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Schnellentwicklung eines Strebes am Beispiel der ... - RDB eV

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Bergbau<br />

<strong>Schnellentwicklung</strong> <strong>eines</strong> <strong>Strebes</strong> <strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong> <strong>der</strong><br />

Bauhöhe 6/7 Westen, Flöz 65/68<br />

Dipl.-Ing. Jürgen Beimdieck, Dr.-Ing. Max Thomas Stöttner, Ibbenbüren*<br />

Die strategischen und betriebswirtschaftlichen<br />

Ziele <strong>eines</strong><br />

Bergbauunternehmens stehen<br />

häufig in Konkurrenz zueinan<strong>der</strong>.<br />

<strong>Beispiel</strong>e dafür sind:<br />

● Das strategische Ziel, die Lagerstätte<br />

vollständig auszubeuten<br />

● Das betriebswirtschaftliche Ziel, mit<br />

mo<strong>der</strong>nem Langfrontabbau Gewinnung<br />

zu niedrigen Kosten zu betreiben<br />

● Die hohe Betriebspunkt- und Leistungskonzentration<br />

macht die Bergwerke<br />

anfälliger für Produktionsausfälle<br />

und weniger flexibel in den<br />

Reaktionsmöglichkeiten darauf<br />

● Die knappe Verfügbarkeit <strong>der</strong> Ressourcen<br />

Arbeit, Material, Energie<br />

etc. lässt wenig Raum für planerische<br />

Freiheiten.<br />

Die Antwort auf diese Konstellation<br />

lautet: Prozessoptimierung.<br />

Dabei werden betriebliche wie<br />

auch planerische Prozesse auf<br />

den Prüfstand gestellt.<br />

In Workshops wird von allen<br />

Beteiligten mit <strong>der</strong> Frage „Wie<br />

können wir den Prozess effizienter<br />

gestalten?“ <strong>der</strong> Prozess<br />

selbst, seine Teilprozesse wie<br />

auch die Wechselwirkung zu<br />

an<strong>der</strong>en Prozessen untersucht.<br />

Das Ergebnis ist meist die<br />

Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> etablierten o<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> ursprünglich geplanten<br />

