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(Unsere Hoffnung \226 die Auferstehung) - MessageWeek

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<strong>Unsere</strong> <strong>Hoffnung</strong> – <strong>die</strong> <strong>Auferstehung</strong><br />

John T Klassek<br />

Die <strong>Auferstehung</strong> ist keine neue Idee, sondern eine vergessene Wahrheit.<br />

Man kann sie nicht außer Acht lassen! Entweder werden wir auf ewig Staub<br />

bleiben, wenn wir sterben, oder wir werden irgendwann in der Zukunft<br />

aufwachen, buchstäblich wieder aufstehen und dann endlich Gott sehen. Die<br />

<strong>Auferstehung</strong> ist weder Märchen noch Volkssage – sie ist <strong>die</strong> beste Nachricht,<br />

<strong>die</strong> man hören kann!


Bibel-Verse: Die Heilige Schrift des Alten und Neuen Testaments<br />

Unter Berücksichtigung der besten Übersetzungen<br />

nach dem Urtext übersetzt von<br />

Franz Eugen Schlachter<br />

Neu bearbeitet und herausgegeben durch <strong>die</strong><br />

GENFER BIBELGESELLSCHAFT<br />

Genf<br />

In der Schweiz gedruckt<br />

R&L Müller Druck AG, Lenzburg<br />

1985<br />

Umschlag-Entwurf: John T Klassek<br />

Umschlag-Foto: Leah Klassek beim Grab ihrer Urgroßmutter, Irma Klassek,<br />

unweit Devonport, Tasmanien, Australien. Die Grabinschrift auf der Bronze-<br />

Tafel: “Until the Resurrection” – „Bis zur <strong>Auferstehung</strong>”.<br />

<strong>Unsere</strong> <strong>Hoffnung</strong> – <strong>die</strong> <strong>Auferstehung</strong><br />

Verfasser: John T Klassek<br />

Anhang: Ernie Klassek<br />

Copyright © John T Klassek, 2010-2012<br />

Übersetzung vom Englischen ins Deutsche: Ernie Klassek und Horst Selent.<br />

www.message7.org<br />

www.messageweek.com<br />

m.message7.org<br />

Veröffentlicht durch <strong>MessageWeek</strong> Ministries<br />

PO Box 777, Northam, WA, 6401, Australia<br />

Druck: Optima Press, Western Australia<br />

Erste Ausgabe 2010<br />

Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil <strong>die</strong>ser Veröffentlichung darf in irgendwelcher<br />

Weise und Gestalt oder durch irgendwelche elektronische oder mechanische<br />

Mittel reproduziert werden, einschließlich jedes Information-Speicherung- und<br />

Datenabruf-Systems, außer mit schriftlicher Erlaubnis des Verfassers - <strong>die</strong><br />

Ausnahme sind kurze Abschnitte, <strong>die</strong> von einem Rezensent zitiert werden.


Dank sei unserem großen, ewigen und liebevollen Gott für <strong>die</strong><br />

<strong>Hoffnung</strong>, <strong>die</strong> er uns gegeben hat. Wir sind seine Kinder - nach seinem<br />

Bilde geschaffen, um eine ehrfürchtig-großartige Zukunft zu erleben.<br />

Besonderer Dank an meine Familie und Freunde, deren Verständnis,<br />

Einblick und Unterstützung unschätzbar waren.<br />

Meiner Frau Rebecca bin ich so sehr für ihre Unterstützung dankbar.<br />

Meiner Tochter Leah danke ich für ihren Fleiß bei der Korrektur und<br />

Wort-Gestaltung. Danke, Peter Thomas, für deine Ermutigung und<br />

Vorschläge. Danke, David Kidd, deine Kommentare und Beurteilungen<br />

weiß ich zu schätzen. Meinem Vater, Ernie Klassek, einen großen Dank<br />

für seine Unterstützung, Ideen und unsere gemeinsamen<br />

Besprechungen während der jahrelangen Arbeit an <strong>die</strong>sem Buch, mit<br />

besonderer Anerkennung für sein gründliches Korrekturlesen und<br />

Übersetzen. Wir wollen aber keine Anerkennungen in Anspruch<br />

nehmen für all das, was uns gegeben wurde, sondern nur <strong>die</strong>se Verse<br />

zur Erinnerung bringen:<br />

Dienet einander, ein jeder mit der Gabe, <strong>die</strong> er empfangen hat, als gute<br />

Haushalter der mannigfachen Gnade Gottes: Wenn jemand redet, so<br />

rede er es als Gottes Wort; wenn jemand <strong>die</strong>nt, so tue er es als aus dem<br />

Vermögen, das Gott darreicht, auf daß in allem Gott verherrlicht werde<br />

durch Jesus Christus, welchem <strong>die</strong> Herrlichkeit und <strong>die</strong> Gewalt gehört<br />

von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen. (1. Petrus 4, 10-11)<br />

Ein Mensch kann nichts empfangen, es sei ihm denn vom Himmel<br />

gegeben. (Johannes 3, 27)<br />

Lassen Sie sich Zeit beim durchlesen <strong>die</strong>ses Buches. Wir hoffen, dass es<br />

Ihnen gefallen wird. Es lohnt sich, alle Quellenangaben zu überprüfen,<br />

um folglich Ihrer <strong>Hoffnung</strong> versichert zu sein.


Inhaltsverzeichnis<br />

1. Kapitel Was mögen wir erwarten? Seite 1<br />

2. Kapitel Aus einer ehemaligen Generation Seite 12<br />

3. Kapitel Die <strong>Auferstehung</strong> des Lazarus Seite 18<br />

4. Kapitel Das Leiden Jesu Seite 33<br />

5. Kapitel Jesus auferstanden Seite 54<br />

6. Kapitel Die erste <strong>Auferstehung</strong> Seite 67<br />

7. Kapitel Die zweite <strong>Auferstehung</strong> Seite 82<br />

8. Kapitel Abraham glaubte Seite 109<br />

9. Kapitel Gott auferweckt <strong>die</strong> Toten Seite 122<br />

10. Kapitel Der Zustand der Toten Seite 130<br />

11. Kapitel Außerkörperliche Erlebnisse Seite 138<br />

12. Kapitel <strong>Unsere</strong> größte <strong>Hoffnung</strong> Seite 153<br />

13. Kapitel Ach, übrigens Seite 158<br />

14. Kapitel Zwei Männer Seite 164<br />

Anhang Ein flüchtiger Blick Seite 172


1<br />

Was mögen wir erwarten?<br />

Man konnte es kaum glauben, dass Larry gestorben war. Es kam so<br />

unerwartet. Larry schaute gesund und wohlgemut aus, als wir vor<br />

einigen Wochen miteinander geredet hatten. Er hatte ein neues<br />

geschäftliches Unternehmen eröffnet und ich erinnere mich noch, wie<br />

ich es mit ihm besprochen hatte. Und plötzlich waren wir bei seiner<br />

Beerdigung.<br />

Niemand konnte es sich vorgestellt haben, dass Larry nur einige<br />

Wochen nach unserem Gespräch von allen seinen Freunden und<br />

Verwandten umringt sein würde – und es ihm selber nicht gewahr<br />

wäre. Vielleicht ist es der einzige versöhnende Aspekt von Trauerfeiern,<br />

dass es manchmal das einzige Ereignis ist, an dem Freunde, Mitarbeiter,<br />

Nachbarn und Familienmitglieder wirklich zusammenkommen.<br />

Bei vielen Beerdigungen herrscht eine sehr bedrückende Atmosphäre<br />

und <strong>die</strong> Trauernden verstecken ihre Augen zurückhaltend hinter<br />

Sonnenbrillen. Aber das war nicht der Fall mit Larrys Freunden. Die<br />

Leutchen schüttelten <strong>die</strong> Hand und umarmten einander, andere<br />

unterhielten sich wie bei einer Grillparty am Wochenende. Der Pastor<br />

sprach in seiner Ansprache davon, dass das Leben eigentlich gefeiert<br />

werden soll und dass Larry schon sehr vermisst wird. Sein Bruder<br />

erzählte Erinnerungen aus seiner Kindheit, wie sehr beliebt Larry war,<br />

und alle Lobreden zeigten, dass Larry wirklich ein bemerkenswerter<br />

Mann war.<br />

In seiner Kindheit ging Larry regelmäßig mit seinen Eltern und<br />

jüngerem Bruder zur Kirche. Später, als heranwachsender Jugendlicher<br />

verlor er wegen Sport und anderen Zerstreuungen sein Interesse an der<br />

Kirche. Obwohl er sich der Existenz Gottes bewusst war, wurden Kirche<br />

1


und Liturgie unwesentlich im Vergleich zu den alltäglichen<br />

Ablenkungen wie Sport, Geschäft und Reisen.<br />

Alle <strong>die</strong>se Dinge und noch viel mehr beschäftigten meine Gedanken als<br />

<strong>die</strong> Trauerfeier zu Ende ging. Gibt es ein Bewusstsein nach unserem<br />

Leben - und was mag das sein? Was kann Larry erwarten? Ist er<br />

mausetot, steht er vor der Himmelspforte, oder wird er geschwind zu<br />

dem „anderen Ort” geleitet?<br />

Als Larrys Angehörige und Freunde den Friedhof verließen, setzte der<br />

Beerdigungsunternehmer ein Bündel weißer Heliumballons frei. Als sie<br />

hinweg und außer Sicht schwebten, wurden <strong>die</strong> restlichen Ballons an<br />

jüngere Kinder verschenkt, <strong>die</strong> sie natürlich nicht freilassen wollten.<br />

Trotz des positiven Abschieds … Larry war einfach nicht mehr da. Und<br />

wie immer man sich den Tod vorstellt, der Tod ist das Ende. Es gibt<br />

keinen Larry mehr; und bestimmt auch kein Pläneschmieden oder<br />

Feiern mit ihm. Als wir den Friedhof verließen, ließen wir Larry zurück,<br />

begraben mitten unter den alten Grabsteinen aus Granit mit ihren<br />

verwitterten Inschriften und rostigen eisernen Zäunen. Wenn wir auch<br />

nie in unserem viel beschäftigten Leben an unsere Sterblichkeit denken,<br />

bei einem Begräbnis können wir einen flüchtigen Gedanken daran nicht<br />

vermeiden.<br />

Der Friedhof ist nicht der übliche Ort, den wir normalerweise<br />

aufsuchen. In Australien nennt man ihn häufig „das tote Zentrum” der<br />

Stadt (“the dead centre”). Dort wird jemand zur letzten Ruhe gelegt,<br />

und wir verbinden es mit Traurigkeit. Denn jede Grabinschrift erinnert<br />

uns an Leute wie Du und ich es sind – Leute, <strong>die</strong> einst lebten und<br />

lachten und liebten – aber dann nicht mehr da sind. Ist das ihr Ende -<br />

und letztlich unseres? Ich vermute, dass wir alle eine eindeutige<br />

Antwort auf so eine Frage haben wollen.<br />

Obwohl <strong>die</strong> Bibel ganz aufschlussreich über <strong>die</strong> <strong>Auferstehung</strong> aller<br />

Menschen redet, es ist nicht das Erste, an das man denkt, wenn ein<br />

2


enger Freund oder Verwandter stirbt. Aber wenn man das Thema mit<br />

irgend jemand auf der Straße anspricht, wird man schnell herausfinden,<br />

wie viele verschiedene individuelle Überzeugungen es gibt. Manche<br />

Leute vermuten zum Beispiel, dass ihre verstorbenen Verwandten<br />

überglücklich im Himmel verweilen. Andere mögen einfach mit den<br />

Achseln zucken und sagen, dass sie an etwas im Jenseits glauben, aber<br />

mit Ungewissheit. Atheisten und Evolutionstheoretiker glauben, dass<br />

unsere kurze Lebensdauer alles in allem ist. Jedoch nur weinige glauben<br />

an eine buchstäbliche Wiederauferstehung vom Tod zum Leben.<br />

Versuche, <strong>die</strong> Antwort in Büchern zu finden, oder bespreche <strong>die</strong><br />

„<strong>Auferstehung</strong> aller Menschen” mit Theologen, und man wird höchstwahrscheinlich<br />

enttäuscht werden, denn <strong>die</strong>ses Thema wird oftmals<br />

viel zu schwach behandelt.<br />

Sicherlich gibt es vielfältige online Artikel über <strong>die</strong> <strong>Auferstehung</strong>. Eine<br />

flüchtige Suche am Internet mit den Worten „<strong>Hoffnung</strong>, <strong>Auferstehung</strong>”<br />

zeigt mehr als 6 Millionen Quellenangaben an. Während es auch eine<br />

Vielfalt von gelehrten Abhandlungen über das <strong>Auferstehung</strong>sthema<br />

gibt, sind <strong>die</strong>se gewöhnlich nicht für jedermann geschrieben.<br />

Das <strong>Auferstehung</strong>sthema wird im Allgemeinen im Glaubensbekenntnis<br />

des weitverbreiteten Christentums aufgeführt, jedoch dessen<br />

Bedeutung scheint vielen Leuten unklar zu sein. Deshalb versucht<br />

<strong>die</strong>ses Buch, <strong>die</strong> <strong>Hoffnung</strong> auf <strong>die</strong> <strong>Auferstehung</strong> eindeutig und<br />

ausschließlich von einem biblischen Standpunkt zu erklären.<br />

Nun, was zeigt uns <strong>die</strong> Bibel, <strong>die</strong>ses „Buch aller Bücher”, das <strong>die</strong> Kultur<br />

des Westens vielleicht mehr beeinflusst hat als wir zugestehen wollen?<br />

Insbesondere in Bezug auf Leben und Tod und <strong>die</strong> Dinge, <strong>die</strong> vielleicht<br />

über unsere gegenwärtigen Erfahrungen hinaus existieren? Warum<br />

fragen wir nicht, wie <strong>die</strong> Alten den Tod betrachteten? Könnte ihr<br />

Verständnis und ihr Kommentar behilflich sein? Was hat Jesus wirklich<br />

darüber gesagt? Wie betrachtete <strong>die</strong> urchristliche Kirche den Tod im<br />

3


ersten Jahrhundert? Sollte es doch vielleicht irgend etwas über unsere<br />

menschliche Erfahrung hinaus geben, was können dann wir erwarten?<br />

All <strong>die</strong>se Fragen sind äußerst wichtig, denn <strong>die</strong> Antworten darauf<br />

gestalten im Grunde genommen unsere heutige Lebensweise. Wenn wir<br />

mit Sicherheit wüssten, was über den Tod hinaus liegt, dann würden<br />

wir wahrscheinlich unser Leben etwas anders verbringen.<br />

Heutzutage bekennen sich viele westliche Länder zu einer<br />

zunehmenden (religionslosen) Weltlichkeit; jedermann kennt den<br />

Ausdruck „nachchristliche Ära”.<br />

Vielleicht hat man das Thema über das Leben nach dem Tod mit engen<br />

Freunden erörtert, oder man hat Artikel darüber gelesen, um unterschiedliche<br />

Meinungen darüber zu erforschen. Wahrscheinlich hat man<br />

bei verschiedenen Trauerfeiern gehört, wie ein Pfarrer entweder Worte<br />

der <strong>Hoffnung</strong>, eine Botschaft, <strong>die</strong> allgemein das Leben feiert oder einige<br />

Variationen einer „Himmelfahrt” vermittelte. Vielleicht hat man über<br />

<strong>die</strong> Grabsteininschriften in sehr alten Friedhöfen nachgedacht, <strong>die</strong> den<br />

Glauben an eine „<strong>Auferstehung</strong>” widerspiegeln. Wenn man ein<br />

Kirchgänger ist, hat man wahrscheinlich Predigten gehört, <strong>die</strong> das<br />

„<strong>Auferstehung</strong>sleben” in Jesus Christus berührten. Oder – genau wie<br />

unzählige andere Leute - man hat wirklich nie darüber nachgedacht<br />

und würde deshalb eine weltlich orientierte Bestattung bevorzugen,<br />

welche einfach das Leben des Verstorbenen ohne „religiöse” Untertöne<br />

feiert.<br />

(Obwohl wir in <strong>die</strong>sem Buch nicht den Vorzug von Glauben über<br />

Atheismus diskutieren wollen, behaupten wir ganz eindeutig, dass es<br />

Gott, den Schöpfer, gibt, den man persönlich kennenlernen kann. Die<br />

Behauptung, dass wir durch Evolution entstanden sind, kommt uns als<br />

lächerlich vor. Es wurde entdeckt, dass eine einzige Zelle mehr<br />

Komplikationen enthält als das ganze Kommunikationssystem der<br />

Metropole New York. „Wir sind wunderbar gemacht”, Psalmen 139,<br />

14).<br />

4


Die Meisten von uns werden wahrscheinlich nicht zu lange über <strong>die</strong>se<br />

Themen nachdenken. Von Zeit zu Zeit jedoch können wir es nicht<br />

vermeiden, dass uns der Tod gewaltig gegenübertritt – besonders wenn<br />

es unsere eigene Sterblichkeit betrifft.<br />

Heutzutage gibt es eine Mannigfaltigkeit verschiedener<br />

Dienstleistungsbereiche, <strong>die</strong> verschiedenartige und bemerkenswerte<br />

Hilfsaktionen zur Verfügung stellen. Einige zeichnen sich aus, indem<br />

sie zum Beispiel Gottes Gnade durch Lebensmittelfürsorge für <strong>die</strong><br />

Armen darlegen. Andere beteiligen sich an Betreuung älterer Bürger, als<br />

Kaplan in Schulen, an Rundfunk-Sendungen der frohen Botschaft, an<br />

aktiver Jugenderziehung, am Einsatz bei medizinischen Missionen,<br />

u.s.w. All <strong>die</strong>se Dienste und noch viele andere widerspiegeln <strong>die</strong><br />

Augen, Ohren und Hände unseres Gottes, der durch seinen Geist<br />

motivierend unter uns wirkt, um unseren Mitmenschen auszuhelfen.<br />

Und trotzdem, genau zu dem Zeitpunkt, der vielleicht unser größtes<br />

Bedürfnis bloß legt, wie z.B. bei einer Trauerfeier, wissen wir instinktiv,<br />

dass das, was wir hören, nicht immer hilfreich oder wahr ist. Alles<br />

kommt uns ein bischen „neblig” vor. Hier jetzt ist ein Dienstleistungsbereich,<br />

der biblische Integrität benötigt, denn oft bleibt uns nichts übrig<br />

als ein Sammelsurium von konkurrierenden, scheinbar gleichwiegenden<br />

christlichen und subchristlichen Ideen, <strong>die</strong> beabsichtigen, <strong>die</strong><br />

trauernde Seele zu beschwichtigen.<br />

Ein Glas frisches Wasser befriedigt den Durst, frisches Brot den Hunger;<br />

wenn man jedoch sagt, daß Larry entweder in der Hölle oder im<br />

Himmel ist, erfüllt es nicht <strong>die</strong> hohe Erwartung von dem, was <strong>die</strong> Bibel<br />

wirklich erklärt, und wir bleiben meistens konfus und unzufrieden.<br />

Eine Anrede zum Lebensinhalt bei einer Trauerfeier soll doch<br />

<strong>Hoffnung</strong>, Zweck, Ziel und eine göttliche, biblische Realität<br />

beschreiben. Manchmal jedoch werden wir mit einer Kernbotschaft<br />

abgefertigt, <strong>die</strong> im Grunde nur eine gut gemeinte, aber auf Volkssagen<br />

basierte, weitverbreitete Tradition ist.<br />

5


Wir hoffen, dass – wenn sie “<strong>Unsere</strong> <strong>Hoffnung</strong> – <strong>die</strong> <strong>Auferstehung</strong>”<br />

durchgelesen haben – Ihre Ansicht von Leben und Tod eher<br />

inspirierend als fürchterlich, eher herzerfreuend als traurig und so<br />

hoffnungsvoll wie nie zuvor sein wird.<br />

<strong>Unsere</strong> Forschungsarbeit der <strong>Auferstehung</strong>sthemen, wie man sie in der<br />

Bibel findet, begann vor etwa vierzehn Jahren, als das Internet noch im<br />

Anfangsstadium war. Nur wenige betrachteten es damals als einen<br />

ernsthaften Anwärter für Inhaltsdarstellung. Aber es war ein guter<br />

Ausgangspunkt. Wir wollten nicht nur Pionierarbeit leisten, um <strong>die</strong><br />

Gute Nachricht mit neuer Technologie zu übermitteln, sondern wir<br />

sahen es auch als notwendig, dass der Inhalt der Guten Nachricht<br />

erfrischend und inspirierend sein würde – also nicht nur ein<br />

nochmaliges Aufwärmen von alten, gut be<strong>die</strong>nten Bereichen. Nach<br />

einiger Zeit entdeckten wir, dass das <strong>Auferstehung</strong>sthema sehr oft<br />

hochkam. Es schien, zum Thema Tod waren <strong>die</strong> Erwartungen von<br />

vielen Menschen sehr unterschiedlich zu den elementaren biblischen<br />

Darstellungen. Jahrelang produzierten wir zahlreiche Kurzfilme - einige<br />

auf Friedhöfen gefilmt und andere im Studio - <strong>die</strong> alle verschiedene<br />

Aspekte der <strong>Hoffnung</strong> auf <strong>die</strong> <strong>Auferstehung</strong> behandelten.<br />

Die Kurzfilme waren bemerkenswert erfolgreich, denn sie konnten<br />

einem notwendigen Dienstbereich gerecht werden, und das wurde in<br />

den mannigfaltigen, positiven Kommentaren reflektiert, <strong>die</strong> wir<br />

bezüglich unserer Online-Arbeit erhielten.<br />

Wenn Freunde uns fragten, was wir so in letzter Zeit als Filmemacher<br />

produziert hatten, da zögerten wir natürlich einen Augenblick mit dem<br />

Zugeständnis, dass wir Außenaufnahmen auf Friedhöfen gedreht<br />

hatten. So ein Erlebnis ist jedoch alles andere als makaber. Es ist<br />

erstaunlicherweise viel inspirierender als wir erwartet hätten. Man geht<br />

daran, eine Kamera auf ein Stativ zu setzen, Beleuchtung und<br />

Mikrofone anzuordnen, und dann versucht man mit Drehbuch-<br />

Kommentaren darzustellen, was es in <strong>die</strong>ser Landschaft von<br />

Grabsteinen und Inschriften gibt. Es geht ja hier um <strong>die</strong> Zukunft aller<br />

6


Menschen, <strong>die</strong> je lebten, gute oder böse, junge oder alte, ohne Rücksicht<br />

auf Geschlecht, Rasse oder Religion.<br />

Ich erinnere mich an einen Lehrer in Australischer Geschichte, als er<br />

uns Schüler half, Informationen aus alten Friedhöfen australischer<br />

Pioniere ausfindig zu machen. Die Ergebnisse <strong>die</strong>ser Stu<strong>die</strong>n waren<br />

erstaunlich. Als Beispiel, der kleine historische Friedhof zu Greendale<br />

unweit Bacchus Marsh in Victoria enthüllte abnorm hohe Kindertodesfälle<br />

zu jenem Pionierzeitalter. Das ist nicht eine „Information”, von der<br />

man sich unberührt abwenden kann.<br />

In gewissem Maße begann das <strong>Auferstehung</strong>sthema als Anlass <strong>die</strong>ses<br />

Buches schon damals ernsthaft, als ich ein plötzliches und offensichtliches<br />

Trauergefühl beim Lesen der Grabinschriften erlebte, <strong>die</strong> den<br />

Kindern auf jenen Grabsteinen gewidmet waren. Ein Drittel der dort<br />

Begrabenen waren noch nicht mal fünf Jahre alt. Wenn man sich den<br />

traurigen Verlust vorstellt, den <strong>die</strong>se Pionierfamilien durchgemacht<br />

hatten, dann trifft ihr Schmerz uns auch heute noch, denn ihr Verlust ist<br />

wirklich auch unser Verlust. Die Sterblichkeitsziffer der Kinder war<br />

unverkennbar hoch in jedem Sinne, den man sich vorstellen kann, und<br />

obwohl wir heute mehr als einhundertundfünfzig Jahre von den<br />

damaligen Zeiten entfernt sind, kann man den Verlust noch ganz<br />

persönlich fühlen. Ausgeglichen ist er nur durch <strong>die</strong> <strong>Hoffnung</strong>, dass alle<br />

<strong>die</strong>se Kinder wieder zum Leben auferstehen werden, um dann ihr<br />

völliges Potenzial zu erreichen.<br />

Eine typische Inschrift aus jener Ära drückte <strong>die</strong> tiefe Trauer mit<br />

folgenden Worten aus:<br />

„Deine Stimme nun schweigend, das treu’ Herz im Schlaf,<br />

dess’ lächelnd Willkommen sich oft mit mir traf.<br />

Vermiss Dich, betrau’r Dich, in Stille unsichtbar,<br />

ich verweil’ in Gedanken an Deine Tage immerdar.”<br />

7


Eine andere, in weißen Marmor gemeißelt, hieß einfach, „Entschlafen in<br />

Jesus”. In vielen Friedhöfen aus der Pionierzeit kann man noch deutlich<br />

christliche Inschriften finden.<br />

Ich werde nie das erste Begräbnis vergessen, als ich etwa zwölf Jahre alt<br />

war. Meine Eltern bestanden darauf, dass ich gemeinsam mit meinen<br />

Geschwistern dabei sein sollte, obwohl es im Allgemeinen der Brauch<br />

war, Kinder von solchen Ereignissen auszuschließen. Im Verlauf der<br />

Trauerfeier, als der Sarg in <strong>die</strong> Erde gesenkt wurde, sprang eine Dame<br />

mittleren Alters in schwarzer Trauerkleidung plötzlich auf den<br />

hinuntergehenden Sarg zu und schrie bitterlich, „Legt sie nicht da unten<br />

hin! Legt sie nicht da unten hin!” Es gab ein Handgemenge, als<br />

Angehörige und Begleiter versuchten, sie davon abzubringen. Die<br />

übrige Trauerfeier war von dem spontanen Erguss ihrer Trauer befleckt.<br />

Als Junge blieben mir mehr Fragen als Antworten und bestimmt ein<br />

unschmackhaftes Gefühl bezüglich des Todesthemas.<br />

Gott sei Dank stamme ich aus einer Gemeinde der Kirche Gottes, <strong>die</strong><br />

den Sabbat einhält, und ich war ziemlich klar über <strong>die</strong> <strong>Auferstehung</strong><br />

aller Menschen unterrichtet, wenigstens so wie sie mir dargelegt wurde,<br />

oder mindestens wie ich sie damals verstand. Daher wuchs ich eher mit<br />

einem Gefühl der <strong>Hoffnung</strong> auf anstatt einer Furcht. Aber nur durch<br />

den Tod eines engen Verwandten kommt man wirklich zum Nachdenken<br />

über das Thema.<br />

Die <strong>Hoffnung</strong> auf <strong>die</strong> <strong>Auferstehung</strong> wurde zu meinem erhöhten<br />

Bewusstsein gebracht, als meine Großmutter starb. Mein Vater bestellte<br />

eine Tafel aus Bronze für ihr Grab im Mersey Vale Memorial Park<br />

Cemetery an der Nordwestküste Tasmaniens. Er wählte einfach <strong>die</strong><br />

Inschrift: „Irma Klassek – 1905-1987 – Bis zur <strong>Auferstehung</strong>”. Diese<br />

schlichten Worte des Trostes wirken sich in unserer Erkenntnis aus,<br />

dass ihr Ableben nur eine begrenzte Zeit hat, nämlich bis zur<br />

<strong>Auferstehung</strong>.<br />

8


Als ich nach vielen Jahren ganz allein in stillem Nachdenken vor ihrem<br />

Grab stand, hatte ich Schwierigkeiten, meine Tränen zurückzuhalten. Es<br />

war nicht nur weil ich sie von ganzem Herzen vermisste, sondern auch<br />

weil der Tod durch <strong>die</strong> Bedeutung der Macht einer zukünftigen<br />

<strong>Auferstehung</strong> als ein schrecklich gespielter Streich der Zeit erschien. Ich<br />

glaube an <strong>die</strong> <strong>Auferstehung</strong>, und dennoch musste ich mich durch meine<br />

Tränen hindurch über den Erguss solcher Trauer fragen. Ich liebte<br />

meine Großmutter von ganzem Herzen und freue mich gewisslich auf<br />

den glanzvollen Tag, an dem ich sie wieder sehen werde und umarmen<br />

kann. Doch als ich auf dem manikürten Rasen des Friedhofes stand, da<br />

gab es nur Schweigen, Erinnerungen und feuchte Augen.<br />

Also im Verlauf der Film-Arbeit bei “<strong>MessageWeek</strong>” produzierten wir<br />

etliche Kurzfilme, <strong>die</strong> <strong>die</strong> <strong>Auferstehung</strong> Jesu erörtern. Wir untersuchten<br />

<strong>die</strong> <strong>Auferstehung</strong> aller Menschen und fragten so manche Fragen, <strong>die</strong><br />

„schwer zu fragen” sind, und erforschten entsprechende Bibelverse. Es<br />

ist nicht schwierig, <strong>die</strong> Aussage zu machen, dass nicht viele naturgemäß<br />

den Kern und das eigentliche Wesen der <strong>Auferstehung</strong>s-<strong>Hoffnung</strong><br />

verstehen - obwohl es eines der universellen Themen ist, das <strong>die</strong> Bibel<br />

oft und direkt anspricht. Obendrein haben unsere Theologen, Denker<br />

und Wissenschaftler über <strong>die</strong> Jahrhunderte alternative Werte und<br />

Überzeugungen über das entwickelt, was man nach dem Sterben<br />

erwarten kann. Man frage jemand auf der Straße, was nach ihrer<br />

Ansicht geschieht, wenn man stirbt, und man könnte vielleicht <strong>die</strong><br />

allgemeine Antwort erhalten, „dass man zum Himmel fährt”. Andere<br />

werden ohne Weiteres zugeben, „dass man es nicht wissen kann.” Eine<br />

zunehmende Mehrheit, <strong>die</strong> von Weltlichkeit beeinflusst ist, wird über<br />

<strong>die</strong> Vorstellung spotten, dass es irgendetwas jenseits <strong>die</strong>ses Lebens gibt,<br />

das uns <strong>die</strong> Wissenschaft nicht bieten kann.<br />

Karla Faye Tucker, <strong>die</strong> in den Vereinigten Staaten vor etlichen Jahren<br />

wegen eines schrecklichen Axtmordes zum Tode verurteilt worden war,<br />

wurde im Gefängnis zum Christentum bekehrt. Sie erregte <strong>die</strong> Aufmerksamkeit<br />

der Me<strong>die</strong>n, als sie kurz vor ihrer erheblich debattierten<br />

Hinrichtung stand. Rechtsanwälte hatten den Presidenten vergeblich<br />

9


um eine Begnadigung ersucht, <strong>die</strong> auf ihr verwandeltes Leben seit ihrer<br />

Bekehrung vor fünfzehn Jahren gegründet war. Nur wenige Tage vor<br />

ihrer Hinrichtung äußerte sich Karla zu einem Journalisten, dass ihr<br />

bevorstehender Tod sie nicht beunruhigte, weil sie „dann mit Jesus sein<br />

wird.”<br />

In gewisser Hinsicht hat sie recht gehabt. Jedoch ihre Äußerungen<br />

müssten wirklich qualifiziert werden, wenn sie der heiligen Schrift<br />

gegenübergestellt werden. Ist denn der Tod zufolge der Bibel nicht wie<br />

ein tiefer Schlaf, wo es kein Bewusstsein, keine Gedanken und nichts<br />

gibt – außer dem Aufruf durch <strong>die</strong> Stimme Jesu bei seiner Wiederkehr?<br />

Mein Vater wuchs in einem europäischen Milieu auf, wo „das<br />

Fegefeuer” eine bedeutende Rolle in der weitverbreiteten Vorstellung<br />

über das Leben nach dem Tod spielte. Er erzählte mir, wie er sich in<br />

deutschen Städten an ältere Witwen erinnerte, <strong>die</strong> aus ihrer Armut den<br />

Kirchen Spenden gaben mit der festen Überzeugung, dass sie das<br />

Leiden ihrer Gatten im Fegefeuer lindern könnten. Das Fegefeuer<br />

wurde als ein Zwischenzustand des Leidens und der Reinigung vor der<br />

Himmelfahrt dargestellt. Man glaubte, dass Verwandte mit jeder<br />

Opfergabe just ein wenig mehr aus ihrem Leidenszustand herausgehoben<br />

würden. Heutzutage drückt man sich mit Entrüstung über solche<br />

Ausbeutung der Armen aus. Es waren mittelalterliche theologische<br />

Gründe, <strong>die</strong> keinen anderen Vorteil hatten, als den Kirchenbeutel fetter<br />

zu machen. Außerdem werden auch reine fromme Vorstellungen<br />

beeinflusst, wenn man zum Beispiel Dantes und Bruegels Kunstwerke<br />

besichtigt, <strong>die</strong> das Leiden armer Seelen unter den Händen eines<br />

rachesüchtigen Gottes darstellen.<br />

Es gibt eine ganze Menge „Ideen” darüber, was nach dem Tod<br />

geschieht. Unlängst besprach ein bekannter Theologe den<br />

„Seelenschlaf”, einen bewusst-geisterhaft körperlosen Zustand, den wir<br />

möglicherweise zwischen Tod und Himmel erleben werden. Ein<br />

anderer führte den Gedanken an, dass <strong>die</strong> Seele im Augenblick des<br />

Todes von dem Gefängnis unseres Körpers freigelassen wird. Berichte<br />

10


von „außerkörperlichen” Erlebnissen überfluten das Internet.<br />

Orientalische Ansichten über das Leben nach dem Tod haben sich auch<br />

auf unser Denken ausgewirkt. Die Verwirrung zwischen verschiedenen<br />

Überzeugungen wird höchst kompliziert, denn es handelt sich nicht um<br />

ungewöhnliche oder fremde Religionen, sondern um den christlichen<br />

Glauben – der sich auf das Wort Gottes, <strong>die</strong> Bibel, bezieht!<br />

Was steht denn nun wirklich in der heiligen Schrift? Was sind klare<br />

Fakten und was sind erfinderische Erzählungen?<br />

Es ist das Ziel <strong>die</strong>ses Buches, <strong>die</strong>ses faszinierende Thema von einer<br />

biblischen Perspektive zu erforschen und soviel wie möglich<br />

herauszufinden. Vielleicht werden Sie über einige Dinge erstaunt sein.<br />

Wir hoffen aber, dass Sie am Ende <strong>die</strong>ses Buches positiv über <strong>die</strong>ses<br />

Thema vergewissert sein werden.<br />

11


2<br />

Aus einer ehemaligen Generation<br />

In einer seiner Predigten bemerkte einmal ein Ältester in einer<br />

Gemeinde der Kirche Gottes, dass man <strong>die</strong> <strong>Auferstehung</strong> – als einen<br />

Ausdruck der <strong>Hoffnung</strong> – nur noch auf Inschriften in den ältesten<br />

australischen Friedhöfen finden könne.<br />

Gary wohnte in Hobart, Hauptstadt des australischen Inselstaates<br />

Tasmanien, wo er einer Gemeinde der Kirche Gottes als Pastor<br />

behilflich war. Hobart, am Fluss Derwent, ist eine malerisch historische<br />

Stadt, <strong>die</strong> sich an den hoch aufragenden Mount Wellington kuschelt.<br />

Ihre Architektur reflektiert teilweise noch eine vergangene Ära. In der<br />

inneren Vorstadt Sandy Bay könnte man verständlicherweise glauben,<br />

dass man – abgesehen von den Autos – in ein anderes Zeitalter<br />

zurückgekehrt wäre. Die Fassaden sind eine Widerspiegelung deutlich<br />

kolonial-britischer Vergangenheit. Etwa eine Stunde in Richtung Südost<br />

mit dem Auto kommt man nach Port Arthur, eine Kolonial-<br />

Strafbesiedelung, wo <strong>die</strong> Mehrzahl der Gebäude, <strong>die</strong> noch heute<br />

bewohnt sind, einst von Sträflingen gebaut wurden.<br />

Ergänzend in <strong>die</strong>ser geschichtlichen Echtheit sind <strong>die</strong> alten Friedhöfe.<br />

Viele Familiennamen der ersten Siedler und Sträflinge sind dort auf den<br />

stillen, bemoosten Grabsteinen vertreten. Was <strong>die</strong>se Inschriften<br />

anbelangt sollte unsere Aufmerksamkeit erregen. Gary erklärte: „Wenn<br />

ihr <strong>die</strong> ältesten Friedhöfe aufsucht – das heißt, <strong>die</strong> über hundertfünfzig<br />

Jahre alten - dann werdet ihr noch bestimmte Hinweise auf <strong>die</strong><br />

<strong>Auferstehung</strong> finden, wie zum Beispiel: ‚Bis zur <strong>Auferstehung</strong>’ oder<br />

‚Ich werde erwachen, wenn Er ruft’.” Er sagte weiterhin, dass <strong>die</strong><br />

Inschriften, <strong>die</strong> weniger als einhundertfünfzig Jahre alt sind, nicht mehr<br />

solche offene Hinweise auf <strong>die</strong> <strong>Auferstehung</strong> tragen.<br />

12


Seine Bemerkungen waren faszinierend und es lohnte sich, sie zu<br />

überprüfen. Und so wollte ich selbst aus Neugierde besonderen Wert<br />

darauf legen, viele solche alte Friedhöfe aufzusuchen – sei es in belebten<br />

Städten oder auf einsamen, ländlichen Grundstücken.<br />

Es mag sich zuerst etwas unnatürlich anhören, wenn man seinen<br />

Freunden erzählt, dass man Friedhöfe aufsucht, um etwas zu beweisen.<br />

Aber für Studenten der Geschichte kann es sich nur als bemerkenswert<br />

erweisen und soll zusätzliche Fragen anregen. An was glaubt man<br />

heutzutage, im Gegensatz zu früheren Zeiten? Wenn es einen<br />

Meinungswandel gegeben hat, wie war das geschehen, und warum<br />

geschah es? Wie schaut der Durchschnittsmensch heutzutage den Tod<br />

an - im Gegensatz, zum Beispiel, zu seinen Urgroßeltern?<br />

Wenn man durch Friedhöfe in Australien und Neuseeland geht und<br />

filmt, dann kann man bald gerührt werden angesichts der aufrichtigen<br />

und liebevollen Inschriften, durch <strong>die</strong> lang Verstorbene in unsere<br />

Erinnerung kommen, egal ob in Kalkstein- oder Granitgrabsteine<br />

eingemeißelt. Leute gehen wirklich tief in sich rein, und ihre Worte sind<br />

nachdenklich gewählt, um sich aufs Beste an ihre Lieben zu erinnern.<br />

Einige begnügen sich mit wenigen Worten, andere sind poetisch, und<br />

wiederum etliche drücken einfach den Verlust aus. Jedoch nur selten<br />

wird man heutzutage direkte Hinweise auf <strong>die</strong> Auterstehung finden!<br />

Des Öfteren stößt man auf sehr alte Grabsteine, <strong>die</strong> so verwittert sind,<br />

dass einem das Entziffern der Beschriftung ganz schwierig fallen kann,<br />

aber im Zusammenhang mit dem, was unsere Diskussion betrifft, ist es<br />

ermutigend, wenn man noch das Wort „<strong>Auferstehung</strong>” entziffern kann.<br />

Das historische Städtchen York, gegründet im Jahre 1831, ist <strong>die</strong> älteste<br />

Niederlassung landeinwärts in Westaustralien. Einige der ältesten<br />

Grabsteine sind in einem Gemeindepark aufbewahrt, und viele<br />

enthüllen auch eine hohe Sterblichkeitsziffer der Kinder aus jener Ära.<br />

Die Inschriften auf <strong>die</strong>sen Grabsteinen sind bedeutsam; <strong>die</strong> meisten –<br />

wenn nicht alle – sind <strong>die</strong> Widerspiegelung eines eindeutig christlichen<br />

13


Glaubens, und etliche erwähnen eine zukünftige <strong>Auferstehung</strong>:<br />

„In deine Obhut, Vater, vertrau’n wir deinen Diener gnädig,<br />

solang er schlafen wird, doch nicht auf ewig.” (1888)<br />

„Wir schlafen, jedoch nicht auf Dauer,<br />

bis Morgengrauen ohne Sorgen.<br />

Wir treffen uns, und ohne Trauer<br />

dann am <strong>Auferstehung</strong>smorgen.” (1884)<br />

<strong>Unsere</strong> westlichten Gesellschaften haben in den vergangenen hundert<br />

Jahren eine bedeutende und andauernde Veränderung erlebt, eine<br />

Abwanderung von unserem ursprünglich jüdisch-christlichen Glauben<br />

hin zu einer Kultur, <strong>die</strong> von Natur aus wesentlich weltlich ist. Einst war<br />

<strong>die</strong> australische Landschaft mit der Architektur der Kirchen übersät –<br />

heutzutage mit Sportaustragungsorten und Einkaufszentren. Wir<br />

können sicherlich nicht <strong>die</strong> demografischen Bewegungen und<br />

Völkerwanderungen außer Acht lassen, welche kulturell neue<br />

Meinungen und Ansichten mit sich brachten; <strong>die</strong> Wissenschaften haben<br />

neue Aussichten des Verstandes vorgelegt, und langsam wurden<br />

gesellschaftliche Werte liberalisiert. Im Allgemein geht <strong>die</strong> Besucherzahl<br />

in den Kirchen nach unten, und immer weniger junge Menschen<br />

glauben heutzutage an Gott. Christliche Ikone und Grafik sind nicht<br />

mehr gefragt wie einst zuvor. Stattdessen werden Statuen des Buddha<br />

aufgestellt und angeboten, <strong>die</strong> jetzt praktisch in jedem Einkaufszentrum<br />

erhältlich sind.<br />

Warum ist <strong>die</strong> Lehre der heiligen Schrift, der Bibel – ein Buch, das noch<br />

immer in unseren Gerichtshöfen verwendet wird – zunehmend<br />

irrelevant in den Werten unserer Gesellschaft geworden? Warum<br />

wurde christlicher Religionsunterricht in unseren staatlichen Schulen zu<br />

einer Randerscheinung oder als nicht mehr vorhanden reduziert? Und wir<br />

sollten uns auch fragen, warum sich unser Glaube betreffs des Todes<br />

geändert hat. Es lohnt sich wohl, <strong>die</strong>se und andere zutreffende Fragen<br />

zu untersuchen.<br />

14


Fangen wir damit an, dass wir einen ernsthaften Blick auf einige<br />

fundamentale Bibelverse werfen, um zu erfahren, an was <strong>die</strong> Alten<br />

glaubten, was sie erlebten und wofür sie so lobevoll bekannt sind.<br />

Wenn wir sorgfältig und ernsthaft sind, können wir vielleicht mit<br />

anhören, was andere Leute über sie sagten, um so <strong>die</strong> Kontroversen<br />

mitzuverfolgen, <strong>die</strong> sie damals bewegten.<br />

Was glaubten und dachten <strong>die</strong> Großen der Bibel? Auch wollen wir<br />

herausfinden, was Gott uns genau über Leben und Tod vermittelt hat.<br />

Möge unsere gemeinsame Untersuchung uns wohl helfen, <strong>die</strong><br />

<strong>Hoffnung</strong> auf <strong>die</strong> <strong>Auferstehung</strong> wieder zu entdecken, <strong>die</strong> nie<br />

ausgeblendet werden kann.<br />

Es ist schon eine schwerwiegende Frage: Was geschieht, wenn man<br />

stirbt – abgesehen davon, dass man der Mittelpunkt seines eigenen<br />

Gegräbnisses wird. Es ist kein Thema, das man gerne besprechen will.<br />

Eigentlich würden wir lieber Witze darüber erzählen oder es gänzlich<br />

übersehen. Australier aus einer früheren Generation würden es ihren<br />

Kindern abgeraten haben, an einem Begräbnis teilzunehmen, vielleicht<br />

weil man sie von dem „schützen” wollte, was wir am meisten<br />

befürchten. Wir alle wollen ja wirklich nicht gerne vom Tod reden. Wie<br />

gesagt, stattdessen ist es wahrscheinlich leichter, einen Witz daraus zu<br />

machen: „Hast du den gehört, ein Mann hatte eines Abends im<br />

Wirtshaus etliche Glaserl konsumiert und wollte auf dem Heimweg <strong>die</strong><br />

Abkürzung durch den Friedhof nehmen ...” Es gibt ja buchstäblich<br />

hunderte solche Witze. Manchen fällt es leichter, „es mit einem Lachen<br />

abzutun” als im Ernst nach bestimmten Antworten zu suchen.<br />

Der Tod erinnert uns tatsächlich an unsere eigene Sterblichkeit. Wir<br />

ahnen ihn von Natur aus, sein Wesen belastet uns mit Kummer, wenn<br />

es um unsere Lieben, unsere Eltern und Großeltern geht, und für<br />

<strong>die</strong>jenigen, <strong>die</strong> unglücklicherweise ein Kind verlieren, ist der Schmerz<br />

äußerst groß. Man soll sich nur alle Familienfotos im Wohnzimmer<br />

anschauen; darunter befinden sich gewöhnlich <strong>die</strong> Bilder von<br />

Verwandten, <strong>die</strong> uns vorhergegangen sind und <strong>die</strong> uns an <strong>die</strong><br />

15


Verbindung erinnern, <strong>die</strong> wir einst mit ihnen hatten. Doch nun sind sie<br />

nicht mehr da, und wie sich <strong>die</strong> Tage und Jahre hinziehen, so werden<br />

wir auch einmal ein Teil jener flüchtigen Bildausstellung sein.<br />

Vielleicht sind wir manchmal froh, dass uns unser Leben so sehr<br />

beschäftigt, um uns vorübergehend von der dunklen unbekannten<br />

Zukunft abzulenken; das heißt natürlich, bis wir an einer Beerdigung<br />

teilnehmen, bei der wir <strong>die</strong> Realität unserer eigenen Sterblichkeit sehen,<br />

<strong>die</strong> uns <strong>die</strong> Zeit unseres letzten Atemzuges andeutet.<br />

In der Vergangenheit war es nicht in der australischen Tradition<br />

inbegriffen, <strong>die</strong> Verstorbenen zu besichtigen, aber in den letzten Jahren<br />

hat sich das geändert. In vielen Teilen der Welt wird das Besichtigen<br />

des Verstorbenen zumeist als Selbstverständlichkeit der<br />

Trauervorgänge angenommen. Die Verstorbenen werden aufs Beste in<br />

ihrer gut-passenden Kleidung vorbereitet. In der stillen, gedämpften<br />

Beleuchtung der Kapelle oder des Krematoriums haben <strong>die</strong> Trauernden<br />

<strong>die</strong> letzte Gelegenheit, sich ihre Verwandten zum letzten Mal<br />

anzusehen. Haben Sie schon so eine Erfahrung gehabt?<br />

Wenn man auf das ruhige Antlitz eines Freundes oder Verwandten<br />

schaute - in dem gezierten, hölzernen Sarg zur letzten Ruhe gebettet -<br />

was kam einem in den Sinn? Wie hat sich das Antlitz verändert? Konnte<br />

man sich an <strong>die</strong> Zeit erinnern, als <strong>die</strong>se Person noch am Leben war und<br />

wie man nur Gutes gemeinsam erlebt hatte? Wie hat man es<br />

empfunden, als der Beerdigungsunternehmer den Sargdeckel mit den<br />

kunstvollen Messingschrauben verschloss? Hat man an seine eigene<br />

Sterblichkeit gedacht? Aber sicher!<br />

Das Dilemma, in dem man sich oft befindet, erhöht sich wenn man<br />

darüber nachdenken muss, wie man jemanden trösten kann, der um<br />

einen Verwandten trauert. Sind ein Schluchzer und ein Umarmen<br />

ausreichend? Oder ein unbeholfenes auf <strong>die</strong> Schulter klopfen? Es ist<br />

bestimmt nicht eine Gelegenheit, sich zu amüsieren. Kann man<br />

aufrichtig jemand in <strong>die</strong> tränenden, geröteten Augen schauen und<br />

16


vermittelnde Worte auf eine ganz gewisse <strong>Hoffnung</strong> zusichern, dass wir<br />

unsere Verwandten wiedersehen werden? Und wenn man so eine<br />

Behauptung macht, auf was gründet man sie? Und was mit Menschen,<br />

<strong>die</strong> eine ziemlich gottlose und verworfene Lebensweise geführt hatten?<br />

Welche Ermutigung kann man einer trauernden, frommen Mutter<br />

mitteilen, wenn man ihren verstorbenen Sohn erwähnt, der es mit der<br />

Polizei ausgefochten hatte und dabei erschossen wurde?<br />

Für viele Menschen liegt das in einem grauen Bereich. Indem sich<br />

unsere Ansichten, unser Glaube und unsere Inschriften innerhalb der<br />

vergangenen einhundert Jahre ganz besonders verändert haben, <strong>die</strong><br />

Frage steht immer noch: Können wir mit absoluter Sicherheit wissen,<br />

ob etwas nach <strong>die</strong>sem Leben existiert? Oder gibt es überhaupt nichts<br />

danach?<br />

17


3<br />

Die <strong>Auferstehung</strong> des Lazarus<br />

Die Bibel, <strong>die</strong> Heilige Schrift, ist das älteste Buch, das am häufigsten<br />

gedruckt und veröffentlicht wird. Man hat es als „Gottes Liebesbrief an<br />

uns” beschrieben, als <strong>die</strong> Zusammenfassung einer inspirierten<br />

Offenbarung, <strong>die</strong> Gott der Menschheit als Heils-Geschichte vermacht<br />

hat. Dieses bemerkenswerte Schriftstück durchquert Jahrtausende und<br />

zahllose Generationen von Völkern und Kulturen und gipfelt und<br />

zentriert sich in der Person Jesus Christus. Jesus ist Gott, durch den alles<br />

entstanden ist, das Universum, „denn er sprach, und es geschah; er<br />

gebot, und es stand da!” und der „alle Dinge trägt mit dem Wort seiner<br />

Kraft.” <strong>Unsere</strong> Kalenderjahre rechnen wir von seinem Geburtsdatum. In<br />

vielerlei Art und Weise ist <strong>die</strong> Bibel genau das Buch, das Jesus als Gott<br />

bezeugt: Gott wurde Fleisch, Gott unter uns, Gott, der Macht hat über<br />

Leben und Tod.<br />

Jesus kam vor 2000 Jahren, um zu <strong>die</strong>nen. Er heilte nicht nur <strong>die</strong><br />

Kranken und sorgte für <strong>die</strong> Hungrigen und tat unzählige andere<br />

Zeichen, sondern dreimal hat er sogar <strong>die</strong> Toten wieder lebendig<br />

gemacht. Die Berichte von jenen <strong>Auferstehung</strong>en sind so zwingend,<br />

und <strong>die</strong> Kontroversen, mit denen später sogar <strong>die</strong> Vorstellungen einer<br />

<strong>Auferstehung</strong> umgeben wurden, sind so fesselnd, dass es sich lohnt, mit<br />

dem anzufangen, was wirklich geschah.<br />

Als <strong>die</strong> Schriftgelehrten der Religionen seiner Zeit Jesus befragten und<br />

ein Zeichen von ihm sehen wollten, gab er ihnen nur ein Zeichen,<br />

nämlich das seines Todes und seiner <strong>Auferstehung</strong> – drei Tage und drei<br />

Nächte im Grab – und darauf werden uns jetzt konzentrieren.<br />

Jesus hatte gerade einen Mann geheilt, der seit achtunddreißig Jahren<br />

krank war. Wenn Jesus jemand heilte, dann war <strong>die</strong>ses höchste Werk<br />

seiner Gnade immer mit Vergebung verbunden. Es war am Sabbat, und<br />

18


jemanden an so einem Tag zu heilen war das vollkommene<br />

Kennzeichen und <strong>die</strong> perfekte Ergänzung, um Gott so zu sehen, wie er<br />

wirklich ist – ein Gott der Ruhe, der Versöhnung und der Heilung. Aber<br />

weil es der Sabbat war und jemand den Mann sah, wie er seine Matte<br />

wegtrug, verfolgten <strong>die</strong> eifersüchtigen Religionsgelehrten Jesus sofort.<br />

Laut ihrer jüdischen mündlichen Überlieferungen hatten sowohl Jesus<br />

als auch der geheilte Mann ihr Gesetz übertreten.<br />

Die Juden hatten das Geschenk des Sabbats mit einer schweren,<br />

legalisierten Belastung eingezäunt; anstatt ihn als einen Tag der Ruhe<br />

und Erleichterung zu belassen, hatten Generationen der jüdischen<br />

herrschenden Klasse unwesentliche Gesetze entworfen und den Leuten<br />

aufgehalst, damit sie <strong>die</strong> Ruhe nicht genießen konnten, <strong>die</strong> ihnen Gott<br />

gegeben hatte. Eine Matte zu tragen war nicht erlaubt; einen Mann zu<br />

heilen war sogar eine schlimmere „Sünde”!<br />

Es ist im 5. Kapitel der Guten Nachricht des Johannes schriftlich<br />

festgehalten, unter welchen Umständen Jesus anfing, über Leben, Tod,<br />

Gericht und Ehre zu lehren.<br />

Da antwortete Jesus und sprach zu ihnen: Wahrlich, wahrlich,<br />

ich sage euch, der Sohn kann nichts von sich selbst tun, sondern<br />

nur, was er den Vater tun sieht; denn was <strong>die</strong>ser tut, das tut<br />

gleicherweise auch der Sohn. Denn der Vater liebt den Sohn und<br />

zeigt ihm alles, was er selbst tut; und er wird ihm noch größere<br />

Werke zeigen als <strong>die</strong>se, so daß ihr euch verwundern werdet.<br />

Denn wie der Vater <strong>die</strong> Toten auferweckt und lebendig macht,<br />

so macht auch der Sohn lebendig, welche er will. Denn der Vater<br />

richtet auch niemand, sondern alles Gericht hat er dem Sohn<br />

übergeben, damit alle den Sohn ehren, wie sie den Vater ehren.<br />

Wer den Sohn nicht ehrt, der ehrt den Vater nicht, der ihn<br />

gesandt hat.<br />

19


Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, wer mein Wort hört und dem<br />

glaubt, der mich gesandt hat, der hat ewiges Leben und kommt<br />

nicht ins Gericht, sondern er ist vom Tode zum Leben<br />

hindurchgedrungen.<br />

Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, <strong>die</strong> Stunde kommt und ist<br />

schon da, wo <strong>die</strong> Toten <strong>die</strong> Stimme des Sohnes Gottes hören<br />

werden, und <strong>die</strong> sie hören, werden leben. Denn wie der Vater<br />

das Leben in sich selbst hat, also hat er auch dem Sohne<br />

verliehen, das Leben in sich selbst zu haben. Und er hat ihm<br />

Macht gegeben, Gericht zu halten, weil er des Menschen Sohn<br />

ist.<br />

Verwundert euch nicht darüber! Denn es kommt <strong>die</strong> Stunde, in<br />

welcher alle, <strong>die</strong> in den Gräbern sind, seine Stimme hören<br />

werden; und es werden hervorgehen, <strong>die</strong> das Gute getan haben,<br />

zur <strong>Auferstehung</strong> des Lebens; <strong>die</strong> aber das Böse getan haben,<br />

zur <strong>Auferstehung</strong> des Gerichts. (Johannes 5, 19-29)<br />

Diese Passage ist interessant, weil Jesus zuerst seine Verbindung mit<br />

dem Vater erörtert und dann mit <strong>die</strong>ser Offenbarung fortfährt, indem er<br />

zweimal wiederholt, dass „<strong>die</strong> Stunde kommt”, wenn alle Toten, <strong>die</strong> in<br />

den Gräbern sind, <strong>die</strong> Stimme Jesu hören und wieder am Leben sein<br />

werden. Weiterhin, Jesus sagte, „Verwundert euch nicht darüber!” oder<br />

„Verwundert euch des nicht.”<br />

Es mag wohl sein, dass <strong>die</strong> obigen Verse mit <strong>die</strong>sen genauen Worten<br />

von Jesus etliche Spötter hervorrufen würden und von den Zweiflern<br />

unter uns all das als unsinniges, ausgefallenes Gerede angesehen<br />

werden könnte. Wenn wir jedoch den Berichten nachfolgen, wo und<br />

wie Jesus heilte und <strong>die</strong> Toten wieder lebendig machte, dann müssen<br />

wir wirklich einhalten und sorgfältig in Betracht ziehen, was hier auf<br />

dem Spiel steht. Geschah all das in Wirklichkeit? Können wir <strong>die</strong>se<br />

