psychoanalyse mit kritischem Vorbehalt gegenüber und
versucht die Rekonstruktion des subjektiven Leidens auf dem Hintergrund des
jeweils individuell biographisch-sozialen Kontextes, ebenso wie auf dem
Hintergrund des allgemein gesellschaftlichen Elends zu verstehen.“ 30 Subjektives
Leid wird als historisch gewachsen und damit gleichzeitig als veränderbar
verstanden. Im Mittelpunkt des psychoanalytischen Verfahrens steht die
Rekonstruktion der individuell leidensgeschichtlichen Eigenart des Subjekts.
Die WERKSTATT hat sich der methodologischen Richtung von Alfred
Lorenzer und Paul Ricoeur angeschlossen, die die Psychoanalyse als ein
tiefenhermeneutisch verstehendes Verfahren im Gegensatz zu einer um Objektivität
bemühten erklärenden Wissenschaft charakterisiert.
29 Informationspapier über die ansuchende psychotherapeutische Ausbildungseinrichtung und ihre
methodenspezifische Ausrichtung. Hrsg. von der Werkstatt für Gesellschafts- und Psychoanalyse.
Unveröff. Manuskript. Salzburg 1993: 4.
30 Informationspapier über die ansuchende psychotherapeutische Ausbildungseinrichtung und ihre
methodenspezifische Ausrichtung: 4.