Vorgehensweise mit dem Effekt<br />

einer Leistungssteigerung und/<br />

o<strong>der</strong> einer Kostensenkung. D<strong>am</strong>it<br />

sind die betrieblichen und die<br />

planerischen Freiheitsgrade des<br />

Bergwerks wie<strong>der</strong> erheblich gestiegen.<br />

*Dipl.-Ing. Jürgen Beimdieck, Bereichsleiter Bergbau<br />

und Dr.-Ing. Max Thomas Stöttner, Stabsstellenleiter,<br />

DSK Anthrazit Ibbenbüren Gmbh,<br />

Osnabrücker Strasse 112, 49477 Ibbenbüren<br />

E-Mail:Juergen.Beimdieck@dsk.de<br />

1 Streb 6/7 Westen, Flöz 65/68, ursprünglicher Vorleistungsplan<br />

Ursprüngliche Planung<br />

des <strong>Strebes</strong><br />

Auf dem Bergwerk Ibbenbüren <strong>der</strong> DSK<br />

Anthrazit Ibbenbüren GmbH war in <strong>der</strong><br />

Budgetplanung 2005/2006 <strong>der</strong> Abschluss<br />

<strong>der</strong> Herrichtung des <strong>Strebes</strong> 6/7 Westen,<br />

Flöz 65/68, für den Monat Juli 2006<br />

vorgesehen. Geplant waren die folgende<br />

Schritte:<br />

● Die Auffahrung <strong>der</strong> Abbaustrecke 7 Westen<br />

bis zur projektierten Überschiebung<br />

bei Streckenmeter 1200 m<br />

● Die Erkundung <strong>der</strong> Störung, die im tiefer<br />

gelegenen Flöz 69 (Abstand ca. 15 m)<br />

mit einem Ges<strong>am</strong>tverwurf von ca. 5 m<br />

aufgeschlossen wurde<br />

● Die Auffahrung <strong>der</strong> Basisstrecke 6/7 Westen,<br />

Flöz 65/68<br />

● Herrichten des <strong>Strebes</strong> in den Monaten<br />

Mai, Juni und Juli 2006.<br />

● Die Aufnahme <strong>der</strong> planmäßigen Gewinnung<br />

im August 2006.<br />

(Bild 1 zeigt den geplanten Zuschnitt).<br />

Neue Erkenntnisse und<br />

Planungsän<strong>der</strong>ung<br />

Aus den markschei<strong>der</strong>ischen Erkenntnissen<br />

<strong>der</strong> Unterbauung durch Flöz 69,<br />

dem Streckenaufschluss 6 Westen, Flöz<br />

65/68 und den Ergebnissen von Untersuchungs-Bohrungen<br />

war ein Auslaufen <strong>der</strong><br />

Überschiebung inmitten <strong>der</strong> Abbaufläche<br />

6/7 Westen, Flöz 65/68 zu erwarten (Bild 1).<br />

Gesteinsmechanische Untersuchungen <strong>der</strong><br />

Liegend- und Hangendschichten, aber auch<br />

die Erkenntnisse aus <strong>der</strong> Nachbarbauhöhe<br />

führten zu einer Idee, die hieß:<br />

Durchörterung <strong>der</strong> Störung bei 1220 m<br />

und weitere Auffahrung <strong>der</strong> Strecke 7 Westen<br />

bis 1600 m (Bild 2).<br />

So könnten mit nur 400 m Abbaustreckenauffahrung<br />

mehr als 120000 tvF hochwertige<br />

Anthrazitkohlen zusätzlich aufgeschlossen<br />

werden.<br />

Voraussetzungen waren die Einhaltung<br />

des Herrichtungstermins im Juli 2006 und<br />

die Berücksichtigung <strong>der</strong> Störungsdurchörterung<br />

im För<strong>der</strong>plan. Für die erfolgreiche<br />

Umsetzung dieser ehrgeizigen Idee<br />

mussten 3 Prozesse optimiert werden:<br />

● Die Streckenauffahrung 7 Westen einschließlich<br />

<strong>der</strong> Störungsdurchörterung<br />

● Die Auffahrung <strong>der</strong> Basisstrecke mit<br />

parallelisierter bzw. integrierter Herrichtung<br />

des <strong>Strebes</strong><br />

● Die Gewinnung in <strong>der</strong> Phase <strong>der</strong> Störungsdurchörterung.<br />

Für die Prozessoptimierungen wurde auf<br />

die bewährten Instrumente des Lean-Processing<br />

und <strong>der</strong> KVP-Workshops zurückgegriffen.<br />

Über die Vorgehensweise und die<br />

Ergebnisse wird im Folgenden berichtet.<br />

Die Streckenauffahrung<br />

7 Westen<br />

Mit <strong>der</strong> bergwerkseigenen Vortriebsmannschaft<br />

aus Revier 158 wurde in einem<br />

6 bergbau 1/2008


Bergbau<br />

2 Streb 6/7 Westen, Flöz 65/68, Optimierung<br />

Grafik 1: Mittlere Abschlaglängen während <strong>der</strong> Auffahrung <strong>der</strong> Strecke 7 Westen, Flöz<br />

65/68, Zeitraum Januar 2005 bis Februar 2006<br />

Grafik 2: Durchschnittliche Vortriebsgeschwindigkeiten während <strong>der</strong> Auffahrung <strong>der</strong> Strecke<br />

