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Rhabarber Kulturblatt - und Beratungszentrum Arenenberg

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Bildungs- <strong>und</strong> <strong>Beratungszentrum</strong><br />

<strong>Arenenberg</strong><br />

Gemüse- <strong>und</strong> Beerenbau<br />

<strong>Kulturblatt</strong> <strong>Rhabarber</strong><br />

Beschreibung <strong>und</strong> botanische Zugehörigkeit<br />

Die als Gemüse genutzten <strong>Rhabarber</strong> gehören den zwei Arten Rheum rhabarbarum L.<br />

(syn. R. <strong>und</strong>ulatum Pall.) <strong>und</strong> Rheum rhaponticum L. sowie deren<br />

Kreuzungsnachkommen an <strong>und</strong> sind Vertreter der Familie der Knöterichgewächse<br />

(Polygonaceae) mit mehr als 800 Arten. Die Vertreter der Familie sind meist Kräuter <br />

seltener Sträucher haben häufig deutlich gegliederte Triebe mit Verdickungen (sog.<br />

Knoten) sowie stengelumfassende Blattscheiden (verwachsene Nebenblätter).<br />

Neben dem <strong>Rhabarber</strong> hat unter den Knöterichgewächsen nur noch der<br />

Gartensauerampfer (Rumex rugosus, syn. R. acetosa) eine gewisse Bedeutung als<br />

Gemüse. Die wichtigsten verwandten Ackerunkräuter sind die verschiedenen<br />

Knöteriche (beispielsweise Pfirsichblättriger, Winden- <strong>und</strong> Vogel-Knöterich) sowie die<br />

Ampferarten (Rumex), z.B. Sauerampfer oder Blacke. Unter den Gründüngungen ist<br />

der Buchweizen verwandt.<br />

Der <strong>Rhabarber</strong> ist eine ausdauernde Pflanze, deren oberirdischen Teile im Herbst<br />

absterben. Er überwintert mit seinem stark verdickten Rhizom <strong>und</strong> treibt im Frühjahr<br />

aus unterirdischen Knospen wieder aus. Zur Überwindung des Ruhestadiums<br />

benötigt er allerdings einen genügend grossen Kältereiz. Als Rhizom ist die Pflanze<br />

winterhart <strong>und</strong> übersteht auch strenge Winter. Blätter <strong>und</strong> Blattstiele vertragen<br />

Nachtfröste bis - 3°C.<br />

Die grossen <strong>Rhabarber</strong>blätter haben bis 70 cm lange <strong>und</strong> 5 cm breite Blattstiele<br />

(Stangen), welche durch Anthocyan je nach Sorte mehr oder weniger stark rot gefärbt<br />

oder rot gestrichelt sind. Die Blattspreiten enthalten in grossen Mengen<br />

Anthrachinon <strong>und</strong> Oxalsäure, welche zu Erbrechen <strong>und</strong> Kreislaufstörungen führen.<br />

Sie dürfen deshalb nicht verzehrt werden.<br />

Im Frühjahr bildet die <strong>Rhabarber</strong>pflanze bis zu 2 m hohe Blütenstände mit gelblichen<br />

Blüten. Deren kompakten Blütenknospen lassen sich auch als Gemüse zubereiten.<br />

Die Blütenbildung wird durch einen Kältereiz ausgelöst, welcher stärker sein muss, als<br />

jener für den Blattaustrieb.<br />

Herkunft <strong>und</strong> Verbreitung<br />

Die r<strong>und</strong> 50 Arten der Gattung Rheum haben ihre Heimat in Asien, viele in den<br />

Hochstaudenfluren im Grenzgebirge zwischen China <strong>und</strong> dem Tibet. Die Wurzeln der<br />

Medizinalrhabarber (R. palmatum) wurden von den Chinesen schon vor 5000 Jahren<br />

als Abführmittel benutzt.<br />

Von der Wolga her gelangte dann der <strong>Rhabarber</strong> Anfang des ersten Jahrtausends<br />

nach Europa, zuerst der Medizinalrhabarber, dann der Pontische <strong>Rhabarber</strong> (R.<br />

rhaponticum L.). Den heutigen Garten- oder Gemüserhabarber (R. rhabarbarum L.)<br />

kennt man bei uns seit dem 18. Jh. Er gelangte von Frankreich über die Niederlande<br />

nach England, wo er seit 1753 angebaut wird. In Deutschland breitete er sich dann<br />

von Hamburg über Norddeutschland bis nach Süddeutschland aus.<br />

Heute findet man erwerbsmässigen <strong>Rhabarber</strong>anbau im gemässigten Klima,<br />

insbesondere in England, in den Niederlanden, in Deutschland <strong>und</strong> in Österreich. In<br />

der Schweiz wurden im Jahre 2010 insgesamt 44 ha <strong>Rhabarber</strong> angebaut, auf denen<br />

967 Tonnen für den Frischmarkt geerntet wurden Hauptanbaugebiete sind Thurgau /<br />

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<strong>Kulturblatt</strong> <strong>Rhabarber</strong><br />

Schaffhausen sowie Bern / Fribourg mit je 25 % der Inlandfläche, sowie St.Gallen <strong>und</strong><br />

Aargau mit jeweils 10 % Flächenanteil. Für die Industrie stehen 12,2 ha im Anbau.<br />

