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Gebetslesung Dezember 2012 - Gemeinschaft der Siebenten Tags ...

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Sonntag, den 9. <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong><br />

Heilen für die Ewigkeit<br />

von Elias de Souza<br />

Fünfundzwanzig Jahre sind<br />

sehr schnell vergangen,<br />

aber dieses Ereignis hat<br />

sich in meine Erinnerung gebrannt,<br />

als ob es heute geschehen wäre: An<br />

jenem sonnigen Morgen ging ich<br />

wie<strong>der</strong> einmal zur Arbeit in unsere<br />

Klinik. Auf dem Tisch waren ungefähr<br />

zwanzig Patientenakten ausgebreitet,<br />

die wir am Anfang <strong>der</strong> Woche<br />

aufgenommen hatten.<br />

Ich bat um Gottes Segen für einen<br />

weiteren Tag in <strong>der</strong> Arbeit. Es schien<br />

ein gewöhnlicher Tag zu sein wie viele<br />

an<strong>der</strong>e. Ich sollte aber eine Erfahrung<br />

machen, die sich für immer auf mein<br />

Leben auswirken würde. Unter den<br />

Patienten, die an diesem Morgen in<br />

die Klinik gekommen waren, befand<br />

sich eine Patientin mit einer sehr außergewöhnlichen<br />

Lebensgeschichte.<br />

Sie war fast 35 Jahre alt, ledig und war<br />

von ihrer Mutter allein aufgezogen<br />

worden. Ihre Mutter war eine harte,<br />

kalte, dominante Frau, und sie hatte<br />

ihre Beziehung mit ihr wegen ständiger<br />

Streitigkeiten gebrochen. Sie<br />

arbeitete in einem städtischen Amt<br />

und hatte schon seit einiger Zeit unter<br />

Rückenschmerzen gelitten. Eine<br />

medizinische Untersuchung hatte zu<br />

einer Überweisung zum plastischen<br />

Chirurgen geführt, um ihre Brüste<br />

zu verkleinern. Nach <strong>der</strong> Operation<br />

sagte <strong>der</strong> Arzt, dass er im übrigen<br />

Teil ihrer linken Brust einen kleinen<br />

Knoten gefunden hatte. Er hatte<br />

einen Teil des Knotens für weitere<br />

Tests entnommen und ihr eine baldige<br />

Diagnose versprochen. Danach<br />

kamen viele unglückliche Umstände<br />

zusammen. Der Arzt war im Urlaub,<br />

als die Testresultate kamen, und als<br />

er einen Monat später zurückkehrte<br />

und die Resultate untersuchte, sah er,<br />

dass <strong>der</strong> Knoten eine sehr aggressive<br />

Krebsgeschwulst war.<br />

Nachdem er mehrere Male erfolglos<br />

versucht hatte, die Patientin<br />

zu erreichen, fand er heraus, dass sie<br />

inzwischen umgezogen war. Sie hatte<br />

niemandem ihre neue Adresse hinterlassen,<br />

und es war daher unmöglich,<br />

ihr den Ernst ihrer Krankheit zu erklären.<br />

Zwei Jahre später bemerkte sie,<br />

dass mit ihr etwas nicht stimmte. Da<br />

war es aber zu spät. Lunge und Leber<br />

waren schon von Krebsgeschwüren<br />

betroffen. Als ich ihrer Geschichte<br />

zuhörte, war ich überzeugt, dass die<br />

Person, die mir gegenübersaß – von<br />

Krankheit geschwächt, mit Tränen<br />

in den Augen und einem Ausdruck<br />

voller Trauer, Wut und Enttäuschung<br />

– und mich fragte: „Warum ich?“,<br />

mehr brauchte als nur körperliche<br />

Heilung. Sie brauchte ein Heilmittel<br />

für die Ewigkeit.<br />

Nach zwei Monaten <strong>der</strong> Arbeit<br />

und Hoffnung, diese geplagte Seele<br />

zu den Füßen Jesu zu bringen, begann<br />

ihr einst hartes Herz zu erweichen.<br />

Nach viel Wi<strong>der</strong>streben auf beiden<br />

Seiten, versöhnten sich Mutter und<br />

Tochter wie<strong>der</strong>. An einem Morgen<br />

kam ich für einen Besuch ins Zimmer<br />

<strong>der</strong> Patientin. Sie saß mit einem ruhigen<br />

Angesicht, das von ihrem Frieden<br />

zeugte, auf dem Bett. Sie schaute<br />

mich an und sagte: „Ich möchte<br />

getauft werden.“ Nachdem sie die<br />

„Die Verwandtschaft<br />

zwischen dem Gemüte und<br />

dem Leibe ist eine sehr enge.<br />

Sobald jenes leidet, empfindet<br />

dieser es auch.“<br />

Herold <strong>der</strong> Reformation, Son<strong>der</strong>ausgabe <strong>2012</strong> 29

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