Bewirkt schulpsychologische Beratung das, was sie zu ... - Nepes
Bewirkt schulpsychologische Beratung das, was sie zu ... - Nepes
Bewirkt schulpsychologische Beratung das, was sie zu ... - Nepes
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Lizentiatsarbeit der Philosophischen Fakultät der Universität Zürich<br />
<strong>Bewirkt</strong> <strong>schulpsychologische</strong> <strong>Beratung</strong> <strong>das</strong>, <strong>was</strong> <strong>sie</strong><br />
<strong>zu</strong> bewirken beabsichtigt?<br />
Elternbefragung am Schulpsychologischen Dienst Horgen<br />
Eingereicht bei Prof. Dr. Reinhard Fatke<br />
am Pädagogischen Institut der Universität Zürich<br />
Abteilung Sozialpädagogik<br />
Claudia Baltensperger<br />
Zürich, im Dezember 2003
Vorwort<br />
Die vorliegende Arbeit wäre ohne die Mithilfe einer ganzen Reihe von Menschen nicht<br />
<strong>zu</strong>stande gekommen; ihnen allen möchte ich an dieser Stelle von Herzen danken!<br />
Ein ganz spezieller Dank gebührt folgenden Personen:<br />
• Herrn Prof. Dr. Reinhard Fatke und Frau lic. phil. Barbara Fontanellaz für ihre<br />
kompetente fachliche Betreuung; bei Fragen konnte ich mich jederzeit an <strong>sie</strong> wenden<br />
und durch ihre wertvollen Hinweise ermöglichten <strong>sie</strong> mir immer wieder neue Zugänge<br />
<strong>zu</strong> meiner Arbeit;<br />
• Herrn lic. phil. Matthias Obrist und Frau lic. phil. Stefania Gubser vom<br />
Schulpsychologischen Dienst des Bezirkes Horgen; <strong>zu</strong>sammen mit dem gesamten<br />
Team des SPD Horgen standen <strong>sie</strong> mir mit ihrer Erfahrung und ihrem Wissen auf dem<br />
Gebiet der Schulpsychologie als <strong>zu</strong>verlässige Partner <strong>zu</strong>r Seite;<br />
• Herrn lic. phil. Roger Keller für seinen kompetenten Rat bei Fragen <strong>zu</strong>r<br />
Evaluationsforschung und Statistik;<br />
• allen Eltern, welche sich die Zeit genommen und die Mühe gemacht haben, an meiner<br />
Befragung teil<strong>zu</strong>nehmen;<br />
• meiner Familie und meinen Freunden – inklusive dem Team des SPD Pfäffikon – für<br />
ihr Interesse und ihre emotionale Unterstüt<strong>zu</strong>ng; <strong>sie</strong> haben es auf wunderbare Weise<br />
verstanden, mich immer wieder neu für meine Arbeit <strong>zu</strong> motivieren.<br />
2
Inhaltsverzeichnis<br />
1 Einleitung 6<br />
2 Problemrahmen und Begründung der Fragestellung 7<br />
2.1 Erwartungen und Wünsche an die <strong>Beratung</strong> 7<br />
2.2 Zufriedenheit mit der <strong>Beratung</strong> 8<br />
2.3 <strong>Beratung</strong>serfolg/<strong>Beratung</strong>swirksamkeit 10<br />
3 Theorie 12<br />
3.1 Aufgabenbereiche der Schulpsychologie 12<br />
3.2 Zum Begriff der Schulpsychologie 13<br />
3.3 Systemisches Arbeiten im Bereich der Schulpsychologie 16<br />
3.4 Zentrale Grundhaltungen der systemisch arbeitenden Schulpsychologin/des<br />
systemisch arbeitenden Schulpsychologen 17<br />
3.4.1 Ressourcenorientierung 17<br />
3.4.2 Allparteilichkeit (Empathie) 19<br />
3.4.3 Kontextberücksichtigung 20<br />
3.4.4 Stärkung der Eigenverantwortung 21<br />
3.4.5 Lösungsfokus<strong>sie</strong>rung 22<br />
3.5 Grenzen der systemischen Schulpsychologie 24<br />
3.6 Vorläufige Bilanz des systemischen <strong>Beratung</strong>sansatzes in der Schulpsychologie 26<br />
4 Fragestellung 29<br />
4.1 Globale Fragestellung 29<br />
4.2 Spezifische Fragen 29<br />
5 Methodik 30<br />
5.1 Stichprobe 30<br />
5.2 Rücklauf 30<br />
5.3 Erhebungsinstrument 31<br />
5.4 Durchführung 32<br />
5.4.1 Pretest 32<br />
5.4.2 Untersuchung 32<br />
5.5 Auswertung der Daten 33<br />
6 Ergebnisse 34<br />
6.1 Repräsentativität der Stichprobe 34<br />
3
6.2 Überprüfung des Leitbildes / Beantwortung der Fragen 35<br />
6.2.1 Themenkreis „Psychosoziale Gesundheit des Kindes“ 35<br />
6.2.2 Themenkreis „Ganzheitliche Betrachtungsweise der Situation“ 37<br />
6.2.3 Themenkreis „Hilfe <strong>zu</strong>r Selbsthilfe“ und Beantwortung der Fragen 1 und 2 39<br />
6.2.4 Themenkreis „Achtung und Wertschät<strong>zu</strong>ng der Ratsuchenden durch die<br />
<strong>Beratung</strong>sperson“ 45<br />
6.2.5 Themenkreis „Präventive und gesundheitsfördernde Ausrichtung der<br />
<strong>Beratung</strong>“ 48<br />
6.2.6 Antwort auf Frage 3: Hat <strong>das</strong> Geschlecht des Kindes einen Einfluss auf die<br />
Bewertung der Eltern? 50<br />
6.2.7 Antwort auf Frage 4: Hat die Nationalität einen Einfluss auf <strong>das</strong><br />
Bewertungsverhalten der Eltern? 53<br />
6.2.8 Antwort auf Frage 5: Beeinflusst die Schulstufe des Kindes die elterliche<br />
Bewertung der <strong>Beratung</strong>? 58<br />
6.2.9 Antwort auf Frage 6: Beeinflusst die Anzahl <strong>Beratung</strong>stermine die elterliche<br />
Bewertung der <strong>Beratung</strong>? 61<br />
6.2.10 Antwort auf Frage 7: Unterscheiden sich Eltern von Kindern, für welche<br />
eine Massnahme getroffen wurde, in ihrer Bewertung von jenen, für deren<br />
Kinder keine solche beschlossen wurde? 65<br />
6.2.11 Unterscheiden sich diejenigen Eltern, welche weitere <strong>Beratung</strong> gewünscht<br />
hätten, hinsichtlich ihrer Bewertung der <strong>Beratung</strong> von denjenigen Eltern,<br />
welche diesen Wunsch nicht geäussert haben? 67<br />
6.3 Kommentare 74<br />
7 Diskussion 81<br />
7.1 Diskussion der Ergebnisse aus der Überprüfung des Leitbildes / der<br />
Beantwortung der Fragen 81<br />
7.1.1 Themenkreis „Psychosoziale Gesundheit des Kindes“ 81<br />
7.1.2 Themenkreis „Ganzheitliche Betrachtungsweise der Situation“ 82<br />
7.1.3 Themenkreis „Hilfe <strong>zu</strong>r Selbsthilfe“ und Beantwortung der Fragen 1 und 2<br />
(Haben die Eltern durch die <strong>Beratung</strong> gelernt, die Schwierigkeiten ihres<br />
Kindes besser <strong>zu</strong> verstehen?; Erhielten die Eltern durch die <strong>Beratung</strong> Hilfe<br />
<strong>zu</strong>r Selbsthilfe?) 82<br />
7.1.4 Themenkreis „Achtung und Wertschät<strong>zu</strong>ng der Ratsuchenden durch die<br />
<strong>Beratung</strong>sperson“ 83<br />
7.1.5 Themenkreis „Präventive und gesundheitsfördernde Ausrichtung der<br />
<strong>Beratung</strong>“ 84<br />
7.1.6 Antwort auf Frage 3: Hat <strong>das</strong> Geschlecht des Kindes einen Einfluss auf die<br />
Bewertung der Eltern? 86<br />
7.1.7 Antwort auf Frage 4: Hat die Nationalität einen Einfluss auf <strong>das</strong><br />
Bewertungsverhalten der Eltern? 87<br />
7.1.8 Antwort auf Frage 5: Beeinflusst die Schulstufe des Kindes die elterliche<br />
Bewertung der <strong>Beratung</strong>? 89<br />
7.1.9 Antwort auf Frage 6: Beeinflusst die Anzahl <strong>Beratung</strong>stermine die elterliche<br />
Bewertung der <strong>Beratung</strong>? 90<br />
4
7.1.10 Antwort auf Frage 7: Unterscheiden sich Eltern von Kindern, für welche<br />
eine Massnahme getroffen wurde, in ihrer Bewertung von jenen, für deren<br />
Kinder keine solche beschlossen wurde? 90<br />
7.1.11 Antwort auf die Frage: Unterscheiden sich diejenigen Eltern, welche weitere<br />
<strong>Beratung</strong> gewünscht hätten, hinsichtlich ihrer Bewertung der <strong>Beratung</strong> von<br />
denjenigen Eltern, welche diesen Wunsch nicht geäussert haben? 91<br />
7.2 Schlussdiskussion 93<br />
7.2.1 Ziele und Haltungen, welche erfolgreich umgesetzt werden konnten 93<br />
7.2.2 Ziele und Haltungen, welche weniger deutlich umgesetzt werden konnten /<br />
Verbesserungsbedarf 95<br />
7.2.3 Fazit 98<br />
8 Einschränkungen bezüglich der vorliegenden Arbeit 99<br />
9 Literatur 100<br />
10 Abbildungsverzeichnis 105<br />
11 Anhang 107<br />
5
1 Einleitung<br />
Die Anregung <strong>zu</strong>r Verfassung der vorliegenden Arbeit stammt vom Schulpsychologischen<br />
Dienst des Bezirkes Horgen (im Folgenden abgekürzt durch SPD Horgen), welcher sich an<br />
<strong>das</strong> Pädagogische Institut der Universität Zürich – und in diesem Rahmen an die Autorin der<br />
vorliegenden Arbeit – gewandt hatte.<br />
Die Frage, welche <strong>das</strong> Team des SPD Horgen interes<strong>sie</strong>rte, betrifft die Wirksamkeit<br />
<strong>schulpsychologische</strong>r Arbeit: Wie wirksam ist die <strong>Beratung</strong> in den Augen der Eltern, welche<br />
die Dienste des SPD in Form einer <strong>Beratung</strong> in Anspruch genommen haben?<br />
Um den Begriff der <strong>Beratung</strong>swirksamkeit <strong>zu</strong> operationali<strong>sie</strong>ren, wurden die im Leitbild des<br />
SPD Horgen festgehaltenen Ziele und Haltungen, welche der <strong>schulpsychologische</strong>n Arbeit <strong>zu</strong><br />
Grunde gelegt werden, <strong>zu</strong>r Konstruktion eines Fragebogens für die Eltern genutzt.<br />
Dabei kam der Auseinanderset<strong>zu</strong>ng mit dem theoretischen Hintergrund des systemischen<br />
<strong>Beratung</strong>sansatzes, auf welchen <strong>das</strong> Leitbild des SPD Horgen Be<strong>zu</strong>g nimmt, eine zentrale<br />
Rolle <strong>zu</strong>.<br />
In der vorliegenden Arbeit wird nun, anhand einer schriftlichen Befragung und unter<br />
Berücksichtigung von Literatur <strong>zu</strong>m Thema, folgender Frage nachgegangen:<br />
• Werden die im Leitbild des SPD Horgen festgehaltenen Ziele und Haltungen in<br />
den Augen der Eltern, welche den SPD für eine <strong>Beratung</strong> in Anspruch<br />
genommen haben, erreicht?<br />
Mit anderen Worten:<br />
• <strong>Bewirkt</strong> <strong>schulpsychologische</strong> <strong>Beratung</strong> <strong>das</strong>, <strong>was</strong> <strong>sie</strong> <strong>zu</strong> bewirken beabsichtigt?<br />
6
2 Problemrahmen und Begründung der Fragestellung<br />
Im Folgenden wird ein Überblick über den Stand der Evaluationsforschung an<br />
Schulpsychologischen Diensten, Erziehungsberatungsstellen und Kinder- und<br />
Jugendpsychiatrischen Diensten und Einrichtungen gegeben.<br />
Bei der Auswahl der Forschungsliteratur wurden Studien aus dem deutschsprachigen Raum<br />
berücksichtigt, welche die elterlichen Erwartungen und Wünsche an die <strong>Beratung</strong>, die<br />
elterliche Zufriedenheit mit der <strong>Beratung</strong> und den <strong>Beratung</strong>serfolg/die <strong>Beratung</strong>swirksamkeit<br />
themati<strong>sie</strong>ren.<br />
Die Fragestellung der vorliegenden Arbeit wird – thematisch passend – im Rahmen der<br />
Erläuterungen <strong>zu</strong>m <strong>Beratung</strong>serfolg/<strong>zu</strong>r <strong>Beratung</strong>swirksamkeit begründet.<br />
2.1 Erwartungen und Wünsche an die <strong>Beratung</strong><br />
Bezüglich Erwartungen und Wünschen der Eltern an die <strong>Beratung</strong> sind es vor allem zwei<br />
Aspekte, welche hervorstechen:<br />
Zum einen wünschen sich die Eltern konkrete Erziehungshinweise und Tipps, also Hilfe <strong>zu</strong>r<br />
Selbsthilfe, <strong>zu</strong>m anderen möchten <strong>sie</strong> lernen, ihr Kind und die Ursachen seiner<br />
Schwierigkeiten besser <strong>zu</strong> verstehen (Abgottspon, 1994; Häring & Gölitz, 1993;<br />
Schmidtchen, Bohnhoff, Fischer & Lilienthal, 1983).<br />
Aus diesen beiden Wünschen geht deutlich hervor, <strong>das</strong>s die Eltern die <strong>Beratung</strong> keinesfalls<br />
passiv über sich ergehen lassen wollen, sondern selber aktiv <strong>zu</strong>r Lösung der Probleme<br />
beitragen möchten. Wie Schmidtchen et al. (1983) schrieb, möchten die Eltern ihre<br />
Erziehungsaufgabe nicht delegieren und mit Ratschlägen, welche <strong>sie</strong> in der <strong>Beratung</strong> erhalten,<br />
gehen die Eltern selbstverantwortlich und reflektiert um (Kaisen, 1992).<br />
Interessant hier<strong>zu</strong> ist der Befund von Schmidtchen et al. (1983), welcher zeigte, <strong>das</strong>s<br />
Beraterinnen und Berater die elterlichen Erwartungen bezüglich Hilfe <strong>zu</strong>r Selbsthilfe und<br />
Wunsch nach Verständnis für <strong>das</strong> Kind deutlich unterschätzen. Während die Eltern angeben,<br />
„sehr stark“ Hilfe <strong>zu</strong>r Selbsthilfe erhalten <strong>zu</strong> wollen, und „sehr stark“ lernen möchten, ihr<br />
7
Kind <strong>zu</strong> verstehen, nehmen die Beraterinnen und Berater an, <strong>das</strong>s dies „nur et<strong>was</strong>“ der Fall<br />
sei.<br />
Der Befund von Garau (2000), welcher besagt, <strong>das</strong>s nach der <strong>Beratung</strong> nur gerade 45% der<br />
Eltern die Ursache der Schwierigkeiten <strong>zu</strong> kennen angeben, kann vielleicht mit dieser<br />
Einschät<strong>zu</strong>ngsdiskrepanz erklärt werden.<br />
Bezüglich Erfolgserwartungen stellte Kaisen (1992) fest, <strong>das</strong>s die Erwartungen der Eltern<br />
nicht überzogen sind; <strong>sie</strong> glauben nicht, <strong>das</strong>s die <strong>Beratung</strong> all ihre Probleme löst, sondern<br />
denken, <strong>das</strong>s die <strong>Beratung</strong> ein Schritt in die gewünschte Richtung darstellt.<br />
Von der Beraterin/dem Berater wünschen sich die Eltern, <strong>das</strong>s <strong>sie</strong>/er ruhig, sachlich,<br />
kompetent und tolerant ist und damit die Randbedingungen für eine positive Veränderung<br />
schafft (Kaisen, 1992). Die Eltern erwarten weniger eine helfende und warme Atmosphäre,<br />
sondern einen ruhigen Fachmann, der ihnen freundlich, aber nicht unbedingt als Freund,<br />
gegenübertritt.<br />
Ganz allgemein zog Kaisen (1992) aus seinen sehr detaillierten Betrachtungen <strong>zu</strong>m Thema<br />
Erwartungen an die Erziehungsberatung den Schluss, <strong>das</strong>s die „typischen“ Klienten- bzw.<br />
Elternerwartungen nicht existieren, sondern <strong>das</strong>s es sich dabei um ein sehr komplexes<br />
Konstrukt handelt.<br />
Es ist also in jedem Fall lohnend, <strong>zu</strong> Beginn der <strong>Beratung</strong> über die Erwartungen und Wünsche<br />
der Eltern <strong>zu</strong> sprechen und diese <strong>zu</strong> klären.<br />
2.2 Zufriedenheit mit der <strong>Beratung</strong><br />
In sämtlichen Studien, welche sich mit der elterlichen Zufriedenheit mit der <strong>Beratung</strong><br />
beschäftigen (Abgottspon, 1994; Garau, 2000; Kaisen, 1992; Landolt & Zwimpfer, 1993;<br />
Rusterholz & Schenker, 1997; Wille & Loser-Kalbermatten, 1988), zeigte sich deutlich:<br />
Die Eltern sind mit der <strong>Beratung</strong> ausgesprochen <strong>zu</strong>frieden.<br />
8
In den Studien von Landolt und Zwimpfer (1993), Rusterholz und Schenker (1997) und Garau<br />
(2000) äusserten sich die Eltern <strong>zu</strong>dem positiv über die <strong>Beratung</strong>sperson und geben an, <strong>das</strong>s<br />
sowohl <strong>sie</strong> als auch ihr Kind eine positive Beziehung <strong>zu</strong> dieser herstellen konnten.<br />
Relevante Faktoren, welche mit hoher Zufriedenheit einhergehen, konnten in verschiedenen<br />
Studien ausgemacht werden.<br />
Landolt und Zwimpfer (1993) fanden positivere Bewertungen der <strong>Beratung</strong> bei<br />
unvollständigen Familien, Eltern jüngerer Kinder, bei Stellung einer Diagnose und bei<br />
Durchführung einer Massnahme.<br />
Für die höhere Zufriedenheit bei unvollständigen Familien und Eltern jüngerer Kinder fanden<br />
die Autoren keine eindeutigen Erklärungen, da diese Aspekte in der Forschung bisher wenig<br />
berücksichtigt wurden.<br />
Dass die Stellung einer psychiatrischen Diagnose die elterliche Zufriedenheit erhöht – <strong>was</strong> auf<br />
den ersten Blick erstauen mag –, führen Landolt und Zwimpfer (1993) darauf <strong>zu</strong>rück, <strong>das</strong>s<br />
Kinder, welche nicht an einer psychiatrischen Störung leiden, beim Kinder- und<br />
Jugendpsychiatrischen Dienst, an welchem die Studie durchgeführt wurde, möglicherweise<br />
nicht am richtigen Ort seien. Zudem könne es für die Eltern eine Entlastung sein, eine<br />
konkrete Diagnose für die Schwierigkeiten ihres Kindes <strong>zu</strong> bekommen, so<strong>zu</strong>sagen eine<br />
„Erklärung“ für dessen Probleme.<br />
Die erhöhte Zufriedenheit bei Durchführung einer Massnahme, welche neben Landolt und<br />
Zwimpfer (1993) auch Rusterholz und Schenker (1997) feststellen konnten, wird damit<br />
erklärt, <strong>das</strong>s dadurch der Eindruck, es werde aktiv et<strong>was</strong> gegen die Schwierigkeiten des<br />
Kindes getan, bei den Eltern verstärkt wird.<br />
Interessanterweise scheint die <strong>Beratung</strong>sdauer bzw. die Anzahl <strong>Beratung</strong>stermine keinen<br />
Einfluss auf die Zufriedenheit mit der <strong>Beratung</strong> <strong>zu</strong> haben, wie Rusterholz und Schenker<br />
(1997) und Garau (2000) in ihren Studien fanden. Rusterholz und Schenker (1997) führen<br />
diesen Befund darauf <strong>zu</strong>rück, <strong>das</strong>s Eltern „Taten statt Worte“ wünschen, also konkrete<br />
Erziehungshinweise und Massnahmen statt zahlreicher <strong>Beratung</strong>stermine.<br />
Garau (2000) schliesslich stellte fest, <strong>das</strong>s Eltern, welche ihr Kind selber beim<br />
Schulpsychologischen Dienst angemeldet hatten, <strong>zu</strong>friedener mit der <strong>Beratung</strong> sind als solche,<br />
welche <strong>zu</strong>m Beispiel durch die Lehrperson bzw. die Schule angemeldet worden waren.<br />
9
2.3 <strong>Beratung</strong>serfolg/<strong>Beratung</strong>swirksamkeit<br />
Zahlreiche Studien beschäftigen sich damit, Hinweise auf den <strong>Beratung</strong>serfolg/die<br />
<strong>Beratung</strong>swirksamkeit <strong>zu</strong> erlangen (Abgottspon, 1994; Aumiller, Kramer, Leidinger &<br />
Lempp, 1981; Garau, 2000; Jungmann, 1984; Kaisen, 1992; Landolt & Zwimpfer, 1993;<br />
Rusterholz & Schenker 1997; Schüring-Grauert & Basler 1975; Steinhausen, 1983; Wille &<br />
Loser-Kalbermatten, 1988; Zürn, Bosselmann, Arendt & Liebl-Wachsmuth, 1990).<br />
Da<strong>zu</strong> werden die Eltern danach gefragt, ob sich die Symptome bzw. die Schwierigkeiten des<br />
Kindes durch die <strong>Beratung</strong> gebessert haben und/oder wie <strong>sie</strong> die Gesamtentwicklung des<br />
Kindes seit der <strong>Beratung</strong> einschätzen.<br />
Die Zahlen <strong>zu</strong>m Rückgang der Symptomatik fallen je nach Studie sehr verschieden aus und<br />
schwanken im <strong>schulpsychologische</strong>n Kontext zwischen 45% (Schüring-Grauert & Basler,<br />
1975) und 80%-90% (Abgottspon, 1994).<br />
Dass der <strong>Beratung</strong>serfolg nicht gleich<strong>zu</strong>setzen ist mit der <strong>Beratung</strong>s<strong>zu</strong>friedenheit, wurde in<br />
den Studien von Kaisen (1992), Landolt und Zwimpfer (1993), Rusterholz und Schenker<br />
(1997) sowie Garau (2000) nachgewiesen:<br />
Die Einschät<strong>zu</strong>ngen des <strong>Beratung</strong>serfolgs fallen zwar durchaus positiv aus, jedoch weit<br />
weniger deutlich als die Zufriedenheit.<br />
Daraus kann geschlossen werden, <strong>das</strong>s die Eltern sich auch dann sehr <strong>zu</strong>frieden <strong>zu</strong> der<br />
<strong>Beratung</strong> äussern, wenn sich an den Schwierigkeiten des Kindes nicht viel geändert hat.<br />
Diesen Befund könnte man auf die Erkenntnisse <strong>zu</strong> den Erwartungen an die <strong>Beratung</strong> von<br />
Kaisen (1992) <strong>zu</strong>rückführen, wonach die Eltern vor der <strong>Beratung</strong> nicht erwarten, <strong>das</strong>s all ihre<br />
Probleme gelöst werden, sondern lediglich möchten, <strong>das</strong>s ein Schritt in die gewünschte<br />
Richtung unternommen wird.<br />
Ein verändertes Familienleben als Folge der <strong>Beratung</strong> stellten in den Studien von Landolt und<br />
Zwimpfer (1993), Rusterholz und Schenker(1997) sowie Garau (2000) nur wenige Eltern fest.<br />
Dieser Befund ist insofern erstaunlich, als <strong>das</strong>s in den von den Autoren untersuchten<br />
Einrichtungen der systemische <strong>Beratung</strong>sansatz vorherrscht, wonach nicht nur <strong>das</strong> Kind,<br />
sondern auch sein Umfeld, besonders seine Familie, in die Betrachtungen miteinbezogen<br />
wird.<br />
10
Eine wichtige Bemerkung <strong>zu</strong>m methodischen Vorgehen bezüglich <strong>Beratung</strong>serfolg machten<br />
Zürn et al. (1990), indem <strong>sie</strong> festhalten, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> heutige Befinden des Kindes nicht als direkte<br />
Folge der <strong>Beratung</strong> angesehen werden darf bzw. <strong>das</strong>s zwischen der <strong>Beratung</strong> und dem<br />
aktuellen Befinden kein kausaler Zusammenhang besteht. Es gibt zahlreiche Faktoren, welche<br />
<strong>das</strong> Befinden und die Entwicklung eines Kindes beeinflussen – <strong>zu</strong>m Beispiel ein Um<strong>zu</strong>g, die<br />
Geburt eines Geschwisters, die Trennung der Eltern, ein Todesfall in der Familie –, und es<br />
dürfte sehr schwierig sein, in einer Studie all diese Faktoren <strong>zu</strong> kontrollieren und deren<br />
Einfluss auf <strong>das</strong> Kind <strong>zu</strong> „messen“.<br />
Um dieses methodische Problem an<strong>zu</strong>gehen, wird in der vorliegenden Arbeit versucht, den<br />
Begriff der Wirksamkeit der <strong>Beratung</strong> enger <strong>zu</strong> fassen.<br />
Als Ausgangslage da<strong>zu</strong> dient <strong>das</strong> Leitbild des Schulpsychologische Dienstes des Bezirkes<br />
Horgen (<strong>sie</strong>he Anhang), in welchem die Ziele und Haltungen, welche die<br />
Schulpsychologinnen und Schulpsychologen mit ihrer Arbeit verfolgen bzw. ihrer Arbeit <strong>zu</strong><br />
Grunde legen, festgehalten sind.<br />
Ziel der Untersuchung ist es heraus<strong>zu</strong>finden, inwiefern die Eltern, welche die Dienste des<br />
Schulpsychologischen Dienstes in Anspruch genommen haben, die Ziele und Haltungen des<br />
SPD Horgen als erreicht betrachten.<br />
11
3 Theorie<br />
3.1 Aufgabenbereiche der Schulpsychologie<br />
Bevor näher auf den Begriff der Schulpsychologie eingegangen wird – <strong>was</strong>, wie <strong>das</strong> nächste<br />
Kapitel zeigen wird, nicht ganz einfach ist –, wird ein Überblick über die Aufgabenbereiche<br />
der <strong>schulpsychologische</strong>n Interventionen gegeben.<br />
Bei Käser (1993) findet sich eine Aufstellung der Aufgabenbereiche der Schulpsychologie<br />
von Berufsverbänden in den USA, in Deutschland und in der Schweiz (Vereinigung<br />
Schweizer Kinder- und Jugendpsychologen, SKJP), welche auf den ersten Blick<br />
unterschiedlich aussehen, am Ende jedoch ähnliche Aufgabengebiete abdecken.<br />
Auch bezogen auf die Schweiz kommt Gutzwiller (1998, S.31) <strong>zu</strong>m Schluss, <strong>das</strong>s die<br />
Schulpsychologischen Dienste zwar unterschiedlich organi<strong>sie</strong>rt und strukturiert sind, <strong>das</strong>s <strong>sie</strong><br />
aber ähnliche Aufgabenbereiche festlegen, welche er wie folgt <strong>zu</strong>sammenfasst:<br />
1. Intervention individueller und kollektiver Art (Schülerin)<br />
2. Intervention im Bereich der Schule (Lehrkraft)<br />
3. Intervention in Familien (Eltern)<br />
4. Intervention im Sinne von Präventivmassnahmen<br />
(Weiterbildung, Supervision, Intervision, Organisationsentwicklung,<br />
Öffentlichkeitsarbeit)<br />
In der Praxis steht die Einzelfallarbeit mit starkem Akzent bei der Selektionsfunktion im<br />
Vordergrund, also die Auseinanderset<strong>zu</strong>ng mit dem „intellektuell schwachen“ oder<br />
„verhaltensgestörten“ Kind (Salm, 1986). Durch Gespräche (mit dem Kind, den Eltern, der<br />
Lehrperson, mit Ärzten, Therapeuten, Behörden usw.) und durch den Einsatz von<br />
diagnostischen Instrumenten (Tests) soll Aufschluss darüber gegeben werden, welche<br />
(schulische) Lösung für ein Kind angebracht ist (z. B. ein vorzeitiger Schuleintritt, eine<br />
Rückstellung, ein Übertritt in eine Kleinklassse, eine Heim<strong>zu</strong>weisung o. ä.).<br />
12
3.2 Zum Begriff der Schulpsychologie<br />
Den Begriff der Schulpsychologie <strong>zu</strong> klären und eine Definition dafür <strong>zu</strong> finden ist kein<br />
einfaches Unterfangen, wie die detaillierten Ausführungen von Käser in seinem Buch „Neue<br />
Perspektiven in der Schulpsychologie – Handbuch der Schulpsychologie auf ökosystemischer<br />
Grundlage“ (1993) eindrücklich aufzeigen.<br />
Nach der Skizzierung der historischen Entwicklung der Schulpsychologie in der Schweiz hält<br />
Käser (1993) fest, <strong>das</strong>s die Schulpsychologie seit ihren Anfängen (Gründung der ersten<br />
Erziehungsberatungsstelle in der Schweiz: 1920 durch Hans Hegg in Bern [Hegg, 1977]) zwar<br />
