Newsletter - Institut für Angewandte Trainingswissenschaft Leipzig
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Nr. 12 12 / / Oktober 2009 2009<br />
Seite <br />
<strong>Newsletter</strong><br />
Informationen aus dem <strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Angewandte</strong> <strong>Trainingswissenschaft</strong> in <strong>Leipzig</strong><br />
„Spitzenplatz in Vancouver ist das Ziel!“<br />
Seit 1994 verantwortet Thomas Pfüller<br />
als Sportdirektor den Leistungssport<br />
des Deutschen Skiverbands, einem der<br />
wichtigsten Kooperationspartner des<br />
<strong>Institut</strong>s <strong>für</strong> <strong>Angewandte</strong> <strong>Trainingswissenschaft</strong><br />
(IAT). Früher selbst einmal<br />
aktiver Biathlet und später in verschiedenen<br />
Tätigkeiten im Deutschen<br />
Skiläufer-Verband und im DSV ist der<br />
60-Jährige ausgewiesener Experte<br />
des Spitzensports. Vor dem Beginn<br />
der olympischen Saison hatte Hartmut<br />
Sandner Gelegenheit, mit dem<br />
DSV-Generalsekretär über den Stand<br />
der Vorbereitungen, die Ziele <strong>für</strong> Vancouver<br />
und die Erwartungen an das<br />
IAT zu sprechen.<br />
Thomas Pfüller<br />
Foto: DSV<br />
Herr Pfüller, es<br />
sind nur noch<br />
wenige Monate<br />
bis zu den Olympischen<br />
Winterspielen<br />
2010 in<br />
Vancouver. Wie<br />
ist der Vorbereitungsstand<br />
im<br />
Skisport?<br />
Insgesamt können<br />
wir einen guten<br />
Lauflegende auf Kurzbesuch am IAT<br />
Doppel-Olympiasieger Haile Gebrselassie<br />
(Äthiopien) besuchte am<br />
22. September anlässlich der „Äthiopischen<br />
Kulturtage“ die Stadt <strong>Leipzig</strong>.<br />
Begleitet wurde der 36-Jährige unter<br />
anderem von der äthiopischen Staatsministerin<br />
<strong>für</strong> Kultur und Tourismus,<br />
Tadelech Dalecho, und dem Botschafter<br />
Äthiopiens in Deutschland, Kassahun<br />
Ayele. Das IAT war dabei eine<br />
Station ihres Aufenthalts in <strong>Leipzig</strong>.<br />
„Wir freuen uns, dass wir als zentrale<br />
Forschungseinrichtung des deutschen<br />
Spitzen- und Nachwuchsleistungssports<br />
Teil des Programms der Stadt <strong>Leipzig</strong><br />
<strong>für</strong> diesen Besuch waren“, erklärte IAT-<br />
Direktor Prof. Arndt Pfützner, der Haile<br />
Gebrselassie und die weiteren Gäste<br />
gemeinsam mit dem Leiter des Fachbereichs<br />
Ausdauer, Dr. Jürgen Wick, am<br />
IAT empfing.<br />
Vorbereitungsstand konstatieren. Ziel<br />
des Deutschen Skiverbands ist es, ein<br />
mit Turin 2006 vergleichbares Ergebnis<br />
zu erzielen und damit wieder maßgeblich<br />
zum erfolgreichen Abschneiden der<br />
deutschen Olympiamannschaft in Kanada<br />
beizutragen. In allen Disziplingruppen<br />
und Sportarten werden wir leistungsstarke<br />
Sportlerinnen und Sportler an den<br />
Start bringen. Durch die erfreuliche Leistungsentwicklung<br />
im alpinen Skilauf der<br />
Damen sind wir diesmal auch in diesem<br />
Bereich sehr optimistisch.<br />
Zudem scheint es – die Ergebnisse<br />
bei den Wettkampfhöhepunkten der<br />
vorolympischen Saison betrachtet –,<br />
dass der Generationswechsel in diesem<br />
Olympiazyklus gelungen ist.<br />