Augenzeugenberichte bestätigen? Würden solche Aussagen in einer<br />

genauen, gerichtlichen Untersuchung standhalten?<br />

20


Wir können uns nur darüber wundern, was Jesus alles gesagt und getan<br />

hat. In vielen Fällen heilt er <strong>die</strong> Kranken, macht <strong>die</strong> Blinden sehend;<br />

heilt eine verdorrte Hand, eine sieche Frau, <strong>die</strong> Schwiegermutter des<br />

Petrus, viele Aussätzige. Er treibt <strong>die</strong> Dämonen aus, und noch viel<br />

mehr. Aber wir haben auch <strong>die</strong> bemerkenswerten und erstaunlichen<br />

Aufzeichnungen, wo Jesus drei Menschen vom Tod erweckt – und für<br />

das es ja viel schwerer „eine Erklärung” zu finden.<br />

Als Jesus zum ersten Mal jemand vom Tode erweckte, war es ein<br />

einziger Sohn einer Witwe, wie es im 7. Kapitel des Evangeliums nach<br />

Lukas schriftlich festgehalten ist. Jesus mit seinen Jüngern und vielen<br />

Leuten, <strong>die</strong> ihm folgten, trafen in der Stadt namens Nain einen<br />

Trauerzug an, den zahlreiche Stadtbewohner begleiteten. Die Witwe tat<br />

Jesus sehr leid, denn sie hatte nicht nur ihren Mann verloren, sondern<br />

jetzt war ihr einziger Sohn auch tot. Er redete sie mit zu <strong>die</strong>sem Anlass<br />

scheinbar ungelegenen Worten an: „Weine nicht!”<br />

Aber was dann geschah war erstaunlich. Jesus trat auf <strong>die</strong> Bahre hinzu<br />

und befahl dem jungen Mann, aufzustehen. Wie weiterhin schriftlich<br />

festgehalten:<br />

Und der Tote setzte sich auf und fing an zu reden; und er gab<br />

ihn seiner Mutter. Da wurden sie alle von Furcht ergriffen und<br />

priesen Gott und sprachen: Ein großer Prophet ist unter uns<br />

aufgestanden, und Gott hat sein Volk heimgesucht! Und <strong>die</strong>se<br />

Rede von ihm verbreitete sich in ganz Judäa und in <strong>die</strong> ganze<br />

Umgegend. (Lukas 7, 15-17)<br />

In einem anderen Bericht, wie ihn Lukas der Arzt aufzeichnete<br />

(naturgemäß seiner Schreibweise auch ein scharfsinniger Historiker),<br />

erweckte Jesus <strong>die</strong> Tochter eines Synagogenvorstehers zurück ins<br />

Leben.<br />

Da er noch redete, kam jemand vom Synagogenvorsteher und<br />

sprach zu ihm: Deine Tochter ist gestorben; bemühe den Meister<br />

21


nicht mehr! Da es aber Jesus hörte, antwortete er ihm und<br />

sprach: Fürchte dich nicht; glaube nur, so wird sie gerettet<br />

werden! Und als er in das Haus kam, ließ er niemand mit sich<br />

hineingehen als Petrus und Jakobus und Johannes und den<br />

Vater des Kindes und <strong>die</strong> Mutter.<br />

Sie weinten aber alle und beklagten sie. Er aber sprach: Weinet<br />

nicht! Sie ist nicht gestorben, sondern sie schläft. Und sie<br />

verlachten ihn, weil sie wußten, daß sie gestorben war. Er aber<br />

ergriff ihre Hand und rief: Kind, steh auf! Und ihr Geist kehrte<br />

wieder, und sie stand augenblicklich auf; und er befahl, ihr zu<br />

essen zu geben. Und ihre Eltern gerieten außer sich; er aber<br />

gebot ihnen, niemand zu sagen, was geschehen war. (Lukas 8,<br />

49-56)<br />

Bei beiden Ereignissen waren alle Leute, <strong>die</strong> <strong>die</strong> <strong>Auferstehung</strong>en<br />

gesehen und bezeugt hatten, nie im Zweifel über <strong>die</strong>ses erstaunliche<br />

Ereignis. Jedoch könnten Skeptiker darauf hindeuten, dass in beiden<br />

Fällen nichts anderes als eine Wiederbelebung stattgefunden hätte. Wie<br />

kann man sich vollkommen vergewissern, dass beide wirklich tot und<br />

nicht im Koma gewesen waren?<br />

Die überaus bemerkenswerteste aller <strong>Auferstehung</strong>en war <strong>die</strong> des<br />

Freundes Jesu, Lazarus, der vier Tage lang im Grab gewesen war. In<br />

den anderen zwei Fällen könnte man leicht den Standpunkt vertreten,<br />

dass es nicht unbedingt <strong>Auferstehung</strong>en waren, doch am ehesten<br />

Wiederbelebungen. Der Fall des Lazarus ist aber unbestreitbar<br />

unterschiedlich.<br />

Zufolge den Worten Jesu liegen alle, egal ob sie Gutes oder Böses getan<br />

hatten, tot in den Gräbern. Was ist das Grab? Eigentlich nichts<br />

geheimnisvolles! Besuche mal einen Friedhof. Die Witwe zu Nain war<br />

unterwegs nach einem Friedhof gewesen, um ihren Sohn zu begraben.<br />

Das Schicksal der drei, <strong>die</strong> Jesus wieder zum Leben erweckte, wäre<br />

ohne dem Eingreifen Jesu nichts weniger als das Grab gewesen. In<br />

22


iblischer Terminologie ist das Grab gleichbedeutend mit „Verwesung”.<br />

Nach dem Ableben, über drei oder vier Tage hinaus, stellt sich der<br />

Verfall ein. Das bringt uns zu einem zusätzlichen kritischen Punkt.<br />

Jesus sagte nicht nur seinen Tod voraus, sondern auch seine<br />

<strong>Auferstehung</strong>, welche sich nach drei Tagen und drei Nächten ereignen<br />

sollte. Jedes Mal, wenn Jesus <strong>die</strong>s zu seinen Jüngern erwähnte, was oft<br />

der Fall war, sie konnten daraus nicht schlau werden. Es war viel zu<br />

viel für sie, sich irgendwelche Zukunftsaussichten vorstellen zu können.<br />

Wie könnte der Messias sterben? War er denn nicht derjenige, der das<br />

„Himmelreich” bringen und in ihren eigenen Worten „Israel wieder <strong>die</strong><br />

Königsherrschaft geben” würde? Weder sein Tod, und schon gar nicht<br />

seine <strong>Auferstehung</strong> spielten eine Rolle in ihrer Erwartung der<br />

kommenden Geschehnisse.<br />

Vieles, was Jesus sagte und tat, war ihnen „erstaunlich”, und trotzdem<br />

stellte es sich im Nachhinein als viel mehr als sorgfältige Berechnung<br />

heraus. Die Behauptung, „drei Tage und drei Nächte” im Grab zu sein<br />

ist unbedingt erforderlich, um <strong>die</strong> <strong>Auferstehung</strong> Jesu als historische<br />

Tatsache zu beweisen.<br />

Zunächst einmal möchten wir sorgfältig <strong>die</strong> Verwicklung des Todes<br />

und der <strong>Auferstehung</strong> des Lazarus in Betracht ziehen. Es lohnt sich, sie<br />

detailliert zu überarbeiten, denn je mehr wir <strong>die</strong> Geschehnisse in<br />

Erwägung ziehen, umso mehr werden wir über sie erstaunt sein.<br />

Unter den Freunden von Jesus waren zwei Schwestern, Maria und<br />

Martha, und ihr Bruder Lazarus, und sie wohnten anscheinend<br />

gemeinsam in einem Haus. Mit der Schrift bekommen wir<br />

gefühlsmäßig den Eindruck, dass Jesus eine gute Freundschaft mit<br />

ihnen teilte, denn wir können ausreichend darüber lesen, wie sie sich<br />

miteinander daran beteiligten. Es geschah folgendermaßen:<br />

Es war aber einer krank, Lazarus von Bethanien, aus dem Dorfe<br />

der Maria und ihrer Schwester Martha, nämlich der Maria, <strong>die</strong><br />

23


den Herrn gesalbt und seine Füße mit ihren Haaren getrocknet<br />

hat; deren Bruder Lazarus war krank. Da ließen ihm <strong>die</strong><br />

Schwestern sagen: Herr, siehe, den du lieb hast, der ist krank!<br />

(Johannes 11, 1-3)<br />

Maria und Martha standen nicht nur auf vertrautem Fuß mit Jesus, sie<br />

wussten auch wer er war. Immer und immer wieder hatten sie es<br />

miterlebt, wenn er Leute gesund machte, <strong>die</strong> der Heilung bedurften. Ihr<br />

Bruder Lazarus muss schwerkrank gewesen sein, um Jesus zu rufen.<br />

Aber Jesus war in einer entfernten Gegend, als er <strong>die</strong> Mitteilung erhielt.<br />

Als Jesus es hörte, sprach er: Diese Krankheit ist nicht zum Tode,<br />

sondern zur Ehre Gottes, damit der Sohn Gottes dadurch<br />

verherrlicht werde.<br />

Jesus aber liebte Martha und ihre Schwester und Lazarus. Als er<br />

nun hörte, daß jener krank sei, blieb er noch zwei Tage an dem<br />

Orte, wo er war. (Johannes 11, 4-6)<br />

Jesus ist Gott. Durch ihn wurde alles geschaffen, und außerdem liebt er<br />

uns. Gott weiß, was er tun und auf welcher Weise er es ausführen wird.<br />

Das können wir woanders erkennen, denn <strong>die</strong> Art und Absicht, mit der<br />

Jesus arbeitete, wurde ihm vom Vater von oben herab gegeben.<br />

Nichtsdestoweniger ist es interessant, <strong>die</strong> Gedanken Jesu in <strong>die</strong>sem Fall<br />

zu verfolgen. Es ist klar, dass <strong>die</strong> Vier eine besondere Zuneigung zu<br />

einander hatten.<br />

Wenn jemand in unserem Familienkreis schwerkrank wird, dann ist<br />

unsere erste Reaktion, alles fallen zu lassen und uns eilends nach<br />

jemandes Bett im Krankenhaus zu begeben. Genau das geschah, als<br />

mich einmal jemand telefonisch benachrichtigte und sagte, dass mein<br />

„Vater dahingeschieden sei”. Ich legte sofort meine Betätigung nieder<br />

und fuhr <strong>die</strong> 120km zum Krankenhaus in der Stadt, doch mein Vater<br />

saß aufrecht, ganz wohlgemut und munter im Bett und verzehrte sein<br />

24


Käsebrot. Ich war unermesslich dankbar für das Ergebnis, denn ich<br />

hatte mir das Schlimmste vorgestellt.<br />

Wenn unsere Freunde oder Verwandten von Problemen geschüttelt<br />

werden, dann fällt es uns keineswegs schwer, unsere Arbeit zu<br />

unterbrechen und uns um ihre Bedürfnisse zu kümmern – wie wir es<br />

auch von Jesus erwarten würden. Wir werden aber herausfinden, dass<br />

<strong>die</strong> Werke und Methodik Jesu verschieden sind. Er verweilte noch zwei<br />

Tage lang, wahrscheinlich, um zu lehren, heilen, versorgen, beten, essen<br />

und schlafen – was der Messias alltäglich tat. War das aber<br />

normalerweise so für Jesus? Was gab es denn noch? Wir müssen es<br />

durchlesen, denn es geht weiter:<br />

Dann erst spricht er zu den Jüngern: Laßt uns wieder nach Judäa<br />

ziehen!<br />

Die Jünger sprechen zu ihm: Rabbi, eben noch haben dich <strong>die</strong><br />

Juden zu steinigen gesucht, und du begibst dich wieder dorthin?<br />

Jesus antwortete: Hat der Tag nicht zwölf Stunden? Wenn<br />

jemand bei Tage wandelt, so stößt er nicht an, denn er sieht das<br />

Licht <strong>die</strong>ser Welt. Wenn aber jemand bei Nacht wandelt, so stößt<br />

er an, weil das Licht nicht in ihm ist.<br />

Solches sprach er, und darnach sagte er zu ihnen: Unser Freund<br />

Lazarus ist entschlafen; aber ich gehe hin, um ihn aus dem<br />

Schlafe zu erwecken.<br />

Da sprachen seine Jünger: Herr, ist er entschlafen, so wird er<br />

genesen!<br />

Jesus aber hatte von seinem Tode geredet; sie meinten aber, er<br />

rede von dem natürlichen Schlaf. Da sagte es ihnen Jesus frei<br />

heraus: Lazarus ist gestorben; und ich bin froh um euretwillen,<br />

daß ich nicht dort gewesen bin, damit ihr glaubet. Aber lasset<br />

uns zu ihm gehen! (Johannes 11, 7-15)<br />

25


Die Jünger befragten Jesus nicht, warum er zwei Tage lang wartete; es<br />

wird aber klar, dass sie einige Gefahren vorhersehen konnten. Obwohl<br />

Jesus wegen all seiner guten Taten für <strong>die</strong> Menschen um ihn herum sehr<br />

beliebt war, gewann er nie das Wohlwollen der jüdischen<br />

Religionsbehörden, <strong>die</strong> ihn als eine schwerwiegende Bedrohung für ihre<br />

Ordensstellen betrachteten.<br />

Es ist zunächst einmal bemerkenswert, dass Jesus den Lazarus als<br />

„entschlafen” bezeichnete, genau wie er erwähnte, dass <strong>die</strong> Tochter des<br />

Synagogenvorstehers „entschlafen” war. Zuerst hatten es <strong>die</strong> Jünger<br />

falsch verstanden, sie meinten er rede vom gewöhnlichen Schlaf. Also<br />

machte es Jesus ganz klar: „Lazarus ist tot.” Und das sollen wir in<br />

Übereinstimmung mit Jesus zur Kenntnis nehmen: der Tod ähnelt dem<br />

„Schlaf.” Es ist vielleicht der beste Analogieschluss, den wir zustande<br />

bringen können! Plötzlich kamen <strong>die</strong> Jünger zur Einsicht, dass Lazarus<br />

gestorben war, und Jesus erklärte ihnen, dass er „ihn aufwecken<br />

werde.”<br />

Da sprach Thomas, der Zwilling genannt wird, zu den<br />

Mitjüngern: Lasset uns auch hingehen, daß wir mit ihm sterben!<br />

Als nun Jesus hinkam, fand er ihn schon vier Tage im Grabe<br />

liegend. (Johannes 11, 16-17)<br />

Nun können wir anfangen, zu verstehen, warum Jesus wartete. Es ist<br />

schon passiert, dass Leute, <strong>die</strong> „gestorben” waren, wieder aufgewacht<br />

sind, nachdem sie im Sarg herumgeschüttelt wurden. Es gibt<br />

Archivsurkunden über Vorfälle, wo ein vermeintlicher Leichnam im<br />

Verlauf des Trauerzuges tatsächlich wieder zu sich kam. Natürlich<br />

verfügen wir heutzutage über genaue und wissenschaftliche Methoden,<br />

mit denen man feststellen kann, ob jemand tot ist oder nicht. Aber vor<br />

2000 Jahren mag es leicht für einen Skeptiker gewesen sein, zu sagen,<br />

„Ach, er war ja wahrscheinlich bewusstlos gewesen, oder, es war ein<br />

sehr kalter Tag und er muss seither wieder zu sich gekommen sein.”<br />

26


Nein, Jesus war nicht im Begriff, eine Wiederbelebung durchzuführen.<br />

Hier ging es um eine <strong>Auferstehung</strong>, und niemand zweifelte daran, was<br />

vier Tage lang im Grab bedeuteten – Verderben, Verfaulen und Geruch.<br />

Bethanien aber war nahe bei Jerusalem, ungefähr fünfzehn<br />

Sta<strong>die</strong>n weit. Und viele von den Juden waren zu Martha und<br />

Maria gekommen, um sie wegen ihres Bruders zu trösten. Als<br />

Martha nun hörte, daß Jesus komme, lief sie ihm entgegen,<br />

Maria aber blieb im Hause. Da sprach Martha zu Jesus: Herr,<br />

wärest du hier gewesen, mein Bruder wäre nicht gestorben!<br />

Aber auch jetzt weiß ich, was immer du von Gott erbitten wirst,<br />

das wird Gott dir geben.<br />

Jesus spricht zu ihr: Dein Bruder soll auferstehen! Martha<br />

spricht zu ihm: Ich weiß, daß er auferstehen wird in der<br />

<strong>Auferstehung</strong> am letzten Tage. (Johannes 11, 18-24)<br />

Dieser Austausch ist eines der bedeutungsvollsten Gespräche zwischen<br />

einer treuen Jüngerin und dem Herrn Jesus. Wir bekommen einen<br />

intensiven Einblick in <strong>die</strong> reine und unverfälschte Vertrautheit des<br />

Zwiegespräches. Martha bestätigt nicht nur ihren uneingeschränkten<br />

Glauben an Jesus, sondern sie bringt auch ihre klaren Glaubens-<br />

Grundkennnisse zum Vorschein. Martha wusste, dass Jesus alles tun<br />

konnte, was er sich vornahm, und als seine Jüngerin hatte sie schon<br />

vieles von ihm gelernt. Und genau aus <strong>die</strong>sem Grunde konnte sie ihrem<br />

Glauben an <strong>die</strong> „<strong>Auferstehung</strong> am letzten Tage” Ausdruck geben.<br />

Jesus spricht zu ihr: Ich bin <strong>die</strong> <strong>Auferstehung</strong> und das Leben.<br />

Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt; und jeder,<br />

der da lebt und an mich glaubt, wird in Ewigkeit nicht sterben.<br />

Glaubst du das?<br />

Sie spricht zu ihm: Ja, Herr, ich glaube, daß du der Christus bist,<br />

der Sohn Gottes, der in <strong>die</strong> Welt kommen soll. (Johannes 11, 25-<br />

27)<br />

27


Wiederum drückte Martha ihren tiefen und wissentlichen Glauben aus.<br />

Sie wusste, mit wem sie sprach, und sie hörte ihm aufmerksam zu. Und<br />

sie sah ganz deutlich, dass ein Glaube an Jesus dem ewigen Leben<br />

gleichgestellt ist. Obwohl wir möglicherweise sterben werden, es ist<br />

nicht unser letztendliches Schicksal!<br />

Und als sie das gesagt hatte, ging sie weg und rief ihre<br />

Schwester Maria heimlich und sprach: Der Meister ist da und<br />

ruft dich!<br />

Als <strong>die</strong>se es hörte, stand sie eilends auf und begab sich zu ihm.<br />

Jesus war aber noch nicht in den Flecken gekommen, sondern<br />

befand sich noch an dem Orte, wo Martha ihm begegnet war.<br />

Als nun <strong>die</strong> Juden, <strong>die</strong> bei ihr im Hause waren und sie trösteten,<br />

sahen, daß Maria so eilends aufstand und hinausging, folgten sie<br />

ihr nach, in der Meinung, sie gehe zum Grabe, um dort zu<br />

weinen.<br />

Als aber Maria dahin kam, wo Jesus war, und ihn sah, fiel sie<br />

ihm zu Füßen und sprach zu ihm: Herr, wärest du hier gewesen,<br />

mein Bruder wäre nicht gestorben!<br />

Als nun Jesus sah, wie sie weinte, und wie <strong>die</strong> Juden, <strong>die</strong> mit ihr<br />

gekommen waren, weinten, ergrimmte er im Geiste und wurde<br />

bewegt und sprach: Wo habt ihr ihn hingelegt? Sie sprechen zu<br />

ihm: Herr, komm und sieh! (Johannes 11, 28-34)<br />

Obwohl Maria offensichtlich trauerte, brachte sie ihren Glauben an<br />

Jesus genau so wie Martha zum Ausdruck. Sie war dabei gewesen, als<br />

Jesus möglichst hunderte von Menschen geheilt hatte; doch jetzt ging es<br />

über alles hinaus, was sie sich vielleicht erhoffen könnte. Jetzt war es<br />

Zeit, zu trauern. Dann stelle man sich den Lärm der einheimischen,<br />

trauernden Juden vor, wie ihn Johannes anschaulich beschreibt – und<br />

28


der nächste Vers zeigt uns, dass unser Herr auch mit unseren eigenen<br />

Gemütern vertraut ist.<br />

Jesus weinte. (Johannes 11:35)<br />

Manche Leute haben behauptet, dass Jesus geweint hat, weil er sah, wie<br />

es den Zuschauern an Glauben fehlte. Vielleicht! Aber manchmal wird<br />

Liebe durch Tränen ausgedrückt. Als ich das Grab meiner Großmutter<br />

aufsuchte, weinte ich, weil ich sie von ganzem Herzen liebte – ich<br />

weinte nicht aus Mangel an Glauben. Jesus sieht es völlig ein, wie<br />

bedürftig wir sind. Er teilt unseren Kummer, aber nicht unseren Mangel<br />

an Glauben. Er hat Mitleid mit unseren Schwachheiten, aber er ist nicht<br />

durch sie eingeschränkt oder behindert. Er weiß, was der Tod darstellt,<br />

jedoch ist er sich auch des größten Sieges gewiss, der für jene besteht,<br />

<strong>die</strong> an ihn glauben.<br />

Da sagten <strong>die</strong> Juden: Seht, wie hatte er ihn so lieb! Etliche aber<br />

von ihnen sprachen: Konnte der, welcher dem Blinden <strong>die</strong><br />

Augen aufgetan hat, nicht machen, daß auch <strong>die</strong>ser nicht stürbe?<br />

(Johannes 11, 36-37)<br />

Die Skepsis der Juden ist schon interessant. Sie erinnerten sich daran,<br />

wie Jesus mit seinem Speichel und Lehm einen Brei anrührte, ihn auf<br />

<strong>die</strong> Augen eines blinden Mannes strich und ihm befahl, das Gesicht zu<br />

waschen. Der einstmals für blind erklärte Mann konnte nun sehen! Das<br />

war eine erstaunliche Heilung gewesen – ein Geschenk der Gnade, das<br />

viele miterlebt hatten und das einen dauerhaften Eindruck hinterließ.<br />

Aber wir müssen auch <strong>die</strong> Verachtung der Juden zur Kenntnis nehmen.<br />

Sie meinten, dass Jesus endlich in eine Falle geraten war. Hatte Jesus<br />

denn nicht zu lange gewartet? War er zu unbekümmert? Könnte er<br />

denn nicht den Tod des Lazarus verhindert haben?<br />

Kein Wunder, dass Jesus erschüttert reagierte und weinte.<br />

29


Jesus nun, indem er abermals bei sich selbst ergrimmte, kam<br />

zum Grabe. Es war aber eine Höhle, und ein Stein lag davor.<br />

Jesus spricht: Hebet den Stein weg! Martha, <strong>die</strong> Schwester des<br />

Verstorbenen, spricht zu ihm: Herr, er riecht schon, denn er ist<br />

schon vier Tage hier. (Johannes 11, 38-39)<br />

Für uns Menschen ist das Grab ein schlechter Geruch, aber für Jesus ist<br />

es kaum mehr problematisch als einfacher Schlaf!<br />

Jesus spricht zu ihr: Habe ich dir nicht gesagt, wenn du glaubst,<br />

werdest du <strong>die</strong> Herrlichkeit Gottes sehen? Da hoben sie den<br />

Stein weg.<br />

Jesus aber hob <strong>die</strong> Augen empor und sprach: Vater, ich danke<br />

dir, daß du mich erhört hast. Doch ich weiß, daß du mich<br />

allezeit erhörst; aber um des umstehenden Volkes willen habe<br />

ich es gesagt, damit sie glauben, daß du mich gesandt hast.<br />

(Johannes 11, 40-42)<br />

Jesus brachte ein kurzes Gebet dar, um seine angeborene Verbindung<br />

zum Vater zu zeigen. Wie gewöhnlich ergriff er eine „Gelegenheit”<br />

seines Alltags, dem Vater einfach zu danken.<br />

Und als er solches gesagt, rief er mit lauter Stimme: Lazarus,<br />

komm heraus! Und der Verstorbene kam heraus, an Händen<br />

und Füßen mit Grabtüchern umwickelt und sein Angesicht mit<br />

einem Schweißtuch umhüllt. Jesus spricht zu ihnen: Bindet ihn<br />

los und laßt ihn gehen!<br />

Viele nun von den Juden, <strong>die</strong> zu Maria gekommen waren und<br />

sahen, was Jesus getan hatte, glaubten an ihn. (Johannes 11, 43-<br />

45)<br />

Es gab keinen Zweifel darüber, ob Lazarus wirklich tot gewesen war.<br />

Lazarus war tot. Aber trotzdem verglich Jesus den Tod mit Schlaf.<br />

30


Ein Christ könnte den Tod also folgendermaßen betrachten: der Tod hat<br />

genau so weing Macht über uns wie Schlaf – er ist nur eine vorübergehende<br />

Unterbrechung des Lebens. Maria und Martha trauerten um<br />

Lazarus – genau wie auch wir trauern – aber sie waren nicht traurig wie<br />

andere, <strong>die</strong> keine <strong>Hoffnung</strong> haben. Wir haben <strong>Hoffnung</strong>! Wir haben <strong>die</strong><br />

<strong>Hoffnung</strong>, dass wir eines Tages <strong>die</strong>selbe, laute Stimme hören werden,<br />

<strong>die</strong> Lazarus hörte, und <strong>die</strong>smal wird unser Name ausgerufen.<br />

Die <strong>Auferstehung</strong> des Lazarus war ein Wendepunkt im Dienste Jesu,<br />

denn wir lesen anderswo, dass <strong>die</strong> eifersüchtige, herrschende Klasse der<br />

Juden dann auch Lazarus und ebenfalls Jesus töten wollte. Doch das ist<br />

ein anderes Thema. Fest steht jedoch, dass <strong>die</strong>se <strong>Auferstehung</strong> auch für<br />

<strong>die</strong> damaligen gewöhnlichen Leute ein Ereignis von außerordentlich<br />

großer Tragweite war.<br />

Viele Jahre später schrieb Paulus, der einer der ersten hoch-produktiven<br />

Schriftsteller der urchristlichen Kirche war, an <strong>die</strong> Gläubigen in<br />

Thessalonich, Griechenland:<br />

Wir wollen euch aber, ihr Brüder, nicht in Unwissenheit lassen<br />

in betreff der Entschlafenen, damit ihr nicht traurig seid wie <strong>die</strong><br />

andern, <strong>die</strong> keine <strong>Hoffnung</strong> haben. Denn wenn wir glauben, daß<br />

Jesus gestorben und auferstanden ist, so wird Gott auch <strong>die</strong><br />

Entschlafenen durch Jesus mit ihm führen. Denn das sagen wir<br />

euch in einem Worte des Herrn, daß wir, <strong>die</strong> wir leben und bis<br />

zur Wiederkunft des Herrn übrigbleiben, den Entschlafenen<br />

nicht zuvorkommen werden; (1. Thessalonicher 4, 13-15)<br />

Paulus predigte oftmals über <strong>die</strong> <strong>Hoffnung</strong> auf <strong>die</strong> <strong>Auferstehung</strong>, und<br />

–genau wie Jesus – verglich er jene, <strong>die</strong> starben, mit denen, <strong>die</strong> einfach<br />

eingeschlafen waren. Er erinnerte <strong>die</strong> Gläubigen an den Tod von Jesus<br />

und an seine <strong>Auferstehung</strong>, und wie <strong>die</strong> Erfahrung Jesu unserer<br />

eigenen vorausgeht. Wie wir es von der heiligen Schrift ermessen,<br />

werden <strong>die</strong> Gerechten, <strong>die</strong> „schlafen”, wieder aufwachen, wenn der<br />

Herr Jesus zurückkommt. Natürlich ist das noch nicht geschehen.<br />

31


Was wir also bislang gesehen haben, sind Vorläufer-<strong>Auferstehung</strong>en.<br />

Sie geben uns einen flüchtigen Einblick in <strong>die</strong> Macht und das Ziel<br />

Gottes. Ohne <strong>die</strong>se Beispiele wäre unser Verständnis <strong>die</strong>ses Themas<br />

äußerst beschränkt. Es ist eine Ehrfurcht-gebietende <strong>Hoffnung</strong>, <strong>die</strong> Jesus<br />

lehrte! Er enthüllte sie für uns nicht nur durch <strong>die</strong> Menschen, <strong>die</strong> er<br />

heilte, sondern auch durch <strong>die</strong>, <strong>die</strong> er wieder zum Leben auferweckte.<br />

32


4<br />

Das Leiden Jesu<br />

Obwohl Jesus seinen Tod und seine <strong>Auferstehung</strong> vorhergesagt hatte,<br />

es scheint, dass sogar seine engsten Jünger nicht verstehen konnten,<br />

was er wirklich meinte. Vielleicht dachten sie, dass Jesus alles entweder<br />

sinnbildlich darstellte oder auf etwas ganz anderes anspielte.<br />

Zugegebenermaßen könnte man so etliches, was Jesus sagte, als<br />

„schwer zu verstehen” betrachten, denn es passte überhaupt nicht in<br />

<strong>die</strong> bekannten Ideen der damaligen Weltanschauung. Wir wissen aber,<br />

dass Jesus ihnen eventuell alles ganz klar erklärte. Und <strong>die</strong>se Tatsache<br />

kommt nicht nur uns im Nachhinein zugute, sondern auch den Jüngern,<br />

denn <strong>die</strong> schriftlichen Evangelien – <strong>die</strong> 25-30 Jahre nach <strong>die</strong>sen<br />

Ereignissen geschrieben wurden – zeigen es an.<br />

Das einzige Zeichen, das Jesus gab, um sich unter einem skeptischen<br />

Publikum als Messias glaubwürdig zu machen, war Folgendes:<br />

Denn gleichwie Jona drei Tage und drei Nächte im Bauche des<br />

Riesenfisches war, also wird des Menschen Sohn drei Tage und<br />

drei Nächte im Schoße der Erde sein. (Matthäus 12, 40)<br />

Für seine eigenen Jünger hat Jesus es aber viel genauer bezeichnet:<br />

Und er fing an, sie zu lehren, daß des Menschen Sohn viel leiden<br />

und von den Ältesten und Hohenpriestern und Schriftgelehrten<br />

verworfen und getötet werden müsse und nach drei Tagen<br />

wieder auferstehen werde. Und er redete das Wort ganz<br />

unverhohlen. Und Petrus nahm ihn beiseite und fing an, ihm zu<br />

wehren. Er aber wandte sich um und sah seine Jünger an und<br />

schalt den Petrus und sprach: Weiche hinter mich, Satan! Denn<br />

du denkst nicht göttlich, sondern menschlich! (Markus 8, 31-33)<br />

33


Markus hat seinen Zeugenbericht auch eine sehr lange Zeit nach <strong>die</strong>sen<br />

Ereignissen niedergeschrieben. Sein Rückblick macht aber alles viel<br />

deutlicher und verständlicher für uns, da <strong>die</strong> genauen Zusammenhänge<br />

besser dargestellt sind. Markus konnte sich erinnern, dass Petrus eine<br />

„Zurechtweisung” Jesu im Sinn hatte, als er <strong>die</strong> Ernsthaftigkeit der<br />

Situation verstand und dann Jesus zur Seite nahm. Wir kennen Petrus<br />

als den überaus offenen Jünger, und <strong>die</strong>ser Vorfall ist in<br />

Übereinstimmung damit.<br />

Unter <strong>die</strong>sen Umständen könnte man sich in <strong>die</strong> Rolle des Petrus<br />

verdenken und im heutigen Jargon sagen, „Herr, das ist ja alles Quatsch<br />

– hör doch bitte auf damit! Also wirklich!” (Oder mit ähnlichen<br />

Worten.) Wahrscheinlich glaubte Petrus, wie ebenfalls <strong>die</strong> anderen<br />

Jünger – wenn man ihre Fragen in Betracht zieht – dass Jesus in seiner<br />

Rolle als Messias zu ihrer Lebenszeit noch <strong>die</strong> Römer stürzen und das<br />

Volk Israel zu seiner ehemaligen Herrlichkeit zurückführen würde. Das<br />

kam weiterhin in dem Gut Gethsemane zum Vorschein, wo Jesus<br />

verraten und ergriffen wurde. Petrus zog da sein Schwert, um den<br />

Knecht des Hohenpriesters anzugreifen. Petrus wollte ihn<br />

wahrscheinlich erschlagen, doch es gelang ihm nur, ein Ohr<br />

abzuhacken.<br />

Jesus hat nicht grübeln müssen, um zu wissen, woher der Petrus seine<br />

Absichten bekommen hatte. Wir erinnern uns an <strong>die</strong> Versuchung Jesu<br />

durch den Teufel, der ihm sofort alle Herrschaft versprach, indem er<br />

praktisch sagte, „du brauchst dich nicht kreuzigen lassen – ich kann<br />

dich zum Schnellverfahren geleiten – du kannst das Weltreich schon in<br />

<strong>die</strong>sem Moment erhalten”. (Matthäus 4, 8-9)<br />

Einmal gewährte uns Jesus einen zusätzlichen, prophetischen Einblick<br />

für den Grund, warum er in <strong>die</strong> Welt kam – der Bericht des Johannes,<br />

der auch viele Jahre später geschrieben wurde, sagt uns einiges darüber:<br />

Da antworteten <strong>die</strong> Juden und sprachen zu ihm: Was für ein<br />

Zeichen zeigst du uns, daß du solches tun darfst?<br />

34


Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Brechet <strong>die</strong>sen Tempel<br />

ab, und in drei Tagen will ich ihn aufrichten!<br />

Da sprachen <strong>die</strong> Juden: In sechsundvierzig Jahren ist <strong>die</strong>ser<br />

Tempel erbaut worden, und du willst ihn in drei Tagen<br />

aufrichten?<br />

Er aber redete von dem Tempel seines Leibes. Als er nun von<br />

den Toten auferstanden war, dachten seine Jünger daran, daß er<br />

solches gesagt hatte, und glaubten der Schrift und dem Worte,<br />

das Jesus gesprochen hatte. (Johannes 2, 18-22)<br />

Ist denn <strong>die</strong> verschlüsselte, bestenfalls „indirekte” Art und Weise der<br />

Antwort Jesu nicht beachtenswert? Hier, vielleicht rund dreißig Jahre<br />

später, als Johannes es schließlich aufs Pergament brachte, scheint er<br />

das Gleichnis Jesu voll zu verstehen.<br />

Jesus sprach natürlich oft in Gleichnissen und in Kurzgeschichten, um<br />

eine tiefere Bedeutung zu vermitteln. Ab und zu konnte eine seiner<br />

Geschichten oder Rätsel gleichzeitig falsch verstanden werden oder<br />

zumindest zweideutig oder sogar unklar sein. Jesus bot den Zuhörern<br />

seiner Zeit absichtlich etwas an, das man in Frage stellen konnte oder<br />

worüber man nachdenken musste, um es zu verstehen. Ein altes<br />

Sprichwort ist vielleicht das Echo dazu, es lautet: „Es ist Gottes Ehre,<br />

eine Sache zu verbergen, aber der Könige Ehre, eine Sache zu<br />

erforschen.” (Sprüche 25, 2)<br />

Die Juden hingegen spotteten über das, was Jesus eigentlich meinte. Sie<br />

waren ein hochmütiges Volk und stolz auf ihren Tempel (obwohl ihn<br />

Herodes gebaut hatte). Trotzdem konzentrierte sich alles in ihrer<br />

Religiosität auf das Podium des Tempels. Der Tempel muss ohne<br />

Zweifel ein Wunder vor aller Augen gewesen sein, wo Lämmer<br />

regelmäßig als Brandopfer geschlachtet wurden; zusätzlich das Treiben<br />

35


der Geldwechsler und zu bestimmten Zeiten das Kommen und Gehen<br />

der Bevölkerungen aus der ganzen damals bekannten Welt.<br />

Unter solchen Umstanden hat Jesus sich nicht „sehr deutlich”<br />

gegenüber den herzlosen und ungläubigen Gemütern ausgedrückt. Für<br />

Gott ist es eher wichtig, dass wir „darüber nachdenken” und dadurch<br />

heranwachsen und eine tiefere Erkenntnis erlangen. Die rätselhaften<br />

Worte Jesu waren dafür beabsichtigt, dass sie nur mit einem geduldigen<br />

Fokus zur wirklichen Bedeutung führten. Jedoch für <strong>die</strong> Jünger war zu<br />

jener Zeit der Sinn Jesu nicht immer ganz klar.<br />

Der Verfasser des Briefes an <strong>die</strong> Hebräer (gemäß vielen Gelehrten war<br />

es möglicherweise Paulus) hatte ihn vielleicht irgendwann vor der<br />

Zerstörung des Tempels im Jahre 70AD geschrieben. In <strong>die</strong>sem<br />

Schriftstück gibt es zahlreiche Quellenangaben für <strong>die</strong> Bedeutung der<br />

heiligen Versammlungen, einschließlich des Versöhnungstages mit<br />

wichtigen Details der Rolle des Hohepriesters im Tempel. Diese stellen<br />

den Vorläufer dar und deuten auf alles hin, das Jesus für unsere<br />

Erlösung vollendet hat. Wäre der Tempel schon vor <strong>die</strong>ser schriftlichen<br />

Aussage zerstört gewesen, dann würden wir wahrscheinlich Spuren<br />

erkennen, <strong>die</strong> auf <strong>die</strong> Zerstörung hinweisen. Das nur am Rande<br />

erwähnt, aber es ist doch ein wichtiger Punkt.<br />

Im 6. Kapitel des Briefes an <strong>die</strong> Hebräer verweist Paulus <strong>die</strong> Leser auf<br />

gewisse Basispunkte des Glaubens, um sie zu ermutigen, von dort aus<br />

vorwärts und nicht rückwarts zu gehen.<br />

Darum wollen wir jetzt <strong>die</strong> Anfangslehre von Christus verlassen<br />

und zur Vollkommenheit übergehen, nicht abermals den Grund<br />

legen mit der Buße von toten Werken und dem Glauben an Gott,<br />

mit der Lehre von Taufen, von der Handauflegung, der<br />

Totenauferstehung und dem ewigen Gericht. (Hebräer 6, 1-2)<br />

Aus <strong>die</strong>sen beiden Versen können wir <strong>die</strong> Grundlehren des christlichen<br />

Glaubens herausdistillieren:<br />

36


1. Die Buße von toten Werken<br />

2. Der Glaube an Gott<br />

3. Die Lehre vom Taufen<br />

4. Die Handauflegung<br />

5. Die Totenauferstehung<br />

6. Das ewige Gericht<br />

Jede ist eine Predigt wert, aber alle finden Zweck, Ziel und Erfüllung in<br />

der Person Jesus Christus und in seinem Werk. Sie sind fundamental<br />

und für das Christentum unbedingt erforderlich; keine kann<br />

ausgelassen oder unterlassen werden. Alle sind ein Teil von einem<br />

Ganzen, das in einem chronologischen Fluss verbunden ist und das <strong>die</strong><br />

persönliche Reise und das Christus-Erlebnis der Gläubigen von ihrer<br />

Berufung bis zu ihrer Verherrlichung widerspiegeln kann.<br />

Buße von toten Werken – das ist der erste Schritt zur Versöhnung mit<br />

Gott – mit anderen Worten, weg von unseren eigenen, bösen und ichbezogenen<br />

Wegen und hin zu den Wegen Gottes. Buße von toten<br />

Werken war der Kern der Predigt des Petrus am Tag der Pfingsten.<br />

(Apostelgeschichte 2)<br />

Glaube an Gott – ist der nächste Schritt nach der Buße. Glaube heißt,<br />

Gott zu glauben – und Glaube ist unbedingt notwendig in unserer<br />

Beziehung zu Gott. Es ist unmöglich, Gott ohne Glauben zu gefallen!<br />

Damit zählt Abraham zu den Großen der Bibel, er ist bekannt als „Vater<br />

der Gläubigen”.<br />

Dann <strong>die</strong> Taufe – Gläubige sollen untergetaucht werden (Matthäus 3,<br />

16; Apostelgeschichte 8, 38-39). Es ist ein christlicher Ritus von<br />

vorgeschriebenem Brauch und auch ein Gebot der Ordnung, das den<br />

Tod des „einstmalig sündigen Menschens” zum Ausdruck bringt und<br />

ihn ebenso zu einem neuen Leben als eine neue Schaffung erhebt. Jesus<br />

ließ sich als Vorbild für uns taufen, um alle Gerechtigkeit zu erfüllen,<br />

und um seinen bevorstehenden Tod und <strong>Auferstehung</strong> anzudeuten.<br />

37


Wenn man während der Taufe mehr als eine kurze Zeit ohne Luft unter<br />

Wasser bliebe, dann würde man sicherlich sterben. Aber nein, man wird<br />

aus dem ganz sicherem Tod zu einem neuen Leben erweckt und<br />

gänzlich vergeben. Man ist jetzt ein neuer Mensch; <strong>die</strong> Schrift deutet an,<br />

dass wir aus dem nassen Grab als eine völlig neue Kreatur erweckt<br />

werden! (2. Korinther 5, 17). Der Symbolismus ist überwältigend.<br />

Obwohl Jesus in seinem Leben keine Sünde getan hatte und wirklich<br />

nicht auf demselben Niveau wie unseres getauft werden musste, nahm<br />

er unsere Sünden auf sich selbst und war bereit, sich mit seinem Leben<br />

aufzuopfern – wegen seiner Liebe für uns. Wir sind uns auch der Sache<br />

bewusst, dass sogar Jesus auferstand. Das ist eine Einsicht, <strong>die</strong> <strong>die</strong><br />

Jünger anfangs noch nicht hatten und nur hinterher verstanden.<br />

Die Handauflegung – nach der Taufe beschwört ein Gebet mit<br />

Handauflegen das herauf, was das Ausgießen des Heiligen Geistes in<br />

das Leben des neuen Gläubigen darstellt. Das heißt buchstäblich, dass<br />

<strong>die</strong> Anwesenheit und Kraft Gottes kommt und dann in uns wohnt. Wie<br />

wir der Schrift entnehmen, wird der neu getaufte Mensch zu <strong>die</strong>sem<br />

Zeitpunkt eine „neue Kreatur” und führt das Leben eines Heiligen, bis<br />

<strong>die</strong>ses körperliche Leben durch den natürlichen Tod endet und er im<br />

Schlaf auf <strong>die</strong> Wiederkunft Jesu wartet.<br />

Die leibliche <strong>Auferstehung</strong> – wird für all verstorbenen Menschen in<br />

einer bestimmten Reihenfolge erfolgen: erst <strong>die</strong> Gerechten zur<br />

Unsterblichkeit, dann später <strong>die</strong> Ungerechten (wie wichtig <strong>die</strong>ses<br />

Thema auch sei, hier sollen wir nicht zu schnell voraus springen).<br />

Danach das große Gericht Gottes – <strong>die</strong> Bibel zeigt eindeutig an, dass das<br />

Gericht schon heute am Hause Gottes angefangen hat, und wir wissen,<br />

dass alle übrigen der wiederauferstandenen Menschen eines Tages auch<br />

vor dem Gericht Gottes stehen werden. <strong>Unsere</strong> Lebens-Erfahrungen,<br />

gut und schlecht, glücklich und traurig, groß oder klein, und alle<br />

Entscheidungen, <strong>die</strong> wir tägliche treffen, werden dann unter<br />

Gottes alleinigen Bedingungen zur Rechenschaft gezogen.<br />

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Diese Auflistung am Anfang des Hebräer-Briefes sagt sehr viel aus! Wie<br />

der Autor selbst andeutet, sind es überwältigende Ankerplätze, <strong>die</strong><br />

nicht immer wieder neu errichtet und bewiesen werden müssen. Im<br />

selben Kapitel finden wir dann auch folgende Ermahnung:<br />

Wir wünschen aber, daß jeder von euch denselben Fleiß bis ans<br />

Ende beweise, entsprechend der vollen Gewißheit der<br />

<strong>Hoffnung</strong>, daß ihr ja nicht träge werdet, sondern Nachfolger<br />

derer, welche durch Glauben und Geduld <strong>die</strong> Verheißungen<br />

ererben. (Hebräer 6, 11-12)<br />

Diese Verse versichern uns zum wiederholten Male, dass uns etliche<br />

überwältigende, zu <strong>Hoffnung</strong> Anlass gebende Versprechen erwarten.<br />

Und integriert in <strong>die</strong>se Lebensreise ist <strong>die</strong> <strong>Auferstehung</strong>. Der Ausdruck<br />

„<strong>Auferstehung</strong> der Toten” ist universal und gilt für alle Menschen, wie<br />

Jesus selbst sagte, „alle, <strong>die</strong> in den Gräbern sind, werden <strong>die</strong> Stimme<br />

des Sohnes Gottes hören, und werden hervorgehen . . .”. Pionier und<br />

Initiator des <strong>Auferstehung</strong>serlebnisses ist natürlich Jesus Christus.<br />

Paulus hinterließ in seinem Brief an <strong>die</strong> Korinther bemerkenswerte<br />

Einblicke in <strong>die</strong> Wichtigkeit der <strong>Auferstehung</strong>. Auseiandersetzungen<br />

und Spaltungen hatten sich ergeben, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Gültigkeit des Glaubens an<br />

<strong>die</strong> <strong>Auferstehung</strong> bestritten. Paulus musste sich einfach damit befassen.<br />

Aber das Erbe <strong>die</strong>ser Kontroversen hilft uns heute 2000 Jahre später,<br />

alles besser zu verstehen. Paulus wirft ein Schlaglicht auf <strong>die</strong><br />

fundamentale Wichtigkeit der <strong>Auferstehung</strong> Jesu:<br />

Wenn aber Christus gepredigt wird, daß er von den Toten<br />

auferstanden sei, wie sagen denn etliche unter euch, es gebe<br />

keine <strong>Auferstehung</strong> der Toten? Gibt es wirklich keine<br />

<strong>Auferstehung</strong> der Toten, so ist auch Christus nicht auferstanden!<br />

Ist aber Christus nicht auferstanden, so ist also unsre Predigt<br />

vergeblich, vergeblich auch euer Glaube! Wir werden aber auch<br />

als falsche Zeugen Gottes erfunden, weil wir wider Gott gezeugt<br />

haben, er habe Christus auferweckt, während er ihn doch nicht<br />

39


auferweckt hat, wenn also Tote nicht auferstehen! Denn wenn<br />

Tote nicht auferstehen, so ist auch Christus nicht auferstanden.<br />

Ist aber Christus nicht auferstanden, so ist euer Glaube nichtig,<br />

so seid ihr noch in euren Sünden; dann sind auch <strong>die</strong> in Christus<br />

Entschlafenen verloren. Hoffen wir allein in <strong>die</strong>sem Leben auf<br />

Christus, so sind wir <strong>die</strong> elendesten unter allen Menschen!<br />

Nun aber ist Christus von den Toten auferstanden, als Erstling<br />

der Entschlafenen. Denn weil der Tod kam durch einen<br />

Menschen, so kommt auch <strong>die</strong> <strong>Auferstehung</strong> der Toten durch<br />

einen Menschen; denn gleichwie in Adam alle sterben, so<br />

werden auch in Christus alle lebendig gemacht werden. (1.<br />

Korinther 15, 12-22)<br />

Alles, was wir glauben und was großen Wert für uns hat, hängt völlig<br />

von der Gültigkeit der <strong>Auferstehung</strong> Jesu ab. Wenn <strong>die</strong> <strong>Auferstehung</strong><br />

nicht stattgefunden hätte, dann wäre alles eine Zeitverschwendung und<br />

unser Glaube vergeblich. Mit seinem Tod und seiner <strong>Auferstehung</strong><br />

leistete Jesus in seinem Dienst auf Erden <strong>die</strong> Pionierarbeit und probte<br />

den Pfad für unsere eigene Erlösung und unser Heil, das heißt für<br />

unsere Verwandlung von Sterblichkeit zu Unsterblichkeit und vom<br />

Verweslichen zum Unverweslichen. Wie Jesus körperlich auferstanden<br />

war, so werden wir auch auferstehen.<br />

Gerade weil Christen des ersten Jahrhunderts solche Kontroversen<br />

hatten, sind wir heute in <strong>die</strong> Argumente und Glaubensbekenntnisse<br />

eingeweiht, <strong>die</strong> Paulus überall in seinen Briefen betonte.<br />

Sehen wir uns als Beispiel auch <strong>die</strong> Kontroversen an, <strong>die</strong> damals<br />

zwischen den unterschiedlichen hebräischen Konzepten herrschten,<br />

nämlich zwischen den Pharisäern, <strong>die</strong> an <strong>die</strong> <strong>Auferstehung</strong> glaubten,<br />

und den Sadduzäern, <strong>die</strong> nicht an <strong>die</strong> <strong>Auferstehung</strong> glaubten. Die<br />

Evangelien und ebenfalls <strong>die</strong> Briefe, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Apostel schrieben, geben<br />

uns einen historischen Blick auf <strong>die</strong> andauernden Kontroversen, <strong>die</strong> sich<br />

auf <strong>die</strong> Gültigkeit der <strong>Auferstehung</strong> konzentrieren. Somit können wir<br />

40


wissen, was auch <strong>die</strong> Urchristen besorgte. Paulus sah es als notwendig,<br />

<strong>die</strong> Korinther daran zu erinnern, dass der auferstandene Jesus auf<br />

einmal von mehr als 500 Brüdern gesehen wurde. (1.Korinther 15, 6)<br />

Die <strong>Auferstehung</strong> Jesu ist einer gründlichen Untersuchung wert, denn<br />

wirklich alles, was wir als Christen glauben, hängt daran. Somit ist es<br />

notwendig, ein klares Bild von dem zu erhalten, was wahrhaftig<br />

geschah und in welcher Reihenfolge jene Ereignisse stattfgefunden<br />

hatten. Die Mehrheit der Christen hält an dem traditionellen Karfreitagbis-Ostersonntag<br />

Szenario fest. Aber, um zu versuchen <strong>die</strong> drei Tage<br />

und drei Nächte im Grab anzupassen, <strong>die</strong> Jesus prophezeit hatte, stellt<br />

unsere Untersuchung eine überraschende Entdeckung dar von dem,<br />

was wirklich stattgefunden hatte – und parallel dazu das genaue<br />

Tempo jener Ereignisse.<br />

Heutzutage gibt es mannigfaltige gelehrte und theologische Meinungen<br />

über den Tod und <strong>die</strong> <strong>Auferstehung</strong> Jesu. Aber wenn man nur eine<br />

Tatsache akzeptiert und versteht, wird erstaunlicherweise auf einmal<br />

alles viel klarer bezüglich der drei Tage: ein vorgeschriebener jährlicher<br />

Sabbat-Feiertag wurde vor dem wöchentlichen Sabbat gefeiert! Und das<br />

spielt eine außerordentlich große Rolle, wenn wir jetzt den zeitlichen<br />

Rahmen überprüfen.<br />

Die Passahzeit im Jahre 31 A.D. begann mit dem Sonnenuntergang am<br />

Dienstag Abend. Einige Stunden vorher schickte Jesus seine Jünger mit<br />

dem Auftrag fort, einen Mann zu finden, der ihnen ein Zimmer im<br />

Obergeschoß zeigen würde. Diesen Mann sollten sie so ansprechen:<br />

„Der Meister lässt fragen: Wo ist meine Herberge, in der ich mit meinen<br />

Jüngern das Passah essen kann?” (Markus 14, 14)<br />

Die Jünger fanden es genau so wie Jesus es gesagt hatte. Am Abend aß<br />

Jesus das Passahmahl (oft auch ,des Herrn Mahl’ genannt) mit seinen<br />

zwölf Jüngern im Gästezimmer. Im Laufe jenes bedeutenden,<br />

gemeinsamen Abendmahls gab er ihnen ungesäuertes Brot zu essen,<br />

das seinen gebrochenen Leib für unsere Heilung symbolisierte. Dann<br />

41


gab er ihnen etwas Wein zu trinken, um ihnen zu zeigen, dass sein Blut<br />

zur Vergebung der Sünden vergossen werden muss. Wir erfahren auch,<br />

dass er ihre Füße wusch, um uns zu ermahnen, Nachahmer seines<br />

Beispiels zu werden.<br />

Es ist beachtenswert, dass trotz der Worte Jesu – „so sehr hab ich mich<br />

danach gesehnt, <strong>die</strong>ses Passah mit euch zu essen” – das Mahl mit seinen<br />

Jüngern vierundzwanzig Stunden vor dem anerkannten, jährlichen<br />

jüdischen Passah-Gedenken stattfand, an dem <strong>die</strong> Lämmer traditionell<br />

als Passah-Opfer geschlachtet wurden. Man kann keineswegs den darin<br />

liegenden Symbolismus verleugnen: es war zur selben Zeit am<br />

Mittwoch Nachmittag – als <strong>die</strong> Juden wie gewohnt ihre Passah-Lämmer<br />

schlachten würden – dass Jesus getötet wurde! Indem er zu jener Zeit<br />

getötet wurde, konnte er also das Passahmahl nicht an dem Abend<br />

gegessen haben. Er hat es deshalb gemeinsam mit seinen Jüngern einen<br />

Tag vorher gehabt.<br />

Spät am Dienstag Abend wurde Jesus verhaftet und mehrmals an<br />

verschiedenen, hastig einberufenen Verhören vor Gericht gebracht. Der<br />

römische Landpfleger Pontius Pilatus wusch sich <strong>die</strong> Hände von der<br />

ganzen Sache. Die Juden hatten ihm zugerufen: Kreuzige ihn! Also<br />

genau zu der Zeit, als das Passah-Lamm am Mittwoch Nachmittag wie<br />

gewöhnlich geschlachtet würde, wurde auch Jesus getötet.<br />

Das Folgende geschah, nachdem Jesus tot war:<br />

Darnach bat Joseph von Arimathia (der ein Jünger Jesu war,<br />

doch heimlich, aus Furcht vor den Juden), den Pilatus, daß er<br />

den Leib Jesu abnehmen dürfe. Und Pilatus erlaubte es. Da kam<br />

er und nahm den Leib Jesu herab. Es kam aber auch Nikodemus,<br />

der vormals bei Nacht zu Jesus gekommen war, und brachte<br />

eine Mischung von Myrrhe und Aloe, etwa hundert Pfund. Also<br />

nahmen sie den Leib Jesu und banden ihn samt den Spezereien<br />

in leinene Tücher, wie <strong>die</strong> Juden zu begraben pflegen. Es war<br />

aber an dem Ort, wo Jesus gekreuzigt worden war, ein Garten<br />

42


und in dem Garten eine neue Gruft, in welche noch niemand<br />

gelegt worden war. Dahin nun legten sie Jesus, wegen des<br />

Rüsttages der Juden, weil <strong>die</strong> Gruft nahe war. (Johannes 19, 38-<br />

42)<br />

Der Donnerstag war ein Feiertag, ein jährlicher Sabbat, und zwar der<br />

erste Tag des Festes der ungesäuerten Brote, anderswo als der erste Tag<br />

des sieben-Tage Passahfestes bekannt. Wir müssen deshalb festhalten<br />

und einsehen, mit welcher Eile Jesus begraben wurde, denn <strong>die</strong> Juden<br />

wollten ihre Toten nicht während des Zeitraums eines Sabbats auf dem<br />

Kreuz/Holz hängen lassen (<strong>die</strong> jährlichen Feiertage wurden als<br />