7 Westen, Flöz 65/68<br />

KVP-Workshop das Ziel „400 m Mehrauffahrung“<br />

bearbeitet und vereinbart. Als Ziel<br />

ergab sich eine durchschnittliche Vortriebsgeschwindigkeit<br />

für die Auffahrung <strong>der</strong><br />

Abbaustrecke von 5,44 m/d (Bild 2). Die<br />

Abbaustrecke wurde im Sprengvortrieb mit<br />

dem bekannten Kombiausbau Typ A, auch<br />

„System Ibbenbüren“ genannt, aufgefahren.<br />

Für die einmal genutzte Abbaustrecke<br />

wurde ein TH-Bogenausbau mit <strong>der</strong><br />

Größe 5,80 m lichte Breite/ 4,65 m lichte<br />

Höhe, ausgewählt. Der Bauabstand wurde<br />

mit 1,20 m pro Bogen, das Bogengewicht<br />

mit 34 kg/m festgelegt. Das Ankerschema<br />

für den Vor-Ort-Ankerausbau wies Anker<br />

mit einem Durchmesser von 25 mm, eine<br />

Ankerdichte von 1,1 Anker/m² bei einer verklebten<br />

Ankerlänge von 2,85 m aus. Der<br />

Kombiausbau Typ A ermöglicht es dem<br />

Bergwerk Ibbenbüren in Teufen bis 1500 m<br />

den Bogenausbau mit Bauabständen von<br />

1,20 m zu stellen.<br />

Voraussetzung für leistungsfähige Sprengvortriebe<br />

sind unter an<strong>der</strong>em große Abschlaglängen.<br />

Auf dem Bergwerk können<br />

unter guten geologischen Bedingungen<br />

Abschlaglängen von 3,25 m realisiert werden.<br />

Daraus resultierend ergeben sich oftmals<br />

Vortriebsgeschwindigkeiten von über<br />

8,00 m/d.<br />

Derart gute geologische Bedingungen<br />

waren allerdings wegen <strong>der</strong> in den letzten<br />

10 Jahren erfolgten Unterbauung des Flözes<br />

65/68 durch Flöz 69 nicht gegeben.<br />

Das Nebengestein im Hangenden bestand<br />

aus sandigem Schieferton. Durch die Unterbauung,<br />

die von Süden nach Norden<br />

stattgefunden hatte, zeigten sich neben<br />

den Klüften noch Trenn- bzw. Scherflächen<br />

in Ost-West-Richtung mit einem Abstand<br />

von 15 bis 25 cm.<br />

Während <strong>der</strong> Auffahrung konnten Abschlaglängen<br />

von 2,68 m im Maximum<br />

(Grafik 1) erzielt werden, wodurch sich<br />

Vortriebsgeschwindigkeiten von 5,95 m/d<br />

(Grafik 2) erzielen ließen.<br />

Wegen des gebrächen Hangenden wurden<br />

in den Monaten August, September<br />

und Oktober zeitweise vollverklebte, 3 m<br />

lange Gewindeanker als Palisaden annähert<br />

waagerecht über dem nächsten zu<br />

sprengenden Abschlag als Schutzschirm<br />

eingebracht. Die Abschlaglänge wurde entsprechend<br />

auf maximal 2,40 m reduziert.<br />

Der Zeitplan war kurz vor Störungsdurchörterung<br />

als sehr kritisch anzusehen.<br />

Trotzdem entschieden sich Planung und<br />

Betriebsleitung für die Störungsdurchörterung<br />

und Weiterauffahrung <strong>der</strong> Strecke 7<br />

Westen.<br />

Als Lösung auf dem zeitkritischen Weg<br />

wurde die zeitliche Optimierung <strong>der</strong> Herrichtung<br />

des <strong>Strebes</strong> 6/7 Westen, Flöz<br />

65/68 betrachtet.<br />

Westlich <strong>der</strong> Störung wurden bessere<br />

Verhältnisse im Hangendaufbau angetroffen,<br />

sodass sich Abschlaglänge und resultierende<br />

Vortriebgeschwindigkeit steigern<br />

ließen.<br />

Der nun gute Hangendaufbau war<br />

Grund dafür, die Auffahrung <strong>der</strong> Basisstrecke<br />

und die Art <strong>der</strong> Herrichtung neu durchzuplanen.<br />

Bis dahin war für Basisstrecke<br />

ebenfalls ein Kombiausbau Typ A vorgesehen.<br />

Die in <strong>der</strong> Vergangenheit gemachten<br />

Erfahrungen zeigten, dass das reine Anhobeln<br />

aus Basisstrecken mit Kombiausbau für<br />

die hier vorgesehene Streblänge von 298 m<br />

bergbau 1/2008 7


Bergbau<br />

3 Ankerschema für die Auffahrung <strong>der</strong> Basisstrecke 7/6 Westen, Flöz 65/68, in reiner Ankertechnik<br />

