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Treffpunkt Außengelände<br />

Aeronauticum Nordholz:<br />

Jacob Burtschi gewährt<br />

Einblicke in die derzeitige<br />

Situation der Eisbären<br />

Bremerhaven.<br />

#21: KÄMPFER, LEADER, KAPITÄN<br />

JACOB<br />

BURTSCHI<br />

GIBT NIEMALS AUF<br />

VON<br />

LINA FRIEDRICH<br />

(TEXT)<br />

UND<br />

AXEL KÖRNER<br />

(FOTOS)<br />

Er steigt aus seinem Auto, nimmt die urtypische<br />

US-Flieger-Sonnenbrille mit den großen Gläsern<br />

von der Nase und staunt. 17 Flugzeuge, Hubschrauber<br />

und Raketen stehen völlig vereist im Museumsgarten<br />

des Aeronauticums in Nordholz und erinnern die<br />

Nummer 21 der Eisbären an einen ganz anderen<br />

Lebensabschnitt: Jacob Burtschi diente sieben Jahre<br />

in der US Air Force, zwei davon sogar als Leutnant.<br />

„Ich war Leiter eines Raketenabwehrgeschwaders<br />

auf der Basis in Colorado Springs. Unsere Aufgabe war<br />

es, Militär-Truppen, die im Einsatz waren, zu beschützen“,<br />

sagt der ehemalige US-Soldat. „Jake“, wie er von<br />

den Teamkollegen gerufen wird, begann seine<br />

Profikarriere als Basketballer spät. Vor drei Jahren, mit<br />

25 Jahren, hat er seinen ersten Profivertrag bei den<br />

Phoenix Hagen unterzeichnet. Nach nur einer Saison<br />

zog es den 2,01 Meter großen US-Amerikaner in die<br />

stärkste Liga Europas, die spanische ACB. Dort lief es<br />

nicht nach Wunsch, im Dezember 2011 kehrte er in die<br />

Bundesliga zurück, heuerte bei den Skyliners Frankfurt<br />

an. Im Sommer wechselte der 28-Jährige aus<br />

Oklahoma zu den Eisbären nach Bremerhaven: „Sie<br />

haben mir das beste Paket geboten.“<br />

»Beim Militär<br />

haben wir alle<br />

für dasselbe<br />

Ziel gekämpft,<br />

das machen<br />

wir auch als<br />

Eisbären-<br />

Team.«<br />

JACOB BURTSCHI<br />

Der Ex-Offizier der Air Force streift<br />

durch die Flieger- und Raketenausstellung<br />

in Nordholz. Vor einem Tornado<br />

bleibt er stehen, wischt mit seiner Hand<br />

die Beschreibung der Maschine vom Eis<br />

frei. Trotz der bitteren Kälte macht der<br />

Eisbär keine Anstalten, sich ins Warme<br />

zu verabschieden. Die Maschinen<br />

beeindrucken ihn. „Dabei bin ich in<br />

meiner Zeit bei der Air Force gar nicht<br />

selbst geflogen. Meine Arbeit fand<br />

hauptsächlich am Computerbildschirm<br />

statt“, erzählt der dunkelblonde<br />

Basketballer. „Als ich zum ersten Mal mit 18 Jahren die<br />

Air Force Akademie in Colorado besucht habe, wusste<br />

ich sofort: Hier will ich hin. Nicht unbedingt, weil es<br />

mich so sehr reizte, Soldat zu werden, sondern weil mir<br />

die Kameradschaft unter den Kadetten so gut gefi el.“<br />

Eine Parallele, die er auch zu seinem jetzigen Beruf<br />

zieht. Das Arbeiten im Team macht ihm Spaß. Einfühlungsvermögen,<br />

faires Verhalten und Durchsetzungsvermögen<br />

in der Gruppe sind Charaktereigenschaften,<br />

die er während seiner Militärausbildung gelernt hat<br />

und jetzt als Kapitän einer Profi-Mannschaft gut<br />

anwenden kann. „Die Ausbildung zum Soldaten ist<br />

manchmal hart. Ich bin dadurch in einigen Dingen<br />

sehr schnell gereift. In meinem Herzen bin ich aber<br />

noch ein Kind. Doch das kann ich seit dem Militärdienst<br />

ganz gut verbergen“, sagt Burtschi und grinst<br />

etwas bubenhaft.Bei den Eisbären ist der 28-Jährige<br />

direkt zum Kapitän gewählt worden. Ob sein Leutnant-<br />

Status ihm da geholfen hat? „Nein, die Entscheidung<br />

fiel zwischen mir und Alex Harris. Ich hab den Jungs<br />

mehr Geld geboten, wenn sie für mich stimmen“,<br />

scherzt der US-Amerikaner.<br />

Es werden alle fair behandelt<br />

Seine Führungsqualitäten als Offizier bei der Air Force<br />

dürften aber doch etwas mit seiner Position bei den<br />

Eisbären zu tun haben – zumindest fallen Burtschi<br />

einige Parallelen ein. „Beim Militär haben wir alle für<br />

dasselbe Ziel gekämpft, das machen wir auch als Eisbären-Team.<br />

Als Gruppenleiter eines Raketenabwehrgeschwaders<br />

musste ich zu allen fair sein,<br />

alle gleich behandeln. Auch in meinem<br />

Basketballteam muss ich zu einem<br />

jungen, deutschen Spieler wie Tony Canty<br />

genauso fair sein wie zu dem viel<br />

erfahrenerem Scott Morrison aus Kanada.<br />

Ich habe in meiner Ausbildung gelernt,<br />

mit verschiedenen Persönlichkeiten<br />

umzugehen. Das kommt mir als Kapitän<br />

jetzt zugute.“ Manchmal nimmt die<br />

Nummer 21 sich einen Mitspieler zur Seite<br />

und redet ganz privat mit ihm. Allerdings<br />

gibt der Mannschaftsführer zu, seine<br />

Kollegen auf dem Feld auch schon einmal<br />

laut anzuschreien, bei der Air Force hätte er seine<br />

Stimme nicht ein einziges Mal laut erhoben. Im Basketball<br />

seien eben viel mehr Emotionen im Spiel, erklärt<br />

Burtschi. Außerdem gibt es für den US-Amerikaner<br />

einen riesengroßen Unterschied zwischen seiner<br />

Führungsposition bei der Air Force und bei den<br />

Eisbären. „Beim Militär geht es um Leben und Tod. Bei<br />

8 alleyhoop!

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