„Sabbate” angesehen [Siehe 2. Mose 23]).<br />

Die Juden nun, damit <strong>die</strong> Leichname nicht während des Sabbats<br />

am Kreuze blieben (es war nämlich Rüsttag, und jener Sabbattag<br />

war groß), baten Pilatus, daß ihnen <strong>die</strong> Beine zerschlagen und<br />

sie herabgenommen würden. (Johannes 19, 31)<br />

Jesus starb nachmittags am Mittwoch, und weil das ein Rüsttag war –<br />

ein Tag vor dem folgenden Feiertag – wurde er eilends bestattet, damit<br />

der jährliche erste Tag der ungesäuerten Brote am Donnerstag mit aller<br />

geeigneter Zeremonie, Andacht und Verehrung normal und<br />

„unberührt” gefeiert werden konnte.<br />

Der nächste Tag war Freitag, und es war ein regelmäßiger Arbeitstag,<br />

aber es war auch ein Rüsttag, weil er dem wöchentlichen, siebenten Tag<br />

der Sabbatruhe vorausging. Samstag war der Tag, an dem sich Juden<br />

und Urchristen von ihren weltlichen Geschäften und Tätigkeiten<br />

ausruhten, keine Werke taten, sondern sich der Ruhe, dem Gebet, dem<br />

Lesen der Schrift und dem geselligen Beisammensein widmen konnten.<br />

Matthäus führt uns in den frühen Sonntag ein, das heißt, den häufig<br />

implizierten <strong>Auferstehung</strong>smorgen.<br />

43


Nach dem Sabbat aber, als der erste Tag der Woche anbrach,<br />

kamen Maria Magdalena und <strong>die</strong> andere Maria, um das Grab zu<br />

besehen. (Matthäus 28, 1)<br />

Wenn man <strong>die</strong>se Passage im griechischen Text liest, in dem sie<br />

ursprünglich niedergeschrieben wurde, dann kann man zu zusätzlichen<br />

Einsichten in <strong>die</strong> Vorkommnisse kommen.<br />

Zu <strong>die</strong>sem Zweck können wir eine wortwörtliche Übersetzung<br />

anführen:<br />

Aber spät an (den) Sabbaten, beim Anbruch in den [Tag] eins<br />

der Sabbate, kamen Maria Magdalena und <strong>die</strong> andere Maria, um<br />

das Grab zu besehen. (Matthäus 28, 1)<br />

Das griechische Neue Testament enthält interessanterweise nicht das<br />

genaue Wort für „Woche”, und somit ist das obige Zeugnis, das<br />

Matthäus für <strong>die</strong>sen Bericht ablegte, sehr wichtig. Wir wissen auch, dass<br />

<strong>die</strong> Hebräer von dem wöchentlichen Sabbat inmitten des Festes der<br />

ungesäuerten Brote sieben Sabbate abzählten (sieben Wochen, oder<br />

genauer fünfzig Tage), um den nächsten jährlichen Feiertag festzulegen,<br />

das „Fest der Wochen”, auch Pfingsten genannt.<br />

Mit seinem Hinweis auf „den [Tag] eins der Sabbate” zeigt uns<br />

Matthäus genau an, dass er den ersten der sieben Sabbate (oder sieben<br />

Wochen) meint, <strong>die</strong> man bis Pfingsten abzählt – nämlich sieben sieben-<br />

Tage-Perioden und einen zusätzlichen Tag. („Pfingsten” bedeutet<br />

„fünfzigster Tag”). Der Sabbattag wird nicht wie heute allgemein üblich<br />

als ein Tag von Mitternacht bis Mitternacht berechnet, sondern von<br />

Sonnenuntergang bis Sonnenuntergang.<br />

Da Jesus spät am Mittwoch Nachmittag getötet wurde, bringt uns drei-<br />

Tage-und-drei-Nächte gemäß <strong>die</strong>ser Berechnung nach spät am Samstag<br />

Nachmittag. Das erklärt eindeutig <strong>die</strong> Prophezeiung, dass Jesus drei<br />

Tage und drei Nächte im Grab sein würde.<br />

44


Die Frauen waren früh am Sonntag Morgen mit zusätzlichen Spezereien<br />

und Salben beim Grab angekommen, jedoch sie fanden, dass es leer<br />

war. Jesus war nicht mehr da; er war schon auferstanden; er war aber<br />

noch nicht zum Vater zurückgekehrt. Es ist äußerst wichtig, dass wir<br />

<strong>die</strong>se Tatsache festhalten. Die Frauen waren nicht dabei, als Jesus<br />

auferstand. In Wirklichkeit sah niemand <strong>die</strong> <strong>Auferstehung</strong> Jesu. Das<br />

Grab war scheinbar bewacht gewesen; jedoch kein Stein, keine Wache<br />

und kein Komplott konnten es verhindern, dass Jesus auferstand.<br />

Am andern Tage nun, welcher auf den Rüsttag folgt,<br />

versammelten sich <strong>die</strong> Hohenpriester und <strong>die</strong> Pharisäer bei<br />

Pilatus und sprachen: Herr, wir erinnern uns, daß <strong>die</strong>ser<br />

Verführer sprach, als er noch lebte: Nach drei Tagen werde ich<br />

auferstehen.<br />

So befiehl nun, daß das Grab sicher bewacht werde bis zum<br />

dritten Tag, damit nicht etwa seine Jünger kommen, ihn stehlen<br />

und zum Volke sagen: Er ist von den Toten auferstanden, und<br />

der letzte Betrug ärger werde als der erste.<br />

Pilatus sprach zu ihnen: Ihr sollt eine Wache haben! Gehet hin<br />

und bewacht es, so gut ihr könnt! Da gingen sie hin, versiegelten<br />

den Stein und bewachten das Grab mit der Wache. (Matthäus<br />

27, 62-66)<br />

All <strong>die</strong>se Details des Matthäus sind überaus kritisch für unser<br />

Verständnis der Ereignisse im Zusammenhang mit dem Tod und der<br />

<strong>Auferstehung</strong> Jesu.<br />

Und siehe, es geschah ein großes Erdbeben, denn ein Engel des<br />

Herrn stieg vom Himmel herab, trat herzu und wälzte den Stein<br />

von der Tür hinweg und setzte sich darauf. Und seine Gestalt<br />

war wie der Blitz und sein Kleid weiß wie der Schnee. Vor<br />

seinem furchtbaren Anblick aber erbebten <strong>die</strong> Wächter und<br />

wurden wie tot. (Matthäus 28, 2-4)<br />

45


Als <strong>die</strong> zwei Frauen früh am Sonntag Morgen beim Grab ankamen, war<br />

Jesus nicht mehr dort, da er schon auferstanden war. Wir sollen uns für<br />

<strong>die</strong> Erwägung interessieren, dass niemand zu dem genauen Zeitpunkt<br />

der <strong>Auferstehung</strong> anwesend war. Wir haben aber etliche feste<br />

Anhaltspunkte und Referenzen, <strong>die</strong> sich auf damals übliche hebräische<br />

Andachts- und Verehrungszeremonien basieren, um herauszufinden,<br />

wann <strong>die</strong> <strong>Auferstehung</strong> wahrscheinlich stattfand.<br />

Die jährlichen „moadah” Festzeiten, welche <strong>die</strong> Kinder Israel als<br />

Verehrungstage einhielten, deuteten das Rettungswerk Jesu in<br />

bemerkenswertem Detail an. Die Sache ist <strong>die</strong>, dass jene sieben<br />

jährlichen Festzeiten viel mehr als nur historische israelitische<br />

Erntefeste waren; sie finden ihre einzige und absichtlich geplante<br />

Bedeutung im Rettungswerk Jesu Christi. Daher wird ihr völlig<br />

christozentrisches Wesen heutzutage von immer mehr Gläubigen<br />

wiedererkannt.<br />

Von besonderem Interesse für uns ist eine jährliche hebräische<br />

Tradition, <strong>die</strong> sich inmitten des sieben-Tage-Passahfestes abspielte.<br />

Kurz nach Sonnenuntergang am wöchentlichen Sabbat ging ein Priester<br />

in ein bestimmtes Feld und schnitt <strong>die</strong> erste Garbe der gerade reifenden<br />

Gerstenernte ab. Diese Garbe war als „Erstling” oder „Erstlingsgarbe”<br />

bekannt. Nachdem sie für den Tempel zubereitet war, wurde sie vom<br />

Priester früh am nächsten Morgen als Opfergabe dem Herrn geweiht.<br />

Diese jährlichen, von Gott bestimmten Festzeiten, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Feste des<br />

Herrn heißen (3. Mose 23, 2), sind ein wunderbares historisches<br />

Lehrmittel. Sie zeigen uns in einem wiederholten jährlichen Zyklus <strong>die</strong><br />

Widerspiegelung von den vorbestimmten großen Phasen, <strong>die</strong> den<br />

Ablauf der totalen Menschheitsgeschichte kennzeichnen – und alles<br />

dreht sich um Jesus Christus, der im Mittelpunkt steht.<br />

Es mag sich wohl lohnen, einen kurzen Blick auf <strong>die</strong>se Feste zu werfen.<br />

Das Passahlamm (Jesus als das Lamm Gottes symbolisiert) wurde zu<br />

46


genau derselben Zeit getötet wie Jesus getötet wurde. Dann, nach<br />

sieben Wochen kam der heilige Geist genau am Pfingstfest – nicht<br />

früher, nicht später, sondern ganz genau an jenem Tag (der traditionell<br />

auch als derselbe angesehen wird, an dem Gott <strong>die</strong> zehn Gebote den<br />

Kindern Israel zu Sinai gab). Die übrigen jährlichen Feiertage erwarten<br />

noch ihre zukünftige Erfüllung. Diese sind das Posaunenfest (das <strong>die</strong><br />

Wiederkehr Christi abbildet), der Versöhnungstag (eine Reflektion auf<br />

Christus als höchst wertvolles Versöhnungsopfer für <strong>die</strong> ganze<br />

Menschheit) und das Laubhüttenfest (Jesus wird wieder auf der Erde<br />

wandeln, aber <strong>die</strong>smal als gütiger Herrscher).<br />

Wir können von dem Zeitpunkt des Webopfer-Rituals etwas<br />

bedeutendes lernen, nämlich, dass das Schneiden der Erstlingsgarbe,<br />

das immer sofort nach Sonnenuntergang am Ende des Sabbats<br />

stattfand, höchstwahrscheinlich genau derselbe Augenblick war, an<br />

dem Jesus seine Augen öffnete und vom Tode erweckt wurde. Diese<br />

Berechnung ergibt genau drei Tage und drei Nächte im Grab.<br />

Irdendeine andere geringere Berechnung führt zur Verringerung der<br />

Worte Jesu. Das Webopfer wurde am folgenden Morgen im Tempel<br />

dargebracht, und <strong>die</strong>ser bestimmte Akt des Priesters im Alten<br />

Testament simulierte schon <strong>die</strong> Auffahrt Jesu zu seinem Vater am<br />

sogenannten <strong>Auferstehung</strong>smorgen (genau dann, nachdem er zu Maria<br />

gesprochen hatte).<br />

Dieses Szenario ist besonders wichtig, denn es bestätigt, dass Jesus<br />

wirklich starb und <strong>die</strong> Kreuzigung nicht irgendwie überlebte. Irgendein<br />

geringerer zeitlicher Rahmen im Grab könnte ansonsten das Argument<br />

vorbringen, dass Jesus eigentlich nicht wirklich starb. Die Tatsachen<br />

verstehen sich von selbst: Jesus weder überlebte irgendwie (und<br />

eventuell kam zu sich) – noch war es ein Fall der Wiederbelebung. Jesus<br />

hat ungeheuere Qual und Leiden ausgestanden und lag dann völlig drei<br />

Tage und drei Nächte lang tot im Grab. Es kann keinen Zweifel geben,<br />

ob er wirklich gestorben war. Eine uralte Prophezeiung bezeugte, dass<br />

„sein Angesicht entstellt, nicht mehr wie das eines Menschen, und seine<br />

Gestalt, nicht mehr wie <strong>die</strong> der Menschenkinder” sein werde (Jesaja 52,<br />

47


14). Irgendein Szenario einer kürzeren Zeit im Grab, das nur Tagesteile<br />

zählt (wie bei einer Kreuzigung am Freitag Nachmittag bis zur<br />

<strong>Auferstehung</strong> am Sonntag Morgen), könnte Anlass zu alternativen,<br />

möglicherweise glaubwürdigen Erklärungen geben.<br />

Weiterhin lohnt es sich, <strong>die</strong> alt-testamentliche Schrift zu beachten, <strong>die</strong><br />

vorhersagte, dass „sie ihm keinen Knochen brechen werden”. (Dies<br />

sollte vielleicht besonders <strong>die</strong> interessieren, <strong>die</strong> ein Überleben für<br />

plausibel halten.) Es war der Brauch der Römer, denjenigen<br />

Gekreuzigten, <strong>die</strong> noch ein Anzeichen des Überlebens zeigten, als<br />

endgültige Folter <strong>die</strong> Beine zu brechen (man kann sicher annehmen,<br />

dass nur sehr wenige <strong>die</strong> Härten einer Kreuzigung überleben würden).<br />

Das würde sofort zu einem zusätzlichen Blutverlust führen und <strong>die</strong><br />

Fähigkeit des Opfers behindern, sich auf dem Kreuzpfahl aufrecht zu<br />

erhalten, um atmen zu können.<br />

Wir wollen lesen, was geschah, als <strong>die</strong> Soldaten zu Jesu Kreuz kamen:<br />

Die Juden nun, damit <strong>die</strong> Leichname nicht während des Sabbats<br />

am Kreuze blieben (es war nämlich Rüsttag, und jener Sabbattag<br />

war groß), baten Pilatus, daß ihnen <strong>die</strong> Beine zerschlagen und<br />

sie herabgenommen würden. Da kamen <strong>die</strong> Kriegsknechte und<br />

brachen dem ersten <strong>die</strong> Beine, ebenso dem andern, der mit ihm<br />

gekreuzigt worden war. Als sie aber zu Jesus kamen und sahen,<br />

daß er schon gestorben war, zerschlugen sie ihm <strong>die</strong> Beine nicht,<br />

sondern einer der Kriegsknechte durchbohrte seine Seite mit<br />

einem Speer, und alsbald floß Blut und Wasser heraus. Und der<br />

das gesehen hat, der hat es bezeugt, und sein Zeugnis ist wahr,<br />

und er weiß, daß er <strong>die</strong> Wahrheit sagt, auf daß auch ihr glaubet.<br />

Denn solches ist geschehen, damit <strong>die</strong> Schrift erfüllt würde: «Es<br />

soll ihm kein Bein zerbrochen werden!» (Johannes 19, 31-36)<br />

Es kann keinen Zweifel geben, Jesus verblutete!<br />

48


Die Prophezeiungen bezüglich Jesu – verkuppelt mit den Sinnbildern<br />

der jährlichen Feste des Herrn – wurden alle bis auf <strong>die</strong> kleinsten<br />

Einzelheiten hin genauestens erfüllt, sogar auch, was <strong>die</strong> Zeitpunkte der<br />

Ereignnisse anbelangt. Wenn man alle Schriften überprüft und <strong>die</strong><br />

Zeichen und Beweise, <strong>die</strong> <strong>die</strong>se liefern, dann kann man klar erkennen,<br />

wie präzise „drei Tage und drei Nächte” zwischen Jesu Begräbnis und<br />

<strong>Auferstehung</strong> passen.<br />

Am Sonntag Morgen berichteten <strong>die</strong> Frauen den Jüngern, was sie<br />

entdeckt hatten, und <strong>die</strong> Jünger kamen auch und sahen das leere Grab.<br />

Nun gingen <strong>die</strong> Jünger wieder heim. Maria aber stand draußen<br />

vor der Gruft und weinte. Wie sie nun weinte, bückte sie sich in<br />

<strong>die</strong> Gruft und sieht zwei Engel in weißen Kleidern sitzen, den<br />

einen zu den Häupten, den andern zu den Füßen, wo der Leib<br />

Jesu gelegen hatte. Und <strong>die</strong>se sprechen zu ihr: Weib, was weinst<br />

du? Sie spricht zu ihnen: Sie haben meinen Herrn<br />

weggenommen, und ich weiß nicht, wo sie ihn hingelegt haben!<br />

Und als sie das gesagt, wendet sie sich um und sieht Jesus<br />

dastehen und weiß nicht, daß es Jesus ist.<br />

Jesus spricht zu ihr: Weib, was weinst du? Wen suchst du?<br />

Sie meint, es sei der Gärtner, und spricht zu ihm: Herr, hast du<br />

ihn weggetragen, so sage mir, wo du ihn hingelegt hast, so will<br />

ich ihn holen!<br />

Jesus spricht zu ihr: Maria! Da wendet sie sich um und spricht<br />

zu ihm: Rabbuni! (das heißt: Meister!)<br />

Jesus spricht zu ihr: Rühre mich nicht an, denn ich bin noch<br />

nicht aufgefahren zu meinem Vater. Gehe aber zu meinen<br />

Brüdern und sage ihnen: Ich fahre auf zu meinem Vater und<br />

eurem Vater, zu meinem Gott und eurem Gott.<br />

49


Da kommt Maria Magdalena und verkündigt den Jüngern, daß<br />

sie den Herrn gesehen und daß er solches zu ihr gesprochen<br />

habe. (Johannes 20, 10-18)<br />

Jesus beschloss, sich der Maria zu offenbaren. Aber als Frau konnte sie<br />

nach jüdischer Tradition nur als unfähig betrachtet werden, ein<br />

verlässliches Zeugnis abzugeben! Riskierte Jesus damit <strong>die</strong><br />

Unterminierung eines wichtigen Beweises seiner <strong>Auferstehung</strong>? Auf<br />

keinen Fall. Die vorliegenden Ereignisse wurden nicht „fabriziert”,<br />

sondern in unverfälschten, wahren Einzelheiten festgehalten. Das<br />

Gespräch zwischen Jesus und Maria war besonders rührend, aber ein<br />

Satz ist wirklich bemerkenswert: Jesus sagte deutlich, dass er noch nicht<br />

zu seinem Vater hinaufgefahren war.<br />

Nachdem Jesus mit Maria geredet hatte – aber bevor seine Jünger ihn<br />

sahen – fuhr er in den Himmel hinauf und kehrte dann wieder zurück.<br />

Eine erstaunliche Parallele kann man nicht übersehen: auf derselben Art<br />

und Weise und zu derselben Zeit des Webopfers, wo <strong>die</strong> Erstlingsgarbe<br />

im Tempel gen Himmel geschwungen wurde, wurde auch der<br />

auferstandene Jesus vor seinem Vater präsentiert. Weiter erfahren wir<br />

aus Jesu Worten zu Maria, dass sein Vater auch unser Vater ist.<br />

Es ist eine überwältigende Einsicht, dass <strong>die</strong> rituellen Bräuche der<br />

Kinder Israel – <strong>die</strong> schon jahrtausendelang ein Teil der Verehrung<br />

Gottes waren – in bemerkenswerten, unzähligen Einzelheiten im<br />

Voraus auf das Leben und Werken unseres Messias hinweisen.<br />

Die Kinder Israel würden es eigentlich nicht begriffen haben, was sie<br />

feierten. Sogar <strong>die</strong>jenigen, <strong>die</strong> Jesus zu seiner Zeit nahestanden,<br />

verstanden nicht, was angedeutet wurde – obwohl Jesus es ihnen<br />

klargelegt hatte, dass er getötet und nach drei Tagen auferweckt werde.<br />

Als <strong>die</strong> Jünger dem Thomas berichteten, dass sie Jesus gesehen hatten,<br />

wollte er es nicht glauben. Er war nahe dabei gewesen, als <strong>die</strong> Nägel<br />

durch <strong>die</strong> Hände und Füße Jesu gehämmert wurden, und er sah den<br />

Speer, der in seine Seite stieß. Er sah das Blut fließen. Er hörte auch <strong>die</strong><br />

50


letzten, gequälten Worte Jesu: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du<br />

mich verlassen?”, und, „Es ist vollbracht!” Für Thomas war alles einfach<br />

vorbei. Er hatte es selbst gesehen, wie Jesus starb.<br />

Genau wie <strong>die</strong> anderen Jünger hatte Thomas von ganzem Herzen<br />

geglaubt, dass Jesus der versprochene Messias war. Er sah <strong>die</strong> Wunder,<br />

er hörte <strong>die</strong> Lehren, und auch <strong>die</strong> Heilungen und <strong>Auferstehung</strong>en<br />

waren unbestreitbar gewesen. Jetzt musste er sich mit tiefer<br />

Verzweiflung und Desillusionierung abfinden. Schichten über Schichten<br />

von schrecklichen Erinnerungen waren in seinem Kopf: Verrat,<br />

ungestüme Pöbelmentalität, Scheingerichte, Lügen, Geißelungen und<br />

zum Schluss <strong>die</strong> lang anhaltende Qual einer römischen Kreuzigung.<br />

Thomas war keinesfalls zu einem fälschlichen Optimismus aufgelegt.<br />

Eigentlich kann man das leicht verstehen.<br />

Man hat möglicherweise den Ausdruck „zweiflerischer Thomas” oder<br />

„Thomas der Zweifler” gehört. Aber wir wollen ihn nicht zu sehr<br />

kritisieren.<br />

In seiner Verzweiflung sagte er:<br />

Wenn ich nicht an seinen Händen das Nägelmal sehe und lege<br />

meinen Finger in das Nägelmal und lege meine Hand in seine<br />

Seite, so glaube ich es nicht! (Johannes 20, 25)<br />

Und wir werden in <strong>die</strong> zusätzlichen Einzelheiten mit den folgenden<br />

Aufzeichnungen eingeweiht:<br />

Und nach acht Tagen waren seine Jünger wiederum dort und<br />

Thomas bei ihnen. Da kommt Jesus, als <strong>die</strong> Türen verschlossen<br />

waren, und tritt mitten unter sie und spricht: Friede sei mit euch!<br />

Dann spricht er zu Thomas: Reiche deinen Finger her und siehe<br />

meine Hände, und reiche deine Hand her und lege sie in meine<br />

Seite, und sei nicht ungläubig, sondern gläubig!<br />

51


Thomas antwortete und sprach zu ihm: Mein Herr und mein<br />

Gott!<br />

Jesus spricht zu ihm: Weil du mich gesehen hast, Thomas, so<br />

glaubst du; selig sind, <strong>die</strong> nicht sehen und doch glauben.<br />

(Johannes 20, 26-29)<br />

Was für ein Augenblick das war für den Thomas! „Mein Herr und mein<br />

Gott!” war jetzt sein Ausruf, und man kann sich gut seinen<br />

Gesichtsausdruck vorstellen, wie auch <strong>die</strong> Bestürzung in seiner Stimme.<br />

Es gab keinen Zweifel mehr für ihn – und was Johannes mit <strong>die</strong>ser<br />

kurzen „Thomas”-Beschreibung festhielt, war vielleicht zutreffend auf<br />

alle Jünger.<br />

Darüber hinaus bezeugte Petrus nach vielen Jahren seine eigene<br />

Erfahrung:<br />

Und wir sind Zeugen alles dessen, was er im jüdischen Lande<br />

und zu Jerusalem getan; den haben sie ans Holz gehängt und<br />

getötet. Diesen hat Gott am dritten Tage auferweckt und hat ihn<br />

offenbar werden lassen, nicht allem Volke, sondern uns, den von<br />

Gott vorher erwählten Zeugen, <strong>die</strong> wir mit ihm gegessen und<br />

getrunken haben nach seiner <strong>Auferstehung</strong> von den Toten.<br />

(Apostelgeschichte 10, 39-41)<br />

Die Erinnerung des Petrus an den auferstandenen Jesus war immer<br />

noch lebhaft und überwältigend, und er erstellte es als absolut<br />

notwendig, dass jene Vorkommnisse durch Zeugen bestätigt würden.<br />

Für uns – zweitausend Jahre später – ist es wichtig, ganz überzeugt zu<br />

sein, dass <strong>die</strong> Gegebenheiten der Erfahrungen Jesu, einschließlich seiner<br />

<strong>Auferstehung</strong>, nicht angefochten werden können. Die vielfachen<br />

Beweise der Augenzeugen sind präzise, <strong>die</strong> Ereignisse sind eindeutig<br />

52


dokumentiert, und ein bestimmter zeitlicher Rahmen mit historischen<br />

Präzedenzen hilft uns, unseren Glauben zu festigen.<br />

53


5<br />

Jesus auferstanden<br />

Jesus war durch Kreuzigung getötet worden, eine der äußerst<br />

qualvollen und entsetzlichen Methoden, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Römer einem<br />

Menschen auferlegen konnten. Es gab niemand in Jerusalem, der sich<br />

dessen nicht bewusst war. Die Vorkommnisse, <strong>die</strong> den Tod und <strong>die</strong><br />

<strong>Auferstehung</strong> Jesu umgaben, waren von großer Tragweite, wie in den<br />

folgenden Versen festgehalten:<br />

Jesus aber schrie abermals mit lauter Stimme und gab den Geist<br />

auf. Und siehe, der Vorhang im Tempel riß entzwei von oben bis<br />

unten, und <strong>die</strong> Erde erbebte, und <strong>die</strong> Felsen spalteten sich. Und<br />

<strong>die</strong> Gräber öffneten sich, und viele Leiber der entschlafenen<br />

Heiligen standen auf und gingen aus den Gräbern hervor nach<br />

seiner <strong>Auferstehung</strong> und kamen in <strong>die</strong> heilige Stadt und<br />

erschienen vielen. Als aber der Hauptmann und <strong>die</strong>, welche mit<br />

ihm Jesus bewachten, das Erdbeben sahen und was da geschah,<br />

fürchteten sie sich sehr und sprachen: Wahrhaftig, <strong>die</strong>ser war<br />

Gottes Sohn! (Matthäus 27, 50-54)<br />

Diese Zusammenfassung des Matthäus über <strong>die</strong> sofortigen, gewaltigen<br />

Auswirkungen nach Jesu Tod reflektiert den Schock, den <strong>die</strong> Leute in<br />

Jerusalem und Umgebung erlebt hatten. Sogar ein abgehärteter<br />

römischer Hauptmann und seine Soldaten mussten zugeben, dass Jesus<br />

Gottes Sohn war! Das Erdbeben war so stark, dass „<strong>die</strong> Felsen sich<br />

spalteten” und „<strong>die</strong> Gräber sich öffneten”, und niemand zweifelte<br />

daran, dass alles wegen Jesus geschah.<br />

Wir wissen nicht sehr viel über <strong>die</strong> Heiligen, <strong>die</strong> plötzlich auch<br />

auferweckt wurden, nachdem Jesus auferstand. Aber <strong>die</strong>se Tatsache in<br />

sich selbst bezeugt <strong>die</strong> einzigartige Macht der <strong>Auferstehung</strong> Jesu, <strong>die</strong><br />

gewissermaßen gleich wie ein Echo rundum Jerusalem erschallte und<br />

54


sich offensichtlich auf <strong>die</strong> Gerechten auswirkte, <strong>die</strong> – genau so wie Jesus<br />

– im Tod entschlafen gewesen waren. Darüber hinaus wissen wir nicht,<br />

was mit ihnen geschah, nachdem sie nach Jerusalem gingen. Wir<br />

können uns nur vorstellen wie erstaunlich ihre Berichte lauteten!<br />

In den ersten Stunden nach der Kreuzigung – und dann für lange drei<br />

Tage – muss sich jedoch <strong>die</strong> Schwermut äußerst erdrückend auf <strong>die</strong><br />

Jünger ausgewirkt haben. Obwohl Jesus seinen Tod und seine<br />

Wiederauferstehung den Jüngern schon oft vorhergesagt hatte, hatten<br />

sie es nie richtig erfasst. Wie könnten sie denn? Bei den Jüngern war es<br />

schwer angekommen, <strong>die</strong> Rolle des Messias zu verstehen und was er<br />

vorgehabt hatte. In Wirklichkeit hatte es den Anschein, dass <strong>die</strong> Feinde<br />

Jesu eher mit der „ drei Tage” Prophezeiung vertraut waren als <strong>die</strong><br />

Jünger selbst. (Matthäus 27, 63-66)<br />

Die aus Augenzeugenberichten bestehenden Evangelien können uns<br />

helfen, <strong>die</strong> außerordentliche Macht der <strong>Auferstehung</strong> zu verstehen. Der<br />

Überraschungs-Effect auf <strong>die</strong> Leute ist einfach erstaunlich. Es ist eben<br />

nicht etwas, das man normalerweise erwartet.<br />

Maria aber stand draußen vor der Gruft und weinte. Wie sie nun<br />

weinte, bückte sie sich in <strong>die</strong> Gruft und sieht zwei Engel in<br />

weißen Kleidern sitzen, den einen zu den Häupten, den andern<br />

zu den Füßen, wo der Leib Jesu gelegen hatte. Und <strong>die</strong>se<br />

sprechen zu ihr: Weib, was weinst du? Sie spricht zu ihnen: Sie<br />

haben meinen Herrn weggenommen, und ich weiß nicht, wo sie<br />

ihn hingelegt haben!<br />

Und als sie das gesagt, wendet sie sich um und sieht Jesus<br />

dastehen und weiß nicht, daß es Jesus ist.<br />

Jesus spricht zu ihr: Weib, was weinst du? Wen suchst du? [Hier<br />

spricht sie Jesus nicht mit ihrem Namen an].<br />

55


Sie meint, es sei der Gärtner, und spricht zu ihm: Herr, hast du<br />

ihn weggetragen, so sage mir, wo du ihn hingelegt hast, so will<br />

ich ihn holen!<br />

Jesus spricht zu ihr: Maria! Da wendet sie sich um und spricht<br />

zu ihm: Rabbuni! (das heißt: Meister!)<br />

Jesus spricht zu ihr: Rühre mich nicht an, denn ich bin noch<br />

nicht aufgefahren zu meinem Vater. Gehe aber zu meinen<br />

Brüdern und sage ihnen: Ich fahre auf zu meinem Vater und<br />

eurem Vater, zu meinem Gott und eurem Gott.<br />

Da kommt Maria Magdalena und verkündigt den Jüngern, daß<br />

sie den Herrn gesehen und daß er solches zu ihr gesprochen<br />

habe. (Johannes 20, 11-18)<br />

Zuerst konnte Maria Jesus nicht erkennen – und das verstehen wir –<br />

denn es war ja ihr Ziel, einen Leichnam zu salben, und als sie <strong>die</strong> leere<br />

Gruft sah, verschlimmerte sich ihr Kummer und ihre Verwirrung. Sie<br />

dachte natürlich, dass er der Gärtner war. Nur dann, als Jesus sie mit<br />

ihrem Namen nannte, erkannte sie ihn.<br />

Maria war nicht <strong>die</strong> Einzige, den auferstandenen Jesus zuerst nicht zu<br />

erkennen. Lukas berichtete ein ähnliches Geschehnis über zwei Jünger,<br />

<strong>die</strong> von Jerusalem weggingen. Man kann es leicht erkennen, dass sie <strong>die</strong><br />

Nase voll hatten. Die öffentliche und brutale Tötung Jesu konnte nur ein<br />

Niveau von Schmerz und Endgültigkeit ausgelöst haben, das schwer zu<br />

ertragen war.<br />

Und siehe, zwei von ihnen gingen an demselben Tage nach<br />

einem Flecken, der von Jerusalem sechzig Sta<strong>die</strong>n entfernt war,<br />

namens Emmaus. Und sie redeten miteinander von allen <strong>die</strong>sen<br />

Geschehnissen. Und es begab sich, während sie miteinander<br />

redeten und sich besprachen, nahte sich Jesus selbst und ging<br />

mit ihnen. Ihre Augen aber wurden gehalten, daß sie ihn nicht<br />

erkannten.<br />

56


Und er sprach zu ihnen: Was sind das für Reden, <strong>die</strong> ihr<br />

unterwegs miteinander wechselt, und seid so traurig? Da<br />

antwortete der eine namens Kleopas und sprach zu ihm: Bist du<br />

der einzige Fremdling in Jerusalem, der nicht erfahren hat, was<br />

daselbst in <strong>die</strong>sen Tagen geschehen ist?<br />

Und er sprach zu ihnen: Was? Sie sprachen zu ihm: Das mit<br />

Jesus von Nazareth, der ein Prophet war, mächtig in Tat und<br />

Wort vor Gott und allem Volk; wie ihn unsere Hohenpriester<br />

und Obersten überantwortet haben, daß er zum Tode verurteilt<br />

und gekreuzigt wurde. Wir aber hofften, er sei der, welcher<br />

Israel erlösen sollte. Ja, bei alledem ist heute schon der dritte<br />

Tag, seit solches geschehen ist. Zudem haben uns auch einige<br />

Frauen aus unserer Mitte in Verwirrung gebracht; sie waren am<br />

Morgen früh beim Grabe, fanden seinen Leib nicht, kamen und<br />

sagten, sie hätten sogar eine Erscheinung von Engeln gesehen,<br />

welche sagten, er lebe. Und etliche der Unsrigen gingen hin zum<br />

Grabe und fanden es so, wie <strong>die</strong> Frauen gesagt hatten, ihn selbst<br />

aber haben sie nicht gesehen.<br />

Und er sprach zu ihnen: O ihr Toren! Wie langsam ist euer Herz<br />

zu glauben an alles, was <strong>die</strong> Propheten geredet haben! Mußte<br />

nicht Christus solches leiden und in seine Herrlichkeit eingehen?<br />

Und er hob an von Mose und von allen Propheten, und legte<br />

ihnen in allen Schriften aus, was sich auf ihn bezog. Und sie<br />

näherten sich dem Flecken, wohin sie wanderten, und er stellte<br />

sich, als wollte er weitergehen. Und sie nötigten ihn und<br />

sprachen: Bleibe bei uns, denn es will Abend werden, und der<br />

Tag hat sich schon geneigt! Und er ging hinein, um bei ihnen zu<br />

bleiben. Und es begab sich, als er mit ihnen zu Tische saß, nahm<br />

er das Brot, sprach den Segen, brach es und gab es ihnen. Da<br />

wurden ihre Augen aufgetan, und sie erkannten ihn; und er<br />

verschwand vor ihnen.<br />

57


Und sie sprachen zueinander: Brannte nicht unser Herz in uns,<br />

da er mit uns redete auf dem Weg, als er uns <strong>die</strong> Schrift öffnete?<br />

(Lukas 24, 13-32)<br />

Ungefähr zehn Kilometer lang war der Weg, und irgendwann<br />

unterwegs waren <strong>die</strong> drei in ein bemerkenswertes Gespräch<br />

gekommen, das sich hauptsächlich auf den Messias konzentrierte.<br />

Gegen Abend entschieden sie sich, in einem Gasthaus gemeinsam zu<br />

essen. Wir fragen uns natürlich, warum es bis zur Mahlzeit dauerte,<br />

bevor sie endlich Jesus erkannten. War seine Identität irgendwie<br />

„verdeckt” gewesen, als sie gemeinsam plauderten? Und auch, warum<br />

beschloss Jesus, genau zu dem Zeitpunkt zu verschwinden als sie ihn<br />

erkannten?<br />

Zweifellos wollte Jesus <strong>die</strong>se zwei Jünger in ein Gespräch verwickeln,<br />

und sie hatten gewiss aufmerksam zugehört, als er alle <strong>die</strong> Schriften<br />

erläuterte, <strong>die</strong> sich auf den Messias bezogen. Nicht nur würden sie mit<br />

größter Aufmerksamkeit zugehört haben, sondern man kann sich auch<br />

vorstellen, dass sie seine Gesichtszüge und seine Gesten beobachtet<br />

hatten, <strong>die</strong> normal zur menschlichen Kommunikation dazugehören.<br />

Jesus wollte <strong>die</strong> zwei Jünger weder hereinlegen noch mit ihnen<br />

herumspielen – im Gegenteil – er wollte sie mehr in das Thema<br />

einbinden, um ihrem Verständnis behilflich zu sein. Die Tatsache seines<br />

plötzlichen Verschwindens sofort nach dem Gebet würde sie zusätzlich<br />

und gänzlich überzeugt haben, wer er wirklich war. Und was machten<br />

sie dann? Sie kehrten sofort um und eilten nach Jerusalem zurück.<br />

Außerdem geschah es nach <strong>die</strong>sen zwei Vorfällen, dass Jesus nochmals<br />

nicht sofort erkannt wurde. Das Johannes-Evangelium beschreibt für<br />

uns <strong>die</strong> dritte Erscheinung Jesu vor seinen Jüngern. Mit einem Gefühl<br />

der Niederlage sahen sie wahrscheinlich ihre Pläne und <strong>Hoffnung</strong>en als<br />

fehlgeschlagen an, da scheinbar alles in ihrer Nachfolge Jesu zu einem<br />

abrupten Ende gekommen war. Mit ihrem Idealismus völlig<br />

ausgelöscht, gab es weiter nichts zu tun, als wenigstens vorübergehend<br />

58


zu ihrer vorherigen Arbeit zurückzukehren, zum Beispiel als Fischer.<br />

Schließlich würde <strong>die</strong>s mehr Sicherheit bringen als das, was sie mit<br />

Jesus geplant hatten. Wirklich?<br />

Darnach offenbarte sich Jesus den Jüngern wiederum am See<br />

von Tiberias. Er offenbarte sich aber so: Es waren beisammen<br />

Simon Petrus und Thomas, der Zwilling genannt wird, und<br />

Nathanael von Kana in Galiläa und <strong>die</strong> Söhne des Zebedäus und<br />

zwei andere von seinen Jüngern.<br />

Simon Petrus spricht zu ihnen: Ich gehe fischen! Sie sprechen zu<br />

ihm: So kommen wir auch mit dir.<br />

Da gingen sie hinaus und stiegen sogleich in das Schiff; und in<br />

jener Nacht fingen sie nichts. Als es aber schon Morgen wurde,<br />

stand Jesus am Gestade; doch wußten <strong>die</strong> Jünger nicht, daß es<br />

Jesus sei.<br />

Spricht nun Jesus zu ihnen: Kinder, habt ihr nichts zu essen?<br />

Sie antworteten ihm: Nein!<br />

Er aber sprach zu ihnen: Werfet das Netz auf der rechten Seite<br />

des Schiffes aus, so werdet ihr finden!<br />

Da warfen sie es aus und vermochten es nicht mehr zu ziehen<br />

vor der Menge der Fische. Da spricht der Jünger, welchen Jesus<br />

lieb hatte, zu Simon Petrus: Es ist der Herr!<br />

Als nun Simon Petrus hörte, daß es der Herr sei, gürtete er das<br />

Oberkleid um sich, denn er war nackt, und warf sich ins Meer.<br />

Die andern Jünger aber kamen mit dem Schiffe (denn sie waren<br />

nicht fern vom Lande, sondern etwa zweihundert Ellen weit)<br />

und zogen das Netz mit den Fischen nach. Wie sie nun ans Land<br />

59


gestiegen waren, sehen sie ein Kohlenfeuer am Boden und einen<br />

Fisch darauf liegen und Brot.<br />

Jesus spricht zu ihnen: Bringet her von den Fischen, <strong>die</strong> ihr jetzt<br />

gefangen habt!<br />

Da stieg Simon Petrus hinein und zog das Netz auf das Land,<br />

voll großer Fische, hundertdreiundfünfzig; und wiewohl ihrer<br />

so viele waren, zerriß doch das Netz nicht.<br />

Jesus spricht zu ihnen: Kommet zum Frühstück!<br />

Aber keiner der Jünger wagte ihn zu fragen: Wer bist du? Denn<br />

sie wußten, daß es der Herr war.<br />

Da kommt Jesus und nimmt das Brot und gibt es ihnen, und<br />

ebenso den Fisch. Das war schon das drittemal, daß sich Jesus<br />

den Jüngern offenbarte, nachdem er von den Toten auferstanden<br />

war. (Johannes 21, 1-14)<br />

Die Jünger wussten zuerst nicht, dass es Jesus war, der am Ufer stand.<br />

Jedoch befolgten sie den Rat, den ihnen <strong>die</strong>ser hilfsbereite Mann gab.<br />

Länger als drei Jahre waren sie mit Jesus zusammen gewesen. Sie hatten<br />

gemeinsam mit ihm gegessen. Sie hatten ihm zugehört und alle Wunder<br />

gesehen. Sie waren sehr eng mit ihm verbunden, und trotzdem konnten<br />

sie den auferstandenen Jesus nicht erkennen, als er vor ihnen stand.<br />

Es war, als ob sie sich mit einem freundlichen Fremdling unterhielten,<br />

jedoch einem, der eine kaum erfassbare, anziehende Aura ausstrahlte.<br />

Von allen Jüngern war Johannes wahrscheinlich am engsten mit Jesus<br />

verbunden, und so war er der erste, der ihn erkannte.<br />

Wir wissen aber, dass wir Menschen normalerweise verhältnismäßig<br />

leicht jemand wiedererkennen können, egal ob es ein plötzliches Treffen<br />

ist, oder ob das letzte Zusammensein schon sehr, sehr lange her ist.<br />

60


Wir müssen also feststellen, dass der auferstandene Jesus unerklärlich<br />

irgendwie „anders” war als zuvor. Vielleicht könnten wir den<br />

Unterschied erklären, indem wir <strong>die</strong> fürchterlichen Verletzungen in<br />

Betracht nehmen, <strong>die</strong> Jesus einige Tage vorher erlitten hatte. Man denke<br />

nur daran, dass Jesus noch <strong>die</strong> Wunden an seinen Händen und an<br />

seiner Seite aufzeigte, <strong>die</strong> dann endlich „Thomas den Zweifler”<br />

überzeugten.<br />

Jesus war körperlich auferstanden; er war derselbe Mann, aber wir<br />

dürfen den Unterschied nach seiner <strong>Auferstehung</strong> nicht übersehen. Die<br />

Jünger hatten keineswegs den Messias durch einen anderen „Mann der<br />

Weisheit” ersetzt und ihm irgendwie <strong>die</strong> Identität Jesu zugeschrieben.<br />

Natürlich können wir von <strong>die</strong>sen Beispielen sofort eine wichtige Lehre<br />

ziehen, nämlich dass wir, wenn wir von großer Trauer order Sorge<br />

bedrückt sind, oft auch nicht erkennen, wer oder was wirklich vor uns<br />

steht. Wir können so sehr in uns selbst vertieft sein – so sehr beschränkt<br />

auf unsere eigene Ansicht und Wahrnehmung der Welt um uns herum<br />

– dass wir <strong>die</strong> wirkliche Realität gar nicht sehen. Somit erkennen wir<br />

einfach nicht den größten Schatz oder <strong>die</strong> beste Hilfe, <strong>die</strong> vielleicht vor<br />

unserer Tür steht. Ja, Jesus war unter ihnen, und sie erkannten ihn<br />

nicht.<br />

Wir sollten uns daran erinnern, dass Jesus Christus der Sohn Gottes ist<br />

und auch der Gott des Alten Testamentes und Bundes: „gestern und<br />

heute und derselbe auch in Ewigkeit!” (Hebräer 13, 8). Wir hatten<br />

vorher gelesen, dass Petrus wusste, dass Jesus der Sohn Gottes war.<br />

Jesus war in unsere Welt herein getreten, und durch seinen Tod und<br />

<strong>Auferstehung</strong> hat er eine neue Bundbeziehung mit uns angefangen.<br />

Jesus ist der einzige Weg zum ewigen Leben. Er ist <strong>die</strong> einzige Quelle<br />

des Lebens – seine Worte sind Leben, und er ist „das Leben”. Jesus<br />

sagte: „Ich bin der Weg und <strong>die</strong> Wahrheit und das Leben” (Johannes 14,<br />

6). Er beschreibt auch, wie sein Leben in uns erhalten wird: „Wenn ihr<br />

61


nicht das Fleisch des Menschensohnes esset und sein Blut trinket, so<br />

habt ihr kein Leben in euch.” (Johannes 6, 53)<br />

Wenn wir uns nicht von <strong>die</strong>ser wirklichen Nahrung – <strong>die</strong>sem „Brot des<br />

Lebens” – ernähren, dann sind wir nicht lebendig sondern tot. Die<br />

Schrift sagt uns, dass Christus der einzige Weg zum ewigen Leben ist.<br />

Es gibt keinen anderen Weg, keine andere Religion und keine<br />

Wissenschaft, <strong>die</strong> <strong>die</strong>ser Macht gleichkommt.<br />

Nach wie vor verbleibt uns <strong>die</strong> Frage: erkennen wir den wirklichen<br />

Jesus unter uns – den in uns durch <strong>die</strong> Gegenwart des heiligen Geistes<br />

aktuell innewohnenden Jesus? Können wir einen Betrüger von <strong>die</strong>sem<br />

Mann der Wahrheit unterscheiden? Diese Fragen sind relevant, denn sie<br />

erinnern uns daran, wie schwierig es am Anfang für <strong>die</strong> Jünger war,<br />

den auferstandenen Jesus zu erkennen. Es war wahrhaftig <strong>die</strong>selbe<br />

Person, jedoch sein Erscheinen und seine Gegenwart nach der<br />

<strong>Auferstehung</strong> bezeugten eine besonders mächtige und fast<br />

unverständliche Veränderung.<br />

Wenn wir ein bischen tiefer über all <strong>die</strong>se Punkte nachdenken, dann<br />

werden wir vieles entdecken, das unser Herz eine fröhliche<br />

Ermunterung geben kann. Sollen wir doch nicht vergessen, wie oft Jesus<br />

seine Jünger aufgesucht hatte. Jedesmal wenn deren Verwirrung am<br />

größten war, kam er zu ihnen: vor der Gruft, auf dem Weg nach<br />

Emmaus, und am Meer bei Tiberias.<br />

Er kümmerte sich auch um den „ungläubigen” Jünger. Zweifellos hatte<br />

Jesus den schwer enttäuschten Gefühlsausbruch des Thomas gehört, als<br />

<strong>die</strong>ser <strong>die</strong> Berichte über <strong>die</strong> <strong>Auferstehung</strong> abgestritten hatte. Und so<br />

erschien Jesus einfach im Haus und wandte sich direkt an Thomas. Als<br />

Thomas <strong>die</strong> Wunden in der Seite und an den Händen Jesu sah, wurde<br />

es ihm plötzlich klar, was er nie zuvor richtig verstanden hatte!<br />

Thomas antwortete und sprach: Mein Herr und mein Gott!<br />

62


Jesus spricht zu ihm: Weil du mich gesehen hast, Thomas, so<br />

glaubst du; selig sind, <strong>die</strong> nicht sehen und doch glauben.<br />

(Johannes 20, 28-29)<br />

Wir sollen nicht annehmen, dass <strong>die</strong> Jünger Jesus nicht „sehen”<br />

konnten, denn Jesus Wort bestätigt eindeutig, dass das der Fall war. Oft<br />

jedoch muss <strong>die</strong> Welt durch <strong>die</strong> Linse des Glaubens betrachtet werden.<br />

Hören wir uns <strong>die</strong> Worte Jesu an, als er über <strong>die</strong> Generation seines<br />

Tages sprach:<br />

«Denn das Herz <strong>die</strong>ses Volkes ist verstockt, und mit den Ohren<br />

hören sie schwer, und ihre Augen haben sie verschlossen, daß<br />

sie nicht etwa mit den Augen sehen und mit den Ohren hören<br />

und mit dem Herzen verstehen und sich bekehren und ich sie<br />

heile».<br />

Aber selig sind eure Augen, daß sie sehen, und eure Ohren, daß<br />

sie hören.<br />

Denn wahrlich, ich sage euch, viele Propheten und Gerechte<br />

haben begehrt zu sehen, was ihr sehet, und haben es nicht<br />

gesehen; und zu hören, was ihr höret, und haben es nicht gehört.<br />

(Matthäus 13, 15-17)<br />

Die Jünger waren trotz ihrer menschlichen Bedenken und Naturbedingten<br />

Grenzen nicht „blind” für den Messias. Ein frühes<br />

Geständnis von Petrus hat uns schon seine tiefe Überzeugung gezeigt,<br />

dass Jesus der Messias und der Sohn Gottes sei. Jesus bestätigte sofort,<br />

dass der Vater im Himmel ihm <strong>die</strong>s offenbart hatte. Warum konnten <strong>die</strong><br />

Jünger ihn dann nicht sofort erkennen?<br />

Die Antwort liegt vielleicht darin, dass eine <strong>Auferstehung</strong> von<br />

Sterblichkeit zur Unsterblichkeit eine so grundlegende Veränderung<br />

bewirkt, <strong>die</strong> wir kaum von unserer immer noch sterblich-körperlichen<br />

Perspektive verstehen oder begreifen können.<br />

63


Die Bibel betont, dass für Christen nichts anderes gilt, als „eine neue<br />

Kreatur” zu sein (Galater 6, 15). Und Paulus erklärt, dass der Anstoß<br />

dazu von Gott kommt:<br />

Was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört und keinem<br />

Menschen in den Sinn gekommen ist, was Gott denen bereitet<br />

hat, <strong>die</strong> ihn lieben, hat Gott uns aber geoffenbart durch seinen<br />

Geist; (1. Korinther 2, 9-10)<br />

Wir sind aber nicht nur passive Empfänger von solchen Offenbarungen,<br />

sondern müssen mitspielen – unsere Rolle ist <strong>die</strong>s:<br />

Ziehet den neuen Menschen an, der nach Gott geschaffen ist;<br />

(Epheser 4, 24)<br />

Ein wunderbares Resultat wird dann <strong>die</strong> Folge sein. Thomas hatte es<br />

erlebt, wie auch <strong>die</strong> anderen Jünger, <strong>die</strong> plötzlich “sehen” konnten.<br />

Wenn wir auch Christus früher nach fleischlischer Weise<br />

erkannt haben, so erkennen wir ihn jetzt nicht mehr so; darum,<br />

ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur;<br />

(2. Korinther 5, 16-17).<br />

Eins wissen wir, als Gott <strong>die</strong> Menschheit erschuf, hat er uns nackt –<br />

„unvollendet” könnte man sagen – geschaffen. Danach, als<br />

Zwischenstufe, bekommen Christen <strong>die</strong> Kleidung der „neuen Kreatur”.<br />

Damit sind wir wahrhaftig und persönlich „von Gott” geschaffen. Wir<br />

sind dann nicht mehr nur <strong>die</strong> natürlichen Nachkommen von Adam.<br />

Eines Tages aber werden wir noch zusätzlich „Unsterblichkeit<br />

anziehen” (1. Korinther 15, 53-54). Der Unterschied zwischen der<br />

heutigen Gestalt eines Christen und dem, womit Gott uns noch kleiden<br />

wird, ist für unser Fassungsvermögen kaum vorstellbar!<br />

64


<strong>Unsere</strong> menschlichen Gedanken, wie wunderbar wir auch immer<br />

gemacht sind, haben von Natur aus bestimmte Grenzen. Es ist uns<br />

völlig bewusst, dass Jesus oft <strong>die</strong> Realität vom Reich Gottes in einfachen<br />

Gleichnissen vermittelte, welche einige verstehen konnten, jedoch<br />

andere gar nicht.<br />

Lukas gab uns einen Einblick in <strong>die</strong> beschränkte Auffassungsgabe der<br />

Jünger, und wie sie auf <strong>die</strong> Worte Jesu reagierten:<br />

«Fasset ihr <strong>die</strong>se Worte zu Ohren: Des Menschen Sohn wird in<br />

der Menschen Hände überliefert werden.»<br />

Sie aber verstanden das Wort nicht, und es war vor ihnen<br />

verborgen, so daß sie es nicht begriffen; und sie fürchteten sich,<br />

ihn wegen <strong>die</strong>ses Wortes zu fragen. (Lukas 9, 44-45)<br />

Die Jünger verstanden <strong>die</strong> Worte Jesu nicht, weil sie „verborgen”<br />

waren. Zudem fürchteten sie sich, weitere Einzelheiten zu erfragen.<br />

Wenn wir <strong>die</strong>se Beklommenheit in Betracht nehmen, vermuten wir,<br />

dass der heilige Geist ihnen eine innere Vorahnung von der<br />

bevorstehenden Brutalität gegeben haben muss. Vor <strong>die</strong>ser schreckten<br />

sie naturgemäß zurück, weil sie sich da nicht zu tief reindenken wollten<br />

und konnten. Der Tod kann niemals als schön, versöhnend oder<br />

künstlerisch bezeichnet werden. Der Tod ist ein Feind.<br />

Mehrmals hatte Jesus seine Anhänger gebeten, an ihn zu glauben, wie<br />

zum Beispiel hier:<br />

Ohne Glauben aber ist es unmöglich, ihm wohlzugefallen; denn<br />

wer zu Gott kommen soll, muß glauben, daß er ist und <strong>die</strong>,<br />

welche ihn suchen, belohnen wird. (Hebräer 11, 6)<br />

Dieser Rat trifft vielleicht heute viel mehr zu als damals. Wir sollten ihn<br />

als äußerst wichtig zu Herzen nehmen! Wir leben doch in einem<br />

Zeitalter von zunehmender Weltlichkeit und gleichermaßen<br />

65


abnehmendem Glauben. Mögen wir doch noch Augen haben, <strong>die</strong> sehen,<br />

Ohren, <strong>die</strong> hören, und Herzen, <strong>die</strong> aufrichtig sind und willig, sich zum<br />

Glauben zu bekehren – den Glauben an Jesus, an was er sagte, und tat,<br />

und wer er ist.<br />

Im ersten Kapitel der Apostelgeschichte des Lukas teilte <strong>die</strong>ser uns mit,<br />

dass <strong>die</strong> Anzahl zwölf wichtig war – es sollten immer zwölf Jünger im<br />

inneren Kreis sein, <strong>die</strong> den auferstandenen Jesus gesehen hatten. Judas<br />

war nicht mehr dabei, und deshalb wurde Matthias an seine Stelle<br />

gewählt, denn er war einer, der vom Anfang an mit Jesus ein- und<br />

ausgegangen war.<br />

«Von der Taufe des Johannes an bis zu dem Tage, da er von uns<br />

hinweg aufgenommen wurde, muß einer von <strong>die</strong>sen mit uns<br />

Zeuge seiner <strong>Auferstehung</strong> werden.» (Apostelgeschichte 1, 22)<br />

Für <strong>die</strong> Jünger war <strong>die</strong> <strong>Auferstehung</strong> Jesu von äußerster und<br />

vorrangiger Wichtigkeit. Ihre persönliche Glaubwürdigkeit und somit<br />

ihr Lebens<strong>die</strong>nst würde von <strong>die</strong>sem einzigartigen Ereignis abhängen.<br />

Man kann ja verkündigen, dass Jesus ein großartiger Lehrer, und ein<br />

Revolutionär, und ein kluger Mann war – aber wenn man behauptet,<br />

dass er brutal getötet wurde, aber nach drei Tagen zur Unsterblichkeit<br />

auferstand, dann wird damit der historische Jesus auf eine besondere<br />

Stufe gestellt, <strong>die</strong> natürlich ganz ungewöhnlich und außerordentlich<br />

merkwürdig ist.<br />

Deswegen müssen <strong>die</strong> Beweise für <strong>die</strong> Ereignisse, <strong>die</strong> <strong>die</strong> <strong>Auferstehung</strong><br />

Jesu beschreiben, lückenlos zusammen passen. Irgendetwas weniger<br />

würde das Fundament des Christentums als possenhafte Lüge<br />

erscheinen lassen.<br />

66


6<br />

Die erste <strong>Auferstehung</strong><br />

Wenn man eine Stunde mit Jesus verbringen könnte, was würde man<br />

ihn am liebsten fragen? Was würde man gerne mit ihm besprechen? Wo<br />

sollte man denn anfangen? Würde man Fragen stellen, <strong>die</strong> mit unser<br />

Leben in der Gegenwart zu tun haben, oder mehr <strong>die</strong>, <strong>die</strong> Zukunftorientiert<br />

sind? Oder – wie wahrscheinlich viele andere – würde man<br />

gar nicht wissen, wo man anfangen soll? Vielleicht wäre <strong>die</strong><br />

umgekehrte Frage besser: was würde Jesus gerne mit uns besprechen?<br />

Je mehr wir untersuchen, was Gott mit uns vorhat, desto mehr scheinen<br />

neue Fragen auf uns zuzukommen. Durchaus nicht glaubenslose<br />

Fragen, sondern gerade Fragen, <strong>die</strong> unseren Glauben unter <strong>die</strong> Lupe<br />

stellen. Ich glaube schon an <strong>die</strong> <strong>Auferstehung</strong>, doch sag mir mal, in was<br />

für einem Verhältnis zu meiner Frau, meinen Kindern oder meinen<br />

Freunden werde ich mich nach meiner <strong>Auferstehung</strong> befinden? Wie<br />

werden sich solche Verhältnisse auf unser Leben nach dem Tod<br />

auswirken? Wird <strong>die</strong> gesamte Menschheitsgeschichte auf einmal<br />

sichtbar vor unseren Augen sein, oder werden wir Einzelheiten nur<br />

nach und nach durch persönliche Gespräche mit den Leuten<br />

herausbekommen, <strong>die</strong> zum Beispiel im Zeitalter des Patriarchen Noah<br />

lebten? Wie wird sich ein geistiger Leib anfühlen und wie wird er<br />

ausschauen? Wird „alles Verborgene” plötzlich offensichtlich und klar<br />

werden? Wie würde man sich mit Gott unterhalten – spontan, effektiv<br />

und persönlich?<br />

Die vier Zeugenberichte, <strong>die</strong> Matthäus, Markus, Lukas und Johannes<br />

uns schriftlich gegeben haben, zeigen mehrere Dialoge an, <strong>die</strong> <strong>die</strong><br />