ca. 4 Wochen dauern würde. Arbeitsablaufpläne<br />

für Anhobeln aus Basisstrecken<br />

mit reinem Ankerausbau zeigten Möglichkeiten<br />

auf, den Streb in nur zwei Wochen<br />

anzuhobeln Daraufhin wurde ein Ankerschema<br />

entwickelt, das die Auffahrung <strong>der</strong><br />

Basisstrecke in reinem Ankerausbau ermöglichte.<br />

Zur Erhöhung <strong>der</strong> Vortriebsgeschwindigkeit<br />

war eine 2-Phasenankerung<br />

vorgesehen, wobei das Ankerschema <strong>der</strong><br />

2. Phase das vollständige Ankerschema<br />

beinhaltet (Bild 3).<br />

● Die Ankerlänge sollte 3,00 m betragen,<br />

verklebt mit 2,85 m im Patronenverfahren<br />

● Die Ankerabstände in <strong>der</strong> Reihe betrugen<br />

0,7 m, <strong>der</strong> Reihenabstand 1,0 m.<br />

Als Ankerdichte ergab sich 1,18 Anker/<br />

m² incl. Flöz und 1,38 Anker/m² ohne<br />

Flöz<br />

● Zur Überwachung des Ankerausbaus<br />

sollten unter an<strong>der</strong>em alle 25 m zwei<br />

Tell-Tales eingebracht werden. Tell-Tales<br />

ermöglichen die Überwachung <strong>der</strong><br />

Ankerung in 2 Zonen, in <strong>der</strong> Ankerung<br />

selbst und oberhalb <strong>der</strong> Ankerung.<br />

Während <strong>der</strong> Auffahrung wurde aus gebirgs-mechanischen<br />

Gründen die 2. Phase<br />

sofort mit <strong>der</strong> 1. Phase, sprich die komplette<br />

Ankerung, eingebracht.<br />

Die Basisstreckenauffahrung<br />

mit integrierter Herrichtung<br />

Um den im Jahr 2006 festgelegten Termin<br />

„10. Juli“ für die Übergabe des fertigen<br />

<strong>Strebes</strong> an die Gewinnung einhalten<br />

zu können wurden <strong>am</strong> 10. 02. 2006 die<br />

Mannschaften aus folgenden Revieren<br />

und Abteilungen zu einem KVP-Workshop<br />

eingeladen:<br />

Abteilung Vorleistung<br />

● Revier 158 Streckenauffahrung<br />

Abteilung Gewinnung<br />

● Revier 152 Herrichtung<br />

● Revier 151 Senkrevier<br />

● Revier 102 Gewinnungsmannschaft<br />

Abteilung Logistik unter Tage<br />

● Revier 177 Raubrevier (Strebausbau<br />

stand zum Rauben in <strong>der</strong> Nachbarbauhöhe<br />

an und musste umgesetzt werden)<br />

● Revier 178 Transport-Revier unter Tage<br />

Abteilung Maschinenbetrieb unter Tage<br />

● Revier 181 Allgem<strong>eines</strong> Maschinenrevier<br />

● Revier 185 Strebhydraulik<br />

● Revier 186 Bandstraßenrevier<br />

● Revier 188 Großmaschinenrevier (Bohrwagen,<br />

La<strong>der</strong> – Bühnen in Vortrieben)<br />

Abteilung Elektrobetrieb unter Tage<br />

● Revier 194 Allgem<strong>eines</strong> Elektrorevier<br />

unter Tage<br />

● Revier 195 Fernmelde- und Messeinrichtungen<br />

Zusätzlich<br />

● Mitarbeiter aus <strong>der</strong> technischen Abteilung<br />

Wettertechnik<br />

● Mitarbeiter aus <strong>der</strong> technischen Abteilung<br />

Sicherheitsdienst<br />

Das Thema des Workshops war:<br />

„Vom Durchschlag <strong>der</strong> Basisstrecke bis<br />

zum fertigen Streb in 4 Wochen“.<br />

Dazu wurde ein möglicher Zeitplan<br />

(Bild 4) entworfen:<br />

● Auffahrung <strong>der</strong> restlichen 89 m Abbaustrecke<br />

7 Westen in 15 Arbeitstagen, das<br />

entspricht einer durchschnittlichen Auffahrung<br />

von 5,93 m/d.<br />

● Auffahrung <strong>der</strong> 298 m langen Basisstrecke<br />

mit reinem Ankerausbau in 60 Arbeitstagen,<br />

das entspricht trotz <strong>der</strong> erfor<strong>der</strong>lichen<br />

För<strong>der</strong>mittelumbauten einer<br />

Vortriebsgeschwindigkeit von 4,96 m/d.<br />

(Das Auswechseln des für die Strecke 7<br />

Westen genutzten 770 mm breiten Streckenför<strong>der</strong>ers<br />

mit Brecheranlage gegen<br />

einen für die Gewinnung erfor<strong>der</strong>lichen<br />