Das vertragliche Erntevolumen betrug 594 Tonnen.<br />

Ernährungsphysiologische Bedeutung<br />

Vom <strong>Rhabarber</strong> werden die Blattstiele (Stangen) zu Speise- <strong>und</strong> die Rhizome (R.<br />

palmatum) zu Heilzwecken genutzt. Die Stangen dienen als Gemüse <strong>und</strong> werden<br />

industriell zu Kompott, Marmelade, Saft <strong>und</strong> Most verarbeitet. Geschätzt wird der<br />

erfrischende, säuerlich-obstähnliche Geschmack des mit 54 kJ (= 13 kcal) pro 100 g<br />

Frischsubstanz essbarem Anteil sehr energiearmen Gemüses.<br />

Der Geschmack wird in Verbindung mit dem Zuckergehalt v.a. durch die<br />

Fruchtsäuren insbesondere Apfel- <strong>und</strong> Zitronensäure <strong>und</strong> die Oxalsäure<br />

gebildet. Grünfleischige Sorten enthalten mehr Fruchtsäuren als rotfleischige. Dem<br />

recht hohen Anteil an Frucht- <strong>und</strong> Oxalsäure wird eine blutreinigende, aber auch<br />

calciumzehrende Wirkung zugeschrieben.<br />

Mit durchschnittlich 460 mg/100 g Frischsubstanz ist bei <strong>Rhabarber</strong> der Gehalt an<br />

Oxalsäure (Oxalat) recht hoch. Um Steinbildung vorzubeugen, sollten deshalb<br />

Nieren-, Zucker- <strong>und</strong> Gallenkranke im <strong>Rhabarber</strong>konsum zurückhaltend sein.<br />

Normalerweise ist dies jedoch kein Problem.<br />

Der Oxalsäure-Gehalt der Blattstiele variiert je nach Sorte, Umweltbedingung, dem<br />

Alter <strong>und</strong> dem Stielabschnitt zwischen 3 <strong>und</strong> 10 % der Trockensubstanz (170-570<br />

mg/100 g FS), während der üblichen Ernteperiode zwischen 3 <strong>und</strong> 6 %. Im<br />

Spätsommer ist er deshalb bei den geernteten Stielen der älteren Blätter im oberen<br />

Teil des angegebenen Prozentbereichs. Stangen aus der Dunkeltreiberei enthalten<br />

bedeutend weniger Oxalsäure.<br />

Die Frucht- <strong>und</strong> Oxalsäure wirken verdauungsanregend (die Darmeigenbewegung /<br />

Peristaltik wird angeregt). Aber auch dem Bitterstoff Anthrachinon noch heute für<br />

bestimmte Medikamente verwendet wird eine darmregulierende <strong>und</strong> abführende<br />

Wirkung zugesprochen.<br />

Anbau<br />

Parzellenwahl<br />

Auch wenn <strong>Rhabarber</strong> an schattigen Plätzen unter Gartenbäumen wachsen kann, so<br />

sind für eine professionelle Produktion zugängliche <strong>und</strong> belichtete Standorte<br />

vorzuziehen. Bei ungenügenden Strahlungsbedingungen bringt die Kultur einen<br />

bedeutend geringeren Ertrag <strong>und</strong> eine spätere Ernte.<br />

<strong>Rhabarber</strong> <strong>Rhabarber</strong>verfrühung Folientunnel<br />

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Boden<br />

Angebaut werden kann der <strong>Rhabarber</strong> beinahe auf allen Böden, er wächst jedoch auf<br />

mittelschwerem, leicht erwärmbarem, humus-, nährstoff- <strong>und</strong> kalkreichem<br />

Untergr<strong>und</strong> besonders gut (sandige Lehmböden, Lössböden). Als Tiefwurzler<br />

verlangt die Kultur in jedem Falle einen tiefgründigen <strong>und</strong> genügend feuchten<br />

Boden. Bei schweren Böden ist die Ernte eher später, das Ertragspotential jedoch<br />

höher.<br />

Wichtig ist eine gute Durchlüftung des Bodens, welche durch regelmässige<br />

Bodenbearbeitung (Hacken, Fräsen) befördert wird. Trockenheit <strong>und</strong> ein zu warmes<br />

Klima sind der Kultur abträglich, bei Staunässe bleiben die Stöcke schwach <strong>und</strong><br />

faulen von innen nach aussen (unbedingt drainieren).<br />

Der pH sollte zwischen 5.6 <strong>und</strong> 7.2 liegen, Böden mit pH unter 5.5 sind zu sauer<br />

(kalken).<br />

Fruchtfolge<br />

Die Kultur sollte frühestens nach einer Anbaupause von fünf Jahren auf derselben<br />

Parzelle gepflanzt werden. Idealerweise hinterlässt die Vorfrucht einen lockeren,<br />

nährstoff- <strong>und</strong> humusreichen, unkrautfreien Boden.<br />

Die Parzelle sollte unbedingt frei von Wurzelunkräutern sein. Sehr problematisch<br />

sind Blacken (Rumex-Arten), Quecken, Winden <strong>und</strong> Ackerkratzdisteln.<br />

(Vor der <strong>Rhabarber</strong>pflanzung kann eine solche Parzelle im Herbst vor dem Einziehen<br />

der Unkräuter mit dem systemischen Herbizid 'Ro<strong>und</strong>up' saniert werden.)<br />