Jünger wie auch <strong>die</strong> Gegner mit Jesus hatten. In <strong>die</strong>sen Gesprächen<br />

finden wir viele Fragen – einige wollten Jesus absichtlich hereinlegen;<br />

andere waren einfach <strong>die</strong> falschen Fragen, und noch andere kamen aus<br />

treuen aber doch wissensdurstigen Herzen. Jesus reagierte<br />

67


unterschiedlich – manche Fragen beabtwortete er sofort und ohne<br />

Umschweife, andere jedoch nur auf indirekter Weise.<br />

Eigentlich sollten <strong>die</strong> Lehren über Leben, Tod und <strong>Auferstehung</strong> so, wie<br />

wir sie von Jesus erhalten haben, ausreichend sein – aber doch würden<br />

wir von Natur aus gerne noch feinere Einzelheiten wissen. Zum Beispiel<br />

<strong>die</strong> berühmten Fragen: wann, wo, wie und warum. Viele Details sind<br />

schon in der Bibel angegeben, aber es gibt interessante Aspekte, <strong>die</strong> wir<br />

gerne besser beleuchtet sehen wollen – ähnlich vielleicht, wie ein<br />

Romanschriftsteller das macht, wenn er uns schrittweise einen<br />

geheimen Einblick in <strong>die</strong> Gefühle der Helden und Bösewichte gewährt.<br />

Vielleicht haben wir schon mal mit <strong>die</strong>sen Gedanken gespielt: wenn ich<br />

nur ein Matthäus, Petrus, Johannes oder Jakobus gewesen wäre, dann<br />

hätte ich noch viel mehr Fragen gestellt. Oder: ich hätte einen weitaus<br />

mehr detaillierten Augenzeugenbericht geschrieben. Johannes deutete<br />

doch in einer Schlussfolgerung an, dass es tatsächlich viel mehr zu<br />

erzählen gab:<br />

Noch viele andere Zeichen tat Jesus vor seinen Jüngern, <strong>die</strong> in<br />

<strong>die</strong>sem Buche nicht geschrieben sind. Diese aber sind<br />

geschrieben, damit ihr glaubet, daß Jesus der Christus, der Sohn<br />

Gottes ist, und daß ihr durch den Glauben Leben habet in<br />

seinem Namen. (Johannes 20, 30-31)<br />

Also, laut der Meinung des Johannes selbst ist <strong>die</strong>se Abhandlung<br />

vollständig! Alle wichtigen Tatsachen wurden von ihm festgehalten<br />

und es ist nicht nötig, sie noch weiter auszuschmücken. (Man sollte<br />

beachten, dass Johannes als letzter der vier Autoren alles niederschrieb).<br />

Somit lernen wir schon von Matthäus etwas Passendes zu unserem<br />

Thema. Er berichtet von einem interessanten Gespräch zwischen Jesus<br />

und dem Vorsitz der Sadduzäer (<strong>die</strong> nicht an <strong>die</strong> <strong>Auferstehung</strong><br />

glaubten). Darin stellten sie Jesus ein Szenarium vor, welches sich auf<br />

ihre eigenen Gesetze und Werte basierte:<br />

68


An jenem Tage traten Sadduzäer zu ihm, <strong>die</strong> da sagen, es gebe<br />

keine <strong>Auferstehung</strong>, fragten ihn und sprachen: Meister, Mose<br />

hat gesagt: «Wenn jemand ohne Kinder stirbt, so soll sein Bruder<br />

dessen Frau zur Ehe nehmen und seinem Bruder Nachkommen<br />

erwecken.» Nun waren bei uns sieben Brüder. Der erste<br />

heiratete und starb; und weil er keine Nachkommen hatte,<br />

hinterließ er seine Frau seinem Bruder. Desgleichen auch der<br />

andere und der dritte, bis zum siebenten. Zuletzt, nach allen,<br />

starb auch <strong>die</strong> Frau. In der <strong>Auferstehung</strong> nun, wem von den<br />

Sieben wird sie als Frau angehören? Denn alle haben sie zur<br />

Frau gehabt.<br />

Aber Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Ihr irrt, weil ihr<br />

weder <strong>die</strong> Schrift noch <strong>die</strong> Kraft Gottes kennt. Denn in der<br />

<strong>Auferstehung</strong> freien sie nicht, noch lassen sie sich freien,<br />

sondern sie sind wie <strong>die</strong> Engel Gottes im Himmel. Was aber <strong>die</strong><br />

<strong>Auferstehung</strong> der Toten betrifft, habt ihr nicht gelesen, was euch<br />

von Gott gesagt ist, der da spricht: «Ich bin der Gott Abrahams<br />

und der Gott Isaaks und der Gott Jakobs»? Er ist aber nicht ein<br />

Gott der Toten, sondern der Lebendigen. (Matthäus 22, 23-32)<br />

Wir entdecken sehr viel in <strong>die</strong>sem Gespräch. Der Zankapfel, den <strong>die</strong><br />

Sadduzäer mit der <strong>Auferstehung</strong> hatten, taucht auch in späteren<br />

Konfrontationen mit Paulus auf, und gerade deshalb profitieren wir von<br />

dem bemerkenswerten Einblick in den wirklichen Glauben der<br />

Christen. Wir werden darauf aufmerksam gemacht, wie Jesus den<br />

Sadduzäern sagte, dass sie sich irrten und wie unwissend sie waren.<br />

Das war ja eine Zurechtweisung erster Klasse! Eigentlich sagte Jesus<br />

<strong>die</strong>sen religiösen Männern, dass sie <strong>die</strong> falschen Fragen stellten, weil sie<br />

sich nicht in der Schrift auskannten. Man soll sich <strong>die</strong> damalige Szene<br />

vorstellen: Die höchsten Gelehrten von einer wichtigen theologischen<br />

Fakultät unterhalten sich mit Jesus, der ihnen dann ganz unverblümt<br />

sagt, dass sie wirklich unkundig in der Schrift sind. (Könnte man sich so<br />

etwas heutzutage vorstellen? Die Antwort Jesu würde heute gleichfalls<br />

auf viele Gelehrte zutreffen.)<br />

69


Da aber <strong>die</strong>se bestimmte Frage doch gestellt wurde, antwortete Jesus<br />

mit einem Hinweis auf <strong>die</strong> ewige Wahrheit: „Denn in der<br />

<strong>Auferstehung</strong>”. Diese vier Worte geben uns ein grundlegendes<br />

Beweisstück für <strong>die</strong>ses große zukünftige Ereignis. Diesmal kam der<br />

Beweis nicht von den Pharisäern (<strong>die</strong> an <strong>die</strong> <strong>Auferstehung</strong> glaubten),<br />

oder von Martha (als persönliche Bestätigung ihres Glaubens), sondern<br />

von Jesus selbst. Die zukünftige <strong>Auferstehung</strong> aller Menschen ist eben<br />

eine absolute Gewissheit. Oft hat Jesus das ausgedrückt, und hier haben<br />

wir ein Zitat seiner eigenen Worte.<br />

Wenn wir im Detail darauf achten, wie Jesus <strong>die</strong> Sadduzäer in das<br />

Gespräch verwickelte, dann werden wir sehen, dass sie <strong>die</strong> neuen<br />

Einblicke, <strong>die</strong> Jesus ihnen gab, kaum erwarteten.<br />

Zuerst müssen wir begreifen, dass Gott <strong>die</strong> Ehe nur für <strong>die</strong> Menschheit<br />

einsetzte – zwischen einem Mann und einer Frau auf Lebenszeit. Die<br />

Herrlichkeit der Ewigkeit wird jedoch das beste körperliche Erlebnis<br />

des Menschen weitaus übertreffen. Zu welchem Geschlecht wir gehören<br />

wird gänzlich unwesentlich für zukünftige Beziehungen sein. Mit dem<br />

Ausdruck „wie <strong>die</strong> Engel Gottes im Himmel” deutet Jesus an, dass<br />

unsere Körper eine geistliche Substanz haben werden.<br />

Danach gab Jesus den Sadduzäern ein „Ich bin” Zitat, und das brachte<br />

<strong>die</strong> Zuhörer in ein Dilemma, denn sie waren mit dem Ausspruch aus<br />

der Torah sehr vertraut „Ich bin der Gott Abrahams, der Gott Isaaks<br />

und der Gott Jakobs”. Jesus fügte einen Hinweis hinzu: „Er ist aber<br />

nicht der Gott der Toten, sondern der Lebendigen.”<br />

Wie sollen wir das verstehen? Sind denn Abraham, Isaak und Jakob<br />

nicht tot? Aus dem elften Kapitel des Briefes an <strong>die</strong> Hebräer erfahren<br />

wir, dass Abraham und auch <strong>die</strong> anderen Menschen der Vergangenheit,<br />

<strong>die</strong> bis zum Lebensende dem Herrn treu geblieben waren, das<br />

Verheißene noch nicht erlangt haben! Denn <strong>die</strong> folgende Aussage macht<br />

nur Sinn, wenn sie sich auf <strong>die</strong> <strong>Auferstehung</strong> der Gerechten bezieht:<br />

70


Weil Gott für uns etwas Besseres vorgesehen hat, damit sie nicht<br />

ohne uns vollendet würden. (Hebräer 11, 40)<br />

Das <strong>Auferstehung</strong>sthema kommt auch in der Geschichte oder Allegorie<br />

vor, in der Jesus von Lazarus und einem reichen Mann erzählte, wie<br />

Lazarus starb und dann wieder auferstanden in „Abrahams Schoß”<br />

erschien. Der reiche Mann rief: „Vater Abraham”. Abraham ist ein Teil<br />

<strong>die</strong>ser Allegorie. Er erscheint hier auch mit vollem Bewusstsein – also<br />

nicht mehr tot, sondern endgültig in Herrlichkeit auferstanden! Könnte<br />

es sein, dass wir mit unserem Vorstellungsvermögen zu schnell dazu<br />

neigen, <strong>die</strong>ses Gleichnis entweder in <strong>die</strong> Gegenwart, in <strong>die</strong><br />

Vergangenheit oder in <strong>die</strong> Zukunft zu setzen? Wir sollen es mal lesen,<br />

damit wir uns in <strong>die</strong> Atmosphäre reindenken können:<br />

Es war aber ein reicher Mann, der kleidete sich in Purpur und<br />

kostbare Leinwand und lebte alle Tage herrlich und in Freuden.<br />

Ein Armer aber, namens Lazarus, lag vor dessen Tür, voller<br />

Geschwüre, und begehrte, sich zu sättigen von dem, was von<br />

des Reichen Tische fiel; und es kamen sogar Hunde und leckten<br />

seine Geschwüre. Es begab sich aber, daß der Arme starb und<br />

von den Engeln in Abrahams Schoß getragen wurde. Es starb<br />

aber auch der Reiche und wurde begraben. Und als er im<br />

Totenreich seine Augen erhob, da er Qualen litt, sieht er<br />

Abraham von ferne und Lazarus in seinem Schoß.<br />

Und er rief und sprach: Vater Abraham, erbarme dich meiner<br />

und sende Lazarus, daß er <strong>die</strong> Spitze seines Fingers ins Wasser<br />

tauche und meine Zunge kühle; denn ich leide Pein in <strong>die</strong>ser<br />

Flamme!<br />

Abraham aber sprach: Sohn, bedenke, daß du dein Gutes<br />

empfangen hast in deinem Leben und Lazarus gleichermaßen<br />

das Böse; nun wird er getröstet, du aber wirst gepeinigt. Und zu<br />

alledem ist zwischen uns und euch eine große Kluft befestigt, so<br />

daß <strong>die</strong>, welche von hier zu euch hinübersteigen wollen, es nicht<br />

71


können, noch <strong>die</strong> von dort es vermögen, zu uns<br />

herüberzukommen.<br />

Da sprach er: So bitte ich dich, Vater, daß du ihn in das Haus<br />

meines Vaters sendest – denn ich habe fünf Brüder – daß er sie<br />

warne, damit nicht auch sie kommen an <strong>die</strong>sen Ort der Qual!<br />

Spricht zu ihm Abraham: Sie haben Mose und <strong>die</strong> Propheten;<br />

auf <strong>die</strong>se sollen sie hören! Er aber sprach: Nein, Vater Abraham,<br />

sondern wenn jemand von den Toten zu ihnen ginge, so würden<br />

sie Buße tun!<br />

Er aber sprach zu ihm: Wenn sie auf Mose und <strong>die</strong> Propheten<br />

nicht hören, so würden sie sich auch nicht überzeugen lassen,<br />

wenn einer von den Toten auferstände. (Lukas 16, 19-31)<br />

Das Wesen und <strong>die</strong> entscheidente Bedeutung <strong>die</strong>ser Geschichte liegt im<br />

letzten Vers, denn im Denken des Morgenlandes jener Ära war der<br />

Abschluss immer so beachtlich, dass <strong>die</strong> eigentliche Erzählung in den<br />

Hintergrund rückte. Unser verwestlichter Ausblick hingegen verliert<br />

sich in den Einzelheiten der Geschichte, und wir laufen deshalb Gefahr,<br />

über <strong>die</strong> wesentliche Bedeutung von jener Art des Geschichtenerzählens<br />

hinwegzusehen.<br />

Worauf reagierte Jesus denn? Auf „spottende und geldgierige” Leute<br />

(Vers 14). Und sein letzter Satz macht <strong>die</strong> geniale Verbindung zurück zu<br />

<strong>die</strong>sem Anstoß. Jesus wollte sehr klar und deutlich nur eine wichtige<br />

Tatsache ins Licht stellen: sogar wenn jemand von den Toten<br />

auferstände – so erstaunlich wie das auch sei – es würde immer noch<br />

nicht ausreichen, einen ungläubigen und sündlichen Menschen zu<br />

bekehren!<br />

Eigentlich könnte man schon meinen, dass <strong>die</strong> <strong>Auferstehung</strong> eines<br />

Menschen, der so lange tot gewesen war, als ein außerordentlich<br />

erstaunliches Wunder verkündet würde, welches sogar alle Skeptiker<br />

72


und Skeptikerinnen überzeugen würde. Laut der Aussage Jesu ist das<br />

aber nicht der Fall. Und einen sofortigen Beweis dafür finden wir in<br />

Johannes 12, 10: Die (skeptischen) religiösen Oberhäupte wollten den<br />

Lazarus – den Bruder der Maria und der Martha – umbringen, weil seine<br />

<strong>Auferstehung</strong> viele (fromme) Leute zum Glauben an Jesus konvertiert<br />

hatte.<br />

Es ist weiterhin interessant, dass Jesus im Zusammenhang mit<br />

Abraham, Isaak und Jakob <strong>die</strong> <strong>Auferstehung</strong> der Toten – nicht der<br />

Lebendigen – als Tatsache herstellte. Die Toten sind „entschlafen”, also<br />

nicht in irgendeiner anderen Art und Weise lebendig. Die Lebendigen<br />

müssen nicht auferweckt werden. Jesus war tot, aber er wurde<br />

auferweckt. Lazarus war tot, und auch er wurde auferweckt. Wenn es<br />

im Grab ein Bewusstsein gäbe, dann würde eine <strong>Auferstehung</strong> keinen<br />

Sinn machen. Das bestätigt auch <strong>die</strong> Bemerkung im Buch des Predigers,<br />

Kapitel 9, Vers 10: „denn im Totenreich, dahin du gehst, ist kein Wirken<br />

mehr und kein Planen, keine Wissenschaft und keine Weisheit!”<br />

Darüber hinaus bekannte sich David zu <strong>die</strong>ser naheliegenden Tatsache<br />

ganz deutlich, indem er schrieb: „Denn im Tode gedenkt man deiner<br />

nicht; wer wird dir im Totenreiche lobsingen? (Psalmen 6, 6)<br />

Der Mann, der Daniel erschien bezeugte <strong>die</strong>selbe Realität:<br />

„Und viele von denen, <strong>die</strong> im Erdenstaube schlafen, werden<br />

aufwachen;” (Daniel 12, 2). Das heißt, alle <strong>die</strong> tot sind, schlafen im<br />

„Erdenstaube” bis zur Zeit des Erwachens in ihrer <strong>Auferstehung</strong>.<br />

Als <strong>die</strong> ersten Menschen sündigten, erklärte Gott dem Adam ganz<br />

eindeutig, woher er gekommen war und wohin er im Tod gehen würde:<br />

„Im Schweiße deines Angesichtes sollst du dein Brot essen, bis<br />

daß du wieder zur Erde kehrst, von der du genommen bist;<br />

denn du bist Staub und kehrst wieder zum Staub zurück!<br />

(1. Mose 3, 19)<br />

73


Diese Verse sind alles andere als unklar. Wir wurden von den<br />

Chemikalien der Erde genommen – wie z. B. Eisen, Kohlenstoff, Zink<br />

u.s.w. Die Schrift bestätigt ständig, dass wir zurzeit unseres Todes<br />

wieder zum Staub zurückkehren – unbewusst, völlig tot, unbedingt<br />

entschlafen bis zu einer zukünftigen Zeit des Erwachens.<br />

Etliche Jahre nach der Zeit, in der Jesus darüber gelehrt hatte, schrieb<br />

der Apostel Paulus an <strong>die</strong> Gläubigen in Thessalonich. Paulus verwies<br />

ebenfalls darauf, dass <strong>die</strong> Verstorbenen „Entschlafene”, oder „<strong>die</strong><br />

Entschlafenen durch Jesus”, sind.<br />

Wir wollen euch aber, ihr Brüder, nicht in Unwissenheit lassen<br />

in betreff der Entschlafenen, damit ihr nicht traurig seid wie <strong>die</strong><br />

andern, <strong>die</strong> keine <strong>Hoffnung</strong> haben. Denn wenn wir glauben, daß<br />

Jesus gestorben und auferstanden ist, so wird Gott auch <strong>die</strong><br />

Entschlafenen durch Jesus mit ihm führen. Denn das sagen wir<br />

euch in einem Worte des Herrn, daß wir, <strong>die</strong> wir leben und bis<br />

zur Wiederkunft des Herrn übrigbleiben, den Entschlafenen<br />

nicht zuvorkommen werden; denn er selbst, der Herr, wird,<br />

wenn der Befehl ergeht und <strong>die</strong> Stimme des Erzengels und <strong>die</strong><br />

Posaune Gottes erschallt, vom Himmel herniederfahren, und <strong>die</strong><br />

Toten in Christus werden zuerst auferstehen. (1. Thessalonicher<br />

4, 13-16)<br />

So erfahren wir überall in der Schrift, dass <strong>die</strong> Toten im Staub der Erde<br />

entschlafen sind. Sollten wir trauern, steht Paulus uns mit Rat und Tat<br />

zur Seite. Er versichert uns mit der <strong>Hoffnung</strong>, dass zu der Zeit der<br />

Wiederkunft des Herrn „<strong>die</strong> Entschlafenen durch Jesus” . . . „<strong>die</strong> Toten<br />

in Christus werden zuerst auferstehen”. Wie wir der Schrift entnehmen,<br />

werden <strong>die</strong> toten Gerechten in der ersten <strong>Auferstehung</strong> vom Tod<br />

erweckt werden, aber alle Menschen, <strong>die</strong> als „Ungerechte”<br />

charakterisiert sind, erst eintausend Jahre später.<br />

„Die Toten in Christus werden zuerst auferstehen” – <strong>die</strong>ser Satz zeigt<br />

eine bestimmte Reihenfolge an, <strong>die</strong> ein zweites globales Geschehen am<br />

74


Tag der Erscheinung Christi andeutet. Es betrifft alle noch lebenden<br />

Gerechten: „danach wir, <strong>die</strong> wir leben und übrigbleiben, zugleich mit<br />

ihnen entrückt werden in Wolken, zur Begegnung mit dem Herrn, in<br />

<strong>die</strong> Luft, und also werden wir bei dem Herrn sein allezeit”; (Vers 17).<br />

Es hat den Anschein, dass Paulus und seine Zeitgenossen mit der<br />

Wiederkunft Jesu zu ihrer Lebenszeit rechneten. Soweit wir wissen,<br />

wurden <strong>die</strong> ersten Evangelien ungefähr dreißig Jahre nach der<br />

Himmelfahrt Jesu niedergeschrieben. Sicherlich hatten Matthäus,<br />

Markus und Johannes (und <strong>die</strong> anderen Jünger) innerhalb der dreißig<br />

Jahre alles oft mündlich bezeugt, was sie gesehen und erlebt hatten.<br />

Und immer war Jesus der Höhepunkt ihrer Geschichten. Schließlich<br />

aber griffen sie zur Feder und hielten ihre Erinnerungen auf Pergament<br />

oder Velin fest, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Gläubigen lesen und eventuell in alle Welt<br />

verbreiten konnten – entweder durch Weitergabe oder Kopieren.<br />

Paulus schrieb den ersten Brief an <strong>die</strong> Thessalonicher vermutlich vor<br />

dem Erscheinen der vier Evangelien, und wir haben ein besonderes<br />

Interesse an seine spezielle Aussage: „dass wir, <strong>die</strong> wir leben und bis<br />

zur Wiederkunft des Herrn übrigbleiben”. Paulus glaubte also und<br />

erwartete, dass Jesus während seiner Lebenszeit zurückkehren würde.<br />

Viele der heutigen Gläubigen haben ebenfalls so eine hohe Erwartung.<br />

Es gibt zum Beispiel in den Liedern und in der Literatur der Kirche<br />

Gottes (siebenter Tag) eine sich wiederholende Phrase “Christ is<br />

Coming” („Christus kommt!”).<br />

Paulus legte also ganz eindeutig aus, dass es eine klar definierte<br />

<strong>Hoffnung</strong> für unsere lieben Verstorbenen gibt, <strong>die</strong> in der Zukunft liegt.<br />

Sie fängt nicht sofort nach dem Tod einer Person an! Nirgendwo in der<br />

Bibel gibt es eine Aussage oder Andeutung, dass wir eine „unsterbliche<br />

Seele” haben. Lesen wir doch <strong>die</strong> Worte eines weisen Predigers:<br />

Denn für jeden Lebendigen, wer er auch sei, ist noch <strong>Hoffnung</strong><br />

(denn ein lebendiger Hund ist besser als ein toter Löwe); denn<br />

<strong>die</strong> Lebendigen wissen, daß sie sterben müssen; aber <strong>die</strong> Toten<br />

75


wissen gar nichts, und es wird ihnen auch keine Belohnung<br />

mehr zuteil; denn man denkt nicht mehr an sie. Ihre Liebe und<br />

ihr Haß wie auch ihr Eifer sind längst vergangen, und sie haben<br />

auf ewig keinen Anteil mehr an allem, was unter der Sonne<br />

geschieht. (Prediger 9, 4-6)<br />

Genau wie früher <strong>die</strong> Urchristen, so wundern sich auch heutzutage<br />

viele Gläubige, ob sie jemals ein hohes Alter vor der Wiederkunft Jesu<br />

erreichen werden. Man sollte so ein Denken nicht verspotten! Denn all<br />

<strong>die</strong> Hintergründe, auf <strong>die</strong> sich so eine erwartungsvolle <strong>Hoffnung</strong><br />

basiert, kann man nicht leichtfertig beiseite schieben. Ein menschlich<br />

sehr verständlicher Grund dazu ist <strong>die</strong>s:<br />

Falls Jesus beispielsweise innerhalb der nächsten fünfzig Jahre<br />

zurückkommen würde, dann würden wir, <strong>die</strong> dann vielleicht noch am<br />

Leben sein werden, wirklich nicht einen normalen Tod sterben, sondern<br />

von sterblich zu unsterblich „verwandelt” werden, von Fleisch zu Geist.<br />

Und am selben Tage würden wir auch noch <strong>die</strong> auferstandenen<br />

Heiligen sehen, <strong>die</strong> in früheren Zeiten verstorben waren.<br />

Stellen wir uns mal vor, wie würden wir uns mit Adam, Noah oder<br />

Abraham unterhalten? Welche Fragen würden wir stellen über ihr<br />

Leben vor so vielen Jahren? Umgekehrt, denken wir mal über deren<br />

Eindrücke nach – bestimmt würde es ihnen schon als außergewöhnlich<br />

vorkommen, jemanden zu treffen, der so lange nach ihrem Sterben zur<br />

Welt kam. Kann man sich vorstellen, wie schwer es für Noah sein<br />

könnte, sich an <strong>die</strong> heutige Technologie und Transportmittel in unserer<br />

modernisierten Welt zu gewöhnen? Das ganze <strong>Auferstehung</strong>s-Thema<br />

wie auch <strong>die</strong> verschiedenen Auswirkungen davon sind höchst<br />

faszinierend. <strong>Unsere</strong> arglose und kindische Einbildungskraft ähnelt<br />

möglicherweise oft <strong>die</strong> der Jünger Jesu.<br />

Die Jünger stellten sich wahrscheinlich immer noch Fragen über <strong>die</strong><br />

Wiederkehr Jesu, als sie später endlich ihre Berichte auf Pergament<br />

niederschrieben. Jesus muss es vorhergesehen haben und antwortete<br />

76


vielleicht sogar auf <strong>die</strong> Gebete seiner Jünger, indem er etliche Lücken<br />

auf ihrem „Fragebogen” in dem epischen letzten Buch der Bibel<br />

ausfüllte, nämlich in der Offenbarung. In <strong>die</strong>sem faszinierendem<br />

Bericht beschreibt der jetzt hochbetagte Johannes wie er „im Geist am<br />

Tage des Herrn” in <strong>die</strong> <strong>die</strong> Zukunft gucken konnte.<br />

Bezüglich der Heiligen finden wir <strong>die</strong>s in der Vision des Johannes:<br />

Und ich sah Throne, und sie setzten sich darauf, und das Gericht<br />

wurde ihnen übergeben; und ich sah <strong>die</strong> Seelen derer, <strong>die</strong><br />

enthauptet worden waren um des Zeugnisses Jesu und um des<br />

Wortes Gottes willen, und <strong>die</strong> das Tier nicht angebetet hatten<br />

noch sein Bild, und das Malzeichen weder auf ihre Stirn noch<br />

auf ihre Hand genommen hatten; und sie lebten und regierten<br />

mit Christus tausend Jahre. (Die übrigen der Toten aber lebten<br />

nicht, bis <strong>die</strong> tausend Jahre vollendet waren.) Dies ist <strong>die</strong> erste<br />

<strong>Auferstehung</strong>. Selig und heilig ist, wer teilhat an der ersten<br />

<strong>Auferstehung</strong>. Über <strong>die</strong>se hat der zweite Tod keine Macht,<br />

sondern sie werden Priester Gottes und Christi sein und mit ihm<br />

regieren tausend Jahre. (Offenbarung 20, 4-6)<br />

Hier sehen wir zweifellos <strong>die</strong> <strong>Auferstehung</strong>, in der <strong>die</strong> Gerechten zur<br />

Unsterblichkeit auferweckt werden. Sie wird als „erste <strong>Auferstehung</strong>”<br />

bezeichnet. Diejenigen, <strong>die</strong> daran teilhaben, sind „selig und heilig”,<br />

über welche „der zweite Tod” keine Macht hat.<br />

Der Ausdruck „erste <strong>Auferstehung</strong>” deutet natürlich eine andere oder<br />

nachfolgende <strong>Auferstehung</strong> an, und weiterhin müssen wir analysieren<br />

was „der zweite Tod” sein könnte. Wir sollen uns aber daran erinnern,<br />

dass <strong>die</strong>ses Buch eine Offenbarung Jesu Christi darstellt – das heißt, <strong>die</strong><br />

Auslegung einer Passage kann nicht verhüllt, versteckt oder obskur<br />

sein. Der Ausdruck „zweiter Tod” wird tatsächlich viermal in der<br />

Offenbarung erwähnt, und einmal spricht Jesus direkt zu der Gemeinde<br />

in Smyrna:<br />

77


Wer ein Ohr hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt:<br />

Wer überwindet, dem soll kein Leid geschehen von dem zweiten<br />

Tod! (Offenbarung 2, 11)<br />

Der Tod unseres fleischlichen Körpers ist der erste Tod. Wenn man<br />

einen zweiten Tod in Betracht zieht, dann kann es den nur geben, wenn<br />

er einer <strong>Auferstehung</strong> folgt, <strong>die</strong> dann zu einem ungünstigen Ende führt.<br />

Dieses Urteil wird Gott in einem Abschluss-Gericht fällen. Es wird jene<br />

Auferstandenen betreffen, <strong>die</strong> vollkommen rebellisch gegen Gott<br />

eingestellt sind. Für sie bleibt dann nur ein zweiter, endgültiger Tod<br />

übrig, von dem es keine Erlösung oder <strong>Auferstehung</strong> mehr gibt.<br />

Das Endgericht vor dem großen weißen Thron ist hier beschrieben:<br />

Und ich sah <strong>die</strong> Toten, <strong>die</strong> Großen und <strong>die</strong> Kleinen, vor dem<br />

Throne stehen, und Bücher wurden aufgetan, und ein anderes<br />

Buch wurde aufgetan, das ist das Buch des Lebens; und <strong>die</strong><br />

Toten wurden gerichtet nach dem, was in den Büchern<br />

geschrieben war, nach ihren Werken. Und das Meer gab <strong>die</strong><br />

Toten, <strong>die</strong> darin waren, und der Tod und das Totenreich gaben<br />

<strong>die</strong> Toten, <strong>die</strong> darin waren; und sie wurden gerichtet, ein jeder<br />

nach seinen Werken. Und der Tod und das Totenreich wurden<br />

in den Feuersee geworfen. Das ist der zweite Tod, der Feuersee.<br />

Und wenn jemand nicht im Buche des Lebens eingeschrieben<br />

gefunden ward, wurde er in den Feuersee geworfen.<br />

(Offenbarung 20, 12-15)<br />

Alle, <strong>die</strong> je starben und noch in der Erde oder im Meer sind, werden<br />

dann lebendig gemacht und vor Gott gestellt. Die Geschichte ihres<br />

Lebens und ihre Lebensweise wird offengelegt, und sie werden nach<br />

den Werken während ihrer Lebensdauer gerichtet. Der zweite Tod ist<br />

das Schicksal derjenigen, <strong>die</strong> nicht an der Gnade teilhaben wollen.<br />

Die zweite <strong>Auferstehung</strong> bereitet vielen Theologen Schwierigkeiten.<br />

Vielleicht ist auch unsere Einsicht nicht genügend, noch weitere Details<br />

78


dazu anzugeben. Vielen fällt es schwer, sich das Buch der Offenbarung<br />

näher anzusehen oder es gründlich zu prüfen. Einige Theologen stufen<br />

<strong>die</strong> Offenbarung leichtfertig als „besonders seltsame Schreibweise” ein.<br />

Ein gewisser Autor konnte nur vorschlagen, dass <strong>die</strong> Offenbarung das<br />

„multidimensionale Erlebnis des Johannes während Andacht und<br />

Verehrung an einem Sonntag Morgen” sei! Ein anderer erklärte, dass er<br />

in seinen Predigten absichtlich <strong>die</strong> Offenbarung vermeidet.<br />

Die Überschrift und <strong>die</strong> ersten zwei Verse behaupten jedoch, das es <strong>die</strong><br />

Offenbarung Jesu Christi ist, und der nächste Vers verspricht weiterhin:<br />

Selig ist, der da liest und <strong>die</strong> da hören <strong>die</strong> Worte der<br />

Weissagung, und bewahren, was darin geschrieben steht! Denn<br />

<strong>die</strong> Zeit ist nahe. (Offenbarung 1, 3)<br />

Jesus muss es für wichtig gehalten haben, uns einen Einblick in seine<br />

Realität und sein Ziel für unsere Zukunft zu vermitteln. Das Buch der<br />

Offenbarung bringt eine Vielfalt dessen unter Dach und Fach, worüber<br />

wir sonst nichts wissen könnten. Was Johannes sah und niederschrieb<br />

ist <strong>die</strong> wichtige endgültige Botschaft, <strong>die</strong> Jesus uns geben wollte<br />

bezüglich der <strong>Auferstehung</strong>en – <strong>die</strong> erste führt in das Reich Gottes und<br />

danach eine zweite zur Zeit des Gerichts.<br />

Der Begriff <strong>Auferstehung</strong> ist heute aber immer noch eine bedeutsame<br />

Kontroverse – genau wie damals zur Zeit Jesu. Schon im ersten<br />

Jahrhundert stellte Paulus – als er sich wegen seines Predigens vor<br />

König Agrippa verteidigen musste – <strong>die</strong> Frage: „Warum wird es bei<br />

euch für unglaublich gehalten, dass Gott Tote auferweckt?”<br />

(Apostelgeschichte 26, 8)<br />

Für gewöhnliche Leute fing das große Interesse für <strong>Auferstehung</strong>en an,<br />

als Jesus drei Verstorbene wieder lebendig machte. Danach wurde Jesus<br />

selbst von den Toten auferweckt. Diese war <strong>die</strong> <strong>Auferstehung</strong> aller<br />

<strong>Auferstehung</strong>en. Früh an jenem Sonntagmorgen vor circa 2000 Jahren<br />

wandte sich ein Engel an <strong>die</strong> Frauen vor der Gruft, in der Jesus gelegen<br />

79


hatte, und sprach: „Er ist nicht hier; er ist auferstanden!”<br />

Sogar <strong>die</strong> Jünger Jesu, <strong>die</strong> ihn so gut kannten, hatten zuerst Mühe zu<br />

begreifen, dass sich seine Vorhersage tatsächlich erfüllt hatte! Das beste<br />

Beispiel dafür ist Thomas, der es einfach nicht glauben konnte oder<br />

wollte, dass Jesus wirklich auferstanden war:<br />

Da sagten ihm <strong>die</strong> andern Jünger: Wir haben den Herrn<br />

gesehen! Er aber sprach zu ihnen: Wenn ich nicht an seinen<br />

Händen das Nägelmal sehe und lege meinen Finger in das<br />

Nägelmal und lege meine Hand in seine Seite, so glaube ich es<br />

nicht! (Johannes 20, 25)<br />

Was Thomas sagte, reflektiert <strong>die</strong> Einstellung von vielen Menschen<br />

auch heutzutage. Sollte es? Wir haben doch den Vorteil <strong>die</strong>ses Berichtes:<br />

Und nach acht Tagen waren seine Jünger wiederum dort und<br />

Thomas bei ihnen. Da kommt Jesus, als <strong>die</strong> Türen verschlossen<br />

waren, und tritt mitten unter sie und spricht: Friede sei mit euch!<br />

Dann spricht er zu Thomas: Reiche deinen Finger her und siehe<br />

meine Hände, und reiche deine Hand her und lege sie in meine<br />

Seite, und sei nicht ungläubig, sondern gläubig! (Johannes 20,<br />

26-27)<br />

Welch ein gewaltiger Moment für Thomas! Er schaute Jesus sofort in <strong>die</strong><br />

Augen und rief total erschüttert aus: „Mein Herr und mein Gott!”<br />

Schließlich und endgültig wusste er ohne irgendwelche Zweifel, wer<br />

vor ihm stand und wer zu ihm sprach. Es gab keine andere Erklärung!<br />

Jesus war auferstanden! Das war <strong>die</strong> neue Realität für Thomas. Er<br />

konnte seine Gestalt sehen und antasten.<br />

Jesus spricht zu ihm: Weil du mich gesehen hast, Thomas, so<br />

glaubst du; selig sind, <strong>die</strong> nicht sehen und doch glauben.<br />

(Johannes 20, 29)<br />

80


Allem Anschein nach wusste Jesus im Voraus, dass es solche Zweifel<br />

auch in der Zukunft geben würde, denn er sprach nicht nur zum<br />

Thomas, sondern auch zu all denen, <strong>die</strong> sich in den kommenden<br />

Jahrhunderten zu ihm bekehren würden: „Selig sind, <strong>die</strong> nicht sehen<br />

und doch glauben.” Diese tröstenden Worte sind an alle Gläubigen<br />

gerichtet.<br />

Die Weisheit der ganzen Bibel – der Sinn des Lebens und was unser Ziel<br />

ist – wird im letzten Buch der Bibel nochmal bekräftigend bestätigt.<br />

Johannes hat zwar <strong>die</strong>se zusammenfassende „Offenlegung”<br />

geschrieben, aber Jesus ist der eigentliche Autor.<br />

Er hat uns damit einen Überblick gegeben, hat uns sozusagen mit einem<br />

flüchtigen Pinselstrich <strong>die</strong> Realität Gottes gezeigt, was das Potential<br />

aller Menschen ist, und was in der Zukunft vor uns liegt. Jesus brachte<br />

es mit seinem Tod und seiner <strong>Auferstehung</strong> zustande, aber vermittelte<br />

uns zusätzliche Details in <strong>die</strong>sem Buch der Vision des Johannes.<br />

Als ich unlängst bei einem Begräbnis in einem kleinen Ort war, sagte<br />

der Älteste im Laufe der Trauerfeier, dass <strong>die</strong> zukünftige <strong>Auferstehung</strong><br />

unseres verstorbenen Freundes genau so gewiss sei wie der<br />

Sonnenaufgang morgen früh. Es war so erfrischend, das hoffnungsvolle<br />

Evangelium wieder mal in aller Treue deutlich zu hören.<br />

Sogar in unserem Zeitalter halten sich <strong>die</strong> Gläubigen an <strong>die</strong> <strong>Hoffnung</strong><br />

auf <strong>die</strong> Wiederkunft Jesu, und – sollten sie vorher sterben – freuen sie<br />

sich schon darauf, wenn sie seine Stimme hören und an der ersten<br />

<strong>Auferstehung</strong> teilnehmen werden. Es liegt ihnen aber auch eine andere<br />

gewisse <strong>Hoffnung</strong> am Herzen, <strong>die</strong> durch <strong>die</strong> zweite <strong>Auferstehung</strong> der<br />

übrigen Menschheit angeboten wird.<br />

81


7<br />

Die zweite <strong>Auferstehung</strong><br />

Als ein sehr wohlbekannter christlicher Evangelist im vorigen<br />

Jahrhundert ein Land in Asien besuchte, fragte ihn ein Staatsoberhaupt<br />

(es war <strong>die</strong> Gastgeberin, <strong>die</strong> nicht gläubig war), was ihre Zukunft<br />

jenseits <strong>die</strong>ses Lebens sein würde. Sie erwartete <strong>die</strong> typische Antwort,<br />

<strong>die</strong> allgemein als christlicher Standpunkt bekannt ist. Der Evangelist<br />

musste jedoch gestehen, dass er es wirklich nicht wusste.<br />

Wollte er nur seine Höflichkeit ausdrücken? War er ausweichend? Oder<br />

wusste er es wirklich nicht? Sicherlich sollte so ein weltberühmter<br />

Theologe und Prediger <strong>die</strong> Antwort auf so eine fundamentale Frage auf<br />

der Zunge haben! Wie hätten Sie in <strong>die</strong>ser Situation geantwortet?<br />

Am Internet können sie einen Teil unserer Erforschung <strong>die</strong>ses Themas<br />

verfolgen (www.message7.org). Unser Team machte eine Umfrage mit<br />

Hilfe des Internets. Über einen bestimmten Zeitraum konnte jedermann<br />

unsere Fragen beantworten. Die Kernfrage war <strong>die</strong>: „Was passiert Ihrer<br />

Meinung nach wenn wir sterben?”. Man konnte eine von folgenden<br />

acht Antworten auswählen:<br />

1. Man fährt zum Himmel<br />

2. Man fährt zur Hölle<br />

3. Man geht ins Fegefeuer<br />

4. Man schläft im Tod bis zur <strong>Auferstehung</strong><br />

5. Man wird reinkarniert<br />

6. Man trifft sich mit 70 Jungfrauen<br />

7. Alles ist zu Ende, nichts gibt’s danach<br />

8. Außer der Beerdigung weiß ich nicht, was dann noch kommt<br />

Die Ergebnisse waren höchst erstaunlich! Einige haben schon abgehakt,<br />

„Man fährt zum Himmel”. Die meisten der Teilnehmer aber haben <strong>die</strong><br />

82


vierte Antwort gewahlt: „Man schläft im Tod bis zur <strong>Auferstehung</strong>”.<br />

Natürlich geben wir zu, dass das Ergebnis hauptsächlich <strong>die</strong> Meinung<br />

von christlichen Leuten reflektiert, denn wahrscheinlich klicken<br />

meistens nur <strong>die</strong>se unsere Website an. Eine weitere Befragung der<br />

allgemeinen Bevölkerung wäre schon besser, aber trotzdem haben wir<br />

einen wertvollen Einblick in <strong>die</strong>sen einen Punkt des Glauben erlangt.<br />

Oft, wenn wir uns mit Verwandten, Freunden oder Kollegen über<br />

<strong>die</strong>ses Thema unterhalten, geben sie offen zu, keine Ahnung zu haben,<br />

was vielleicht nach dem Tode geschehen mag.<br />

Natürlich sollte man annehmen, dass führende christliche Theologen<br />

und Seelsorger völlig über <strong>die</strong>ses Thema informiert sind und darüber<br />

reden können. Leider ist das nicht immer der Fall.<br />

Vor einigen Jahren musste ein sehr bekannter, charismatischer Prediger<br />

<strong>die</strong> Trauerfeier für liebliche, neunjährige Zwillingsschwestern<br />

durchführen, <strong>die</strong> in einem tragischen Autobahnunfall ums Leben<br />

gekommen waren. Scheinbar waren sie nie mit Kirche oder Religion<br />

verbunden gewesen. Nach der Beerdigung fragte ein Freund der Eltern<br />

den Prediger: „Sind <strong>die</strong> Mädchen im Himmel?”<br />

Seine Antwort überraschte alle – er brach in Tränen aus und gab dann<br />

leise zu: „Ich weiß wirklich nicht, ob sie im Himmel sind oder nicht!”<br />

Wenn man sein hohes Ansehen in Betracht zieht, dann war das ein<br />

sensationelles, aber zur gleichen Zeit auch ein trauriges Eingeständnis.<br />

Sicherlich sollte ihm alles viel klarer sein. Ist <strong>die</strong> Schrift wirklich so ein<br />

großes Rätsel? Es war besonders verblüffend, dass <strong>die</strong>ser angesehene<br />

Mann, der regelmäßig vor Zehntausenden predigt, gerade in <strong>die</strong>sem<br />

Moment <strong>die</strong> ewige <strong>Hoffnung</strong> auf <strong>die</strong> <strong>Auferstehung</strong>, <strong>die</strong> so deutlich aus<br />

der Bibel hervorgeht, nicht artikulieren konnte.<br />

Denn gerade an einem Trauertag sind doch <strong>die</strong> Herzen von<br />

83


ungläubigen Verwandten und Freunden am weitesten offen für ein<br />

Wort der guten Botschaft. Leider hatte der Evangelist eine große<br />

Gelegenheit verpasst.<br />

Reflektiert so ein Unwissen (wie kann man es anders beschreiben)<br />

tatsächlich das allgemeine Verständnis des heutigen Christentums?<br />

Haben wir vielleicht lasch und träge ganz langsam nur ein Gemisch von<br />

sub-christlichen und heidnischen Ideen akzeptiert? Können wir<br />

wirklich nicht mehr <strong>die</strong> absolute Wahrheit über <strong>die</strong>ses wichtige Thema<br />

aus den Worten Jesu erkennen? Haben Rationalismus, Tradition und<br />

nicht-biblische Kultur eine gut gemeinte Theologie so fehlgeleitet, dass<br />

<strong>die</strong> grossartige und überwältigende <strong>Hoffnung</strong> auf <strong>die</strong> <strong>Auferstehung</strong><br />

aller Menschen jetzt in den Schatten gestellt ist? Die Ergebnisse der<br />

Erforschung von Grabinschriften aus den vergangenen 150 Jahren<br />

haben in der Tat eine Veränderung in unserem Denken und Glauben<br />

über das Thema der <strong>Auferstehung</strong> angezeigt.<br />

Es ist erstaunlich, wie zum Beispiel das englische Wort „resurrection”<br />

(das „<strong>Auferstehung</strong>” bedeutet) aus dem Wortschatz der Einheimischen<br />

hier fast ganz verschwunden ist. Ich kann mich noch daran erinnern, als<br />

mein Vater eine Bronzetafel für das Grab meiner Großmutter bestellte,<br />

wie er sorgfältig das Wort „resurrection” für den verantwortlichen<br />

Mann in der Friedhofsverwaltung buchstabieren musste. Man hätte<br />

doch gemeint, dass gerade <strong>die</strong>ses Wort fest in seinem Vokabular<br />

verwurzelt wäre! Aber obwohl er schon jahrelang auf dem Friedhof<br />

angestellt gewesen war, hatte er keine Ahnung, wie man das Wort<br />

„resurrection” buchstabiert.<br />

Natürlich könnten wir leichthin vermuten, dass ein tatkräfiges und<br />

fähiges Christentum schon alle Ecken unserer Gesellschaft mit <strong>die</strong>ser<br />

guten Nachricht gesättigt hätte: nicht nur Jesus ist von den Toten<br />

auferstanden, sondern alle Menschen werden eines Tages auferstehen.<br />

Wenn wir aber ehrlich sind, müssen wir stattdessen zugeben, dass es<br />

eine weit verbreitetes Unkenntnis über <strong>die</strong> Themen der Bibel gibt, <strong>die</strong><br />

ein Leben nach dem Tod behandeln. Deshalb sollten wir alle uns dazu<br />

84


aufgefordert fühlen, mutig außerhalb der Traditionen <strong>die</strong> Schrift Gottes<br />

nochmals gründlich zu überprüfen – dann das Wahrhafte festhalten<br />

und alle Lehrbücher umschreiben, um unsere Mitmenschen zu erbauen.<br />

Denn eine kritische Frage ist doch <strong>die</strong>s: schön und gut – alle, <strong>die</strong> schon<br />

in <strong>die</strong>sem Leben Jesus als Erlöser anerkennen, werden sich eines Tages<br />

in einem neuen, herrlichen Leben befinden – was aber wird in der<br />

Zukunft mit denen geschehen, <strong>die</strong> in ihrem ganzen Leben nie was von<br />

Gott gehört oder erfahren haben?<br />

Die Antwort darauf wird uns zeigen, wer Gott wirklich ist, warum er<br />

uns geschaffen hat und was sein Versprechen für unsere Zukunft ist.<br />

Seine Worte sollten alles sein, was wir dazu brauchen.<br />

Das sind <strong>die</strong> Worte Jesu:<br />

Verwundert euch nicht darüber! Denn es kommt <strong>die</strong> Stunde, in<br />

welcher alle, <strong>die</strong> in den Gräbern sind, seine Stimme hören<br />

werden; und es werden hervorgehen, <strong>die</strong> das Gute getan haben,<br />

zur <strong>Auferstehung</strong> des Lebens; <strong>die</strong> aber das Böse getan haben,<br />

zur <strong>Auferstehung</strong> des Gerichts. (Johannes 5, 28-29)<br />

Das ist eine Ehrfurcht-gebietende Aussage, jedoch betont Jesus ganz<br />

sachlich, dass wir uns nicht darüber wundern sollen! Wie können wir<br />

das aber vermeiden? Es ist doch erstaunlich: alle Toten werden wieder<br />

zum Leben auferweckt werden.<br />

Jetzt müssen wir uns aber den 29. Vers genau anschauen, denn einige<br />

der Bibelgesellschaften im deutschsprachigen Raum haben Folgendes<br />

herausgegeben. Einige Werke haben das griechische Wort „krisis” als<br />

„Verurteilung” anstatt als „Gericht” übersetzt. Auch im 22. Vers<br />

übersetzten sie „krisis” als „Urteil”, im 24. Vers als „verurteilt”, im 27.<br />

Vers als „Urteil” und im 30. Vers als „Entscheidung”. Martin Luther<br />

und Franz Eugen Schlachter hingegen übersetzten „krisis” in all <strong>die</strong>sen<br />

Versen richtig als „Gericht”.<br />

85


Die Wörter „Verurteilung”, „Urteil” und „Entscheidung” ähneln mehr<br />

dem Begriff des griechischen Wortes „katakrima”, so wie Paulus es in<br />

seinem Brief an <strong>die</strong> Römer verwandte, und Martin Luther hat es dann<br />

als „Verdammliches” übersetzt und Franz Eugen Schlachter als<br />

„Verdammnis”:<br />

So gibt es nun keine Verdammnis mehr für <strong>die</strong>, welche in<br />

Christus Jesus sind. (Römer 8, 1, Schlachter)<br />

So ist nun nichts Verdammliches an jenen, <strong>die</strong> in Christo Jesu<br />

sind; <strong>die</strong> nicht nach dem Fleisch wandeln, sondern nach dem<br />

Geist (Römer 8, 1, Luther)<br />

Dieses Thema wird noch weiter durchleuchtet, wenn wir das 20. Kapitel<br />

der Offenbarung lesen. Als erste Zeitspanne nach der ersten<br />

<strong>Auferstehung</strong> kommen eintausend Jahre unter der Regierung Christi,<br />

und danach folgt <strong>die</strong> Zeit des Gerichts der auferstandenen Toten:<br />

Und ich sah <strong>die</strong> Toten, <strong>die</strong> Großen und <strong>die</strong> Kleinen, vor dem<br />

Throne stehen, und Bücher wurden aufgetan, und ein anderes<br />

Buch wurde aufgetan, das ist das Buch des Lebens; und <strong>die</strong><br />

Toten wurden gerichtet nach dem, was in den Büchern<br />

geschrieben war, nach ihren Werken. (Offenbarung 20, 12)<br />

Gericht und Verdammnis (Verurteilung, Urteil, Entscheidung), obwohl<br />

sie miteinander verwandt sind und zusammenhängen, drücken jedoch<br />

ganz unterschiedliche Begriffe aus. Verdammnis bedeutet Urteil oder<br />

Strafe im Sinn von endgültigem Ergebnis; Gericht, andererseits, deutet<br />

das ganze Verfahren an, das zu einer Entscheidung führt, entweder<br />

Freispruch oder Verurteilung.<br />

Haben wir es wirklich begriffen, was Jesus sagte? Er sagte, dass alle<br />

Toten wieder aus den Gräbern hervorgehen werden. „Alle, <strong>die</strong> in den<br />

Gräbern sind” bedeutet buchstäblich jede Person, <strong>die</strong> jemals lebte, <strong>die</strong><br />

Guten und <strong>die</strong> nicht so Guten. Es gibt zwei Kategorien von Leuten, <strong>die</strong><br />

86


seine Stimme hören werden. Jesus teilte sie oft in zwei Gruppen ein:<br />

„Schafe und Ziegen”, „töricht und klug”, „Weizen und Unkraut”. Es<br />

gibt einmal <strong>die</strong> Gerechten, <strong>die</strong> zum ewigen Leben in Herrlichkeit, Kraft<br />

und Heiligkeit auferstehen werden, und dann <strong>die</strong>, <strong>die</strong> ohne jegliches<br />

Bereuen Böses getan haben, zur <strong>Auferstehung</strong> des Gerichts.<br />

Die Bibel zeigt uns, dass wir alle einen Mangel haben an dem, was als<br />

„Herrlichkeit Gottes” bezeichnet wird. Alle Menschen haben gesündigt<br />

und wir alle ver<strong>die</strong>nen deshalb den Tod. Demnach muss jedermann<br />

gerichtet werden, entweder während <strong>die</strong>ses Lebens oder im nächsten,<br />

und Jesus ist würdig, <strong>die</strong>ses Gericht auszuführen.<br />

Damit ist <strong>die</strong> kritische Frage, <strong>die</strong> wir gerade untersuchen, gar nicht<br />

mehr so kritisch. Ein barmherziger Gott hat eben einen Plan und eine<br />

beruhigende Antwort für alle, <strong>die</strong> in einem Teil der Welt wohnten, wo<br />

<strong>die</strong> Nachricht vom Erlöser Jesu nie hinkam, oder für <strong>die</strong>, <strong>die</strong> alle<br />

naturgemäß in Unkenntnis ein „sündiges Leben” verfolgten. Gott hat<br />

uns somit eine Zukunft vor Augen gelegt, <strong>die</strong> voller <strong>Hoffnung</strong> für <strong>die</strong>se<br />

Menschen ist. Gott wird so eine grosse Masse von Leuten doch nicht<br />

wiederbeleben, um sie dann unmittelbar in der Hölle zu verbrennen!<br />

Wenn <strong>die</strong> Rettung von Menschen nur von dem Einsatz und der Arbeit<br />

christlicher Missionare abhängig wäre, dann müssen wir einfach<br />

zugeben, dass das Projekt der Sendung der guten Nachricht an alle<br />

Menschen, <strong>die</strong> jemals lebten oder heute leben, kläglich fehlgeschlagen<br />

hat. Fragen wir uns doch: wegen unseres tristen Fehlschlages, wie<br />

würde es dann uns am Tage des Gerichts ergehen?<br />

Die Antwort auf <strong>die</strong>se Frage gibt uns Jesus mit seinen Worten, <strong>die</strong><br />

direkt den Unglauben seiner Generation betreffen: „Doch ich sage euch,<br />

es wird dem Lande Sodom erträglicher gehen am Tage des Gerichts als<br />

Euch!” (Matthäus 11, 24)<br />

Jesus sprach hier von einem zukünftigen Tag des Gerichts, an dem <strong>die</strong><br />

Einwohner von Sodom und <strong>die</strong> Menschen aus Jesu Zeiten gleichzeitig<br />

87


auferstehen und gerichtet werden. Auch werden dann <strong>die</strong> Leute von<br />

Nineve und <strong>die</strong> Königin von Mittag zu <strong>die</strong>ser Zeit auferstehen:<br />

Leute von Ninive werden auftreten im Gericht wider <strong>die</strong>ses<br />

Geschlecht und werden es verurteilen; denn sie taten Buße auf<br />

<strong>die</strong> Predigt des Jona hin. Und siehe, hier ist mehr als Jona! Die<br />

Königin von Mittag wird auftreten im Gerichte wider <strong>die</strong>ses<br />

Geschlecht und wird es verurteilen; denn sie kam vom Ende der<br />

Erde, um Salomos Weisheit zu hören. Und siehe, hier ist mehr<br />

als Salomo! (Matthäus 12, 41-42)<br />

Es ist höchst interessant, dass alle Menschen, <strong>die</strong> sogar im Abstand von<br />

Jahrtausenden starben – Israeliten wie auch Heiden – an einer<br />

gemeinsamen <strong>Auferstehung</strong> in der Zukunft teilnehmen werden. Können<br />

wir <strong>die</strong> Tragweite <strong>die</strong>ser Lehre Jesu fassen?<br />

Der Prophet Ezechiel hilft uns dabei aus. Im 37. Kapitel erinnert er uns<br />

daran, dass <strong>die</strong> alten Israeliten ihren Gott eigentlich hätten erkennen<br />

sollen, aber sie waren unfähig dazu. Nur eine körperliche <strong>Auferstehung</strong><br />

würde schliesßlich ihre Augen öffnen:<br />

Und ihr sollt erfahren, daß ich der HERR bin, wenn ich eure<br />

Gräber auftue und euch, mein Volk, aus euren Gräbern führen<br />

werde. (Ezechiel 37, 13)<br />

Laut der Offenbarung Jesu wird nach der <strong>Auferstehung</strong> der großen<br />