Ja, hier hat sich unsere langfristig orientierte<br />
Arbeit mit einer umfassenden<br />
Talentsichtung und einer sehr guten Zusammenarbeit<br />
mit den Sportvereinen und<br />
Trainern vor Ort in den Talentstützpunkten<br />
ausgezahlt. Magdalena Neuner oder<br />
Arnd Peiffer im Biathlon, Kathrin Hölzl,<br />
Fanny Chmelar oder Viktoria Rebensburg<br />
im alpinen Skisport oder Tino Edelmann<br />
und Eric Frenzel sowie Katrin Zeller und<br />
Miriam Gössner in den nordischen Skidisziplinen<br />
haben nicht nur den Anschluss<br />
an die Weltspitze geschafft, sie haben<br />
sich dort etabliert. Somit verfügen wir nun<br />
über eine optimale Mischung aus erfahrenen,<br />
trainingsälteren Sportlern und diesen<br />
hochtalentierten Youngstern, die ihrer ersten<br />
Olympiateilnahme entgegenstreben.<br />
Fortsetzung auf Seite 2<br />
Wolfram Müller (LG Asics Pirna) bei der<br />
Leistungsdiagnostik auf dem Laufband,<br />
die IAT-Fachbereichsleiter Dr. Jürgen<br />
Wick (3.v.r.) Haile Gebrselassie (Mi.) und<br />
den weiteren Gästen erläuterte.<br />
Brennpunkt Training<br />
Ganz im Zeichen des Themas Training<br />
stand die Bundestrainer-Konferenz<br />
des Deutschen Olympischen Sportbunds<br />
(DOSB) vom 28.-30. September<br />
in Hamburg. In den Podiumsveranstaltungen<br />
und Arbeitskreisen, die<br />
von Wissenschaftlern des <strong>Institut</strong>s <strong>für</strong><br />
<strong>Angewandte</strong> <strong>Trainingswissenschaft</strong><br />
mit geleitet wurden, nutzten zahlreiche<br />
Bundestrainerinnen und -trainer der<br />
Spitzenverbände die Möglichkeit zu Information,<br />
Austausch und Diskussion.<br />
Im Ergebnis der dreitägigen Konferenz<br />
wurde die Hamburger Erklärung veröffentlicht.<br />
Darin betonen die Teilnehmerinnen<br />
und Teilnehmer die Rolle des<br />
Trainers als dem wichtigsten Partner der<br />
Athleten, von dessen Kompetenz sportliche<br />
Leistungsfähigkeit und Erfolge maßgeblich<br />
abhängen. Für das Erreichen von<br />
Weltspitzenleistungen bedürfe es ferner<br />
eines konsequenten Planungsprozesses<br />
und dessen Umsetzung im Leistungsaufbau<br />
durch Training, das sich am Weltstandard<br />
orientiert. Daraus formulieren<br />
die Teilnehmer die Erwartung, dass die<br />
Traineroffensive des DOSB zur zügigen<br />
Verbesserung der Rahmenbedingungen<br />
<strong>für</strong> Berufsbild, Anerkennung, Qualifizierung,<br />
leistungsgerechter Vergütung und<br />
materieller Erfolgsbeteiligung führt.<br />
Die Hamburger Erklärung im Wortlaut<br />
gibt es unter www.dosb.de.<br />
Der Ausnahmeathlet zeigte<br />
sich beeindruckt von den<br />
Möglichkeiten der wissenschaftlichen<br />
Betreuung, die<br />
den deutschen Spitzenathletinnen<br />
und -athleten dank<br />
umfassenden trainingswissenschaftlichen<br />
Know-hows<br />
und modernster Technologien<br />
am IAT zuteil wird. Dass<br />
sich die Wissenschaftler des<br />
IAT bei ihrer Forschungstätigkeit<br />
am Weltstand orientieren,<br />
konnte Haile Gebrselassie<br />
dabei außerdem<br />
erleben: Ehe der Sieger<br />
des Berlin-Marathons 2009<br />
zu seinen nächsten Terminen aufbrach,<br />
übergaben die Experten ihm noch eine<br />
Leistungsanalyse seines zwei Tage zuvor<br />
absolvierten Laufs.
