BERLIN - Veranstaltungskalender für Körper Geist und Seele
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Foto: © Kati Molin - Fotolia.com<br />
Yoga <strong>und</strong><br />
Meditation<br />
Yoga <strong>und</strong> Meditation gehören zusammen wie<br />
<strong>Körper</strong> <strong>und</strong> <strong>Geist</strong>. Die erfahrene Yogalehrerin<br />
Cyndi Lee beschreibt in ihrem neuen Buch<br />
genau diesen Zusammenhang. Ein Auszug<br />
mit fre<strong>und</strong>licher Genehmigung des Verlags.<br />
1972 nahm ich erstmals Yogaunterricht, um leicht an<br />
einen Sportschein im College zu kommen. Keine andere<br />
sportliche Betätigung hatte mir jemals in solchem<br />
Ausmaß das Gefühl vermittelt, gereinigt zu sein, so als<br />
hätte ich von innen heraus eine Dusche genommen, <strong>und</strong><br />
das gilt auch heute noch <strong>für</strong> mich – selbst nach zwanzig<br />
Jahren professionellem Tanz. Ich hatte inspirierende<br />
Lehrerinnen <strong>und</strong> Lehrer <strong>und</strong> war hochmotiviert. Schon<br />
nach kurzer Zeit konnte ich meinen Atem über eine Minute<br />
anhalten oder fünf Minuten im Kopfstand bleiben.<br />
Es hatte mich gepackt.<br />
Dennoch geriet die „spirituelle“ Seite bei mir ins<br />
Hintertreffen. Ich erfasste sie einfach nicht, oder, wie<br />
ein Fre<strong>und</strong> von mir sagte, sie erfasste mich nicht.<br />
Meine Lehrer zitierten Patañjali, dem das Yogasutra<br />
zugeschrieben wird: „Yoga ist, wenn die Bewegungen<br />
des <strong>Geist</strong>es zur Ruhe kommen.“ Dann schalteten sie<br />
das Licht aus <strong>und</strong> sagten: „Schließt die Augen <strong>und</strong><br />
bewegt keinen einzigen Muskel!“ Sie setzten sich sehr<br />
aufrecht hin, ihre Lider senkten sich, <strong>und</strong> dann schienen<br />
sie irgendwie in eine große Wolke der Glückseligkeit<br />
einzutauchen. Ich versuchte es ebenfalls, aber die Bewegungen<br />
meines <strong>Geist</strong>es legten sich nicht. Ich hatte<br />
viele Gedanken, <strong>und</strong> nicht nur glückliche. Nach all den<br />
detaillierten Anleitungen, wie ich mit meinem <strong>Körper</strong><br />
arbeiten sollte, fühlte ich mich nun – ohne Informationen,<br />
die sich auf meinen <strong>Geist</strong> bezogen – im Stich<br />
gelassen. Ich tat mein Bestes, um mich zumindest wohl<br />
zu fühlen, doch dann war der Unterricht schon wieder<br />
vorbei. Als ich die Straße hinunterging, war zwar mein<br />
<strong>Körper</strong> stark, sauber, frisch <strong>und</strong> offen, aber ich fühlte<br />
mich dennoch unzulänglich <strong>und</strong> unausgeglichen.<br />
Es stellte sich heraus, dass meine Erfahrung gar<br />
nicht so ungewöhnlich war. Die meisten Praktizierenden<br />
sind zwar nach dem Yogaunterricht körperlich besser in<br />
Form als vorher, aber ihr persönliches Erwachen ist unter<br />
Umständen immer noch schwer fassbar <strong>für</strong> sie. Yogastellungen<br />
zu üben ist zwar eine einzigartige Methode,<br />
Muskeln zu stärken, die Atmung zu verbessern, Toxine<br />
zu bereinigen <strong>und</strong> das Nervensystem zu beruhigen,<br />
doch das Gefühl harmonischer Verjüngung am Ende<br />
der Unterrichtsst<strong>und</strong>e löst sich unter Umständen schnell<br />
wieder auf, sobald die Füße wieder auf dem Pflaster vor<br />
dem Eingang zum Yogastudio stehen. Der <strong>Körper</strong> der<br />
Praktizierenden verändert sich, doch ihr <strong>Geist</strong> ist immer<br />
noch sprunghaft, ihr Herz immer noch unter Schichten<br />
von Anspannung <strong>und</strong> Furcht begraben.<br />
Immer wieder habe ich als Lehrerin gesehen: Wenn<br />
Sie eine Persönlichkeit des Typs A sind, werden Sie Ihre<br />
Yogapraxis mit derselben Aggressivität <strong>und</strong> demselben<br />
Konkurrenzgeist betreiben, die auch ihr sonstiges Leben<br />
prägen. Wenn Sie eher nachlässig sind, spiegelt es sich<br />
ebenfalls in Ihrer Yogastellung wider. Sind Sie leicht zu<br />
frustrieren, kann diese Neigung durch die Herausforderungen<br />
der Yoga-Asana-Praxis sogar noch verstärkt<br />
werden. Ich selbst habe die Erfahrung gemacht, dass<br />
die körperliche Hatha-Yoga-Praxis allein als Medizin<br />
nicht stark genug ist, um derartige Verhaltensmuster in<br />
der Welt von heute zu verändern.<br />
Meine Unzufriedenheit mit dem Yoga rief bei mir eine<br />
unbestimmte Sehnsucht nach mehr hervor, ein trauriges<br />
Gefühl der Leere. Die Empfehlung meines Vaters kam<br />
mir wieder in den Sinn, bei schlechter Stimmung solle<br />
man etwas tun, was einem anderen Menschen hilft, <strong>und</strong><br />
so begann ich nach einem Weg zu suchen, wie ich den<br />
Fokus von mir ablenken <strong>und</strong> dennoch ich selbst bleiben<br />
konnte. Ich hatte etwas über Maitri gelesen, den Aspekt<br />
der liebenden Güte im Tibetischen Buddhismus, <strong>und</strong> es<br />
drängte mich, mehr darüber herauszufinden. Als daher<br />
ein Fre<strong>und</strong> mich einlud, an einem Retreat teilzunehmen,<br />
bei dem Seine Heiligkeit der Dalai Lama lehrte, ging ich<br />
hin. Es war ein zweiwöchiges Intensiv-Retreat. In der<br />
ersten Woche wurde langsam vorgegangen, mit Übersetzern,<br />
die uns Westlern die Lehren dieser großen Lamas<br />
erklärten. Einige Lehrer trugen Straßenanzüge, einige<br />
kunstvolle Gewänder <strong>und</strong> exotische Haartrachten. Ich<br />
18<br />
KGSBerlin 04/2013