Menschheitsmasse deren Gerichtsprozess anfangen. Es soll uns<br />

auffallen, dass <strong>die</strong>se Leute nur nach ihrer Wiederbelebung Gott voll<br />

erkennen werden. Aber wie wird das „Gericht” ablaufen? Dies ist eine<br />

berechtigte Frage, <strong>die</strong> auf eine Antwort wartet.<br />

Einzig und allein Gott hat das Recht, uns zu richten. Die Schrift erinnert<br />

uns oft daran, „nicht nach dem Schein zu richten” und deshalb nicht zu<br />

richten, weil wir „auf das, was vor Augen liegt” beschränkt sind. Jesus<br />

warnte seine Jünger in <strong>die</strong>sem Sinne:<br />

88


Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet! Denn mit<br />

welchem Gericht ihr richtet, werdet ihr gerichtet werden, und<br />

mit welchem Maß ihr meßt, wird euch gemessen werden. Was<br />

siehst du aber den Splitter in deines Bruders Auge und wirst<br />

nicht gewahr des Balkens in deinem Auge? Oder wie kannst du<br />

zu deinem Bruder sagen: Halt, ich will den Splitter aus deinem<br />

Auge ziehen, und siehe, der Balken ist in deinem Auge? Du<br />

Heuchler, ziehe zuerst den Balken aus deinem Auge und dann<br />

siehe zu, wie du den Splitter aus deines Bruders Auge ziehest!<br />

(Matthäus 7, 1-5)<br />

Jesus sagte: „mein Gericht ist gerecht” (Johannes 5, 30), denn er war<br />

„geoffenbart in Fleisch”, das heißt, er wurde ein Mensch, der sich in<br />

unsere Schwachheiten einfühlen konnte. Aus <strong>die</strong>sem Grund hat Gott<br />

das Gericht der Menschheit an seinen Sohn delegiert:<br />

Denn wie der Vater <strong>die</strong> Toten auferweckt und lebendig macht,<br />

so macht auch der Sohn lebendig, welche er will. Denn der Vater<br />

richtet auch niemand, sondern alles Gericht hat er dem Sohn<br />

übergeben, (Johannes 5, 21-22)<br />

Denn wir haben nicht einen Hohenpriester, der kein Mitleid hat<br />

mit unsren Schwachheiten, sondern der in allem gleich wie wir<br />

versucht worden ist, doch ohne Sünde. (Hebräer 4, 15)<br />

Auch <strong>die</strong>se Beschreibung der Rolle des Hohenpriesters weist auf<br />

unseren Richter hin:<br />

Ein solcher kann Nachsicht üben mit den Unwissenden und<br />

Irrenden, da er auch selbst mit Schwachheit behaftet ist;<br />

(Hebräer 5, 2)<br />

Menschen überall auf der Welt sollten sich <strong>die</strong>sen Satz zu Herzen<br />

nehmen! Die Härte des zukünftigen Gerichts – oft viel zu grausam<br />

beschrieben – wird damit entschärft. Gericht bedeutet nicht<br />

89


Verdammnis! Und ein Prinzip wird leitend sein: wir können uns immer<br />

darauf verlassen, dass der Richter für uns ist und alle Sünder<br />

begünstigen wird, <strong>die</strong> sich Gott zuwenden. Gott ist mit uns. Er liebt uns.<br />

Die Gnade Gottes in seinem Umgang mit uns ist überall in der Schrift<br />

erkennbar. Sie ist überwältigend! Gott will nicht, dass jemand verloren<br />

geht. So steht es ausdrücklich im zweiten Brief des Apostels Petrus:<br />

Der Herr säumt nicht mit der Verheißung, wie etliche es für ein<br />

Säumen halten, sondern er ist langmütig gegen uns, da er nicht<br />

will, daß jemand verloren gehe, sondern daß jedermann Raum<br />

zur Buße habe. (2. Petrus 3, 9)<br />

Buße bedeutet, dass wir <strong>die</strong> notwendigen Änderungen in unserer<br />

Lebensweise bereitwillig vornehmen, dass wir uns geistlich stärken, um<br />

Sünden widerstehen zu können, und dass wir unseren Lebenswandel<br />

so führen wie <strong>die</strong>, „<strong>die</strong> Gottes Gebote halten und das Zeugnis Jesu<br />

haben”. (Offenbarung 12, 17)<br />

Die große Mehrheit aller je lebenden Menschen hat aber nie eine wahre<br />

Chance dazu gehabt. Satans Lügen haben unzählige Ohren verstopft.<br />

Nur sehr wenige haben ernsthaft Gott gesucht.<br />

Die Bibel zeigt uns aber, dass das Reich Gottes nur für <strong>die</strong> offen steht,<br />

<strong>die</strong> reuig Buße tun und sich von sündiger Lebensart abwenden, um<br />

dann in einer treuen und heiligen Lebensweise zu wandeln. Das<br />

Himmelreich – das Reich Gottes – ist für Leute, <strong>die</strong> nach ihrer<br />

Bekehrung ein gläubiges, gehorsames Leben führen. Das Reich Gottes<br />

ist für Leute, <strong>die</strong> Jesus als ihren Erlöser anerkennen, denn nur durch<br />

seine einzigartige Gerechtigkeit können alle näher zu Gott kommen:<br />

Denn Gott hat <strong>die</strong> Welt so geliebt, daß er seinen eingeborenen<br />

Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe,<br />

sondern ewiges Leben habe. Denn Gott hat seinen Sohn nicht in<br />

<strong>die</strong> Welt gesandt, daß er <strong>die</strong> Welt richte, sondern daß <strong>die</strong> Welt<br />

durch ihn gerettet werde. (Johannes 3, 16-17)<br />

90


Gottes Liebe für uns ist unermesslich. Es ist eine Liebe, <strong>die</strong> sich auch auf<br />

Rechtschaffenheit und Gerechtigkeit gründet. Als Jesus am Ende der<br />

Bibel vom Reich Gottes sprach, sagte er mit aller Bestimmtheit:<br />

Selig sind, <strong>die</strong> seine Gebote halten, auf dass sie Macht haben an<br />

dem Holz des Lebens und zu den Toren eingehen in <strong>die</strong> Stadt.<br />

Denn draußen sind <strong>die</strong> Hunde und <strong>die</strong> Zauberer und <strong>die</strong> Hurer<br />

und <strong>die</strong> Totschläger und <strong>die</strong> Abgöttischen und alle, <strong>die</strong><br />

liebhaben und tun <strong>die</strong> Lüge. (Offenbarung 22, 14-15, Luther)<br />

Selig sind, <strong>die</strong> ihre Kleider waschen, damit sie Macht erlangen<br />

über den Baum des Lebens und durch <strong>die</strong> Tore in <strong>die</strong> Stadt<br />

eingehen. Draußen aber sind <strong>die</strong> Hunde und <strong>die</strong> Zauberer und<br />

<strong>die</strong> Unzüchtigen und <strong>die</strong> Mörder und <strong>die</strong> Götzen<strong>die</strong>ner und alle,<br />

welche <strong>die</strong> Lüge lieben und üben. (Offenb. 22, 14-15, Schlachter)<br />

Gott will doch nicht eine Ewigkeit mit Verlierern verbringen. Wir sind<br />

zu Siegern berufen! Er möchte, dass wir das wahre Leben erwählen.<br />

An <strong>die</strong>ser Wahl werden eines Tages alle Menschen teilnehmen, weil<br />

Jesus mit seinem Tod den Errettungspreis für alle Sünden bezahlt hat.<br />

Jesus als Erlöser zu akzeptieren ist Voraussetzung für Eingang in das<br />

Reich Gottes. Und Voraussetzung für das Richten ist es, eine<br />

Gelegenheit gehabt zu haben, <strong>die</strong>sen Punkt klar zu verstehen. Also alle<br />

<strong>die</strong>, <strong>die</strong> Gott noch nicht kennen, müssen sich erst mal <strong>die</strong>ser Bedinging<br />

bewusst sein, bevor sie vor Gericht gebracht werden können.<br />

Interessanterweise steht in der Schrift, daß „es Zeit ist, daß das Gericht<br />

anfange am Hause Gottes”, (1. Petrus 4, 17). Wenn also <strong>die</strong>jenigen schon<br />

jetzt beurteilt werden, <strong>die</strong> sich in <strong>die</strong>sem Leben voll bewusst ihrem<br />

Heiland ergeben haben und ein frommes, gottseliges Leben anfangen,<br />

dann kann man daraus schließen, dass das zukünftige Gericht auch nur<br />

dann vollzogen wird, wenn Menschen nach der <strong>Auferstehung</strong> ein<br />

Leben leben können, wo alle ein vollkommenes Verständnis über den<br />

Erlöser Gott haben werden.<br />

91


Das ist keineswegs eine Theologie der „zweiten Chance”, denn für <strong>die</strong><br />

Mehrzahl der auferstandenen Menschen wird es ihre erste Gelegenheit<br />

sein, den einzig wahren Gott kennenzulernen – den Vater Gott und<br />

seinen Sohn, Jesus Christus. Die Einheit der Familie Gottes wird<br />

erweitert und vergrößert werden, um hoffentlich alle Menschen<br />

einzuschließen. Es ist nicht Gottes Absicht, dass irgendjemand<br />

ausgelassen wird! Eine Ausnahme werden nur <strong>die</strong> sein, <strong>die</strong> sich nicht<br />

von ihrer sündhaften Lebensweise abwenden wollen – wie es in der<br />

Offenbarung 22, 15 steht.<br />

Was <strong>die</strong> Bibel zu <strong>die</strong>sem Thema auslegt, widerlegt offensichtlich viele<br />

Ansichten, <strong>die</strong> heute sehr populär sind. Diese Auskunft von Gott über<br />

unsere Zukunft ist aber <strong>die</strong> beste Nachricht, <strong>die</strong> man je hören könnte.<br />

Eine kurze Zusammenfassung wäre: Wir sind sterblich, noch nicht<br />

unsterblich. Ein Fegefeuer gibt es nicht. Sündige Menschen werden<br />

keinesfalls auf Ewigkeit in einer feurigen Hölle gequält werden. Tote<br />

Leute haben kein Bewusstsein. Sie schlafen in der Erde, während ihr<br />

individueller Geist bis zur <strong>Auferstehung</strong> bei Gott aufbewahrt wird. Hier<br />

bedeutet Geist das gesamte Informationspaket, das zu einer bestimmten<br />

Person gehört. Es wird “gespeichert” – analog vielleicht zu einem<br />

Computer-Programm.<br />

Die Gerechten werden zur Wiederkunft Jesu lebendig gemacht – alle<br />

anderen aus allen Zeitaltern aber erst eintausend Jahre später.<br />

Leider halten sich viele religiöse Leute immer noch an den Glauben,<br />

dass Gott <strong>die</strong> Ungerechten auferwecken wird – einschließlich der<br />

Unwissenden, <strong>die</strong> nie von Gott gehört hatten – um alle sofort in <strong>die</strong><br />

„Hölle” zu schicken, wo sie dann auf ewig brennen. Diese Denkweise<br />

nimmt an, dass heute der einzige Tag des Heils ist. (Eine wortwörtliche<br />

Übersetzung von 2. Korinther 6, 2 lautet: „jetzt [ist ein] Tag des Heils”).<br />

Die Betonung auf den Begriff, dass „jetzt der Tag des Heils” sei, stammt<br />

von den „Hölle-Feuer-und-Schwefel-Predigern”, <strong>die</strong> es noch heute hier<br />

und da gibt. Andere Faktoren, <strong>die</strong> dazu beitragen, stammen von<br />

heidnischen Dichtern und Denkern, deren Ideen sich in das<br />

92


Christentum eingeschlichen haben und so <strong>die</strong> „Unsterblichkeit der<br />

Seele” hervorbrachten. So eine Theologie hat aber ein Kernproblem:<br />

Würde ein barmherziger, gerechter, langmütiger Gott eine auf ewig<br />

brennende Hölle kreieren, wo Leute andauernd und ohne Nachlassen<br />

gequält werden? Außerdem, wo ist der logische Einklang zwischen<br />

einer unsterblichen Seele und <strong>die</strong>sen klaren Worten von Jesus:<br />

Und fürchtet euch nicht vor denen, <strong>die</strong> den Leib töten, aber <strong>die</strong><br />

Seele nicht zu töten vermögen; fürchtet vielmehr den, der Seele<br />

und Leib verderben kann in der Hölle. (Matthäus 10, 28)<br />

Nach unserem letzten Atemzug kehrt unser Leib zur Erde zurück<br />

(woher er kam) und unser Geist kehrt zu Gott zurück (woher er kam).<br />

Wie wir der Schrift entnehmen, stehen <strong>die</strong> Namen der Gerechten im<br />

„Buch des Lebens” im Himmel. Die Ungerechten sind nicht im „Buch<br />

des Lebens” eingeschrieben. Seele und Leib – das geistige Kennzeichen<br />

sozusagen, das uns im Wesentlichen als einmalig in der Schöpfung und<br />

als Menschen „nach dem Bilde Gottes erschaffen” charakterisiert – kann<br />

offensichtlich in der Hölle durch Gott zerstört werden.<br />

Die Hölle, von der Jesus sprach, ist im Grunde genommen eine schnelle<br />

und endgültige Vernichtung, nicht ein ewiges Leiden. Sie ist der<br />

Rechtsspruch einzig und allein für unverbesserliche Übeltäter. Wir<br />

können uns Gewissheit darüber verschaffen aus den vielen deutlichen<br />

Bibelversen über das Gericht und <strong>die</strong> Pläne Gottes. Zum Beispiel: <strong>die</strong><br />

Elemente, wie wir sie kennen, werden sich eines Tages auflösen.<br />

Es wird aber der Tag des Herrn kommen wie ein Dieb; da<br />

werden <strong>die</strong> Himmel mit Krachen vergehen, <strong>die</strong> Elemente aber<br />

vor Hitze sich auflösen und <strong>die</strong> Erde und <strong>die</strong> Werke darauf<br />

verbrennen. (2. Petrus 3, 10)<br />

Wissenschaftler bestätigen dasselbe, wenn sie voraussagen, dass im<br />

Zeitraum von ungefähr drei oder vier Billionen Jahren der Sonne ihr<br />

Antreibsstoff Wasserstoff ausgehen wird – und dass sie infolge der<br />

93


gewaltigen Anziehungskraft allmählich in sich einstürzen wird. Wird<br />

eine kritische schwere Masse erreicht, wird <strong>die</strong> Sonne wie eine enorme,<br />

feurige Kugel explo<strong>die</strong>ren. Der Name dafür ist ein roter Riese, der dann<br />

alles Leben auf Erden wie auch in dem uns bekannten Sonnensystem<br />

vernichten wird.<br />

Na so etwas hört sich ja wie eine Hölle an! Wir haben so eine<br />

Zerstörung im Weltall schon einmal durch unsere Teleskope beobachtet<br />

und wir wissen, dass dasselbe auch in unserem Solarsystem geschehen<br />

kann. (Wissenschaftler glauben weiterhin, dass wir so einem Ereignis<br />

jetzt näher stehen als je zuvor gedacht.)<br />

Wir sollen nicht noch weiter spekulieren. Im 20. Kapitel der<br />

Offenbarung finden wir eine Vision über <strong>die</strong> <strong>Auferstehung</strong> der bösen,<br />

ungerechten, verloren-gegangenen Sünder – wie immer man sie nennen<br />

will. Diese wird eintausend Jahre nach der <strong>Auferstehung</strong> der Gerechten<br />

passieren. Am Ende des 4. Verses fängt <strong>die</strong> Beschreibung mit den<br />

auferstandenen, verherrlichten Heiligen an:<br />

Und sie lebten und regierten mit Christus tausend Jahre. Die<br />

übrigen der Toten aber lebten nicht, bis <strong>die</strong> tausend Jahre<br />

vollendet waren. Dies ist <strong>die</strong> erste <strong>Auferstehung</strong>. Selig und<br />

heilig ist, wer teilhat an der ersten <strong>Auferstehung</strong>. Über <strong>die</strong>se hat<br />

der zweite Tod keine Macht, sondern sie werden Priester Gottes<br />

und Christi sein und mit ihm regieren tausend Jahre.<br />

(Offenbarung 20, 4-6)<br />

Die erste <strong>Auferstehung</strong> erfolgt, wenn Jesus zur Erde zurückkehrt. Alle<br />

Gottesfürchtigen aus allen Zeitaltern werden dann endlich zur<br />

Herrlichkeit auferstehen. Im 11. Kapitel des Briefes an <strong>die</strong> Hebräer,<br />

Verse 35-38, lesen wir wie <strong>die</strong> Treuen, derer <strong>die</strong> Welt nicht wert war, <strong>die</strong><br />

zeitliche Ergötzung der Sünde verweigerten. Warum? „Um eine bessere<br />

<strong>Auferstehung</strong> zu erlangen”! Bis zu der Zeit <strong>die</strong>ser erwarteten<br />

zukünftigen <strong>Auferstehung</strong> „haben sie das Verheißene nicht erlangt”<br />

(Vers 39).<br />

94


Der Ausdruck „eine bessere <strong>Auferstehung</strong>” soll uns sagen, dass es eine<br />

„geringere” oder „weniger wünschenswerte” zweite <strong>Auferstehung</strong> gibt.<br />

Eine erste <strong>Auferstehung</strong> deutet folglich auf eine andere – das sagt uns<br />

<strong>die</strong>ser Vers. Wir sollen uns auch an <strong>die</strong> klare Aussage Jesu erinnern,<br />

dass „alle, <strong>die</strong> in den Gräbern sind, seine Stimme hören werden und<br />

hervorgehen werden”. „Alle” verweist auf <strong>die</strong> Gerechten und auf <strong>die</strong><br />

Ungerechten, aber – wie wir schon lasen – zu verschiedenen Zeiten.<br />

Johannes beschrieb auch noch eine andere faszinierende Vision:<br />

Und ich sah einen Engel aus dem Himmel herabsteigen, der<br />

hatte den Schlüssel des Abgrundes und eine große Kette in<br />

seiner Hand. Und er ergriff den Drachen, <strong>die</strong> alte Schlange,<br />

welche der Teufel und Satan ist, und band ihn auf tausend Jahre<br />

und warf ihn in den Abgrund und schloß zu und versiegelte<br />

über ihm, damit er <strong>die</strong> Völker nicht mehr verführte, bis <strong>die</strong><br />

tausend Jahre vollendet wären. Und nach <strong>die</strong>sen muß er auf<br />

kurze Zeit losgelassen werden. (Offenbarung 20, 1-3)<br />

Wir fragen uns zuerst, warum? Warum den Satan tausend Jahre lang<br />

binden und dann zu der Zeit der zweiten <strong>Auferstehung</strong> loslassen?<br />

Genau dann, wenn <strong>die</strong> Massen der Menschheit körperlich auferstehen?<br />

Kann man einen Sinn in so einem Plan finden? Warum darf Satan<br />

erneut <strong>die</strong> Völker verführen? Selbstverständlich wird er ihre täglichen<br />

Entscheidungen beeinflussen – so erfolgreich sogar, dass es zu einem<br />

Weltkrieg führt. Wir sehen das in den folgenden Versen:<br />

Und wenn <strong>die</strong> tausend Jahre vollendet sind, wird der Satan aus<br />

seinem Gefängnis losgelassen werden, und er wird ausgehen,<br />

<strong>die</strong> Nationen zu verführen, <strong>die</strong> an den vier Ecken der Erde sind,<br />

den Gog und den Magog, sie zum Kampfe zu versammeln; ihre<br />

Zahl ist wie der Sand am Meer. Und sie zogen herauf auf <strong>die</strong><br />

Breite der Erde und umringten das Heerlager der Heiligen und<br />

<strong>die</strong> geliebte Stadt. Und es fiel Feuer von Gott aus dem Himmel<br />

herab und verzehrte sie. (Offenbarung 20, 7-9)<br />

95


Augenscheinlich wird <strong>die</strong> auferstandene Menschheit gezwungen – was<br />

Versuchung betrifft – Entscheidungen unter ähnlichen Umständen zu<br />

treffen wie alle anderen das haben machen müssen. Zu sünden wird<br />

täglich genau so verlockend sein wie heutzutage.<br />

Wie sollen wir das verstehen? „Es ist Zeit, dass das Gericht anfange am<br />

Hause Gottes”; (1. Petrus 4, 17). Wie werden wir heutzutage gerichtet?<br />

All unser Treiben, bewusst in der Gegenwart Gottes, wird mit den<br />

sittlichen Maßstäben Christi gemessen – laut seinen eigenen Worten:<br />

Ich sage euch aber, daß <strong>die</strong> Menschen am Tage des Gerichts<br />

Rechenschaft geben müssen von jedem unnützen Wort, das sie<br />

geredet haben. (Matthäus 12, 36)<br />

Unser Leben untersteht nicht einer automatischen Verdammnis,<br />

sondern einem ununterbrochenen Gericht. Es ist ein lebenslanges,<br />

andauerndes Verfahren. Durch Gottes Gnade erfahren wir, dass er<br />

existiert. Demgemäß treffen wir tägliche, bewusste Entscheidungen, um<br />

einen gottesfürchtigen Lebenswandel zu führen – der Welt zum Trotz,<br />

<strong>die</strong> von Satan beeinflusst ist und größtenteils von ihm verführt wird.<br />

Das Endergebnis des Gerichtsverfahrens ist jedenfalls gesichert.<br />

Menschen, <strong>die</strong> in der zweiten <strong>Auferstehung</strong> wieder zum Leben<br />

erwachen und Gott vorher noch nicht kannten, werden ihn dann ganz<br />

bestimmt kennenlernen. Es wird keine Ausreden mehr geben. Ganz<br />

offen werden sie Jesus Christus im Kreise aller erlösten Heiligen sehen,<br />

<strong>die</strong> dasselbe verherrlichte Bild wie er aufweisen.<br />

Gott verlangt von allen Menschen eindringlich, das wahre Leben zu<br />

erwählen, aber er wird uns nie zwingen. Heutzutage müssen wir täglich<br />

Entscheidungen in einer konfliktreichen Umwelt treffen, in der Satan<br />

tätig ist. Wir sind aber dazu berufen, widerstandsfähig zu sein,<br />

geduldig zu warten, zu leiden, uns trotz allem doch zu bemühen und<br />

mit unseren Problemen fertig werden. Egal ob unser Leben lang oder<br />

kurz ist, nach so einer Verfeinerung kommt dann das erwartete<br />

96


Endprodukt eines christlichen Lebens – <strong>die</strong> Gerechtigkeit Jesu. Über<br />

<strong>die</strong>se versprochene Belohnung sollten wir aber keineswegs prahlen,<br />

denn sie kommt einzig und allein aus der Gnade Gottes. Jesus sagt zu<br />

uns heute:<br />

Siehe, ich komme bald und mein Lohn mit mir, um einem<br />

jeglichen zu vergelten, wie sein Werk sein wird. (Offenbarung<br />

22, 12)<br />

Das große Gericht Gottes für <strong>die</strong> Massen der Menschheit wird ziemlich<br />

dasselbe Verfahren sein, wie es heutzutage für uns ist – mit einem<br />

Unterschied: da wir dann schon zum ewigen Leben übergegangen sind,<br />

werden wir mit unserem verherrlichten Leben (gemeinsam mit dem<br />

von Jesus) ein zusätzliches Zeugnis für <strong>die</strong> Macht der <strong>Auferstehung</strong><br />

sein:<br />

Selig und heilig ist, wer teilhat an der ersten <strong>Auferstehung</strong>. Über<br />

<strong>die</strong>se hat der zweite Tod keine Macht, sondern sie werden<br />

Priester Gottes und Christi sein und mit ihm regieren tausend<br />

Jahre. (Offenbarung 20, 6)<br />

Weiter lesen wir:<br />

Und wenn <strong>die</strong> tausend Jahre vollendet sind, wird der Satan aus<br />

seinem Gefängnis losgelassen werden, und er wird ausgehen,<br />

<strong>die</strong> Nationen zu verführen, <strong>die</strong> an den vier Ecken der Erde sind,<br />

den Gog und den Magog, sie zum Kampfe zu versammeln; ihre<br />

Zahl ist wie der Sand am Meer. Und sie zogen herauf auf <strong>die</strong><br />

Breite der Erde und umringten das Heerlager der Heiligen und<br />

<strong>die</strong> geliebte Stadt. Und es fiel Feuer von Gott aus dem Himmel<br />

herab und verzehrte sie. Und der Teufel, der sie verführte,<br />

wurde in den Feuer und Schwefelsee geworfen, wo auch das<br />

Tier ist und der falsche Prophet, und sie werden gepeinigt<br />

werden Tag und Nacht, von Ewigkeit zu Ewigkeit.<br />

97


Und ich sah einen großen weißen Thron und den, der darauf<br />

saß; vor seinem Angesicht flohen <strong>die</strong> Erde und der Himmel, und<br />

es wurde keine Stätte für sie gefunden. Und ich sah <strong>die</strong> Toten,<br />

<strong>die</strong> Großen und <strong>die</strong> Kleinen, vor dem Throne stehen, und<br />

Bücher wurden aufgetan, und ein anderes Buch wurde aufgetan,<br />

das ist das Buch des Lebens; und <strong>die</strong> Toten wurden gerichtet<br />

nach dem, was in den Büchern geschrieben war, nach ihren<br />

Werken. Und das Meer gab <strong>die</strong> Toten, <strong>die</strong> darin waren, und der<br />

Tod und das Totenreich gaben <strong>die</strong> Toten, <strong>die</strong> darin waren; und<br />

sie wurden gerichtet, ein jeder nach seinen Werken.<br />

(Offenbarung 20. 7-13)<br />

Eintausend Jahre nach der ersten <strong>Auferstehung</strong> werden <strong>die</strong> übrigen<br />

Toten, klein und groß, wieder lebendig vor dem Thron Gottes stehen<br />

und nach ihren Werken gerichtet werden – das heißt, nach den Werken<br />

in ihrem neuen Leben. Wichtig ist es, dass der losgelassene Satan auch<br />

wieder seine Rolle spielen wird – genauso wie in unserer jetzigen Welt.<br />

Auch darin ähnelt das zukünftige Gericht dem unserem. Obwohl das<br />

“Loslassen” schwer zu verstehen ist, es wird durch <strong>die</strong>sen Vorteil<br />

ausgeglichen: alle werden einen Rückblick auf <strong>die</strong> tausend positiven<br />

Jahre der Regierung Christi haben.<br />

Je mehr wir <strong>die</strong>ses Thema erforschen, umso bemerkenswerter wird es!<br />

Natürlich könnten wir noch zusätzliche Fragen stellen: Warum wenden<br />

sich <strong>die</strong> auferstandenen Menschen so schnell von Gott ab, und warum<br />

kommt es so schnell zu einem Krieg? Jesus muss es in seinem Gleichnis<br />

von Lazarus und dem reichen Mann ernst gemeint haben, als er auf <strong>die</strong><br />

Brüder des reichen Mannes hinwies: „Wenn sie auf Mose und <strong>die</strong><br />

Propheten nicht hören, so würden sie sich auch nicht überzeugen<br />

lassen, wenn einer von den Toten auferstände.” (Lukas 16, 31)<br />

Wir können aber sicher sein, dass jeder, der jemals lebte, eines Tages<br />

genau wissen wird, dass Gott heilig und wahrhaft ist, dass alle seine<br />

Verordnungen gerecht sind, und dass er einzig und allein Vollmacht<br />

über Leben und Tod hat.<br />

98


Jesus sagte, dass <strong>die</strong> Stunde kommen wird, in der alle, <strong>die</strong> in den<br />

Gräbern sind, seine Stimme hören und hervorgehen werden. Mit dem<br />

Wort „alle” muss er <strong>die</strong> Gerechten zum ewigen Leben wie auch <strong>die</strong><br />

Ungerechten zur Zeit des Gerichts gemeint haben, worüber wir aber<br />

nur wenige Details haben.<br />

Die Schrift versichert uns mehrmals, dass alle Menschen auferstehen<br />

werden. Was Jesus nicht genau enthüllt, ist zu welchem Zeitpunkt. Wir<br />

können jedoch einen Einblick gewinnen durch <strong>die</strong> <strong>Auferstehung</strong> von<br />

Jesus und Lazarus. Lazarus wurde nur zu einem körperlichen Leben<br />

auferweckt, der Leib Jesu jedoch zu so viel mehr. Jesus bestand doch<br />

darauf, dass Maria ihn nicht anrühren sollte, bis er erst zu seinem Vater<br />

aufgefahren war, (Johannes 20, 17). Danach kehrte er vom Himmel<br />

zurück und suchte seine Jünger in Galiläa auf, (Matthäus 28, 5-7). Jesus<br />

versicherte seine Jünger mit seinem physischen Erscheinen:<br />

Aber bestürzt und voll Furcht meinten sie, einen Geist zu sehen.<br />

Und er sprach zu ihnen: Was seid ihr so erschrocken, und<br />

warum steigen Zweifel auf in euren Herzen? Sehet an meinen<br />

Händen und Füßen, daß ich es bin! Rühret mich an und sehet,<br />

denn ein Geist hat nicht Fleisch und Bein, wie ihr sehet, daß ich<br />

habe.<br />

Und indem er das sagte, zeigte er ihnen <strong>die</strong> Hände und <strong>die</strong><br />

Füße. Da sie aber noch nicht glaubten vor Freuden und sich<br />

verwunderten, sprach er zu ihnen: Habt ihr etwas zu essen hier?<br />

Da reichten sie ihm ein Stück gebratenen Fisch und von einem<br />

Honigwaben. Er nahm es und aß vor ihnen (Lukas 24, 37-43)<br />

Mit seiner <strong>Auferstehung</strong> schuf Jesus den Präzedenzfall für <strong>die</strong><br />

Gerechten zu einer späteren Zeit. Lazarus wurde zu einem körperlichen<br />

Leben erweckt, hätte jedoch dem natürlichen Verlauf gemäß schließlich<br />

doch wieder sterben müssen. Diese zwei Beispiele veranschaulichen<br />

ganz klar zwei verschiedene <strong>Auferstehung</strong>en – eine ausdrücklich zum<br />

körperlichen Leben und <strong>die</strong> andere zum ewigen Leben.<br />

99


Als Jesus zum letzten Mal dem Johannes erschien, war es viele Jahre<br />

später in einer Vision, und <strong>die</strong>ses Erlebnis formte den Bericht, den wir<br />

als <strong>die</strong> Offenbarung Jesu Christi durch Johannes kennen. Johannes war<br />

jedoch nicht der Einzige, der in solche Zukunftsvisionen von Gott<br />

eingeweiht wurde. Wir können viele Prophezeiungen der Propheten<br />

lesen, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Geburt, den Tod und <strong>die</strong> <strong>Auferstehung</strong> Jesu betreffen,<br />

ebenso das Reich Gottes, <strong>die</strong> Ewigkeit, <strong>die</strong> erlösten Heiligen, das<br />

Gericht und das Heil. Einige jener Prophezeiungen sind schon erfüllt<br />

worden, andere jedoch liegen noch vor uns, bis sie zu ihrer im Voraus<br />

festgesetzten Zeit in Erfüllung gehen werden.<br />

Eine äußerst grafische Darstellung von einer zukünftigen körperlichen<br />

<strong>Auferstehung</strong>, <strong>die</strong> riesige Massen von Menschen betrifft, <strong>die</strong> Gott<br />

wirklich nicht kannten, finden wir im Buch des Propheten Ezechiel. Er<br />

war ein Prophet für das uralte Volk Israel, und seine Aufgabe als<br />

Prophet war keine einfache. Oftmals sandte Gott bewegende<br />

Vorwarnungen durch seine Propheten an <strong>die</strong> alten Israeliten, um sie<br />

wegen ihrer Untreue und ihres Ungehorsams zu ermahnen. Allzu oft<br />

wurden <strong>die</strong>se Propheten verfolgt, weil sie einfach <strong>die</strong> Wahrheit sagten.<br />

Wir wollen jetzt den wesentlichen Inhalt und Ton so einer Vorwarnung<br />

wahrnehmen, den Gott durch Mose gab:<br />

Darum, wenn du gegessen hast und satt geworden bist, sollst du<br />

den HERRN, deinen Gott, loben für das gute Land, das er dir<br />

gegeben hat. Hüte dich, daß du des HERRN, deines Gottes,<br />

nicht vergessest, so daß du seine Gebote, seine Satzungen und<br />

Rechte, <strong>die</strong> ich dir heute gebiete, nicht beobachtest; daß, wenn<br />

du nun gegessen hast und satt geworden bist, und schöne<br />

Häuser erbauest und darin wohnest, und deine Rinder und<br />

Schafe, Silber und Gold, und alles, was du hast, sich mehren,<br />

dein Herz sich alsdann nicht erhebe und du vergessest des<br />

HERRN, deines Gottes, der dich aus Ägyptenland, aus dem<br />

Diensthause, geführt hat; der dich durch <strong>die</strong>se große und<br />

schreckliche Wüste geleitet hat, da feurige Schlangen waren und<br />

Skorpione und Dürre und kein Wasser; der dir auch Wasser aus<br />

100


dem harten Felsen entspringen ließ; der dich in der Wüste mit<br />

Manna speiste, von welchem deine Väter nichts wußten, auf daß<br />

er dich demütigte und auf <strong>die</strong> Probe stellte, um dir hernach<br />

wohlzutun; und daß du nicht sagest in deinem Herzen: Meine<br />

eigene Kraft und meine fleißigen Hände haben mir <strong>die</strong>sen<br />

Reichtum verschafft. Sondern du sollst des HERRN, deines<br />

Gottes, gedenken; denn er ist es, der dir Kraft gibt, solchen<br />

Reichtum zu erwerben; auf daß er seinen Bund aufrechterhalte,<br />

den er deinen Vätern geschworen hat, wie es heute geschieht.<br />

Wirst du aber des HERRN, deines Gottes, vergessen und andern<br />

Göttern nachfolgen und ihnen <strong>die</strong>nen und sie anbeten, so<br />

bezeuge ich heute über euch, daß ihr gewiß umkommen werdet.<br />

Wie <strong>die</strong> Heiden, <strong>die</strong> der Herr vor eurem Angesicht umbringt,<br />

also werdet auch ihr umkommen, weil ihr der Stimme des<br />

HERRN, eures Gottes, nicht gehorsam seid. (5. Mose 8, 10-20)<br />

Immer und immer wieder, wenn es dem Volk Israel gut ging, wendete<br />

es sich vom Wort Gottes und seiner verordneten Lebensweise ab. Dann,<br />

wenn <strong>die</strong> Leute in Hungersnot, Pest oder Kriegszustand gerieten,<br />

wurden sie wieder für <strong>die</strong> Ermahnung von Gott empfänglich, und <strong>die</strong><br />

Propheten leiteten ihre Worte ein mit „ So spricht der HERR”.<br />

Diese Geschichte wiederholte sich oft. Für eine gewisse Zeit gehorchten<br />

<strong>die</strong> Leute den Geboten Gottes, dann aber wieder nicht. Dieser Zyklus<br />

von Sünde zur Buße schien fast endlos zu sein. Es gelang den Leuten<br />

einfach nicht, sich permanent der gerechten Lebensweise Gottes<br />

anzupassen. Und so begann der Auftrag an Ezechiel, indem Gott direkt<br />

zu ihm sprach:<br />

Und er sprach zu mir: Menschensohn, ich sende dich zu den<br />

Kindern Israel, zu den widerspenstigen Heiden, <strong>die</strong> sich wider<br />

mich empört haben; sie und ihre Väter haben wider mich<br />

gesündigt bis auf den heuten Tag; ja, ich sende dich zu solchen<br />

Kindern, <strong>die</strong> ein trotziges Angesicht und ein verstocktes Herz<br />

101


haben; zu denen sollst du sagen: «So spricht Gott, der HERR!»<br />

(Ezechiel 2, 3-4)<br />

Es ist ja ganz verständlich, dass <strong>die</strong> Propheten von Zeit zu Zeit über<br />

<strong>die</strong>se Berufung in Verzweiflung gerieten. Mose schreckte vor seiner<br />

bevorstehenden Aufgabe zurück. Jona versuchte, wegzulaufen. Elia<br />

flüchtete, um sein Leben zu retten.<br />

Um dem rebellischen Volk <strong>die</strong> Worte Gottes wirksam zu vermitteln,<br />

wurden <strong>die</strong> Propheten oft von Gott ermutigt und gekräftigt. Einmal<br />

sprach er mit Ezechiel in einer Vision über zukünftige Ereignisse, <strong>die</strong><br />

jedes Herz mit großen <strong>Hoffnung</strong>sschimmern füllen würden. Obwohl<br />

Gott aktuelle, dringende Probleme direkt durch einen Propheten<br />

ansprach, oft waren viele Prophezeiungen zweideutig, das heißt, sie<br />

enthielten ein zusätzliches Echo, das auf Ereignisse weit in <strong>die</strong> Zukunft<br />

hinaus hinwies. Und <strong>die</strong>ses Wissen, dass es letztendlich doch ein gutes<br />

Resultat geben wird, muss <strong>die</strong> oft enttäuschende Arbeit der Propheten<br />

viel erträglicher gemacht haben.<br />

Es gibt zahlreiche Prophezeiungen in der Bibel, <strong>die</strong> sich anfangs mit den<br />

dringenden Dilemmas der alten Isaeliten befassen – wie zum Beispiel<br />

mit einer drohenden Invasion oder Hunhersnot. Dann aber scheinen<br />

sich <strong>die</strong> Worte und der Ausblick des Propheten zu erweitern, um ein<br />

größeres Zukunftsbild zu schildern. Anscheinend war es ganz normal,<br />

Prophezeiungen auf <strong>die</strong>se Art und Weise dem Volk zu vermitteln.<br />

Wir wissen doch, dass der Apostel Johannes auf <strong>die</strong> Insel Patmos<br />

verbannt wurde – weit entfernt von jeder Gelegenheit, das Evangelium<br />

effektiv zu predigen. Da er sehr einsam und in einem empfindlichen,<br />

verletzbaren Zustand war, gerade in <strong>die</strong>ser Situation entschließ sich<br />

Jesus, ihn im Geist in den „Tag des Herrn” hochzuheben. Was Johannes<br />

aufschrieb, ist uns jetzt als Offenbarung Jesu Christi bekannt. Ähnlich<br />

geschah es mit Ezechiel, als Gott ihm im Geist eine äußerst<br />

überwältigende Zukunftsvision zeigte:<br />

102


Die Hand des HERRN kam über mich und führte mich im<br />

Geiste des HERRN hinaus und ließ mich nieder mitten auf der<br />

Ebene, und <strong>die</strong>se war voller Totengebeine. Er führte mich an<br />

denselben vorüber ringsherum; und siehe, der Gebeine waren<br />

sehr viele auf der Ebene; und siehe, sie waren sehr dürr. Da<br />

sprach er zu mir: Menschensohn, können <strong>die</strong>se Gebeine wieder<br />

lebendig werden? Ich antwortete: O Herr, HERR, du weißt es!<br />

(Ezechiel 37, 1-3)<br />

Welch eine Vision! Und welch eine Frage von Gott! Wir sollen<br />

besonders darauf achten, dass Gott mit <strong>die</strong>ser Vision dem Ezechiel eine<br />

Realität vermittelte, <strong>die</strong> über sein Fassungsvermögen hinausging. Es ist<br />

kaum vorstellbar: Ezechiel wird plötzlich mitten auf eine Ebene gesetzt,<br />

<strong>die</strong>, so weit man sehen kann, voller Totengebeine ist. Ihm wird dann <strong>die</strong><br />

Frage gestellt, ob <strong>die</strong>se Gebeine wieder lebendig gemacht werden<br />

können. <strong>Unsere</strong>iner hat vielleicht irgendwo auf einer Weide – besonders<br />

in Australien – einige gebleichte Gebeine von toten Schafen gesehen,<br />

jedoch nie in so einem großen Ausmaß und Umfang, wie es dem<br />

Ezechiel passierte. Ezechiel sah einen riesigen Haufen von<br />

Menschengebeinen – scheinbar von Leuten, <strong>die</strong> getötet und ohne<br />

würdevollem Begräbnis liegen gelassen wurden.<br />

Wenn man an großen Friedhöfen vorbeigeht, dann kann man sich leicht<br />

darüber wundern, an wie viele Menschen es dort Erinnerungen gibt,<br />

denn <strong>die</strong> fast endlosen Flächen von weißen und grauen Grabsteinen<br />

halten ja Leute aus allen Gesellschaftsschichten. Der alte Friedhof in<br />

Ballarat in Victoria zum Beispiel ist der Ruheplatz von etwa 25 000<br />

australischen Pionieren. Aber eine Ebene übersät mit jeder Menge von<br />

alten, trockenen Gebeinen spottet jeder Beschreibung oder Vorstellung.<br />

Der Ausdruck „dürre Gebeine” deutet an, dass sie schon eine lange Zeit<br />

tot waren.<br />

Da sprach er zu mir: Weissage über <strong>die</strong>se Gebeine und sprich zu<br />

ihnen: Ihr verdorrten Gebeine, hört das Wort des HERRN! So<br />

spricht Gott, der HERR, zu <strong>die</strong>sen Gebeinen: Seht, ich will einen<br />

103


Geist in euch kommen lassen, daß ihr lebendig werdet! Ich will<br />

euch Sehnen geben und Fleisch über euch wachsen lassen und<br />

euch mit Haut überziehen und einen Geist in euch geben, daß<br />

ihr lebendig werden und erfahren sollt, daß ich der HERR bin!<br />

(Ezechiel 37, 4-6)<br />

Es schaut so aus, als ob Gott dem Ezechiel gebat, zu jenen Gebeinen zu<br />

sprechen, um sie zu einer <strong>Auferstehung</strong> zu bewegen, <strong>die</strong> offensichtlich<br />

eine physische, körperliche war. Was denn sonst? Diese Vision zu einer<br />

reinen Metapher zu beschränken, wie Gott <strong>die</strong> alten Israeliten zu ihrer<br />

Zeit und Era von ihren Sünden erlösen werde, ist ein moderner<br />

Gedankensprung, der sich über <strong>die</strong> sorgfältigen Details der Vision<br />

hinwegsetzt. Wenn man sich in <strong>die</strong>se Vision vertieft, nur rein wörtlich<br />

gesehen macht alles Sinn. Gebeine, Sehnen, Fleisch, Haut und ein Geist,<br />

und dann der Satz „dass ihr lebendig werden sollt!” Das ist doch viel<br />

mehr als nur eine Mitteilung zutreffend auf <strong>die</strong> Zeit des Ezechiel.<br />

Ein Punkt der Vision ist wirklich auffallend (und es wird den heutigen,<br />

westlichen Ländern mit christlichen Wurzeln ähnlich ergehen): Es war<br />

das auserwählte Volk Israel, dem Gott <strong>die</strong> Prophezeiung gab, nur nach<br />

einer <strong>Auferstehung</strong> werdet ihr mich erkennen: „dass ihr lebendig<br />

werden und erfahren sollt, dass ich der HERR bin”.<br />

Ezechiel wurde doch „im Geiste des Herrn” hinausgeführt – genauso<br />

wie Johannes viele Jahre später „im Geist am Tage des Herrn” war.<br />

Ezechiels Visionen haben also auch Bedeutung für uns heute! Natürlich<br />

sprachen <strong>die</strong> Propheten zu den Alten damals, jedoch ist <strong>die</strong>se<br />

Weissagung viel größer, sie hat auch zukünftige Auswirkungen!<br />

Geschichte wiederholt sich tatsächlich immer wieder!<br />

Die alten Israeliten glaubten – ähnlich wie viele Völker heutzutage –<br />

dass alles in Ordnung wäre, dass sie eigentlich doch ganz „fromm” und<br />

„gottesfürchtig” waren. Die traurige Tatsache war aber, dass gerade sie<br />

– das „auserwählte Volk” – ihren Gott wirlich nie voll gekannt hatten.<br />

Die gute Nachricht: <strong>die</strong> Zeit nach der <strong>Auferstehung</strong> wird das berichtigen.<br />

104


Da weissagte ich, wie mir befohlen war, und indem ich<br />

weissagte, entstand ein Geräusch, und siehe, eine Bewegung,<br />

und <strong>die</strong> Gebeine rückten zusammen, ein Glied zum andern! Und<br />

ich schaute, und siehe, sie bekamen Sehnen, und es wuchs<br />

Fleisch an ihnen; und es zog sich Haut darüber; aber es war noch<br />

kein Geist in ihnen.<br />

Da sprach er zu mir: Richte eine Weissagung an den Geist,<br />

weissage, Menschensohn, und sprich zum Geist: So spricht Gott,<br />

der HERR: O Geist, komm von den vier Winden und hauche<br />

<strong>die</strong>se Getöteten an, daß sie lebendig werden! So weissagte ich,<br />

wie er mir befohlen hatte. Da kam der Geist in sie, und sie<br />

wurden lebendig und stellten sich auf ihre Füße, ein sehr, sehr<br />

großes Heer. (Ezechiel 37, 7-10)<br />

So eine riesige <strong>Auferstehung</strong> zu sehen, muss etwas Gewaltiges gewesen<br />

sein, das jeder Vorstellung spottete. In einem Augenblick war eine<br />

Ebene voll von dürren Menschengebeinen; im nächsten Augenblick<br />

rückten <strong>die</strong>se Gebeine zu Skeletten zusammen – schnellstens überzogen<br />

mit Muskeln und Haut und Haar. Dann atmeten sie und Leben kam<br />

wieder in sie rein! (Verse 5, 6 ,8 u. 10 haben in einigen Übersetzungen<br />

„Odem”, d.h. „Atem”, „Wind” in 9, anstelle von „Geist”).<br />

Wie starben <strong>die</strong>se Menschen? Sie wurden „getötet”. Man sagt, dass <strong>die</strong><br />

Geschichte der Menschheit mit Blut geschrieben ist, und <strong>die</strong>se<br />

Prophezeiung bezeugt es. Aber <strong>die</strong>se „Getöteten” stehen jetzt aufrecht.<br />

Sie leben wieder! Kann man sich das ausmalen? Unzählige Millionen<br />

von lebenden, atmenden, natürlichen Menschen mit all ihren alten<br />

Lebenserfahrungen und in allen Altersstufen? Das ist zweifellos eine<br />

körperliche <strong>Auferstehung</strong> über unser Vorstellungsvermögen hinaus!<br />

Und er sprach zu mir: Menschensohn, <strong>die</strong>se Gebeine sind das<br />

ganze Haus Israel. Siehe, sie sprechen: «<strong>Unsere</strong> Gebeine sind<br />

verdorrt, und unsere <strong>Hoffnung</strong> ist verloren; es ist aus mit uns!»<br />

(Ezechiel 37, 11)<br />

105


Der Ausdruck „Haus Israel” bezieht sich auf politische Gemainschaften<br />

– nicht auf eine bestimmte Rasse. In unserem Zeitalter könnte es leicht<br />

alle Völker und Staaten mit jüdisch/christlichen Wurzeln bezeichnen.<br />

Hört sich Vers 11 nicht wie ein Klagelied an? „<strong>Unsere</strong> <strong>Hoffnung</strong> ist<br />

verloren; es ist aus mit uns!” Diesen ehrlichen Ausruf kann man aber<br />

viel besser verstehen, wenn wir versuchen, uns in <strong>die</strong> verwirrenden<br />

Gefühle der Auferstandenen hineinzudenken. Ihr letztes Bewusstsein<br />

war doch <strong>die</strong> Angst ihres Todeskampfes – und plötzlich sind sie wieder<br />

lebendig. Warum? ist <strong>die</strong> Frage in den ersten Minuten. Natürlich sind<br />

sie unsicher über das, was auf sie zukommen mag – besonders <strong>die</strong>, <strong>die</strong><br />

bis zu <strong>die</strong>sem Moment nicht ernsthaft an Gott geglaubt hatten.<br />

Gottes Stimme hat sie aber aus der Tiefe ihres Todesschlafes<br />

auferweckt. Ihre Herzen schlagen jetzt, ihre Lungen sind mit frischer<br />

Luft gefüllt und ihre Augen erspähen <strong>die</strong> Millionen und Abermillionen<br />

Mitmenschen rundherum. Alle durch Schwert oder Kugel verursachten<br />

Verletzungen, <strong>die</strong> zum Tode führten, sind völlig geheilt. Ein qualvoller<br />

Tod während einer Pestepidemie ist jetzt Vergangenheit. Alles bewegt<br />

sich in einer neuen Zeit und unter neuen Umständen. Der Jammerchrei<br />

„unsere <strong>Hoffnung</strong> ist verloren” ist ein bestürzter Ausdruck, dass alles,<br />

was einmal Sinn machte, jetzt auf den Kopf gestellt erscheint.<br />

Jesus sagte, <strong>die</strong> Stunde wird kommen, in der alle, <strong>die</strong> in den Gräbern<br />

sind, seine Stimme hören werden. Das ist ein solides Versprechen, eine<br />

Garantie, <strong>die</strong> nahezu unser Vorstellungsvermögen übersteigt!<br />

Die Vision des Ezechiel gibt uns einen erstaunlichen Einblick in den<br />

Willen und in das Ziel Gottes. Aber es tauchen auch neue Fragen auf.<br />

Was geschieht zum Beispiel mit den Kleinen, <strong>die</strong> vor ihrer Geburt<br />

starben? Was mit den Kindern, <strong>die</strong> noch in unseren Pionierfriedhöfen<br />

schlafen? Wer wird sich um sie kümmern ? Oder um unzählige andere?<br />

Was uns auch immer an solchen Fragen fasziniert, wir bekommen<br />

durch das Proben einen flüchtigen Blick in eine <strong>Auferstehung</strong> von<br />

106


Leuten, <strong>die</strong> im Grunde genommen ihr Leben in Unwissenheit und in<br />

Opposition zu Gott verbrachten – oder sie ahnten etwas von Gott,<br />

hatten es dann aber nicht geschafft, ihn doch näher kennenzulernen. Ein<br />

positives Fazit kann man aus all dem ziehen: <strong>die</strong> Mehrzahl von denen,<br />

<strong>die</strong> sich wohl locker als „Christen” bezeichnen, Gott aber nicht wirklich<br />

kennen, werden es nach dem Wunder ihrer <strong>Auferstehung</strong> erfahren.<br />

Wenn man <strong>die</strong>ses Wissen mit anderen Passagen in der Schrift<br />

verbindet, dann kommt doch der Leitgedanke einer <strong>Hoffnung</strong> für „alle”<br />

Leute zum Vorschein! Für <strong>die</strong>, <strong>die</strong> wir persönlich kennen und alle<br />

anderen der ganzen Menschheitsgeschichte – all <strong>die</strong>, <strong>die</strong> entweder nie<br />

auf Gott hören konnten, ihn nie richtig kannten oder nie von ihm gehört<br />

hatten.<br />

Viele haben zweifellos doch irgendwie erfahren, dass Gott existiert,<br />

aber sie haben ihn nie auf einer tieferen Ebene verstanden. Er war<br />

einfach nicht von großer Bedeutung für sie und wurde dann einfach<br />

beiseite geschoben. Oder sie wurden durch reinen Materialismus<br />

abgelenkt. Oder sie schluckten <strong>die</strong> Lüge der Evolutionstheorie.<br />

Die gute Nachricht von Gottes Plan und Ziel steht ganz im Gegensatz<br />

zu der Ignoranz von vielen Predigern, <strong>die</strong> glauben und darauf bestehen,<br />

dass man auf ewig verloren ist, wenn man Jesus nicht in <strong>die</strong>sem Leben<br />

anerkennt. Man hat vielleicht auch jemand gehört, der von der Kanzel<br />

herunter schrie: „Wer Jesus jetzt nicht anerkennt und heute Nacht stirbt,<br />

wird in <strong>die</strong> Hölle fahren!”<br />

Das bringt uns wieder zu den jungen Zwillingsschwestern zurück, <strong>die</strong><br />

in einem tragischen Autobahnunfall ums Leben gekommen waren. Wo<br />

sind sie jetzt? Können wir es wissen? Jesus beruhigt uns mit der<br />

Zusicherung, dass <strong>die</strong> beiden ebenfalls auf eine zukünftige, körperliche<br />

<strong>Auferstehung</strong> warten – genau auf <strong>die</strong>, wo „alle, <strong>die</strong> in den Gräbern<br />

sind”, seine Stimme hören und wieder zum Leben auferweckt werden.<br />

Eines Tages werden sie <strong>die</strong> Stimme Jesu hören, wenn er ihre Namen<br />

107


aufruft. Sie werden aus dem Todesschlaf erwachen und sich endlich<br />

Gewissheit verschaffen, dass ein allmächtiger Gott doch existiert.<br />

Billionen von Menschen wie <strong>die</strong>se werden dann nicht nur <strong>die</strong> Stimme<br />

Gottes hören, sondern auch endlich <strong>die</strong> Gelegenheit haben, ihn aus<br />

nächster Nähe kennenzulernen. Die zukünftige <strong>Auferstehung</strong> aller<br />

Menschen wirft ein Schlaglicht auf zwei tröstende und ermutigende<br />

Verse:<br />

Auf „Gott, unseren Retter, welcher will, daß alle Menschen gerettet<br />

werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen” (1. Timotheus 2, 4).<br />

„Der Herr säumt nicht mit der Verheißung, wie etliche es für ein<br />

Säumen halten, sondern er ist langmütig gegen uns, da er nicht will,<br />

daß jemand verloren gehe, sondern daß jedermann Raum zur Buße<br />

habe” (2. Petrus 3, 9).<br />

Jesus ist der Retter der Welt. Und unsere <strong>Hoffnung</strong> auf eine<br />

<strong>Auferstehung</strong> – auf eine erste (und bessere) und auch auf eine zweite –<br />

ist doch <strong>die</strong> beste Nachricht, <strong>die</strong> wir alle je hören könnten.<br />

108


8<br />

Abraham glaubte<br />

Beim Lesen der Schrift Gottes stoßen wir auf einige Leute, <strong>die</strong> wirklich<br />

hervorstechen. Abraham, zum Beispiel, ist einer der historischen<br />

„Großen der Bibel”. Er ist beileibe nicht gering einzuschätzen, denn sein<br />

Name kommt 253 Mal vor. Er wird von Christen ebenso wie von Juden<br />

und Moslemen anerkannt. Jesus sprach persönlich zu Abraham, als er<br />

ihm als Gott im Alten Testament begegnete, und als Jesus als Gottes<br />

Sohn auf Erden war, erwähnte er Abraham. Seine Aussage:<br />

Jesus sprach zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, ehe<br />

Abraham ward, bin ich! (Johannes 8, 58)<br />

Es lohnt sich, <strong>die</strong> Geschichte von Abraham nochmals durchzulesen.<br />

Laut der Schrift war Abraham hundert Jahre alt und seine Frau, Sarah,<br />

neunzig. Abgesehen von einem Kind durch eine Leihmutter waren sie<br />

kinderlos. Nichtsdestoweniger, und trotz ihres Alters, hatte Gott dem<br />

Abraham versprochen, dass er ihn durch einen Sohn „gewiß segnen<br />

und seinen Samen mächtig mehren werde, wie <strong>die</strong> Sterne am Himmel”.<br />

„Und Abram glaubte dem HERRN”.<br />

Was für ein bedeutsamer Moment zwischen Gott und Mensch! Gott<br />

hatte auf etwas hingewiesen, das so erstaunlich und so weit ertfernt<br />

schien. Abraham jedoch, ganz kindlich, glaubte einfach. (1. Mose 15, 5-<br />

6). In ähnlicher Art und Weise werden wir aufgefordert, Gott einfach zu<br />

glauben, wenn er uns eine <strong>Auferstehung</strong> verheißt, obwohl so etwas für<br />

uns heute weit in der fernen Zukunft und jenseits unseres<br />

Fassungsvermögens zu liegen scheint.<br />

Obwohl Abraham im Verlauf der Zeit Befürchtungen und Zweifel hatte,<br />

versicherte ihm Gott, dass Sarah sogar in ihrem hohen Alter einen Sohn<br />

gebären werde. Es ist ja so erstaunlich, dass Abraham und Sarah <strong>die</strong><br />

109


ihnen versprochene Elternschaft erreichten, nachdem sie länger darauf<br />

gewartet hatten als <strong>die</strong> ganze Lebenszeit von vielen, <strong>die</strong> heute leben.<br />