Auch nematodenverseuchte Parzellen (Wurzelgallenälchen, Rübenzystenälchen,<br />

Stengelälchen) sollten gemieden werden. Deshalb ist bei Parzellen mit langjährigem<br />

Rüben- oder Kartoffelanbau Vorsicht angebracht, nötigenfalls sollten sie auf<br />

Nematodenbesatz untersucht werden.<br />

Ein sorgfältig <strong>und</strong> tief durchgeführter Wiesenumbruch ist für <strong>Rhabarber</strong> bestens<br />

geeignet.<br />

Die Kultur sollte jedoch nicht nach Luzerne angebaut werden, da hier die Gefahr der<br />

Übertragung des Violetten Wurzeltöters (Rhizoctonia crocorum) besteht.<br />

Anbautechnik <strong>und</strong> Kulturablauf<br />

Ein gut durchlüfteter Boden mit einer guten Struktur ist Voraussetzung für den<br />

Kulturerfolg. Ein grosszügiger Komposteinsatz kann sich deshalb bei <strong>Rhabarber</strong> sehr<br />

positiv auswirken.<br />

Pflanzung<br />

Der Boden sollte schon eine längere Zeit vor der Pflanzung selbstverständlich bei<br />

guten Bodenverhältnissen tief bearbeitet <strong>und</strong> gelockert werden (beispielsweise tief<br />

pflügen oder tief spaten). Dies ermöglicht eine kräftige Kulturentwicklung. Unkrautkuren<br />

(Falsches Saatbeet) sind insbesondere im Biolandbau empfehlenswert.<br />

Angestrebt wird eine Pflanzdichte von r<strong>und</strong> 1 Pflanze pro m 2 .<br />

Der Reihenabstand wird auf die Breite des Bodenpflegegerätes abgestützt (z.B.<br />

schweres Hackgerät oder Grubber). Bei Handpflanzung sind die Pflanzabstände<br />

beispielsweise 130 cm x 70 cm (üblicher Bereich: 120-150 cm x 60-90 cm). Der<br />

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<strong>Kulturblatt</strong> <strong>Rhabarber</strong><br />

klassische Anbau mit Abständen von 100 cm x 100 cm ist hingegen nicht gut<br />

mechanisierbar. Zu grosse Reihenabstände andererseits reduzieren die<br />

unkrautunterdrückende Wirkung der mächtigen <strong>Rhabarber</strong>blätter.<br />

Insbesondere bei schlechter Bodenstruktur oder bei leichtem Boden mit geringer<br />

Wasserhaltekapazität kann eine kräftige Kompost- oder Mistgabe (50-100 m 2 /ha)<br />

verabreicht <strong>und</strong> genügend lange vor der Pflanzung in den Oberboden eingearbeitet<br />

werden. Auch tiefwurzelnde Gründüngungen sind zu empfehlen. In der Gr<strong>und</strong>düngung<br />

vor der Pflanzung sollten diese Gaben an organischen Düngern berücksichtigt<br />

werden.<br />

Bei einem hypothetischen (nicht geernteten) Erstjahresertrag von 3 kg/m 2 ergibt sich<br />

eine Düngung im ersten Kullturjahr von 90 kg N/ha, 60 kg P 2 O 5 /ha, 180 kg K 2 O/ha<br />

<strong>und</strong> 30 kg Mg/ha (siehe Kapitel 'Düngung'). Leichtlöslicher Stickstoff sollte auf jeden<br />

Fall in mehreren Gaben verabreicht werden, Kali bei leichten Böden ebenfalls.<br />

Es werden entweder bewurzelte Jungpflanzen gepflanzt oder die aus alten<br />

Wurzelstöcken geschnittenen <strong>und</strong> noch unbewurzelten Rhizomstücke. Bei kräftigen<br />

Jungpflanzen kann auf eine Nachpflanzung meistens verzichtet werden <strong>und</strong> die Kultur<br />

hat einen schnelleren Start, was den höheren Preis rechtfertigen kann.<br />

Bei Trockenheit muss die frisch gepflanzte Kultur unbedingt beregnet werden, denn<br />

sie ist sehr anfällig auf Wassermangel <strong>und</strong> Hitze.<br />

Werden Rhizomstücke gepflanzt, so sollte die Erde gut angedrückt <strong>und</strong> die Knospen<br />

2-5 cm mit Erde bedeckt werden. Gepflanzt werden sie im Herbst oder im Frühjahr,<br />

aber auch eine Pflanzung während der Vegetationszeit ist gut möglich (allenfalls<br />

bewässern). Beachtet werden sollte, dass ein gelockerter Boden sich noch setzt.<br />

Topf-Jungpflanzen sollten nicht während der Ruhezeit sondern im vollen<br />

Wachstum gepflanzt werden, bevorzugt ab Mai bis August.<br />

Die junge Kultur wird im ersten <strong>und</strong> mit Vorteil auch im zweiten Jahr nicht beerntet.<br />

