01.11.2013 Aufrufe

Das Ding auf der Schwelle - HP Lovecraft

Das Ding auf der Schwelle - HP Lovecraft

Das Ding auf der Schwelle - HP Lovecraft

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

unter den wilden Studenten von ihren aktuellen Studien<br />

schockiert waren.<br />

Als sie drei Jahre verheiratet waren, gestand Edward mir gegenüber<br />

erstmals offen eine gewisse Furcht und Unzufriedenheit<br />

ein. Er ließ Bemerkungen fallen über <strong>Ding</strong>e, die »zu weit«<br />

gingen, und sprach in Andeutungen von <strong>der</strong> Notwendigkeit,<br />

seine »eigene Identität zu erlangen«. Zuerst ignorierte ich<br />

solche Aussagen, aber nach einiger Zeit, als ich mich daran<br />

erinnerte, was die Tochter meines Freundes über Asenaths hypnotischen<br />

Einfluss <strong>auf</strong> die an<strong>der</strong>en Schulmädchen gesagt hatte<br />

– dass sie geglaubt hatten, sich in Asenaths Körper zu befinden<br />

und sich selbst anzublicken –, stellte ich ihm doch einige<br />

behutsame Fragen. Diese Fragen schienen in ihm sowohl Angst<br />

als auch Dankbarkeit auszulösen, und einmal murmelte er<br />

etwas darüber, mit mir ernsthaft reden zu müssen.<br />

Zu dieser Zeit verstarb <strong>der</strong> alte Mr. Derby, wofür ich im Nachhinein<br />

sehr dankbar war. Edward war zwar tief bekümmert,<br />

aber gefasst. Seit <strong>der</strong> Vermählung hatte er seinen Vater erstaunlich<br />

selten gesehen, da Asenath seinen starken Familiensinn<br />

ganz vereinnahmt hatte. Manche fanden, er sei angesichts des<br />

Trauerfalles gefühllos – beson<strong>der</strong>s, da er immer öfter jene<br />

kühnen Spritztouren mit dem Automobil unternahm. Edward<br />

wollte nun in den alten Familiensitz übersiedeln, doch Asenath<br />

bestand dar<strong>auf</strong>, im Crowninshield-Haus zu bleiben, denn sie<br />

hatte sich dort gut eingelebt.<br />

Nicht lange hiernach hörte meine Frau von einer Freundin,<br />

die zu den wenigen zählte, die sich nicht von den Derbys abgewandt<br />

hatten, etwas Son<strong>der</strong>bares: Sie sei die High Street<br />

hinabgewan<strong>der</strong>t, um das Paar zu besuchen, und habe einen<br />

Wagen forsch aus <strong>der</strong> Einfahrt schießen sehen, mit Edwards<br />

selbstbewusstem und fast höhnischem Gesicht hinterm Steuer.<br />

Als sie an <strong>der</strong> Tür klingelte, erfuhr sie von dem missgestalteten<br />

Dienstmädchen, dass auch Asenath ausgegangen sei. Beim<br />

Fortgehen habe sie zufällig noch mal <strong>auf</strong>s Haus geblickt und<br />

ein sich rasch zurückziehendes Gesicht an einem <strong>der</strong> Fenster<br />

von Edwards Bibliothek erkannt – ein Gesicht, dessen Ausdruck

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!