Mit modernen Befruchtungsmethoden kommt uns eine<br />

Schwangerschaft im Renten-Alter gar nicht so seltsam vor. Sarah war<br />

jedoch neunzig Jahre alt, und sie hatte sich ihr ganzes Leben lang in<br />

ihrer Ehe nach einem Kind gesehnt. Aber wir werden herausfinden,<br />

dass sie den Sohn, den sie gebar, nicht wie „allgemein üblich” erhielt.<br />

Da sprach er [Gott]: Gewiß will ich um <strong>die</strong>se Zeit im künftigen<br />

Jahre wieder zu dir kommen, und siehe, dein Weib Sarah soll<br />

einen Sohn haben! Sarah aber horchte unter der Tür der Hütte,<br />

welche hinter ihm war. Und Abraham und Sarah waren alt und<br />

wohlbetagt, also daß es Sarah nicht mehr nach der Weiber Weise<br />

ging. Darum lachte sie in ihrem Herzen und sprach: Nachdem<br />

ich verblüht bin, soll mir noch Wonne zuteil werden! Dazu ist<br />

mein Herr ein alter Mann! (1. Mose 18, 10-12)<br />

Wie Abraham anscheinend schon zu Beginn <strong>die</strong>ser Geschichte lachte,<br />

musste Sarah jetzt auch über den Gedanken einer möglichen<br />

Elternschaft lachen. Ja, es war gewiss eine erfreuliche Botschaft, jedoch<br />

irgendwie gleichzeitig etwas absurd und lächerlich. Aber – waren sie<br />

nicht im Gespräch mit Gott?<br />

Etwas später, gerecht dem Wort Gottes, kam Isaak (dessen Name „ein<br />

Lachen” oder „Gelächter” bedeutet) zum vorgegebenen Zeitpunkt auf<br />

<strong>die</strong> Welt. Er war das Ein und Alles seiner Eltern, ein Wunder, er war<br />

das verheißene Kind.<br />

Man kann sich nur darüber wundern, wie Gott sein Endziel erreicht<br />

und wie er manchmal erwählt, mit uns umzugehen. Wir sollen uns<br />

daran erinnern, dass Gott uns Menschen ihm zum Bilde schuf – mit<br />

Verstand und Gefühl und Identität, <strong>die</strong> ihm ähneln. Also warum ließ<br />

Gott Abraham und Sarah bis ins hohe Alter warten, bevor er ihnen<br />

<strong>die</strong>sen Knaben schenkte? Das ist eine interessante Frage, und <strong>die</strong>se<br />

Geschichte erklärt uns vielleicht viel mehr als alle anderen Theorien<br />

110


warum Gott bereit ist, auf <strong>die</strong> Geburt seiner Kinder so lange zu warten.<br />

Es steht in der Schrift, dass sogar <strong>die</strong> ganze Schöpfung <strong>die</strong> Offenbarung<br />

der Söhne Gottes herbeisehnt:<br />

Denn <strong>die</strong> gespannte Erwartung der Kreatur sehnt <strong>die</strong><br />

Offenbarung der Kinder Gottes herbei. Die Kreatur ist nämlich<br />

der Vergänglichkeit unterworfen, nicht freiwillig, sondern durch<br />

den, der sie unterworfen hat, auf <strong>Hoffnung</strong> hin, daß auch sie<br />

selbst, <strong>die</strong> Kreatur, befreit werden soll von der Knechtschaft der<br />

Sterblichkeit zur Freiheit der Herrlichkeit der Kinder Gottes.<br />

Denn wir wissen, daß <strong>die</strong> ganze Schöpfung mitseufzt und mit in<br />

Wehen liegt bis jetzt; (Römer 8, 19-22)<br />

Gott schuf uns in seinem Bild und in seiner Gleichnis. Um aber<br />

eventuell auch seine Unsterblichkeit zu erreichen, bedarf <strong>die</strong>ser<br />

Vorgang der Schöpfung offensichtlich eine sehr lange Zeit – Zeit, <strong>die</strong><br />

nötig ist, um eine schrittweise Formgebung im Verlauf unseres<br />

täglichen Lebens zu vollenden. Wie sehr würden wir wünschen,<br />

unmittelbaren Zugriff auf Unsterblichkeit zu haben! Aber nein! Gott<br />

wartet sehr, sehr lange! Er hat große Geduld, um alle seine Kinder zum<br />

Ziel zu bringen: „<strong>die</strong> gespannte Erwartung der Kreatur sehnt <strong>die</strong><br />

Offenbarung der Kinder Gottes herbei”, „dem Ebenbilde seines Sohnes<br />

[Jesus] gleichgestaltet zu werden, damit er der Erstgeborene sei unter<br />

vielen Brüdern”. (Römer 8, 19, 29).<br />

Das mag erklären, warum Abraham und Sarah so lange auf ihren<br />

versprochenen Sohn warten mussten! Gott will damit den Generationen<br />

nach Abraham zeigen, was er vorhat, in der Fülle der Zeiten<br />

auszuführen. Ansonsten würde es nicht sinnvoll sein; wir würden<br />

vielleicht nie verstehen, wie geduldig Gott mit uns ist, wenn er uns<br />

gestaltet, oder warum er uns ermahnt, <strong>die</strong> Schwierigkeiten unseres<br />

Lebens geduldig zu ertragen. Wir sollen nicht vergessen, dass wir heute<br />

im „Sofort-Zeitalter” leben. Es gibt Packerl- oder Päckchensuppen,<br />

Kaffeeautomaten, Instantkaffee und sogar Sofortgewinnspiele. Wir<br />

können von einem TV-Kanal zum anderen zappen. Man kann auch ein<br />

111


Sofort-Darlehen und noch viele andere unmitelbare Bedürfnisbefriedigungen<br />

aushandeln.<br />

<strong>Unsere</strong> Eltern und auch kirchliche Oberhäupte raten oftmals etwas an,<br />

das sie als „Befriedigungsaufschub” bezeichnen. Im Grunde bedeutet<br />

das, dass man eher auf etwas warten soll, anstatt es sofort zu haben.<br />

Das ist nicht schwer zu verstehen, wenn Eltern zum Beispiel ihren<br />

Kindern – besonders den Halbwüchsigen – raten, dass es vielleicht<br />

besser wäre, nicht im Alter von 17 zu heiraten, sondern lieber einige<br />

Jahre zu warten.<br />

Mit <strong>die</strong>sem Rat kann man auch eine problematische, impulsive Kauflust<br />

verhüten, indem man „etwas überschläft”. Das kann heißen, erst den<br />

begehrten Gegenstand aussuchen, sich dann mit Freunden darüber<br />

beraten, nochmals ins Geschäft gehen und ihn wieder anschauen, und<br />

dann ohne ihn hinausgehen. Endlich, nach einer Abkühlungsperiode,<br />

kann man dann entscheiden, ob er wirklich preisgünstig ist.<br />

Kann man sich jedoch ein lebenslanges Warten auf ein Versprechen<br />

vorstellen, das über <strong>die</strong> Jahre hin weiter und weiter in <strong>die</strong> Ferne rückt?<br />

Abraham und Sarah leiteten sogar eine Leihmutterschaft in <strong>die</strong> Wege<br />

(wenn auch mit verheerendem Ergebnis, wie es sich nach der Geburt<br />

Ismaels herausstellte). Ismael fiel nicht gemäß den <strong>Hoffnung</strong>en seines<br />

Vaters Abraham aus. In den Augen Gottes konnte nicht irgend ein<br />

anderes Kind ebenbürtig dem verheißenen Sohn sein. In <strong>die</strong>ser Hinsicht<br />

kommt auch der Vergleich zwischen Isaak und Jesus zum Vorschein.<br />

Wegen ihres hohen Alters schien sogar jegliche eheliche Intimität für<br />

Abraham und Sarah ausgeschlossen zu sein. Kein Wunder, dass Sarah<br />

sagte, „Nachdem ich verblüht bin, soll mir noch Wonne zuteil werden!<br />

Dazu ist mein Herr ein alter Mann!”<br />

Das kann man jedoch aus einem anderen Blickwinkel sehen. In einem<br />

Brief an <strong>die</strong> Gläubigen seines Zeitalters erläuterte Petrus <strong>die</strong> Perspektive<br />

Gottes über den Verlauf von Zeit:<br />

112


Der Herr säumt nicht mit der Verheißung, wie etliche es für ein<br />

Säumen halten (2. Petrus 3, 9)<br />

Genau gesehen tut Gott alles gerade zur rechten Zeit. Das müssen wir<br />

glauben, wenn wir <strong>die</strong> Gelegenheit ergreifen wollen, Gottes Tätigkeit zu<br />

verstehen. Paulus bezeugte <strong>die</strong>se Idee in seinem Brief an <strong>die</strong> Römer:<br />

Die <strong>Hoffnung</strong> aber läßt nicht zuschanden werden; denn <strong>die</strong><br />

Liebe Gottes ist ausgegossen in unsre Herzen durch den heiligen<br />

Geist, welcher uns gegeben worden ist. Denn Christus ist, als<br />

wir noch schwach waren, zur rechten Zeit für Gottlose<br />

gestorben. (Römer 5, 5-6)<br />

Paulus betont, dass Christus „zur rechten Zeit gestorben ist”. Seine<br />

Feststellung hebt wesentlich hervor, dass Gottes Wert-Verständnis und<br />

Einschätzung von Zeit ganz unterschiedlich zu unserer ist. Gott legt<br />

bestimmte Zeiten und Tage nicht planlos oder zufällig fest, sondern<br />

gemäß seinem Vorsatz und Zweck.<br />

In der Erzählung im ersten Buch Mose lesen wir, dass zu der Zeit, als<br />

Isaak so schön heranwuchs, Gott Abraham aufforderte, etwas zu tun,<br />

das ja außerordentlich absurd, unglaublich und kontraproduktiv zu<br />

dem früheren Versprechen war:<br />

Nach <strong>die</strong>sen Geschichten versuchte Gott den Abraham und<br />

sprach zu ihm: Abraham! Und er antwortete: Siehe, hier bin ich.<br />

Und er sprach: Nimm doch deinen Sohn, deinen einzigen, den<br />

du lieb hast, Isaak, und gehe hin in das Land Morija und opfere<br />

ihn daselbst zum Brandopfer auf einem Berge, den ich dir<br />

nennen werde! (1. Mose 22, 1-2)<br />

Jeder würde doch zustimmen, dass niemand so etwas von Gott erwartet<br />

hätte. Wir verstehen vielleicht, was ein feierliches Blutbündnis für <strong>die</strong><br />

Menschen der Urzeit bedeutete und welche Rolle <strong>die</strong> Brandopfer für <strong>die</strong><br />

Vergebung von Sünden spielten, aber <strong>die</strong>se Aufforderung überschreitet<br />

113


ei weitem alles, das man einem Vater zumuten könnte, besonders<br />

wenn man daran denkt, dass sich Gott in der Schrift als liebevoll, gütig,<br />

barmherzig, langmütig, gnädig und gerecht bezeichnet.<br />

Man könnte sich nun leicht darüber wundern, ob Abraham <strong>die</strong> Stimme,<br />

<strong>die</strong> er hörte, in Zweifel zog. Die arglistige Täuschung im ehemaligen<br />

Garten in Eden war ihm ja bekannt, und auch <strong>die</strong> Bosheit der Menschen<br />

zur Zeit Noahs und der Sündflut. Aber man muss beachten, dass<br />

Abraham Gott ganz gut kenengelernt hatte – und das muss eine sehr<br />

große Rolle gespielt haben. Abraham hatte oft mit Gott geplaudert; er<br />

hatte volles Vertrauen zu ihm. Er kannte <strong>die</strong> Stimme des Herrn ebenso<br />

wie ein Schaf <strong>die</strong> Stimme des Schafhirten kennt. Das erklärt vielleicht<br />

am besten, warum Abraham am nächsten Tag seinen Esel sattelte und<br />

sich aufmachte, genau das zu tun, was Gott ihm befohlen hatte:<br />

Abraham stand früh am Morgen auf, sattelte seinen Esel und<br />

nahm zwei Knechte und seinen Sohn Isaak mit sich und spaltete<br />

Holz zum Brandopfer, machte sich auf und ging hin an den Ort,<br />

davon ihm Gott gesagt hatte. Am dritten Tage erhob Abraham<br />

seine Augen und sah den Ort von ferne. (1. Mose 22, 3-4)<br />

Hier ist keine Andeutung, dass Abraham Zweifel hatte. Es gab keine<br />

Auseinandersetzung, keine Diskussion mit Gott wie <strong>die</strong>, als Abraham<br />

seine leidenschaftliche Fürbitte fuer das Schicksal von Sodom und<br />

Gomorrah machte. Damals hatte Abraham wiederholt um mehr und<br />

mehr Gnade gebeten, bis Gott ihm eine Zusage nach der anderen gab.<br />

Aber <strong>die</strong>smal schien Abraham merkwürdig ruhig und willfährig zu<br />

sein, und das sollen wir wirklich zur Kenntnis nehmen. Es wäre falsch,<br />

sein Vertrauen an Gott vorzeitig als gutartig, „sprachlos” oder doof<br />

einzuschätzen. Vielmehr haben wir <strong>die</strong>sen Hinweis von Abraham:<br />

Da sprach Abraham zu seinen Knechten: Bleibet ihr hier mit<br />

dem Esel, ich aber und der Knabe wollen dorthin gehen, und<br />

wenn wir angebetet haben, wollen wir wieder zu euch kommen.<br />

(1. Mose 22, 5)<br />

114


Wir müssen uns unbedingt von <strong>die</strong>sen bekräftigenden und von<br />

Glauben durchdrungenen Worten aus Abrahams Mund beeindrucken<br />

lassen – besonders von <strong>die</strong>sen: „Wir wollen wieder zu euch kommem”.<br />

Das heisst doch, beide – Vater und Sohn – würden zurückkehren. Wenn<br />

man in Betracht zieht, was von Abraham verlangt wurde, dann ist das<br />

eine ausserordentliche Annahme. Abraham kannte Gott offensichtlich<br />

auf einem Niveau, das gleichzeitig aufschlussreich und beruhigend<br />

war. Dennoch sind <strong>die</strong> folgenden Verse fast schmerzlich rührend:<br />

Und Abraham nahm das Holz zum Brandopfer und legte es auf<br />

seinen Sohn Isaak. Er aber nahm das Feuer und das Messer in<br />

seine Hand, und sie gingen beide miteinander. Da sprach Isaak<br />

zu seinem Vater Abraham: Mein Vater! Abraham antwortete:<br />

Siehe, hier bin ich, mein Sohn! Und er sprach: Siehe, hier ist<br />

Feuer und Holz; wo ist aber das Lämmlein zum Brandopfer?<br />

Und Abraham antwortete: Mein Sohn, Gott wird sich ein<br />

Lämmlein zum Brandopfer ersehen! Und sie gingen beide<br />

miteinander. (1. Mose 22, 6-8)<br />

Gingen beide schweigend den Weg entlang? Die Schrift gibt uns keine<br />

Details. Isaak war mit den Erfordernissen für ein Brandopfer bekannt,<br />

wie es bei der Gottesverehrung üblich war. War er sich aber des<br />

Substitutionsopfers eines Tieres bewusst – welches gemäß unseres<br />

Wissens heute „von der Grundlegung der Welt an geschlachtet ist“ und<br />

Erfüllung in Jesus Christus fand? Isaak stellte nicht <strong>die</strong> Frage, ob ein<br />

Opfer notwendig sei; er befragte nur <strong>die</strong> Tatsache, dass kein Lamm<br />

vorhanden war.<br />

Beim durchlesen <strong>die</strong>ser Geschichte im ersten Buch Mose merken wir,<br />

wie fest verwurzelt und tiefempfunden Abrahams Kenntnis und<br />

Verständnis der Dinge Gottes war. Wenn man Leute wirklich<br />

kennenlernt, hat man eine gute Vorstellung über ihre Weltanschauung.<br />

Abraham wusste, dass Gott seinen Segen, seine Verheißungen und<br />

seinen Bund mit Isaak aufrichten würde, denn Isaak war der erwählte<br />

Sohn, von dem viele Völker kommen sollten. Abraham sagte doch:<br />

115


„Mein Sohn, Gott wird sich ein Lämmlein zum Brandopfer ersehen!”<br />

Das ist eine kräftige und informierte Feststellung. Kein Wunder, dass<br />

Abraham unter dem Namen von „Vater der Treuen” oder „Vater der<br />

Gläubigen” bekannt ist. Treue und Glaube bedeuten, dass man treu und<br />

gläubig ist, sogar wenn Situationen ganz anders aussehen wie man sich<br />

das vorgestellt hat. Gläubig und treu sein heißt, getreu dem Glauben<br />

gemäß zu handeln anstatt zur Tatenlosigkeit zu erstarren. Glaube und<br />

Treue bedeuten einfach eine unbedingte Annahme von Gottes Gebot.<br />

Als sie an den Ort kamen, den Gott ihm genannt hatte, baute<br />

Abraham daselbst einen Altar und legte das Holz ordentlich<br />

darauf, band seinen Sohn Isaak und legte ihn auf den Altar,<br />

oben auf das Holz. Und Abraham streckte seine Hand aus und<br />

faßte das Messer, seinen Sohn zu schlachten. (1. Mose 22, 9-10)<br />

Hier muss man sich <strong>die</strong> Frage stellen: wie konnte Abraham „<strong>die</strong>sen<br />

Plot” so einfach ausführen? Er kannte doch das Gebot „Du sollst nicht<br />

töten!” Seine Handlung war im Gegensatz dazu! Musste er denn nicht<br />

seinen lieben Sohn fesseln, das Holz auf den Altar legen und seinen<br />

Sohn oben darauf und dann sein Messer aus der Scheide ziehen? Wie<br />

muss sein Herz pulsiert und seine Finger gezittert haben, als er den<br />

Griff des schweren Messers anfasste! Er konnte sich wohl kaum von der<br />

Furcht in den Augen seines Sohnes abwenden. Das war keine leichte,<br />

einfache Sache! Die Schilderung im 1. Buch Mose geht nicht in <strong>die</strong><br />

Einzelheiten <strong>die</strong>ses Melodramas ein wie zum Beispiel in einem Film<br />

heutzutage. Wir erhalten aber einen wichtigen zusätzlichen Einblick<br />

dadurch, dass uns der heilige Geist tausende Jahre später eine<br />

Erklärung im Brief an <strong>die</strong> Hebräer gibt:<br />

Durch Glauben brachte Abraham den Isaak dar, als er versucht<br />

wurde, und opferte den Eingeborenen, er, der <strong>die</strong> Verheißungen<br />

empfangen hatte, zu welchem gesagt worden war: «In Isaak soll<br />

dir ein Same berufen werden.» Er zählte eben darauf, daß Gott<br />

imstande sei, auch von den Toten zu erwecken, weshalb er ihn<br />

auch, wie durch ein Gleichnis, wieder erhielt. (Hebräer 11, 17-19)<br />

116


Es lohnt sich, den letzten Satz noch einmal zu lesen, „Er zählte eben<br />

darauf, dass Gott imstande sei, auch von den Toten zu erwecken.” Das<br />

ist wichtig, wenn man Abrahams Perspektive und Erfahrung verstehen<br />

will, wie auch seinen überzeugten Glauben, als er zu den Knechten<br />

sagte: „ich und der Knabe wollen dorthin gehen, und wenn wir<br />

angebetet haben, wollen wir wieder zu euch kommen”; und auch mit:<br />

„Mein Sohn, Gott wird sich ein Lämmlein zum Brandopfer ersehen!”<br />

Ja, Abraham wusste wirklich etwas über Gott, und darüber hinaus hatte<br />

er ein unerschütterliches Vertrauen in ihm, sogar als er das Messer aus<br />

der Scheide zog.<br />

Da rief ihm der Engel des HERRN vom Himmel und sprach:<br />

Abraham! Abraham! Und er antwortete: Siehe, hier bin ich! Er<br />

sprach: Lege deine Hand nicht an den Knaben und tue ihm<br />

nichts; denn nun weiß ich, daß du Gott fürchtest und hast<br />

deinen einzigen Sohn nicht verschont um meinetwillen! Da<br />

erhob Abraham seine Augen und sah hinter sich einen Widder<br />

mit den Hörnern in den Hecken verwickelt. Und Abraham ging<br />

hin und nahm den Widder und opferte ihn zum Brandopfer an<br />

Stelle seines Sohnes. (1. Mose 22, 11-13)<br />

Wir sollen auf <strong>die</strong> Tragweite der Worte Gottes aufmerksam werden,<br />

„denn nun weiß ich, dass du Gott fürchtest und hast deinen einzigen<br />

Sohn nicht verschont um meinetwillen!”<br />

Wusste Gott das nicht schon eher, besonders wenn man daran denkt,<br />

wie oft <strong>die</strong> beiden miteinander geredet hatten? Ist Gott nicht<br />

allwissend? Das ist eine gute Frage! Die Antwort darauf ist, dass Gott<br />

uns völlige Aktionsfreiheit gewährt und uns <strong>die</strong> Entscheidungswahl<br />

überlässt. Genauso war es ganz am Anfang für unsere Ureltern bei der<br />

Entscheidung zwischen den zwei Bäumen im Garten Eden. Für uns<br />

heute ist es nicht anders! Daher ist geraume Zeit von großer Bedeutung.<br />

Wir sollen uns jedoch daran erinnern, dass Gott selbst uns nie mit<br />

Bösem versucht. Jakobus drückt das sehr deutlich aus:<br />

117


Niemand sage, wenn er versucht wird: Ich werde von Gott<br />

versucht. Denn Gott ist unangefochten vom Bösen; er selbst<br />

versucht aber auch niemand. (Jakobus 1, 13)<br />

Und Jesus lehrte seinen Jüngern zu beten, „führe uns nicht in<br />

Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.” (Matthäus 6, 13). Gott<br />

ist gnädig, barmherzig und gerecht. Abrahams Argumentation mit Gott<br />

über <strong>die</strong> Städte Sodom und Gomorra beweist das. Gottes Gnade,<br />

Geduld und Langmut waren reichlich sichtbar im Gesprach mit<br />

Abraham bevor Gott das Schicksal der beiden niederträchtigen und<br />

widernatürlichen Städte entschied. Schließlich sprach Gott das Urteil,<br />

und sogar noch heute denkt man an den Ausdruck „Sodom und<br />

Gomorra” nicht nur wegen der Sünden der Städte sondern auch im<br />

Zusammenhang mit „Feuer und Schwefel”.<br />

Höchstwahrscheinlich hatten Gott und Abraham oft miteinander<br />

geredet und viele Themen diskutiert – Themen, <strong>die</strong> wir wohl gerne<br />

wissen wollen, anscheinend aber nicht zur Geschichte im 1. Buch Mose<br />

gehören. Sicherlich wurde <strong>die</strong> <strong>Auferstehung</strong> aller Menschen oft<br />

erwähnt, besonders deshalb, weil es <strong>die</strong> Leitidee – oder der rote Faden –<br />

in Gottes Plan und Werk ist. Der Brief an <strong>die</strong> Hebräer sagt doch:<br />

Es ist aber der Glaube ein Beharren auf dem, was man hofft, eine<br />

Überzeugung von Tatsachen, <strong>die</strong> man nicht sieht. Durch solchen<br />

haben <strong>die</strong> Alten ein gutes Zeugnis erhalten. (Hebräer 11, 1-2).<br />

Und <strong>die</strong>se alle, obschon sie hinsichtlich des Glaubens ein gutes<br />

Zeugnis erhielten, haben das Verheißene nicht erlangt, weil Gott<br />

für uns etwas Besseres vorgesehen hat, damit sie nicht ohne uns<br />

vollendet würden. (Hebräer 11, 39-40).<br />

Gott hatte doch versprochen, dass Abrahams Nachkommen zahlreich<br />

wie <strong>die</strong> Sterne am Himmel und wie der Sand am Rande des Meeres sein<br />

werden! Auch lesen wir, dass lange bevor Abraham „Enoch, der<br />

118


siebente nach Adam, <strong>die</strong>se Weissagung machte: Siehe, der Herr ist<br />

gekommen mit seinen heiligen Zehntausenden . . . “ (Judas 14-15).<br />

Demnach musste Abraham davon überzeugt gewesen sein, dass Gott,<br />

der zu allem fähig ist, sogar <strong>die</strong> Toten erwecken kann. Er war sich voll<br />

bewusst über <strong>die</strong> Macht und Realität der <strong>Auferstehung</strong> und wie sie in<br />

das Gewebe von Gottes Umgang mit uns, seinen Kindern, passt. Wir<br />

merken, dass Abraham einen sehr, sehr starken Glauben hatte.<br />

Mit dem Beispiel der Geschichte von Abraham und Isaak vermittelt<br />

Gott uns <strong>die</strong> Bedeutung und den Ernst seiner eigenen Erfahrung, als er<br />

als Vater <strong>die</strong> Aufopferung seines einzigen Sohnes Jesus bestimmte.<br />

Dadurch können wir den Kern und <strong>die</strong> Tiefe und den Preis des<br />

Sündopfers besser verstehen, das für uns dargebracht wurde.<br />

Genau so wie Abraham <strong>die</strong> qualvollen Gedanken sicherlich kaum<br />

unterdrücken konnte, als ihm Gott befahl, was er tun sollte, und als er<br />

seine Augen von Isaaks Antlitz abwandte, genau so müssten Gottes<br />

Gedanken gewesen sein, als er sich von seinem Sohn Jesus abwandte,<br />

der auf dem Kreuz zum Sterben bereit war. Zum ersten Mal in aller<br />

Ewigkeit war Jesus verlassen, von seinem Vater entfremdet – um unsere<br />

Sünden auf sich zu nehmen. Es war ein fürchterlicher, jedoch<br />

entscheidenter Augenblick – einmalig in der Geschichte.<br />

Und um <strong>die</strong> neunte Stunde rief Jesus mit lauter Stimme: Eli, Eli,<br />

lama sabachthani! das heißt: Mein Gott, mein Gott, warum hast<br />

du mich verlassen? (Matthäus 27, 46)<br />

Ähnliche Worte kamen vielleicht aus dem Mund Isaaks, als er sah, wie<br />

Abraham mit abgewandten Augen das Messer erhob. Isaak musste sich<br />

verlassen und allein gefühlt haben – genau so wie Jesus.<br />

Wenn wir nicht ernsthaft schätzen, wie hoch der Preis für den Vater<br />

war und was sein Sohn Jesus Christus für uns erduldete, dann fällt es<br />

uns vielleicht schwer zu verstehen, was im Herzen Gottes lag, als er<br />

119


Abraham aufforderte, in das Land Morija zu gehen (wo heute Jerusalem<br />

steht), um dort seinen einzigen geliebten Sohn Isaak aufzuopfern.<br />

Ansonsten macht Gottes Aufforderung an Abraham, seinen<br />

versprochenen Sohn zu töten, keinen Sinn! Man kann es nicht auf<br />

andere Weise erklären, denn es passt einfach zu nichts anderem als zum<br />

Leben und Werk Jesu. (Hierin sehen wir wieder ein Beispiel von einem<br />

örtlichen Ereignis mit zukünftiger Erweiterung und prophetischer<br />

Parallele.)<br />

Natürlich muss man einräumen, dass das erste Buch Mose für uns nur<br />

mit sehr breiten Pinselstrichen das „Leben in der Urzeit” malt, und<br />

natürlich erregen <strong>die</strong>se kurzen Einblicke unsere Neugier und<br />

Wissbegierde nach mehr Einzelheiten über das „Warum”.<br />

Nur wenn wir <strong>die</strong> Geschichte von Abraham, Sarah und Isaak als ein<br />

einzigartiges Wunder betrachten und als ein Bild dessen, was Gott in<br />

angemessenem Zeitraum in uns Menschen vollbringen will, dann<br />

können wir Gottes Grund besser verstehen, warum er auf <strong>die</strong>ser<br />

betimmten Art und Weise mit uns interagiert.<br />

Endlich sehen wir den größeren Punkt, das heißt, was Gott uns mit<br />

<strong>die</strong>ser Erzählung anvertraut hat, ist in Wirklichkeit seine Geschichte.<br />

Dieser Weg ist vielleicht <strong>die</strong> einzige Möglichkeit, seine tiefgründige<br />

Liebe an uns Menschen zu übermitteln. Es dauert eben, bis wir merken<br />

und fühlen, in welchem Ausmaß er bereit ist, uns zu erlösen. Dieser<br />

Prozess wird angestossen durch unser Einfühlsvermögen in Abrahams,<br />

Sarahs und Isaaks Situation und wieviel Wert wir dann darauf legen.<br />

Gott gibt uns bestimmte Versprechungen, und wir können uns darauf<br />

verlassen, dass er sie einhalten wird, zu seiner gewissen Zeit und auf<br />

seine gewisse Art. Gott erklärt, dass Jesus zur Erde zurückkehren wird.<br />

Das wird <strong>die</strong> Zeit der <strong>Auferstehung</strong> der Gerechten zur Herrlichkeit sein.<br />

Zusätzlich erklärt er, dass es eine zweite <strong>Auferstehung</strong> eintausend Jahre<br />

nach der ersten geben wird.<br />

120


Aus unserer Perspektive heute in unserer modernen Welt mögen <strong>die</strong>se<br />

Versprechungen einen weit entfernten, irrealen und unwirklichen<br />

Klang haben. Aber wenn wir glauben, was Gott sagt, volles Vertrauen<br />

zu ihm haben und unsere Augen nur auf Jesus richten, dann werden<br />

<strong>die</strong>se Versprechungen genau so wirklich und echt sein wie der<br />

Sonnenaufgang jeden Morgen. Sie waren es ganz bestimmt so für<br />

Abraham, der trotz seiner natürlichen Bedenken einfach Gott glaubte.<br />

So, zusammen mit Abraham erwarten auch wir <strong>die</strong> Erfüllung der<br />

restlichen Versprechungen Gottes.<br />

121


9<br />

Gott auferweckt <strong>die</strong> Toten<br />

Man hat vielleicht den Text eines Schlagers gehört, der den Gedanken<br />

„Gott guckt uns aus der Ferne zu” zum Ausdruck bringt. Jemand<br />

könnte sich wahrscheinlich auch vorstellen, dass Gott von seiner<br />

Schöpfung getrennt und entfernt oder sogar als abstrakte Existenz lebt.<br />

Wissenschaftliche Methodik und soziale Normen wollen das scheinbar<br />

eifrig bekräftigen. Die größten Denker mit den höchsten Intelligenzquotienten<br />

haben umfangreiche Dissertationen geschrieben, in denen<br />

sie im Grunde behaupten, dass Gott nicht existiert. Sie sagen einfach,<br />

dass wir uns über lange Zeiträume hinweg als neue Formen des Lebens<br />

entwickelt haben. So etwas soll man nicht glauben!<br />

Man soll vielmehr auf David achten, den Gott „ einen Mann nach<br />

meinem Herzen” nannte (Apostelgeschichte 13, 22). David unterstrich<br />

ganz deutlich in einem seiner Psalmen <strong>die</strong> Existenz Gottes mit <strong>die</strong>ser<br />

Feststellung: nur „ein Tor spricht in seinem Herzen: «Es ist kein Gott!»”<br />

(Psalmen 14, 1).<br />

Die Evolutionstheorie ist <strong>die</strong> größte Lüge, <strong>die</strong> jemals – wie ein Torpedo<br />

– auf <strong>die</strong> Menschheit abgefeuert wurde! Sie ist ein Blendwerk, das uns<br />

von unserer wahren Identität ablenken will und unser Endziel zu<br />

verbergen beabsichtigt. Jedes Atom im Weltall wird durch Gottes<br />

vorsätzliche Macht und aufrechterhaltende Kraft zusammengehalten.<br />

Johannes, ein Jünger Jesu, sagte <strong>die</strong>s in seiner Einleitung über Gott:<br />

Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das<br />

Wort war Gott. Dieses war im Anfang bei Gott. Alles ist durch<br />

dasselbe entstanden; und ohne dasselbe ist auch nicht eines<br />

entstanden, was entstanden ist. (Johannes 1,1-3)<br />

Der Autor des Briefes an <strong>die</strong> Hebräer ging noch einen Schritt weiter:<br />

122


Nachdem Gott vor Zeiten manchmal und auf mancherlei Weise<br />

zu den Vätern geredet hat durch <strong>die</strong> Propheten, hat er zuletzt in<br />

<strong>die</strong>sen Tagen zu uns geredet durch den Sohn, welchen er zum<br />

Erben von allem eingesetzt, durch welchen er auch <strong>die</strong><br />

Weltzeiten gemacht hat; welcher, da er <strong>die</strong> Ausstrahlung seiner<br />

Herrlichkeit und der Ausdruck seines Wesens ist und alle Dinge<br />

trägt mit dem Wort seiner Kraft . . . (Hebräer 1, 1-3)<br />

Gott ist also nicht nur Schöpfer, er hält seine Schöpfung auch instand.<br />

Wie könnte dann jemand sagen, dass Gott entfernt von all dem lebt,<br />

was er erschaffen hat? Und dass er getrennt von Menschen lebt,<br />

nachdem wir doch von besonders hoher und zentraler Bedeutung für<br />

ihn sind?<br />

Wie es im zehnten Kapitel des Evangeliums nach Matthäus steht, sagte<br />

Jesus seinen Jüngern, dass laut dem himmlischen Vater „auch alle<br />

Haare des Hauptes gezählt sind”. Er ist weder abstehend noch weit von<br />

uns entfernt. Sogar jedes kleine Vöglein kennt er, das auf <strong>die</strong> Erde fällt!<br />

Das müssen wir wissen und verstehen! Jesus hielt es für wesentlich!<br />

Seine Jünger hielten es für wichtig alles niederzuschreiben! Betreffend<br />

Leben und Tod gab Jesus uns einen tiefen Einblick mit <strong>die</strong>sen Worten:<br />

Und fürchtet euch nicht vor denen, <strong>die</strong> den Leib töten, <strong>die</strong> Seele<br />

aber nicht zu töten vermögen, fürchtet vielmehr den, welcher<br />

Seele und Leib verderben kann in der Hölle. Verkauft man nicht<br />

zwei Sperlinge um einen Pfennig? Und doch fällt keiner<br />

derselben auf <strong>die</strong> Erde ohne euren Vater. Bei euch aber sind<br />

auch <strong>die</strong> Haare des Hauptes alle gezählt. Darum fürchtet euch<br />

nicht! Ihr seid mehr wert als viele Sperlinge. (Matthäus 10, 28-<br />

31)<br />

All das offenbart einen himmlischen Vater, der mit seiner Schöpfung<br />

engstens verbunden ist und obendrein auch mit uns, seinen Kindern. Es<br />

ist unverkennbar, dass er aller Dinge gewahr ist und alles gemäß seiner<br />

Zeit und seinem Vorsatz geschieht. Es erinnert uns auch daran, dass<br />

123


unser Leben und unsere endgültige <strong>Hoffnung</strong> in seinen Händen liegen.<br />

Unser himmlischer Vater ist ein mitfühlender, liebevoller Vater und<br />

Gott, der sich um uns kümmert.<br />

Denn euer Vater weiß, was ihr bedürft, ehe ihr ihn bittet.<br />

(Matthäus 6, 8)<br />

Gott hört auf unsere Gebete. Er ist tief vertraut mit seiner Erschaffung<br />

und wirkt mit in all ihren Einzelheiten. Gott ist gar nicht so weit<br />

entfernt oder von uns getrennt, wie viele das meinen. Das Werk Gottes<br />

jetzt hier auf Erden ist vielleicht <strong>die</strong> wichtigste und bedeutsamste<br />

kreative Tätigkeit aller Zeiten. Es steht tatsächlich in der Schrift, was der<br />

Kinder Gottes wegen in der Schöpfung geschieht:<br />

Denn <strong>die</strong> gespannte Erwartung der Kreatur sehnt <strong>die</strong><br />

Offenbarung der Kinder Gottes herbei. (Römer 8, 19)<br />

Das kann man gar nicht irgendwie anders verstehen als <strong>die</strong>s: Obwohl<br />

Gott uneingeschränkte Macht hat und ihm nichts unmöglich ist und<br />

nichts seiner Aufmerksamkeit entgeht, gibt er uns totale Freiheit, das<br />

Gute oder Böse zu wählen und Entscheidungen zu treffen. Das heißt, er<br />

ist nicht ein Gott, der sich je nach Laune in unser Leben einmischt.<br />

Gott ist geduldig. Er hat er kein Interesse daran, Roboter herzustellen,<br />

<strong>die</strong> ihm „blinden Gehorsam” leisten. Er ist vielmehr daran interessiert,<br />

im größeren Laufe der Zeit seine adoptierten Kinder zu geistiger und<br />

sittlicher Reife heranzuziehen. Der weitaus wesentlichste Bestandteil,<br />

der zu so einem redlichen und heiligen Endresultat beiträgt, ist unsere<br />

„freie Wahl”! Und um unsere Entscheidungen dann fair auszuwerten,<br />

hat Gott folgende zwei Faktoren als wichtigste Einflüsse dazu gesetzt:<br />

eine bestimmte Menge Trübsal verkoppelt mit Zeit. Christen sind sich<br />

dessen bewusst, weil sie <strong>die</strong> Bestätigung des Paulus gelesen haben:<br />

124


. . . wir wissen, daß <strong>die</strong> Trübsal Standhaftigkeit wirkt; <strong>die</strong><br />

Standhaftigkeit aber Bewährung, <strong>die</strong> Bewährung aber <strong>Hoffnung</strong>;<br />

(Römer 5, 3-4)<br />

Gott gibt uns Zeit zum aufwachsen und heranreifen. Heutzutage<br />

werden <strong>die</strong> meisten Leute ungefähr siebzig Jahre alt. Zwangsläufig<br />

werden wir täglich älter und älter, bis wir unseren lezten Tag, unseren<br />

letzten Atemzug und unseren letzten Gedanken erreichen.<br />

In jenem Moment schlafen wir ein. Es ist ein tiefer, tiefer Schlaf ohne<br />

Träumen, ohne Gedanken, ohne Bewusstsein, ohne jeglichem<br />

Gewahrsein. Das soll uns nicht als bedrückend vorkommen! Bei weitem<br />

nicht! Denn <strong>die</strong> versprochene <strong>Auferstehung</strong> erwartet uns! Das bringt<br />

uns zu dem Tag, der in der Schrift als der „letzte Tag” bekannt ist. Jesus<br />

selbst hat uns das gelehrt, Johannes hat es für uns aufgeschrieben:<br />

Das ist aber der Wille des Vaters, der mich gesandt hat, daß ich<br />

nichts verliere von allem, was er mir gegeben hat, sondern daß<br />

ich es auferwecke am letzten Tage. Denn das ist der Wille<br />

meines Vaters, daß jeder, der den Sohn sieht und an ihn glaubt,<br />

ewiges Leben habe; und ich werde ihn auferwecken am letzten<br />

Tage. (Johannes 6, 39-40)<br />

Johannes erinnerte sich nochmal an <strong>die</strong> genauen Worte Jesu:<br />

Niemand kann zu mir kommen, es sei denn, daß ihn ziehe der<br />

Vater, der mich gesandt hat, und ich werde ihn auferwecken am<br />

letzten Tage. (Johannes 6, 44)<br />

Und wieder in ähnlichem Zusammenhang:<br />

Wer mein Fleisch ißt und mein Blut trinkt, der hat ewiges Leben,<br />

und ich werde ihn auferwecken am letzten Tage (Johannes 6, 54)<br />

125


Die Autorität, mit der Jesus das offeriert, ist bemerkenswert. Wir wissen<br />

doch, was <strong>die</strong> religiösen Oberhäupte seiner Zeit so sehr verärgerte –<br />

nämlich <strong>die</strong> „Ich bin” Erklärungen, <strong>die</strong> einzig und allein zu Gott<br />

gehören. „Ich bin dein Schild” sagte Gott zu Abraham. Gott sprach zu<br />

Mose: „Ich bin, der ich bin”! „Ich bin das Brot des Lebens”, sagte Jesus.<br />

Das ist <strong>die</strong> Stimme Gottes, egal, ob man das „Ich bin” dem Gott des<br />

Alten Testaments zurechnet oder dem Mann Jesus – es ist <strong>die</strong>selbe<br />

Stimme, <strong>die</strong>selbe Autorität und derselbe Zweck. Und <strong>die</strong>smal bestätigt<br />

Jesus, was er in der Zukunft tun wird: „Ich werde ihn auferwecken am<br />

letzten Tage”.<br />

Der „letzte Tag” ist der Große Tag Gottes, der Zeitraum, in dem Gott in<br />

<strong>die</strong> Missstände der Menschheit eingreift. Himmlische Heerscharen<br />

heben es in ihren Lobliedern zu Gott hervor:<br />

Wir danken dir, Herr, allmächtiger Gott, der da ist, und der da<br />

war, daß du deine große Macht an dich genommen und <strong>die</strong><br />

Regierung angetreten hast! Und <strong>die</strong> Völker sind zornig<br />

geworden, und dein Zorn ist gekommen und <strong>die</strong> Zeit der Toten,<br />

(ein griechischer Text hat: „<strong>die</strong> Zeit der Völker”) daß sie gerichtet<br />

werden, und daß du den Lohn gebest deinen Knechten, den<br />

Propheten und den Heiligen und denen, <strong>die</strong> deinen Namen<br />

fürchten, den Kleinen und den Großen, und daß du <strong>die</strong><br />

verderbest, welche <strong>die</strong> Erde verderben! Offenbarung 11, 17-18)<br />

Die Alten verstanden, was Gottes zukünftiges Werk sein wird. Zum<br />

Beispiel sagte Hiob:<br />

Wenn der Mensch stirbt, wird er wieder leben? Die ganze Zeit<br />

meines Kriegs<strong>die</strong>nstes würde ich harren, bis meine Ablösung<br />

käme. Dann würdest du rufen, und ich würde dir antworten;<br />

nach dem Werk deiner Hände würdest du dich sehnen. (Hiob<br />

14, 14-15)<br />

126


Auch für Daniel blieben viele unbeantwortete Fragen im Raum stehen,<br />

nämlich über etliche Dinge, <strong>die</strong> ihm Gott zu erkennen gegeben hatte.<br />

Einige <strong>die</strong>ser vorausgesagten ungewöhnlichen Ereignisse waren<br />

verborgen und bis auf <strong>die</strong> letzte Zeit versiegelt. Aber ein in Linnen<br />

gekleideter Mann sprach zu Daniel und beruhigte ihn:<br />

„Du aber gehe hin, bis das Ende kommt! Du darfst nun ruhen<br />

und sollst dereinst auferstehen zu deinem Erbteil am Ende der<br />

Tage.” (Daniel 12, 13)<br />

Gott gibt uns gewisse große, ausgeprägte und weitreichende<br />

Versprechungen und Verheißungen. Wir sollten Acht geben, dass wir<br />

an jedes Wort Gottes glauben – ganz egal was passiert, ganz egal wie<br />

glaubhaft oder konträr Erläuterungen und Darlegungen sein mögen.<br />

Die folgende Offenbarung gilt doch auch für uns, als der Engel dem<br />

Johannes zusicherte: „Dieses sind wahrhaftige Worte Gottes!”<br />

(Offenbarung 19, 9)<br />

Die <strong>Auferstehung</strong> Jesu hat den Weg für unsere eigene <strong>Auferstehung</strong><br />

gebahnt. Jesus ist unser Vorbote:<br />

nämlich, daß Christus leiden müsse und daß er, der Erstling aus<br />

der <strong>Auferstehung</strong> der Toten, Licht verkündigen werde dem<br />

Volke und auch den Heiden. (Apostelgeschichte 26, 23)<br />

Zehn Tage nachdem Jesus in einer Wolke in den Himmel fuhr, sagte<br />

Petrus in seiner Pfingsttag-Predigt Folgendes über Jesus von Nazareth:<br />

„Ihn hat Gott auferweckt, indem er <strong>die</strong> Bande des Todes löste,<br />

wie es denn unmöglich war, daß er von ihm festgehalten<br />

würde.” (Apostelgeschichte 2, 24)<br />

Letzten Endes ist unser Schicksal gänzlich vom Worte Gottes abhängig,<br />

von seinen Verheißungen und von seinem Willen. Natürlich<br />

127


interessieren wir uns an der Zeitplanung all <strong>die</strong>ser Dinge, genau so wie<br />

einst <strong>die</strong> Jünger von Jesus. Sie stellten oftmals <strong>die</strong> Frage „wann”.<br />

Jesus sagte von seiner Wiederkunft:<br />

„Um jenen Tag aber und <strong>die</strong> Stunde weiß niemand, auch <strong>die</strong> Engel im<br />

Himmel nicht, sondern allein mein Vater.” (Matthäus 24, 36)<br />

Der große Ausgleich für alle Menschen ist doch, dass jeder früher oder<br />

später sterben wird. <strong>Unsere</strong> einzige <strong>Hoffnung</strong> für das, was danach<br />

kommt, liegt in Jesus Christus, der der einzige Heiland der Welt ist.<br />

(Ganz im Gegensatz zum Atheismus, der uns keinerlei <strong>Hoffnung</strong> gibt). Es ist<br />

Jesus, der uns auferweckt durch den Willen und <strong>die</strong> Berufung und<br />

Erwählung seines Vaters. Wir wurden mit dem heiligen Geist, den wir<br />

erhielten, versiegelt bis auf <strong>die</strong>sen „letzten Tag”. Das ist Gottes Garantie<br />

für sein Versprechen.<br />

Der Gott aber, der uns samt euch für Christus befestigt und uns<br />

gesalbt hat, der hat uns auch versiegelt und in unsre Herzen das<br />

Pfand des Geistes gegeben. (2. Korinther 1, 21-22)<br />

Niemand kann zu mir kommen, es sei denn, daß ihn ziehe der<br />

Vater, der mich gesandt hat, und ich werde ihn auferwecken am<br />

letzten Tage. (Johannes 6, 44)<br />

Nach langwieriger Krankheit, ganz kurz bevor sie starb, erinnerte<br />

meine Mutter ihre Lieben daran, dass der Tod wie ein tiefer Schlaf sei.<br />

Sie erwartete inbrünstig den Frieden und <strong>die</strong> vollkommene Ruhe, um<br />

von ihrem erdlichen Leiden erlöst zu werden.<br />

Nach ihrem letzten Atemzug, gleich in ihrem nächsten bewussten<br />

Augenblick – der alle Zeitspannen, lang oder kurz, überspringen kann –<br />

wird sie <strong>die</strong> Stimme Jesu hören, wenn er sie ruft. Das hat sich noch nicht<br />

ereignet, denn <strong>die</strong> Wiederkunft Jesu liegt noch in unserer Zukunft –<br />

jedoch für sie wird es sein, als ob seine Wiederkehr schon erfolgt wäre.<br />

128


Wir hingegen sind immer noch in „<strong>die</strong>ser Zeit” verwickelt und aus<br />

unerer Sicht ist <strong>die</strong> <strong>Auferstehung</strong> zukünftig. Meine Mutter ist sich aber<br />

nicht bewusst, dass <strong>die</strong> Zeit vorwärts schreitet. Sie ruht, sie ist<br />

entschlafen. Jedes Mal, wenn wir ihr Grab besuchen, werden wir<br />

gestärkt und ermutigt, wenn wir <strong>die</strong> Worte auf der Bronze-Tafel lesen,<br />

“Asleep Until The Resurrection”, („Entschlafen bis zur <strong>Auferstehung</strong>”).<br />

Eines Tages – wenn Gottes Sohn endlich wieder zur Erde zurückkehrt<br />

und Menschen von ihrem Todesschlaf erwecken wird – dann wird<br />

niemand mehr an der Macht und den liebevollen Vorsatz unseres<br />

ehrfurchtgebietenden Gottes zweifeln.<br />

129


10<br />

Der Zustand der Toten<br />

Wenn sie euch aber sagen werden: Befraget <strong>die</strong><br />

Totenbeschwörer und Wahrsager, welche flüstern und<br />

murmeln, so antwortet ihnen : Soll nicht ein Volk seinen Gott<br />

befragen, oder soll man <strong>die</strong> Toten für <strong>die</strong> Lebendigen befragen?<br />

(Jesaja 8, 19)<br />

Gott stellt <strong>die</strong>se perplexe Frage an ein Volk, das er sein „eigenes” nennt!<br />

Denn wer würde im Entferntesten daran denken, sich Antworten aus<br />

der „geheimnisvollen Dunkelheit” zu holen, wenn man <strong>die</strong> Liebe, <strong>die</strong><br />

Macht, <strong>die</strong> Wahrhaftigkeit und Gerechtigkeit kennenlernen kann, <strong>die</strong><br />

den großen, lebendigen Gott verkörpern? Bedauerlicherweise ist es aber<br />

ein Beispiel, das uns Anlass zu ernsthaften Bedenken gibt. Dazu müssen<br />

wir uns in <strong>die</strong> Zeit des ersten Königs im alten Israel versetzen.<br />

Nachdem König Saul sich bewusst gegen Gott entschieden hatte, wollte<br />

er sich nicht mehr um Dinge nach dem Willen Gottes bemühen.<br />

Innerhalb kürzester Zeit hatten sich seine Lebensumstände<br />

verschlechtert. Mit einer nahe bevorstehenden Schlacht gegen <strong>die</strong><br />

Philister wusste Saul, dass er geistige Hilfe benötigte, aber gegen seine<br />

bessere Einsicht wandte er sich nicht an Gott, sondern an ein Medium,<br />

was ja in der ganzen Schrift ausdrücklich verboten ist.<br />

Da sprach Saul zu seinen Knechten: Suchet mir ein Weib, das<br />

Tote beschwören kann, daß ich zu ihr gehe und sie befrage!<br />

Seine Knechte sprachen zu ihm: Siehe, zu Endor ist ein Weib,<br />

das Tote beschwören kann! Und Saul verstellte sich und legte<br />

andere Kleider an und ging hin und zwei Männer mit ihm; und<br />

sie kamen bei Nacht zu dem Weibe. Und er sprach: Wahrsage<br />

mir doch durch Totenbeschwörung und bring mir den herauf,<br />

welchen ich dir sage!<br />

130


Das Weib sprach zu ihm: Siehe, du weißt doch, was Saul getan,<br />

wie er <strong>die</strong> Totenbeschwörer und Wahrsager aus dem Lande<br />

ausgerottet hat; warum willst du denn meiner Seele eine<br />

Schlinge legen, daß ich getötet werde? Saul aber schwur ihr bei<br />

dem HERRN und sprach: So wahr der HERR lebt, es soll dich<br />

deshalb keine Schuld treffen! (1. Samuel 28, 7-10)<br />

(König Saul hatte einmal <strong>die</strong> Wahrsager und Zeichendeuter aus dem<br />

Lande vertrieben, 1. Samuel 28, 3. Jetzt wollte er eine Wahrsagerin um<br />

Hilfe bitten.)<br />

Da sprach das Weib: Wen soll ich denn heraufbringen? Er<br />

sprach: Bring mir Samuel herauf! Als nun das Weib Samuel sah,<br />

schrie sie laut und sprach zu Saul: Warum hast du mich<br />

betrogen: Du bist ja Saul!<br />

Und der König sprach zu ihr: Fürchte dich nicht! Was siehst du?<br />

Das Weib sprach zu Saul: Ich sehe einen Gott aus der Erde<br />

heraufsteigen!<br />

Er sprach: Wie ist er gestaltet? Sie sprach: Es kommt ein alter<br />

Mann herauf und ist mit einem weiten Rock bekleidet! Da<br />

merkte Saul, daß es Samuel sei, und neigte sich mit seinem<br />

Angesicht zur Erde und bückte sich.<br />

Samuel aber sprach zu Saul: Warum störst du mich, indem du<br />

mich heraufbringen lässest? Saul sprach: Ich bin hart bedrängt;<br />

denn <strong>die</strong> Philister streiten wider mich, und Gott ist von mir<br />

gewichen und antwortet mir nicht, weder durch <strong>die</strong> Propheten,<br />

noch durch Träume; darum habe ich dich rufen lassen, damit du<br />

mir zeigest, was ich tun soll.<br />

Samuel sprach: Warum willst du denn mich fragen, da doch der<br />

HERR von dir gewichen und dein Feind geworden ist? Der<br />

HERR hat getan, wie er durch mich geredet hat, und der HERR<br />

131


hat das Reich deiner Hand entrissen und es David, deinem<br />

Nächsten, gegeben. Weil du der Stimme des HERRN nicht<br />

gehorcht und den Grimm seines Zorns wider Amalek nicht<br />

vollstreckt hast, darum hat dir der HERR jetzt solches getan.<br />

Dazu wird der HERR auch Israel und dich in <strong>die</strong> Hand der<br />

Philister geben; und morgen wirst du samt deinen Söhnen bei<br />

mir sein. Auch das Heer Israels wird der HERR in <strong>die</strong> Hand der<br />

Philister geben! (1. Samuel 28, 11-19)<br />

Ganz aus der Seele gesprochen! Was wir natürlich wissen wollen, wer<br />

war es, der zu Saul sprach? War es eine Erscheinung? War es ein böser<br />

Geist? Oder könnte es wirklich Samuel gewesen sein? Die Antwort<br />

dazu dürfen wir aber nicht außerhalb der Schrift suchen – allein <strong>die</strong><br />

Bibel ist für uns maßgebend. Das Weib schrie, als sie zweierlei Dinge<br />

gewahr wurde: erstens, dass das, was aus der Erde heraufstieg ihr als<br />

Samuel erschien; zweitens, dass es König Saul war, der sich mit anderen<br />

Kleidern verstellt hatte, um sie aufzufordern, ihm zu wahrsagen und<br />

durch Totenbeschwörung den heraufzubringen, den er wünschte.<br />

Es ist auch interessant, dass „Samuel” zu Saul sagte: „morgen wirst du<br />

samt deinen Söhnen bei mir sein.” Wo war das? Im Grab – tot,<br />

entschlafen – derselbe Ort für <strong>die</strong> Gerechten und <strong>die</strong> Ungerechten!<br />

(«und der Staub wieder zur Erde wird, wie er gewesen ist, und der<br />

Geist zu Gott zurückkehrt, der ihn gegeben hat.» Prediger 12, 7. „Geist”<br />

kann auch als „Odem” übersetzt werden: «Da bildete Gott der HERR<br />

den Menschen, Staub von der Erde, und blies den Odem des Lebens in<br />

seine Nase, und ward der Mensch eine lebendige Seele.» 1. Mose 2, 7)<br />

Samuel, ein gerechter, berufener Prophet, den Gott von Geburt zu<br />

seinem Dienst ausgesondert hatte, war tot und begraben. Er war weder<br />

im Himmel, noch im Fegefeuer oder in einer feurigen Hölle. Er war im<br />

Tod entschlafen, und <strong>die</strong>ser Text hier deutet an, dass er aus dem Schlaf<br />

gestört wurde. Die Bibel erklärt nicht, dass es wirklich nicht Samuel<br />

war. Man könnte vielleicht vermuten, dass es ein dämonischer Spuk<br />

gewesen sein könnte. Jedoch hatte es sich wahrhaftig am nächsten Tag<br />

132


herausgestellt, dass Saul und seine Söhne in der Schlacht getötet<br />

wurden. Gott warnt uns ganz ausdrücklich, dass wir nicht „<strong>die</strong> Toten<br />

für <strong>die</strong> Lebendigen befragen sollen” oder überhaupt irgendetwas mit<br />

okkulten Dingen zu tun haben. Hätte Saul nicht so dumm gehandelt,<br />

dann könnte sein Vermächtnis unter den Heiligen gewesen sein.<br />

Das elfte Kapitel des Briefes an <strong>die</strong> Hebräer ist als das<br />

„Glaubenskapitel” bekannt, und interessanterweise wird Samuel<br />

wieder unter zahllosen anderen Gläubigen eingestuft. Es ist todtraurig,<br />

dass Saul auffallend abwesend ist in <strong>die</strong>sem Verzeichnis.<br />

Und was soll ich noch sagen? Die Zeit würde mir fehlen, wenn<br />

ich erzählen wollte von Gideon, Barak, Simson, Jephta, David<br />

und Samuel und den Propheten, welche durch Glauben<br />

Königreiche bezwangen, Gerechtigkeit wirkten, Verheißungen<br />

erlangten, der Löwen Rachen verstopften. Sie haben <strong>die</strong> Gewalt<br />

des Feuers ausgelöscht, sind des Schwertes Schärfe entronnen,<br />

von Schwachheit zu Kraft gekommen, stark geworden im Streit,<br />

haben der Fremden Heere in <strong>die</strong> Flucht gejagt (Hebräer 11, 32-<br />