Die Pflanze muss zuerst kräftig werden <strong>und</strong> in ihren Wurzeln Reservestoffe einlagern,<br />

um dann ab dem dritten Standjahr voll leistungsfähig zu sein.<br />

Kulturpflege<br />

Die mechanische Unkrautbekämpfung beispielsweise mit schwerem Hackgerät<br />

oder einem Grubber erfolgt nach der Pflanzung bei der noch kleinen Kultur<br />

mehrmals, um ihr einen guten Start zu ermöglichen. Bei der ausgewachsenen Kultur<br />

erfolgt sie noch im Herbst oder im Frühjahr vor dem Blattaustrieb in Kombination mit<br />

einem leichten Anhäufeln sowie während der Vegetationszeit ein- bis zweimal kurz<br />

nach einem strengen Erntedurchgang (wenn nur noch kleinere Blätter übrig sind <strong>und</strong><br />

mit dem Gerät kein Schaden angerichtet wird).<br />

Die Bodenbearbeitung befördert die Bodendurchlüftung <strong>und</strong> den Nährstoffumsatz, was<br />

der Kultur sehr zugute kommt. Sie ist auch wichtig wegen der Bodenverdichtung<br />

während der Ernte.<br />

Aufgr<strong>und</strong> des grossen Blattvolumens <strong>und</strong> der hohen Wachstumsraten hat der<br />

<strong>Rhabarber</strong> einen hohen Wasserbedarf. Eine Beregnung in Trockenperioden fördert<br />

deshalb das Wachstum <strong>und</strong> den Ertrag entscheidend. In (verfrühten) Tunnelkulturen<br />

ist eine Bewässerung auf jeden Fall nötig.<br />

Die <strong>Rhabarber</strong>kultur kann zwischen 8 bis 10 Jahren beerntet werden.<br />

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<strong>Kulturblatt</strong> <strong>Rhabarber</strong><br />

Ernte <strong>und</strong> Ertrag<br />

Die Ernte dauert in der Schweiz je nach Witterung <strong>und</strong> Region von April bis Juni. Nach<br />

dem längsten Tag wird i.d.R. nicht mehr geerntet.<br />

Für die Industrieproduktion werden die Kulturen nur einmal Ende Mai bis Mitte<br />

Juni beerntet.<br />

Voraussetzung für einen guten Ertrag ist die Reservebildung im Vorjahr. Deshalb<br />

muss die Pflanze nach der Ernte viel Blattmasse bilden <strong>und</strong> im Verlaufe des Sommers<br />

genügend Reservestoffe in die Speicherwurzel einlagern können. In diesem Zeitraum<br />

muss sie auch ausreichend mit Nährstoffen <strong>und</strong> Wasser versorgt sein.<br />

Geerntet wird normalerweise erst ab dem dritten Standjahr. Wird die Kultur trotzdem<br />

schon im zweiten Jahr beerntet, so sollte mit der Ernte schon im Mai aufgehört<br />

werden, damit sich die noch junge Kultur genügend erholen kann. Die Stangen<br />

werden seitwärts gedrückt <strong>und</strong> lösen sich im Idealfall ohne grossen Zug an der Basis.<br />

Die unten abstehenden Lappen (Nebenblätter) <strong>und</strong> die Blattspreite werden mit einem<br />

Messer entfernt bei Ware für den Frischkonsum bleibt oben ein kleiner Blattfächer<br />

von 3-5 cm übrig (Rest der Blattspreite).<br />

Ernte für Industrie: Für die Industrie werden die Stängel unten <strong>und</strong> oben gerade<br />

abgeschnitten. Länge <strong>und</strong> Dicke der Stängel ist sortenspezifisch <strong>und</strong> werden vom<br />

Vertragspartner festgelegt. Ebenso der Erntetermin. Die Ernte erfolgt in kürzester Zeit<br />

<strong>und</strong> benötigt viel Personal. Der Vertragspartner legt die Erntegebinde fest.<br />

Der Verarbeitungsbetrieb legt die Qualitätsvorschriften fest.<br />

Brüchige Sorten wie 'Timperley Early' müssen bei der Ernte tief unten angefasst<br />

werden, Sorten wie 'Stockbridge Arrow' oder 'Frambozenrood' lassen sich viel leichter<br />

ernten.<br />

Die jungen Triebe dürfen beim Beernten nicht abgerissen werden.<br />

Während der Erntezeit sollten die Blütenstände möglichst frühzeitig <strong>und</strong> regelmässig<br />

ausgebrochen werden. Stehengelassene Blütenstände führen zu dünneren Stangen.<br />

Die Blütenstände werden deshalb möglichst nahe am Boden ausgebrochen, können<br />

aber nach der Ernte stehen gelassen werden.<br />

Alte, kräftige Stöcke können insbesondere nach Verfrühung mehrmals übererntet<br />

werden, wobei jeweils nur noch wenig Blattmasse übrig bleibt. Nur die untersten<br />

kurzstieligen Blätter, allfällige Blätter an den Blütenständen sowie die noch ganz<br />

jungen Stangen werden nicht geerntet, um der Pflanze genügend Assimilationsfläche<br />

zu lassen.<br />

Die Erträge schwanken von 3 - 4 kg/m 2 . Neben Sorte, Wetter <strong>und</strong> Boden spielt<br />

natürlich auch die Menge der eingelagerten Reserven (Stockgrösse) eine grosse<br />

Rolle.<br />

Bei 0-1 °C <strong>und</strong> 90-95 % rel. Luftfeuchtigkeit kann Freilandrhabarber gut 3 Wochen<br />

gelagert werden (Ware luftdurchlässig stapeln, da ethylenempfindlich).<br />

Eine Bewässerung ist von Vorteil. Die Pflanze wächst schneller, bringt mehr Ertrag<br />