eine pragmatische Ebene erreicht hat, welche fachlich qualifiziertes Arbeiten möglich macht<br />
(u. a. durch die Gründung von Berufsverbänden, den Ausbau sonderpädagogischer<br />
Einrichtungen und Therapieangeboten sowie durch personelle Erweiterungen der<br />
Schulpsychologischen Dienste), <strong>das</strong>s aber auch Folgendes <strong>zu</strong> bedenken ist:<br />
Dennoch bestehen Lücken und Un<strong>zu</strong>länglichkeiten in diesem Fachgebiet, namentlich<br />
auf der konzeptuellen und theoretischen Ebene. Man kann von einer eigentlichen Kluft<br />
zwischen der faktischen Praxisrelevanz und der wissenschaftlichen (und gesetzlichen)<br />
Verankerung dieser psychologischen Fachdisziplin sprechen. (S. 37)<br />
Die Gründe dafür liegen vor allem darin, <strong>das</strong>s die Schulpsychologie ihre Wurzeln in<br />
verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen hat.<br />
Guillemard (1978) <strong>sie</strong>ht diese in der Pädagogischen Psychologie, der Klinischen Psychologie<br />
und der Sozialpsychologie; Abramowitz (1981) <strong>sie</strong>ht <strong>sie</strong> in der theoretischen und<br />
Angewandten Psychologie sowie der Pädagogik und der Sonderpädagogik. Reynolds, Gutkin,<br />
Elliott und Witt (1984) schliesslich sehen die Hauptwurzeln bei „preventive and community<br />
mental health, special education, human development, and clinical psychology“ (zit. nach<br />
Käser, 1993, S. 42).<br />
Viele Autoren heben hervor, <strong>das</strong>s die Schulpsychologie grundsätzlich auf zwei Säulen ruht,<br />
auf der Pädagogik und auf der Psychologie.<br />
13
Diese „Doppelbürgschaft“ gibt vorwiegend in Europa – die USA haben bezüglich<br />
Konzeptuali<strong>sie</strong>rung einen deutlichen Vorsprung – noch immer Anlass <strong>zu</strong> kontroversen<br />
Diskussionen über die Ausrichtung der Schulpsychologie. Während für Hegg (1977) die<br />
Schulpsychologie „im Grunde nichts anderes als Erziehungsberatung im Bereich der Schule“<br />
ist (zit. nach Käser, 1993, S. 45) und Inversini (1982) die Meinung vertritt, „Erziehung ist <strong>das</strong><br />
Primäre; Therapie, Prävention u. a. m. sind ihr nachgeordnet“ (zit. nach Käser, 1993, S.45),<br />
betont die französisch sprechende Schulpsychologin Caglar (1983) mit der Bezeichnung<br />
„psychologie dans l’institution scolaire“ (Psychologie in der Schule) anstelle der Bezeichnung<br />
„psychologie scolaire“ (Schulpsychologie) ganz klar, <strong>das</strong>s <strong>sie</strong> die Schulpsychologie<br />
psychologisch und nicht pädagogisch ausgerichtet <strong>sie</strong>ht. Ihrer Meinung nach ist der<br />
Handlungs- und Interventionsspielraum einer Schulpsychologin/eines Schulpsychologen,<br />
die/der sich als Psychologin/Psychologe versteht und sich an psychologischen Modellen<br />
orientiert, grösser als bei jemandem, welcher der Pädagogik verpflichtet ist.<br />
Vom Verlauf (und Ausgang) dieser Debatte sind primär die Ausbildungs- und<br />
Zulassungsbestimmungen <strong>zu</strong>m Beruf der Schulpsychologin/des Schulpsychologen betroffen;<br />
momentan nehmen verschiedene psychologische Fachverbände und Berufsverbände nur<br />
Mitglieder auf, welche ein Psychologiestudium absolviert haben, während Absolventinnen<br />
und Absolventen eines Pädagogikstudiums ausgeschlossen werden.<br />
Die Formulierungsvorschläge für eine Definition der Schulpsychologie, welche nun folgen,<br />
wiederspiegeln in ihrer unterschiedlichen Akzentset<strong>zu</strong>ng die angesprochenen Uneinigkeiten<br />
und Lücken in Theorie und Konzeption der Schulpsychologie auf anschauliche Weise:<br />
Schulpsychologie wird ... aufgefasst als angewandte Kinder- und Jugendpsychologie<br />
im Bereich der Schule. (Ochsner, 1972, zit. nach Käser, 1993)<br />
Schulpsychologie ist angewandte Psychologie im pädagogischen Feld<br />
(Schulpsychologie ist angewandte Psychologie im Bereich der Schule).<br />
(zit. nach Käser, 1993, S. 51)<br />
14
Schulpsychologie ist eine praxisorientierte Wissenschaft, die sich der Methoden und<br />
Theorien der Psychologie und ihrer Nachbarwissenschaften (z. B. Pädagogik,<br />
Sonderpädagogik, Kinderpsychiatrie) bedient, um im Umfeld der Schule mit<strong>zu</strong>helfen,<br />
subjektiv wahrgenommene Probleme an<strong>zu</strong>gehen. (zit. nach Käser, S. 51)<br />
A school psychologist is a psychologist who has special knowledge and skills for<br />
addressing childrens’s cognitive, developmental, emotional, and social needs in school<br />
and educationally-related agencies. In collaboration with others, the school<br />
psychologist serves as a resource as well as an implementer of psychological<br />
principles in providing service at the individual, group, or system level to children,<br />
families, and school staff. Utilizing a scientist-practitioner orientation, he or she<br />
addresses the challenges of prevention and intervention through a problem-solving<br />
approach. (Pryzwansky, Brantley, Wasik, Schulte & Simeonsson, 1989, zit. nach<br />
Käser, 1993, S. 50)<br />
Während die Definition von Ochsner (1972) und die erst genannte von Käser (1993) vor<br />
allem die Verpflichtung der Schulpsychologie gegenüber der Angewandten Psychologie<br />
betonen, spannen die zweite Definition von Käser (1993) und insbesondere jene von<br />
Pryzwansky et al. (1989) mit ihrer breiteren Perspektive den Bogen <strong>zu</strong> einigen zentralen<br />
Elementen der Systemtheorie, welche in den 70-er Jahren Eingang in die Schulpsychologie<br />
gefunden hat.<br />
Im Folgenden wird nun genauer auf die systemische Schulpsychologie eingegangen; da sich<br />
<strong>das</strong> Leitbild des SPD Horgen, in welchem dessen Haltung und Ziele festgehalten sind, an der<br />
systemischen Schulpsychologie orientiert, kommt dieser Theorie in der vorliegenden Arbeit<br />
eine zentrale Rolle <strong>zu</strong>.<br />
15
3.3 Systemisches Arbeiten im Bereich der Schulpsychologie<br />
Der <strong>Beratung</strong>sansatz nach systemischen Leitgedanken geht auf die italienische<br />
Familientherapeutin Mara Selvini-Palazzoli <strong>zu</strong>rück, welche <strong>zu</strong>sammen mit ihrer<br />
Forschungsgruppe 1978 <strong>das</strong> Buch „Der entzauberte Magier“ herausgab und damit für lebhafte<br />
und kontroverse Diskussionen bei Schulpsychologinnen und Schulpsychologen sowie<br />
verwandten Berufsgruppen sorgte.<br />
Nach Ansicht von Selvini-Palazzoli et al. (1978) sollte bei <strong>schulpsychologische</strong>n<br />
Bemühungen nicht <strong>das</strong> Kind allein im Fokus der Aufmerksamkeit stehen, sondern es sollte in<br />
seinem familiären und schulischen Kontext betrachtet werden.<br />
Mit diesem Ansatz wird dem Umstand Rechung getragen, <strong>das</strong>s sich ein Kind in einem Umfeld<br />
von Menschen bewegt, welche sein Befinden und Verhalten beeinflussen und welche<br />
ihrerseits von ihm beeinflusst werden. Zusätzlich wird <strong>das</strong> Kind durch diese<br />
Herangehensweise entlastet; nicht es allein wird als „Problemkind“ untersucht und<br />
„durchleuchtet“, sondern seine Schwierigkeiten werden im Kontext seiner Familie und seines<br />
schulischen Umfeldes verstanden.<br />
Wie Knödler 1998 – gut zwanzig Jahre nach Selvini-Palazzoli et al. – schreibt, haben<br />
Symptome immer einen Sinn und deuten oft auf offene oder verdeckte Konflikte im System<br />
hin, in welchem sich <strong>das</strong> Kind befindet. Die Beseitigung des Symptoms ist aus diesem Grund<br />
denn auch nur dann nachhaltig möglich, wenn alle Systemkomponenten – alle<br />
Familienmitglieder und eventuell die Lehrperson – in die Betrachtungen miteinbezogen<br />
werden und sich an der Lösung der Schwierigkeiten beteiligen.<br />
Die <strong>Beratung</strong>sperson kann und soll bei diesem Prozess unterstützend und richtungsweisend<br />
wirken; die Veränderung und die aktive Arbeit daran liegt aber bei den Beteiligten.<br />
Um die Arbeitsweise systemisch arbeitender Schulpsychologinnen und Schulpsychologen<br />
theoriegeleitet <strong>zu</strong> illustrieren, werden im Folgenden – in Anlehnung an Knödler (1998) –<br />
zentrale Grundhaltungen diskutiert, welche der systemischen <strong>schulpsychologische</strong>n Tätigkeit<br />
<strong>zu</strong> Grunde liegen.<br />
Nachdem in einem nächsten Schritt die Grenzen der systemischen Schulpsychologie<br />
aufgezeigt worden sind, wird <strong>zu</strong>m Abschluss eine vorläufige Bilanz des systemischen<br />
<strong>Beratung</strong>sansatzes in der Schulpsychologie gezogen.<br />
16
3.4 Zentrale Grundhaltungen der systemisch arbeitenden<br />
Schulpsychologin/des systemisch arbeitenden Schulpsychologen<br />
Das Ziel, welches mit den Grundhaltungen Ressourcenorientierung, Allparteilichkeit<br />
(Empathie), Kontextberücksichtigung, Stärkung der Eigenverantwortung und<br />
Lösungsfokus<strong>sie</strong>rung angestrebt wird, liegt im Erreichen der Kooperationsbereitschaft<br />
(Knödler, 1998). Alle Beteiligten, also die Familie und die Lehrperson, sollen da<strong>zu</strong> ermuntert<br />
werden, mit vereinten Kräften an der Lösung der Schwierigkeiten <strong>zu</strong> arbeiten.<br />
3.4.1 Ressourcenorientierung<br />
Simon, Clement und Stierlin (1999) definieren den Begriff Ressource wie folgt:<br />
In der systemischen Therapie wird als Ressource jedes Potential verstanden, <strong>das</strong> die<br />
Verhaltensoptionen eines Systems erhöht und damit seine Lebens- und<br />
Problemlösefähigkeit verbessert. Eine Ressource kann materiell-wirtschaftlicher,<br />
sozialer, emotionaler oder intellektueller Natur sein. (S. 275)<br />
Käser (1993) betont, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> <strong>schulpsychologische</strong> Arbeitsfeld ausserordentlich reich an<br />
Ressourcen ist, wobei er diese in die drei Bereiche Menschen, Institutionen und Methoden<br />
einteilt.<br />
Menschen<br />
Die menschlichen Ressourcen im <strong>schulpsychologische</strong>n Interaktionsfeld sind zahlreich und<br />
bilden insgesamt ein beachtliches Potenzial.<br />
Der Ansatz, nicht auf die Defizite, sondern auf die Unterstüt<strong>zu</strong>ng vorhandener Stärken und<br />
auf den Aufbau bereits existierender Lebensbewältigungs- und Problemlösungsfähigkeiten <strong>zu</strong><br />
fokus<strong>sie</strong>ren, wird auch Empowerment genannt. Dabei werden die menschlichen Ressourcen<br />
im Problemlösungsprozess der herkömmlichen Einzelfallarbeit aktiviert oder aber im Sinne<br />
der Prophylaxe systematisch aufgebaut und gefördert.<br />
17
Durch die erfolgreiche Bewältigung einer aktuellen Schwierigkeit findet ein Lernprozess statt,<br />
welcher <strong>zu</strong> einer Vermehrung des Copingpotenzials führt; dies gilt für <strong>das</strong> Kind, die Eltern<br />
und auch für die Lehrperson.<br />
Durch prophylaxeorientierte Kurse und Veranstaltungen für Schülerinnen und Schüler (z. B.<br />
Drogen- und Aidsprophylaxe), Erziehungskurse für Eltern und<br />
Weiterbildungsveranstaltungen für Lehrpersonen kann im Sinne des Empowerments <strong>zu</strong>dem<br />
<strong>das</strong> präventive Potenzial gesteigert werden.<br />
Institutionen<br />
Im Quervergleich <strong>zu</strong> anderen <strong>Beratung</strong>sstellen hat die Schulpsychologie <strong>zu</strong><br />
überdurchschnittlich vielen institutionellen Ressourcen Zugang.<br />
Neben schulischen Möglichkeiten wie Einschulung, Rückstellung, Lehrer<strong>zu</strong>teilung,<br />
Repetition oder Promotion steht ein umfangreiches Massnahmenangebot <strong>zu</strong>r Verfügung (z. B.<br />
Aufgabenhilfe, Nachhilfestunden, Sprachheilunterricht, Legasthenie-, Dyskalkulie-,<br />
Psychomotorik- oder Spieltherapie, Sonderklassen, Tagesschule, ...).<br />
Zudem besteht der direkte Zugang <strong>zu</strong>r Schulbehörde, <strong>zu</strong> Kommissionen, <strong>zu</strong> Schulhäusern,<br />
Lehrerzimmern und Sonderklassen sowie <strong>zu</strong> Schulärzten und Therapeuten.<br />
Käser (1993) weist darauf hin, <strong>das</strong>s einige institutionelle Ressourcen – wie <strong>zu</strong>m Beispiel die<br />
Repetition oder eine Sonderklassen<strong>zu</strong>teilung – von einigen Schulpsychologinnen und<br />
Schulpsychologen nicht als Ressourcen gesehen werden, sondern als et<strong>was</strong>, wovor man ein<br />
Kind „beschützen“ muss. Oft sind auch Lehrpersonen und Eltern der einen oder anderen<br />
Massnahme gegenüber voreingenommen und lehnen diese aus verschiedenen Gründen ab<br />
(z. B. Zweifel am Sinn einer Repetition; Angst vor Stigmati<strong>sie</strong>rung im Falle einer<br />
Sonderschul<strong>zu</strong>weisung; ...).<br />
Für eine erfolgreiche <strong>Beratung</strong>, bei welcher <strong>das</strong> Wohl des Kindes im Zentrum steht, sollten<br />
jedoch sämtliche <strong>zu</strong>r Verfügung stehenden Massnahmen sorgfältig geprüft werden und darauf<br />
geachtet, welche Vorteile diese für <strong>das</strong> Kind mit sich bringen können. So kann eine<br />
Sonderschul<strong>zu</strong>weisung für ein Kind, welches in seiner bisherigen Schullaufbahn vor allem<br />
negative Erfahrungen gemacht hat – die anderen Kinder haben es gehänselt und ausgelacht,<br />
18
ei Tests schrieb es meist schlechte Noten – bedeuten, <strong>das</strong>s es durch ein für es adäquates<br />
Lernumfeld erstmals Erfolgserlebnisse sammeln kann. Der herausfordernde und sicher auch<br />
schmerzhafte Wechsel von der Regelklasse in die Sonderschule kann so <strong>zu</strong> einer <strong>das</strong><br />
Selbstbewusstsein des Kindes stärkenden Erfahrung werden, welche sein Copingpotenzial<br />
erhöht.<br />
Methode<br />
Nach Käser (1993) nützt eine polyvalente, flexible und effektive Schulpsychologie <strong>das</strong><br />
Potenzial aller verfügbaren methodischen Ressourcen. Dabei beschränkt <strong>sie</strong> sich nicht auf die<br />
Methoden und Theorien der Psychologie, sondern macht sich auch Erkenntnisse von<br />
Nachbarwissenschaften wie Pädagogik, Sonderpädagogik, Kinderpsychopathologie u. a. <strong>zu</strong><br />
Nutze (vgl. Kap. 3.2).<br />
Durch diese Herangehensweise, bei welcher weder eine Methode favori<strong>sie</strong>rt noch eine andere<br />
von Beginn an negiert wird, kann in der <strong>Beratung</strong> optimal auf <strong>das</strong> einzelne Kind eingegangen<br />
werden. So kann bei einem Kind mit der Diagnose ADS eine Medikation mit Ritalin<br />
angezeigt sein, damit es dem Unterricht besser folgen kann, während einem anderen Kind mit<br />
derselben Diagnose schon damit geholfen ist, wenn die Lehrperson gewisse pädagogische<br />
Methoden einsetzt (z. B. positive Verstärkung erwünschter Verhaltensweisen mittels Token-<br />
Programm [<strong>sie</strong>he da<strong>zu</strong> z. B. Aust-Claus & Hammer, 2001]).<br />
3.4.2 Allparteilichkeit (Empathie)<br />
Die therapeutische Haltung der Allparteilichkeit geht auf Ivan Boszormenyi-Nagy (1965a,<br />
1965b; Boszormenyi-Nagy & Krasner, 1986; Boszormenyi-Nagy & Spark, 1973) und dessen<br />
kontextuelle Therapie <strong>zu</strong>rück. Gemeint ist damit nach Simon et al. (1999):<br />
Eine Haltung, die es dem Therapeuten ermöglicht, sich empathisch in jedes<br />
Familienmitglied, seine Position und insbesondere seine Notlage innerhalb der Familie<br />
ein<strong>zu</strong>fühlen, seine Verdienste <strong>zu</strong> erkennen und diesen entsprechend für ihn Partei <strong>zu</strong><br />
ergreifen. (S. 29)<br />
19
Dadurch, <strong>das</strong>s die Schulpsychologin/der Schulpsychologe sich in Anwesenheit aller<br />
Familienmitglieder (und eventuell der Lehrperson) in jede(n) Einzelne(n) einfühlt, fördert<br />
<strong>sie</strong>/er die gegenseitige Wahrnehmungsfähigkeit für die Perspektive und Gefühle der anderen<br />
Beteiligten.<br />
Von der Schulpsychologin/dem Schulpsychologen können auf diese Weise<br />
Wachstumspotenziale, positive Kräfte und Ressourcen aufgedeckt werden, welche die<br />
Beteiligten <strong>zu</strong>vor nicht gesehen haben.<br />
Der Aspekt der Allparteilichkeit ist für einen erfolgreichen <strong>Beratung</strong>sverlauf von grosser<br />
Bedeutung. Damit alle Beteiligten mit vereinten Kräften gemeinsam an der Lösung der<br />
Schwierigkeiten arbeiten können, muss sich jede und jeder von ihnen verstanden, akzeptiert<br />
und respektiert fühlen. Nur so kann ein Vertrauensverhältnis zwischen den Ratsuchenden und<br />
der Schulpsychologin/dem Schulpsychologen entstehen, welches eine offene Kommunikation<br />
ermöglicht.<br />
Von Seiten der <strong>Beratung</strong>sperson muss dabei ein grosses Stück Arbeit geleistet werden.<br />
Um sich glaubwürdig in alle Beteiligten einfühlen <strong>zu</strong> können, muss die <strong>Beratung</strong>sperson über<br />
eine starke Persönlichkeit verfügen. Im beraterischen Kontext bedeutet <strong>das</strong> nach Knödler<br />
(1998), <strong>das</strong>s die <strong>Beratung</strong>sperson über Selbsterfahrung verfügt, einen echten, kongruenten<br />
(Kommunikations-) Stil pflegt sowie Lebenserfahrung und fachliche Kompetenzen aufweist.<br />
3.4.3 Kontextberücksichtigung<br />
Die Berücksichtigung des ausserfamiliären Kontextes der Familie – Wohn- und<br />
Lebenssituation, materielle Absicherung, Arbeitssituation, Einbettung in Nachbarschaft,<br />
Verwandtschaft etc. – wird von Knödler (1998) als weitere wichtige Grundhaltung der<br />
Schulpsychologin/des Schulpsychologen genannt.<br />
Durch die Erweiterung des Blickwinkels kann sich die <strong>Beratung</strong>sperson nicht nur ein<br />
genaueres Bild vom Kind und seiner Lebenssituation machen und sich besser in die Familie<br />
einfühlen, sondern auch wichtige Informationen darüber gewinnen, mit welchen Aspekten die<br />
Schwierigkeiten des Kindes <strong>zu</strong>sammenhängen könnten. So können schlecht oder gar nicht<br />
gelöste Hausaufgaben damit <strong>zu</strong>sammenhängen, <strong>das</strong>s dem Kind in der kleinen Wohnung seiner<br />
20
Eltern kein Platz <strong>zu</strong>r Verfügung steht, wo es diese in Ruhe erledigen kann. Oder ein Kind<br />
zeigt Konzentrationsprobleme in der Schule, weil die plötzliche Arbeitslosigkeit des Vaters<br />
die Familie enorm belastet.<br />
Die Berücksichtigung des Kontextes ist jedoch auch im Sinne der in Kapitel 3.3.1 erläuterten<br />
Ressourcenorientierung von Bedeutung. So könnte <strong>zu</strong>m Beispiel <strong>das</strong> Kind, welches <strong>zu</strong> Hause<br />
keinen ruhigen Platz für seine Hausaufgaben findet, diese vielleicht bei der Nachbarin<br />
erledigen, welche alleine in ihrer Wohnung lebt.<br />
Trotzdem ist es naiv <strong>zu</strong> glauben, <strong>das</strong>s eine <strong>schulpsychologische</strong> <strong>Beratung</strong> Probleme wie<br />
Armut oder Arbeitslosigkeit beseitigen kann. Genauso wenig kann <strong>sie</strong> direkt darauf Einfluss<br />
nehmen, wenn eine Mutter tablettenabhängig ist oder der Familie Unterstüt<strong>zu</strong>ng von Seiten<br />
der Verwandtschaft fehlt.<br />
In solchen Fällen bleibt der Schulpsychologin/dem Schulpsychologen oft nur, die Familie so<br />
gut es geht <strong>zu</strong> beraten und auf eventuelle Hilfs- und <strong>Beratung</strong>sangebote aufmerksam <strong>zu</strong><br />
machen, welche weiterhelfen könnten (<strong>zu</strong>m Beispiel Sozialamt, Suchtberatungsstellen, ...).<br />
Auch wenn dies auf den ersten Blick nach wenig aus<strong>sie</strong>ht, kann es für die einzelne Familie<br />
hilfreich sein <strong>zu</strong> erfahren, <strong>das</strong>s es Menschen und Institutionen gibt, an welche <strong>sie</strong> sich mit<br />
ihren Problemen wenden kann. Auf diese Weise können die Familie und <strong>das</strong> Kind entlastet<br />
werden.<br />
3.4.4 Stärkung der Eigenverantwortung<br />
Die Schulpsychologin/der Schulpsychologe muss, so Knödler (1998), darauf achten, <strong>das</strong>s die<br />
Eltern die Verantwortung für die Erziehung und ihr Kind nicht an <strong>sie</strong>/ihn delegieren. Es ist<br />
wichtig, <strong>das</strong>s nicht die <strong>Beratung</strong>sperson, sondern die Familie an der Veränderung ihrer<br />
Situation arbeitet .<br />
Dass die Familien dies oft anders sehen, zeigt <strong>das</strong> Zitat von Minuchin und Fishman (1983):<br />
Familien mit symptomatischen Kindern haben in der Regel ein widersprüchliches<br />
Anliegen an den Therapeuten – <strong>sie</strong> bitten ihn, <strong>das</strong> Symptom <strong>zu</strong> verändern, ohne <strong>das</strong>s<br />
dabei ihr System eine Änderung erfährt. (zit. nach Knödler, 1998, S. 103)<br />
21
Die Schulpsychologin/der Schulpsychologe kann die Eltern nur dann <strong>zu</strong>r aktiven Arbeit<br />
ermuntern, wenn <strong>sie</strong>/er ihnen einerseits Verständnis und Akzeptanz entgegenbringt und ihnen<br />
andererseits <strong>das</strong> Gefühl gibt, <strong>das</strong>s <strong>sie</strong> kompetent genug sind, die Probleme selber an die Hand<br />
<strong>zu</strong> nehmen (<strong>was</strong> <strong>zu</strong>m Beispiel in Form von konkreten Erziehungshinweisen oder<br />
„Hausaufgaben“ geschehen kann).<br />
In diesem Zusammenhang ist es wichtig, Schuld<strong>zu</strong>weisungen <strong>zu</strong> vermeiden.<br />
Um die Eltern <strong>zu</strong>r Mitarbeit <strong>zu</strong> gewinnen, darf bei ihnen nicht <strong>das</strong> Gefühl entstehen, die<br />
Schulpsychologin/der Schulpsychologe (und gegebenenfalls auch die Lehrperson) gebe ihnen<br />
die „Schuld“ an den Schwierigkeiten des Kindes. Genauso wenig ist es förderlich, wenn<br />
Eltern die „Schuld“ auf die Lehrperson schieben.<br />
Die Schulpsychologin/der Schulpsychologe muss den Beteiligten also – mit Hilfe ihrer/seiner<br />
allparteilichen Haltung – klar machen, <strong>das</strong>s alle Beteiligten die Situation mitbeeinflussen, <strong>das</strong>s<br />
es dabei aber nicht darum geht, jemandem die „Schuld“ an den Problemen <strong>zu</strong><strong>zu</strong>schieben,<br />
sondern darum heraus<strong>zu</strong>finden, wie jede(r) Einzelne <strong>zu</strong>r Lösung der Schwierigkeiten<br />
beitragen kann.<br />
3.4.5 Lösungsfokus<strong>sie</strong>rung<br />
Knödler (1998) schreibt, <strong>das</strong>s es in <strong>Beratung</strong>en immer wieder vorkommt, <strong>das</strong>s die<br />
Beraterinnen und Berater in eine „Problemtrance“ fallen und viel Energie und<br />
Aufmerksamkeit auf <strong>das</strong> Problem richten, statt auf die Lösung <strong>zu</strong> fokus<strong>sie</strong>ren. Den Begriff der<br />
Lösungsfokus<strong>sie</strong>rung definiert er wie folgt:<br />
Lösungsfokus<strong>sie</strong>rung heisst: sich im therapeutischen Prozess nur so lange auf <strong>das</strong><br />
Problem <strong>zu</strong> konzentrieren, als es <strong>zu</strong>m Anschluss des Therapeuten an die Familie und<br />
<strong>zu</strong>r Kreation von Lösungsschritten absolut notwendig ist – aber auch nicht länger.<br />
(S. 101)<br />
In einem ersten Schritt ist es also – ganz im Sinne der in Kapitel 3.3.2 erläuterten<br />
allparteilichen Haltung – von Bedeutung, Anschluss an die Familie <strong>zu</strong> finden.<br />
22
Damit wird <strong>das</strong> Phänomen des Joining angesprochen.<br />
Das „Einfädeln“ („Joining“) des Therapeuten in <strong>das</strong> Familiensystem bedeutet, <strong>das</strong>s wir<br />
sowohl <strong>zu</strong> jedem einzelnen Familienmitglied als auch <strong>zu</strong>r Gesamtfamilie einen<br />
Kontakt herstellen, der sich auf ihre Sprache, ihr Weltbild, ihre innere und äussere<br />
Struktur, ihren Entwicklungsstand usw. einstellt. Kur<strong>zu</strong>m: Es geht darum, „die Familie<br />
dort ab<strong>zu</strong>holen, wo <strong>sie</strong> steht“. Andernfalls werden alle Bemühungen des Therapeuten<br />
an der Familie vorbeigehen und wirkungslos verpuffen. (zit. nach Knödler, 1993,<br />
S. 98)<br />
Im <strong>schulpsychologische</strong>n Kontext ist neben der Familie natürlich auch die Lehrperson<br />
gemeint; auch ihr und ihrer Problemsicht ist <strong>zu</strong> Beginn und im Verlauf der <strong>Beratung</strong> Platz<br />
ein<strong>zu</strong>räumen, denn auch <strong>sie</strong> ist am Lösungsfindungsprozess beteiligt.<br />
Kann sich die <strong>Beratung</strong>sperson dann ein Bild der Familie, der Lehrperson und der gesamten<br />
Situation machen, sollten die Bemühungen dahin gehen, alle Beteiligten da<strong>zu</strong> <strong>zu</strong> ermuntern,<br />
gemeinsam Schritte <strong>zu</strong>r Lösung des Problems <strong>zu</strong> überlegen.<br />
