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Nr.9 - 20 WP-Bi-Su - DIE LINKE. Fraktion in der Hamburgischen ...

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<strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong>.<strong>Fraktion</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Hamburgischen</strong> Bürgerschaft <strong>Bi</strong>schoff/<strong>Su</strong>dmann | BürgerInnenbrief 15.8.<strong>20</strong>11 Seite 4<br />

Wegfall <strong>der</strong> Erziehungshilfen?<br />

Zu den großen Positionen des Hamburger Haushalts gehören<br />

die gesetzlichen Sozialleistungen. Mit 2,2 Mrd. Euro entfallen<br />

auf sie etwa 21% <strong>der</strong> bere<strong>in</strong>igten Betriebsausgaben im<br />

Jahr <strong>20</strong>11. Mit 1,3 Mrd. Euro stellt die Sozialhilfe den größten<br />

Ausgabenposten dar, 500 Mio. Euro werden für die K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagesbetreuung,<br />

51 Mio. Euro für Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz<br />

und 266 Mio. Euro für die Hilfen zur<br />

Erziehung, die Unterbr<strong>in</strong>gung von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und Jugendlichen<br />

<strong>in</strong> Heimen und sonstige E<strong>in</strong>zelfallhilfen ausgegeben.<br />

Im Rahmen se<strong>in</strong>er Konsolidierungspolitik plant <strong>der</strong> Senat<br />

nun offenbar e<strong>in</strong>e radikale Umkehr bei den Hilfen zur Erziehung.<br />

Dazu zählen Maßnahmen wie die ambulante und sozialpädagogische<br />

E<strong>in</strong>zelbetreuung o<strong>der</strong> die stationäre Unterbr<strong>in</strong>gung<br />

<strong>in</strong> Heimen und Jugendwohnungen. In den letzten<br />

zehn Jahren stiegen Fallzahl und Kosten <strong>in</strong> Hamburg stetig<br />

an. So schlägt die Heimerziehung mit 3.976 Euro pro Monat<br />

und K<strong>in</strong>d zu Buche. Die Kosten für betreutes Wohnen liegen<br />

bei 1.524 Euro pro Person und Monat und für die »<strong>in</strong>tensive<br />

sozialpädagogische Betreuung« werden 2.677 Euro ausgegeben.<br />

Im Jahr <strong>20</strong>05 summmierten sich diese Beträge auf knapp<br />

140 Mio. Euro, <strong>in</strong> diesem Jahr werden es voraussichtlich rund<br />

233 Mio. Euro se<strong>in</strong>.<br />

Der Rechtsanspruch auf Hilfe zur Erziehung soll nun aus<br />

Kostengründen offensichtlich abgeschafft und durch e<strong>in</strong>e<br />

Gewährleistungsverpflichtung ersetzt werden. Dies geht jedenfalls<br />

aus e<strong>in</strong>em Vorschlag hervor, <strong>der</strong> auf e<strong>in</strong>er Staatssekretärssitzung<br />

<strong>der</strong> SPD-geführten Län<strong>der</strong> vorgestellt wurde.<br />

Auch wenn Hamburgs Sozialsenator Detlef Scheele erklären<br />

lässt, »die Behördenleitung habe nicht über das Papier entschieden«<br />

(taz hamburg vom 15.8.<strong>20</strong>11), dürfte er sich <strong>der</strong> Begründung<br />

anschließen.<br />

Die lautet: »Ausgestaltung des Hilfeangebots als <strong>in</strong>dividueller<br />

Rechtsanspruch und die starke Stellung freier Träger«<br />

machten das System »immer teurer«. Die zusätzlichen Mittel<br />

hätten nicht zu e<strong>in</strong>er Verbesserung <strong>der</strong> Situation von betroffenen<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und Jugendlichen geführt. Die bisherige Betreuung<br />

durch Sozialpädagogen <strong>in</strong> den Familien würde »<strong>in</strong><br />

sehr vielen Fällen <strong>in</strong>s Leere« laufen. Statt personal<strong>in</strong>tensiver<br />

<strong>in</strong>dividueller Hilfe soll <strong>in</strong> Zukunft verstärkt auf e<strong>in</strong> »<strong>in</strong>frastrukturelles<br />

Angebot« <strong>in</strong> Schulen, Kitas und Jugendzentren<br />

gesetzt werden. So wurden <strong>in</strong> Hamburg bereits mit fünf von<br />

sieben Bezirken Verträge zur Umsetzung alternativer, günstigerer<br />

Angebote abgeschlossen. Sie sehen vor, dass <strong>der</strong> Senat<br />

den Bezirken zusätzlich Geld für »sozialräumliche Angebote«<br />

wie Mütter-K<strong>in</strong>d-Zentren zuweist und die Bezirke sich im Gegenzug<br />

verpflichten, ihre entsprechenden Ausgaben zu senken.<br />

16 Mio. Euro dürfen die Bezirke dieses Jahr zusätzlich<br />

ausgeben. Die Etatansätze für die Hilfen zur Erziehung s<strong>in</strong>d<br />

bewusst noch nicht gesenkt worden, weil es sich um gesetzliche<br />

Ansprüche handelt und e<strong>in</strong> Rückgang erst zu erwarten<br />

ist, wenn die alternativen Angebote wirken. Zudem soll <strong>der</strong><br />

starke Anstieg <strong>der</strong> Heimunterbr<strong>in</strong>gung (die »teuerste Angebotsform«)<br />

schrittweise durch kostengünstigere und fachlich<br />

s<strong>in</strong>nvollere Lösungen ersetzt werden. Unter <strong>der</strong> Fe<strong>der</strong>führung<br />