<strong>und</strong> die Stangen sind zarter bei schnellem Wachstum.<br />

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Sorten<br />

Viele Produzenten wissen nicht genau, welche Sorten sie kultivieren, da sie die<br />

Wurzelstöcke alter Anlagen selber teilen <strong>und</strong> neu pflanzen. Es wird dann nur zwischen<br />

grün- <strong>und</strong> rotfleischigen ("Erdbeer-<strong>Rhabarber</strong>") Typen unterschieden <strong>und</strong> Ertrag,<br />

Aussehen <strong>und</strong> Geschmack lassen oftmals zu wünschen übrig.<br />

Die Sortenwahl sollte bei grösserflächigem Anbau mit den Abnehmern unbedingt<br />

abgesprochen werden.<br />

Die Sorten unterscheiden sich in Frühzeitigkeit, Ertrag, Erntbarkeit,<br />

Blütenstandentwicklung sowie Innen- <strong>und</strong> Aussenfärbung, Länge, Durchmesser <strong>und</strong><br />

Gewicht der Einzelstangen.<br />

Bevorzugt werden heute rothäutige Sorten. Bei der Beurteilung der Sorten kann<br />

zwischen Frischmarkt <strong>und</strong> Verarbeitung unterschieden werden.<br />

Einige der wichtigsten Sorten:<br />

- 'Stockbridge Arrow' ('Arrow'): Frühe Sorte mit rotem Stiel <strong>und</strong> an der Basis leicht<br />

rötlichem, sonst hellem (weisslichem) Fleisch. Neben dem Frischmarkt auch sehr gut<br />

für die Industrie geeignet (teilweise jedoch zu lange Stengel für den Frischmarkt).<br />

Der aufrechte, schlanke Wuchs <strong>und</strong> das leuchtende Rot wirken sehr attraktiv. In<br />

unseren Böden erreicht sie Höchsterträge.<br />

- 'Sutton' ('Sutton Seedless'): Sortenkomplex früher bis mittelfrüher, englischer Sorten<br />

mit rotgrünem Stiel, grünem Fleisch, hohem Ertrag <strong>und</strong> guten Noten beim Aussehen.<br />

Nachteilig ist die Neigung zu längsrissigen Stielen insbesondere in den ersten<br />

(beiden) Erntejahren.<br />

- 'Frambozenrood': Frühe bis mittelfrühe Sorte mit rotem, langem Stiel <strong>und</strong> grünem<br />

Fleisch. Neben dem Frischmarkt auch sehr gut für die Industrie geeignet. Sie<br />

zeichnet sich durch gute Ernteeigenschaften aus, erzielt sehr gute Erträge, hat eine<br />

attraktive Farbe, bekommt kaum Flecken <strong>und</strong> ist im Ausland eine der<br />

Standardsorten.<br />

Weitere Sorten sind:<br />

- 'Timperley Early' (Sehr frühe Sorte mit grünlichem bis leicht rötlichem, langem,<br />

allerdings brüchigem Stiel <strong>und</strong> grünem, zartem Fleisch. Die frühe Sorte ist denkbar<br />

für die Direktvermarktung, wegen ihrer Brüchigkeit <strong>und</strong> den zu dünnen Stangen<br />

jedoch für den Frischmarkt-Handel <strong>und</strong> die industrielle Verarbeitung nicht geeignet).<br />

- 'Mira' (Mittelfrühe Sorte mit grün-rotem Stiel, grünem Fleisch, hohem Ertrag, aber<br />

etwas grosser Blühneigung <strong>und</strong> zu grossem Grünanteil der Stangen.),<br />

'Holsteiner Blut' (Mittelfrühe Sorte mit rotem Stiel <strong>und</strong> rötlichem Fleisch, aber<br />

geringem Ertrag, dünnen Stangen <strong>und</strong> fragwürdigem Geschmack.)<br />

- 'Goliath' (Mittelspäte Sorte mit dickem, z.T. rötlichem Stiel, grünem Fleisch <strong>und</strong> bei<br />

genügender Düngung grossem Ertragspotential. Teilweise für die Verarbeitung<br />

geeignet (z.B. Konfiture), oft jedoch zu grosse Stangen.)<br />

- 'Van Kooten' (Sehr frühe, robuste Sorte mit gutem Aussehen, guten<br />

Ernteeeigenschaften <strong>und</strong> relativ hohen Erträgen).<br />

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<strong>Kulturblatt</strong> <strong>Rhabarber</strong><br />

Düngung<br />

Um nach der Ernte genügend Reservestoffe für das Folgejahr aufbauen <strong>und</strong> einlagern<br />

zu können, sollte die <strong>Rhabarber</strong>kultur kräftig gedüngt werden. Je stärker sie in den<br />

Winter geht, desto grösser der erwartete Ertrag im nächsten Jahr.<br />

<strong>Rhabarber</strong> spricht sehr gut auf organische Dünger wie Kompost oder Mist an. Im<br />

zweijährigen Abstand empfiehlt sich eine Kompost- oder Mistgabe von 40-80 m 3 /ha.<br />

Die organische Substanz verbessert die Bodenstruktur <strong>und</strong> bringt Luft in den<br />