Dabei sollen in einem ersten Schritt in Form eines Brainstormings alle Vorschläge gesammelt<br />
werden – ganz egal, wie einfach oder schwierig diese <strong>zu</strong> bewerkstelligen sind –, um danach<br />
unter den verschiedenen Alternativen aus<strong>zu</strong>wählen (Käser, 1993).<br />
Dabei ist es wichtig, die Vor- und Nachteile der Lösungsvarianten sorgfältig gegeneinander<br />
ab<strong>zu</strong>wägen, denn jede Massnahme, welche für ein Kind getroffen wird, hat auch Folgen für<br />
sein Umfeld (gegenseitige Beeinflussung der Teile eines Systems, vgl. Petrie, Brown, Piersel,<br />
Frinfrock, Schelble, Le Blanc & Kratchowill, 1980). Wenn eine Lehrperson ihre<br />
Aufmerksamkeit beispielsweise plötzlich vermehrt einer bestimmten Schülerin schenkt, wird<br />
<strong>das</strong> an den Klassenkameradinnen und -kameraden nicht spurlos vorbeigehen und <strong>das</strong><br />
Gleichgewicht, welches im System dieser Klasse herrschte, muss neu hergestellt werden.<br />
Der Schulpsychologin/dem Schulpsychologen kommt bei diesem <strong>Beratung</strong>sschritt die Rolle<br />
<strong>zu</strong>, die Beteiligten durch ihre/seine Kompetenz und Erfahrung da<strong>zu</strong> <strong>zu</strong> befähigen, die für <strong>sie</strong><br />
richtige Lösung <strong>zu</strong> treffen, über deren Qualitäten und Nachteile <strong>sie</strong> sich im Klaren sind.<br />
Ist der Entschluss für eine Lösung gefallen, geht es darum, die Teilschritte der Lösung <strong>zu</strong><br />
organi<strong>sie</strong>ren, wobei Käser (1993) betont, wie wichtig es ist, genau und detailliert fest<strong>zu</strong>legen,<br />
wem welche Aufgabe <strong>zu</strong>kommt (Vermeidung von Missverständnissen und Frustrationen).<br />
23
3.5 Grenzen der systemischen Schulpsychologie<br />
Die systemische Schulpsychologie ist von der Familientherapie massgeblich beeinflusst<br />
worden und ist von dieser, so Käser (1993), durch wertvolle Impulse aus einer Stagnation und<br />
Depression herausgeführt worden.<br />
Dennoch darf nicht in Vergessenheit geraten, <strong>das</strong>s zwar viele Erkenntnisse aus der<br />
Familientherapie für die Schulpsychologie wertvoll und brauchbar sind, <strong>das</strong>s <strong>das</strong><br />
Zusammenspiel der Systeme Familie und Schule jedoch um einiges komplexer ist als <strong>das</strong><br />
System Familie allein und darum auch andere Regeln für die Intervention gelten (Käser,<br />
1998; Knödler, 1998; Schug, Hahn & Kämmerer, 1985).<br />
So ist im schulischen Kontext rein systemisches Arbeiten oft nicht möglich; wenn die Zeit<br />
drängt – und <strong>das</strong> tut <strong>sie</strong> oft – oder <strong>das</strong> Kind geschützt werden muss – <strong>zu</strong>m Beispiel bei<br />
massiven Problemen wie Gewaltanwendungen in einer Familie –, ist linear-reduktionistisches<br />
Handeln, welches nicht dem zirkulären (= systemischen) Arbeiten entspricht, <strong>zu</strong>weilen<br />
unvermeidbar (Hess & Müller, 1985; Hilber, 1985; Hoffman, 1987).<br />
Darüber hinaus gibt es nach Knödler (1998) Fälle, wo der Einbe<strong>zu</strong>g der Familie beim<br />
Auftreten von Schulproblemen Grenzen hat, so <strong>zu</strong>m Beispiel bei schulischer Überforderung,<br />
bei pädagogischem Ungeschick des Lehrers, bei Defiziten im Lern- und Arbeitsverhalten des<br />
Schülers oder bei Eltern, welche ihre Elternrolle nicht wahrnehmen. In solchen Fällen muss<br />
die Schulpsychologin/der Schulpsychologe oft direkt in <strong>das</strong> Geschehen eingreifen und kann<br />
nicht immer streng systemisch vorgehen.<br />
Hess und Müller (1985), Knödler (1998) sowie Schug et al. (1985) sprechen denn auch davon,<br />
<strong>das</strong>s Handlungsmodelle für die Schulpsychologie (noch) weitgehend fehlen.<br />
Ihrer Ansicht nach braucht es Zeit, die systemische Schulpsychologie an den Schulen <strong>zu</strong><br />
etablieren und den nötigen Rückhalt – bei Lehrerschaft, Schulleitung, Schulpflege etc. – <strong>zu</strong><br />
bekommen, um entsprechend arbeiten <strong>zu</strong> können.<br />
Um diesen Rückhalt <strong>zu</strong> bekommen, muss in erster Linie Wert auf eine entsprechende Ausund<br />
Weiterbildung der Lehrerinnen und Lehrer gelegt werden. Sie sind es, welche tagtäglich<br />
in Kontakt <strong>zu</strong> Kindern und Eltern stehen und mit Schwierigkeiten von Schülerinnen und<br />
24
Schülern konfrontiert sind. Und <strong>sie</strong> sind es auch, welche in den meisten Fällen auffällige<br />
Kinder beim Schulpsychologischen Dienst anmelden und/oder Schulbesuche von der<br />
Schulpsychologin/dem Schulpsychologen bekommen.<br />
Systemisches Wissen auf Seiten der Lehrerinnen und Lehrer optimiert nicht nur die<br />
Zusammenarbeit zwischen ihnen und den Schulpsychologinnen und Schulpsychologen,<br />
sondern kann der Lehrperson auch für ihre tägliche Arbeit mit der Klasse und im Umgang mit<br />
den Eltern eine Hilfe sein, wie Leonhardt (1998), selber Lehrerin, in ihrer Arbeit „Was macht<br />
eine Lehrerin anders, wenn <strong>sie</strong> in ihrer Klasse systemisch <strong>zu</strong> arbeiten versucht?“ eindrücklich<br />
beschreibt. So legt <strong>sie</strong> gossen Wert auf eine offene, direkte Kommunikation im<br />
Klassenverband und macht gegenüber den Eltern – an Elternabenden und in Einzelgesprächen<br />
– klar, <strong>das</strong>s Eltern und Lehrperson bezüglich Erziehung und Bildung des Kindes ein Team<br />
bilden, bei welchem jeder Teil bestimmte Aufgaben <strong>zu</strong> erfüllen hat.<br />
In zweiter Linie ist entscheidend, <strong>das</strong>s auch die Schulpflege, welche <strong>zu</strong>m Beispiel im Kanton<br />
Zürich Massnahmen wie eine Legasthenietherapie oder eine Sonderschul<strong>zu</strong>weisung<br />
bewilligen muss, über die systemische Arbeitsweise der Schulpsychologinnen und<br />
Schulpsychologen Bescheid weiss und dahinter steht.<br />
Vor allem in wirtschaftlich schwierigeren Zeiten mögen einige Massnahmen als<br />
„hinausgeworfenes Geld“ angesehen werden, sind jedoch auf die Länge gesehen<br />
kostengünstiger, da grösseren Problemen mit vorzeitigem Eingreifen oft vorgebeugt werden<br />
kann. So kann eine auf den ersten Blick teure Internatsunterbringung für eine<br />
Oberstufenschülerin/einen Oberstufenschüler eine weitaus billigere Lösung sein als wenn<br />
die/der Jugendliche in seiner Familie verbleibt und durch die dauernden Konflikte <strong>das</strong> Risiko<br />
emotionaler und gesundheitlicher Beeinträchtigungen – deren Kosten am Ende unter<br />
Umständen um ein Vielfaches höher sind und <strong>zu</strong>mindest teilweise wieder der Gemeinde<br />
<strong>zu</strong>fallen würden – für die ganze Familie <strong>zu</strong>nimmt.<br />
Nur mit entsprechendem „Hintergrundwissen“ kann eine Schulpflege, welche ja oft aus Laien<br />
auf dem Gebiet der Schule und der Psychologie <strong>zu</strong>sammen gesetzt ist, vorgeschlagene<br />
Massnahmen und den dahinter stehenden Sinn nachvollziehen und entsprechend handeln.<br />
25
3.6 Vorläufige Bilanz des systemischen <strong>Beratung</strong>sansatzes in der<br />
Schulpsychologie<br />
Die Systemtheorie hat da<strong>zu</strong> beigetragen, <strong>das</strong>s in der Schulpsychologie die un<strong>zu</strong>längliche,<br />
isolierte Betrachtungsweise des „Problemkindes“ einem Modell gewichen ist, welches die<br />
komplexen Zusammenhänge und Beeinflussungen im System Familie und Schule<br />
berücksichtigt und eine ganzheitliche Herangehensweise an Probleme <strong>zu</strong>lässt. Auf diese<br />
Weise gerät <strong>das</strong> Kind in der <strong>Beratung</strong> nicht <strong>zu</strong>sätzlich unter Druck, sondern es erfährt durch<br />
den Einbe<strong>zu</strong>g seiner Familie und der Lehrperson Entlastung und Unterstüt<strong>zu</strong>ng.<br />
Von der <strong>Beratung</strong> soll und kann denn auch nicht nur <strong>das</strong> Kind profitieren, sondern alle,<br />
welche an der Lösung aktiv mitgearbeitet haben. Durch die Bewältigung der Schwierigkeiten<br />
erhöht sich <strong>das</strong> Copingpotenzial jeder/jedes Einzelnen und künftige Probleme können im<br />
Sinne des Empowerments erfolgreicher angegangen werden.<br />
Dennoch steht ausser Frage, <strong>das</strong>s die Systemtheorie bzw. die systemische Schulpsychologie<br />
Grenzen aufweist und nicht für jedes Problem und in jedem Fall „die“ Lösung darstellt (vgl.<br />
Kap. 3.4).<br />
Damit Arbeiten nach systemischem Vorbild möglich ist, müssen <strong>zu</strong>dem eine Reihe von<br />
Vorausset<strong>zu</strong>ngen gegeben sein – auf Seiten der Schulpsychologinnen und<br />
Schulpsychologen, auf Seiten der Familien und Lehrpersonen sowie auf Seiten der Schule<br />
bzw. Politik –, welche in der Realität häufig nicht in idealer, d. h. der Theorie entsprechender,<br />
Form vorherrschen.<br />
Vorausset<strong>zu</strong>ngen auf Seiten der Schulpsychologinnen und Schulpsychologen<br />
Die zeitlichen Rahmenbedingungen, welche nötig sind, um auf ein Kind näher ein<strong>zu</strong>gehen<br />
bzw. seine Eltern und die Lehrperson eingehend beraten <strong>zu</strong> können, sind im<br />
<strong>schulpsychologische</strong>n Alltag oft nicht einfach <strong>zu</strong> bewerkstelligen.<br />
Nicht nur die <strong>Beratung</strong>sperson hat einen vollen Terminkalender, sondern auch die Eltern –<br />
insbesondere die Väter – und die Lehrperson sind oft nicht leicht <strong>zu</strong>r selben Zeit am selben<br />
Ort <strong>zu</strong> versammeln. Gespräche „am runden Tisch“, bei welchen die Schulpsychologin/der<br />
Schulpsychologe <strong>zu</strong>sammen mit den Eltern und der Lehrperson über die Situation spricht, die<br />
26
Sichtweise aller Beteiligter einholt und – <strong>zu</strong> einem späteren Zeitpunkt, nach einem Gespräch<br />
und Tests mit dem Kind – Lösungsvarianten erörtert, sind oft schwer <strong>zu</strong> organi<strong>sie</strong>ren.<br />
Für eine konstruktive Auseinanderset<strong>zu</strong>ng mit der Situation und die gemeinsame Arbeit an<br />
der Lösung der Schwierigkeiten, sind jedoch genau solche Gespräche von grosser Bedeutung.<br />
Abgesehen von den genannten zeitlichen und organisatorischen Problemen, stellt die nach<br />
systemischem Vorbild ausgerichtete <strong>Beratung</strong> hohe Ansprüche an die Persönlichkeit einer<br />
Schulpsychologin/eines Schulpsychologen (vgl. Kap. 3.4.2), welche in der Praxis nicht immer<br />
vollumfänglich gegeben sind. So kann etwa eine junge <strong>Beratung</strong>sperson „frisch von der<br />
Universität“ bezüglich Berufs- und Lebenserfahrung verständlicherweise nicht mit einer<br />
Beraterin/einem Berater mithalten, die/der über zwanzig Jahre Erfahrung auf dem Gebiet der<br />
Schulpsychologie verfügt und auch mit schwierigen Situationen gekonnt um<strong>zu</strong>gehen weiss.<br />
Vorausset<strong>zu</strong>ngen auf Seiten der Familien und Lehrpersonen<br />
Eine nach systemischem Vorbild ausgerichtete <strong>Beratung</strong> kann nur dann erfolgreich umgesetzt<br />
werden, wenn die Beteiligten – also die Familie und die Lehrperson – an einer aktiven<br />
Mitarbeit interes<strong>sie</strong>rt bzw. da<strong>zu</strong> in der Lage sind.<br />
Ohne die Bereitschaft – insbesondere der Eltern – sich in die <strong>Beratung</strong> ein<strong>zu</strong>bringen und<br />
vielleicht auch über sehr private Dinge (wie etwa persönliche Probleme, Konflikte in der<br />
Partnerschaft o. ä.) <strong>zu</strong> sprechen, kann dem Kind in vielen Fällen nicht wirklich bzw. nur<br />
kurzfristig geholfen werden. Dass sich jedoch nicht alle Eltern da<strong>zu</strong> überwinden können, mit<br />
einer mehr oder weniger fremden Person innerhalb eines kurzen <strong>Beratung</strong>skontaktes über sehr<br />
Privates <strong>zu</strong> sprechen und sich allfälligen eigenen Problemen (wie z. B. einer<br />
Alkoholabhängigkeit) <strong>zu</strong> stellen, ist leicht vorstellbar.<br />
Die Lehrperson ihrerseits muss bereit sein, ihren Unterrichtsstil kritisch <strong>zu</strong> reflektieren und<br />
gegebenenfalls et<strong>was</strong> daran <strong>zu</strong> ändern, <strong>was</strong> nicht nur Engagement erfordert, sondern auch<br />
einen zeitlichen und/oder organisatorischen Mehraufwand bedeuten kann (wenn z. B. ein<br />
fremdsprachiges Kind in die Regelklasse integriert werden soll). Die Bereitschaft <strong>zu</strong> diesem<br />
Mehraufwand ist nicht bei jeder Lehrperson in gleichem Masse gegeben.<br />
27
Vorausset<strong>zu</strong>ngen auf Seiten der Schule bzw. Politik<br />
Sämtliche Bemühungen des SPD stehen in direktem Zusammenhang mit der Schule bzw.<br />
deren – von politischen Entscheiden abhängigen – Organisation.<br />
Viele Kinder haben punktuelle Schwierigkeiten in der Schule – aber keine Lernbehinderung,<br />
welche eine Sonderklassen<strong>zu</strong>weisung rechtfertigen würde. Und viele Kinder sind mit<br />
Herausforderungen wie der Verarbeitung der elterlichen Scheidung oder aber der Tatsache,<br />
<strong>das</strong>s <strong>sie</strong> und ihre Familie noch nicht lange in der Schweiz wohnen, konfrontiert. In all diesen<br />
Fällen wäre es wünschenswert, <strong>das</strong>s die Lehrperson diesen Kindern die für <strong>sie</strong> jeweils nötige<br />
Hilfestellung gibt, damit <strong>sie</strong> trotz ihrer „Handicaps“ in der Regelklasse verbleiben und<br />
genügende bzw. gute Leistungen erbringen können.<br />
Damit die Lehrperson diese individuelle Förderung leisten kann, braucht <strong>sie</strong> jedoch Zeit und<br />
Raum, welche durch den derzeitigen bildungspolitischen Spardruck (grössere Klassen,<br />
frühzeitige Einführung von Fremdsprachen, Abschaffung musischer Fächer, ...) nur<br />
ungenügend gegeben sind.<br />
Der Frage, wie weit die nach systemischem Vorbild ausgerichtete Arbeit des SPD Horgen,<br />
welche sich im eben genannten Spannungsfeld idealer und realer Vorausset<strong>zu</strong>ngen der<br />
<strong>Beratung</strong> abspielt, in den Augen der Eltern, welche die Dienste des SPD in Anspruch<br />
genommen haben, gediehen ist, wird in der vorliegenden Arbeit nun nachgegangen.<br />
Die genaue Fragestellung wird im folgenden Kapitel erläutert.<br />
28
4 Fragestellung<br />
4.1 Globale Fragestellung<br />
Konnten die im Leitbild festgehaltenen Ziele und Haltungen des SPD Horgen aus Sicht der<br />
Eltern erreicht werden?<br />
4.2 Spezifische Fragen<br />
1. Hilft die <strong>Beratung</strong> den Eltern, ihr Kind besser <strong>zu</strong> verstehen?<br />
2. Erhalten die Eltern durch die <strong>Beratung</strong> Hilfe <strong>zu</strong>r Selbsthilfe?<br />
3. Unterscheiden sich die Eltern von Mädchen in ihrer Bewertung der im Leitbild<br />
festgehaltenen Ziele und Haltungen von Eltern von Jungen?<br />
4. Gibt es Unterschiede zwischen Schweizer Eltern und Eltern anderer Nationalität<br />
bezüglich der Bewertung der im Leitbild festgehaltenen Ziele und Haltungen?<br />
5. Geben Eltern von Kindern in verschiedenen Schulstufen unterschiedliche<br />
Bewertungen der im Leitbild festgehaltenen Ziele und Haltungen ab?<br />
6. Beeinflusst die Anzahl <strong>Beratung</strong>stermine die elterliche Bewertung der im Leitbild<br />
festgehaltenen Ziele und Haltungen?<br />
7. Unterscheiden sich die Bewertungen der im Leitbild festgehaltenen Ziele und<br />
Haltungen derjenigen Eltern von Kindern, für welche eine Massnahme angeordnet<br />
wurde, von jenen, für deren Kinder keine solche beschlossen wurde?<br />
29
5 Methodik<br />
5.1 Stichprobe<br />
Aus denjenigen Eltern, welche im Schuljahr 2001/2002 <strong>zu</strong>m ersten Mal mit ihrem Kind die<br />
Dienste des SPD Horgen in Form einer Untersuchung oder <strong>Beratung</strong> in Anspruch genommen<br />
haben (Erstkonsultationen, N = 506), wurden für die Stichprobe 250 ausgewählt.<br />
Die Merkmale Geschlecht, Nationalität, Schulstufe und Massnahme (ja/nein) wurden<br />
kontrolliert, damit die Stichprobe für die Grundgesamtheit der Erstkonsultationen<br />
repräsentativ ist. Die Verteilung der Merkmale in der Stichprobe sah wie folgt aus:<br />
Geschlecht: 41,2% weiblich, 58,8% männlich; Nationalität: 69,7% Schweiz, 30,3% andere;<br />
Schulstufe: 34,4% Kindergarten, 31,2% Unterstufe, 17,6% Mittelstufe, 15,2% Oberstufe,<br />
1,6% andere (z. B. Lehre, Sonderschule, ...); Massnahme: 74,8% ja, 25,2% nein.<br />
Eltern, welche im Schuljahr 2001/2002 mit mehr als einem ihrer Kinder auf dem SPD Horgen<br />
waren, wurden nicht in die Stichprobe aufgenommen, da bei ihnen der Fragebogen <strong>zu</strong><br />
Unklarheiten hätte führen können („Auf welches Kind beziehen sich die Fragen?“).<br />
5.2 Rücklauf<br />
Zur Auswertung standen 133 Fragebogen <strong>zu</strong>r Verfügung, <strong>was</strong> einem Rücklauf von 53,2%<br />
entspricht. Dabei waren neun Fragebogen nicht <strong>zu</strong>stell-, zwei weitere nicht auswertbar.<br />
An der Verlosung von drei Büchergutscheinen im Wert von 50 Franken – gedacht als Dank<br />
für die Mitarbeit und als Anreiz für die Teilnahme – nahmen 58 Personen teil.<br />
30
5.3 Erhebungsinstrument<br />
In enger Zusammenarbeit mit dem Team des SPD Horgen wurden die Inhalte des Leitbildes<br />
in einfach verständliche Aussagen umformuliert (<strong>sie</strong>he da<strong>zu</strong> Kirchhoff, Kuhnt, Lipp &<br />
Schlawin, 2000) und in Form eines Fragebogen <strong>zu</strong>sammengestellt.<br />
Folgende Themenkreise standen dabei im Zentrum: Die psychosoziale Gesundheit des Kindes<br />
(Aussagen 10 und 11), die systembezogene, ganzheitliche Betrachtungsweise der Situation<br />
(Aussagen 19 und 20), die Hilfe <strong>zu</strong>r Selbsthilfe durch die <strong>Beratung</strong> (Aussagen 13 bis 18), die<br />
Achtung und Wertschät<strong>zu</strong>ng der Ratsuchenden durch die <strong>Beratung</strong>sperson (Aussagen 6 bis 8)<br />
sowie die präventive und gesundheitsfördernde Ausrichtung der <strong>Beratung</strong> (Aussagen 12 und<br />
21).<br />
Anhand einer fünfstufigen Antwortskala („trifft völlig <strong>zu</strong>“, „trifft überwiegend <strong>zu</strong>“, „trifft<br />
mittelmässig <strong>zu</strong>“, „trifft wenig <strong>zu</strong>“, „trifft gar nicht <strong>zu</strong>“ [Rohrmann, 1978]) konnten die<br />
Aussagen beurteilt werden.<br />
Zusätzlich wurde nach dem Geschlecht („weiblich“, „männlich“), der Nationalität<br />
(„Schweiz“, „andere“) und der Schulstufe des Kindes <strong>zu</strong>m <strong>Beratung</strong>szeitpunkt<br />
(„Kindergarten“, „Unterstufe“, „Mittelstufe“, „Oberstufe“) gefragt sowie nach der Anzahl<br />
Termine mit der Schulpsychologin/dem Schulpsychologen („1 bis 3“, „4 bis 6“, „7 oder<br />
mehr“) und danach, ob eine Massnahme getroffen worden ist („ja“, „nein“).<br />
Die Aussagen 9 („Der <strong>Beratung</strong>sperson ist es gelungen, unsere Situation <strong>zu</strong>treffend <strong>zu</strong><br />
erfassen.“), 22 („... Die Massnahme hat <strong>zu</strong> einer Verbesserung der Situation geführt.“), 23<br />
(„Wir hätten uns weitere <strong>Beratung</strong>sgespräche gewünscht.“) und 24 („Mit der <strong>Beratung</strong> sind<br />
wir insgesamt <strong>zu</strong>frieden.“) wurden <strong>zu</strong>sätzlich in den Fragebogen aufgenommen. Zur<br />
Bewertung stand wiederum eine fünfstufige Antwortskala („trifft völlig <strong>zu</strong>“, „trifft<br />
überwiegend <strong>zu</strong>“, „trifft mittelmässig <strong>zu</strong>“, „trifft wenig <strong>zu</strong>“, „trifft gar nicht <strong>zu</strong>“) <strong>zu</strong>r<br />
Verfügung.<br />
Am Ende des Fragebogens wurde den Eltern Platz für eigene Kommentare und Bemerkungen<br />
gegeben.<br />
31
5.4 Durchführung<br />
5.4.1 Pretest<br />
Für den Pretest wurden 10 Personen ausgewählt, wobei ein Teil aus Personen aus dem<br />
Bekanntenkreis der Autorin der vorliegenden Arbeit bestand und ein Teil aus Eltern, welche<br />
aktuell auf dem SPD Horgen einen <strong>Beratung</strong>stermin hatten.<br />
Die Personen wurden danach gefragt, ob <strong>sie</strong> den Begleitbrief (orientiert an Garau, 2000)<br />
ansprechend finden und ob darin alle wichtigen Informationen enthalten sind. Zum<br />
Fragebogen wurde gefragt, wie die Länge des Fragebogens beurteilt wird, ob alle Fragen<br />
verständlich sind und ob die Antwortskala angemessen ist bzw. ob die Person damit gut<br />
<strong>zu</strong>rechtkommt.<br />
Bis auf ein ausländisches Elternpaar fanden sämtliche Personen den Begleitbrief ansprechend<br />
und informativ und den Fragebogen kurz und gut verständlich. Auch die Antwortskala war für<br />
<strong>sie</strong> angemessen und gut handhabbar.<br />
Da die Sprache des Fragebogens nicht mehr weiter vereinfacht werden konnte und eine<br />
Überset<strong>zu</strong>ng des Fragebogens aus finanziellen und zeitlichen Gründen nicht in Frage kam,<br />
wurde der Fragebogen trotz der Schwierigkeiten des ausländischen Elternpaares im Grossen<br />
und Ganzen so belassen und nach einer Schlussbesprechung zwischen der Autorin der<br />
vorliegenden Arbeit und dem Leiter des SPD Horgen in seine definitive Form gebracht.<br />
5.4.2 Untersuchung<br />
Die Erhebung der Daten fand im Mai/Juni 2003 statt. An die 250 ausgewählten Eltern wurde<br />
per A-Post der Fragebogen, <strong>das</strong> Begleitschreiben (persönlich unterschrieben von der<br />
Projektleiterin [Assistentin des Pädagogischen Instituts] und der Autorin der vorliegenden<br />
Arbeit), ein vorfrankiertes Rückantwortcouvert sowie eine Postkarte für die Teilnahme an der<br />
Verlosung der drei Büchergutscheine gesendet. Als Absender wurde <strong>das</strong> Pädagogische Institut<br />
der Universität Zürich gewählt.<br />
32
Da die Fragebogen keinerlei Angaben <strong>zu</strong>r Identität der Eltern enthalten (Anonymität), wurde<br />
zwei Wochen nach Versand der Fragebogen an sämtliche Eltern, wiederum per A-Post, ein<br />
Erinnerungsschreiben gerichtet. Darin wurde die Möglichkeit erwähnt, sich erneut einen<br />
Fragebogen <strong>zu</strong>stellen <strong>zu</strong> lassen, falls dieser in der Zwischenzeit verlegt worden sein sollte.<br />
Für allfällige Fragen und weitere Auskünfte, wurde den Eltern im Begleit- sowie im<br />
Erinnerungsschreiben die Telefonnummer und die E-Mail-Adresse der Projektleiterin<br />
angegeben.<br />
5.5 Auswertung der Daten<br />
Die Datenanalysen wurden mit dem Statistikprogramm SPSS durchgeführt.<br />
Zur Überprüfung der Repräsentativität der Stichprobe wurden – anhand der bekannten<br />
Verteilungen der Merkmale Geschlecht, Nationalität, Schulstufe und Massnahme (ja/nein) bei<br />
den angeschriebenen 250 Eltern – Chi-Quadrat-Tests durchgeführt.<br />
Zur Überprüfung der Frage nach Unterschieden in der Bewertung der im Leitbild<br />
festgehaltenen Ziele und Haltungen – hinsichtlich des Geschlechts, der Nationalität, der<br />
Schulstufe, der Anzahl <strong>Beratung</strong>stermine sowie der Massnahme (ja/nein) –, wurde der<br />
Kruskal-Wallis-Test durchgeführt.<br />
Um bei signifikanten Resultaten <strong>zu</strong> bestimmen, welche Gruppen sich unterscheiden, kam der<br />
U-Test nach Mann-Whitney <strong>zu</strong>r Anwendung (nach Hirsig, 1997).<br />
33
6 Ergebnisse<br />
6.1 Repräsentativität der Stichprobe<br />
Aufgrund der bekannten Verteilung der Merkmale Geschlecht (41,2% weiblich, 58,8%<br />
männlich), Nationalität (69,7% Schweiz, 30,3% andere), Schulstufe (34,4% Kindergarten,<br />
31,2% Unterstufe, 17,6% Mittelstufe, 15,2% Oberstufe) und Massnahme (74,8% ja, 25,2%<br />
nein) bei den 250 angeschriebenen Eltern, wurden <strong>zu</strong>r Einschät<strong>zu</strong>ng der Repräsentativität der<br />
Stichprobe Chi-Quadrat-Tests durchgeführt.<br />
• Bezüglich der Merkmale Geschlecht (37,9% weiblich, 62,1% männlich) und<br />
Schulstufe (28,1% Kindergarten, 40,6% Unterstufe, 18,0% Mittelstufe, 13,3%<br />
Oberstufe) kann die Stichprobe als repräsentativ für die angeschriebenen 250 Eltern<br />
– und somit für die Grundgesamtheit der Erstkonsultationen – angesehen werden<br />
(keine signifikanten Ergebnisse des Chi-Quadrat-Tests).<br />
• Für die Nationalität (80,5% Schweiz, 19,5% andere) zeigt der Chi-Quadrat-Test ein<br />
signifikantes Ergebnis (p < .01); der Anteil Schweizerinnen und Schweizer in der<br />
Stichprobe ist proportional grösser als jener bei den 250 angeschriebenen Eltern.<br />
• Der proportionale Anteil der Kinder, für welche keine Massnahme getroffen<br />
wurde (64,1% ja, 35,9% nein), ist in der Stichprobe nach Durchführung des Chi-<br />
Quadrat-Tests signifikant grösser (p < .01) als jener bei den 250 angeschriebenen<br />