Nr. 12 / Oktober 2009<br />
Seite <br />
„Spitzenplatz in Vancouver ist das Ziel!“ (Fortsetzung des Interviews mit T. Pfüller von S. 1)<br />
Herr Pfüller, im Hochleistungssport<br />
zeichnet sich der Trend ab, dass die<br />
führenden Sportländer sowohl im Training<br />
als auch im Wettkampf zunehmend<br />
auf interdisziplinär zusammenwirkende<br />
Teams setzen. Was hat sich<br />
diesbezüglich im DSV entwickelt?<br />
Auch in unserem Verband gibt es diese<br />
interdisziplinären Teams mit Trainern,<br />
<strong>Trainingswissenschaft</strong>lern, Sportmedizinern<br />
und Skitechnikern. Dabei nimmt<br />
der Trainer die zentrale Funktion ein. Für<br />
diese Aufgabe haben wir aktuell eine Mischung<br />
von sehr erfahrenen, langjährig<br />
erfolgreichen Trainern, an deren Seite<br />
ehemalige Spitzensportler stehen, die<br />
eine Trainerausbildung absolviert haben<br />
und jetzt erste Verantwortung übernehmen<br />
– so beispielsweise im Biathlon mit<br />
Mark Kirchner oder im Skilanglauf mit<br />
Janko Neuber. Längerfristig rechnen wir<br />
hier auch mit Axel Teichmann, den wir<br />
nach dem Ende seiner sportlichen Laufbahn<br />
gerne in unser Trainerteam integrieren<br />
würden.<br />
Zur Unterstützung stehen an der Seite<br />
der Trainer Experten aus anderen<br />
Disziplinen, zu denen auch das <strong>Institut</strong><br />
<strong>für</strong> <strong>Angewandte</strong> <strong>Trainingswissenschaft</strong><br />
zählt, das uns bereits über viele Jahre<br />
IAT-Wissenschaftler Dr. Jürgen Wick<br />
(Mi.) mit Bundestrainer Frank Ullrich (l.)<br />
und Mark Kirchner bei einem Lehrgang<br />
der Biathlon-Nationalmannschaft<br />
Talentworkshop in Kopenhagen<br />
Vom 31. August bis 3. September fand<br />
in Kopenhagen der internationale Workshop<br />
„Psychological Aspects of Talent<br />
Development“ statt. Mit J. Côté, A. K.<br />
Ericsson, N. Stambulova, A.-M. Elbe,<br />
M. Krogh Kristensen und J. Beckmann<br />
nahmen führende Experten der Talentforschung<br />
teil. Auch Vertreter der Fachgruppe<br />
Nachwuchsleistungssport des<br />
IAT waren vor Ort. Neben den Vorträgen<br />
und Trainingshospitationen bot sich eine<br />
hervorragende Möglichkeit zur intensiven<br />
Diskussion der Projekte und zum<br />
Erfahrungsaustausch. Die Teilnehmer<br />
wollen zukünftig enger zusammenarbeiten<br />
und eine gemeinsame Themengruppe<br />
gründen.<br />
zuverlässig im Biathlon, Skilanglauf und<br />
Skisprung unterstützt. Ohne diese Partner<br />
sind heute internationale Spitzenleistungen<br />
nicht mehr vorstellbar.<br />
Welche Rolle spielen IAT und dessen<br />
Berliner Schwesterinstitut, das FES,<br />
im Deutschen Skiverband?<br />
IAT und FES sind ein Glücksfall <strong>für</strong> den<br />
deutschen Sport. In ihnen ist in geballter<br />
Form jahrelange Erfahrung und Wissen<br />
vereint. Die Wissenschaftler und Ingenieure<br />
der beiden <strong>Institut</strong>e kennen die<br />
Probleme der Trainingspraxis, da sie<br />
seit Jahrzehnten eng mit uns zusammenarbeiten.<br />
Gleichzeitig stellen sie die<br />
Verbindung zu Experten aus anderen<br />
wissenschaftlichen Einrichtungen her.<br />
Die Rückmeldungen aus der Sportpraxis<br />
