DAS TASCHENBUCH PRESSEVORSCHAU - Fuxx
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18 LESEPROBE AUGUST SEPTEMBER OKTOBER NOVEMBER DEZEMBER JANUAR FEBRUAR 2013<br />
Ein kurzes Hinunterbeugen zur<br />
Leiche, ein rascher Blick – und schon<br />
können Rechtsmediziner in Fernsehserien<br />
oder Krimis auf die Stunde,<br />
manchmal auf einige Minuten genau<br />
sagen, wann der Tod des Opfers eingetreten<br />
ist.<br />
In Wirklichkeit ist die Todeszeitbestimmung<br />
allerdings ein aufwendiges<br />
Puzzlespiel, bei dem viele Faktoren<br />
eine Rolle spielen: etwa die Witterung,<br />
der Fundort oder auch Vorerkrankungen<br />
des Opfers. Selbst<br />
bei idealen Bedingungen und nach<br />
umfassenden Untersuchungen kann<br />
man den Todeszeitpunkt lediglich mit<br />
einer Genauigkeit von plus/minus<br />
drei Stunden definieren, also einen<br />
Zeitraum von sechs Stunden festlegen,<br />
innerhalb dessen der Tod wahrscheinlich<br />
eingetreten ist.<br />
Eines der wichtigsten Kriterien dabei<br />
ist die Abkühlung der Leiche. Dazu<br />
misst man am besten die tiefe Rektaltemperatur<br />
– je niedriger die Temperatur,<br />
desto länger ist das Opfer in der<br />
Regel tot. Allerdings können seine<br />
Kleidung oder die Umgebungsbedingungen<br />
das Ergebnis beeinflussen und<br />
eine genauere Bestimmung erschweren.<br />
Ein weiteres Indiz dafür, wann<br />
das Opfer gestorben ist, liefert die<br />
Leichen- oder Totenstarre. Sie beginnt<br />
kurze Zeit nach Eintritt des Todes<br />
– meist im Kiefergelenk – und löst<br />
sich dann nach einigen Tagen wieder.<br />
Wenn man das Gelenk gewaltsam<br />
lockert, bildet sich die Starre in den<br />
ersten Stunden nach dem Tod neu<br />
aus. Bei hohen Außentemperaturen<br />
kann sie allerdings schon innerhalb<br />
weniger Stunden vollständig gelöst<br />
sein, sodasss auch hier wieder Unsicherheiten<br />
bei der Bewertung entstehen<br />
können.<br />
Darüber hinaus geben uns sogenannte<br />
supravitale Phänomene, also den Tod<br />
überdauernde Vorgänge, Hinweise<br />
auf den Todeszeitpunkt. Denn wenn<br />
wir gestorben sind, hören die Körperzellen<br />
nicht schlagartig auf zu<br />
arbeiten. Einzelne von ihnen sind für<br />
einen kurzen Zeitraum noch aktiv<br />
und reagieren auf bestimmte Reize:<br />
Schlägt man etwa mit einem länglichen<br />
Gegenstand kräftig auf den<br />
Bizepsmuskel, zieht er sich in den ersten<br />
ein bis zwei Stunden nach Todeseintritt<br />
gut sichtbar zusammen; reizt<br />
man die Muskulatur der Augen oder<br />
des Mundes mit einem elektrischen<br />
Stromstoß, reagiert sie zunächst noch<br />
darauf. Je länger das Opfer tot ist,<br />
desto schwächer werden diese Reaktionen.<br />
In entsprechenden Fernsehserien<br />
wird der Todeszeitpunkt häufig auch<br />
festgelegt, indem man Fäulniserscheinungen<br />
an der Leiche untersucht:<br />
Anhand des Entwicklungsstadiums<br />
und der Art eingelagerter Insektenmaden<br />
sollen Rückschlüsse auf den<br />
Todeszeitpunkt gezogen werden.<br />
Die entsprechende Untersuchung ist<br />
in der Realität aber nicht nur sehr<br />
aufwendig, sondern fast immer auch<br />
unpräzise.<br />
Insgesamt kann man festhalten:<br />
Je weniger Zeit zwischen dem Eintritt<br />
des Todes und der Untersuchung der<br />
Leiche verstrichen ist, desto genauer<br />
ist es möglich, den Todeszeitpunkt<br />
zu bestimmen. Bereits nach wenigen<br />
Tagen kann manchmal nur noch<br />
geschätzt werden, ob der Verstorbene<br />
schon Wochen oder gar Jahre tot ist.