Boden: die Basis für den Kulturerfolg.<br />

Dem <strong>Rhabarber</strong> können auch gut Langzeitdünger verabreicht werden. In der<br />

Bioproduktion werden beispielsweise 200 kg Stickstoff/ha in Form von Hornspänen<br />

alternierend zur Kompostgabe alle zwei Jahre verabreicht. Durch die langsame<br />

Mineralisation steht dann der Kultur über lange Zeit Stickstoff zur Verfügung. Der<br />

Dünger wird bei der mechanischen Unkrautbekämpfung in den Boden eingearbeitet,<br />

womit gleichzeitig die Bodenbelüftung wie auch der natürliche Nährstoffumsatz<br />

(Bodenorganismen) befördert werden.<br />

Offizielle Düngungsrichtlinie 2008 (IP-Norm bei angenommenem Ertrag von 450<br />

kg/a):<br />

N kg/ha P 2 O 5 K 2 O kg/ha Mg kg/ha<br />

kg/ha<br />

Nährstoffbedarf (= Norm) 140 50 220 30<br />

Ernterückstände (anrechenbares 10 20 100 20<br />

N = 20%)<br />

Nettonährstoffbedarf* 130 30 120 10<br />

* In der Nährstoffbilanz wird mit dem Nettonährstoff gerechnet<br />

Andere Quellen sprechen von einem<br />

Bedarf pro Tonne erwartetem Ertrag<br />

von:<br />

Das sind bei einem angenommenen Ertrag<br />

von 450 kg/a:<br />

3 kg N 135 kg N/ha<br />

2 kg P 2 O 5 /t 90 kg P 2 O 5 /ha<br />

6 kg K 2 O/t 270 kg K 2 O/ha<br />

1 kg Mg/t 45 kg Mg/ha<br />

Der <strong>Rhabarber</strong> hat also einen grossen Kaliumbedarf. Kalium kann in der billigeren<br />

Chloridform verabreicht werden, wobei auf leichten Böden die Gaben zu teilen sind.<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich sollte der Pflanze dann Stickstoff zur Verfügung stehen, wenn sie eine<br />

genügend grosse Assimilationsfläche hat <strong>und</strong> die Nährstoffe einbauen kann (d.h. bei<br />

schnelllöslichen N-Düngern auch nach der Ernte genügend düngen).<br />

Bei schnell löslichen N-Mineraldüngern kann die erste Gabe nach dem Austreiben der<br />

Kultur, die zweite Gabe in der zweiten Hälfte der Ernteperiode <strong>und</strong> die dritte Gabe<br />

nach der Ernte (Juli) verabreicht werden. Die erste Gabe kann auch durch Gülle oder<br />

Mist ersetzt werden.<br />

Langsamwirkende N-Dünger sind jedoch zu bevorzugen (z.B. Kalk-Ammonsalpeter).<br />

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<strong>Kulturblatt</strong> <strong>Rhabarber</strong><br />

Vermehrung<br />

<strong>Rhabarber</strong> wird vegetativ vermehrt (Rhizomteilung).<br />

Die Vermehrung könnte zwar durch Saatgut erfolgen, es gibt jedoch keine<br />

samenechten Sorten, weshalb die Eigenschaften der Sämlinge sehr variabel sind. Auch<br />

die Vermehrung via Meristemkultur ist nicht verbreitet, könnte jedoch gr<strong>und</strong>sätzlich zur<br />

Produktion von virusfreiem Pflanzgut eingesetzt werden.<br />

Die alten <strong>Rhabarber</strong>stöcke können mit einem (Baumschul-) Schüttelroder in etwa 30<br />

cm Tiefe unterfahren werden. Die Rhizomstücke werden von Hand in kleinere Teile<br />

zerbrochen <strong>und</strong> wenn nötig mit einem Messer in Stücke mit wenigen, schönen Augen<br />

geschnitten. Diese sind etwa 15 cm hoch. Beim Teilen sollten die Schnittw<strong>und</strong>en<br />

möglichst klein gehalten werden, um in feuchten Jahren die Fäulnisgefahr tief zu<br />

halten. Die W<strong>und</strong>flächen sollten deshalb etwas angetrocknet werden.<br />

Beim Schneiden der Rhizomstücke sollten die in den Stock gewachsenen Wurzeln<br />

von mehrjährigen Unkräutern sauber entfernt werden, d.h. lieber viele Rhizomstücke<br />

mit wenigen Knospen als wenige, grosse Stücke mit vielen Knospen.<br />

Gerodet werden kann auch während der Vegetationsperiode beispielsweise im Mai<br />

(evtl. nach einem strengen Erntedurchgang), wobei dann die Rhizomstücke in Töpfen<br />

zu bewurzelten Jungpflanzen angezogen werden.<br />

Die Rhizomstücke werden entweder unbewurzelt an den Standort gepflanzt oder in<br />

Töpfen gesetzt <strong>und</strong> zu bewurzelten Jungpflanzen angezogen. Beim Topfpflanzgut hat<br />

man die Gewissheit, dass später nur kräftige <strong>und</strong> sich schnell entwickelnde<br />