Hamburgs soll dem Papier zufolge nun e<strong>in</strong>e Arbeitsgruppe<br />

<strong>der</strong> SPD-geführten Bundeslän<strong>der</strong> bis zum Herbst entsprechende<br />

Vorschläge erarbeiten.<br />

In dem starken Anstieg <strong>der</strong> Ausgaben für Hilfen zur Erziehung<br />

reflektiert sich die wachsende Not vieler Familien.<br />

Verän<strong>der</strong>te Lebensformen, die Prekarisierung <strong>der</strong> Arbeitsverhältnisse,<br />

e<strong>in</strong>e zunehmende Verarmung und <strong>der</strong> Abbau<br />

<strong>der</strong> sozialen Infrastruktur (etwa Schließung von Schwimmbä<strong>der</strong>n,<br />

Bücherhallen, Schulen etc.) haben dazu geführt, dass<br />

viele Familien nicht mehr <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage s<strong>in</strong>d, ihre K<strong>in</strong><strong>der</strong> angemessen<br />

zu betreuen. Dies betrifft <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die Familien,<br />

<strong>in</strong> denen die Eltern arm und/o<strong>der</strong> prekär beschäftigt s<strong>in</strong>d.<br />

Ihre Zahl ist <strong>in</strong> den letzten <strong>20</strong> Jahren deutlich angewachsen.<br />

Wir f<strong>in</strong>den diese Familien zudem sozial-räumlich konzentriert<br />

VSA: Armes Reiches Hamburg<br />

Gerd Pohl / Klaus Wicher (Hrsg.)<br />

Armes Reiches Hamburg<br />

Gerd Pohl/Klaus Wicher (Hrsg.): Armes Reiches Hamburg. Metropole zwischen Wohlstand und Armut<br />

192 Seiten| EUR 14.80 | ISBN 978-3-89965-471-4<br />

»Hammonia, oh wie so herrlich stehst du da«, heißt es <strong>in</strong> <strong>der</strong> Hymne <strong>der</strong> Hansestadt. Kann davon wirklich<br />

die Rede se<strong>in</strong>? Hamburg ist die Stadt mit den meisten Millionären <strong>in</strong> Deutschland. Zugleich nimmt die<br />

Zahl <strong>der</strong> armen Menschen zu. So ist die Stadt immer stärker geprägt durch e<strong>in</strong>e Kluft zwischen Reichtum<br />

und Armut. Dies machen die Autor<strong>in</strong>nen und Autoren deutlich: Die Fehlentwicklungen s<strong>in</strong>d mit dem Ethos<br />

des »Ehrbaren Kaufmanns zu Hamburg« nicht vere<strong>in</strong>bar, son<strong>der</strong>n e<strong>in</strong> sozialer Skandal. Sie bedürfen grundlegen<strong>der</strong><br />

Korrekturen, damit es zu e<strong>in</strong>er sozial gerechteren Stadtentwicklung kommt. Ihre Themen s<strong>in</strong>d:<br />

Privater Reichtum – öffentliche Armut. Wer lebt über wessen Verhältnisse? | Hamburgs Reiche und<br />

<strong>Su</strong>perreiche | Sozial gespalten <strong>in</strong> die Zukunft? Wirtschaft, öffentliche F<strong>in</strong>anzen, Stadtentwicklung |<br />

Arbeitslosigkeit – Niedriglöhne – Armut | Hamburg prekär: Armut und Ausgrenzung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er wachsenden<br />

Stadt | Wohnungsnot und soziale Schieflagen | Altersarmut nimmt zu. Konzepte für e<strong>in</strong>e Umkehr | Skandal<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>armut | Die Tafeln: e<strong>in</strong>e sozialpolitische Herausfor<strong>der</strong>ung<br />

Im Buchhandel o<strong>der</strong> bei VSA: St. Georgs Kirchhof 6, <strong>20</strong>099 Hamburg | www.vsa-verlag.de<br />

V<br />

VS<br />

Metropole zwischen Wohlstand und Armut<br />

Joachim <strong>Bi</strong>schoff (Tel. 0174 / 336 43 34 | joachim.bischoff@l<strong>in</strong>ksfraktion-hamburg.de) | Heike <strong>Su</strong>dmann (Tel. 040 / 42831 2250 |<br />

heike.sudmann@l<strong>in</strong>ksfraktion-hamburg.de) | Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>Hamburgischen</strong> Bürgerschaft | Rathausmarkt 1 | <strong>20</strong>095 Hamburg

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