34)<br />

Hatten sie zur Zeit ihres Todes „das verheißene ewige Erbe<br />

empfangen”? Gewiss nicht, wie wir in den nächsten Versen lesen.<br />

Und <strong>die</strong>se alle, obschon sie hinsichtlich des Glaubens ein gutes<br />

Zeugnis erhielten, haben das Verheißene nicht erlangt, weil Gott<br />

für uns etwas Besseres vorgesehen hat, damit sie nicht ohne uns<br />

vollendet würden. (Hebräer 11, 39-40)<br />

Es ist sehr wichtig, dass wir das richtig verstehen. Die Gerechten haben<br />

noch nicht ihr Erbe von Gott empfangen! Samuel, zum Beispiel, starb<br />

als getreuer Mann Gottes; Saul hingegen starb mit Sünden beladen und<br />

entfremdet von Gott. Beide jedoch liegen in ihren Gräbern, entschlafen<br />

bis zum heutigen Tag. Der Tod ist ein großer Ausgleich, egal welch ein<br />

Lebensstil geführt wurde. Unser Gott ist aber nicht unfair, sondern fair:<br />

133


Das (juristische) Rechtsprechen erfolgt für jedermann nicht zur Zeit des<br />

Todes, sondern zur Zeit der <strong>Auferstehung</strong>! In einer ersten <strong>Auferstehung</strong><br />

werden <strong>die</strong> Gerechten zum ewigen Leben aufwachen, später dann <strong>die</strong><br />

Ungerechten zu einer Zeit des Gerichts.<br />

Jesus selbst sagt uns das! Hören wir doch dem Gespräch zu, das er mit<br />

der trauernden Martha hatte, als er dabei war, Lazarus zu einem<br />

gesunden körperlichen Leben aufzuwecken.<br />

Jesus spricht zu ihr: Dein Bruder soll auferstehen!<br />

Martha spricht zu ihm: Ich weiß, daß er auferstehen wird in der<br />

<strong>Auferstehung</strong> am letzten Tage.<br />

Jesus spricht zu ihr: Ich bin <strong>die</strong> <strong>Auferstehung</strong> und das Leben.<br />

Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt; und jeder,<br />

der da lebt und an mich glaubt, wird in Ewigkeit nicht sterben.<br />

Glaubst du das? (Johannes 11, 23-26)<br />

Was hatte Jesus gemeint mit: „Wer an mich glaubt, wird leben, auch<br />

wenn er stirbt; und jeder, der da lebt und an mich glaubt, wird in<br />

Ewigkeit nicht sterben”?<br />

In Ewigkeit nicht sterben? Ich hatte doch gerade beim Begräbnis meiner<br />

Mutter amtiert. Sie war über drei Jahre lang krank gewesen. Als sich<br />

meine Familie abschließend in der Kapelle des Bestattungsinstituts<br />

versammelte, um mein Mütterlein zum letzten Mal „anzuschauen”,<br />

stand ich in schweigender Trauer bei ihrem Sarg. Meine Mutter war<br />

eine Frau von stillem Glauben gewesen. Sie hatte mir vor einigen<br />

Wochen das griechische Wort „anástasis”, <strong>Auferstehung</strong>, beigebracht.<br />

Jetzt war sie aber tot – offiziell bescheinigt tot. Wie ich sie so sah, kam<br />

sie mir nicht wie meine Mutter vor. Sie lag regungslos da. Was hatte<br />

Jesus denn gemeint: „der da lebt und an mich glaubt, wird in Ewigkeit<br />

nicht sterben”? Meine Muter war doch gestorben und mein Vater hatte<br />

eine Tafel aus Bronze mit folgender Inschrift bestellt: „Domna Klassek,<br />

1932-2009, Asleep Until The Resurrection (Entschlafen bis zur<br />

134


<strong>Auferstehung</strong>)”. Diese Inschrift reflektiert, was Jesus gemeint hat: dass<br />

meine Mutter in der ersten <strong>Auferstehung</strong> aus ihrem Grab hervorgehen<br />

und dann einig mit Jesus in aller Ewigkeit leben wird.<br />

Die Bibel weist wirklich auf etliche gute Anhaltspunkte hin, <strong>die</strong> uns <strong>die</strong><br />

Implikationen der <strong>Auferstehung</strong> besser verstehen lassen.<br />

Die Römer hatten den alternden Johannes, der einer der ersten Jünger<br />

Jesu war, ins Exil auf <strong>die</strong> Insel Patmos verbannt. Diese Beraubung<br />

seiner Freiheit entfremdete ihn zwangsweise von seiner Seelsorgearbeit.<br />

Solche Isolation hatte ihn wahrscheinlich sehr bedrückt. Aber Jesus<br />

erschien ihm gerade während <strong>die</strong>ser Zeit auf Patmos. Johannes hat<br />

<strong>die</strong>se Begegnung und <strong>die</strong> ausführlichen Visionen festgehalten. Er<br />

beschrieb, wie Jesus – als „Lamm” bezeichnet – das fünfte Siegel öffnete<br />

und damit eine Zeit weltweiter, Gott-gewollter Vergeltung ankündigte.<br />

Und als es das fünfte Siegel öffnete, sah ich unter dem Altar <strong>die</strong><br />

Seelen derer, <strong>die</strong> hingeschlachtet worden waren um des Wortes<br />

Gottes willen und um des Zeugnisses willen, das sie hatten. Und<br />

sie riefen mit lauter Stimme und sprachen: Wie lange, o Herr, du<br />

Heiliger und Wahrhaftiger, richtest du nicht und rächst nicht<br />

unser Blut an denen, <strong>die</strong> auf Erden wohnen? Und es wurde<br />

einem jeden von ihnen ein weißes Kleid gegeben, und es wurde<br />

ihnen gesagt, daß sie noch eine kleine Zeit ruhen sollten, bis<br />

auch ihre Mitknechte und ihre Brüder vollendet wären, <strong>die</strong> auch<br />

sollten getötet werden, gleichwie sie. (Offenbarung 6, 9-11)<br />

Es war eine Vision – vielleicht vergleichbar mit einem lebhaften Traum.<br />

Es ist interessant, dass <strong>die</strong> Seelen der Gerechten, <strong>die</strong> getötet worden<br />

waren, mit lauter Stimme riefen! Daraus kann man schliessen, dass sie<br />

dringend auf Gottes Gerechtigkeit warten! Aber es wurde ihnen gesagt,<br />

sie müßten noch eine kleine Zeit Geduld haben.<br />

Soll man das wörtlich, sinngemäß oder metaphorisch verstehen? Die<br />

Offenbarung enthält ja so viel farbenreichen Symbolismus – zum<br />

135


Beispiel wird feine Leinwand mit der Gerechtigkeit der Heiligen<br />

gleichgestellt (Offenbarung 19, 8). Jedenfalls erfahren wir aus <strong>die</strong>sen<br />

Versen, dass zu <strong>die</strong>sem Zeitpunkt in der prophetischen Offenbarung<br />

den übriggebliebenen Gläubigen noch ein Märtyrium bevorsteht.<br />

Wie auch immer wir Gottes Offenbarungen interpretieren mögen, wir<br />

alle kommen letztendlich bei <strong>die</strong>ser Vision zu einer gemeinsamen<br />

Feststellung – dass <strong>die</strong> Anwesenheit von Seelen unter dem Altar eine<br />

gänzlich überirdische Situation ist und weitgehend außerhalb unserer<br />

Kapazität und Perspektive unseres Begriffsvermögens liegt. Diese<br />

Schilderung führt uns aber zu einem Vers im 1. Buch Mose, nämlich als<br />

der HERR zu Kain sprach: „Was hast du getan? Die Stimme des Blutes<br />

deines Bruders schreit zu mir von der Erde!” (1. Mose 4, 10). Obwohl<br />

das eine Art Redewendung ist, sie drückt sehr starke und ergreifende<br />

Gefühle aus!<br />

Ein schneller Blick in den Brief an <strong>die</strong> Hebräer zeigt einen interessanten<br />

Vergleich zwischen dem Alten und Neuen Testament:<br />

Sondern ihr seid gekommen zu dem Berge Zion und zu der<br />

Stadt des lebendigen Gottes, dem himmlischen Jerusalem, und<br />

zu Zehntausenden von Engeln, zur Festversammlung und<br />

Gemeinde der Erstgeborenen, <strong>die</strong> im Himmel angeschrieben<br />

sind, und zu Gott, dem Richter über alle, und zu den Geistern<br />

der vollendeten Gerechten und zu Jesus, dem Mittler des neuen<br />

Bundes, und zu dem Blut der Besprengung, das Besseres redet<br />

als Abels Blut. (Hebräer 12, 22-24)<br />

Auffällig ist, dass wir gleichzeitig „zu Gott” und „zu den Geistern der<br />

vollendeten Gerechten” kommen. Passend dazu gibt uns ein weiser<br />

Prediger des Alten Testamentes <strong>die</strong>se Worte über den Tod:<br />

Und der Staub wieder zur Erde wird, wie er gewesen ist, und<br />

der Geist zu Gott zurückkehrt, der ihn gegeben hat. (Prediger 12,<br />

7)<br />

136


Ist es nicht bemerkenswert, dass „der Geist [offensichtlich aller<br />

Menschen] zu Gott zurückkehrt, der ihn gegeben hat”? Das erinnert uns<br />

an <strong>die</strong> Schöpfung: der Odem des Lebens, den Gott in Adams Nase blies,<br />

ist der Odem (oder Atem), der uns unverwechselbar eine menschliche<br />

lebendige Seele macht. Dieser Atem, den wir beim Sterben „ausatmen<br />

(oder exhalieren)”, kehrt dann zu Gott zurück.<br />

Die breiten Pinselstriche der Bibel zeigen uns eine göttliche Realität, <strong>die</strong><br />

viel größer ist als unsere menschliche – und mit der wir stets mühsam<br />

ringen müssen, um sie ganz zu verstehen. Theologen haben es versucht<br />

und Leute viel weiser als ich haben dann Behauptungen und<br />

Darstellungen und Glaubensbekenntnisse formuliert, mit denen sie sich<br />

wagen, Dinge quantitativ festzulegen, <strong>die</strong> viel zu groß für uns sind.<br />

Über eins können wir aber absolut sicher sein: Gott hat einen<br />

absichtlichen Plan für uns – und das müssen wir einfach glauben!<br />

Dieser Glaube gibt uns dann <strong>Hoffnung</strong>. Diese <strong>Hoffnung</strong> ist verkörpert<br />

in der Person Jesus Christus und in seiner Botschaft und seinem<br />

Rettungswerk. Er ist der Weg! Er ist unsere <strong>Hoffnung</strong>!<br />

Wir brauchen den Tod nicht fürchten, denn von all dem, was wir aus<br />

der Schrift erkennen können, ähnelt der Tod dem Schlaf. Es ist ein<br />

Schlaf, aus dem uns <strong>die</strong> Stimme Gottes erwecken wird. Aber was einige<br />

faszinierende Einzelheiten in unserer Zukunft betrifft, na, da müssen<br />

wir eben darauf warten.<br />

137


11<br />

Außerkörperliche Erlebnisse<br />

Wenn man in irgendeiner Buchhandlung herumschmökert oder auf<br />

dem Internet nach „außerkörperlichen Erlebnissen“ oder „Nahtod<br />

Erfahrungen” sucht, dann wird man wohl überrascht sein, wie oft und<br />

wie viel darüber geschrieben wurde.<br />

Da kann man buchstäblich dutzende von modernen sogenannten<br />

seriösen Büchern finden, <strong>die</strong> sich mit Erlebnissen von Leuten befassen,<br />

<strong>die</strong> angeblich tot gewesen, aber nach einer beträchtlichen Zeit von<br />

Besinnungslosigkeit wieder zu sich gekommen waren, um zu berichten,<br />

wie es ihnen „im Himmel” – „im Jenseits” – erging.<br />

Man kann Bezeugungen oder Dokumentationen von Leuten lesen, <strong>die</strong><br />

sich nach ihrem „Absterben” daran erinnern konnten, wie sie in<br />

Richtung einer Lichtquelle gezogen wurden und dann <strong>die</strong><br />

höchstmögliche Wonne im Beisein des Herrn erlebten. Einige konnten<br />

Stimmen hören, andere sahen Engel oder ihre verstorbenen Freunde<br />

oder endlose Wiesen voller farbenprächtiger Blumen. Andere hingegen<br />

behaupteten, wie sie unsichtbar im Krankenhaus herumschwebten und<br />

von oben auf „sich selbst” regungslos auf dem Bett liegend herunter<br />

schauen konnten, während sie sich voll bewusst waren über <strong>die</strong><br />

Einzelheiten ihres Hinscheidens. Weiter erzählten sie, wie sie – jetzt<br />

aber <strong>die</strong> tote Person im Bett – plötzlich wieder zu einem normalen<br />

Leben aufwachten, um ihr großes Erlebnis zu berichten.<br />

Natürlich sollen wir fragen, wie all das mit der Bibel übereinstimmt.<br />

Gibt es irgendetwas im Worte Gottes, das uns überzeugen könnte, dass<br />

solche Erlebnissen wahr sind oder nicht?<br />

Vielleicht wäre es am besten, sofort mit Details über den Tod und <strong>die</strong><br />

<strong>Auferstehung</strong> Jesu Christi anzufangen. Was finden wir dort?<br />

138


Direkt neben Jesus wurden zwei andere Männer gekreuzigt – gemeine<br />

Verbrecher, <strong>die</strong> auf strengster Art und Weise bestraft wurden, indem sie<br />

laut römischem Gesetz an ein Kreuz (oder einen Pfahl) genagelt<br />

wurden. Wahrscheinlich waren sie nur wenige Stunden vor ihrem Tod,<br />

als einer Jesus schmähte, aber der andere Jesus um etwas bat:<br />

Und er sprach zu Jesus: Herr, gedenke meiner, wenn du zu<br />

deiner Königswürde kommst!<br />

Und Jesus sprach zu ihm: Wahrlich, ich sage dir heute, du wirst<br />

mit mir im Para<strong>die</strong>se sein! (Lukas 23, 42-43)<br />

[Zu beachten: da es im griechischen Originaltext kein Komma gibt, ist<br />

wegen der griechischen Wort-Reihenfolge ein Komma nach "heute"<br />

eine viel bessere deutsche Übersetzung.]<br />

Und sofort tauchen zwei Fragen auf: erreichte der reuevolle Verbrecher<br />

das Para<strong>die</strong>s am selben Tag? Außerdem, was genau hatte Jesus mit<br />

Para<strong>die</strong>s gemeint? Um <strong>die</strong>se Fragen richtig zu beantworten, müssen wir<br />

zuerst prüfen, was der Tod eigentlich ist. Das Grab kann doch bestimmt<br />

nicht als Para<strong>die</strong>s bezeichnet werden! Die Schrift nennt den Tod ganz<br />

passend einen Feind; es steht in der Schrift: „der Tod ist der Sünde<br />

Sold” – und wir alle bekommen, was wir ver<strong>die</strong>nt haben, nämlich den<br />

Tod. Wir wurden als sterbliche Menschen geschaffen, dem Tode<br />

unterworfen. Aber <strong>die</strong> Gnadengabe Gottes ist das ewige Leben in Jesus<br />

Christus, durch ihn sind wir teuer erkauft worden. Der Tod ist ganz<br />

andersartig, er hat überhaupt keine Herrlichkeit. Kurz gesagt, er ist<br />

unser Feind! Der Tod ist also keine glückselige Freilassung in <strong>die</strong><br />

Präsenz Gottes – <strong>die</strong> Schrift zeigt uns etwas ganz anderes! Und Jesus<br />

wusste genau, was auf ihn zukam! Er war dem Tod nah, ebenso wie <strong>die</strong><br />

beiden Verbrecher.<br />

Was Jesus dem reuevollen Verbrecher vermittelte war <strong>die</strong> Tatsache,<br />

dass seine Sünden durch Jesus vergeben waren, dass seine Reue und<br />

Glaube akzeptierbar waren, und dass er ganz gewiss zur Herrlichkeit<br />

auferstehen werde, um auf alle Ewigkeit mit Jesus im Para<strong>die</strong>s zu sein.<br />

139


Das Wesentliche <strong>die</strong>ser erfreulichen Aussage von Jesus ist doch <strong>die</strong>s: du<br />

weisst schon heute, dass deine Zukunft im Vergleich mit der brutalen,<br />

qualvollen und blutigen Gegenwart ein Para<strong>die</strong>s für dich sein wird.<br />

Wenn wir glauben wollen, dass Jesus starb und sofort im nächsten<br />

Augenblick verklärt im Himmel bei seinem Vater war – was heutzutage<br />

eine sehr populäre Meinung ist – dann sollen wir erst mal weiterlesen.<br />

Im 20. Kapitel des Evangeliums nach Johannes lesen wir, wie am ersten<br />

Tag der Woche – den wir gewöhnlich als Sonntag bezeichnen – Maria<br />

Magdalena vor der Gruft stand, in <strong>die</strong> der Leib Jesu gelegt worden war.<br />

Sie weinte, denn der Stein vor der Gruft war hinweggerollt und <strong>die</strong><br />

Gruft war leer. Weinend bückte sie sich in <strong>die</strong> Gruft und sah dort zwei<br />

Engel in weißen Kleidern. Diese sprachen zu ihr: Weib, was weinst du?.<br />

Sie fragte nicht, wer <strong>die</strong>se Engel denn sein könnten oder was sie mit den<br />

Vorkommnissen zu tun hätten. Mit tränenvollen Augen drückte sie nur<br />

ihre Trauer und Fassungslosigkeit aus.<br />

Sie spricht zu ihnen: Sie haben meinen Herrn weggenommen,<br />

und ich weiß nicht, wo sie ihn hingelegt haben! (Johannes 20, 13)<br />

Wir sollen genau beachten, was dann geschah. Als sie das gesagt hatte,<br />

drehte sie sich um und sah noch jemand anders dort stehen. Sie meinte,<br />

es wäre der „Gärtner” – wusste also noch nicht, dass es Jesus war.<br />

Wie reagierte Jesus in <strong>die</strong>sem Moment? Er stellte zuerst <strong>die</strong>selbe Frage<br />

wie <strong>die</strong> Engel, fügte aber gleich eine zweite hinzu:<br />

Jesus spricht zu ihr: Weib, was weinst du? Wen suchst du?<br />

Sie meint, es sei der Gärtner, und spricht zu ihm: Herr, hast du<br />

ihn weggetragen, so sage mir, wo du ihn hingelegt hast, so will<br />

ich ihn holen!<br />

Jesus spricht zu ihr: Maria! Da wendet sie sich um und spricht<br />

zu ihm: Rabbuni! (das heißt: Meister!). (Johannes 20, 15-16)<br />

140


Beim Durchlesen der Schrift werden wir eventuell merken, wie oft Gott<br />

genau den richtigen Zeitpunkt aussucht, um uns Menschen kritische<br />

Fragen zu stellen. Einerseits zeigt er uns, dass er ein großes Interesse<br />

daran hat, unsere eigenen Perspektiven zu erproben, andererseits uns<br />

zu helfen, für seine geschickten Fragen <strong>die</strong> richtigen Antworten zu<br />

finden, falls wir in irgendeiner Zwickmühle oder Gewissensnot sind.<br />

Maria konnte Jesus nicht erkennen, als er sie in der allgemein üblichen<br />

Weise mit „Weib” anredete, aber als er – genau wie oft zuvor – ihren<br />

persönlichen Namen „Maria” aussprach, da erkannte sie ihn sofort. In<br />

<strong>die</strong>sem emotionalen Moment wandte sie sich um, trat zu ihm – ihn zu<br />

umarmen? – und rief: „Rabbuni”! Seine Worte stoppten sie aber:<br />

Rühre mich nicht an, denn ich bin noch nicht aufgefahren zu<br />

meinem Vater. Gehe aber zu meinen Brüdern und sage ihnen:<br />

Ich fahre auf zu meinem Vater und eurem Vater, zu meinem<br />

Gott und eurem Gott. (Johannes 20, 17)<br />

Für uns ist <strong>die</strong>se Aussage sehr wichtig! Jesus musste Marias Umarmung<br />

aus besonders dringlichen Gründen ablehnen. Warum? Weil Jesus an<br />

<strong>die</strong>sem frühen Morgen noch im Begriff war, das Unvollendete zu<br />

vollenden! Jesus trug doch unsere Sünden (1. Petrus 2, 24) und ist für<br />

uns gestorben (1. Korinther 15, 3), um uns als reiner und perfekter<br />

Erstgeborner unter vielen Brüdern (Römer 8, 29) mit Gott zu versöhnen<br />

(Römer 5, 10-11).<br />

Ein letzter Schritt war also an <strong>die</strong>sem <strong>Auferstehung</strong>s-Morgen noch<br />

nötig: er musste vor seinem himmlischen Vater als perfekte „Erstlingsgarbe”<br />

präsentiert werden (parallel zu der Erstlingsgarbe der Priester<br />

des Alten Testamentes, siehe Kapitel 4 <strong>die</strong>ses Buches). Dadurch wurde<br />

Jesus ein neuer „Hoherpriester der zukünftigen Güter, und ist durch eine<br />

größere und vollkommenere Hütte eingegangen” (Hebräer 9, 11-12, Luther).<br />

Die Ereignisse <strong>die</strong>ses Tages waren also der Reihenfolge nach: zuerst sah<br />

Maria Jesus. Dann fuhr er zum Himmel, um vor seinem Vater zu<br />

141


erscheinen. Danach kehrte er am selben Tag noch zur Erde zurück.<br />

Seine Jünger gaben ihm gebratenen Fisch und Honigwaben und er<br />

nahm es und aß es vor ihnen, und – anders als am frühen Morgen mit<br />

Maria – er ließ sich jetzt anrühren. (Lukas 24, 42; Matthäus 28, 9)<br />

Ein wichtiger Punkt wird uns ganz klar, wenn wir all <strong>die</strong>se Ereignisse<br />

zusammenfassend überprüfen: Jesus hatte während der drei Tage<br />

seines Todes alsolut keine „überirdischen” oder „himmlischen”<br />

Erlebnisse gehabt! Er lag hundert-prozentig tot in einem entschlafenen<br />

Stand in der Gruft, „im Schoß der Erde”– drei Tage und drei Nächte<br />

lang. Dies war das einzige Zeichen, dass Jesus je als Beweis gab, dass er<br />

der echte Messias war. Hatte er irgendeine direkte Verbindung mit dem<br />

Himmelreich während <strong>die</strong>ser Zeit? Laut der Worte Jesu, keineswegs! Zu<br />

Maria hatte er doch gesagt, dass er noch nicht in den Himmel zu seinem<br />

Vater aufgefahren war, „zu meinem Gott und eurem Gott”.<br />

Zwei andere Hypothesen müssen erwähnt und widerlegt werden.<br />

Erstens, Jesus lag nicht temporär bewusstlos drei Tage lang mit einem<br />

noch klopfenden Herzen da – wie manche behauptet haben – und ist<br />

dann wieder zu sich gekommen!<br />

Zweitens, zu vermuten, dass Jesus während der drei Tage und drei<br />

Nächte in der Gruft bei vollem Bewusstsein war, würde buchstäblich<br />

<strong>die</strong> christliche Kerntatsache verleugnen, dass er für unsere Sünden<br />

gestorben ist. Erinnern wir uns doch daran, dass laut der Bibel der Tod<br />

wirklich ein Feind ist – „der letzte Feind” (1. Korinther 15, 26) – und<br />

nicht eine gnädige, gesegnete Erlösung in ein anderes Bewusstsein.<br />

Wenn man also für unser Thema ausschließlich das Zeugnis Jesu als<br />

maßgebend ansieht, kann man nur zu dem Fazit kommen, dass alle<br />

„Nahtod Erfahrungen” und alle „außerkörperlichen Erlebnisse” – <strong>die</strong><br />

oft eine private „Himmelfahrt” mit persönlichen „Himmelkenntnissen”<br />

beschreiben – lediglich als medizinische oder neurologische<br />

Einzelphänomene zu bewerten sind.<br />

142


Obwohl wir <strong>die</strong> Ansichten, Meinungen und Erfahrungen von anderen<br />

Leuten respektieren müssen, sollte sich jedoch unser generelles<br />

Verständnis von all <strong>die</strong>sen Dingen dem höheren Beweis direkt aus der<br />

Schrift fügen. Dieses Prinzip wird auch in einem alten Kirchenlied<br />

betont. Viele werden sich an <strong>die</strong> widerhallenden Worte <strong>die</strong>ser Hymne<br />

erinnern können: „Auf Christi Felsen nur ich steh’, denn and’res bald<br />

im Sand vergeh’.” Jesus allein ist unser Felsen! Alles über <strong>die</strong> Lehre Jesu<br />

hinaus muss als das behandelt werden, was es wirklich ist – nämlich<br />

unwürdig und jeder Grundlage entbehrend.<br />

Also kurz nochmal: laut der Schrift war Jesus gestorben, im Tod<br />

entschlafen, und nach drei Tagen und drei Nächten wieder auferweckt<br />

worden durch <strong>die</strong> Kraft Gottes.<br />

Aber wie kann man dann <strong>die</strong> Bibelverse erklären, <strong>die</strong> immer wieder<br />

zietiert werden und scheinbar doch irgendeinen Aspekt von<br />

„überirdischen” Ereignissen nach dem Tod andeuten – wenigstens zu<br />

einem gewissen Grad? Zum Beispiel erwähnte Paulus: « Wir sind aber<br />

guten Mutes und wünschen vielmehr, aus dem Leibe auszuwandern<br />

und heimzukehren zu dem Herrn » (2. Korinther 5, 6-8). Was hatte<br />

Paulus damit gemeint und wie sollen wir das interpretieren?<br />

Weiterhin, wie soll man das Gleichnis verstehen, in dem ein Gespräch<br />

hin und her geht zwischen Abraham und dem reichen Mann nachdem<br />

beide schon lange tot waren? Soll das bedeuten, dass sich <strong>die</strong> Toten<br />

miteinander unterhalten?<br />

Oder was bedeutet <strong>die</strong> Rede Jesu mit Mose und Elia, als er auf einem<br />

hohen Berg verklärt wurde und sein Angesicht wie <strong>die</strong> Sonne leuchtete<br />

und seine Kleider weiß wurden wie das Licht? Für einen kurzen<br />

Augenblick waren Petrus, Jakobus und Johannes doch Augenzeugen<br />

von <strong>die</strong>ser Unterhaltung, jedoch im nächsten Moment war nur noch<br />

Jesus da. Konnten Mose und Elia buchstäblich bei vollem Bewusstsein<br />

mit Jesus sprechen, obwohl sie sicherlich gestorben waren?<br />

143


Ein weiteres Beispiel wären <strong>die</strong> Verse im ersten Brief des Apostels<br />

Petrus, wo Jesus zu den Geistern im Gefängnis predigte. Hier wird<br />

sofort ein Zusammenhang mit dem Tod und der <strong>Auferstehung</strong> Jesu<br />

vermutet und verteidigt. Aber was will <strong>die</strong>se Passage wirklich sagen<br />

und wie hatten sie <strong>die</strong> ursprünglichen Empfänger des Briefes<br />

verstanden? Es gibt natürlich eine ganze Menge Interpretierungen<br />

<strong>die</strong>ser Verse.<br />

Oberflächlich gelesen erscheinen <strong>die</strong> obigen Beispiele ziemlich<br />

glaubwürdig und könnten uns somit fast überreden, dass es nach dem<br />

Tode doch irgendein „körperloses” Leben oder Bewusstsein gibt.<br />

Alternativ könnte man <strong>die</strong>se Beispiele als einen Widerspruch zum elften<br />

Kapitel des Briefes an <strong>die</strong> Hebräer sehen, dass uns ausdrücklich erklärt,<br />

dass <strong>die</strong> Getreuen und Gläubigen während ihres Lebens und nach<br />

ihrem Hinscheiden „das Verheißene nicht erlangt haben”.<br />

Um <strong>die</strong>se Passagen richtig zu verstehen, müssen wir zuerst mal fragen:<br />

was ist der eigentliche Zweck <strong>die</strong>ser Gleichnisse, Exemplare und<br />

Hinweise? Warum sind sie überhaupt in der Bibel angegeben und wie<br />

wurden sie von den ersten Jüngern und Aposteln interpretiert?<br />

Meinte Paulus wirklich, dass wir aus unserem Leibe auswandern und<br />

unmittelbar zu dem Herrn heimkehren können? Die Antwort ist: nein!<br />

2. Korinther 12, 1-4 hilft uns, das Rätsel zu lösen – wir lernen:<br />

(a) Paulus beschrieb eine Vision, „Erscheinungen und Offenbarungen<br />

des Herrn” (Vers 1 und Vers 2), <strong>die</strong> „14 Jahre vorher” passierten.<br />

(b) Im selben Brief – nur etliche Absätze eher – ist 2. Korinther 5, 6-8,<br />

auch ein Rückblick auf <strong>die</strong>se Vision.<br />

(c) Äusserst wichtig ist, dass <strong>die</strong>se drei Verse, <strong>die</strong> besonders oft zietiert<br />

werden, keinen Zeitpunkt angeben!<br />

(d) Es ist also eine große Annahme, dass alles sofort beim Sterben<br />

geschieht (man darf doch nicht einem Brief entnehmen, was gar nicht<br />

darin steht).<br />

144


(e) Ein deutlicher Hinweis auf den Zeitpunkt ist jedoch im<br />

vorhergehenden Vers 4 enthalten:<br />

(f) Wenn „das Sterbliche vom Leben verschlungen” wird, lernen wir aus<br />

Vers 4! Dies hatte Paulus schon in seinem ersten Brief (1. Korinther 15,<br />

55) ähnlich ausgedrückt: 5 «Der Tod ist verschlungen in Sieg! Tod, wo<br />

ist dein Stachel? Totenreich, wo ist dein Sieg?»<br />

(g) Wann wird <strong>die</strong>ses „Verschlingen” stattfinden? Vers 22: „ denn<br />

gleichwie in Adam alle sterben, so werden auch in Christus alle<br />

lebendig gemacht werden. Ein jeglicher aber in seiner Ordnung: ”<br />

(Frage: wäre eine „Ordnung” nötig, wenn das immer normal beim Sterben<br />

passieren würde?)<br />

(h) Details über <strong>die</strong> Ordnung folgen: „Als Erstling Christus, darnach<br />

<strong>die</strong>, welche Christus angehören, bei seiner Wiederkunft; hernach das<br />

Ende, wenn er das Reich Gott und dem Vater übergibt, wenn er abgetan<br />

hat jede Herrschaft, Gewalt und Macht. Denn er muß herrschen, «bis er<br />

alle Feinde unter seine Füße gelegt hat». Als letzter Feind wird der Tod<br />

abgetan.” (23-26).<br />

Es gibt also eine bestimmte Reihenfolge, um das Verheißene – das<br />

„außerhalb des Leibes” liegt – zu erhalten. Paulus glaubte aus tiefstem<br />

Herzen an Gottes Versprechungen, <strong>die</strong> alle leiblichen, physischen<br />

Erlebnisse überschreiten werden. Keinesfalls erklärte er, dass wir uns<br />

zur Zeit des Todes in völlig bewusste, entkörperlichte Geister<br />

verwandeln.<br />

Petrus berichtete über Jesus: „er wurde getötet nach dem Fleisch, aber<br />

lebendig gemacht nach dem Geist” (1. Petrus 3, 18-19), was einfach den<br />

Tod Jesu und seine <strong>Auferstehung</strong> nach drei Tagen und drei Nächten<br />

beschrieb. Petrus sagte nicht, dass Jesus nach seinem Tod den Geistern<br />

im Gefängnis predigte.<br />

Das Gleichnis vom reichen Mann und vom armen Lazarus war eben<br />

nur ein „Gleichnis”, dass Jesus benutzte, um den einen wesentlichen<br />

Punkt hervorzuheben, der am Ende aus dem Munde Abrahams kam:<br />

145


«Wenn sie auf Mose und <strong>die</strong> Propheten nicht hören, so würden sie sich<br />

auch nicht überzeugen lassen, wenn einer von den Toten auferstände.»<br />

Das Wesentliche in der Schilderung der Verklärung ist <strong>die</strong>s: Jesus wollte<br />

seinen Jüngern <strong>die</strong> neue Tatsache einprägen, dass sie jetzt ihre<br />

Aufmerksamkeit und ihr Hauptaugenmerk auf Jesus richten sollten,<br />

nicht mehr auf Mose und Elia – obwohl Mose das gesamte Gesetz<br />

repräsentierte und Elia ein Hauptprophet war. (Daher sagte Jesus auch,<br />

er sei nicht gekommen, das Gesetz oder <strong>die</strong> Propheten aufzulösen!) Die<br />

flüchtige Vision hatte nicht den Zweck, zu bezeugen, dass Mose und<br />

Elia jetzt gemeinsam mit dem verklärten Jesus coexistierten. Als <strong>die</strong><br />

Vision vorbei war, sprach eine Stimme aus der Wolke abschließsend:<br />

„Dies ist mein lieber Sohn, an welchem ich Wohlgefallen habe; auf den<br />

sollt ihr hören!”<br />

Johannes konnte wahrscheinlich am besten verstehen, was mit einer<br />

Vision gemeint war, denn er schrieb in der Offenbarung Jesu Christi:<br />

„Ich war im Geist am Tage des Herrn”. Einerseits könnte man das so<br />

interpretieren, dass <strong>die</strong> Vision am wöchentlichen Sabbat stattfand.<br />

Andererseits passt es viel besser, den Tag des Herrn als den „großen<br />

und schrecklichen Tag des Herrn” anzusehen. Dies ist <strong>die</strong> Zeit – wie<br />

man es anderswo in der Schrift erklärt findet – wenn <strong>die</strong> Regierung<br />

Gottes anbricht und er Recht und Gerechtigkeit für jedermann auf<br />

Erden schaffen wird. Dass eine Vision einem Traum ähnelt, wird<br />

bestätigt, wenn wir lesen, wie Johannes unkontrollierbar weinte (wie<br />

wir vielleicht in einem Traum):<br />

Und ich weinte sehr, daß niemand würdig erfunden wurde, das<br />

Buch zu öffnen noch hineinzublicken. (Offenbarung 5, 4)<br />

Aus unerschöpflicher Weisheit macht Gott oft ausgiebigen Gebrauch<br />

von sinnbildlicher Darstellung, Metapher oder einer bestimmten<br />

Ausdrucksweise, um eine Wahrheit zu übermitteln – eine Wahrheit, <strong>die</strong><br />

wir sonst wahrscheinlich nicht verstehen würden. So hatte zum Beispiel<br />

<strong>die</strong> Vision des Petrus im 10. Kapitel der Apostelgeschichte gar nichts<br />

146


damit zu tun, ob man unreine Tiere neuerdings essen darf, egal ob sie<br />

kriechend, fliegend oder vierfüßig sind. (Gott wusste, dass Petrus<br />

Gemeines und Unreines nie essen würde). Der Zweck der Vision war,<br />

Petrus zur Einsicht zu bringen – als erster unter den Juden – dass er <strong>die</strong><br />

Heiden ebenfalls als Brüder einreihen sollte, denn bis zu <strong>die</strong>sem<br />

Zeitpunkt hatten <strong>die</strong> Juden alle Nichtjuden als unrein eingestuft. Wie<br />

der Textzusammenhang zeigt, hatte Gott überhaupt keine Absicht, <strong>die</strong><br />

alten Diätvorschriften abzuändern.<br />

Die Vision des Ezechiel ist ein Gegenteil dazu. Die ganze Darstellung<br />

war eine eindeutige, zusammenhängende Botschaft, <strong>die</strong> – obwohl sie<br />

<strong>die</strong> damalige Generation betraf – doch eine zutreffende Resonanz für<br />

<strong>die</strong> Zukunft findet, weil Gott im Zusammenhang mit der <strong>Auferstehung</strong><br />

sagte, „und ihr sollt erfahren, daß ich der HERR bin, wenn ich eure<br />

Gräber auftue und euch, mein Volk, aus euren Gräbern führen werde”.<br />

Leider haben viele religiöse Leute starke – aber nicht sehr hilfreiche –<br />

Neigungen, „persönliche geistige Manifestationen” zu erleben. Sie<br />

fühlen sich unzulänglich und minderwertig, wenn sie keine Träume<br />

träumen, keine Stimmen hören oder den Geist nicht fühlen können.<br />

Es gibt sehr populäre Glaubensgemeinschaften im Christentum, <strong>die</strong><br />

zum Beispiel einen außergewöhnlichen Schwerpunkt darauf legen, „mit<br />

Zungen zu reden”. In anderen gibt es Spontanheilungen bei<br />

Großveranstaltungen. Wieder andere spezialisieren sich auf<br />

prophetische Äußerungen und so weiter. In gewissem Sinne ist es<br />

unsere natürliche Reaktion, heute dasselbe zu erwarten, wenn wir in<br />

der Bibel so viele Illustrationen von „übernatürlichen Vorkommnissen”<br />

finden. Zum Beispiel lesen wir, wie eine Axt auf dem Wasser schwebte;<br />

ein feuriger Wagen erschien; Trinkwasser plötzlich aus einem harten<br />

Felsen quellte; <strong>die</strong> Sonne still stand, das Wasser des Roten Meeres<br />

geteilt wurde; ein toter Mann wegen Elias wieder lebendig wurde;<br />

Menschen himmlische Träume hatten und so weiter und so fort.<br />

147


Wenn man aber andauernd geistige „Manifestationen” oder<br />

„Erscheinungen” sucht, gelegentlich wird sich das Reich der Geister<br />

öffnen. Man läuft dann aber <strong>die</strong> Gefahr, nicht hinreichend ausgerüsted<br />

zu sein, um Wahrheit von Lügen zu unterscheiden oder das Licht von<br />

Dunkelheit. Die Schrift warnt uns doch, dass der Satan sich selbst in<br />

einen Engel des Lichts verkleiden kann! (2. Korinther 11, 14). Erinnern<br />

wir uns an Eva, <strong>die</strong> so leicht verführt wurde. Jesus hingegen war sich<br />

des Teufels Trickbetrugs voll bewusst, als er von ihm versucht wurde.<br />

Wir brauchen keine besonderen Methoden, um Gott zu finden. Schon<br />

im Alten Testament erinnert er uns daran, dass er nicht weit weg ist:<br />

Ihr werdet mich suchen und finden, wenn ihr mich von ganzem<br />

Herzen suchen werdet. (Jeremia 29, 13)<br />

Jesus lehrte dasselbe: <strong>die</strong> Gegenwart Gottes ist auch heute erreichbar:<br />

Wenn jemand mich liebt, so wird er mein Wort befolgen, und<br />

mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen<br />

und Wohnung bei ihm machen. (Johannes 14, 23)<br />

In den folgenden Versen sprach Jesus vom heiligen Geist. Die<br />

ermutigenden Worte von Jesus „wir werden zu ihm kommen und<br />

Wohnung bei ihm machen” ist eine Zusicherung der persönlichen,<br />

tiefen Verbundenheit und Gemeinschaft von Mensch mit Gott. Es ist ein<br />

absolutes Versprechen, dass es Gottes Wunsch ist, sehr nahe zu uns zu<br />

sein. Und das übertrifft alles andere, was unser menschliches Leben zu<br />

bieten hat. Es gibt wirklich nichts besseres in unserem normalen<br />

Tagesablauf als den himmlischen Vater und Jesus nahe zu haben!<br />

Diese enge Einheit würde durch <strong>die</strong> Kraft des heiligen Geistes eine<br />

weitere Einheit ermöglichen: brüderliche Einheit unter Christen! Und so<br />

eine manifestierte Reflektion der göttlichen Vater-Sohn-Einheit ist das<br />

noble und hohe Missonsziel, wozu Jesus uns einige Kapitel später<br />

auffordert:<br />

148


« Ich bitte aber nicht für <strong>die</strong>se allein, sondern auch für <strong>die</strong>,<br />

welche durch ihr Wort an mich glauben werden, auf daß sie alle<br />

eins seien, gleichwie du, Vater, in mir und ich in dir; auf daß<br />

auch sie in uns eins seien, damit <strong>die</strong> Welt glaube, daß du mich<br />

gesandt hast », (Johannes 17, 20-21).<br />

Wer möchte schon nicht daran teilnehmen? Es trumpft alle privaten<br />

überirdischen Erlebnisse! Die Schrift ist <strong>die</strong> Gesamtsumme der<br />

Offenbarung Gottes für unseren Lebenswandel. Wer auch immer neue<br />

Ideen oder neue Worte hinzufügt, <strong>die</strong> darüber hinaus gehen, formuliert<br />

nur eine ineffektive Spontanhypothese. Gott hat uns viele gewisse<br />

Sicherheiten gegeben, aber es gibt noch andere Dinge, <strong>die</strong> großenteils<br />

ein Geheimnis verbleiben – das müssen wir akzeptieren.<br />

Die Geheimnisse sind des HERRN, unseres Gottes, <strong>die</strong><br />

geoffenbarten Dinge aber sind für uns und unsere Kinder<br />

bestimmt ewiglich, damit wir alle Worte <strong>die</strong>ses Gesetzes tun.<br />

(5. Mose 29, 29)<br />

Paulus bestätigt das in seinem Brief an <strong>die</strong> Gläubigen in Korinth:<br />

Wir sehen jetzt durch einen Spiegel wie im Rätsel, dann aber<br />

von Angesicht zu Angesicht; jetzt erkenne ich stückweise, dann<br />

aber werde ich erkennen, gleichwie ich erkannt bin.<br />

(1. Korinther 13, 12)<br />

Zur Zeit des Paulus wurden Spiegel aus hochglanzpoliertem Messing<br />

hergestellt. Sie erreichten nicht <strong>die</strong> Klarheit und Deutlichkeit unserer<br />

modernen Spiegel, <strong>die</strong> eine Beschichtung aus Quecksilber haben.<br />

Wegen des Spiegelbeispiels merken wir, dass sogar der höchstfähige<br />

Apostel Paulus bereit war, recht bescheiden zuzugeben, dass wir so<br />

manches nur stückweise erkennen können.<br />

Aber ein unrüttelbares Kernwissen haben wir alle und das ist <strong>die</strong>s: es<br />

wird ein Leben nach <strong>die</strong>sem Leben geben! Paulus verglich <strong>die</strong><br />

149


Transzendenz <strong>die</strong>ses Lebens mit Samen in der Erde: Du Gedankenloser,<br />

was du säst, wird nicht lebendig, es sterbe denn! ”, (1. Korinther<br />

15, 36). Ähnlich wird unser irdischer Körper eines Tages in ein neues<br />

Leben verwandelt werden – das heißt, ein ewiges Leben für <strong>die</strong><br />

Gerechten; denn Gott schuf den Menschen „ihm zum Bilde” und Gott<br />

hat ein ewiges Leben.<br />

Als er uns schuf, „blies er den Odem des Lebens” in unsere Nase. Ist es<br />

nicht hochinteressant, dass <strong>die</strong>s in dem verhältnismäßig kurzen<br />

Überblick der Schöpfungsgeschichte erwähnt wurde? Eine vielsagende<br />

zweite Eintragung finden wir viel später – woraus wir erkennen, dass<br />

das Werk der totalen Schöpfung der Kinder Gottes noch nicht vollendet<br />

ist. Jesus „hauchte” seine Jünger an (Johannes 20, 22) und sagte, sie<br />

sollten den heiligen Geist empfangen.<br />

<strong>Unsere</strong> christliche Einsicht, dass wir Menschen Gott reflektieren was<br />

Intellekt, Selbstbewusstsein und Gefühlsäußerungen betrifft, ist den<br />

Wissenschaftlern ganz rätselhaft. Medizinische Forschung hat erfolglos<br />

versucht, unser Bewusstsein zu isolieren und zu verstehen. Gott hat uns<br />

mit etwas ausgestattet, das wir nicht sehen können. Es ist vergleichbar<br />

mit dem Wind, und ein gedankenvoller Prediger schrieb:<br />

Und der Staub wieder zur Erde wird, wie er gewesen ist und der<br />

Geist zu Gott zurückkehrt, der ihn gegeben hat. (Prediger 12, 7)<br />

Es gibt noch zusätzliche Hinweise auf „den Geist des Menschen”:<br />

Denn ich hadere nicht ewig und zürne nicht ohne Ende; denn<br />

ihr Geist würde vor mir verschmachten und <strong>die</strong> Seelen, <strong>die</strong> ich<br />

gemacht habe. (Jesaja 57, 16)<br />

Nimmst du ihren Odem weg, so vergehen sie und werden<br />

wieder zu Staub; sendest du deinen Odem aus, so werden sie<br />

erschaffen, und du erneuerst <strong>die</strong> Gestalt der Erde. (Psalmen 104,<br />

29-30)<br />

150


Der Autor des Briefes an <strong>die</strong> Hebräer formulierte als erster <strong>die</strong> Phrase<br />

„Geister der vollendeten Gerechten”. Er wies auf <strong>die</strong> Realität der auf<br />

uns bezüglichen Versprechen hin, <strong>die</strong> <strong>die</strong> alten Hebräer einfach nicht<br />

richtig verstehen konnten. Jesus ist der Mittler einer besseren <strong>Hoffnung</strong><br />

und eines besseren Bundes, verbunden mit absoluten Versicherungen:<br />

. . . sondern ihr seid gekommen zu dem Berge Zion und zu der<br />

Stadt des lebendigen Gottes, dem himmlischen Jerusalem, und<br />

zu Zehntausenden von Engeln, zur Festversammlung und<br />

Gemeinde der Erstgeborenen, <strong>die</strong> im Himmel angeschrieben<br />

sind, und zu Gott, dem Richter über alle, und zu den Geistern<br />

der vollendeten Gerechten und zu Jesus, dem Mittler des neuen<br />

Bundes, und zu dem Blut der Besprengung, das Besseres redet<br />

als Abels Blut. (Hebräer 12, 22-24)<br />

Wie sehr sehnen wir uns danach, <strong>die</strong>se zukünftigen Dinge noch viel<br />

vollständiger zu verstehen, das heißt, alles, was wir versucht haben hier<br />

wahrheitsgemäss zu beschreiben – all das, worauf wir durch unseren<br />

Glauben vertrauen, dass es eines Tages wirklich geschehen wird.<br />

Zu unserem Trost gibt es aber sehr vieles, das wir zuversichtlich als<br />

Anker ansehen können. Nochmal zusammengefasst: wir wissen, dass<br />

Gott uns geschaffen hat. Wir wissen, dass Menschen sterblich sind. Wir<br />

wissen, dass der Tod ein Feind ist. Wir verstehen, dass der Todesstand<br />

vergleichbar ist mit Schlaf. Aus <strong>die</strong>sem Schlaf werden wir durch <strong>die</strong><br />

Stimme Gottes auferweckt werden. Wir wissen, dass Jesus „der Urheber<br />

ewigen Heils geworden” ist, wie auch „Anfänger und Vollender des<br />

Glaubens”. Wir wissen, dass Gott uns auf <strong>die</strong>selbe Art und Weise<br />

auferwecken wird, wie er Christus so herrlich auferweckte. Wir wissen,<br />

dass wir als Kinder Gottes eines Tages unsterblich sein werden.<br />

Was Gott uns versprochen hat ist so großartig, dass wir bescheiden<br />

zugeben müssen, nur das zu wissen, was er auserwählt hat, uns durch<br />

das Zeugnis der Schrift zu enthüllen. Wenn man zusätzlich unsere<br />

151


menschlichen Tendenzen berücksichtigt, dann werden alle weiteren<br />

Spekulationen und Mutmaßungen keinerlei Vorteile haben.<br />

152


12<br />

<strong>Unsere</strong> größte <strong>Hoffnung</strong><br />

Eine erstaunliche Herausforderung erschien vor kurzem in dem Buch<br />

„Erstaunt über <strong>Hoffnung</strong> – Himmel neu durchdacht, <strong>die</strong> <strong>Auferstehung</strong><br />

und <strong>die</strong> Aufgabe der Kirche”. Darin wird <strong>die</strong> heutzutage am weitesten<br />

verbreitete Meinung, was nach dem Tode passiert, intensiv unter <strong>die</strong><br />

Lupe genommen. Der Autor, N.T. (Tom) Wright, ist ein angesehener<br />

Theologe; er ist der Erzbischof von Durham der Anglikanischen Kirche.<br />

Auch stellt er verblüffende, wichtige Fragen über unseren Glauben.<br />

Unter der Überschrift „Die Leitfragen” schreibt er auf Seite 27:<br />

Meine Kirche, <strong>die</strong> Anglikanische Kirche, ein Teil der weltweiten<br />

Anglikanischen Gemeinschaft, hält allgemein, dass ihre<br />

Glaubenslehre eine schicklich zusammengetragene Mischung<br />

aus Schrift, Tradition und gesundem Verstand ist.<br />

Ich möchte hier behaupten, dass ein geraumes Maß unserer<br />

aktuellen Meinung über den Tod und das Nachleben nicht aus<br />

ebensolchen stammt, sondern eher aus Impulsen in der Kultur,<br />

<strong>die</strong> bestenfalls lockere, halbchristliche Traditionen sind. Diese<br />

müssen wir jetzt im reinen Licht der Schrift nachprüfen. In<br />

Wirklichkeit lehrt <strong>die</strong> Bibel allerlei über das Nachleben, wovon<br />

aber leider <strong>die</strong> Mehrzahl aller Christen und nahezu alle nicht-<br />

Christen nie etwas gehört haben.<br />

Wright schreibt weiterhin:<br />

Zweitens, haben wir unsterbliche Seelen, und wenn ja, was sind<br />

sie? Immer wieder hat so viel christliche und sub-christliche<br />

Tradition vermutet, dass wir wirklich Seelen haben, <strong>die</strong> gerettet<br />

werden müssen, und dass <strong>die</strong> Seele, sobald sie gerettet ist, ein<br />

Stück von uns sein wird, das zur Zeit unseres Ablebens zum<br />

153


Himmel fährt. Jedoch findet all das minimalen Beweis im Neuen<br />

Testament, einschließlich der Lehre Jesu, worin das Wort Seele<br />

(an den seltenen Stellen, wo es vorkommt) eigentlich alte,<br />

grundlegende hebräische oder aramäische Wörter reflektiert.<br />

Diese beziehen sich nicht auf ein bewusstes, entkörperlichtes<br />

Wesen, das innerhalb des Gehäuses eines Wegwerf-Körpers<br />

verborgen ist, sondern vielmehr auf das, was wir als einen<br />

vollkommenen Menschen oder eine vollkommene Persönlichkeit<br />

beschreiben würden – immer unserem Gott gegenübergestellt.<br />

Die ehrlichen Auslegungen <strong>die</strong>ses Buches über <strong>die</strong>se Themen sind eine<br />

bemerkenswerte Abweichung vom herkömmlichen Denken. Sie<br />

präsentieren uns so manche Ansichten, <strong>die</strong> jeder selbst mit der Schrift<br />

vergleichen sollte.<br />

Wright fasst seine Gedanken auf Seite 29 so zusammen:<br />

Die endgültige <strong>Hoffnung</strong> für <strong>die</strong> Zukunft verbleibt eine<br />

erstaunliche Überraschung, teilweise weil wir nicht wissen,<br />

wann sie eintreffen wird und teilweise weil wir nur Bilder und<br />

Metaphern für sie haben und wir daher annehmen müssen, dass<br />

<strong>die</strong> Realität sogar viel größer und viel erstaunlicher sein wird.<br />

Wir hoffen, dass Wrights geistiges Werk ein Anstoss für weitere<br />

revolutionäre Forschung sein wird, <strong>die</strong> sich genauso nach den klaren<br />

und offenbarten Prinzipien der Bibel richtet.<br />

Aber was <strong>die</strong> <strong>Auferstehung</strong> aller Menschen betrifft, können wir schon<br />

heute gründlich verstehen und zu Herzen nehmen, denn wir haben das<br />

für uns absolut ausreichende Zeugnis Jesu. Einmal haben wir all das, was<br />

über Jahrtausende und Zivilisationen hindurch in der Schrift treu<br />

aufgezeichnet und bewahrt wurde. Zusätzlich haben wir aber auch das<br />

Ausgießen des heiligen Geistes, der unsere adoptierte Kindschaft zu<br />

Gott als Vater schon heute bestätigt. Es ist tatsächlich der heilige Geist,<br />

der unsere gegenwärtige <strong>Hoffnung</strong> bestärkt, indem er – wenn wir in<br />

154


<strong>die</strong>sem Leben seine Führung annehmen – uns für jenen großen Tag in<br />

der Zukunft „versiegelt” (Epheser 1, 13). Paulus erklärte das den<br />

Gläubigen in Rom wie folgt und deshalb haben auch wir <strong>die</strong>se Einsicht:<br />

Denn wenn ihr nach dem Fleische lebet, so müßt ihr sterben;<br />

wenn ihr aber durch den Geist <strong>die</strong> Geschäfte des Leibes tötet, so<br />

werdet ihr leben. Denn alle, <strong>die</strong> sich vom Geiste Gottes leiten<br />

lassen, sind Gottes Kinder. (Römer 8, 13-14)<br />

Und nicht nur sie, sondern auch wir selbst, <strong>die</strong> wir <strong>die</strong><br />

Erstlingsgabe des Geistes haben, auch wir erwarten seufzend <strong>die</strong><br />

Sohnesstellung, <strong>die</strong> Erlösung unsres Leibes. Denn auf <strong>Hoffnung</strong><br />

hin sind wir errettet worden. Eine <strong>Hoffnung</strong> aber, <strong>die</strong> man sieht,<br />

ist keine <strong>Hoffnung</strong>; denn was einer sieht, das hofft er doch nicht<br />

mehr! Wenn wir aber auf das hoffen, was wir nicht sehen, so<br />

warten wir es ab in Geduld. Ebenso kommt aber auch der Geist<br />

unserer Schwachheit zu Hilfe. (Römer 8, 23-26)<br />

Mit der Wiederkehr Jesu wird unsere jetzige <strong>Hoffnung</strong> in eine<br />

wunderbare Wirklichkeit verwandelt werden. Diese wird ganz gewiss<br />

viel größer und besser und viel herrlicher sein als irgendetwas, das wir<br />

uns heute vorstellen können. Paulus drückte es so aus:<br />

Wie geschrieben steht: «Was kein Auge gesehen und kein Ohr<br />

gehört und keinem Menschen in den Sinn gekommen ist, was<br />

Gott denen bereitet hat, <strong>die</strong> ihn lieben», hat Gott uns aber<br />

geoffenbart durch seinen Geist; denn der Geist erforscht alles,<br />

auch <strong>die</strong> Tiefen der Gottheit.<br />

Denn welcher Mensch weiß, was im Menschen ist, als nur der<br />

Geist des Menschen, der in ihm ist? So weiß auch niemand, was<br />

in Gott ist, als nur der Geist Gottes. Wir aber haben nicht den<br />

Geist der Welt empfangen, sondern den Geist aus Gott, so daß<br />

wir wissen können, was uns von Gott gegeben ist; (1. Korinther<br />

2, 9-12)<br />

155


Heutzutage brauchen wir nicht unser Leben lang ohne Verständnis<br />

dessen wandeln, was Gott mit uns vorhat und was er macht. Zweifellos<br />

müssen wir äußerst gut mit dem bekannt sein, was in der Bibel steht.<br />

Wenn wir uns betend an Gott wenden, müssen wir ihn um geistliches<br />

Einsehen bitten. Das wird der Anfang unserer Erkenntnis sein, dass<br />

alles in der Bibel zusammenfließt: <strong>die</strong> Ereignisse, <strong>die</strong> Persönlichkeiten<br />

und <strong>die</strong> Lehren und Anweisungen für gute menschliche Lebensweise.<br />