Eltern.<br />
34
6.2 Überprüfung des Leitbildes / Beantwortung der Fragen<br />
6.2.1 Themenkreis „Psychosoziale Gesundheit des Kindes“<br />
Folgende Aussagen fielen unter den Oberbegriff „Psychosoziale Gesundheit des Kindes.“:<br />
Aussage 10: „Das Wohl unseres Kindes stand im Zentrum der <strong>Beratung</strong>.“<br />
Aussage 11: „ Der <strong>Beratung</strong>sperson war es wichtig, <strong>das</strong>s sich unser Kind in seinem Umfeld<br />
(Familie, Schule, Freizeit) <strong>zu</strong>rechtfinden kann.“<br />
Die beiden Häufigkeitsverteilungen (Grafiken 1 und 2) sind durch <strong>das</strong> deutliche Überwiegen<br />
der Antwortalternative „tifft völlig <strong>zu</strong>“ geprägt; bei Aussage 10 beträgt der Anteil 75,9%, bei<br />
Aussage 11 65,9%.<br />
Die restlichen Antwortalternativen nehmen in der Reihenfolge „trifft überwiegend <strong>zu</strong>“, „trifft<br />
mittelmässig <strong>zu</strong>“, „trifft wenig <strong>zu</strong>“, „trifft gar nicht <strong>zu</strong>“ an Häufigkeit ab.<br />
35
Grafik 1: Bewertung von Aussage 10 – „Das Wohl unseres Kindes stand im<br />
Zentrum der <strong>Beratung</strong>.“ (N = 133)<br />
80<br />
75,9<br />
70<br />
60<br />
%<br />
50<br />
40<br />
30<br />
trifft völlig <strong>zu</strong><br />
trifft überwiegend <strong>zu</strong><br />
trifft mittelmässig <strong>zu</strong><br />
trifft wenig <strong>zu</strong><br />
trifft gar nicht <strong>zu</strong><br />
20<br />
15,8<br />
10<br />
0<br />
5,3<br />
1,5 1,5<br />
Grafik 2: Bewertung von Aussage 11 – „Der <strong>Beratung</strong>sperson war es wichtig,<br />
<strong>das</strong>s sich unser Kind in seinem Umfeld <strong>zu</strong>rechtfinden kann.“ (N = 132)<br />
70<br />
65,9<br />
60<br />
50<br />
%<br />
40<br />
30<br />
25,0<br />
trifft völlig <strong>zu</strong><br />
trifft überwiegend <strong>zu</strong><br />
trifft mittelmässig <strong>zu</strong><br />
trifft wenig <strong>zu</strong><br />
trifft gar nicht <strong>zu</strong><br />
20<br />
10<br />
0<br />
5,3<br />
2,3<br />
1,5<br />
36
6.2.2 Themenkreis „Ganzheitliche Betrachtungsweise der Situation“<br />
Der Oberbegriff „Ganzheitliche Betrachtungsweise der Situation“ steht für folgende<br />
Aussagen:<br />
Aussage 19: „In der <strong>Beratung</strong> wurden verschiedene Lebensbereiche (Freizeitgestaltung,<br />
Beziehungen <strong>zu</strong> Familienmitgliedern und Freunden, ...) unseres Kindes<br />
angesprochen.“<br />
Aussage 20: „Die <strong>Beratung</strong> zeigte uns, wie die Situation unseres Kindes mit Einflüssen aus<br />
seinem Umfeld <strong>zu</strong>sammenhängt.“<br />
Aussage 19 – Grafik 3:<br />
Mit 35,7% am meisten Kreuze wurden bei „trifft völlig <strong>zu</strong>“ gesetzt, gefolgt von 30,2% bei<br />
„trifft überwiegend <strong>zu</strong>“.<br />
Die Antwortalternativen „trifft mittelmässig <strong>zu</strong>“, „trifft wenig <strong>zu</strong>“ und „trifft gar nicht <strong>zu</strong>“<br />
wurden mit in dieser Reihenfolge absteigender Häufigkeit genannt, wobei auf die beiden<br />
<strong>zu</strong>letzt genannten Kategorien 15,5% der Stimmen entfallen.<br />
Aussage 20 – Grafik 4:<br />
Mit 34,6% am häufigsten angekreuzt wurde die Antwortalternative „trifft überwiegend <strong>zu</strong>“,<br />
mit 22,8% am zweithäufigsten „trifft mittelmässig <strong>zu</strong>“.<br />
Der Anteil Kreuze bei „trifft völlig <strong>zu</strong>“ liegt mit 18,9% tiefer als der Anteil, welcher die<br />
Kreuze bei „trifft wenig <strong>zu</strong>“ und „trifft gar nicht <strong>zu</strong>“ <strong>zu</strong>sammen ausmacht (23,6%).<br />
37
Grafik 3: Bewertung von Aussage 19 – „In der <strong>Beratung</strong> wurden verschiedene<br />
Lebensbereiche unseres Kindes angesprochen.“ (N = 129)<br />
40<br />
35<br />
35,7<br />
30<br />
30,2<br />
%<br />
25<br />
20<br />
15<br />
18,6<br />
12,4<br />
trifft völlig <strong>zu</strong><br />
trifft überwiegend <strong>zu</strong><br />
trifft mittelmässig <strong>zu</strong><br />
trifft wenig <strong>zu</strong><br />
trifft gar nicht <strong>zu</strong><br />
10<br />
5<br />
3,1<br />
0<br />
Grafik 4: Bewertung von Aussage 20 – „Die <strong>Beratung</strong> zeigte uns, wie die<br />
Situation unseres Kindes mit Einflüssen aus seinem Umfeld <strong>zu</strong>sammenhängt.“<br />
(N = 127)<br />
40<br />
35<br />
34,6<br />
30<br />
%<br />
25<br />
20<br />
15<br />
18,9<br />
22,8<br />
13,4<br />
trifft völlig <strong>zu</strong><br />
trifft überwiegend <strong>zu</strong><br />
trifft mittelmässig <strong>zu</strong><br />
trifft wenig <strong>zu</strong><br />
trifft gar nicht <strong>zu</strong><br />
10<br />
10,2<br />
5<br />
0<br />
38
6.2.3 Themenkreis „Hilfe <strong>zu</strong>r Selbsthilfe“ und Beantwortung der Fragen 1 und 2<br />
Der Oberbegriff „Hilfe <strong>zu</strong>r Selbsthilfe“ konstituiert sich aus folgenden Aussagen:<br />
Aussage 13: „Die <strong>Beratung</strong> hat uns bei der Lösung der Schwierigkeiten unseres Kindes<br />
begleitet.“<br />
Aussage 14: „Die <strong>Beratung</strong> war für uns eine Unterstüt<strong>zu</strong>ng bei Entscheidungsfragen.“<br />
Aussage 15: „In der <strong>Beratung</strong> haben wir die für uns wichtigen Informationen bekommen.“<br />
Aussage 16: „Über die Testergebnisse wurden wir ausreichend orientiert.“<br />
Aussage 17: „Die <strong>Beratung</strong> half uns, die Schwierigkeiten unseres Kindes besser <strong>zu</strong><br />
verstehen.“<br />
Aussage 18: „Uns wurden konkrete Hinweise gegeben, wie wir unser Kind unterstützen<br />
können.“<br />
Aussage 13 – Grafik 5:<br />
Mit 35,9% am meisten Kreuze wurden bei der Antwortalternative „trifft überwiegend <strong>zu</strong>“<br />
gesetzt, mit 28,2% am zweithäufigsten bei „trifft völlig <strong>zu</strong>“.<br />
Auf die Antwortalternativen „trifft wenig <strong>zu</strong>“ und „trifft gar nicht <strong>zu</strong>“ <strong>zu</strong>sammen entfallen gut<br />
ein Fünftel der Stimmen (20,7%).<br />
39
Aussage 14 – Grafik 6 (Unterstüt<strong>zu</strong>ng bei Entscheidungsfragen):<br />
Von den Eltern am häufigsten angekreuzt wurde die Antwortalternative „trifft völlig <strong>zu</strong>“<br />
(37,7%). Mit 30,8% am zweithäufigsten wurde „trifft überwiegend <strong>zu</strong>“ gewählt.<br />
18,5% – und somit fast ein Fünftel – der Kreuze wurden bei „trifft wenig <strong>zu</strong>“ oder „trifft gar<br />
nicht <strong>zu</strong>“ gesetzt.<br />
Aussage 15 – Grafik 7 (Informationen bekommen):<br />
Mit 36,8% ist die Antwortalternative „trifft überwiegend <strong>zu</strong>“ die am häufigsten gewählte,<br />
dicht gefolgt von der Kategorie „trifft völlig <strong>zu</strong>“, auf welche 33,8% der Antworten entfallen.<br />
Die Kategorien „trifft wenig <strong>zu</strong>“ und „trifft gar nicht <strong>zu</strong>“ machen <strong>zu</strong>sammen einen Anteil von<br />
14,3% aus.<br />
Aussage 16 – Grafik 8 (Orientierung über Testergebnisse):<br />
16,5% der Kinder, deren Eltern an der Befragung teilgenommen haben, mussten keine<br />
Testaufgaben lösen.<br />
Diejenigen Eltern, deren Kinder Testaufgaben lösen mussten, kreuzten mit 49,5% am<br />
häufigsten „trifft völlig <strong>zu</strong>“ an, gefolgt von 36,9% der Kreuze bei „trifft überwiegend <strong>zu</strong>“.<br />
Aussage 17 – Grafik 9 (Schwierigkeiten verstehen lernen):<br />
Am häufigsten gewählt wurde die Antwortalternative „trifft überwiegend <strong>zu</strong>“ mit 35,2%, am<br />
zweithäufigsten „trifft völlig <strong>zu</strong>“ mit 30,5%.<br />
Der Anteil an Kreuzen, welcher bei „trifft wenig <strong>zu</strong>“ oder „trifft gar nicht <strong>zu</strong>“ gemacht wurde,<br />
beträgt fast einen Fünftel (18,0%).<br />
40
Aussage 18 – Grafik 10 (Hinweise für Unterstüt<strong>zu</strong>ng erhalten):<br />
Mit 32,0% am häufigsten kreuzten die Eltern „trifft völlig <strong>zu</strong>“ an, gefolgt von 29,7% der<br />
Kreuze bei „trifft überwiegend <strong>zu</strong>“.<br />
Die Kategorien „trifft wenig <strong>zu</strong>“ und „trifft gar nicht <strong>zu</strong>“ machen <strong>zu</strong>sammen 16,5% aus.<br />
Antwort auf Frage 1: Haben die Eltern durch die <strong>Beratung</strong> gelernt, die Schwierigkeiten<br />
ihres Kindes besser <strong>zu</strong> verstehen?<br />
Mehr als die Hälfte – nämlich 65,7% – der Eltern hat durch die <strong>Beratung</strong> mehr als<br />
„mittelmässig“ gelernt, die Schwierigkeiten ihres Kindes besser <strong>zu</strong> verstehen.<br />
Der Anteil an Eltern, welcher nur „wenig“ bis „gar nicht“ den Eindruck hat, die<br />
Schwierigkeiten ihres Kindes durch die <strong>Beratung</strong> besser <strong>zu</strong> verstehen, macht mit 18,0%<br />
jedoch fast einen Fünftel der Befragten aus.<br />
In Anbetracht dieser Zahlen kann gesagt werden, <strong>das</strong>s die <strong>Beratung</strong> zwar einem grossen Teil<br />
der Eltern geholfen hat, ihr Kind besser <strong>zu</strong> verstehen, dies jedoch nicht für alle gilt.<br />
Antwort auf Frage 2: Erhielten die Eltern durch die <strong>Beratung</strong> Hilfe <strong>zu</strong>r Selbsthilfe?<br />
Bei sämtlichen Aussagen <strong>zu</strong>m Themenkreis „Hilfe <strong>zu</strong>r Selbsthilfe“ wurden die Kreuze<br />
überwiegend bei „trifft völlig <strong>zu</strong>“ und „trifft überwiegend <strong>zu</strong>“ gesetzt, <strong>was</strong> dafür spricht, <strong>das</strong>s<br />
die <strong>Beratung</strong> für die Mehrzahl derjenigen, welche an der Befragung teilgenommen haben,<br />
Hilfe <strong>zu</strong>r Selbsthilfe darstellte.<br />
Der Anteil der Kreuze bei „trifft wenig <strong>zu</strong> und „trifft gar nicht <strong>zu</strong>“ beträgt jedoch je nach<br />
Aussage bis <strong>zu</strong> 20%.<br />
Hinsichtlich Hilfe <strong>zu</strong>r Selbsthilfe durch die <strong>Beratung</strong> sind die Resultate also positiv, jedoch<br />
nicht optimal.<br />
41
Grafik 5: Bewertung von Aussage 13 – „Die <strong>Beratung</strong> hat uns bei der Lösung<br />
der Schwierigkeiten unseres Kindes begleitet.“ (N = 131)<br />
40<br />
35<br />
35,9<br />
30<br />
28,2<br />
%<br />
25<br />
20<br />
15<br />
15,3<br />
trifft völlig <strong>zu</strong><br />
trifft überwiegend <strong>zu</strong><br />
trifft mittelmässig <strong>zu</strong><br />
trifft wenig <strong>zu</strong><br />
trifft gar nicht <strong>zu</strong><br />
11,5<br />
10<br />
9,2<br />
5<br />
0<br />
Grafik 6: Bewertung von Aussage 14 – „Die <strong>Beratung</strong> war für uns eine<br />
Unterstüt<strong>zu</strong>ng bei Entscheidungsfragen.“ (N = 130)<br />
40<br />
37,7<br />
35<br />
30,8<br />
30<br />
%<br />
25<br />
20<br />
15<br />
13,1<br />
trifft völlig <strong>zu</strong><br />
trifft überwiegend <strong>zu</strong><br />
trifft mittelmässig <strong>zu</strong><br />
trifft wenig <strong>zu</strong><br />
trifft gar nicht <strong>zu</strong><br />
10<br />
10,0<br />
8,5<br />
5<br />
0<br />
42
Grafik 7: Bewertung von Aussage 15 – „In der <strong>Beratung</strong> haben wir die für uns<br />
wichtigen Informationen bekommen.“ (N = 133)<br />
40<br />
36,8<br />
35<br />
33,8<br />
30<br />
%<br />
25<br />
20<br />
15<br />
15,0<br />
trifft völlig <strong>zu</strong><br />
trifft überwiegend <strong>zu</strong><br />
trifft mittelmässig <strong>zu</strong><br />
trifft wenig <strong>zu</strong><br />
trifft gar nicht <strong>zu</strong><br />
10<br />
8,3<br />
6,0<br />
5<br />
0<br />
Grafik 8: Bewertung von Aussage 16 – „Über die Testergebnisse wurden wir<br />
ausreichend orientiert.“ (N = 133)<br />
45<br />
40<br />
41,4<br />
35<br />
30<br />
30,8<br />
%<br />
25<br />
20<br />
15<br />
16,5<br />
trifft völlig <strong>zu</strong><br />
trifft überwiegend <strong>zu</strong><br />
trifft mittelmässig <strong>zu</strong><br />
trifft wenig <strong>zu</strong><br />
trifft gar nicht <strong>zu</strong><br />
keine Tests gemacht<br />
10<br />
6,0<br />
5<br />
0<br />
3,8<br />
1,5<br />
43
Grafik 9: Bewertung von Aussage 17 – „Die <strong>Beratung</strong> half uns, die<br />
Schwierigkeiten unseres Kindes besser <strong>zu</strong> verstehen.“ (N = 128)<br />
40<br />
35<br />
35,2<br />
30<br />
30,5<br />
%<br />
25<br />
20<br />
15<br />
16,4<br />
trifft völlig <strong>zu</strong><br />
trifft überwiegend <strong>zu</strong><br />
trifft mittelmässig <strong>zu</strong><br />
trifft wenig <strong>zu</strong><br />
trifft gar nicht <strong>zu</strong><br />
10<br />
9,4<br />
8,6<br />
5<br />
0<br />
Grafik 10: Bewertung von Aussage 18 – „Uns wurden konkrete Hinweise<br />
gegeben, wie wir unser Kind unterstützen können.“ (N = 128)<br />
35<br />
32,0<br />
30<br />
29,7<br />
25<br />
21,9<br />
%<br />
20<br />
15<br />
trifft völlig <strong>zu</strong><br />
trifft überwiegend <strong>zu</strong><br />
trifft mittelmässig <strong>zu</strong><br />
trifft wenig <strong>zu</strong><br />
trifft gar nicht <strong>zu</strong><br />
10<br />
10,2<br />
6,3<br />
5<br />
0<br />
44
6.2.4 Themenkreis „Achtung und Wertschät<strong>zu</strong>ng der Ratsuchenden durch die<br />
<strong>Beratung</strong>sperson“<br />
Unter dem Oberbegriff „Achtung und Wertschät<strong>zu</strong>ng der Ratsuchenden durch die<br />
<strong>Beratung</strong>sperson“ wurden die folgenden Aussagen <strong>zu</strong>sammengefasst:<br />
Aussage 6:<br />
„Uns wurde erklärt, wie die <strong>Beratung</strong> ablaufen wird.“<br />
Aussage 7:<br />
„Uns war bewusst, <strong>das</strong>s die <strong>Beratung</strong> freiwillig ist.“<br />
Aussage 8:<br />
„Unsere Anliegen und Ansichten waren der <strong>Beratung</strong>sperson wichtig.“<br />
Aussage 9:<br />
„Der <strong>Beratung</strong>sperson ist es gelungen, unsere Situation <strong>zu</strong>treffend <strong>zu</strong> erfassen.“<br />
Wie die Häufigkeitsverteilungen (Grafiken 11 bis 14) zeigen, wurde die Antwortalternative<br />
„trifft völlig <strong>zu</strong>“ bei allen vier Aussagen mit jeweils mehr als 50% deutlich am häufigsten<br />
genannt.<br />
Die Alternativen „trifft überwiegend <strong>zu</strong>“, „trifft mittelmässig <strong>zu</strong>“, „trifft wenig <strong>zu</strong>“ und „trifft<br />
gar nicht <strong>zu</strong>“ weisen bei allen Aussagen jeweils in dieser Reihenfolge absteigende<br />
Häufigkeiten auf.<br />
Am deutlichsten sind die Resultate <strong>zu</strong> Aussage 7; 85,6% der Eltern haben die<br />
Antwortalternative „trifft völlig <strong>zu</strong>“ angekreuzt, <strong>was</strong> für die restlichen Kategorien nur noch<br />
einen Anteil von 14,4% übrig lässt.<br />
Weniger deutlich, jedoch auch eindeutig, fielen die Antworten <strong>zu</strong> Aussage 6 und 9 aus, wo<br />
die Alternative „tifft völlig <strong>zu</strong>“ von 52,3% bzw. 51,1% gewählt wurde und der Anteil bei<br />
„trifft überwiegend <strong>zu</strong>“ 27,3% bzw. 29,3% ausmacht.<br />
45
Grafik 11: Bewertung von Aussage 6 – „Uns wurde erklärt, wie die <strong>Beratung</strong><br />
ablaufen wird.“ (N = 128)<br />
60<br />
52,3<br />
50<br />
40<br />
%<br />
30<br />
27,3<br />
trifft völlig <strong>zu</strong><br />
trifft überwiegend <strong>zu</strong><br />
trifft mittelmässig <strong>zu</strong><br />
trifft wenig <strong>zu</strong><br />
trifft gar nicht <strong>zu</strong><br />
20<br />
12,5<br />
10<br />
3,9 3,9<br />
0<br />
Grafik 12: Bewertung von Aussage 7 – „Uns war bewusst, <strong>das</strong>s die <strong>Beratung</strong><br />
freiwillig ist.“ (N = 132)<br />
90<br />
85,6<br />
80<br />
70<br />
60<br />
%<br />
50<br />
40<br />
trifft völlig <strong>zu</strong><br />
trifft überwiegend <strong>zu</strong><br />
trifft mittelmässig <strong>zu</strong><br />
trifft wenig <strong>zu</strong><br />
trifft gar nicht <strong>zu</strong><br />
30<br />
20<br />
10<br />
4,5 3,8 3,0 3,0<br />
0<br />
46
Grafik 13: Bewertung von Aussage 8 – „Unsere Anliegen und Ansichten waren<br />
der <strong>Beratung</strong>sperson wichtig.“ (N = 133)<br />
70<br />
66,2<br />
60<br />
50<br />
%<br />
40<br />
30<br />
trifft völlig <strong>zu</strong><br />
trifft überwiegend <strong>zu</strong><br />
trifft mittelmässig <strong>zu</strong><br />
trifft wenig <strong>zu</strong><br />
trifft gar nicht <strong>zu</strong><br />
22,6<br />
20<br />
10<br />
7,5<br />
0<br />
3,0<br />
0,8<br />
Grafik 14: Bewertung von Aussage 9 – „Der <strong>Beratung</strong>sperson ist es gelungen,<br />
unsere Situation <strong>zu</strong>treffend <strong>zu</strong> erfassen.“ (N = 133)<br />
60<br />
50<br />
51,1<br />
40<br />
%<br />
30<br />
29,3<br />
trifft völlig <strong>zu</strong><br />
trifft überwiegend <strong>zu</strong><br />
trifft mittelmässig <strong>zu</strong><br />
trifft wenig <strong>zu</strong><br />
trifft gar nicht <strong>zu</strong><br />
20<br />
10<br />
10,5<br />
6,8<br />
2,3<br />
0<br />
47
6.2.5 Themenkreis „Präventive und gesundheitsfördernde Ausrichtung der <strong>Beratung</strong>“<br />
Zum Oberbegriff „Präventive und gesundheitsfördernde Ausrichtung der <strong>Beratung</strong>“ gehören<br />
folgende Aussagen:<br />
Aussage 12: „In der <strong>Beratung</strong> wurde ausreichend über die Stärken unseres Kindes<br />
gesprochen.“<br />
Aussage 21: „Durch die <strong>Beratung</strong> haben wir in unserer Familie neue Fähigkeiten und<br />
Qualitäten erkannt.“<br />
Aussage 12 – Grafik 15:<br />
Mit 50,4% am häufigsten angekreuzt wurde die Antwortalternative „trifft völlig <strong>zu</strong>“.<br />
Die Alternativen „trifft überwiegend <strong>zu</strong>“, „trifft mittelmässig <strong>zu</strong>“, „trifft wenig <strong>zu</strong>“ und „trifft<br />
gar nicht <strong>zu</strong>“ nehmen in dieser Reihenfolge an Häufigkeit ab.<br />
Aussage 21 – Grafik 16:<br />
Nur gerade 8,5% der Eltern setzten ihr Kreuz bei „trifft völlig <strong>zu</strong>“ und hatten somit deutlich<br />
den Eindruck, in ihrer Familie neue Fähigkeiten und Qualitäten erkannt <strong>zu</strong> haben.<br />
Im Gegensatz da<strong>zu</strong> macht der Anteil an Kreuzen bei „trifft gar nicht <strong>zu</strong>“ mit 24,0% fast einen<br />
Viertel aus.<br />
Die meisten Kreuze wurden mit 29,5% bei „trifft mittelmässig <strong>zu</strong>“ gesetzt.<br />
48
Grafik 15: Bewertung von Aussage 12 – „In der <strong>Beratung</strong> wurde ausreichend<br />
über die Stärken unseres Kindes gesprochen.“ (N = 133)<br />
60<br />
50<br />
50,4<br />
40<br />
%<br />
30<br />
26,3<br />
trifft völlig <strong>zu</strong><br />
trifft überwiegend <strong>zu</strong><br />
trifft mittelmässig <strong>zu</strong><br />
trifft wenig <strong>zu</strong><br />
trifft gar nicht <strong>zu</strong><br />
20<br />
15,0<br />
10<br />
6,0<br />
2,3<br />
0<br />
Grafik 16: Bewertung von Aussage 21 – „Durch die <strong>Beratung</strong> haben wir in<br />
unserer Familie neue Fähigkeiten und Qualitäten erkannt.“ (N = 129)<br />
35<br />
30<br />
29,5<br />
25<br />
24,0<br />
20<br />
19,4<br />
18,6<br />
trifft völlig <strong>zu</strong><br />
trifft überwiegend <strong>zu</strong><br />
%<br />
trifft mittelmässig <strong>zu</strong><br />
15<br />
trifft wenig <strong>zu</strong><br />
trifft gar nicht <strong>zu</strong><br />
10<br />
8,5<br />
5<br />
0<br />
49
6.2.6 Antwort auf Frage 3: Hat <strong>das</strong> Geschlecht des Kindes einen Einfluss auf die<br />
Bewertung der Eltern?<br />
Anhand des Kruskal-Wallis-Tests wurde der Frage nachgegangen, ob sich Eltern von<br />
Mädchen in ihrer Bewertung der <strong>Beratung</strong> von Eltern von Jungen unterscheiden.<br />
Signifikante Ergebnisse konnten bei den Aussagen 8 – „Unsere Anliegen und Ansichten<br />
waren der <strong>Beratung</strong>sperson wichtig.“ – (p < .05) sowie 24 – „Mit der <strong>Beratung</strong> sind wir<br />
insgesamt <strong>zu</strong>frieden.“ – (p < .01) gefunden werden.<br />
Aussage 8:<br />
Bei der Betrachtung der Häufigkeitsverteilungen (Grafiken 17a und 17b) zeigt sich, <strong>das</strong>s die<br />
Eltern von Mädchen im Gegensatz <strong>zu</strong> den Eltern von Jungen weniger stark den Eindruck<br />
hatten, ihre Anliegen und Ansichten seien der <strong>Beratung</strong>sperson wichtig.<br />
Während bei den Eltern von Mädchen 54,0% die Aussage mit „trifft völlig <strong>zu</strong>“ bewertet<br />
haben, sind es bei den Eltern von Jungen ganze 73,2%.<br />
Im Gegensatz da<strong>zu</strong> wurde die Antwortalternative „trifft überwiegend <strong>zu</strong>“ von 28,0% der<br />
Eltern von Mädchen, jedoch nur gerade von 19,5% der Eltern von Jungen gewählt.<br />
Aussage 24:<br />
Bezüglich der Aussage <strong>zu</strong>r Zufriedenheit mit der <strong>Beratung</strong> zeigen die Häufigkeitsverteilungen<br />
(Grafiken 18a und 18b), <strong>das</strong>s Eltern von Mädchen mit der <strong>Beratung</strong> weniger <strong>zu</strong>frieden sind<br />
als Eltern von Jungen.<br />
Während 41,3% der Eltern von Mädchen „trifft völlig <strong>zu</strong>“ ankreuzten, sind es bei den Eltern<br />
von Jungen ganze 62,5%.<br />
Die Antwortalternative „trifft mittelmässig <strong>zu</strong>“ wurde von 19,6% der Eltern der Mädchen<br />
gewählt, jedoch nur von 4,2% der Eltern von Jungen.<br />
50
Grafiken 17a und 17b: Häufigkeitsverteilungen <strong>zu</strong> Aussage 8 – „Unsere<br />
Anliegen und Ansichten waren der <strong>Beratung</strong>sperson wichtig.“<br />
Bewertung von Aussage 8 - Eltern von Mädchen (N = 50)<br />
60<br />
54,0<br />
50<br />
40<br />
%<br />
30<br />
20<br />
28,0<br />
trifft völlig <strong>zu</strong><br />
trifft überwiegend <strong>zu</strong><br />
trifft mittelmässig <strong>zu</strong><br />
trifft wenig <strong>zu</strong><br />
trifft gar nicht <strong>zu</strong><br />
12,0<br />
10<br />
6,0<br />
0<br />
0,0<br />
Bewertung von Aussage 8 - Eltern von Jungen (N = 82)<br />
80<br />
73,2<br />
70<br />
60<br />
%<br />
50<br />
40<br />
30<br />
trifft völlig <strong>zu</strong><br />
trifft überwiegend <strong>zu</strong><br />
trifft mittelmässig <strong>zu</strong><br />
trifft wenig <strong>zu</strong><br />
trifft gar nicht <strong>zu</strong><br />
20<br />
19,5<br />
10<br />
0<br />
4,9<br />
1,2 1,2<br />
51
Grafiken 18a und 18b: Häufigkeitsverteilungen <strong>zu</strong> Aussage 24 – „Mit der<br />
<strong>Beratung</strong> sind wir insgesamt <strong>zu</strong>frieden.“<br />
Bewertung von Aussage 24 - Eltern von Mädchen (N = 46)<br />
45<br />
41,3<br />
40<br />
35<br />
30<br />
30,4<br />
%<br />
25<br />
20<br />
15<br />
19,6<br />
trifft völlig <strong>zu</strong><br />
trifft überwiegend <strong>zu</strong><br />
trifft mittelmässig <strong>zu</strong><br />
trifft wenig <strong>zu</strong><br />
trifft gar nicht <strong>zu</strong><br />
10<br />
6,5<br />
5<br />
2,2<br />
0<br />
Bewertung von Aussage 24 - Eltern von Jungen (N = 72)<br />
70<br />
62,5<br />
60<br />
50<br />
%<br />
40<br />
30<br />
27,8<br />
trifft völlig <strong>zu</strong><br />
trifft überwiegend <strong>zu</strong><br />
trifft mittelmässig <strong>zu</strong><br />
trifft wenig <strong>zu</strong><br />
trifft gar nicht <strong>zu</strong><br />
20<br />
10<br />
0<br />
4,2<br />
2,8 2,8<br />
52
6.2.7 Antwort auf Frage 4: Hat die Nationalität einen Einfluss auf <strong>das</strong><br />
Bewertungsverhalten der Eltern?<br />
Zur Beantwortung der Frage, ob sich Schweizer Eltern in ihrer Bewertung der <strong>Beratung</strong> von<br />
Eltern anderer Nationalität unterscheiden, wurde ein Kruskal-Wallis-Test durchgeführt.<br />
Drei signifikante Ergebnisse konnten ausgemacht werden: Bei Aussage 7 – „Uns war<br />
bewusst, <strong>das</strong>s die <strong>Beratung</strong> freiwillig ist.“ – (p < .001), bei Aussage 8 – „Unsere Anliegen<br />
und Ansichten waren der <strong>Beratung</strong>sperson wichtig.“ – (p < .05) sowie bei Aussage 12 – „In<br />
der <strong>Beratung</strong> wurde ausreichend über die Stärken unseres Kindes gesprochen.“ – (p < .01).<br />
Aussage 7:<br />
Die Häufigkeitsverteilungen (Grafiken 19a und 19b) machen deutlich, <strong>das</strong>s Schweizer Eltern<br />
deutlich stärker bewusst war, <strong>das</strong>s die <strong>Beratung</strong> freiwillig ist, als dies bei Eltern anderer<br />
Nationalität der Fall war.<br />
Während 92,5% der Schweizer Eltern die Aussage mit „trifft völlig <strong>zu</strong>“ bewertet haben,<br />
setzten nur gerade 57,7% der Eltern anderer Nationalität ihr Kreuz an dieser Stelle.<br />
Aussage 8:<br />
Der Blick auf die Häufigkeitsverteilungen (Grafiken 20a und 20b) zeigt, <strong>das</strong>s Schweizer<br />
Eltern stärker den Eindruck hatten, <strong>das</strong>s ihre Anliegen und Ansichten der <strong>Beratung</strong>sperson<br />
wichtig waren als Eltern anderer Nationalität.<br />