Jungpflanzen gesetzt werden. Die Topflinge müssen in der Bewurzelungsphase,<br />

aber auch später, unbedingt regelmässig gewässert werden <strong>und</strong> sollten nicht der<br />

prallen Sonne ausgesetzt sein.<br />

An den Rhizomstücken bilden sich sprossbürtige Wurzeln aus den Achseln der<br />

schuppenförmigen, dunklen Blätter unterhalb der Knospen.<br />

Pflanzenschutz<br />

Krankheiten <strong>und</strong> Schädlinge<br />

Krankheiten <strong>und</strong> Schädlinge sind bei <strong>Rhabarber</strong> nicht so bedeutend wie in anderen<br />

Kulturen.<br />

Wurzelkrankheiten sind oftmals die Folge einer problematischen Bodenstruktur.<br />

Öfters kommen Falscher Mehltau <strong>und</strong> andere Fleckenkrankheiten vor, welche aber<br />

ohne grössere Bedeutung sind, da sie meist erst im Hochsommer nach der Ernte <strong>und</strong><br />

auf alten Blättern auftreten.<br />

1) Blattflecken (Ascochyta rhei), Rostpilz (Puccinia phragmitis) <strong>und</strong> Falscher<br />

Mehltau (Peronospora jaapiana) etc.<br />

Die Krankheiten sind trotz häufigem Auftreten oft ohne grössere Bedeutung.<br />

Ascochyta rhei verursacht zu Beginn mosaikartige Blattveränderungen, später<br />

Flecken mit braunem Zentrum <strong>und</strong> darum herum einer roten <strong>und</strong> zu äusserst einer<br />

grauen Ringzone. Die Flecken können zusammenfliessen <strong>und</strong> der braune Mittelteil<br />

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herausfallen.<br />

Der Pilz Ramularia rhei verursacht braune, unregelmässig geformte Blattflecken.<br />

Der Rostpilz verursacht Anschwellungen auf der Blattunterseite <strong>und</strong> leuchtend rote<br />

Flecken. Er kommt auch auf Schilf vor, <strong>Rhabarber</strong>kulturen in Schilfnähe sind deshalb<br />

gefährdet.<br />

Falscher Mehltau wird durch kühles, feuchtes Wetter begünstigt, verursacht grössere,<br />

gelbe oder braune Blattflecken <strong>und</strong> bildet blattunterseits ein weissliches, leicht<br />

violettes Pilzgeflecht mit Sporen. Da die Flecken aufreissen <strong>und</strong> das Gewebe<br />

herausfallen kann, entstehen oft zerzauste Blätter. Der Pilz überwintert normalerweise<br />

in den Knospen, kann aber auch im Boden eine Zeit lang überdauern.<br />

2) Violetter Wurzeltöter (Rhizoctonia crocorum)<br />

Die Kultur wird nestartig befallen <strong>und</strong> stirbt ab. Die <strong>Rhabarber</strong>wurzeln sind mit einem<br />

feinen, rotvioletten Pilzgeflecht umsponnen, mit einzelnen, dickeren Strängen <strong>und</strong><br />

kleinen, violetten Warzen <strong>und</strong> faulen.<br />

Fruchtfolge beachten, Luzerne (Wirt) nicht als Vorkultur.<br />

3) Stengelgr<strong>und</strong>fäule (Phytophthora cactorum)<br />

Der Erreger der Kragenfäule bei den Obstbäumen <strong>und</strong> der Rhizom- <strong>und</strong> Lederfäule bei<br />

den Erdbeeren verursacht bei <strong>Rhabarber</strong> die Stengelgr<strong>und</strong>fäule.<br />

Insbesondere bei feuchter Witterung faulen Blätter <strong>und</strong> Wurzeln, was zum Absterben<br />

der ganzen Pflanze führen kann. Zu Beginn wir das Gewebe wässrig, dann bräunlich.<br />

<strong>Rhabarber</strong> sollte nicht unter Obstbäumen angebaut oder aus kranken Beständen<br />

vermehrt werden. Parzelle entwässern. Mit verschmutzten Bodenbearbeitungsgeräten<br />

kann der Pilz verschleppt werden.<br />

4) Viruskrankheiten<br />

Aufgr<strong>und</strong> seiner langen Kulturzeit <strong>und</strong> der vegetativen Vermehrung ist die Gefahr von<br />

Viruserkrankungen bei <strong>Rhabarber</strong> recht gross. Auch kommen oft mehrere Viren auf<br />

derselben Pflanze vor, was die sehr unterschiedlichen Krankheitsbilder erklärt.<br />

Am gefürchtetsten ist die <strong>Rhabarber</strong>mosaikkrankheit, welche durch mehrere Viren<br />

verursacht wird <strong>und</strong> unterschiedliche Schadbilder zeigt. Auf den jungen Blättern bildet<br />

sich im April bis Mai zunächst ein Hell-Dunkelgrün-Mosaik oder eine leichte Vergilbung<br />

entlang der Adern mit einzelnen, gelbverfärbten, leicht angewölbten Bezirken in den<br />

Interkostalfeldern. Sehr intensive hellbraune Flecken mit einer roten Randzone sind<br />

auch mögliche sowie r<strong>und</strong>liche, braune Nekrosen insbesondere nahe dem Blattrand.<br />

Die Viren werden bei <strong>Rhabarber</strong> durch infizierte Mutter- <strong>und</strong> Jungpflanzen in die<br />

Anlage eingeschleppt sowie durch Nematoden übertragen <strong>und</strong> können empfindliche<br />