1032 mm breiten Streckenför<strong>der</strong>ers mit<br />

Brecheranlage war mit vorzusehen).<br />

● Demontage <strong>der</strong> Vortriebseinrichtung und<br />

<strong>der</strong>en Abtransport in 5 Arbeitstagen.<br />

● Montage <strong>der</strong> noch fehlenden Strebför-<br />

8 bergbau 1/2008


Bergbau<br />

4 Zeitplan für die Auffahrung <strong>der</strong> Basisstrecke und die Herrichtung des <strong>Strebes</strong><br />

5 Schematische Darstellung Strebför<strong>der</strong>er 18 m verlängern während <strong>der</strong> Auffahrung <strong>der</strong><br />

Basisstrecke 6/7 Westen<br />

<strong>der</strong>errinnen und <strong>der</strong> Schildausbaueinheiten<br />

einschließlich Montage Hauptwie<br />

Hilfsantrieb in 5 Arbeitstagen<br />

● Anhobeln des 298 m langen <strong>Strebes</strong><br />

und anschließendes abdämmen <strong>der</strong> Basisstrecke<br />

in 10 Arbeitstagen<br />

Nur wenn diese vorgegebene Terminplanung<br />

eingehalten würde, könnte <strong>der</strong> Streb<br />

<strong>am</strong> 10. Juli an die Gewinnungsmannschaft<br />

übergeben werden.<br />

Nach intensiven Ausarbeitungen in 5<br />

Arbeitsgruppen konnte als Ergebnis folgendes<br />

mitgenommen werden:<br />

● Der vorgesehene Zeitplan war sehr anspruchsvoll,<br />

jedoch unter bestimmten<br />

Bedingungen umzusetzen<br />

● Die Basisstrecke 5/6 Westen, Flöz 65/68,<br />

war so vorzubereiten, dass sie als so<br />

genannte „Garage“ genutzt werden<br />

konnte (Bild 2).Das hieß, die Vortriebsmaschinen<br />

sollten nach Durchschlag so<br />

schnell wie möglich in die alte, jedoch<br />

gut erhaltene Basisstrecke 5/6 Westen<br />

gefahren werden um nicht die Herrichtung<br />

und das Anhobeln des <strong>Strebes</strong> zu<br />

behin<strong>der</strong>n. Dazu war ein Umsetzen <strong>der</strong><br />

dort bestehenden Wetterbauwerke erfor<strong>der</strong>lich<br />

● Während <strong>der</strong> Auffahrung <strong>der</strong> Basisstrecke<br />

sollte kein Band zum Abför<strong>der</strong>n<br />

<strong>der</strong> Berge genutzt werden, vielmehr<br />

sollte durch eine 18 m lange Überfahreinrichtung<br />

die Möglichkeit geschaffen<br />

werden, den Strebför<strong>der</strong>er PF 4/1032<br />

mit angeschweißter Hobel führung 9.38<br />

sofort abschnitteweise (6 Doppel rinnen)<br />

einzubauen und zum Haufwerkladen<br />

<strong>der</strong> vor-Ort-Berge zu nutzen (Bild 5).<br />

Der Strebför<strong>der</strong>er sollte währ end <strong>der</strong><br />

Auffahrung schon durch das an den<br />

Maschinenrahmen KS 1000 angebaute<br />

Getriebe PL 30 ÜL mit einem 400 kW<br />

Frequenzumrichter-Motor angetrieben<br />

werden. Somit könnte parallel schon<br />

<strong>der</strong> erfor<strong>der</strong>liche Hobelantrieb <strong>am</strong> zukünftigem<br />

Haupt antrieb, ebenfalls P 30<br />

ÜL Getriebe mit einem 400 kW Umrichtermotor<br />

schon während <strong>der</strong> Auffahrung<br />

installiert werden. An dieser Stelle muss<br />

erwähnt werden, dass auf dem Bergwerk<br />

schon seit über 10 Jahren das<br />

Anhobein aus Basisstrecken be währte<br />

Praxis ist<br />

● An den in 18 m langen Abschnitten installierten<br />

Strebför<strong>der</strong>rinnen sollten möglichst<br />

viele Schildaus baueinheiten Saartech<br />

IV STS 7/18 L schon während <strong>der</strong> Basisstreckenauffahrung<br />

angeschlagen<br />

werden. Die Schildausbaueinheiten sollten<br />

in <strong>der</strong> Nachbar bauhöhe geraubt und zur<br />

Reparaturstelle in <strong>der</strong> Strecke 7 Westen<br />

transportiert werden. Nach <strong>der</strong> Neuverschlauchung<br />

und weiteren Durchsicht<br />

einschließlich <strong>der</strong> erfor<strong>der</strong>lichen Reparatur<br />