Wir können uns dann <strong>die</strong> Moralvorstellungen zu eigen machen, <strong>die</strong> mit<br />

den längst vergangenen Ereignissen verbunden waren. Wir werden<br />

über Voraussagungen lesen und über deren Erfüllungen – und uns<br />

dann vielleicht über <strong>die</strong> wundern, <strong>die</strong> noch nicht erfüllt sind. Aber am<br />

wichtigsten ist <strong>die</strong>s: wir werden merken, dass Jesus immer eine zentrale<br />

Rolle spielt, egal ob wir das 1. Buch Mose oder <strong>die</strong> Offenbarung lesen.<br />

Das Lesen gibt uns aber eine zunehmende Vertrautheit mit der Schrift,<br />

und mit der zusätzlichen direkten Hilfe von Jesus können wir dann all<br />

unsere täglichen Aspirationen auf einer absolut sicheren Realität<br />

verankern! Danach, durch <strong>die</strong> Kraft des in uns wohnenden heiligen<br />

Geistes, vermögen wir logischerweise an <strong>die</strong> buchstäbliche und<br />

herrliche Wiederkunft Jesu zu glauben, <strong>die</strong> dann <strong>die</strong> wunderbare<br />

<strong>Auferstehung</strong> aller Gerechten herbeiführen wird. An dem Tag werden<br />

wir endlich direkt vor Gott stehen, heilig und schuldlos! Und <strong>die</strong> größte<br />

<strong>Hoffnung</strong> unserer Träume wird endlich Wirklichkeit werden. Wir<br />

werden zum „Maße der vollen Größe Christi” gelangen. Dies ist das<br />

große Endziel der Menschheit: zu verherrlichtem göttlichem Geschlecht<br />

zu gehören, in Ewigkeit Kinder Gottes zu sein und an der Herrlichkeit<br />

Jesu Christi teilzuhaben, wie in der Bibel beschrieben:<br />

. . . bis daß wir alle zur Einheit des Glaubens und der Erkenntnis<br />

des Sohnes Gottes gelangen und zum vollkommenen Manne<br />

werden, zum Maße der vollen Größe Christi; (Epheser 4, 13)<br />

Aber mehr: wir halten auch an der <strong>Hoffnung</strong> fest für all <strong>die</strong>, <strong>die</strong> in<br />

<strong>die</strong>sem Leben nie Gott kennenlernen konnten, von denen das herrliche<br />

Licht Gottes durch ein abscheuliches teuflisches Blendwerk verborgen<br />

156


war. Wir haben schon festgestellt, dass Gott alle Menschen wieder zum<br />

Leben auferwecken wird. Dazu gehört natürlich unser Freund Larry,<br />

bei dessen Beerdigung vielleicht Zweifelgedanken über seine Zukunft<br />

hochkamen. Auch <strong>die</strong> neun Jahre alten Zwillingsschwestern gehören<br />

dazu, <strong>die</strong> in dem entsetzlichen Unfall auf der Autobahn umkamen.<br />

Dasselbe gilt auch für den jungen Bösewicht, der von der Polizei<br />

erschossen wurde. Alle <strong>die</strong>se werden wieder auferstehen, jedoch nicht<br />

zur sofortigen Verdammnis, sondern um vor Gott ein Leben zu führen,<br />

das dann gerecht gerichtet werden kann.<br />

Ein Gedanke bringt uns große Freude und inneren Frieden: eines Tages<br />

werden alle Menschen <strong>die</strong> Gelegenheit haben, <strong>die</strong> Wahrheit <strong>die</strong>ser<br />

tollkühnen Behauptung von Jesus einzusehen:<br />

„Ich bin der Weg und <strong>die</strong> Wahrheit und das Leben; niemand<br />

kommt zum Vater, denn durch mich!” (Johannes 14, 6)<br />

Bis unsere <strong>Hoffnung</strong> Wirklichkeit wird am Tage der Wiederkunft Jesu,<br />

mögen wir <strong>die</strong>se tröstenden Worte Jesu im Herzen behalten:<br />

Siehe, ich komme bald und mein Lohn mit mir, um einem<br />

jeglichen zu vergelten, wie sein Werk sein wird. (Offenbarung<br />

22, 12)<br />

Möge <strong>die</strong> <strong>Hoffnung</strong> auf eine gerechte und höchst gnadenvolle Zukunft<br />

eine Erleuchtung im Leben unserer Leser herbeiführen. Möge <strong>die</strong>se<br />

Erleuchtung eine inspirierende Ermutigung zum Glauben an einen<br />

liebevollen Gott erwecken! Paulus nennt ihn den „Gott der <strong>Hoffnung</strong>” –<br />

einer <strong>Hoffnung</strong>, <strong>die</strong> wir schon heute erleben können! Sehnen wir uns<br />

nicht alle nach Frieden und Freude? Hier ist <strong>die</strong> allerbeste Nachricht –<br />

heute genauso überströmend motivierend wie damals für Paulus:<br />

Der Gott der <strong>Hoffnung</strong> aber erfülle euch mit aller Freude und<br />

mit Frieden im Glauben, daß ihr überströmet an <strong>Hoffnung</strong>, in<br />

der Kraft des heiligen Geistes! (Römer 15, 13)<br />

157


13<br />

Ach, übrigens . . .<br />

Wir müssen noch kurz eine interessante Bibelgeschichte erwähnen:<br />

Zu jener Zeit hörte der Vierfürst Herodes das Gerücht von Jesus.<br />

Und er sprach zu seinen Dienern: Das ist Johannes der Täufer;<br />

der ist von den Toten auferstanden; darum sind auch <strong>die</strong> Kräfte<br />

wirksam in ihm! (Matthäus 14, 1-2)<br />

Herodes hatte Johannes den Täufer getötet; <strong>die</strong>se grauenhafte<br />

Geschichte steht in den nächsten zehn Versen im 14. Kapitel von<br />

Matthäus. Was uns besonders neugierig macht, ist <strong>die</strong> Antwort auf <strong>die</strong><br />

Frage: warum nahm Herodes an, dass Jesus eigentlich Johannes war,<br />

ein von den Toten auferstandener Johannes? Wollte Herodes einfach<br />

sein schlechtes Gewissen beschwichtigen? Versuchte er, ein<br />

scharfsinniges politisches Manöver zu inszenieren? Oder glaubte er<br />

wirklich an <strong>die</strong> <strong>Auferstehung</strong>? Johannes hatte ja immer ein hohes<br />

Ansehen als Prophet unter den Mengen genossen, und jetzt hatte sich<br />

Jesus einen ähnlichen großen Ruhm erworben. Die Nachricht von dem<br />

großen Einfluß der Lehren Jesu und den Wunderkräften, mit denen er<br />

wirkte, hatte sich wie ein Lauffeuer in der ganzen Gegend verbreitet.<br />

Jesus und Johannes waren Vettern. Ihre Mütter, Maria und Elisabeth,<br />

hatten ein gutes, nahes Verhältnis zu einander. Wir wissen nicht sehr<br />

viel über <strong>die</strong> Jugendjahre der beiden Knaben. Beide waren ungefähr<br />

dreißig Jahre alt, als Johannes Jesus den Massen vorstellte: „Siehe, das<br />

Lamm Gottes, welches <strong>die</strong> Sünde der Welt hinwegnimmt!” (Johannes 1,<br />

29)<br />

Als Jesus später mal den Täufer Johannes erwähnte, schrieb er ihm das<br />

legendäre Renommee zu, dass er im Geist und in der Kraft Elias sei.<br />

Dazu müssen wir folgendes untersuchen:<br />

158


Jesus nahm einmal drei Jünger mit sich auf einen hohen Berg – Petrus,<br />

Jakobus und Johannes (<strong>die</strong>s war nicht Johannes der Taufer). Jesus<br />

wurde vor ihnen verklärt, und sein Angesicht leuchtete wie <strong>die</strong> Sonne,<br />

und seine Kleider wurden weiß wie das Licht, und es erschienen ihnen<br />

Mose und Elia, <strong>die</strong> mit ihm redeten. Danach, als <strong>die</strong> vier den Berg<br />

hinabgingen, hatten <strong>die</strong> Jünger verständlicherweise einige Fragen:<br />

Und als sie den Berg hinabgingen, gebot ihnen Jesus und sprach:<br />

Sagt niemandem von dem Gesichte, bis des Menschen Sohn von<br />

den Toten auferstanden ist!<br />

Und seine Jünger fragten ihn und sprachen: Warum sagen denn<br />

<strong>die</strong> Schriftgelehrten, daß zuvor Elia kommen müsse?<br />

Jesus aber antwortete und sprach zu ihnen: Elia kommt freilich<br />

und wird alles in den rechten Stand setzen; ich sage euch aber,<br />

daß Elia schon gekommen ist; und sie haben ihn nicht<br />

anerkannt, sondern mit ihm gemacht, was sie wollten. Also wird<br />

auch des Menschen Sohn von ihnen leiden müssen.<br />

Da verstanden <strong>die</strong> Jünger, daß er zu ihnen von Johannes dem<br />

Täufer redete. (Matthäus 17, 9-13)<br />

Tatsächlich hatte ein Engel schon vor der Geburt des Täufers zu seinem<br />

Vater Zacharias vorausgesagt, daß sein Sohn sein Leben lang „im Geist<br />

und in der Kraft Elias” wirken würde. (Lukas 1, 13-17)<br />

Wir sollen beachten, dass Jesus zwei Dinge über Elia betonte. Erstens:<br />

„Elia kommt freilich und wird alles in den rechten Stand setzen.”<br />

Zweitens: „Elia ist schon gekommen . . . “<br />

Jesus redete hier scheinbar von einer zukünftigen Wiedererscheinung<br />

eines „Elias”, sowie auch von einem gegenwärtigen Elia, nämlich<br />

Johannes den Täufer. Biblisch-prophetische Terminologie wird oft<br />

159


durch Dualität charakterisiert, das heißt, Vorkommnisse aus der<br />

Vergangenheit werden einen noch zukünftigen Widerhall haben.<br />

Elia unterschied sich von anderen Leuten, da er einen härenen Mantel<br />

und einen ledernen Gürtel um seine Lenden trug. Er war ein manchmal<br />

wortkarger und ungezügelter Mann, aber unvergesslich wegen seiner<br />

außergewöhnlichen, gottgegebenen Kraft. Einmal war er daran<br />

beteiligt, als das Feuer des HERRN vom Himmel herab auf <strong>die</strong><br />

Propheten des Baals fiel, und ein andermal befahl er, dass drei Jahre<br />

lang weder Tau noch Regen falle, es sei denn, dass er es sage!<br />

Johannes der Täufer stach wegen ähnlichen Besonderheiten hervor, wie<br />

zum Beispiel: er hatte ein Kleid aus Kamelhaaren und einen ledernen<br />

Gürtel um seine Lenden und seine Speise waren Heuschrecken und<br />

wilder Honig. Er mag wohl etwas „redseliger” als Elia gewesen sein –<br />

was aber dazu beigetragen hatte, dass Herodes ihn ins Gefängnis warf.<br />

Was einen zukünftigen Elia betrifft, da brauchen wir nur das letzte<br />

Buch der Bibel aufzuschlagen. Dort zeigt uns schon der erste Vers den<br />

Sinn und Zweck <strong>die</strong>ses Buches:<br />

Offenbarung Jesu Christi, welche Gott ihm gegeben hat, seinen<br />

Knechten zu zeigen, was bald geschehen soll; (Offenbarung 1, 1)<br />

Es gibt uns also einen Blick in <strong>die</strong> Zukunft, und wir lernen, dass gegen<br />

Ende <strong>die</strong>ses Zeitalters zwei Propheten (oder Zeugen) auf der Bühne des<br />

Weltgeschehens erscheinen werden:<br />

Und ich will meinen zwei Zeugen verleihen, daß sie weissagen<br />

sollen tausendzweihundertsechzig Tage lang, angetan mit<br />

Säcken.<br />

Das sind <strong>die</strong> zwei Ölbäume und <strong>die</strong> zwei Leuchter, <strong>die</strong> vor dem<br />

Herrn der Erde stehen. Und wenn jemand sie schädigen will,<br />

160


geht Feuer aus ihrem Munde und verzehrt ihre Feinde; und<br />

wenn jemand sie schädigen will, muß er so getötet werden.<br />

Diese haben Macht, den Himmel zu verschließen, damit kein<br />

Regen falle in den Tagen ihrer Weissagung; und sie haben<br />

Macht über <strong>die</strong> Gewässer, sie in Blut zu verwandeln und <strong>die</strong><br />

Erde mit allerlei Plagen zu schlagen, so oft sie wollen.<br />

Und wenn sie ihr Zeugnis vollendet haben, wird das Tier, das<br />

aus dem Abgrund heraufsteigt, mit ihnen Krieg führen und sie<br />

überwinden und sie töten.<br />

Und ihre Leichname werden auf der Gasse der großen Stadt<br />

liegen, welche im geistlichen Sinne Sodom und Ägypten heißt,<br />

wo auch ihr Herr gekreuzigt worden ist.<br />

Und viele von den Völkern und Stämmen und Zungen werden<br />

ihre Leichname sehen, drei Tage lang und einen halben, und<br />

werden ihre Leichname nicht in ein Grab legen lassen.<br />

Und <strong>die</strong> auf Erden wohnen, werden sich über sie freuen und<br />

frohlocken und werden einander Geschenke schicken, weil <strong>die</strong>se<br />

zwei Propheten <strong>die</strong> Bewohner der Erde gepeinigt hatten.<br />

Und nach den drei Tagen und einem halben kam der Geist des<br />

Lebens aus Gott in sie, und sie traten auf ihre Füße, und eine<br />

große Furcht überfiel <strong>die</strong>, welche sie sahen.<br />

Und sie hörten eine laute Stimme vom Himmel her, <strong>die</strong> zu ihnen<br />

sprach: Steiget hier herauf! Da stiegen sie in den Himmel hinauf<br />

in der Wolke, und ihre Feinde sahen sie. (Offenbarung 11, 3-12)<br />

Gegen Ende <strong>die</strong>ses Zeitalters wird es den zwei Zeugen, oder Propheten,<br />

zugeschrieben, dass sie Ereignisse in Gang setzen werden, <strong>die</strong> nicht<br />

einmalig sind, sondern schon geschichtliche Vorläufer haben. Nicht nur<br />

161


sind Elia-ähnliche Ereignisse in der Offenbarung vorausgesagt, wie zum<br />

Beispiel dreieinhalb Jahre kein Regen, und Feuer vom Himmel herab,<br />

sondern auch Mose-ähnliche, wie <strong>die</strong> Macht zu haben, Wasser in Blut zu<br />

verwandeln oder <strong>die</strong> Erde mit allerlei Plagen zu schlagen.<br />

Sobald <strong>die</strong> Zeitspanne für das Zeugnis der zwei Propheten vollendet ist,<br />

werden sie getötet, und ihre Leichname werden auf einer Straße in<br />

Jerusalem herumliegen – im geistlichen Sinne hier symbolisiert als<br />

Sodom (für Schlechtigkeit) und Ägypten (für Sklaverei). Die ganze Welt<br />

wird sich freuen und frohlocken, aber nicht sehr lange, denn nach<br />

dreieinhalb Tagen „kam der Geist des Lebens aus Gott in sie, und sie<br />

traten auf ihre Füße . . .”<br />

Die spontane Feier und das Frohlocken über den Tod der zwei Zeugen<br />

(oder Propheten) verwandelt sich aber bald in große Angst, denn beide<br />

sind auferweckt und leben wieder! Man kann sich leicht <strong>die</strong> Ekstase der<br />

Me<strong>die</strong>nberichte vorstellen – per Rundfunk und Fernsehen wird alles<br />

weltweit übertragen. Jerusalem ist voll von Journalisten. Der Videobeweis<br />

ist schockierend, unvorhergesehen, kam total überraschend.<br />

Aber keine Verschwörungstheorie kann wegleugnen oder dementieren<br />

was so öffentlich vor den Augen der ganzen Welt geschah. Zwei tote<br />

christliche Propheten, weitgehend als „Terroristen” angesehen, sind<br />

wieder auferstanden! Und gerade dann, als sie in einer Wolke in den<br />

Himmel hinaufsteigen, kommt ein sehr hastiger Versuch, alle<br />

Me<strong>die</strong>nübertragungen abzubrechen, aber das gelingt nicht. (Was<br />

danach geschieht, gehört in ein anderes Buch).<br />

Jetzt möchten wir ganz kurz zum Kommentar des Herodes<br />

zurückkehren. In Bezug auf „den auferstandenen Johannes” fragen wir<br />

uns, hatte er vielleicht eine Vorahnung, dass ein „Endzeit-Elia” wieder<br />

auferstehen würde? Das ist unsere Vermutung, denn wir haben nichts<br />

anderes als seine eigene Aussage dazu,<br />

Viel interessantere Fragen sind aber <strong>die</strong>, <strong>die</strong> mit den Ereignissen zu tun<br />

haben, <strong>die</strong> bald auf uns zukommnen werden – wie zum Beispiel:<br />

162


Wer sind denn <strong>die</strong>se zwei Zeugen? Wie wird ihnen <strong>die</strong>ser hohe Auftrag<br />

erteilt? Sind sie wirkliche Menschen aus Fleisch und Blut oder nur<br />

Darstellungen einer bildlichen Metapher, <strong>die</strong> wir noch nicht verstehen<br />

können? Wird all das noch in unserer Lebenszeit geschehen oder liegt<br />

alles in der fernen Zukunft? Wird <strong>die</strong> Allgemeinheit des nominalen<br />

Christentums (im Gegensatz zu der Minderheit der tief gewidmeten<br />

Jünger Christi) das Werk der zwei Zeugen erkennen und bejahen?<br />

All <strong>die</strong>se Fragen kann niemand hundertprozentig beantworten. Aber<br />

über eins können wir sicher sein, dass alle, <strong>die</strong> dann am Leben sein<br />

werden, genügend von dem wahrnehmen werden, womit Gott <strong>die</strong><br />

gesamte Menschheit beeindrucken will.<br />

Die unzähligen Seiten der Bibel sind ein großes Mosaik göttlicher<br />

Kommunikation. Sein Endziel ist dort auf verschiedener Art und Weise<br />

beschrieben. Die darin immer wiederkehrenden <strong>Auferstehung</strong>sthemen,<br />

Ereignisse und Auseinandersetzungen, wenn zusammengesetzt<br />

erwogen, geben uns ein klares und kraftvolles Testament über unser<br />

endgültiges Schicksal. Es ist ein sehr besonderes Schicksal, denn wir<br />

sollen nichts Geringeres als verherrlichte Kinder Gottes werden! Und<br />

ein absolut nötiger Schritt dazu ist <strong>die</strong> <strong>Auferstehung</strong> als Gerechte zum<br />

ewigen Leben! Alles seit der Schöpfung zentriert sich darauf – lesen wir<br />

doch <strong>die</strong>se zwei einfachen Sätze:<br />

Die gespannte Erwartung der Kreatur sehnt <strong>die</strong> Offenbarung<br />

der Kinder Gottes herbei. (Römer 8, 19)<br />

Denn wir wissen, daß <strong>die</strong> ganze Schöpfung mitseufzt und mit in<br />

Wehen liegt bis jetzt. (Römer 8, 22)<br />

Genau wie wir an <strong>die</strong>ses Ziel gelangen und was wir danach erleben<br />

werden, wird höchstwahrscheinlich viel erstaunlicher sein, als all das,<br />

was wir uns in <strong>die</strong>sem Leben darüber vorstellen können. Ja, so ein Tag<br />

und so eine Zeit wird ganz bestimmt kommen!<br />

163


14<br />

Zwei Männer<br />

Kehren wir noch einmal in unseren Gedanken zum Anfang <strong>die</strong>ses<br />

Buches zurück, wo wir beschrieben haben, wie Larry in der Blüte seines<br />

Lebens einen vorzeitigen Tod erlitt. Wir haben uns bemüht, zu<br />

schildern, wie man in den Seiten der Bibel <strong>die</strong> Antwort auf <strong>die</strong> Frage<br />

über Larrys Hinscheiden finden kann.<br />

Wo ist Larry heute und was mag seine endgültige Zukunft sein? Dass er<br />

nicht im Himmel ist, haben wir festgestellt. Er ist auch nicht in einer<br />

feurigen „Hölle”, um auf ewig Qualen zu erleiden, noch ist er bei<br />

vollem Bewusstsein in einem Zwischenzustand im Fegefeuer. Wo ist er<br />

denn? Die Bibel erklärt, er schläft in seinem Grab bis zur zweiten<br />

<strong>Auferstehung</strong>!<br />

Nun gibt es zwei Fragen: was hatte Larry über Gott gewusst und<br />

verstanden, um ihn vielleicht in <strong>die</strong>sem Lebem verantwortlich zu<br />

halten, und wie möge es ihm dementsprechend im Gericht ergehen?<br />

Vielleicht hilft es, dass wir uns seinen Hintergrund näher anschauen.<br />

Larry war ein staatlich geprüfter, erstklassiker Computerfachmann,<br />

zufrieden mit seinem Beruf. Er war ein munterer, freundlicher und<br />

gutmütiger Mann, und alle seine Kunden schätzten seine Arbeit. Einige<br />

Wochen vor seinem Tod unterhielt er sich mit einem Stammkunden<br />

rein zufällig über eine der größten Fragen, mit der wir alle irgendwann<br />

mal konfrontiert werden.<br />

In der Computerwerkstatt lief alles wie gewöhnlich an <strong>die</strong>sem Tag.<br />

Larry hatte nichts dagegen, wenn seine Kunden ihm bei seiner Arbeit<br />

zuschauten. Diesmal ersetzte er eine fehlerhafte Hauptplatine an einem<br />

Computer, als sein Kunde und Freund Dave anfing, sich mit Erstaunen<br />

über <strong>die</strong> schnell fortschreitende Entwicklung der Computertechnologie<br />

zu äußern.<br />

164


Als Dave einen kurzen Blick auf eine alte Computerhauptplatine warf,<br />

sagte er: „Von oben gesehen sieht das wie eine Miniaturstadt aus, nicht<br />

wahr?”<br />

„Ja, so ähnlich,” erwiderte Larry. Er hatte sich schon mit Dutzenden<br />

von Kunden im Verlauf der Jahre darüber unterhalten.<br />

Larry hob <strong>die</strong> Hauptplatine auf und sagte: „Das ist halt eine<br />

Kombination von Transistoren, Kondensatoren, Widerständen,<br />

Wärmesenken, Anschlüssen und Steckbrücken. Obendrein funktioniert<br />

alles fehlerlos zusammen, reguliert durch unsichtbare Software!”<br />

Dave war offensichtlich von der fachlichen Kenntnis seines Freundes<br />

beeindruckt und sagte: „Man kann sich gar nicht vorstellen, dass sich<br />

<strong>die</strong>se Hauptplatine einfach ganz allein und eigenständig ohne vorherige<br />

Konstruktion und beabsichtigte Planung entwickelt hat. Und<br />

heutzutage will man uns Evolution vorgaukeln!”<br />

Larry lachte und sagte: „Was kam zuerst, <strong>die</strong> Henne oder das Ei?”<br />

Dave fuhr fort: „Was ich meine, wir wissen es zu schätzen, dass sich<br />

<strong>die</strong>se gesamte gedruckte Schaltung in den letzten zirka 30 Jahren<br />

entwickelt hat, aber natürlich nicht ohne Planer, Programmierer und<br />

Ingenieure.”<br />

„Na ja,” antwortete Larry kurz, „Du erzählst mir aber nichts Neues!” –<br />

denn er ahnte schon, wo <strong>die</strong>se Unterhaltung hinführen würde.<br />

Dave ließ aber nicht locker und sagte: „Wir hören doch andauernd von<br />

den Wissenschaftlern, dass wir aus urzeitlichem Schlamm entstanden<br />

und dass sich aus <strong>die</strong>sem Basiselement dann intelligente Lebewesen<br />

entwickelt haben. Ich kann das aber nicht akzeptieren, da ich überhaupt<br />

keine Übereinstimmung mit Lebensformen finde, <strong>die</strong> heute existieren.<br />

Zum Beispiel sind unsere Augen so komplex zusammengestellte<br />

Organismen, dass eine langsame Selbst-Entwicklung unmöglich ist.”<br />

165


Dave machte <strong>die</strong> Augen weit auf und rollte sie herum, als ob er ihre<br />

Funktion auf einer besonders komischen Weise demonstrieren wollte.<br />

Nach einer kurzen Pause fuhr er fort: „Diese Computertechnik musste<br />

jahrelang entwickelt werden, um bis auf den heutigen Stand zu<br />

kommen. Die gescheitesten und besten Köpfe waren daran beteiligt.<br />

Alleine hätte sich so etwas nie entwickeln können! Das ist einfach<br />

unmöglich! Kreative Planung und Zusammenarbeit ist dazu nötig.”<br />

Larry wollte nicht sofort darauf antworten, denn <strong>die</strong> Beharrlichkeit<br />

seines Freundes störte ihn. Sein momentanes Schweigen bedeutete<br />

jedoch nicht, dass er uninteressiert war oder dass er so ein Gespräch<br />

nicht leiden konnte. Er fing deshalb an, über seine eigenen Erfahrungen<br />

zu sprechen und wie er es sein Leben lang für ganz normal und<br />

selbstverständlich gehalten hat, dass ein „natürlicher” Mensch – einer<br />

der durch Evolution entstanden ist – <strong>die</strong> einzige logische Erklärung für<br />

unsere Existenz ist.<br />

Dave lenkte Larrys Aufmerksamkeit schießlich auf das auf der<br />

Werkbank liegende Festplattenlaufwerk und sagte: „Du weißt es ja<br />

besser als ich, mein Freund, dass Software auf binare Co<strong>die</strong>rung beruht.<br />

Und wie du es eben erklärt hast, Computer sind eigentlich ganz dumm<br />

– sie können nur zwischen eins und null unterscheiden, machen es aber<br />

sehr, sehr schnell.”<br />

Larry musste wieder lachen und bemerkte: „Genau, der alte PC ist<br />

eigentlich gar keine geheimnisvolle Maschine. Kannst Du mir aber<br />

sagen, warum <strong>die</strong>ser Computer krank ist und nicht mehr funktioniert?”<br />

Dave musste nachdenken, dann aber zugeben: „Ich weiß es nicht –<br />

warum?”<br />

„Weil er einen Virus hatte!”<br />

Jetzt mussten beide lachen.<br />

166


Dave schaute eine lange Zeit aufmerksam zu, wie der Computer<br />

repariert wurde, doch dann konnte er einen Gedanken nicht mehr<br />

zurückhalten: „Was <strong>die</strong> Programmierung betrifft, du hast<br />

wahrscheinlich schon von den neuesten DNA-Entdeckungen gehört.<br />

Anscheinend hat <strong>die</strong> DNA keine binare Co<strong>die</strong>rungsbasis, sondern eine<br />

vierstellige, mit vier Buchstaben bezeichnet. Wir sind aber nur in der<br />

Anfangsphase des Wissens wie <strong>die</strong> DNA es ermöglicht, dass ein Leben<br />

sich erfolgreich repliziert. DNA ist ein großartiges, komplettes<br />

Datenspeichersystem mit komplizierten Möglichkeiten der<br />

Datenrückgewinnung, haushoch all dem überlegen was wir je<br />

konstruiert haben! Unser heutiger Computerstand kann damit gar nicht<br />

verglichen werden!”<br />

Larry nickte langsam mit dem Kopf und erwiderte: „Ja, es ist schon<br />

ganz erstaunlich. Stell dir mal vor, wie das wäre, wenn wir eine<br />

vierstellige Co<strong>die</strong>rung erfinden würden!”<br />

Daves Stimme wurde intensiver: „Es ist gar nicht außerhalb unserer<br />

analytischen Fähigkeiten, zu erkennen, dass so etwas nicht zufällig und<br />

versehentlich geschah! Die einfachste Logik sagt uns das! Es muss ein<br />

überaus hoch intelligenter Programmierer gewesen sein, der das<br />

gemacht hat.”<br />

Larry hörte zu und obwohl er kurz daran dachte, einen abweichenden<br />

Witz zu erzählen, wagte er es nicht.<br />

Dave sagte dann ganz direkt: „Ich kann aus all dem nur schließen, dass<br />

wir erschaffen wurden! Es muss eine größere Intelligenz geben – nennen<br />

wir ihn doch Gott. Nichts im Weltall ist aus Versehen entstanden.”<br />

Larry wusste nicht, wie er darauf reagieren sollte. Konzentriert<br />

beschäfigte er sich mit den verschiedenen Kabelanschlüssen des<br />

Plattenlaufwerks – sein Beruf war ja Computertechnik, und er war sehr<br />

erfahren darin. Seine Gedanken blieben aber an Daves Thema hängen.<br />

Er musste gestehen, dass es schon eine lange Zeit her war, seitdem er<br />

167


über <strong>die</strong>se Dinge nachgedacht hatte. Er konnte Daves Analogien nicht<br />

widerlegen, und deren Implikationen brachten in <strong>die</strong>sem Moment<br />

peinliche Fragen hoch:<br />

Gibt es vielleicht doch einen Gott? Könnten alle Behauptungen der<br />

Evolutionisten erbärmlich falsch sein? Ist eine Schöpfung vielleicht doch<br />

<strong>die</strong> einzig richtige Erklärung für alles Leben auf der Erde? War, was<br />

Dave sagt, nicht genau das, was ich als Kind gelernt hatte? Und was<br />

wird nach meinem Tod geschehen? So viele Fragen – eine nach der<br />

anderen – drängten sich in Larrys Bewußtsein. Sie waren ihm irgendwie<br />

unbequem.<br />

Momentan erinnerte er sich an Verse in der Bibel, <strong>die</strong> seine Eltern ihm<br />

und seinem Bruder beigebracht hatten, wie zum Beispiel: „Am Anfang<br />

schuf Gott den Himmel und <strong>die</strong> Erde . . .” (1. Mose 1, 1). Auch konnte er<br />

sich an einige Worte auf der Anschlagtafel einer örtlichen Kirche<br />

erinnern: „Es wird dir vergolten werden in der <strong>Auferstehung</strong> der<br />

Gerechten.” (Lukas 14, 14)<br />

Larry schaute endlich an seinem Freund vorbei auf <strong>die</strong> belebte Straße<br />

hinaus und bemerkte seufzend und achselzuckend: „Na ja, du könntest<br />

vielleicht recht haben – wer weiß?”<br />

Dave hakte schnell nach: „Natürlich werden wir’s eines Tages erfahren,<br />

darauf können wir uns verlassen …”, schnell fügte er lächelnd hinzu,<br />

„wenn wir in der <strong>Auferstehung</strong> aufwachen.”<br />

Genau dann kam ein anderer Kunde in den Laden. Larry grüßte ihn<br />

sofort. Es war für ihn eine sehr passende Gelegenheit, von <strong>die</strong>sem<br />

Thema abzukommen, denn solche Gedanken verwirrten ihn und er<br />

fühlte sich verletzbar.<br />

Innerhalb von zwei Wochen starb Larry an einem Herzschlag. Es war<br />

ganz unerwartet. Er war nur 54 Jahre alt.<br />

168


Wie tragisch, dass Larry sich jahrzehntelang mit den Behauptungen der<br />

Wissenschaftler zufriedengegeben hatte, <strong>die</strong> ja postulieren, dass<br />

Menschen sich aus Affen entwickelt haben und – obwohl es unglaublich<br />

klingt – dass man damit alles Leben auf der Erde erklären kann: es ist<br />

eben durch allmähliche, aszen<strong>die</strong>rende Entwicklung geschehen.<br />

Diese Weltanschauung über den Ursprung des Lebens passte leicht in<br />

Larrys Denken hinein, denn unzählige Evolutionswissenschaftler und<br />

Universitätsprofessoren konnten doch bestimmt nicht Unrecht haben!<br />

Ist denn <strong>die</strong> Evolution nicht <strong>die</strong> einzig plausible, rationale Erklärung,<br />

<strong>die</strong> es dazu gibt? Ist Religion nicht eine Krücke, auf <strong>die</strong> wir verzichten<br />

sollten? Ein Atheist hat mal behauptet, Religion sei „ein Virus des<br />

Geistes”! Somit hatte Larry Gott in den weiten Hintergrund seines<br />

Bewusstseins geschoben – genau den Gott, der <strong>die</strong> Menschheit<br />

geschaffen hat und der uns ein zukünftiges Leben verspricht.<br />

Wenn Sie schon bis hierher gelesen haben, lieber Leser, liebe Leserin,<br />

erlauben Sie uns bitte einige direkte Worte an Sie. Sie kennen jetzt <strong>die</strong><br />

Punkte, Argumente und Beweise <strong>die</strong>ses Buches. Wo genau liegt nun<br />

Ihre Meinung im weitreichenden Spektrum zwischen Zustimmung an<br />

einem Ende und totaler Ablehnung am anderen Ende?<br />

Vielleicht haben Sie einen tiefen Trost gefunden in der Aussicht auf eine<br />

Wiedervereinigung mit einem verstorbenen Lieben in einer zukünftigen<br />

<strong>Auferstehung</strong>. Oder Sie waren erfreut und glücklich, dass Ihre<br />

<strong>Hoffnung</strong> auf <strong>die</strong> Versprechungen Gottes weiter bestätigt wurden.<br />

Manche unter Ihnen sahen vielleicht ihren persönlichen Glauben in<br />

Frage gestellt, entdeckten aber sogleich eine inspiriende und fesselnde<br />

Anregung <strong>die</strong> verschiedenen früheren Annahmen über <strong>die</strong> Bibel erneut<br />

zu überprüfen. All das möchten wir gemeinsam mit Ihnen zelebrieren.<br />

Möglicherweise jedoch haben einige von Ihnen eine etwas abweisende<br />

Haltung, weil Sie sich daran stoßen, dass Ihr Glaube (oder auch nur ein<br />

Teil davon) auf den Prüfstand gesetzt wurde – und das egal, ob sie<br />

fromme, religiöse Seelen sind oder feurige Atheisten.<br />

169


Wir alle haben jedoch etwas gemeinsam! Es ist ein sehr fundamentales,<br />

menschlisches Sehnen und Verlangen! Jeder, ob klein oder groß, hat<br />

doch „irgendeine” <strong>Hoffnung</strong>svorstellung für den Ablauf der nächsten<br />

paar Stunden oder des nächsten Tages! Jetzt eine Frage dazu: wer<br />

würde <strong>die</strong>se aktuelle Hoffung nicht mit einer besseren austauschen, wenn<br />

<strong>die</strong> neue, bessere <strong>Hoffnung</strong> nahe und greifbar wäre?<br />

Wir vermuten, keiner würde es ablehnen! Jeder, alt oder jung, würde<br />

<strong>die</strong> bessere sofort aufschnappen, denn es ist eben attraktiv und es steckt<br />

uns im Blut, ein besseres Leben anzustreben – ein Leben, das mehr<br />

Zufriedenheit verspricht, als das von gestern auf der vorherigen Stufe.<br />

Möchten Sie nicht auch so ein (hoffnungs-) VOLLERES Leben haben?<br />

„ <strong>die</strong> Einführung einer besseren <strong>Hoffnung</strong>, durch welche wir<br />

Gott nahen können.” (Hebräer 7, 19)<br />

Ist <strong>die</strong> Aussicht auf <strong>die</strong> Umgebung nicht viel besser, wenn man auf<br />

einer höheren Leitersprosse steht? Viele werden das einsehen – geistlich<br />

gesehen! Möge <strong>die</strong>ses Buch in der deutschsprachigen Welt dazu<br />

beitragen!<br />

Wir wissen leider aber auch, dass allein der Gedanke, dass ein Gott<br />

existiert, für manche Leute total unlogisch, altmodisch und sogar<br />

lächerlich ist. Sie lehnen alles ab, was mit Gott verbunden ist: dass er<br />

zum Beispiel unser Schöpfer ist, dass er zur rechten Zeit <strong>die</strong> Gerechten<br />

zur Unsterblichkeit auferwecken wird, danach <strong>die</strong> anderen Billionen<br />

Menschen ins Leben zurückrufen wird, um sie vor ein gerechtes Gericht<br />

zu stellen – ein Gericht, das unsere menschlichen Vorstellungen von fair<br />

und unfair, gerecht und ungerecht weit überschreitet.<br />

All das wird aber in der Schrift Gottes befördert und bestätigt! Es ist <strong>die</strong><br />

einzige geistig gesunde und verlässliche <strong>Hoffnung</strong>, <strong>die</strong> wir haben –<br />

ermöglicht durch <strong>die</strong> Person Jesus Christus und durch seine<br />

autoritativen Worte, wofür wir dankbar sind.<br />

170


Es ist unser größter Wunsch, dass Sie Gottes Angebot <strong>die</strong>ser „besseren<br />

<strong>Hoffnung</strong>” ernsthaft erwiegen, zu Herzen nehmen und dann ein neues<br />

Leben anfangen – ein segensreiches Leben mit einem zielführenden<br />

Glauben, der fest in Jesus Christus-Versprechungen verankert ist.<br />

Geht es Ihnen vielleicht wie Larry, der als Halbagnostiker so manche<br />

Lebensfragen unbeantwortet ließ? Haben Sie sich bemüht, definitive<br />

Antworten auf solche Fragen zu finden? Die wichtigste ist doch: was ist<br />

der Sinn und Zweck des Lebens? Jeder Mensch wundert sich darüber.<br />

Ja, Sie können eine wirklich echte, lebendige <strong>Hoffnung</strong> haben, nicht eine<br />

auf Wunschdenken basierte, sondern ein sicheres Vertrauen auf Gottes<br />

Worte! Ihr Leben braucht nicht wie das des sterbenden Verbrechers zu<br />

sein, der erst in der allerletzten Minute zu Jesus schrie, „Herr, gedenke<br />

meiner, wenn du zu deiner Königswürde kommst!” (Lukas 23, 42)<br />

Gott räumt uns freien Willen ein. Er gewährt uns mehr oder weniger 70<br />

Jahre, um aus unseren Lebenserfahrungen wichtige Lektionen zu<br />

lernen. Es ist nie zu spät dazu! Grundsätzlich bietet Gott uns zwei<br />

fundamentale Lebenswege an. Welchen von <strong>die</strong>sen beiden wir wählen,<br />

ist unsere Entscheidung! Der einfachere Weg leitet zum wahren,<br />

liebevollen, gerechten und allmächtigen Gott. Der gegen ihn rebellische<br />

zweite Weg hat entweder viele Götter oder nur einen – das menschliche<br />

Selbstbewusstsein. Ein Weg führt zum Leben, der andere zum Tod.<br />

Gott gibt uns jede mögliche Gelegenheit, das wahre Leben zu wählen,<br />

denn mit nur einer ganz kleinen Bedingung verknüpft, verspricht er:<br />

„Ihr werdet mich suchen und finden, wenn ihr mich von<br />

ganzem Herzen suchen werdet.” (Jeremia 29, 13)<br />

___________________________<br />

171


Anhang<br />

Mein Vater erzählt in dem folgenden Bericht, was sein Vater während des<br />

zweiten Weltkrieges erlebte. Wir haben ihn hier für Ihr Interesse einbezogen, da<br />

er einen kurzen, persönlichen Blick liefert, wie zukünftige <strong>Auferstehung</strong>en ihn,<br />

seinen Vater und seinen kleinen Bruder betreffen.<br />

EIN HOFFNUNGSSCHIMMER:<br />

DIE ZWEITE AUFERSTEHUNG TRAUMHAFT ERBLICKT<br />

Ernie Klassek<br />

Auf der flachen Landschaft in Schleswig-Holstein befand sich im<br />

Frühjahr 1945 ein ganz ungewöhnliches Kriegsgefangenenlager.<br />

Verschiedene Einheiten der deutschen Streitkräfte, <strong>die</strong> in den letzten<br />

Wochen des zweiten Weltkrieges aus Norwegen und Dänemark<br />

herunter gekommen waren, hatten an <strong>die</strong> Briten kapituliert, ohne einen<br />

Schuss abzugeben.<br />

Für einige Zeit nach der Kapitulation ähnelte das Lager von außen<br />

betrachtet eher einem Übernachtungsplatz für ein oder zwei gut<br />

organisierte Divisionen, als einem Gelände für Kriegsgefangene. LKWs,<br />

Panzerwagen und Artillerie waren zwischen ordentlichen Zeltreihen<br />

geparkt, <strong>die</strong> Soldaten waren noch gänzlich ausgerüstet – einschließlich<br />

Gewehre und Maschinengewehre. Es gab Gerüchte, dass der britische<br />

Feldmarschall Montgomery mit einigen deutschen Generälen ein<br />

Abkommen getroffen hatte, ihre Truppen mit Hilfe der Briten gegen <strong>die</strong><br />

Russen zu schicken, um sie aus Teilen Norddeutschlands zu vertreiben.<br />

Dann munkelte man, dass der Amerikaner Eisenhower sein Veto gegen<br />

den Plan einlegte, und so mussten <strong>die</strong> Deutschen ihre Waffen<br />

übergeben.<br />

Mein Papa war unter den Infanteristen, <strong>die</strong> ihre Gewehre aufstapelten,<br />

damit <strong>die</strong> Tommies sie wegschaffen konnten, zugleich mit den<br />

172


Fahrzeugen und sämtlicher anderer Ausrüstung – bis nur <strong>die</strong> Zelte,<br />

Feldküchen und Latrinen übrigblieben. Alles geschah mit Anstand und<br />

in Ordnung, und irdendwie im generellen Einklang mit dem, was<br />

geschieht, wenn ein Mitglied der Klassek-Sippschaft oder einer ihrer<br />

nahen Verwandten mitbetroffen ist, <strong>die</strong>, nach meinem besten Wissen<br />

und Gewissen, nie in tödlichen Kampfhandlungen verwickelt waren.<br />

Für meinen Papa war das Ganze fast eine Wiederholung der<br />

Geschehnisse im Jahre 1918, als er in Österreich gegen Ende des ersten<br />

Weltkrieges zu den Kaiser-Königlichen einberufen wurde, obwohl er<br />

ein Gewehr nicht in der Schießstellung halten konnte, weil er zwei<br />

krumme Arme hatte, <strong>die</strong>, in seiner Jugend gebrochen, nicht richtig<br />

zusammen gewachsen waren. 27 Jahre später musste er wieder<br />

einziehen, <strong>die</strong>smal in der letzten Einberufung des Dritten Reiches – wie<br />

jeder damals noch lebende zwischen 15 und 65 Jahre alt.<br />

(Anfangs 1945 mussten drei Sitzenbleiber aus meiner Klasse kurz nach<br />

ihrem 15. Geburtstag einrücken, und nach drei Wochen Ausbildung<br />

gings an <strong>die</strong> Front gegen <strong>die</strong> Amis.)<br />

Als mein Papa den Einberufungszettel erhielt, murmelte er vor sich hin:<br />

„Wenn <strong>die</strong> Deutschen so alte Krüppel wie mich brauchen, dann<br />

werdens den Krieg verlieren.” Er hat recht gehabt. Zwischen 1938 und<br />

1945 wurden alle Österreicher wie Deutsche behandelt, doch mein Papa<br />

blieb immer ein Steirer.<br />

Obwohl der Krieg Anfang Mai endete, ließen <strong>die</strong> Briten ihre<br />

Kriegsgefangenen nur nach und nach frei. Sie machten es systematisch:<br />

alle vom Land, wie Bauern und Gärtner, wurden zuerst nach Hause<br />

geschickt, und als mein Papa an der Reihe war, befragt zu werden, hat<br />

er sich als Gast- und Landwirt ausgegeben, und eine Lüge war es nicht,<br />

denn als junger Mann war er etwas Ähnliches gewesen.<br />

Es muss Anfang Juni gewesen sein, als mein Papa und ein Bauer aus<br />

Oberfranken von einem Güterzug auf den anderen umstiegen, bis sie<br />

173


zu Hause ankamen. Ich kann mich nicht erinnern, ob mein Papa sagte,<br />

wie lange es gedauert hat, <strong>die</strong> schnurgerad gemessene Strecke von 600<br />

km zu fahren.<br />

Es war früh am Morgen, als sie beim Rangierbahnhof in Bamberg vom<br />

letzten Güterwagen herunter sprangen. Der Bauer machte sich nach<br />

seinem Dorf ganz nördlich von Bamberg auf, und für meinen Papa<br />

waren es nur wenige Minuten zu den Luitpoldsälen, wo unsere<br />

Wohnung auf dem zweiten Stock war. Zuerst kam es ihm wunderlich<br />

vor, dass alle Türen offen waren, <strong>die</strong> unten zum Haupteingang und<br />

dann auch <strong>die</strong> oben zu unserer Wohnung. Als er ins Schlafzimmer<br />

hineinschaute, sah er etliche Amis, <strong>die</strong> auf unseren Betten schliefen. Er<br />

ging so schnell wie möglich auf den Zehenspitzen hinaus und <strong>die</strong><br />

Treppen hinunter. Er hatte noch seine Wehrmachtsuniform an, und <strong>die</strong><br />

Amis waren nicht nur wegen ihrer hemmungslosen Schießerei bekannt,<br />

sondern man wusste auch, daß sie gerne jeden wie meinen Papa zum<br />

nächsten Kriegsgefangenenlager verschleppten.<br />

Keine Menschenseele war auf der Straße. Nun wohin? Da tauchte ein<br />

junges Mädchen auf, blieb vor ihm stehen und sagte: „Suchen sie <strong>die</strong><br />

Frau Klassek? Sie ist im Maiselbräu.” Dann verschwand es.<br />

Das Maiselbräu war mehr oder weniger gleich um <strong>die</strong> Ecke. <strong>Unsere</strong><br />

Wiedervereinigung war ein Gemisch von reiner Freude und tiefer<br />

Trauer. Freude über seine Heimkehr nach so vielen Monaten der<br />

Ungewissheit, und Trauer weil mein kleines Brüderlein gestorben war.<br />

Wir hatten auch fast all unser irdisches Hab und Gut verloren, als uns<br />

<strong>die</strong> Amis aus unserer Wohnung hinausgeschmissen hatten, weil sie<br />

über den Sälen war, <strong>die</strong> sie zu Unterhaltungen für ihre Soldaten<br />

benutzten. Nur mit dem, was wir tragen konnten, waren meine Mutter,<br />

meine Großmutter und ich in <strong>die</strong> Einzimmer-Unterkunft beim<br />

Maiselbräu eingezogen.<br />

<strong>Unsere</strong> Wiedervereinigung unterschied sich auch anderweitig: während<br />

174


des Krieges war mein Papa monatelang verschwunden – zweimal,<br />

wenn ich mich genau entsinne – und jedesmal, wenn er wieder<br />

auftauchte, war er ganz wortkarg. Wir stellten auch nicht zu viele<br />

Fragen an ihn, denn sowas tut man nicht unter einer Diktatur. Diesmal<br />

erzählte er uns alles aus der Zeit seiner Abwesenheit, wo er gewesen<br />

war, was er gemacht hatte und was nicht – und da war mehr des<br />

letzteren, denn bei der Wehrmacht hatte ihm gar nichts gefallen.<br />

Eines Tages saßen mein Papa und ich draußen im Hof, und er fing an,<br />

mir vom Kriegsgefangenenlager da oben in der nördlichsten Ecke<br />

Deutschlands zu erzählen:<br />

„An einem Ende des Lagers war ein alter Friedhof. Das Unkraut<br />

war so hoch gewachsen, man konnte <strong>die</strong> Grabsteine kaum<br />

sehen, und da gab es einige uralte Bäume. Unter allen im Lager<br />

war ich der einzige, der manchmal dort hinaus ging, nur um<br />

allein zu sein und nach essbarem Unkraut zu suchen, du kennst<br />

<strong>die</strong> Disteln, du schälst <strong>die</strong> Stengel und das Innere kannst du<br />

essen, da brauchte ich nicht immer hungrig sein. <strong>Unsere</strong> tägliche<br />

Ration bestand aus zwei Keksen und einer Schale Suppe.”<br />

„Einmal hab ich mich unter einen Baum gesetzt und war<br />

eingeschlafen, und ich hatte einen Traum, den ich nie vergessen<br />

werde: ich träumte, dass ich aus einem tiefen Schlaf erwachte,<br />

und irgendwie wusste ich, dass ich in der Gegenwart Gottes<br />

war, aber ich konnte nur einen sehen, der vor mir stand, einen<br />

bärtigen Mann in einem Anzug, und dennoch war es mir<br />

gewahr, dass es du warst, und du hast gelächelt, und ich wollte<br />

dich nach etwas fragen, und dann war ich aufgewacht. Du weißt<br />

schon, daß ich keiner bin, der träumt, und wenn doch, dann<br />

vergess ich alles sofort, aber nicht <strong>die</strong>smal.”<br />

Hauptsächlich erinnere ich mich, wie mir mein Papa seinen Traum<br />

erzählte, weil er nie zuvor auf <strong>die</strong>se Weise mit mir geredet hatte. Laut<br />

seinem eigenen Geständnis war er alles andere als ein Träumer. Sein<br />

175


ganzes Leben lang hatte er quasi Tag und Nacht gearbeitet, und wenn<br />

es Zeit zum schlafen gab, dann war der Schlaf so tief, dass, wenn man<br />

aufwacht, man glaubt gerade zu Bett gegangen zu sein. Ich wusste wie<br />

das war, als ich eine Zeitlang auf einem Bauernhof arbeitete.<br />

Jetzt etwas über meinen Anzug. Die meisten der mir bekannten<br />

Männer, <strong>die</strong> während des Krieges und in der unmittelbaren, nahezu<br />

anarchistischen Nachkriegszeit in einem Anzug herumliefen, waren<br />

entweder Schwarzhändler oder Schwindler, oder beides. Der Jugend<br />

meiner Generation war es im großen und ganzen unbekannt, Kleidung<br />

zu kaufen, und schon gar nicht neue. Mein Anzug bestand aus einer<br />

bräunlichen, ungarischen Soldatenhose und einer sämischledernen<br />

Schornsteinfeger-Jacke mit Messingknöpfen von einer Militärsuniform<br />

aus dem 19. Jahrhundert. Im Frühling, Sommer und Herbst lief ich<br />

barfuß herum. Als mir nach dem Krieg ein GI aus Texas nagelneue<br />

Ami-Ausgabe-Stiefel mit Gummisohlen schenkte, konnte ich sie gar<br />

nicht anhaben (völlig zu seiner Enttäuschung).<br />

Im Juni 1945 war ich 13½ Jahre alt, und der Traum meines Papas<br />

bedeutete wenig für mich. Doch viele Jahre später begann ich, darüber<br />

nachzudenken, besonders als ich mich daran gewöhnte, in einem<br />

Anzug zur Kirche zu gehen, und als ich 1974 meinen Bart wachsen ließ.<br />

Ich fand mich in Gottes Werkstatt und Gott hat tüchtig an mir<br />

gearbeitet – und macht es auch heute noch. 1 Meine äußeren<br />

Veränderungen hatten nur wenig mit dem zu tun, was Er mir innerlich<br />

zeigte und durch Sein Wort offenbarte. Ich lernte zum Beispiel, wenn<br />

ich mich weiterhin bemühte, meine Rettung mit Furcht und Zittern zu<br />

vollenden, 2 dann würde ich an der ersten <strong>Auferstehung</strong> teilhaben, an<br />

der, <strong>die</strong> Jesus <strong>die</strong> <strong>Auferstehung</strong> des Lebens nannte, weil mir bei meiner<br />

Taufe alles Böse vergeben wurde und ich mich deswegen danach mit<br />

der Hilfe Jesu auf das Gute hab konzentrieren können, 3 da Gott mir<br />

denselben Glauben gegeben hat, mit dem Abraham gerecht gemacht<br />

wurde, 4 und nach der Taufe hat das Gericht bei mir angefangen, genau<br />

wie bei allen anderen Gläubigen im Hause Gottes. 5<br />

176


Was wird aber mit meinem Papa und meinem so jung verstorbenen<br />

Bruder geschehen?<br />

Mein Vater wird in der zweiten <strong>Auferstehung</strong> sein, in der <strong>Auferstehung</strong><br />

des Gerichts, denn seine Sünden wurden ihm nicht in <strong>die</strong>sem Leben<br />

vergeben, da er selbst sich nicht deutlich für Christus entschieden hatte.<br />

Aber wenn mein Papa <strong>die</strong> Stimme des Menschen Sohnes hören wird<br />

und bei vollem Bewusstsein aus seinem Grab herauskommt, dann wird<br />

er wirklich in der Gegenwart Gottes sein (genauso wie er 1945 auf dem<br />

Friedhof geträumt hatte), und Jesus wird ihn richten, nachdem ihm<br />

schnell einleuchten wird, dass Jesus seine Sünden hinweggenommen<br />

hat, 6 und warum würde mein Papa solch eine Gerichtszeit nicht<br />

akzeptieren? Ich bin mir sicher, er wird es mit großer Freude und<br />

Dankbarkeit tun – vielleicht umso mehr, wenn er mich dort sehen wird,<br />

den einzigen Sohn, den er 1945 noch hatte, und dann (zu seiner großen<br />

Überraschung) auch den Jungen, um den er damals trauerte, mein<br />

kleines Brüderlein – denn Kinder mit ihren reinen Herzen werden<br />

ebenfalls Gott schauen. 7<br />

__________________________________<br />

1. Und weil ich davon überzeugt bin, daß der, welcher in euch ein gutes Werk<br />

angefangen hat, es auch vollenden wird bis auf den Tag Jesu Christi.<br />

Philipper 1, 6<br />

2. Darum, meine Geliebten, wie ihr allezeit gehorsam gewesen seid, nicht<br />

allein in meiner Gegenwart, sondern jetzt noch vielmehr in meiner<br />

Abwesenheit, vollendet eure Rettung mit Furcht und Zittern; Philipper 2, 12<br />

3. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, wer mein Wort hört und dem glaubt, der<br />

mich gesandt hat, der hat ewiges Leben und kommt nicht ins Gericht, sondern<br />

er ist vom Tode zum Leben hindurchgedrungen. Wahrlich, wahrlich, ich sage<br />

177


euch, <strong>die</strong> Stunde kommt und ist schon da, wo <strong>die</strong> Toten <strong>die</strong> Stimme des Sohnes<br />

Gottes hören werden, und <strong>die</strong> sie hören, werden leben. Denn wie der Vater das<br />

Leben in sich selbst hat, also hat er auch dem Sohne verliehen, das Leben in sich<br />

selbst zu haben. Und er hat ihm Macht gegeben, Gericht zu halten, weil er des<br />

Menschen Sohn ist. Verwundert euch nicht darüber! Denn es kommt <strong>die</strong><br />

Stunde, in welcher alle, <strong>die</strong> in den Gräbern sind, seine Stimme hören werden;<br />

und es werden hervorgehen, <strong>die</strong> das Gute getan haben, zur <strong>Auferstehung</strong> des<br />

Lebens; <strong>die</strong> aber das Böse getan haben, zur <strong>Auferstehung</strong> des Gerichts.<br />

Johannes 5, 24-29<br />

4. Und Abram glaubte dem Herrn, und das rechnete er ihm zur Gerechtigkeit.<br />

1. Mose 15, 6<br />

Abraham hat Gott geglaubt, und das wurde ihm zur Gerechtigkeit gerechnet.<br />

Und er ist Freund Gottes genannt worden. Jakobus 2, 23<br />

5. Denn es ist Zeit, dass das Gericht anfange am Hause Gottes; 1. Petrus 4,<br />

17<br />

6. Am folgenden Tage sieht Johannes Jesus auf sich zukommen und spricht:<br />

Siehe, das Lamm Gottes, welches <strong>die</strong> Sünde der Welt hinwegnimmt! Johannes<br />

1, 29<br />

7. Selig sind, <strong>die</strong> reines Herzens sind; denn sie werden Gott schauen!<br />

Matthäus 5, 8<br />

. . . ehe <strong>die</strong> Kinder geboren waren und weder Gutes noch Böses getan hatten –<br />

Römer 9, 11<br />

Denn ehe der Knabe das Schlechte zu verschmähen und das Gute zu erwählen<br />

weiß . . . Jesaja 7, 16<br />

. . . eure Söhne, <strong>die</strong> heute noch nicht wissen, was gut und böse ist . . . 5. Mose<br />

1, 39<br />

(Die Bibelverse: Die Heilige Schrift, Franz Eugen Schlachter)<br />

178


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