Bei den Schweizer Eltern wählten 70,1% die Antwortalternative „trifft völlig <strong>zu</strong>“, bei den<br />
Eltern anderer Nationalität nur gerade 50,0%.<br />
Die Alternativen „trifft überwiegend <strong>zu</strong>“ und „trifft mittelmässig <strong>zu</strong>“ hingegen wählten<br />
lediglich 26,2% der Schweizer Eltern, dafür 46,2% der Eltern anderer Nationalität.<br />
53
Aussage 12:<br />
Bezüglich der Stärken des Kindes zeigen die Häufigkeitsverteilungen (Grafiken 21a und 21b)<br />
deutliche Unterschiede zwischen dem Antwortverhalten von Schweizer Eltern und jenem von<br />
Eltern anderer Nationalität.<br />
Während mehr als die Hälfte (56,1%) der Schweizer Eltern die Aussage mit „trifft völlig <strong>zu</strong>“<br />
bewertet haben, haben nur gerade 26,9% der Eltern anderer Nationalität diese<br />
Antwortalternative gewählt.<br />
Der Anteil der Schweizer Eltern, welche „trifft wenig <strong>zu</strong>“ oder „trifft gar nicht <strong>zu</strong>“ angekreuzt<br />
haben, macht nur gerade 4,6% aus; bei den Eltern anderer Nationalität beträgt er fast einen<br />
Viertel (23,1%).<br />
54
Grafiken 19a und 19b: Häufigkeitsverteilungen <strong>zu</strong> Aussage 7– „Uns war<br />
bewusst, <strong>das</strong>s die <strong>Beratung</strong> freiwillig ist.“<br />
Bewertung von Aussage 7 - Schweizer Eltern (N = 106)<br />
100<br />
92,5<br />
90<br />
80<br />
70<br />
%<br />
60<br />
50<br />
40<br />
trifft völlig <strong>zu</strong><br />
trifft überwiegend <strong>zu</strong><br />
trifft mittelmässig <strong>zu</strong><br />
trifft wenig <strong>zu</strong><br />
trifft gar nicht <strong>zu</strong><br />
30<br />
20<br />
10<br />
2,8 1,9 0,9 1,9<br />
0<br />
Bewertung von Aussage 7 - Eltern anderer Nationalität (N = 26)<br />
70<br />
60<br />
57,7<br />
50<br />
%<br />
40<br />
30<br />
trifft völlig <strong>zu</strong><br />
trifft überwiegend <strong>zu</strong><br />
trifft mittelmässig <strong>zu</strong><br />
trifft wenig <strong>zu</strong><br />
trifft gar nicht <strong>zu</strong><br />
20<br />
11,5 11,5 11,5<br />
10<br />
7,7<br />
0<br />
55
Grafiken 20a und 20b: Häufigkeitsverteilungen <strong>zu</strong> Aussage 8 – „Unsere<br />
Anliegen und Ansichten waren der <strong>Beratung</strong>sperson wichtig.“<br />
Bewertung von Aussage 8 - Schweizer Eltern (N = 107)<br />
80<br />
70<br />
70,1<br />
60<br />
%<br />
50<br />
40<br />
30<br />
trifft völlig <strong>zu</strong><br />
trifft überwiegend <strong>zu</strong><br />
trifft mittelmässig <strong>zu</strong><br />
trifft wenig <strong>zu</strong><br />
trifft gar nicht <strong>zu</strong><br />
20<br />
20,6<br />
10<br />
0<br />
5,6<br />
2,8<br />
0,9<br />
Bewertung von Aussage 8 - Eltern anderer Nationaliät (N = 26)<br />
60<br />
50<br />
50,0<br />
40<br />
%<br />
30<br />
30,8<br />
trifft völlig <strong>zu</strong><br />
trifft überwiegend <strong>zu</strong><br />
trifft mittelmässig <strong>zu</strong><br />
trifft wenig <strong>zu</strong><br />
trifft gar nicht <strong>zu</strong><br />
20<br />
15,4<br />
10<br />
3,8<br />
0<br />
0,0<br />
56
Grafiken 21a und 21b: Häufigkeitsverteilungen <strong>zu</strong> Aussage 12 – „In der<br />
<strong>Beratung</strong> wurde ausreichend über die Stärken unseres Kindes gesprochen.“<br />
Bewertung von Aussage 12 - Schweizer Eltern (N = 107)<br />
60<br />
56,1<br />
50<br />
40<br />
%<br />
30<br />
23,4<br />
trifft völlig <strong>zu</strong><br />
trifft überwiegend <strong>zu</strong><br />
trifft mittelmässig <strong>zu</strong><br />
trifft wenig <strong>zu</strong><br />
trifft gar nicht <strong>zu</strong><br />
20<br />
15,9<br />
10<br />
0<br />
3,7<br />
0,9<br />
Bewertung von Aussage 12 - Eltern anderer Nationalität (N = 26)<br />
45<br />
40<br />
38,5<br />
35<br />
30<br />
25<br />
26,9<br />
trifft völlig <strong>zu</strong><br />
trifft überwiegend <strong>zu</strong><br />
%<br />
trifft mittelmässig <strong>zu</strong><br />
20<br />
15<br />
11,5<br />
15,4<br />
trifft wenig <strong>zu</strong><br />
trifft gar nicht <strong>zu</strong><br />
10<br />
7,7<br />
5<br />
0<br />
57
6.2.8 Antwort auf Frage 5: Beeinflusst die Schulstufe des Kindes die elterliche<br />
Bewertung der <strong>Beratung</strong>?<br />
Mittels Kruskal-Wallis-Test wurde der Frage nachgegangen, ob sich Eltern von Kindern in<br />
verschiedenen Schulstufen in ihrer Bewertung der <strong>Beratung</strong> unterscheiden.<br />
Das einzige signifikantes Ergebnis, welches ausgemacht werden konnte, betrifft die Aussage<br />
19 – „In der <strong>Beratung</strong> wurden verschiedene Lebensbereiche (...) unseres Kindes<br />
angesprochen.“ – (p < .05).<br />
Um heraus<strong>zu</strong>finden, welche Schulstufen sich signifikant unterscheiden, wurde der Mann-<br />
Whitney-Test durchgeführt. Dieser zeigte, <strong>das</strong>s signifikante Unterschiede zwischen den<br />
Verteilungen des Kindergartens und der Unterstufe einerseits (p < .05) sowie des<br />
Kindergartens und der Mittelstufe andererseits (p < .05) herrschen.<br />
Die Häufigkeitsverteilungen (Grafiken 22a und 22b sowie 23a und 23b) zeigen, <strong>das</strong>s Eltern<br />
von Kindern im Kindergarten deutlich weniger stark den Eindruck hatten, <strong>das</strong>s über<br />
verschiedene Lebensbereiche ihres Kindes gesprochen wurde als Eltern von Kindern in der<br />
Unter- und der Mittelstufe.<br />
Die Antwortalternative „trifft völlig <strong>zu</strong>“ wählten Eltern von Kindern im Kindergarten nur <strong>zu</strong><br />
18,2% – im Gegensatz <strong>zu</strong> 41,2% der Eltern von Unterstufen- und 52,2% der Eltern von<br />
Mittelstufenschülerinnen und Mittelstufenschülern.<br />
Auffällig sind auch die 24,2% der Eltern von Kindern im Kindergarten, welche ihr Kreuz bei<br />
„trifft wenig <strong>zu</strong>“ gesetzt haben; bei den Eltern von Unterstufenschülerinnen und -schülern<br />
sind es lediglich 9,8%, bei den Eltern von Mittelstufenschülerinnen und -schülern gar nur<br />
8,7%.<br />
58
Grafiken 22a und 22b: Häufigkeitsverteilungen <strong>zu</strong> Aussage 19 – „In der<br />
<strong>Beratung</strong> wurden verschiedene Lebensbereiche unseres Kindes<br />
angesprochen.“<br />
Bewertung von Aussage 19 - Eltern von Kindern im Kindergarten (N = 33)<br />
45<br />
42,4<br />
40<br />
35<br />
30<br />
25<br />
24,2<br />
trifft völlig <strong>zu</strong><br />
trifft überwiegend <strong>zu</strong><br />
%<br />
trifft mittelmässig <strong>zu</strong><br />
20<br />
18,2<br />
trifft wenig <strong>zu</strong><br />
trifft gar nicht <strong>zu</strong><br />
15<br />
10<br />
5<br />
6,1<br />
9,1<br />
0<br />
Bewertung von Aussage 19 - Eltern von Kindern in der Unterstufe (N = 51)<br />
45<br />
41,2<br />
40<br />
35<br />
30<br />
25<br />
25,5<br />
23,5<br />
trifft völlig <strong>zu</strong><br />
trifft überwiegend <strong>zu</strong><br />
%<br />
trifft mittelmässig <strong>zu</strong><br />
20<br />
trifft wenig <strong>zu</strong><br />
trifft gar nicht <strong>zu</strong><br />
15<br />
10<br />
9,8<br />
5<br />
0<br />
0,0<br />
59
Grafiken 23a und 23b: Häufigkeitsverteilungen <strong>zu</strong> Aussage 19 – „In der<br />
<strong>Beratung</strong> wurden verschiedene Lebensbereiche unseres Kindes<br />
angesprochen.“<br />
Bewertung von Aussage 19 - Eltern von Kindern im Kindergarten (N = 33)<br />
45<br />
42,4<br />
40<br />
35<br />
%<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
18,2<br />
24,2<br />
trifft völlig <strong>zu</strong><br />
trifft überwiegend <strong>zu</strong><br />
trifft mittelmässig <strong>zu</strong><br />
trifft wenig <strong>zu</strong><br />
trifft gar nicht <strong>zu</strong><br />
10<br />
5<br />
6,1<br />
9,1<br />
0<br />
Bewertung von Aussage 19 - Eltern von Kindern in der Mittelstufe (N = 23)<br />
60<br />
52,2<br />
50<br />
40<br />
%<br />
30<br />
20<br />
26,1<br />
trifft völlig <strong>zu</strong><br />
trifft überwiegend <strong>zu</strong><br />
trifft mittelmässig <strong>zu</strong><br />
trifft wenig <strong>zu</strong><br />
trifft gar nicht <strong>zu</strong><br />
10<br />
8,7 8,7<br />
4,3<br />
0<br />
60
6.2.9 Antwort auf Frage 6: Beeinflusst die Anzahl <strong>Beratung</strong>stermine die elterliche<br />
Bewertung der <strong>Beratung</strong>?<br />
Unter Anwendung des Kruskal-Wallis-Tests wurde der Frage nachgegangen, ob die<br />
Bewertungen der <strong>Beratung</strong> in Abhängigkeit mit der Anzahl <strong>Beratung</strong>stermine steht.<br />
Dabei lieferte Aussage 16 – „Über die Testergebnisse wurden wir ausreichend orientiert.“ –<br />
<strong>das</strong> einzige signifikante Ergebnis (p < .05).<br />
Um <strong>zu</strong> bestimmen, zwischen welchen Gruppen („1 bis 3“, „4 bis 6“, „7 oder mehr“<br />
<strong>Beratung</strong>stermine) signifikante Unterschiede bestehen, wurde der Mann-Whitney-Test<br />
durchgeführt. Dabei zeigte sich, <strong>das</strong>s die signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen<br />
„1 bis 3“ und „7 oder mehr“ und den Gruppen “4 bis 6“ und „7 oder mehr“ <strong>zu</strong> finden sind<br />
(beide p < .01; Grafiken 24a und 24b sowie 25a und 25b).<br />
Ein Blick auf die Häufigkeitsverteilung der Anzahl <strong>Beratung</strong>stermine in der Stichprobe<br />
(Grafik 26) liefert einen Hinweis darauf, woher diese signifikanten Unterschiede rühren; da<br />
die Gruppe mit „7 oder mehr“ <strong>Beratung</strong>sterminen nur 4,5% der Befragten ausmacht, ist die<br />
auffällige Verteilung der Antworten nachvollziehbar.<br />
61
Grafiken 24a und 24b: Häufigkeitsverteilungen <strong>zu</strong> Aussage 16 – „Über die<br />
Testergebnisse wurden wir ausreichend orientiert.“<br />
Bewertung von Aussage 16 - 1 bis 3 Termine (N = 108)<br />
45<br />
40<br />
40,7<br />
35<br />
32,4<br />
%<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
14,8<br />
trifft völlig <strong>zu</strong><br />
trifft überwiegend <strong>zu</strong><br />
trifft mittelmässig <strong>zu</strong><br />
trifft wenig <strong>zu</strong><br />
trifft gar nicht <strong>zu</strong><br />
keine Tests gemacht<br />
10<br />
5<br />
5,6<br />
4,6<br />
1,9<br />
0<br />
Bewertung von Aussage 16 - 7 oder mehr Termine (N = 6)<br />
80<br />
70<br />
66,7<br />
60<br />
%<br />
50<br />
40<br />
30<br />
33,3<br />
trifft völlig <strong>zu</strong><br />
trifft überwiegend <strong>zu</strong><br />
trifft mittelmässig <strong>zu</strong><br />
trifft wenig <strong>zu</strong><br />
trifft gar nicht <strong>zu</strong><br />
keine Tests gemacht<br />
20<br />
10<br />
0<br />
0,0 0,0 0,0 0,0<br />
62
Grafiken 25a und 25b: Häufigkeitsverteilungen <strong>zu</strong> Aussage 16 – „Über die<br />
Testergebnisse wurden wir ausreichend orientiert.“<br />
Bewertung von Aussage 16 - 4 bis 6 Termine (N = 19)<br />
50<br />
47,4<br />
45<br />
40<br />
%<br />
35<br />
30<br />
25<br />
20<br />
31,6<br />
trifft völlig <strong>zu</strong><br />
trifft überwiegend <strong>zu</strong><br />
trifft mittelmässig <strong>zu</strong><br />
trifft wenig <strong>zu</strong><br />
trifft gar nicht <strong>zu</strong><br />
keine Tests gemacht<br />
15<br />
10<br />
10,5<br />
10,5<br />
5<br />
0<br />
0,0 0,0<br />
Bewertung von Aussage 16 - 7 oder mehr Termine (N = 6)<br />
80<br />
70<br />
66,7<br />
60<br />
%<br />
50<br />
40<br />
30<br />
33,3<br />
trifft völlig <strong>zu</strong><br />
trifft überwiegend <strong>zu</strong><br />
trifft mittelmässig <strong>zu</strong><br />
trifft wenig <strong>zu</strong><br />
trifft gar nicht <strong>zu</strong><br />
keine Tests gemacht<br />
20<br />
10<br />
0<br />
0,0 0,0 0,0 0,0<br />
63
Grafik 26: Anzahl Termine mit der Schulpsychologin/dem Schulpsychologen<br />
(N = 133)<br />
90<br />
80<br />
81,2<br />
70<br />
60<br />
%<br />
50<br />
40<br />
1 bis 3<br />
4 bis 6<br />
7 oder mehr<br />
30<br />
20<br />
14,3<br />
10<br />
4,5<br />
0<br />
64
6.2.10 Antwort auf Frage 7: Unterscheiden sich Eltern von Kindern, für welche eine<br />
Massnahme getroffen wurde, in ihrer Bewertung von jenen, für deren Kinder<br />
keine solche beschlossen wurde?<br />
Zur Beantwortung der Frage, ob sich Eltern, für deren Kinder ein Massnahme beschlossen<br />
wurde, von den Eltern, für deren Kinder keine solche angeordnet wurde, unterscheiden, wurde<br />
ein Kruskal-Wallis-Test durchgeführt.<br />
Das signifikante Resultat, welches gefunden wurde, betrifft die Aussage 16 – „Über die<br />
Testergebnisse wurden wir ausreichend orientiert.“ – (p < .001).<br />
Die Betrachtung der Häufigkeitsverteilungen (Grafiken 27a und 27b) zeigt, <strong>das</strong>s der Anteil<br />
der Kinder, welche keine Testaufgaben lösen musste, bei denen, für welche keine Massnahme<br />
getroffen wurde, deutlich höher ist als bei jenen, für welche eine solche beschlossen wurde<br />
(34,0% versus 6,0%).<br />
Des Weiteren zeigt sich, <strong>das</strong>s Eltern von Kindern, für welche keine Massnahme beschlossen<br />
wurde, überwiegend „trifft völlig <strong>zu</strong>“ angekreuzt haben (44,7%), Eltern von Kindern, für<br />
welche eine Massnahme beschlossen wurde, hingegen „trifft überwiegend <strong>zu</strong>“ (40,5%).<br />
65
Grafiken 27a und 27b: Häufigkeitsverteilungen <strong>zu</strong> Aussage 16 – „Über die<br />
Testergebnisse wurden wir ausreichend orientiert.“<br />
Bewertung von Aussage 16 - Eltern von Kindern mit Massnahme (N = 84)<br />
45<br />
40<br />
39,3<br />
40,5<br />
35<br />
%<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
trifft völlig <strong>zu</strong><br />
trifft überwiegend <strong>zu</strong><br />
trifft mittelmässig <strong>zu</strong><br />
trifft wenig <strong>zu</strong><br />
trifft gar nicht <strong>zu</strong><br />
keine Tests gemacht<br />
10<br />
5<br />
7,1<br />
4,8<br />
2,4<br />
6,0<br />
0<br />
Bewertung von Aussage 16 - Eltern von Kindern ohne Massnahme (N = 47)<br />
50<br />
45<br />
44,7<br />
40<br />
35<br />
34,0<br />
%<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
14,9<br />
trifft völlig <strong>zu</strong><br />
trifft überwiegend <strong>zu</strong><br />
trifft mittelmässig <strong>zu</strong><br />
trifft wenig <strong>zu</strong><br />
trifft gar nicht <strong>zu</strong><br />
keine Tests gemacht<br />
10<br />
5<br />
0<br />
4,3<br />
2,1<br />
0,0<br />
66
6.2.11 Unterscheiden sich diejenigen Eltern, welche weitere <strong>Beratung</strong> gewünscht hätten,<br />
hinsichtlich ihrer Bewertung der <strong>Beratung</strong> von denjenigen Eltern, welche diesen<br />
Wunsch nicht geäussert haben?<br />
Ein Blick auf die in Grafik 28 dargestellte Häufigkeitsverteilung der Aussage 23 – „Wir<br />
hätten uns weitere <strong>Beratung</strong> gewünscht.“ – zeigt, <strong>das</strong>s der Grossteil der Eltern keine weitere<br />
<strong>Beratung</strong> gewünscht hätte; 52,6% der Eltern setzten ihr Kreuz bei „trifft gar nicht <strong>zu</strong>“.<br />
Die Häufigkeitsverteilung <strong>zu</strong> Aussage 24 – „Mit der <strong>Beratung</strong> sind wir insgesamt <strong>zu</strong>frieden.“<br />
– macht in Grafik 29 deutlich, <strong>das</strong>s die meisten Eltern mit der <strong>Beratung</strong> <strong>zu</strong>frieden sind; 54,6%<br />
kreuzten die Antwortalternative „trifft völlig <strong>zu</strong>“ an.<br />
Es stellt sich nun die Frage, ob diejenigen Eltern, welche keine weitere <strong>Beratung</strong> gewünscht<br />
hätten, die im Leitbild genannten Haltungen und Ziele als besonders gut erreicht ansehen und<br />
mit der <strong>Beratung</strong> <strong>zu</strong>frieden sind, oder ob es sich genau umgekehrt verhält, <strong>das</strong>s diese die<br />
<strong>Beratung</strong> also speziell negativ bewerten und darum keine weiteren Termine mehr gewünscht<br />
hätten.<br />
Um dieser Frage nach<strong>zu</strong>gehen, wurden die Eltern anhand der Aussage 23 in zwei Gruppen<br />
eingeteilt: Zu denjenigen, welche keine weitere <strong>Beratung</strong> gewünscht hätten, wurden die<br />
Antwortalternativen „trifft gar nicht <strong>zu</strong>“ und „trifft wenig <strong>zu</strong>“ gezählt. Diejenigen, welche<br />
eine der Kategorien „trifft mittelmässig <strong>zu</strong>“, „trifft überwiegend <strong>zu</strong>“ oder „trifft völlig <strong>zu</strong>“<br />
angekreuzt hatten, wurden <strong>zu</strong> der Gruppe gezählt, welche weitere <strong>Beratung</strong> gewünscht hätte.<br />
Anhand des Kruskal-Wallis-Tests wurde dann der Frage nachgegangen, ob sich diese beiden<br />
Gruppen in ihren Bewertungen der <strong>Beratung</strong> unterscheiden.<br />
Bei den folgenden drei Aussagen konnten signifikante Ergebnisse ausgemacht werden:<br />
Bei Aussage 8 – „Unsere Anliegen und Ansichten waren der <strong>Beratung</strong>sperson wichtig.“ –, bei<br />
Aussage 16 – „Über die Testergebnisse wurden wir ausreichend orientiert.“ – sowie bei<br />
Aussage 22 – „Die Massnahme hat <strong>zu</strong> einer Verbesserung der Situation geführt.“ (jeweils<br />
p < .05).<br />
67
Aussage 8:<br />
Anhand der Häufigkeitsverteilungen (Grafiken 30a und 30b) wird deutlich, <strong>das</strong>s diejenigen<br />
Eltern, welche keine weitere <strong>Beratung</strong> gewünscht hätten, eindeutig klarer der Ansicht waren,<br />
<strong>das</strong>s ihre Anliegen und Ansichten der <strong>Beratung</strong>sperson wichtig waren als jene, welche weitere<br />
<strong>Beratung</strong> gewünscht hätten (75,6% versus 52,8% der Kreuze bei „trifft völlig <strong>zu</strong>“).<br />
Aussage 16:<br />
Die Häufigkeitsverteilungen (Grafiken 31a und 31b) zeigen, <strong>das</strong>s unter denjenigen Eltern,<br />
welche keine weitere <strong>Beratung</strong> gewünscht hätten, der Anteil an Kindern, die keine<br />
Testaufgaben lösen musste, mit 20% deutlich über dem Anteil in der anderen Gruppe (8,3%)<br />
liegt.<br />
Davon abgesehen dominiert in der Gruppe der Eltern, welche keine weitere <strong>Beratung</strong><br />
gewünscht hätte, die Antwortalternative „trifft völlig <strong>zu</strong>“ mit 42,3%, in der Gruppe, welche<br />
weitere <strong>Beratung</strong> gewünscht hätte, umfassen die beiden Kategorien „trifft völlig <strong>zu</strong>“ und<br />
„trifft überwiegend <strong>zu</strong>“ je 36,1%.<br />
Aussage 22:<br />
Wie die Häufigkeitsverteilungen (Grafiken 32a und 32b) veranschaulichen, macht unter<br />
denjenigen Eltern, welche keine weitere <strong>Beratung</strong> gewünscht hätten, der Anteil an Kindern,<br />
für welche keine Massnahme getroffen wurde, mit rund einem Drittel (33,8%) klar mehr aus<br />
als die 20,6% – rund ein Fünftel – in der anderen Gruppe.<br />
Abgesehen davon haben die Eltern, welche keine weitere <strong>Beratung</strong> gewünscht hätten, <strong>zu</strong>m<br />
grössten Teil (31,0%) „trifft völlig <strong>zu</strong>“ angekreuzt, <strong>was</strong> bedeutet, <strong>das</strong>s <strong>sie</strong> der Ansicht sind,<br />
<strong>das</strong>s die Massnahme <strong>zu</strong> einer Verbesserung geführt hat.<br />
Nur 2,8% der Eltern sind der Ansicht, die Massnahme habe „wenig“ oder „gar nicht“ <strong>zu</strong> einer<br />
Verbesserung der Situation beigetragen.<br />
68
Anders <strong>sie</strong>ht <strong>das</strong> Bild in der Gruppe aus, welche sich weitere <strong>Beratung</strong> gewünscht hätte: Zwar<br />
ist auch bei ihnen mit 26,5% der Antworten in der Kategorie „trifft völlig <strong>zu</strong>“ der Grossteil<br />
der Ansicht, <strong>das</strong>s die Massnahme die Situation verbessert habe. Ein Fünftel (20,6%) ist jedoch<br />
nur „mittelmässig“ dieser Ansicht, 14,7% gar nur „wenig“ bis „gar nicht“.<br />
69
Grafik 28: Bewertung von Aussage 23 – „Wir hätten uns weitere<br />
<strong>Beratung</strong>sgespräche gewünscht.“ (N = 114)<br />
60<br />
52,6<br />
50<br />
40<br />
%<br />
30<br />
trifft völlig <strong>zu</strong><br />
trifft überwiegend <strong>zu</strong><br />
trifft mittelmässig <strong>zu</strong><br />
trifft wenig <strong>zu</strong><br />
trifft gar nicht <strong>zu</strong><br />
20<br />
14,9<br />
15,8<br />
10<br />
9,6<br />
7,0<br />
0<br />
Grafik 29: Bewertung von Aussage 24 – „Mit der <strong>Beratung</strong> sind wir insgesamt<br />
<strong>zu</strong>frieden.“ (N = 119)<br />
60<br />
54,6<br />
50<br />
40<br />
%<br />
30<br />
28,6<br />
trifft völlig <strong>zu</strong><br />
trifft überwiegend <strong>zu</strong><br />
trifft mittelmässig <strong>zu</strong><br />
trifft wenig <strong>zu</strong><br />
trifft gar nicht <strong>zu</strong><br />
20<br />
10<br />
10,1<br />
2,5<br />
4,2<br />
0<br />
70
Grafiken 30a und 30b: Häufigkeitsverteilungen <strong>zu</strong> Aussage 8 – „Unsere<br />
Anliegen und Ansichten waren der <strong>Beratung</strong>sperson wichtig.“<br />
Bewertung von Aussage 8 - keine weitere <strong>Beratung</strong> gewünscht (N = 78)<br />
80<br />
75,6<br />
70<br />
60<br />
%<br />
50<br />
40<br />
30<br />
trifft völlig <strong>zu</strong><br />
trifft überwiegend <strong>zu</strong><br />
trifft mittelmässig <strong>zu</strong><br />
trifft wenig <strong>zu</strong><br />
trifft gar nicht <strong>zu</strong><br />
20<br />
15,4<br />
10<br />
5,1<br />
2,6<br />
1,3<br />
0<br />
Bewertung von Aussage 8 - weitere <strong>Beratung</strong> gewünscht (N = 36)<br />
60<br />
52,8<br />
50<br />
%<br />
40<br />
30<br />
20<br />
33,3<br />
trifft völlig <strong>zu</strong><br />
trifft überwiegend <strong>zu</strong><br />
trifft mittelmässig <strong>zu</strong><br />
trifft wenig <strong>zu</strong><br />
trifft gar nicht <strong>zu</strong><br />
11,1<br />
10<br />
0<br />
2,8<br />
0,0<br />
71
Grafiken 31a und 31b: Häufigkeitsverteilungen <strong>zu</strong> Aussage 16 – „Über die<br />
Testergebnisse wurden wir ausreichend informiert.“<br />
Bewertung von Aussage 16 - keine weitere <strong>Beratung</strong> gewünscht (N = 78)<br />
45<br />
42,3<br />
40<br />
35<br />
%<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
28,2<br />
20,5<br />
trifft völlig <strong>zu</strong><br />
trifft überwiegend <strong>zu</strong><br />
trifft mittelmässig <strong>zu</strong><br />
trifft wenig <strong>zu</strong><br />
trifft gar nicht <strong>zu</strong><br />
keine Tests gemacht<br />
10<br />
5<br />
3,8<br />
2,6 2,6<br />
0<br />
Bewertung von Aussage 16 - weitere <strong>Beratung</strong> gewünscht (N = 36)<br />
40<br />
36,1 36,1<br />
35<br />
30<br />
%<br />
25<br />
20<br />
15<br />
trifft völlig <strong>zu</strong><br />
trifft überwiegend <strong>zu</strong><br />
trifft mittelmässig <strong>zu</strong><br />
trifft wenig <strong>zu</strong><br />
trifft gar nicht <strong>zu</strong><br />
keine Tests gemacht<br />
11,1<br />
10<br />
8,3<br />
8,3<br />
5<br />
0<br />
0,0<br />
72
Grafiken 32a und 32b: Häufigkeitsverteilungen <strong>zu</strong> Aussage 22 – „Die<br />
Massnahme hat <strong>zu</strong> einer Verbesserung der Situation geführt.“<br />
Bewertung von Aussage 22 - keine weitere <strong>Beratung</strong> gewünscht (N = 71)<br />
40<br />
35<br />
33,8<br />
31,0<br />
30<br />
%<br />
25<br />
20<br />
15<br />
23,9<br />
trifft völlig <strong>zu</strong><br />
trifft überwiegend <strong>zu</strong><br />
trifft mittelmässig <strong>zu</strong><br />
trifft wenig <strong>zu</strong><br />
trifft gar nicht <strong>zu</strong><br />
keine Massnahme getroffen<br />
10<br />
8,5<br />
5<br />
1,4 1,4<br />
0<br />
Bewertung von Aussage 22 - weitere <strong>Beratung</strong> gewünscht (N = 34)<br />
30<br />
26,5<br />
25<br />
%<br />
20<br />
15<br />
10<br />
17,6<br />
20,6<br />
8,8<br />
20,6<br />
trifft völlig <strong>zu</strong><br />
trifft überwiegend <strong>zu</strong><br />
trifft mittelmässig <strong>zu</strong><br />
trifft wenig <strong>zu</strong><br />
trifft gar nicht <strong>zu</strong><br />
keine Massnahme getroffen<br />
5,9<br />
5<br />
0<br />
73
6.3 Kommentare<br />
Insgesamt 61 Eltern – also fast die Hälfte derjenigen, welche ihren Fragebogen retournierten<br />
(N = 133) – haben am Ende des Fragebogens die Gelegenheit da<strong>zu</strong> genutzt, einen Kommentar<br />
ab<strong>zu</strong>geben; eine Sammlung sämtlicher Kommentare befindet sich im Anhang.<br />
An dieser Stelle soll nun eine Auswahl an zentralen thematischen Aspekten beleuchtet<br />
werden, welche wiederholt in den Kommentaren erwähnt wurden. Zur Illustration werden<br />
jeweils passende Kommentare und Kommentarpassagen (kursiv gedruckt) angefügt.<br />
• Für viele Eltern war die <strong>Beratung</strong> eine positive, bereichernde Erfahrung; <strong>sie</strong><br />
fühlten sich von der <strong>Beratung</strong>sperson verstanden, in ihrem Eindruck bestätigt<br />
und unterstützt.<br />