sollten sie zur Basisstrecke transportiert<br />

und an den Strebför<strong>der</strong>er angeschlagen<br />

werden<br />

● Der zur Streckenauffahrung genutzte<br />

770 mm breite Streckenför<strong>der</strong>er<br />

einschließlich Übergabebock sollten<br />

während <strong>der</strong> Basisstreckenauffahrung<br />

umgerüstet werden auf den für den gefesselten<br />

Hauptantrieb einzusetzenden<br />

Streckenför<strong>der</strong>er (1032 mm Breite) einschließlich<br />

Brecher SK 11/11 und Übergabebock<br />

mit 9 m Überfahrung<br />

● Die Bandanlage in <strong>der</strong> Strecke 7 Westen<br />

65/68 musste so umgerüstet werden,<br />

dass bis zum Anlaufen des <strong>Strebes</strong><br />

ein 1300 mm breiter Gurt auf die<br />

Bandkonstruktion aufgezogen werden<br />

konnte. Ebenfalls musste für die ca.<br />

1650 m lange Band anlage ein TT-Antrieb<br />

bei ca. 600 bis 800 m installiert<br />

werden. Ges<strong>am</strong>tantriebsleistung: 3 x 90<br />

kW mit Frequenzumrichter-Motoren, davon<br />

2 <strong>am</strong> TT-Antrieb und 1 Motor <strong>am</strong><br />

Kopfantrieb.<br />

bergbau 1/2008 9


Bergbau<br />

Die Mitarbeiter des Workshops hatten sich<br />

somit anspruchsvolle Ziele gesetzt, die<br />

zum Teil bis dahin auf dem Bergwerk nicht<br />

erreicht worden waren.<br />

Die Ergebnisse<br />

Die umgesetzten, realen Ergebnisse lassen<br />

sich wie folgt zus<strong>am</strong>menfassen (siehe<br />

auch Tabelle 1):<br />

● Die Restauffahrung in <strong>der</strong> Strecke 7 einschließlich<br />

des in reiner Ankertechnik<br />

aufgefahrenen Strecken abzweiges, von<br />

89 m konnte nach nur 11 Arbeits tagen<br />

abgeschlossen werden (Durchschnittliche<br />

Vortriebsgeschwindigkeit 8,09 m/d)<br />

● Die Auffahrung <strong>der</strong> Basisstrecke mit<br />

298 m konnte in 54 Tagen realisiert werden.<br />

Es wurde eine durch schnittliche<br />

Vortriebsgeschwindigkeit von 5,52<br />

m/d erreicht. Parallel dazu konnten<br />

140 Strebför<strong>der</strong>er rinnen (PF 2/4,<br />

1032er Breite) montiert und immerhin<br />

100 Schildausbaueinheiten (Saartech<br />

IV STS 7/18 L) transportiert, eingeschwenkt<br />

und angeschlagen werden.<br />

Während <strong>der</strong> kurzzeitigen Umbauphasen<br />

auf den ersten 120 m <strong>der</strong> Auffahrung<br />

konnte <strong>der</strong> alte Streckenför<strong>der</strong>er<br />

mit Übergabebock gegen den neuen<br />

Streckenför<strong>der</strong>er einschließlich Übergabebock<br />

getauscht werden. Bild 6<br />

zeigt die Vortriebsmannschaft nach erfolgtem<br />

Durchschlag. Dieses kann als<br />

logistische und arbeitsablauftechnische<br />

Meisterleistung bezeichnen werden,<br />

vor allem da auf dem gleichen Weg<br />

<strong>der</strong> Streckenvortrieb mit dem nötigen<br />

Ausbaumaterial sicher versorgt werden<br />

musste<br />

● Das Hereinfahren <strong>der</strong> Vortriebseinrichtung<br />

in die Basisstrecke 5/6 Westen,<br />

die „Garage“ und das Demontieren des<br />

100 m langen Streckenför<strong>der</strong>ers dauerten<br />

4 Arbeitstage. Das Material wurde<br />

über die Strecke 5 Westen, Flöz 65/68<br />

abtransportiert<br />

Tabelle 1: Plan-Ist- Vergleich Auffahrung und Herrichtung Basisstrecke bzw. Streb 6/7<br />

