eschäftigt: gefangene Russen, Franzosen, Belgier, Polen, Ukra<strong>in</strong>er, Tschechen, Strafgefangene der <strong>Wehrmacht</strong>, alles ist dort vertreten.« Die Arbeit von Hans Frese und se<strong>in</strong>en Mitgefangenen aus Torgau besteht vor allem dar<strong>in</strong>, aus Waggons der Reichsbahn Kies abzula<strong>den</strong>; das Essen ist noch knapper bemessen als <strong>in</strong> Torgau und wird immer wieder »strafweise verkürzt«, wenn während der Exerzierübungen am Sonntagvormittagjemand »unangenehm« auffällt. 9 Bereits wenige Tage nach se<strong>in</strong>er Verlegung von Torgau nach Brüx riskiert Hans Frese die Flucht. kann fünf Monate untertauchen, dann wird er <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> erneut verhaftet und zunächst nach Brüx zurückgebracht, wo er, auf e<strong>in</strong>em Hügel stehend und dem Gespött der Lagerleitung ausgesetzt, anderen <strong>Wehrmacht</strong>strafgefangenen als abschreckendes Beispiel präsentiert wird, um schließlich <strong>in</strong> <strong>den</strong> Arrest gesteckt zu wer<strong>den</strong>: »Gefesselt an Hän<strong>den</strong> und Füßen, liege ich neun Tage und Nächte auf e<strong>in</strong>er Pritsche, noch nicht e<strong>in</strong>mal beim Essen, welches morgens, mittags und abends aus etwas trockenem Brot besteht, wer<strong>den</strong> die Fesseln gelöst.«10 Am 20. August 1942 wird er vom Kriegsgericht der Division NI. 154 Dres<strong>den</strong> wegen Fahnenflucht, wozu auch das Entweichen aus e<strong>in</strong>em Militärgefängnis zählte, zu zwölf Jahren Zuchthaus verurteilt. In der Urteilsbegründung gegen ihn regiert an vielen Stellen die NS-Sprache der Aussonderung. Unter Berufung auf se<strong>in</strong>e »militärischen Beurteilungen«, die <strong>den</strong> Angeklagten als e<strong>in</strong>en »charakterlich verkommenen, nicht offenen, großspurigen, feigen Menschen« abstempeln, »der soldatisch wertlos und undeutsch <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em ganzen Wesen ist«, erblicken Richter und Anklagevertretung <strong>in</strong> Hans Frese e<strong>in</strong>en »gewandten, oberflächlichen Menschen«, »dem Begriffe wie Pflichtgefühl und Treue völlig fremd s<strong>in</strong>d. Nach dem ärztlichen Gutachten, dem sich das Gericht anschließt, handelt es sich um e<strong>in</strong>en entgleisten, haltlosen, anormal, egozentrisch veranlagten Psychopathen, der nur gem<strong>in</strong>dert zurechnungsfähig ist, weil se<strong>in</strong>e Fähigkeit, die nötigen Hemmungen aufzubr<strong>in</strong>gen, gem<strong>in</strong>dert ist.« Verbun<strong>den</strong> mit dem hohen Zuchthausurteil ist der Zusatz, daß »die <strong>in</strong> die Zeit des Kriegszustandes fallende Vollzugszeit [...] nicht auf die Strafzeit anzurechnen« sei.n Am 15. Oktober 1942 wird der <strong>Wehrmacht</strong>strafgefangene Hans Frese <strong>in</strong> das im Emsland gelegene Strafgefangenenlager III Brual-Rhede e<strong>in</strong>geliefert. Es folgen Verlegungen <strong>in</strong> die Lager I Börgermoor und VII Esterwegen, aus dem er im November 1943 <strong>in</strong> das Zuchthaus Bremen-Oslebshausen und von dort im Mai 1944 <strong>in</strong> das Zuchthaus Waldheim verlegt wird. 1948/49 brachte Hans Frese se<strong>in</strong>e Hafter<strong>in</strong>nerungen zu Papier: Doch weder <strong>in</strong> e<strong>in</strong>ern bundesrepublikanischen noch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em DDR-Verlag regte sich Interesse an e<strong>in</strong>er Veröffentlichung; so dauerte es bis 1989, daß e<strong>in</strong>e solche zustande kam. Bereits 1956 gelang es dagegen dem ehemaligen <strong>Militärstrafgefangene</strong>n Horst Schluckner, se<strong>in</strong>e Er<strong>in</strong>nerungen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en, von e<strong>in</strong>em Ost-Berl<strong>in</strong>er Verlag herausgegebenen Sammelband 12 zu publizieren: Als Achtzehnjähriger wird der gelernte Masch<strong>in</strong>enschlosser im Oktober 1940 zur Luftwaffe e<strong>in</strong>berufen und e<strong>in</strong>em Fliegerausbildungsregiment <strong>in</strong> Königsberg unterstellt. Ab März 1941 ist er nahe der ostpreußischen Ostseeküste auf dem Fliegerhorst Heiligenbeil stationiert, von wo er später desertiert. Über die Gründe dieser Fahnenflucht äußerte er sich im März 1989 <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Brief an das DIZ Emslandlager: 190 »Bei dem Absturz e<strong>in</strong>er unserer JU 88 auf unserem Flugplatz hatte ich mir [...] e<strong>in</strong>e Pistole 08 angeeignet und <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em privaten Besitz versteckt. Ich weiß heute noch nicht, welcher Teufel mich damals geritten hatte und was ich eigentlich damit wollte, vielleicht war me<strong>in</strong>e damalige Jugend daran schuld; <strong>zum</strong> anderen wurde ich von e<strong>in</strong>em Offizier erwischt, als ich e<strong>in</strong>em Gefangenen der Roten
Topographie der Emslan im Z i n Itkri 191