„Die <strong>Beratung</strong> war da<strong>zu</strong> bestimmt ab<strong>zu</strong>klären, ob unser Kind in die 1. Klasse oder in eine<br />
Kleinklasse soll oder ob es die 1. Klasse in zwei Jahren absolviert. Die <strong>Beratung</strong> war gut,<br />
so <strong>das</strong>s wir uns entscheiden konnten...“<br />
„Wir wurden sehr gut beraten und die Einschät<strong>zu</strong>ng, <strong>das</strong>s Michael die 4. Klasse schafft,<br />
hat sich bestätigt...“<br />
„... Die erfolgte <strong>Beratung</strong> hat uns voll und ganz bei der Entscheidung geholfen.“<br />
„Mit Herrn F. haben wir einen idealen Gesprächspartner kennen gelernt. Er hat sehr viel<br />
Erfahrung und Einfühlungsvermögen, hinterfragt, nimmt Stellung, fordert mit<br />
Gegenfragen heraus und gibt reali<strong>sie</strong>rbare Tipps.“<br />
Ein Grossteil der Eltern, welche einen Kommentar abgegeben hat, äussert sich sehr <strong>zu</strong>frieden<br />
mit der <strong>Beratung</strong> und/oder der <strong>Beratung</strong>sperson. Für diese Eltern war die <strong>Beratung</strong> – ganz im<br />
Sinne des im Leitbild des SPD festgehaltenen Zieles – Hilfe <strong>zu</strong>r Selbsthilfe; <strong>sie</strong> bekamen von<br />
ihrer <strong>Beratung</strong>sperson die Informationen und die Hilfestellung, um sich entscheiden <strong>zu</strong><br />
können.<br />
74
Die Eltern haben sich von ihrer <strong>Beratung</strong>sperson verstanden und ernst genommen gefühlt,<br />
wurden von ihr also „dort abgeholt, wo <strong>sie</strong> waren“ (empathische Haltung der<br />
<strong>Beratung</strong>sperson, gelungenes Joining).<br />
• Viele Eltern berichten, <strong>das</strong>s die getroffene Massnahme nicht nur ihrem Kind,<br />
sondern der ganzen Familie et<strong>was</strong> gebracht hat.<br />
„Meine Tochter ist durch diese wöchentliche Stunde auf einem guten Weg, sich mit<br />
unserer Scheidung <strong>zu</strong> arrangieren. Sie sagt von sich selber, <strong>das</strong>s es ihr viel besser gehe.<br />
Gleichzeitig wurde mir eine riesige Last von den Schultern genommen. Ich bin sehr froh,<br />
<strong>das</strong>s diese „Institution“ besteht.“<br />
„... Die getroffene Massnahme war wirklich die Lösung für die bestehenden Konflikte und<br />
hat die Beziehung und <strong>das</strong> Verständnis zwischen Kind und Eltern deutlich verbessert...“<br />
„.... Familiensituation nach drei Monaten [Therapiebehandlung beim Jugendpsychiater]<br />
wieder für alle in Ordnung.“<br />
In einem System – und die Familie stellt ein solches dar – sind alle Teile miteinander<br />
verbunden; wenn ein Teil (Familienmitglied) sich verändert, betrifft dies auch die anderen.<br />
So bekommen nicht nur die Schwierigkeiten eines Kindes alle Familienmitglieder <strong>zu</strong> spüren<br />
(indem sich <strong>das</strong> Kind z. B. jeden Morgen bei seiner Mutter ausweint, wenn es <strong>zu</strong>r Schule<br />
muss oder vom Vater zigmal aufgefordert werden muss, seine Hausaufgaben <strong>zu</strong> erledigen),<br />
sondern auch, wenn eine geeignete Massnahme ihm hilft, diese an<strong>zu</strong>gehen.<br />
Die positive Erfahrung, Schwierigkeiten erfolgreich bewältigt <strong>zu</strong> haben, bedeutet eine<br />
Erhöhung des Copingpotenzials sowohl für <strong>das</strong> Kind, als auch für seine Eltern.<br />
75
• Einige Eltern sind enttäuscht von der <strong>Beratung</strong>, da <strong>sie</strong> an der Situation nichts<br />
ändern konnte; <strong>sie</strong> zweifeln an der Kompetenz der Schulpsychologinnen und<br />
-psychologen.<br />
„Die Abklärung beim SPD hat unserem Kind und uns Eltern nichts gebracht. Die<br />
Erkenntnisse der „Psychologin“ hatten wir schon, aber bei der erhofften Lösung des<br />
Problems konnte <strong>sie</strong> uns nicht helfen. Ich zweifle an der Fähigkeit von<br />
Schulpsychologen.“<br />
„Bei der konkreten Frage nach Legasthenie/Dyslexie wurde ein Intelligenztest gemacht,<br />
der fehl am Platz war (Hochbegabung). Eine Unterscheidung Dyslexie und sprachliche<br />
Schwäche konnte nicht gemacht werden, konkrete, passende Vorschläge auch nicht.<br />
Komplexe Zusammenhänge versteht <strong>das</strong> Kind noch heute nicht. Noten in sprachlichen<br />
Fächern: Allesamt nicht genügend! Guter Ratschlag vom Psychologen: Keiner.“<br />
Vor allem dann, wenn die Schulpsychologin/der Schulpsychologe ein Problem lediglich<br />
konstatieren konnte, für dieses aber keine einfache Lösung parat hatte, reagieren die Eltern<br />
mit Unverständnis und Un<strong>zu</strong>friedenheit. Dafür können falsche Erwartungen an die <strong>Beratung</strong> –<br />
„Die Psychologin muss nur einen Schalter umlegen, und unser Kind ‚funktioniert’ wieder.“ –<br />
oder auch die fehlende Bereitschaft, <strong>das</strong> Problem ganzheitlich – sprich unter Einbe<strong>zu</strong>g der<br />
aktiven Mitarbeit von Familie und Schule – an<strong>zu</strong>gehen, verantwortlich sein. Eventuell wird<br />
die Verantwortung dann an die Schulpsychologin/den Schulpsychologen delegiert – und<br />
entsprechend ist dann auch <strong>sie</strong>/er es, die/der <strong>das</strong> Problem nicht lösen konnte und „versagt“<br />
hat.<br />
76
• Die Eltern bedauern die langen Wartezeiten sowie <strong>das</strong> Fehlen von<br />
Nachkontrollen.<br />
„Die Wartefrist ist eindeutig <strong>zu</strong> lang; bis <strong>zu</strong>r ersten <strong>Beratung</strong> kann sich noch vieles<br />
ändern...“<br />
„Wir mussten sehr lange (drei Monate) auf den ersten Termin warten. So mussten wir<br />
unserem Sohn kurz vor den Sommerferien sagen, <strong>das</strong>s er die Klasse wiederholen müsse.“<br />
„Die vielen Termine der Fachperson zwingen rasche Resultate herbei, <strong>was</strong> nicht immer<br />
förderlich ist. Eine Auswertung und Nachgespräche wären ebenfalls sinnvoll, jedoch nicht<br />
reali<strong>sie</strong>rbar.“<br />
„... Man kam nach der <strong>Beratung</strong> <strong>zu</strong>m Schluss, <strong>das</strong>s ein zweites Gespräch (evl. telefonisch)<br />
einige Wochen später stattfinden sollte. Leider wurden wir aber von der beratenden<br />
Person nicht mehr kontaktiert...“<br />
„Es wäre eventuell sinnvoll, so ca. nach einem halben Jahr ein „Kontrollgespräch“<br />
durch<strong>zu</strong>führen mit dem Schüler und den Eltern, damit man <strong>sie</strong>ht, <strong>was</strong> sich verbessert,<br />
resp. verschlechtert hat.“<br />
„... Der SPD müsste von Zeit <strong>zu</strong> Zeit seine Fälle evaluieren.“<br />
Diese Kritikpunkte stehen mit grosser Wahrscheinlichkeit mit der Tatsache im<br />
Zusammenhang, <strong>das</strong>s der SPD Horgen – so wie die meisten SPDs – eine von Jahr <strong>zu</strong> Jahr<br />
steigende Anzahl Anmeldungen <strong>zu</strong> verzeichnen hat (<strong>sie</strong>he da<strong>zu</strong> Schulpsychologischer Dienst<br />
des Bezirkes Horgen, o. J.), und so oft unter Zeit- und Termindruck gerät.<br />
Für die Eltern ist es jedoch schwierig, wenn <strong>sie</strong> mit ihrem Kind erst Monate nach der<br />
Anmeldung beim SPD vorbeikommen können und bis dahin mit ihren Problemen alleine<br />
gelassen werden. Auch wenn Kontrollgespräche – vor allem dann, wenn <strong>sie</strong> den Eltern in<br />
Aussicht gestellt worden sind – nicht stattfinden, bedeutet <strong>das</strong> für die Eltern Verunsicherung<br />
und Enttäuschung.<br />
77
Kontrollgespräche wären indes nicht nur für die Familien wertvoll, sondern auch für den<br />
SPD; durch Verlaufskontrollen kann er sich ein Bild über die Entwicklung der Situation<br />
machen und bekommt Informationen drüber, wie allfällige Massnahmen dem Kind und seiner<br />
Familie helfen (Erfahrungs<strong>zu</strong>wachs → Erhöhung der <strong>Beratung</strong>squalität).<br />
Eine Verkür<strong>zu</strong>ng der Wartezeit und die Möglichkeit für Kontrollgespräche sind jedoch nicht<br />
nur eine Frage des Wollens, sondern auch der finanziellen Möglichkeiten; der SPD wird von<br />
der Gemeinde finanziert und ist somit abhängig von deren Politik.<br />
• Die Eltern bedauern bzw. bemängeln, <strong>das</strong>s in der Regelklasse wenig Rücksicht<br />
auf auffällige Kinder genommen wird, also wenig integrativ gearbeitet wird.<br />
• Es wird kriti<strong>sie</strong>rt, <strong>das</strong>s die Lehrpersonen Auffälligkeiten wie Legasthenie nicht<br />
erkennen und wenig informiert sind über die Massnahmen, welche ergriffen<br />
werden könnten.<br />
„Unser Sohn hätte in eine Kleinklasse gehen sollen. Das war aber unmöglich, da es <strong>zu</strong><br />
wenige davon gibt. Meiner Meinung nach sind die Primarlehrer <strong>zu</strong> wenig orientiert über<br />
die therapeutischen Massnahmen die es gibt und es wäre möglich, Kinder mit leichteren<br />
„Problemen“ in die „normale“ Klasse <strong>zu</strong> integrieren. Kinder wie mein Sohn (mit<br />
Konzentrationsstörungen und leichter Hyperaktivität) lernen besser, wenn <strong>sie</strong> nicht als<br />
„Sonderfälle“ eingestuft und behandelt werden.“<br />
„... Der jüngere [Sohn] (Fragebogen) hat die Primarschule gut geschafft, aber mit drei<br />
Sprachen in der Sek. A fast resigniert (wenig Verständnis für Legastheniker, keine<br />
Berücksichtigung bei den Noten)...“<br />
„... Die Kindergärtnerinnen sollten vermehrt auf eine mögliche Legasthenie achten, damit<br />
es anderen Kindern nicht so ergeht wie meinem Sohn...“<br />
78
„Bei der Abklärung stellte sich heraus, <strong>das</strong>s unser Sohn hoch intelligent und<br />
Legastheniker ist. Mich ärgerte es masslos, <strong>das</strong>s solche Dinge den Lehrern nicht<br />
auffallen. Hätte ich mich nicht beim Schulpsychologischen Dienst gemeldet, wäre mein<br />
Sohn wohl in die Sek. B abgestiegen...“<br />
Die oben genannten Punkte machen deutlich, <strong>das</strong>s der <strong>Beratung</strong>serfolg massgeblich davon<br />
abhängt, wie erfolgreich die Zusammenarbeit zwischen SPD und Schule gestaltet werden<br />
kann – und <strong>das</strong>s dies letztlich auch ein politisches Thema ist.<br />
Von den Lehrerinnen und Lehrern wird verlangt, <strong>das</strong>s <strong>sie</strong> in immer grösser werdenden<br />
Klassen und bei einem sehr straffen Lehrplan auf die individuellen Bedürfnisse ihrer<br />
Schülerinnen und Schüler eingehen – ein anspruchsvolles Unterfangen. Gleichzeitig sollen <strong>sie</strong><br />
über Auffälligkeiten und Störungen Bescheid wissen sowie über Massnahmen, welche<br />
getroffen werden könnten.<br />
Der SPD kann in Form von Weiterbildungsangeboten sowie Coaching für Lehrpersonen da<strong>zu</strong><br />
beitragen, <strong>das</strong>s Lehrerinnen und Lehrer auffälligen Kindern entsprechende Hilfestellung<br />
geben können bzw. <strong>das</strong>s diese durch den SPD rechtzeitig abgeklärt werden.<br />
Letztlich liegt der Ball aber bei der Schulpflege bzw. den Politikerinnen und Politikern, denn<br />
ohne entsprechende Gelder können die Un<strong>zu</strong>länglichkeiten im Bereiche Schule nicht<br />
angegangen werden.<br />
• Es wird kriti<strong>sie</strong>rt, <strong>das</strong>s der SPD voreingenommen arbeitet und die Sichtweise<br />
der Schule übernimmt.<br />
„Bei der <strong>Beratung</strong> wurde die Sicht der Schule über die Schwierigkeiten des Kindes<br />
vollständig übernommen, es haben sich keine neuen Lösungswege für die<br />
Schulschwierigkeiten ergeben. Die Schwierigkeiten wurden individuali<strong>sie</strong>rt, nicht in<br />
Zusammenhang mit dem System Schule/LehrerInnen gebracht.“<br />
„In meinen Augen stand <strong>das</strong> Wohl der Kindergärtnerin im Vordergrund. Kinder, die<br />
adoptiert sind, sind bereits „schubladi<strong>sie</strong>rt“. Es ist logisch, <strong>das</strong>s diese Kinder Probleme<br />
haben – <strong>das</strong> war die Ansicht unserer <strong>Beratung</strong>sperson! ...“<br />
79
Damit ein <strong>Beratung</strong>sprozess erfolgreich ablaufen kann, ist es von zentraler Bedeutung, <strong>das</strong>s<br />
Lehrperson und Eltern als Team an der Lösung der Schwierigkeiten des Kindes arbeiten.<br />
Wenn bei den Eltern jedoch der Eindruck entsteht, <strong>das</strong>s ihnen von Seiten der Lehrperson<br />
und/oder der Schulpsychologin/dem Schulpsychologen die „Schuld“ an den Schwierigkeiten<br />
des Kindes <strong>zu</strong>geschoben wird bzw. <strong>das</strong>s <strong>das</strong> Problem auf <strong>sie</strong> „abgeschoben“ werden soll, ist<br />
der <strong>Beratung</strong>serfolg in Frage gestellt. Es ist daher wichtig, <strong>das</strong>s die Schulpsychologin/der<br />
Schulpsychologe Eltern und Lehrperson möglichst an einem Tisch versammelt und die<br />
Anliegen und Ansichten beider Seiten anhört (empathische Grundhaltung).<br />
Die Lösungsfindung sollte sodann gemeinsam stattfinden und für alle Parteien transparent<br />
ablaufen; den Eltern muss klar sein, warum die Schulpsychologin/der Schulpsychologe ein<br />
bestimmtes Vorgehen empfiehlt – nämlich weil es ihrem/seinem fachlichen Wissen und<br />
ihrer/seiner Erfahrung entspricht, und nicht, „weil es die Lehrerin so wollte“.<br />
80
7 Diskussion<br />
Zunächst werden die Ergebnisse bezüglich der Themenkreise <strong>zu</strong>m Leitbild und die Ergebnisse<br />
bezüglich der Antworten auf die Fragen – entsprechend der Reihenfolge, welche <strong>sie</strong> im<br />
Ergebnisteil aufweisen – diskutiert.<br />
In einem zweiten Schritt soll, unter Berücksichtigung der Kommentare, herausgearbeitet<br />
werden, welche Ziele und Haltungen des SPD Horgen in den Augen der Eltern deutlich <strong>zu</strong>m<br />
Ausdruck kommen und wo Verbesserungsbedarf besteht.<br />
7.1 Diskussion der Ergebnisse aus der Überprüfung des Leitbildes / der<br />
Beantwortung der Fragen<br />
7.1.1 Themenkreis „Psychosoziale Gesundheit des Kindes“<br />
Wie die Ergebnisse bezüglich der Aussagen <strong>zu</strong> diesem Themenkreis zeigen, wird den Eltern<br />
in der <strong>Beratung</strong> deutlich bewusst, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> Wohl des Kindes im Zentrum der Bemühungen<br />
steht; 91,7% der Eltern haben der entsprechenden Aussage „völlig“ oder „überwiegend“<br />
<strong>zu</strong>gestimmt.<br />
Dass es der <strong>Beratung</strong>sperson wichtig ist, <strong>das</strong>s sich <strong>das</strong> Kind in seinem Umfeld <strong>zu</strong>rechtfinden<br />
kann – mit anderen Worten: <strong>das</strong>s es copingfähig ist –, wurde den Eltern ebenfalls deutlich;<br />
90,9% setzten ihr Kreuz bei „trifft völlig <strong>zu</strong>“ oder „trifft überwiegend <strong>zu</strong>“.<br />
Der Hauptzweck der <strong>Beratung</strong> – die Bemühung um <strong>das</strong> Wohlbefinden des Kindes – kommt<br />
also deutlich <strong>zu</strong>m Ausdruck.<br />
81
7.1.2 Themenkreis „Ganzheitliche Betrachtungsweise der Situation“<br />
Die Ergebnisse <strong>zu</strong>r Aussage „In der <strong>Beratung</strong> wurden verschiedene Lebensbereiche (...)<br />
unseres Kindes angesprochen“ zeigen, <strong>das</strong>s zwar die Mehrheit der Eltern (65,9%) den<br />
Eindruck hat, <strong>das</strong>s dies in der <strong>Beratung</strong> „völlig“ oder „überwiegend“ der Fall war, <strong>das</strong>s aber<br />
auch 18,6% lediglich „mittelmässig“ und 15,5% nur „wenig“ bis „gar nicht“ dieser Ansicht<br />
sind.<br />
Dass die <strong>Beratung</strong> den Eltern zeigt, wie die Situation des Kindes mit Einflüssen aus seinem<br />
Umfeld <strong>zu</strong>sammenhängt, kam für mehr als die Hälfte (57,4%) der Eltern „überwiegend“ bis<br />
„mittelmässig“ <strong>zu</strong>m Ausdruck; knapp ein Viertel (23,6%) der Eltern ist jedoch nur „wenig“<br />
bis „gar nicht“ dieser Ansicht.<br />
Die Resultate deuten darauf hin, <strong>das</strong>s in der <strong>Beratung</strong> die Einbettung der (Schul-)<br />
Schwierigkeiten des Kindes in dessen gesamte Lebenssituation für die Eltern nicht besonders<br />
deutlich wird. Vermutlich wird – vielleicht auch aufgrund der meist knappen Zeit, welche für<br />
die <strong>Beratung</strong> <strong>zu</strong>r Verfügung steht – der Fokus doch sehr auf <strong>das</strong> Kind und seine schulischen<br />
Schwierigkeiten gelegt, statt den Blickwinkel um wichtige Einflussgrössen wie die<br />
Beziehungen <strong>zu</strong> anderen Familienmitgliedern und Freunden <strong>zu</strong> erweitern.<br />
→<br />
Im Rahmen der Diskussion in Kapitel 7.1.5 wird detaillierter auf die Bedeutung der<br />
Ergebnisse des Themenkreises „Ganzheitliche Betrachtungsweise der Situation“<br />
eingegangen.<br />
7.1.3 Themenkreis „Hilfe <strong>zu</strong>r Selbsthilfe“ und Beantwortung der Fragen 1 und 2<br />
(Haben die Eltern durch die <strong>Beratung</strong> gelernt, die Schwierigkeiten ihres Kindes<br />
besser <strong>zu</strong> verstehen?; Erhielten die Eltern durch die <strong>Beratung</strong> Hilfe <strong>zu</strong>r<br />
Selbsthilfe?)<br />
Dass die Eltern sich von der <strong>Beratung</strong> primär wünschen, die Schwierigkeiten ihres Kindes<br />
besser <strong>zu</strong> verstehen und Hilfe <strong>zu</strong>r Selbsthilfe <strong>zu</strong> erhalten, ging – wie in Kapitel 2.1 dargelegt –<br />
aus den Untersuchungen von Schmidtchen et al. (1983), Häring und Gölitz (1993) sowie<br />
Abgottspon (1994) hervor.<br />
82
Die Resultate bezüglich der Erfüllung der Erwartung, die Schwierigkeiten des Kindes besser<br />
<strong>zu</strong> verstehen, fallen in der vorliegenden Arbeit positiv, aber nicht optimal, aus:<br />
Zwar haben 65,7% – und somit praktisch zwei Drittel der Eltern – „überwiegend“ oder<br />
„völlig“ den Eindruck, ihr Kind durch die <strong>Beratung</strong> besser <strong>zu</strong> verstehen; 18% – fast ein<br />
Fünftel der Eltern – sind jedoch nur „wenig“ oder „gar nicht“ dieser Ansicht.<br />
Bezüglich der restlichen Aussagen <strong>zu</strong>m Themenkreis „Hilfe <strong>zu</strong>r Selbsthilfe“ („Die <strong>Beratung</strong><br />
hat uns bei der Lösung der Schwierigkeiten unseres Kindes begleitet.“, „Die <strong>Beratung</strong> war uns<br />
eine Unterstüt<strong>zu</strong>ng bei Entscheidungsfragen.“, „In der <strong>Beratung</strong> haben wir die für uns<br />
wichtigen Informationen bekommen.“, „Über die Testergebnisse wurden wir ausreichend<br />
orientiert.“, „Uns wurden konkrete Hinweise gegeben, wie wir unser Kind unterstützen<br />
können.“) werden – abgesehen von der Orientierung über die Testergebnisse, welche für<br />
86,4% der Eltern „völlig“ oder überwiegend“ ausreichend war – ähnliche Antwortmuster<br />
gefunden: Gut zwei Drittel der Eltern stimmten den Aussagen „völlig“ oder „überwiegend“<br />
<strong>zu</strong>, bis <strong>zu</strong> einem Fünftel kreuzten jedoch „wenig“ oder „gar nicht“ an.<br />
Vereinzelt haben Eltern auf dem Fragebogen vermerkt, <strong>das</strong>s <strong>sie</strong> keine Hilfe dabei gebraucht<br />
hätten, die Schwierigkeiten ihres Kindes <strong>zu</strong> verstehen, <strong>das</strong>s <strong>sie</strong> nicht mit Schwierigkeiten<br />
konfrontiert waren oder aber <strong>das</strong>s <strong>sie</strong> keine Entscheidung hätten treffen müssen. Dies mag den<br />
eher grossen Anteil an Kreuzen bei „trifft wenig <strong>zu</strong>“ und „trifft gar nicht <strong>zu</strong>“ <strong>zu</strong>m Teil<br />
erklären.<br />
In künftigen Erhebungen könnte diese Erkenntnis dahin gehend genutzt werden, <strong>das</strong>s<br />
Aussagen bzw. Fragen <strong>zu</strong>m Bereich Hilfe <strong>zu</strong>r Selbsthilfe anders formuliert werden (z. B.<br />
„Falls Sie eine Entscheidung treffen mussten: Hat Sie die <strong>Beratung</strong> dabei unterstützt?“).<br />
7.1.4 Themenkreis „Achtung und Wertschät<strong>zu</strong>ng der Ratsuchenden durch die<br />
<strong>Beratung</strong>sperson“<br />
Mit den Aussagen <strong>zu</strong> diesem Themenkreis – „Uns wurde erklärt, wie die <strong>Beratung</strong> ablaufen<br />
wird.“, „Uns war bewusst, <strong>das</strong>s die <strong>Beratung</strong> freiwillig ist.“, „Unsere Anliegen und Ansichten<br />
waren der <strong>Beratung</strong>sperson wichtig.“, „Der <strong>Beratung</strong>sperson ist es gelungen, unsere Situation<br />
<strong>zu</strong>treffend <strong>zu</strong> erfassen.“ – werden wichtige Vorausset<strong>zu</strong>ngen für eine erfolgreiche <strong>Beratung</strong><br />
angesprochen:<br />
83
Damit Eltern konstruktiv am <strong>Beratung</strong>sprozess teilnehmen können ist es wichtig, <strong>das</strong>s <strong>sie</strong> die<br />
<strong>Beratung</strong> selber wollen und wissen, <strong>was</strong> dabei auf <strong>sie</strong> <strong>zu</strong>kommt. Denn es sind, wie in Kapitel<br />
3.4 dargelegt, die Beteiligten und nicht die Schulpsychologin/der Schulpsychologe, die an der<br />
Lösung der Schwierigkeiten arbeiten müssen. Die Aufgabe der <strong>Beratung</strong>sperson ist es, die<br />
Eltern ernst <strong>zu</strong> nehmen, <strong>sie</strong> <strong>zu</strong> respektieren und Verständnis für ihre Situation auf<strong>zu</strong>bringen<br />
(empathische Grundhaltung, Joining) und so optimale Rahmenbedingungen für den<br />
<strong>Beratung</strong>sprozess <strong>zu</strong> schaffen.<br />
Der Blick auf die Antworten bezüglich der Aussagen <strong>zu</strong>r Schaffung der genannten<br />
Vorausset<strong>zu</strong>ngen stimmt positiv: Der Grossteil der Eltern – je nach Aussage 80% bis 90% –<br />
ist „völlig“ bis „überwiegend“ der Ansicht, <strong>das</strong>s ihm der Ablauf der <strong>Beratung</strong> erklärt worden<br />
ist, <strong>das</strong>s ihm bewusst war, <strong>das</strong>s die <strong>Beratung</strong> freiwillig ist, <strong>das</strong>s seine Anliegen und Ansichten<br />
der <strong>Beratung</strong>sperson wichtig waren und <strong>das</strong>s es dieser gelungen ist, seine Situation <strong>zu</strong>treffend<br />
<strong>zu</strong> erfassen.<br />
7.1.5 Themenkreis „Präventive und gesundheitsfördernde Ausrichtung der <strong>Beratung</strong>“<br />
In einer systemischen und somit ressourcenorientierten <strong>Beratung</strong> geht es nicht darum, die<br />
Schwächen und Un<strong>zu</strong>länglichkeiten eines Systems <strong>zu</strong> betonen, sondern positive Aspekte<br />
auf<strong>zu</strong>decken und <strong>zu</strong> fördern (vgl. Kap. 3.4.1). Die <strong>Beratung</strong> soll die Familie stärken und <strong>sie</strong><br />
widerstands- und copingfähiger machen (Empowerment).<br />
Dass in der <strong>Beratung</strong> ausreichend über die Stärken des Kindes gesprochen wurde, findet ein<br />
Grossteil (76,7%) der Eltern; er kreuzte bei der entsprechenden Aussage „trifft völlig <strong>zu</strong>“ oder<br />
„trifft überwiegend <strong>zu</strong>“ an. In den meisten Fällen ist es den Schulpsychologinnen und<br />
-psychologen also gelungen, nicht nur über die Schwachpunkte des Kindes <strong>zu</strong> sprechen,<br />
sondern seine Eltern auch auf dessen Stärken hin<strong>zu</strong>weisen.<br />
Durch die <strong>Beratung</strong> neue Fähigkeiten und Qualitäten in der Familie erkannt <strong>zu</strong> haben, geben<br />
hingegen nur sehr wenige Familien an; während immerhin knapp ein Drittel der Eltern<br />
(29,5%) „mittelmässig“ diesen Eindruck hat, sind ganze 42,6% „wenig“ oder „gar nicht“<br />
dieser Ansicht.<br />
84
Dieser Befund passt <strong>zu</strong> den Resultaten aus den Studien von Landolt und Zwimpfer (1993),<br />
Rusterholz und Schenker(1997) sowie Garau (2000), wo nur wenige Eltern ein verändertes<br />
Familienleben als Folge der <strong>Beratung</strong> feststellten.<br />
Zur Erklärung dieses Befundes können die Ergebnisse <strong>zu</strong>m Themenkreis „Ganzheitliche<br />
Betrachtungsweise der Situation“ beigezogen werden. Wie dort dargelegt, haben doch einige<br />
Eltern nicht den Eindruck, <strong>das</strong>s über verschiedene Lebensbereiche ihres Kindes – worunter<br />
auch die Beziehungen <strong>zu</strong> Familienmitgliedern fallen – angesprochen wurden. Wie die<br />
Situation des Kindes mit Einflüssen aus seinem Umfeld – unter anderem solchen aus der<br />
Familie – <strong>zu</strong>sammenhängt, wurde ebenfalls einem nicht unbedeutend grossen Teil der Eltern<br />
nicht klar. Auf diesem Hintergrund betrachtet ist es nicht weiter erstaunlich, <strong>das</strong>s die Eltern<br />
nicht den Eindruck haben, durch die <strong>Beratung</strong> als Familie <strong>zu</strong> profitieren bzw. sich als Familie<br />
<strong>zu</strong> verändern.<br />
In diesem Zusammenhang sind die Befunde von Rusterholz und Schenker (1997) und Garau<br />
