01.11.2013 Aufrufe

Vom Wehrmacht- zum Moorsoldaten. Militärstrafgefangene in den ...

Vom Wehrmacht- zum Moorsoldaten. Militärstrafgefangene in den ...

Vom Wehrmacht- zum Moorsoldaten. Militärstrafgefangene in den ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

leben<strong>den</strong> Betroffenen hergestellt wer<strong>den</strong> konnten oder Er<strong>in</strong>nerungsberichte zusammengetragen<br />

wur<strong>den</strong>. Die im DIZ-Archiv gesammelten Schicksale s<strong>in</strong>d vielfältig, die Wege<br />

der verurteilten Soldaten durch die Militärhaftstätten im NS-Staat glichen oftmals e<strong>in</strong>er<br />

Odyssee und lassen e<strong>in</strong>e verwirrende Fülle von Vollzugse<strong>in</strong>richtungen der <strong>Wehrmacht</strong><br />

erkennen. <strong>Wehrmacht</strong>gefängnisse, <strong>Wehrmacht</strong>gefangenenabteilungen, Sonderabteilungen,<br />

Feldstraflager, Feldstrafgefangenenabteilungen und nicht zuletzt die <strong>Militärstrafgefangene</strong>nlager<br />

im Emsland bildeten dabei <strong>in</strong> ihrer Gesamtheit e<strong>in</strong>e Topographie des<br />

<strong>Wehrmacht</strong>-Strafgefangenenwesens, die nicht auf e<strong>in</strong>en abstrakt militärischen, von der<br />

politischen Entwicklung unabhängigen sozialen Raum ausgerichtet war, sondern als Subsystem<br />

im Gesamtzusammenhang der Verfolgungspraktiken im NS-Staat gesehen wer<strong>den</strong><br />

muß. Vier im Archiv des DIZ Emslandlager aufbewahrte Verfolgungsschicksale von<br />

<strong>Militärstrafgefangene</strong>n sollen nachfolgend skizziert wer<strong>den</strong>. Sie s<strong>in</strong>d exemplarisch,<br />

gleichzeitig e<strong>in</strong>zigartig und verweisen zudem auf die je besonderen Umstände, <strong>den</strong>en das<br />

Bekanntwer<strong>den</strong> der persönlichen Zeugnisse dieser vergessenen Soldaten des Zweiten<br />

Weltkrieges zu verdanken ist. Zurückkommen möchte ich zunächst auf <strong>den</strong> bereits<br />

erwähnten Hans Frese.<br />

2. Hans Frese hatte sich verweigert: Als NS- und <strong>Wehrmacht</strong>führung 1941 <strong>den</strong> Angriff<br />

auf die Sowjetunion vorbereiten, ignoriert er se<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>berufungsbefehl; durch e<strong>in</strong>e<br />

<strong>Wehrmacht</strong>streife wird er daraufh<strong>in</strong> »der Truppe zugeführt«, der er nach wenigen Diensttagen<br />

bereits wieder <strong>den</strong> Rücken kehrt. Der baldigen Verhaftung am 12. Juli 1941 folgt<br />

am 31. Juli 1941 die Verhandlung vor dem Militärgericht der Division NI. 153 <strong>in</strong> Potsdam.<br />

Wegen zweimaliger »unerlaubter Entfernung von der Truppe« wird Hans Frese zu e<strong>in</strong>er<br />

vierjährigen Gefängnisstrafe verurteilt und im August 1941 zwecks Strafvollstreckung<br />

dem <strong>Wehrmacht</strong>gefängnis »Fort Z<strong>in</strong>na« <strong>in</strong> Torgau an der EIbe »überwiesen«: »Die Festung<br />

liegt auf e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en Anhöhe und ist r<strong>in</strong>gs von e<strong>in</strong>em breiten, an manchen Stellen<br />

bis zu sieben Meter tiefen Graben umgeben.«5<br />

Als Hans Frese im zweiten Kriegsjahr im Militärgefängnis »Fort Z<strong>in</strong>na« e<strong>in</strong>trifft, ist es<br />

mit rund dreitausend wehrmachtgerichtlich verurteilten Häftl<strong>in</strong>gen bereits überbelegt:<br />

»Die meisten haben >unerlaubte< Entfernung von der Truppe als Strafgrund, andere wie-<br />

188

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!