Ertragseinbussen verursachen. Da die Viren nicht direkt zu bekämpfen sind, sollte<br />

unbedingt auf virusfreies Pflanzgut geachtet, befallene Bestände nicht zu lange stehen<br />

gelassen <strong>und</strong> dann Anbaupausen von mindestens 7 Jahren eingehalten werden.<br />

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5) Schnecken<br />

Schnecken können bei feuchtem Wetter <strong>und</strong> starkem Befall der Kultur manchmal einen<br />

recht grossen Schaden zufügen. Die Stangen zeigen längliche Frassspuren <strong>und</strong> die<br />

Blätter Löcher.<br />

Bekämpfung:<br />

Die Wirksamkeit aller Aktivsubstanzen ist vergleichbar, aber nie 100%ig. Metaldehyd<br />

Präparate wirken etwas langsamer, aber sie sind wenig bis nicht toxisch für die<br />

Bodenfauna (Laufkäfer, Regenwürmer).<br />

Schneckenkörner nicht auf Kulturen streuen<br />

6) Mäuse<br />

Mäuse können die Wurzeln beschädigen.<br />

7) Nematoden (Wurzelgallenälchen, Rübenzystenälchen, Stengelälchen)<br />

Problematisch können Flächen mit vorher langjährigem Rüben- oder Kartoffelanbau<br />

sein. Nötigenfalls sollte die Parzelle auf Nematodenbesatz untersucht werden.<br />

8) Unkraut<br />

Der <strong>Rhabarber</strong>bestand darf auf keinen Fall einer langandauernden, starken<br />

Verunkrautung ausgesetzt sein. Auch im Stockbereich muss das Unkraut entfernt<br />

werden, nötigenfalls von Hand.<br />

Hacken (allenfalls Fräsen) ist sehr zu empfehlen <strong>und</strong> der Kultur sehr förderlich, da<br />

gleichzeitig Luft in den Boden kommt (siehe Kulturpflege). Die Bodenbearbeitung kann<br />

auch mit einer Düngung kombiniert werden.<br />

Achtung: Aktuell zugelassene Pflanzenschutzmassnahmen sind auf der Seite<br />

Dataphyto abrufbar: http://dataphyto.acw-online.ch<br />

Kosten <strong>und</strong> Arbeitsaufwand<br />

Da die Voraussetzungen <strong>und</strong> Produktionsmethoden (z.B. mit oder ohne Verfrühung)<br />

von Betrieb zu Betrieb sehr variabel sind, soll hier nur ein grober Eindruck der<br />

Aufwandseite der <strong>Rhabarber</strong>produktion gegeben werden. Die Zahlen basieren auf den<br />

standardisierten Produktionskosten-Berechnungen des VSGP.<br />

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Literaturnachweis<br />

Crüger, Gerd (1983): "Pflanzenschutz im Gemüsebau", Verlag Eugen Ulmer,<br />

Stuttgart, S. 306-309.<br />

Dieffenbach, Rudolf (2001): "Preisliste <strong>und</strong> Kulturanleitung für Feldrhabarbern",<br />

Handblatt von: R. Dieffenbach, Beerenkulturen, 4414 Füllinsdorf.<br />

Fasnacht, Roland (2000): "Der <strong>Rhabarber</strong>", <strong>Kulturblatt</strong> anlässlich eines Bio-<br />

Gemüseproduzenten-Erfahrungsaustauschtages vom 16. Februar 2000 in Weinfelden.<br />

Fasnacht, Roland (2001): " <strong>Rhabarber</strong>, eine Alternative für mittlere <strong>und</strong> grössere <strong>und</strong><br />

Gemüsebauunternehmungen", Skript für einen Artikel in: Bioland.<br />

Fritz, Dietrich <strong>und</strong> Stolz, Werner (1989): "Gemüsebau", Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart,<br />

S. 301-304.<br />

Handbuch Gemüse 2008, VSGP, Bern.<br />

Krug, Helmut (1991): "Gemüseproduktion", Verlag Paul Parey, Berlin <strong>und</strong> Hamburg,<br />

S. 294-301.<br />

Konrad, Peter <strong>und</strong> Wüst, Paul (1994): "<strong>Kulturblatt</strong> <strong>Rhabarber</strong>", für den Schulunterricht<br />

<strong>und</strong> die Beratung erstelltes Merktblatt.<br />

Laun, N. (1999): "Unkrautbekämpfung in <strong>Rhabarber</strong>", in: Versuche im deutschen<br />

Gartenbau, Artikel Nr. 14, Rheinischer Landwirtschafts-Verlag GmbH, Bonn.<br />

Lüthi, Jürg; Büchin, S. <strong>und</strong> Jäggi, S. (2001): "SZG Jahresbericht 2000", Schweiz.<br />

Zentralstelle für Gemüsebau, Oeschberg, CH-3425 Koppigen.<br />

VSGP (2004): "Schweizerische Qualitätsbestimmungen für Gemüse<br />

Vogel, Georg (1996): "Handbuch des speziellen Gemüsebaues", Verlag Eugen Ulmer,<br />

Stuttgart, S. 841-851.<br />

Swisscofel <strong>und</strong> VSGP (2004): "Produktionskosten Gemüse", zu beziehen bei:<br />

Schweizerische Zentralstelle für Gemüsebau (SZG), 3425 Koppigen.<br />

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