(2000) interessant: Auf die Frage, ob es vorgekommen sei, <strong>das</strong>s die Beraterin/der Berater<br />
Dinge von den Eltern wissen wollte, die <strong>sie</strong> lieber nicht gesagt hätten, antworteten 78,1%<br />
bzw. 73,6% der Eltern mit „nein, überhaupt nie“ bzw. „nein, überhaupt nicht“. Ganz<br />
persönliche (intime) Bereiche des Familienlebens wurden bei 75,3% bzw. 73,5% „selten“ bis<br />
„nie“ angesprochen. Und die Frage, ob es in der <strong>Beratung</strong> ausschliesslich um <strong>das</strong> <strong>zu</strong> Beginn<br />
vorgestellte Problem ging, beantworteten 81,8% bzw. 83,5% mit „ja“.<br />
Die deutliche Mehrheit der Eltern wurde also in der <strong>Beratung</strong> nur mit dem <strong>zu</strong> Beginn der<br />
<strong>Beratung</strong> vorgestellten Problem konfrontiert, ohne <strong>das</strong>s über persönliche Bereiche des<br />
Familienlebens oder über Dinge, welche den Eltern unangenehm gewesen wären, gesprochen<br />
wurde.<br />
Auch wenn – wie in Kapitel 3.5 dargelegt – nicht jede Situation den Einbe<strong>zu</strong>g der Familie in<br />
gleichem Ausmass möglich bzw. nötig macht, so schränkt es den Blickwinkel in vielen Fällen<br />
doch entscheidend ein, wenn nicht über Familienangelegenheiten gesprochen wird, welche<br />
mit dem Problem auf den ersten Blick „nichts <strong>zu</strong> tun“ haben; <strong>das</strong> folgende Beispiel<br />
(persönliche Erfahrung der Autorin im Rahmen ihres Praktikums am SPD Pfäffikon, im<br />
September 2003) mag dies veranschaulichen:<br />
85
Der Streit zwischen der Mutter und der im gleichen Haus wohnenden Grossmutter hat ein<br />
11-jähriges Mädchen so sehr belastet, <strong>das</strong>s es in der Schule Konzentrationsstörungen und<br />
Leistungsschwankungen zeigte. Damit die Mutter von diesem Streit erzählte, musste der<br />
Schulpsychologe jedoch während des Gesprächs mit dieser mehrmals nachfragen, ob in der<br />
Familie et<strong>was</strong> los sei, <strong>was</strong> mit den Problemen der Tochter im Zusammenhang stehen könnte.<br />
7.1.6 Antwort auf Frage 3: Hat <strong>das</strong> Geschlecht des Kindes einen Einfluss auf die<br />
Bewertung der Eltern?<br />
Wie die Resultate des Kruskal-Wallis-Tests zeigen, sind Eltern von Mädchen im Vergleich <strong>zu</strong><br />
Eltern von Jungen signifikant weniger klar der Meinung, <strong>das</strong>s ihre Anliegen und Ansichten<br />
der <strong>Beratung</strong>sperson wichtig waren (54,0% vs. 73,2% der Kreuze bei „trifft völlig <strong>zu</strong>“) und<br />
<strong>sie</strong> sind auch mit der <strong>Beratung</strong> weniger <strong>zu</strong>frieden (41,3% vs. 62,5% Kreuze bei „trifft völlig<br />
<strong>zu</strong>“).<br />
Auf den ersten Blick mögen diese Resultate überraschen, denn obwohl der Anteil der Jungen<br />
in der <strong>Beratung</strong> den Anteil der Mädchen klar übersteigt – <strong>was</strong> typisch ist, vgl. z. B. Landolt<br />
und Zwimpfer (1993) – ist doch an<strong>zu</strong>nehmen, <strong>das</strong>s die Schulpsychologinnen und<br />
Schulpsychologen auf die (spezifischen) Schwierigkeiten von Mädchen und Jungen – und<br />
deren Eltern – gleichermassen vorbereitet sind und kompetent damit um<strong>zu</strong>gehen wissen.<br />
Ein Erklärungsansatz für die <strong>zu</strong>nächst überraschend anmutenden Befunde könnte darin liegen,<br />
<strong>das</strong>s Mädchen oft diffusere, weniger augenfällige Störungsbilder an den Tag legen (<strong>sie</strong>he da<strong>zu</strong><br />
z. B. Kolip, 1997), welche schwieriger <strong>zu</strong> schildern (für <strong>das</strong> Kind bzw. seine Eltern),<br />
schwieriger <strong>zu</strong> fassen (für die Psychologin/den Psychologen) und aus diesem Grund auch<br />
schwieriger an<strong>zu</strong>gehen sind. Die diffuseren, unauffälligeren Störungsbilder der Mädchen<br />
könnten denn auch der Grund dafür sein, <strong>das</strong>s Mädchen in der <strong>Beratung</strong> einen kleineren<br />
Anteil ausmachen als Jungen; „ruhigere“, mehr nach innen gerichtete Symptome fallen<br />
weniger auf als lautes, störendes Verhalten, welches z. B. ein hyperkinetischer Junge zeigt.<br />
Es wäre falsch, die Befunde der vorliegenden Untersuchung – da <strong>sie</strong> sich ja mit anderen<br />
Untersuchungen erklären lassen – als „gegeben“ an<strong>zu</strong>sehen, als Umstand, mit welchem man<br />
nun einmal leben muss und an welchem man nichts ändern kann.<br />
86
Viel mehr sollten <strong>sie</strong> da<strong>zu</strong> beitragen, die Schulpsychologinnen und Schulpsychologen (neu)<br />
darauf <strong>zu</strong> sensibili<strong>sie</strong>ren, in <strong>Beratung</strong>en mit Mädchen ihnen und ihren Eltern ganz besonders<br />
aufmerksam <strong>zu</strong><strong>zu</strong>hören und einfühlsam auf <strong>sie</strong> ein<strong>zu</strong>gehen. Nur weil die Schwierigkeiten<br />
eines Mädchens sein Umfeld weniger stark stören (es zieht sich <strong>zu</strong>rück, während ein Junge in<br />
derselben Situation vielleicht eine Schlägerei anfangen würde), heisst <strong>das</strong> noch lange nicht,<br />
<strong>das</strong>s diese für <strong>das</strong> Mädchen nicht genauso belastend sind wie von aussen deutlicher sichtbare<br />
Probleme.<br />
7.1.7 Antwort auf Frage 4: Hat die Nationalität einen Einfluss auf <strong>das</strong><br />
Bewertungsverhalten der Eltern?<br />
Bezüglich dieser Frage zeigt der Kruskal-Wallis-Test für drei Aussagen signifikante<br />
Resultate:<br />
Der Freiwilligkeit der <strong>Beratung</strong> waren sich 92,5% der Schweizer Eltern „völlig“ bewusst –<br />
bei den Eltern anderer Nationalität waren es nur gerade 57,7%. Dafür machte bei ihnen der<br />
Anteil, dem „wenig“ bis „gar nicht“ bewusst war, <strong>das</strong>s die <strong>Beratung</strong> freiwillig ist, fast einen<br />
Fünftel (19,2%) aus und liegt damit weit über dem Anteil bei den Schweizer Eltern, welcher<br />
gerade einmal 2,8% ausmacht.<br />
Der Aussage, <strong>das</strong>s ihre Anliegen und Ansichten der <strong>Beratung</strong>sperson wichtig waren, haben<br />
70,1% der Schweizer Eltern „völlig“ <strong>zu</strong>gestimmt; bei den Eltern anderer Nationalität sind es<br />
nur 50,0%. Dafür hat fast ein Fünftel (19,2%) der Ausländerinnen und Ausländer sein Kreuz<br />
bei „trifft mittelmässig <strong>zu</strong>“ oder „trifft wenig <strong>zu</strong>“ gemacht; bei den Schweizerinnen und<br />
Schweizern waren es nur gerade 8,4%.<br />
Während 56,1% der Schweizer Eltern der Aussage, <strong>das</strong>s in der <strong>Beratung</strong> ausreichend über die<br />
Stärken ihres Kindes gesprochen wurde, „völlig“ <strong>zu</strong>stimmen, sind es bei den Eltern anderer<br />
Nationalität nur gerade 26,9%. Dafür macht bei ihnen der Anteil an Kreuzen bei „trifft wenig<br />
<strong>zu</strong>“ oder „trifft gar nicht <strong>zu</strong>“ fast einen Viertel (23,1%) aus; bei den Schweizerinnen und<br />
Schweizern beträgt er gerade einmal 4,7%.<br />
87
Die signifikanten Resultate bezüglich Nationalität können bestimmt <strong>zu</strong> einem grossen Teil mit<br />
sprachlich bedingten Verständigungsproblemen erklärt werden.<br />
Der <strong>Beratung</strong>sperson – oder/und bereits der anmeldenden Lehrperson – gelingt es weniger<br />
gut, den Eltern die Freiwilligkeit der <strong>Beratung</strong> <strong>zu</strong> erklären, <strong>was</strong> <strong>zu</strong>m Teil sicher auch damit<br />
<strong>zu</strong>sammenhängt, <strong>das</strong>s einigen Eltern aufgrund ihrer Herkunft Einrichtungen wie der SPD<br />
völlig fremd sind.<br />
Im <strong>Beratung</strong>sprozess selber kann es dann für die Eltern schwierig sein, ihre Anliegen<br />
aus<strong>zu</strong>drücken bzw. der <strong>Beratung</strong>sperson verständlich <strong>zu</strong> machen – und der Eindruck, <strong>das</strong>s<br />
diese der Schulpsychologin/dem Schulpsychologen nicht wichtig sind, entsteht.<br />
Im Gegen<strong>zu</strong>g kann es für die Schulpsychologin/den Schulpsychologen schwierig sein, den<br />
Eltern klar <strong>zu</strong> machen, <strong>das</strong>s ihr Kind nicht nur Probleme und Schwächen hat, sondern auch<br />
Stärken aufweist.<br />
Neben sprachlich bedingten Verständigungsproblemen sind aber auch kulturelle Unterschiede<br />
<strong>zu</strong> bedenken, wie M. Obrist und sein Team (persönliche Mitteilung, 25. September 2003)<br />
durch ihre Erfahrungen bestätigen können.<br />
So herrsche bei Eltern italienischer Herkunft häufig die Meinung vor, <strong>das</strong>s der SPD Probleme<br />
„mache“ bzw. die Probleme erst schaffe; <strong>das</strong>s die Eltern auf diesem Hintergrund nicht gerne<br />
bzw. ganz freiwillig <strong>zu</strong>r Schulpsychologin/dem Schulpsychologen gehen, ist naheliegend.<br />
In einigen ex-jugoslawischen Kulturen hingegen gelte es als unschicklich und verletzend,<br />
über Schwächen einer Person <strong>zu</strong> sprechen; da es in einer <strong>Beratung</strong>, deren Ausgangspunkt oft<br />
die Schwierigkeiten eines Kindes bilden, nicht ganz ohne Erwähnung des einen oder anderen<br />
Schwachpunktes geht, scheint den Konflikt zwischen Berater(in) und Eltern schon fast<br />
vor<strong>zu</strong>programmieren.<br />
Für einen konstruktiv verlaufenden <strong>Beratung</strong>sprozess mit ausländischen Kindern und ihren<br />
Eltern ist seitens der Schulpsychologin/dem Schulpsychologen also ganz besonderes<br />
Engagement und Fingerspitzengefühl gefragt. Ob der doch meist sehr kurze <strong>Beratung</strong>skontakt<br />
jedoch ausreicht, sämtliche Barrieren aus dem Weg <strong>zu</strong> räumen, ist wohl auch bei einer sehr<br />
erfahrenen und feinfühligen <strong>Beratung</strong>sperson fraglich.<br />
88
7.1.8 Antwort auf Frage 5: Beeinflusst die Schulstufe des Kindes die elterliche<br />
Bewertung der <strong>Beratung</strong>?<br />
Der Befund von Landolt und Zwimpfer (1993), welche in ihrer Studie positivere Bewertungen<br />
der <strong>Beratung</strong> bei Eltern jüngerer Kinder fanden, kann in den Untersuchungen im Rahmen der<br />
vorliegenden Arbeit nicht bestätigt werden.<br />
Das einzige signifikante Resultat bezüglich Alter bzw. Schulstufe des Kindes betrifft die<br />
Frage, ob in der <strong>Beratung</strong> verschiedene Lebensbereiche des Kindes angesprochen worden<br />
sind. Dabei zeigt sich, <strong>das</strong>s Eltern von Kindern im Kindergarten deutlich weniger klar dieser<br />
Ansicht sind: Während 41,2% der Eltern von Kindern in der Unterstufe und 52,2% der Eltern<br />
von Kindern in der Mittelstufe „trifft völlig <strong>zu</strong>“ angekreuzt haben, sind es bei den Eltern von<br />
Kindern im Kindergarten gerade einmal 18,2%. Dafür macht bei ihnen der Anteil, welcher<br />
„trifft wenig <strong>zu</strong>“ oder „trifft gar nicht <strong>zu</strong>“ angekreuzt hat, einen Drittel (33,3%) aus; bei den<br />
anderen Eltern beträgt dieser nur 9,8% bzw. 13,0%.<br />
Eine Erklärung für diesen Befund könnte darin liegen, <strong>das</strong>s bei Kindern im Kindergarten oft<br />
Schulreifeabklärungen im Vordergrund stehen; in diesen Fällen ist der Kontakt mit dem Kind<br />
(und den Eltern) meist sehr kurz und der Auftrag ist ganz klar schulbezogen (persönliche<br />
Mitteilung von M. Obrist, 25. September 2003).<br />
Im Sinne einer ganzheitlichen Betrachtung des Kindes und seiner Lebenssituation könnte es<br />
jedoch auch bei jüngeren Kindern für die <strong>Beratung</strong>sperson sowie <strong>das</strong> Kind und seine Eltern<br />
bereichernd (und hilfreich) sein, wenn nicht nur die schulische Reife – und damit verbunden<br />
primär gewisse Fähigkeiten (→ Leistungsorientierung) – im Zentrum der <strong>Beratung</strong> stünden,<br />
sondern auch Raum wäre für ganz individuelle Seiten des Kindes wie bestimmte Hobbies und<br />
Vorlieben, der Kontakt <strong>zu</strong> Geschwistern und Freunden usw..<br />
89
7.1.9 Antwort auf Frage 6: Beeinflusst die Anzahl <strong>Beratung</strong>stermine die elterliche<br />
Bewertung der <strong>Beratung</strong>?<br />
Analog der Ergebnisse von Rusterholz und Schenker (1997) und Garau (2000) zeigt sich auch<br />
in der vorliegenden Studie, <strong>das</strong>s die Anzahl <strong>Beratung</strong>stermine keinen Einfluss auf die<br />
Zufriedenheit mit der <strong>Beratung</strong> hat; <strong>das</strong> einzige signifikante Resultat, welches die<br />
Orientierung über die Testergebnisse betrifft, ist auf die ungleich grossen Gruppen bezüglich<br />
der Anzahl <strong>Beratung</strong>stermine <strong>zu</strong>rück<strong>zu</strong>führen und somit vernachlässigbar.<br />
Dass die Anzahl <strong>Beratung</strong>stermine keinen Einfluss darauf hat, wie gut die Eltern die<br />
einzelnen Ziele und Haltungen <strong>schulpsychologische</strong>r Arbeit als erreicht betrachten, weist<br />
darauf hin, <strong>das</strong>s es den Schulpsychologinnen und Schulpsychologen auch bei kurzen<br />
Kontakten – welche ja die überragende Mehrheit bilden – gelingt, überzeugende,<br />
systemtheoretisch geleitete Arbeit <strong>zu</strong> leisten.<br />
7.1.10 Antwort auf Frage 7: Unterscheiden sich Eltern von Kindern, für welche eine<br />
Massnahme getroffen wurde, in ihrer Bewertung von jenen, für deren Kinder<br />
keine solche beschlossen wurde?<br />
Die erhöhte Zufriedenheit mit der <strong>Beratung</strong> bei Durchführung einer Massnahme, welche<br />
neben Landolt und Zwimpfer (1993) auch Rusterholz und Schenker (1997) gefunden haben,<br />
kann in der vorliegenden Studie nicht bestätigt werden; es zeigt sich nur bezüglich der<br />
Orientierung über die Testergebnisse ein signifikantes Resultat, welches aber auf die ungleich<br />
grossen Gruppen, bei welchen keine Tests gemacht worden waren, <strong>zu</strong>rück<strong>zu</strong>führen ist.<br />
Auf die Arbeit des Teams des SPD Horgen bezogen bedeutet dieses Resultat, <strong>das</strong>s den Eltern<br />
die <strong>Beratung</strong> „an sich“ et<strong>was</strong> bringt und <strong>sie</strong> damit <strong>zu</strong>frieden sind – nicht nur oder erst dann,<br />
wenn an deren Ende der Beschluss für eine Massnahme steht.<br />
90
7.1.11 Antwort auf die Frage: Unterscheiden sich diejenigen Eltern, welche weitere<br />
<strong>Beratung</strong> gewünscht hätten, hinsichtlich ihrer Bewertung der <strong>Beratung</strong> von<br />
denjenigen Eltern, welche diesen Wunsch nicht geäussert haben?<br />
Der Anlass <strong>zu</strong>r Prüfung der oben stehenden Frage war die gegenläufige Verteilung der<br />
Bewertungen von Aussage 23 – „Wir hätten uns weitere <strong>Beratung</strong> gewünscht.“ – und Aussage<br />
24 – „Mit der <strong>Beratung</strong> sind wir insgesamt <strong>zu</strong>frieden.“; während nur wenige Eltern angeben,<br />
<strong>das</strong>s <strong>sie</strong> weitere <strong>Beratung</strong> gewünscht hätten (9,6% der Kreuz bei „trifft völlig <strong>zu</strong>“, 52,6% bei<br />
„trifft gar nicht <strong>zu</strong>“), ist die Mehrheit der Eltern mit der <strong>Beratung</strong> <strong>zu</strong>frieden (54,6% der<br />
Kreuze bei „trifft völlig <strong>zu</strong>“, 4,2% bei „trifft gar nicht <strong>zu</strong>“).<br />
Die Frage nach einem möglichen Zusammenhang zwischen der Zufriedenheit mit der<br />
<strong>Beratung</strong> und dem Wunsch nach mehr <strong>Beratung</strong> liegt nahe: Sind diejenigen Eltern, welche<br />
weitere <strong>Beratung</strong> gewünscht hätten oder jene, welche keine weitere <strong>Beratung</strong> gewünscht<br />
hätten, vielleicht speziell <strong>zu</strong>frieden oder un<strong>zu</strong>frieden mit der <strong>Beratung</strong>?<br />
Interessanterweise zeigt der Kruskal-Wallis-Test bezüglich Zufriedenheit kein signifikantes<br />
Ergebnis; die Eltern, welche weitere <strong>Beratung</strong> gewünscht hätten, unterschieden sich bezüglich<br />
Zufriedenheit mit der <strong>Beratung</strong> also nicht von denjenigen Eltern, welche keine weitere<br />
<strong>Beratung</strong> gewünscht hätten. Das heisst, <strong>das</strong>s sich sowohl unter den Eltern, welche weitere<br />
<strong>Beratung</strong> gewünscht hätten als auch unter jenen, welche keine weitere <strong>Beratung</strong> gewünscht<br />
hätten, <strong>zu</strong>friedenere und weniger <strong>zu</strong>friedene befinden. Mit anderen Worten bedeutet <strong>das</strong>, <strong>das</strong>s<br />
nicht die Zufriedenheit mit der <strong>Beratung</strong> der ausschlaggebende Faktor ist wenn es darum geht,<br />
ob sich Eltern weitere <strong>Beratung</strong> gewünscht hätten oder nicht.<br />
Ein Hinweis darauf, welche Faktoren dafür verantwortlich sind, <strong>das</strong>s sich Eltern weitere<br />
<strong>Beratung</strong> gewünscht hätten, geben die beiden signifikanten Resultate, welche der Kruskal-<br />
Wallis-Test ergeben hat:<br />
Es zeigt sich, <strong>das</strong>s Eltern, welche weitere <strong>Beratung</strong> gewünscht hätten, weniger klar der<br />
Ansicht sind, <strong>das</strong>s ihre Anliegen und Ansichten der <strong>Beratung</strong>sperson wichtig waren als<br />
solche, welche keine weitere <strong>Beratung</strong> gewünscht hätten (52,8% vs. 75,6% der Kreuze bei<br />
„trifft völlig <strong>zu</strong>“).<br />
91
Zudem finden in der Gruppe, welche sich weitere <strong>Beratung</strong> gewünscht hätte, deutlich mehr<br />
Eltern, <strong>das</strong>s sich die Situation durch die für ihr Kind getroffene Massnahme nicht verbessert<br />
hat als in der Gruppe, welche sich keine weitere <strong>Beratung</strong> gewünscht hätte (35,3% vs. 11,3%<br />
der Kreuze bei „trifft mittelmässig <strong>zu</strong>“, „trifft wenig <strong>zu</strong>“ oder „trifft gar nicht <strong>zu</strong>“).<br />
Aus diesen Resultaten kann geschlossen werden, <strong>das</strong>s sich Eltern dann weitere <strong>Beratung</strong><br />
wünschen, wenn <strong>sie</strong> sich mit ihren Anliegen und Ansichten von der <strong>Beratung</strong>sperson nicht<br />
wirklich wichtig genommen fühlten und/oder wenn <strong>sie</strong> mit dem Erfolg, welcher die für ihr<br />
Kind getroffene Massnahme zeigt, nicht <strong>zu</strong>frieden sind.<br />
In beiden Fällen ist natürlich <strong>zu</strong> hoffen, <strong>das</strong>s die Eltern beim SPD um weitere <strong>Beratung</strong><br />
nachfragen – ganz besonders dann, wenn die eingeleitete Massnahme nicht den erwünschten<br />
Erfolg zeigt und ihr Kind (und/oder <strong>sie</strong> selber) unter der Situation leiden.<br />
Durch den SPD initiierte Kontrollgespräche (<strong>zu</strong>m Beispiel sechs Monate nach der <strong>Beratung</strong>)<br />
wären eine weitere Möglichkeit, Kinder und Eltern <strong>zu</strong> erreichen, bei welchen die <strong>Beratung</strong><br />
bzw. die Massnahme (noch) nicht <strong>zu</strong>r erwünschten Besserung geführt hat.<br />
Die Tatsache, <strong>das</strong>s sich die Eltern trotz der genannten nicht idealen <strong>Beratung</strong>serfahrungen<br />
weitere <strong>Beratung</strong> gewünscht hätten, spricht nämlich dafür, <strong>das</strong>s diese nach wie vor Vertrauen<br />
in den SPD haben – Vertrauen, welches den SPD freuen und <strong>zu</strong>r Wertschät<strong>zu</strong>ng auffordern<br />
sollte.<br />
92
7.2 Schlussdiskussion<br />
In Form einer in drei Teile gegliederten Übersicht werden, aufgrund der Diskussion der<br />
Ergebnisse im vorherigen Kapitel, einerseits die im Leitbild festgelegten Ziele und Haltungen<br />
<strong>zu</strong>sammengefasst, welche in den Augen der Eltern klar <strong>zu</strong>m Ausdruck kommen und<br />
andererseits Aspekte aufgegriffen, die Verbesserungsbedarf signali<strong>sie</strong>ren (wenig deutlich<br />
erreichte Inhalte des Leitbildes sowie Kritik und Wünsche, welche aus den Kommentaren der<br />
Eltern hervorgehen). Zum Schluss werden die Erkenntnisse in Form eines Fazits kurz<br />
<strong>zu</strong>sammengefasst.<br />
Das Team des SPD Horgen, welches den Anstoss <strong>zu</strong>r Verfassung der vorliegenden Arbeit<br />
gegeben hat, erhält mit dieser Übersicht einen Anhaltspunkt darüber, wo seine <strong>Beratung</strong><br />
hinsichtlich der dem Leitbild <strong>zu</strong> Grunde liegenden systemischen Theorie steht.<br />
Es versteht sich von selbst, <strong>das</strong>s die Verbesserungsvorschläge, welche im zweiten Teil der<br />
Übersicht gemacht werden bzw. im vorherigen Kapitel bereits gemacht worden sind, nicht als<br />
Handlungsanweisungen verstanden werden, sondern viel mehr als Diskussionsgrundlage<br />
dienen sollen. Zusammen mit den entsprechenden politischen Instanzen (<strong>sie</strong>he da<strong>zu</strong> Kap. 3.5<br />
und 3.6) ist es <strong>das</strong> Team des SPD Horgen, welches darüber entscheiden muss, welche Aspekte<br />
es in welcher Form angehen möchte und – im Rahmen seiner Möglichkeiten – angehen kann.<br />
7.2.1 Ziele und Haltungen, welche erfolgreich umgesetzt werden konnten<br />
Was die Schulpsychologinnen und Schulpsychologen des SPD Horgen in den Augen der<br />
Eltern besonders gut erreicht haben, ist die Schaffung wichtiger Rahmenbedingungen,<br />
welche einen erfolgreichen <strong>Beratung</strong>sprozess bzw. die konstruktive Zusammenarbeit aller<br />
Beteiligter überhaupt erst ermöglichen (vgl. Kap. 3.4 „Zentrale Grundhaltungen der<br />
systemisch arbeitenden Schulpsychologin/des systemisch arbeitenden Schulpsychologen“).<br />
Die Resultate zeigen, <strong>das</strong>s es den Schulpsychologinnen und -psychologen – unabhängig<br />
davon, wie viele Termine eine Familie beim SPD hatte und ob am Anschluss an die <strong>Beratung</strong><br />
eine Massnahme für <strong>das</strong> Kind getroffen wurde – in grossem Umfang gelungen ist, den Eltern<br />
Achtung und Wertschät<strong>zu</strong>ng entgegen<strong>zu</strong>bringen.<br />
93
Den Eltern konnte signali<strong>sie</strong>rt werden, <strong>das</strong>s <strong>sie</strong> wichtige und ernst <strong>zu</strong> nehmende Partner in der<br />
<strong>Beratung</strong> sind; indem <strong>sie</strong> sich darüber im Klaren waren, <strong>das</strong>s die <strong>Beratung</strong> freiwillig ist und<br />
indem ihnen erklärt wurde, wie die <strong>Beratung</strong> ablaufen wird, hatten <strong>sie</strong> die Möglichkeit, aktiv<br />
am Geschehen teil<strong>zu</strong>nehmen (Stärkung der Eigenverantwortung [Kap. 3.4.4]).<br />
Die Tatsache, <strong>das</strong>s die Eltern den Eindruck haben, <strong>das</strong>s ihre Anliegen und Ansichten der<br />
<strong>Beratung</strong>sperson wichtig waren und <strong>das</strong>s diese ihre Situation <strong>zu</strong>treffend erfasste, spricht<br />
dafür, <strong>das</strong>s es der <strong>Beratung</strong>sperson gelungen ist, die Eltern „dort ab<strong>zu</strong>holen, wo <strong>sie</strong> waren“<br />
(empathische Grundhaltung [Kap. 3.4.2], gelungenes Joining [Kap. 3.4.5]).<br />
Wenn die in Kapitel 7.1.3 erwähnte Problematik der Fragestellung bezüglich Hilfe <strong>zu</strong>r<br />
Selbsthilfe berücksichtigt wird, sind die Resultate bezüglich dieses <strong>Beratung</strong>sziels ebenfalls<br />
positiv <strong>zu</strong> bewerten; ein Grossteil der Eltern hat den Eindruck, durch die <strong>Beratung</strong> Hilfe <strong>zu</strong>r<br />
Selbsthilfe erhalten <strong>zu</strong> haben. Die Eltern haben in der <strong>Beratung</strong> die Informationen und die<br />
Hilfe bekommen, um ihre Situation eigenverantwortlich an<strong>zu</strong>gehen, <strong>was</strong> im Sinne der in<br />
Kapitel 3.4.1 erläuterten Ressourcenorientierung eine Erhöhung des Copingpotenzials <strong>zu</strong>r<br />
Folge hat.<br />
Das Hauptziel der <strong>Beratung</strong> schliesslich, nämlich <strong>das</strong> Wohl des Kindes, kam für die Eltern<br />
deutlich <strong>zu</strong>m Ausdruck; für <strong>sie</strong> war klar erkennbar, <strong>das</strong>s es in der <strong>Beratung</strong> darum ging, ihrem<br />
Kind dabei <strong>zu</strong> helfen, sich in seinem Umfeld <strong>zu</strong>recht<strong>zu</strong>finden (psychosoziale Gesundheit,<br />
Copingfähigkeit [Kap. 3.4.1]). Dass dem Kind dabei mit einer ressourcenorientierten<br />
Sichtweise begegnet wurde, bei welcher nicht nur über die Schwächen, sondern auch<br />
ausreichend über die Stärken des Kindes gesprochen wurde, war für die Eltern ebenfalls<br />
deutlich wahrnehmbar.<br />
In Anbetracht dieser deutlich umgesetzten Haltungen und Ziele, welche durch die grosse<br />
Zufriedenheit mit der <strong>Beratung</strong> (83,2% der Kreuze bei „trifft völlig <strong>zu</strong>“ oder „trifft<br />