Westen, Flöz 65/68<br />

● Die Bandanlage in Strecke 7 Westen<br />

konnte plan mäßig auf den 1300-er Gurt<br />

umgerüstet sowie <strong>der</strong> TT-Antrieb in Betrieb<br />

genommen werden<br />

● Die Restmontage von 58 Strebför<strong>der</strong>errinnen<br />

und 98 Schildausbaueinheiten<br />

(Bild 7), die Montage des Hilfsantriebes<br />

und die komplette elektrische Installation<br />

von Hilfe- und Hauptantrieb, <strong>der</strong><br />

Schildrechner etc. sowie die Installation<br />

aller sonstiger Versorgungsstränge<br />

konnte in 6 Arbeitstagen abgeschlossen<br />

werden<br />

● Das Anhobeln aus <strong>der</strong> Basisstrecke<br />

und das Erstellen <strong>der</strong> 2 explosionsfesten<br />

Abschlussdämme an <strong>der</strong> Strecke 7 und<br />

an <strong>der</strong> Strecke 6 Westen wurden in 8<br />

Arbeitstagen realisiert.<br />

Als Summe aller Ergebnisse konnte <strong>der</strong> Streb<br />

<strong>am</strong> 23.06., 12 Arbeitstage vor Termin, an<br />

die Gewin nungsmannschaft übergeben<br />

werden.<br />

Im Laufe des Frühjahrs hat sich auf dem<br />

Bergwerk eine För<strong>der</strong>situation dargestellt,<br />

die nicht nur das pünktliche Anlaufen<br />

des <strong>Strebes</strong> 6/7 Westen, Flöz 65/68,<br />

erfor<strong>der</strong>lich machte, son<strong>der</strong>n es musste<br />

durch Einhaltung hoher Qualitätsansprüche<br />

geschafft werden, den neuen Streb in<br />

kürzester Zeit auf Vollleistung zu bringen.<br />

Die Parole lautete:<br />

„In einer Woche auf 8 m Abbaufortschritt“.<br />

Gewinnung und<br />

Störungsdurchörterung<br />

Wie Grafik 3 zeigt, konnte dieses Ziel<br />

ebenfalls über troffen werden. Die Gewinnungsmannschaft<br />

erreichte mit dem <strong>am</strong><br />

23.06. übergebenen Streb (Stand 5 m<br />

angehobelt) im Monat Juni noch einen Abbaufortschritt<br />

von 26 m (5 Arbeitstage). Im<br />

Monat Juli wurden in Summe 96224 t hoch-<br />

Tabelle 2: Leistungsdaten Anlaufphase Streb<br />

6/7 Westen, Flöz 65/68<br />

6 Durchschlag <strong>der</strong> Basisstrecke 5/6 Westen zur Basisstrecke 6/5<br />

Westen (Garage)<br />

7 Rückwärtige Aufnahme in die Basisstrecke 6/7 Westen <strong>am</strong> Tag<br />

des Durchschlages.Basisstrecke mit Ankerausbau, Versorgungsleitung<br />

und Transsportstrang, montierte Strebför<strong>der</strong>rinnen einschließlich<br />

Hobelführung und Schildausbau<br />

10 bergbau 1/2008


Bergbau<br />

8 Geplante Störungsdurchörterung, Schnittzeichnungen aus dem Streb und <strong>der</strong> Strecke 7 Westen, Flöz 65/68<br />

9 Störung mit 1,7 m Verwurf in <strong>der</strong> Strecke 6 Westen, Flöz 65/68<br />

wertige Anthrazitkohlen bei einem Abbaufortschritt<br />

von 255,5 m o<strong>der</strong> durchschnittlich<br />

12,17 m/d geför<strong>der</strong>t (Tabelle 2).<br />

Nun allerdings stand das nächste Problem<br />

vor <strong>der</strong> Tür: Die erfolgreiche Durchörterung<br />

<strong>der</strong> Überschiebung, die in <strong>der</strong> Strecke<br />

7 Westen mit einem Verwurf von 3,60 m<br />

angetroffen worden war. (Bild 8) Wie<strong>der</strong>um<br />

wurden die Mitarbeiter, allerdings<br />

ausschließlich aus dem Gewinnungsrevier<br />

und dem Revier <strong>der</strong> Strebhydrauliker<br />

(Die Strebhydrauliker sind organisa torisch<br />

bergbau 1/2008 11


Bergbau<br />

Grafik 3: Durchschnittliche Abbaugeschwindigkeit Streb 6/7 Westen,<br />

Flöz 65/68<br />

Grafik 4: Durchschnittliche Tagesför<strong>der</strong>ung aus Streb 6/7 Westen,<br />