überwiegend <strong>zu</strong>“) und die vielen positiven, motivierenden Kommentare der Eltern<br />
unterstrichen werden, kann den Schulpsychologinnen und Schulpsychologen des Teams des<br />
SPD Horgen an dieser Stelle also eine in vielerlei Hinsicht gelungene, nach systemischen<br />
Leitgedanken ausgerichtete <strong>Beratung</strong>sarbeit attestiert werden.<br />
94
7.2.2 Ziele und Haltungen, welche weniger deutlich umgesetzt werden konnten /<br />
Verbesserungsbedarf<br />
Während, wie eben dargelegt, der Grossteil der im Leitbild festgehaltenen Ziele und<br />
Haltungen in den Augen der Eltern klar <strong>zu</strong>m Ausdruck kommen, fallen die Bewertungen der<br />
Aussagen <strong>zu</strong>r ganzheitlichen Betrachtungsweise der Situation des Kindes und <strong>zu</strong>r<br />
Auswirkung der <strong>Beratung</strong> auf die Familie wenig positiv aus.<br />
Viele Eltern haben nicht den Eindruck, <strong>das</strong>s über verschiedene Lebensbereiche ihres Kindes<br />
gesprochen wurde und <strong>das</strong>s ihnen aufgezeigt wurde, wie die Situation ihres Kindes mit<br />
Einflüssen aus seinem Umfeld <strong>zu</strong>sammenhängt. Wie in Kapitel 7.1.2 dargelegt, ist<br />
an<strong>zu</strong>nehmen, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> Kind und seine schulische Situation in der <strong>Beratung</strong> doch relativ<br />
isoliert betrachtet wird, wobei Familie, Freunde, Hobbies etc. eine untergeordnete Rolle<br />
spielen.<br />
Wenn über wichtige Einflussgrössen wie die Familie nur wenig gesprochen wird, ist es jedoch<br />
nicht weiter erstaunlich, <strong>das</strong>s nur sehr wenige Eltern durch die <strong>Beratung</strong> neue Fähigkeiten und<br />
Qualitäten in ihrer Familie erkannt <strong>zu</strong> haben angeben (<strong>sie</strong>he da<strong>zu</strong> Kap. 7.1.5).<br />
Ob und inwiefern die Schulpsychologinnen und Schulpsychologen des SPD Horgen diese<br />
Erkenntnisse in ihrer künftigen <strong>Beratung</strong>sarbeit berücksichtigen wollen und berücksichtigen<br />
können, müssen <strong>sie</strong> selber entscheiden; als erfahrene Beraterinnen und Berater wissen <strong>sie</strong>, mit<br />
welchen Schwierigkeiten systemisches Handeln verbunden ist und <strong>das</strong>s der Einbe<strong>zu</strong>g der<br />
Familie nicht immer möglich ist (vgl. Kap. 3.5).<br />
Dennoch dürfte feststehen, <strong>das</strong>s es in vielen Fällen für beide Seiten – für die Familie sowie<br />
die Schulpsychologin/den Schulpsychologen – interessant und bereichernd ist, auch<br />
Lebensbereiche des Kindes <strong>zu</strong> themati<strong>sie</strong>ren, welche „nichts“ mit der Schule <strong>zu</strong> tun haben.<br />
Nicht selten besteht ein Zusammenhang zwischen schulischen Problemen und der familiären<br />
Situation, welcher vielleicht verborgen bleibt, wenn die <strong>Beratung</strong>sperson nicht auf diese <strong>zu</strong><br />
sprechen kommt (vgl. Kap. 7.1.5).<br />
Wenn die Familie vermehrt in den <strong>Beratung</strong>sprozess eingebunden wird (Aufzeigen von<br />
Zusammenhängen zwischen der Situation des Kindes und seinem Umfeld/seiner Familie;<br />
Fragen an die Eltern nach ihrer Situation und ihrem Befinden; ...) ist an<strong>zu</strong>nehmen, <strong>das</strong>s durch<br />
95
die <strong>Beratung</strong> mehr Familien eine (positive) Veränderung wahrnehmen und neue Fähigkeiten<br />
und Qualitäten in ihrer Familie erkennen.<br />
Die Überprüfung der Fragen 3 und 4, deren Ergebnisse in den Kapiteln 7.1.6 und 7.1.7<br />
diskutiert wurden, zeigen, <strong>das</strong>s Mädchen und ausländischen Kindern und ihren Familien in<br />
der <strong>Beratung</strong> besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden sollte, damit die <strong>Beratung</strong> auch<br />
für <strong>sie</strong> <strong>zu</strong> einer positiven, hilfreichen Erfahrung wird.<br />
Dabei ist entscheidend, <strong>das</strong>s sich die Familien mit ihren Anliegen und Ansichten ernst<br />
genommen und verstanden fühlen und ihnen von der <strong>Beratung</strong>sperson signali<strong>sie</strong>rt wird, <strong>das</strong>s<br />
<strong>sie</strong> da ist, um ihnen <strong>zu</strong> helfen – und nicht, um ihnen <strong>das</strong> Leben schwerer <strong>zu</strong> machen.<br />
In diesem Zusammenhang ist es wichtig, <strong>das</strong>s die Lehrpersonen, welche ja in den meisten<br />
Fällen auffällige Kinder beim SPD anmelden, in die Bemühungen miteinbezogen werden.<br />
Während <strong>sie</strong> bei Mädchen vor allem darauf achten sollten, auch weniger störendes, weniger<br />
lautes Verhalten, welches auf Schwierigkeiten hinweisen könnte, wahr<strong>zu</strong>nehmen und<br />
entsprechend darauf <strong>zu</strong> reagieren, gilt es bei der Anmeldung ausländischer Kinder primär, den<br />
Eltern <strong>zu</strong> erklären, worum es sich beim SPD handelt, um allfällige Vorurteile und<br />
Ängste ab<strong>zu</strong>bauen.<br />
Inwiefern die langen Wartezeiten, welche einige Eltern bemängeln, von den<br />
Schulpsychologinnen und Schulpsychologen beeinflusst werden können, ist schwer <strong>zu</strong> sagen.<br />
Zentral ist hierbei ganz sicher, <strong>das</strong>s Kinder und Jugendliche mit dringenden Problemen<br />
(Schulverweigerung; massive Konflikte <strong>zu</strong> Hause; ...) rasch einen Termin bekommen und nur<br />
„Routinefälle“ (z. B. Schulreifeabklärungen) ausnahmsweise auf einen späteren Termin<br />
„vertröstet“ werden müssen.<br />
Sind die Schulpsychologinnen und Schulpsychologen jedoch generell überlastet, müsste in<br />
Rücksprache mit der Schulpflege über die Schaffung neuer Stellen nachgedacht werden.<br />
Ob dem von weiteren Eltern geäusserten Wunsch nach Nachkontrollen durch den SPD<br />
aufgrund seiner zeitlichen und finanziellen Möglichkeiten entsprochen werden kann, ist<br />
ebenfalls nicht einfach <strong>zu</strong> beurteilen. Ausser Frage dürfte jedoch stehen, <strong>das</strong>s Nachkontrollen<br />
in vielen Fällen nicht nur für die Eltern, sondern auch für die Schulpsychologinnen und<br />
-psychologen wertvoll und bereichernd sein könnten (vgl. Kap. 6.3).<br />
96
Um den Aufwand für den SPD <strong>zu</strong> begrenzen, wäre eine Lösung in Form eines<br />
„Erinnerungsschreibens“ ein halbes Jahr nach Beendigung des <strong>Beratung</strong>skontaktes denkbar,<br />
in welchem den Eltern die Möglichkeit geboten wird, sich bei Interesse für ein<br />
Standortgespräch an<strong>zu</strong>melden. Auf diese Weise könnten eventuelle Hemmschwellen<br />
derjenigen Eltern überbrückt werden, welche sich von sich aus vielleicht nicht trauen würden,<br />
um ein Standortgespräch <strong>zu</strong> bitten, obwohl <strong>sie</strong> an einem solchen interes<strong>sie</strong>rt wären. Eltern,<br />
welche mit der Situation, so wie <strong>sie</strong> ist, <strong>zu</strong>frieden sind und keinen erneuten Termin wünschen,<br />
bräuchten sich dann einfach nicht beim SPD <strong>zu</strong> melden.<br />
Wichtig scheint, <strong>das</strong>s die Schulpsychologinnen und -psychologen diese „allgemeine Lösung“<br />
durch gezielte Einladungen für Familien ergänzen, deren Situation <strong>sie</strong> – vielleicht aufgrund<br />
einer schwierigen <strong>Beratung</strong> oder einer ungewöhnlichen Massnahme für <strong>das</strong> Kind – speziell<br />
interes<strong>sie</strong>rt.<br />
Viele Eltern haben mit ihren Kommentaren direkt oder indirekt angesprochen, wie wichtig<br />
eine gute Zusammenarbeit zwischen Schule und SPD für eine optimale Hilfestellung bei<br />
einem Kind ist – und <strong>das</strong>s diese <strong>zu</strong>m Teil (noch) nicht <strong>zu</strong>friedenstellend funktioniert.<br />
Dem Umstand, <strong>das</strong>s Lehrpersonen Störungen nicht oder <strong>zu</strong> spät erkennen, kann von Seiten<br />
der Schulpsychologinnen und -psychologen durch Klassenbesuche, Coaching- und<br />
Weiterbildungsmöglichkeiten entgegengewirkt werden. Da die zeitlichen und finanziellen<br />
Möglichkeiten des SPD jedoch begrenzt sind, wäre es weiter wichtig, <strong>das</strong>s Lehrerinnen und<br />
Lehrer bereits in ihrer Ausbildung <strong>zu</strong>mindest über die häufigsten Störungsbilder und deren<br />
Symptome informiert würden.<br />
Der Wunsch der Eltern, <strong>das</strong>s Kinder mit leichteren Auffälligkeiten in der Regelklasse<br />
belassen und von ihren Lehrerinnen und Lehrern individuell gefördert werden, ist<br />
verständlich. Wie in Kapitel 3.5 und 3.6 dargelegt, kann diesem Wunsch jedoch nur<br />
entsprochen werden, wenn genügend finanzielle Mittel eingesetzt werden, <strong>was</strong> momentan, in<br />
einer von Spardruck geprägten Zeit, nicht einfach ist.<br />
Um den Eindruck der Eltern, der SPD übernehme die Sichtweise der Schule, <strong>zu</strong> beseitigen, ist<br />
es, wie in Kapitel 6.3 erwähnt, wichtig, <strong>das</strong>s die <strong>Beratung</strong> möglichst transparent abläuft. Den<br />
Eltern muss klar sein bzw. klar werden, <strong>das</strong>s die Psychologin/der Psychologe versucht, die<br />
beste Lösung für ihr Kind <strong>zu</strong> finden – und nicht, der Lehrperson „Recht“ <strong>zu</strong> geben oder <strong>das</strong> <strong>zu</strong><br />
97
tun, <strong>was</strong> diese will. Dabei sind die in Kaptitel 3.6 angesprochenen Gespräche „am runden<br />
Tisch“ von zentraler Bedeutung, bei denen jede/jeder Beteiligte im Beisein der anderen seine<br />
Ansichten äussern kann und hört, <strong>was</strong> die anderen denken. Leider sind solche Gespräche, wie<br />
bereits angesprochen, mit einigem organisatorischen Aufwand und entsprechenden<br />
Schwierigkeiten verbunden (vgl. Kap. 3.6).<br />
7.2.3 Fazit<br />
Die <strong>Beratung</strong> des SPD Horgen erfüllt in den Augen der Eltern einen grossen Teil der im<br />
Leitbild festgehaltenen Ziele und Haltungen <strong>was</strong> bedeutet, <strong>das</strong>s in der <strong>Beratung</strong> eine Vielzahl<br />
wichtiger systemtheoretischer Faktoren <strong>zu</strong>m Tragen kommen. Dass es sich hierbei vor allem<br />
um ganz zentrale Rahmenbedingungen handelt, welche für die Eltern ideale Bedingungen für<br />
eine aktive Mitarbeit am <strong>Beratung</strong>sverlauf schaffen, ist im Sinne des systemtheoretischen<br />
Gedankengutes besonders positiv <strong>zu</strong> werten (vgl. Kap. 3.3).<br />
Auf Seiten der weniger deutlich umgesetzten Ziele und Haltungen und des<br />
Verbesserungsbedarfes wird deutlich, <strong>das</strong>s systemisches Arbeiten im Bereich der<br />
Schulpsychologie, wie in Kapitel 3.5 des Theorieteils dargelegt, direkt davon abhängt, wie gut<br />
die Zusammenarbeit zwischen SPD und Schule gestaltet werden kann.<br />
Mit Ausnahme der mangelnden ganzheitlichen Betrachtungsweise der Situation des Kindes in<br />
der <strong>Beratung</strong> und den wenig deutlichen Auswirkungen der <strong>Beratung</strong> auf die Familie, welche<br />
primär vom direkten <strong>Beratung</strong>skontakt zwischen der Schulpsychologin/dem<br />
Schulpsychologen und der Familie abhängen, können sämtliche in Kapitel 7.2.2 erwähnten<br />
Un<strong>zu</strong>länglichkeiten nur dann nachhaltig angegangen werden, wenn sich Lehrpersonen und<br />
Schule (bzw. die Politik) daran beteiligen.<br />
Mit der vorliegenden Arbeit ist die Hoffnung verbunden, den Schulpsychologinnen und<br />
Schulpsychologen des SPD Horgen ein Mittel in die Hand <strong>zu</strong> geben, ihre <strong>Beratung</strong> im Sinne<br />
des systemischen <strong>Beratung</strong>sansatzes <strong>zu</strong> optimieren und ihre dabei wichtigen Partner –<br />
Lehrpersonen und Schule bzw. Politik – <strong>zu</strong> (weiterer) aktiver Mitarbeit <strong>zu</strong> gewinnen.<br />
98
8 Einschränkungen bezüglich der vorliegenden Arbeit<br />
In der vorliegenden Arbeit wurde <strong>zu</strong>r Beantwortung der ihr <strong>zu</strong> Grunde liegenden<br />
Fragestellung aus einer Fülle von möglichen Methoden ein Ansatz, nämlich derjenige der<br />
schriftlichen Befragung, gewählt.<br />
Mit dieser Wahl sind einige Einschränkungen verbunden:<br />
• Damit die Erhebung den zeitlichen und finanziellen Rahmen des innerhalb einer<br />
Lizentiatsarbeit für eine Studentin Möglichen nicht sprengt, konnte nur ein Teil der<br />
Eltern befragt werden, welcher innerhalb des <strong>zu</strong> untersuchenden Zeitraumes die<br />
Dienste des SPD Horgen in Anspruch genommen hat. Ebenso war es nicht möglich,<br />
den Fragebogen in andere Sprachen <strong>zu</strong> übersetzen. Dies bleibt nicht ohne<br />
Auswirkungen auf die Repräsentativität der Ergebnisse.<br />
• Die Items des Fragebogens mussten leicht verständlich sein und durften – aus<br />
Überlegungen bezüglich Rücklauf und Auswertung – nicht <strong>zu</strong> zahlreich ausfallen.<br />
Somit war es nicht immer möglich, all jene Fragen <strong>zu</strong> stellen, welche für die Autorin<br />
der vorliegenden Arbeit und/oder <strong>das</strong> Team des SPD Horgen von Interesse gewesen<br />
wären.<br />
Für künftige Untersuchungen – vor allem für solche, bei welchen mehr Zeit und/oder mehr<br />
finanzielle Mittel <strong>zu</strong>r Verfügung stehen – wäre <strong>zu</strong>r Überprüfung der Wirksamkeit<br />
<strong>schulpsychologische</strong>r <strong>Beratung</strong> der Ansatz der mündlichen Befragung interessant.<br />
Innerhalb eines Interviews sind detailliertere und vor allem offene Fragen möglich, welche es<br />
erlauben, auf individuelle Gegebenheiten ein<strong>zu</strong>gehen.<br />
Nicht in Vergessenheit geraten darf dabei <strong>das</strong> „Fernziel“ fast jeder Forschung, welche<br />
<strong>Beratung</strong>sangebote für Kinder evaluiert – die Befragung des Kindes selber.<br />
Da die meisten Kinder, welche <strong>schulpsychologische</strong> <strong>Beratung</strong> in Anspruch nehmen, noch sehr<br />
kein sind, wäre der Ansatz der mündlichen Befragung (durch speziell dafür ausgebildete<br />
Interviewerinnen und Interviewer) auch hier <strong>das</strong> Mittel der Wahl.<br />
99
9 Literatur<br />
Abgottspon, D. (1994). Eltern und Kinder beurteilen den Schulpsychologischen Dienst. Der<br />
Jugendpsychologe, 20(1), 13-17.<br />
Abramowitz, E. A. (1981). School psychology: A historical perspective. School Psychology<br />
Review, 10, 121-126.<br />
Aumiller, J., Kramer, F., Leidinger, I. & Lempp, R. (1981). 8-Jahres-Katamnese der Patienten<br />
des Jahres 1969 einer Kinder- und Jugendpsychiatrischen Abteilung. Zeitschrift für<br />
Kinder- und Jugendpsychiatrie, 9, 384-398.<br />
Aust-Claus, E. & Hammer, P.-M. (2001). Das A-D-S-Buch: Aufmerksamkeits-Defizit-<br />
Syndrom: neue Konzentrations-Hilfen für Zappelphilippe und Träumer (6. Aufl.).<br />
Ratingen: Oberstebrink.<br />
Boszormenyi-Nagy, I. (1965a). Eine Theorie der Beziehungen: Erfahrung und Transaktion. In<br />
Ders., J. L. Framo (Hrsg.), 1975, Familientherapie Bd. 1 (S. 51 ff.). Reinbek:<br />
Rowohlt.<br />
Boszormenyi-Nagy, I. (1965b). Intensive Familientherapie als Prozess. In Ders., J. L. Framo<br />
(Hrsg.), 1975, Familientherapie, Theorie und Praxis, Bd. 1. (S. 110-168). Reinbek:<br />
Rowohlt.<br />
Boszormenyi-Nagy, I. & Krasner, B. R. (1986). Between Give and Take. A Clinical Guide to<br />
Contextual Therapy. New York: Brunner/Mazel.<br />
Boszormenyi-Nagy, I. & Spark, G. (1973). Unsichtbare Bindungen. Die Dynamik familiärer<br />
Systeme. Stuttgart: Klett-Cotta.<br />
Caglar, H. (1983). La psychologie scolaire. Paris: Presses Universitaires de France.<br />
100
Garau, T. (2000). Evaluation des Schulpsychologischen Dienstes Horgen. Elternbefragung.<br />
Unveröff. Lizentiatsarbeit, Universität Bern, Institut für Psychologie, Abt. Kinder- und<br />
Jugendpsychologie.<br />
Guillemard, J.-C. (1978). Theories et pratiques en psychologie scolaire. Psychologie Scolaire,<br />
25-26, 7-40.<br />
Gutzwiller, P. (1998). Konzeptuali<strong>sie</strong>rung eines <strong>schulpsychologische</strong>n Dienstes: strukturelle,<br />
methodische und inhaltliche Aspekte der psychologischen Intervention. Bern: Peter<br />
Lang.<br />
Häring, H.-G. & Gölitz, D. (1993). Was wünschen sich Eltern von einem Schulpsychologen?<br />
Befragung von Eltern, die auf <strong>schulpsychologische</strong> <strong>Beratung</strong> warten. Psychologie in<br />
Erziehung und Unterricht, 40, 298-304.<br />
Hegg, S. (1977). Die bernische Erziehungsberatung. Der Jugendpsychologe, 3 (2), 37-113.<br />
Hirsig, R. (1997). Statistische Methoden in den Sozialwissenschaften. Eine Einführung im<br />
Hinblick auf computergestützte Datenanalysen mit SPSS für Windows, Bd. 2. Zürich:<br />
Seismo.<br />
Inversini, M. (1982). Schulpsychologie als Erziehungsberatung. Der Jugendpsychologe, 8 (2),<br />
29-42.<br />
Jungmann, J. (1984). Kinder- und jugendpsychiatrische Therapie im Elternurteil. Acta<br />
paedopsychiatrica, 50, 315-324.<br />
Käser, R. (1993). Neue Perspektiven in der Schulpsychologie. Handbuch der<br />
Schulpsychologie auf ökosystemischer Grundlage. Bern: Paul Haupt.<br />
Kaisen, R. (1992). Erwartungen an die Erziehungsberatung. Inhalte und Auswirkungen der<br />
Wünsche und Vermutungen von Klienten und Beratern. Münster: Waxmann.<br />
101
Kirchhoff, S., Kuhnt, S., Lipp, P. & Schlawin, S. (2000). „Machen wir doch einen<br />
Fragebogen“. Opladen: Leske + Budrich.<br />
Knödler, H. (1998). Problemschüler – Problemfamilien. Ein praktisches Lehrbuch <strong>zu</strong>m<br />
systemischen Arbeiten mit schulschwierigen Kindern (5. Aufl.). Weinheim: Beltz.<br />
Kolip, P. (1997). Geschlecht und Gesundheit im Jugendalter. Die Konstruktion von<br />
Geschlechtlichkeit über somatische Kulturen. Opladen: Leske + Budrich.<br />
Landolt, M. & Zwimpfer, K. (1993). Kinderpsychotherapie und <strong>Beratung</strong> aus Elternsicht.<br />
Abhandlung <strong>zu</strong>r Erlangung der Doktorwürde, Universität Zürich, Philosophische<br />
Fakultät I.<br />
Leonhardt, E. (1998). Was macht eine Lehrerin anders, wenn <strong>sie</strong> in ihrer Klasse<br />
systemisch <strong>zu</strong> arbeiten versucht? Ein Erfahrungsbericht. Familiendynamik, 1, 81-92.<br />
Minuchin, S. & Fishman, H. (1983). Praxis der strukturellen Familientherapie. Freiburg:<br />
Lambertus.<br />
Ochsner, H. (1972). Integrierte Schulpsychologie – ein Konzept der angewandten Kinder- und<br />
Jugendpsychologie. Dissertation. Zürich: Juris.<br />
Petrie, P., Brown, K., Piersel, W., Frinfrock, S. R., Schelble, M., Le Blanc, C. P. &<br />
Kratchowill, T. R. (1980). The school psychologist as behavioral ecologist. Journal of<br />
School Psychology, 18, 222-233.<br />
Pryzwansky, W. B., Brantley, J. C., Wasik, B. H., Schulte, A. C. & Simeonsson, R. J. (1989).<br />
School psychology training at the University of North Carolina-Chapel Hill.<br />
Professional School Psychology, 4, 115-125.<br />
Reynolds, C. R., Gutkin, T. B., Elliott, S. & Witt, J. C. (1984). School psychology: Essentials<br />
of theory and practice. New York: Wiley & Sons.<br />
102
Rohrmann, B. (1978). Empirische Studien <strong>zu</strong>r Entwicklung von Antwortskalen für<br />
sozialwissenschaftliche Forschung. Zeitschrift für Sozialpsychologie, 9, 222-245.<br />
Rusterholz, S. & Schenker, P. (1997). Evaluation der Erziehungsberatungsstelle Langnau.<br />
Unveröff. Lizentiatsarbeit, Universität Bern, Institut für Psychologie, Abt. Kinder- und<br />
Jugendpsychologie.<br />
Salm, E. (1986). Schulpsychologie und Gesetz. Vergleich der gesetzlichen Grundlagen der<br />
Schulpsychologischen Dienste und Erziehungsberatungsstellen der deutschsprachigen<br />
Schweiz (Stand Mai 1996). Der Jugendpsychologe, 12 (2), 5-29.<br />
Schmidtchen, S., Bohnhoff, S., Fischer, K. & Lilienthal, C. (1983). Das Bild der<br />
Erziehungsberatungsstelle in der Öffentlichkeit und aus Sicht von Klienten und<br />
Beratern. Praxis der Kinderpsychologie, 32, 166-173.<br />
Schug, R., Hahn, R. & Kämmerer, H. (1985). Systemische Arbeit in der Schulpsychologie,<br />
Gedanken und Erfahrungen. Zeitschrift für systemische Therapie, 3, 196-202.<br />
Schüring-Grauert, A. & Basler, H.-D. (1975). Wie beurteilen Lehrer und Eltern die<br />
Wirksamkeit der <strong>schulpsychologische</strong>n Arbeit? Psychologie in Erziehung und<br />
Unterricht, 22, 379-385.<br />
Schulpsychologischer Dienst des Bezirkes Horgen (o. J.). Informationsmappe über den<br />
Schulpsychologischen Dienst Horgen. o. O.<br />
Selvini-Palazzoli, M., Cirillo, S., D’Ettorre, L., Garbellini, M., Ghezzi, D., Lerma, M.,<br />
Lucchini, M., Martino, C., Mazzoni, G., Maz<strong>zu</strong>cchelli, F. & Nichele, M. (1978). Der<br />
entzauberte Magier. Zur paradoxen Situation des Schulpsychologen. Stuttgart: Klett-<br />
Cotta.<br />
Simon, F. B., Clement, U. & Stierlin, H. (1999). Die Sprache der Familientherapie: Ein<br />
Vokabular. Kritischer Überblick und Integration systemtherapeutischer Begriffe,<br />
Konzepte und Methoden (5. völlig überarb. u. erw. Aufl.). Stuttgart: Klett-Cotta.<br />
103
Steinhausen, H.-C. (1983). Elterliche Bewertung der Therapie und des Verlaufs bei<br />
Kinderpsychiatrischen Störungen. Praxis der Kinderpsychologie, 32, 11-15.<br />
Wille, A. & Loser-Kalbermatten, I. (1988). Die Arbeit eines Kinder- und<br />
Jugendpsychiatrischen Dienstes im Urteil der Eltern. Zeitschrift für Kinder- und<br />
Jugendpsychiatrie, 16, 117-123.<br />
Zürn, H., Bosselmann, R., Arendt, G. & Liebl-Wachsmuth, W. (1990). Wie ging’s denn<br />
weiter? – Ergebnisse und Erkenntnisse aus der Nachbefragung eines<br />
Klientenjahrganges. Praxis der Kinderpsychologie und Kinderpsychiatrie, 39, 185-<br />
190.<br />
104
10 Abbildungsverzeichnis<br />
Grafiken<br />
Seite<br />
1 Bewertung von Aussage 10 36<br />
2 Bewertung von Aussage 11 36<br />
3 Bewertung von Aussage 19 38<br />
4 Bewertung von Aussage 20 38<br />
5 Bewertung von Aussage 13 42<br />
6 Bewertung von Aussage 14 42<br />
7 Bewertung von Aussage 15 43<br />
8 Bewertung von Aussage 16 43<br />
9 Bewertung von Aussage 17 44<br />
10 Bewertung von Aussage 18 44<br />
11 Bewertung von Aussage 6 46<br />
12 Bewertung von Aussage 7 46<br />
13 Bewertung von Aussage 8 47<br />
14 Bewertung von Aussage 9 47<br />
15 Bewertung von Aussage 12 49<br />
16 Bewertung von Aussage 21 49<br />
17a Bewertung von Aussage 8 – Eltern von Mädchen 51<br />
17b Bewertung von Aussage 8 – Eltern von Jungen 51<br />
18a Bewertung von Aussage 24 – Eltern von Mädchen 52<br />
18b Bewertung von Aussage 24 – Eltern von Jungen 52<br />
19a Bewertung von Aussage 7 – Schweizer Eltern 55<br />
19b Bewertung von Aussage 7 – Eltern anderer Nationalität 55<br />
20a Bewertung von Aussage 8 – Schweizer Eltern 56<br />
20b Bewertung von Aussage 8 – Eltern anderer Nationalität 56<br />
21a Bewertung von Aussage 12 – Schweizer Eltern 57<br />
21b Bewertung von Aussage 12 – Eltern anderer Nationalität 57<br />
22a Bewertung von Aussage 19 – Eltern von Kindern im Kindergarten 59<br />
22b Bewertung von Aussage 19 – Eltern von Kindern in der Unterstufe 59<br />
105
23a Bewertung von Aussage 19 – Eltern von Kindern im Kindergarten 60<br />
23b Bewertung von Aussage 19 – Eltern von Kindern in der Mittelstufe 60<br />
24a Bewertung von Aussage 16 – 1 bis 3 Termine 62<br />
24b Bewertung von Aussage 16 – 7 oder mehr Termine 62<br />
25a Bewertung von Aussage 16 – 4 bis 6 Termine 63<br />
25b Bewertung von Aussage 16 – 7 oder mehr Termine 63<br />
26 Anzahl Termine mit der Schulpsychologin/dem Schulpsychologen 64<br />
27a Bewertung von Aussage 16 – Eltern von Kindern mit Massnahme 66<br />
27b Bewertung von Aussage 16 – Eltern von Kindern ohne Massnahme 66<br />
28 Bewertung von Aussage 23 70<br />
29 Bewertung von Aussage 24 70<br />
30a Bewertung von Aussage 8 – keine weitere <strong>Beratung</strong> gewünscht 71<br />
30b Bewertung von Aussage 8 – weitere <strong>Beratung</strong> gewünscht 71<br />
31a Bewertung von Aussage 16 – keine weitere <strong>Beratung</strong> gewünscht 72<br />
31b Bewertung von Aussage 16 – weitere <strong>Beratung</strong> gewünscht 72<br />
32a Bewertung von Aussage 22 – keine weitere <strong>Beratung</strong> gewünscht 73<br />
32b Bewertung von Aussage 22 – weitere <strong>Beratung</strong> gewünscht 73<br />
106
11 Anhang<br />
Leitbild<br />
(Aus<strong>zu</strong>g aus der „Informationsmappe über den<br />
Schulpsychologischen Dienst Horgen“ [Schulpsychologischer Dienst des<br />
Bezirkes Horgen, o. J.])<br />
Fragebogen<br />
Briefe an die Eltern (Begleitbrief, Erinnerungsschreiben)<br />
Kommentare der Eltern<br />
Curriculum vitae<br />
107