Flöz 65/68<br />

nicht in <strong>der</strong> Gewinnungsmannschaft angeglie<strong>der</strong>t,<br />

son<strong>der</strong>n bilden auf dem Bergwerk<br />

Ibbenbüren ein eigen ständiges Revier) zu<br />

einem Workshoptermin eingeladen. Die<br />

Markschei<strong>der</strong>ei, Abt. Vermessung unter<br />

Tage, hatte für diesen Anlass eine detaillierte<br />

Ausarbeitung über die optimale Störungsdurchörterung<br />

erstellt. Die Schichten<br />

im Hangenden waren gegenüber den Liegendschichten<br />

besser zu hobeln, sodass<br />

die Mannschaft versuchen musste, die<br />

Hobelanlage so zu steuern, wie im Detail<br />

in Bild 8 dargestellt.<br />

Als Problematisch wurde von <strong>der</strong> Mannschaft<br />

aufgenommen, dass sich nach<br />

Durchörterung dieser Störung in <strong>der</strong> Strecke<br />

6 Westen eine weitere Störung zeigte,<br />

die allerdings im Strebverlauf auslaufen<br />

sollte (Bild 9).<br />

Diese Störung war <strong>der</strong> Mannschaft aus<br />

<strong>der</strong> Nachbarbauhöhe bekannt und nicht<br />

gerade in guter Erinnerung. Die Hobelanlage<br />

musste zum Durchörtern <strong>der</strong> Störung<br />

aus dem Liegenden hoch in das Flöz gefahren<br />

werden.<br />

Als zusätzliche vorbereitende Arbeiten<br />

wurden folgende Maßnahmen durchgeführt:<br />

● Der geplante Strebverlauf (Lage des<br />

Strebför<strong>der</strong>ers <strong>am</strong> Hauptantrieb) wurde in<br />

<strong>der</strong> Strecke 7 Westen, an den Ausbaubögen<br />

angezeichnet (Ausschnitt im Bild 8)<br />

● Da es sich bei <strong>der</strong> Strecke 6 Westen um<br />

eine doppelt genutzte Abbaustrecke handelt,<br />

wurde <strong>der</strong> Bereich <strong>der</strong> zweiten Störungsdurchörterung<br />

aufwen dig und umfangreich<br />

mit Zement verpresst, um die<br />

bei <strong>der</strong> Erstnutzung entstandenen Klüfte<br />

zu verfüllen.<br />

Zusätzlich wurde dieser Bereich kurz vor<br />

Strebdurchgang mit Gebirgsverfestiger<br />

(Polyurethan) behandelt. Man spricht hier<br />

auch von einer Aktivierung <strong>der</strong> mit <strong>der</strong><br />

Streckenauffahrung einge brachten Systemankerung<br />

mit dem Zweck einer Sicherung<br />

des Streb-Strecken-Überganges.<br />

Diese beiden Maßnahmen zeigten sich<br />

als erfolgreich: Die hoch motivierte Mannschaft<br />

konnte im August 2006 die Störung<br />

erfolgreich mit einer Abbaugeschwindigkeit<br />

von durchschnittlich 8,78 m/d durchörtern<br />

(Grafi k 3).<br />

Dies entsprach einer Tagesför<strong>der</strong>ung von<br />

3439 t/d (Grafi k 4). Die Bauhöhe wurde <strong>am</strong><br />

20.01.2007 erfolgreich in Raubstellung<br />

gefahren. In <strong>der</strong> Gewinnungsphase Juni<br />

2006 bis Januar 2007 konnten 590000 tvF<br />

Anthrazitkohlen aus diesem Streb gewonnen<br />

werden.<br />

Grafik/Fotos:<br />

DSK Anthrazit Ibbenbüren GmbH

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