bestätigen die gute Zusammenarbeit<br />
zwischen IAT-Wissenschaftlern und unseren<br />
Trainern.<br />
Wichtig sind uns stabile, langjährige Formen<br />
der Zusammenarbeit, da diese die<br />
Grundlage da<strong>für</strong> bilden, dass die richtigen<br />
Themen zum richtigen Zeitpunkt bearbeitet<br />
werden, dass Probleme im Training<br />
rechtzeitig erkannt werden und gemeinsam<br />
nach Lösungen gesucht wird.<br />
Letztlich bedarf es dieser Kontinuität<br />
auch, um Vertrauen zwischen den<br />
Partnern aufzubauen und, was <strong>für</strong><br />
uns sehr wichtig ist, um neue Erkenntnisse<br />
schnell und in einer <strong>für</strong><br />
die Praxis verständlichen Sprache<br />
in den Trainings- und Wettkampfprozess<br />
überführen zu können.<br />
Wo sehen Sie zukünftig weitere<br />
Entwicklungsmöglichkeiten in<br />
dieser Kooperation?<br />
Wir freuen uns, dass IAT und FES<br />
dank der angehobenen Förderung<br />
des Bundesministeriums des<br />
Innern (BMI) nicht nur in der Lage sind, ihren<br />
Mitarbeiterstab zu erweitern, sondern<br />
auch die technologische Forschungsbasis<br />
auszubauen. Natürlich hätten wir<br />
als Wintersportverband, der ein halbes<br />
Jahr vor seinen olympischen Wettbewerben<br />
steht, noch mehr vom IAT profitieren<br />
können, wenn diese Entscheidungen bereits<br />
zwei oder drei Jahre früher getroffen<br />
worden wären.<br />
Aber auch so sind uns in den letzten Jahren<br />
gemeinsame Entwicklungen auf internationalem<br />
Spitzenniveau gelungen, wie zum<br />
Beispiel die moderne Skisprunganlage in<br />
Klingenthal, die mit modernster Mess- und<br />
Analysetechnik ausgestattet wurde. Diese<br />
sind nun wie auch die neue Skihalle in<br />
Oberhof sinnvoll in den Trainingsprozess<br />
zu integrieren, um mittel- und langfristig<br />
positiv auf die sportliche Leistungsentwicklung<br />
wirken – sowohl im Hochleistungs- als<br />
auch im Nachwuchssport.<br />
Ein Blick nach vorn in Richtung Vancouver:<br />
Wen sehen Sie als Hauptkonkurrenten<br />
der deutschen Athleten?<br />
Norwegen hat sicher eine sehr erfolgreiche<br />
vor-olympische Saison hingelegt.<br />
Zudem rechnen wir mit den Österreichern<br />
und den USA, die bei Olympischen Winterspielen<br />
auf dem amerikanischen Kontinent<br />
zuletzt immer wieder zusätzlich<br />
Potenziale mobilisieren konnten. Insofern<br />
sind es mindestens vier Länder, die uns<br />
den Spitzenplatz streitig machen wollen.<br />
Hinzu kommen Medaillenanwärter aus<br />
Russland, Schweden, Polen, Kanada,<br />
der Schweiz und Finnland, um nur eine<br />
Auswahl zu nennen. Wie in den Sommersportarten<br />
wird auch im Wintersport die<br />
Zahl der potenziellen Medaillenkandidaten<br />
größer und die Zahl der Länder, aus<br />
denen sie kommen, ebenso. Nichtsdestotrotz<br />
ist es unser Ziel, in den von unserem<br />
Verband repräsentierten Sportarten in der<br />
Medaillenwertung einen Spitzenplatz zu<br />
erringen.<br />
Herr Pfüller, vielen Dank <strong>für</strong> das Gespräch<br />
und alles Gute <strong>für</strong> Vancouver.<br />
Es lässt sich festhalten, dass die Befundlage<br />
zur Karriereentwicklung von<br />
Topathleten nicht einheitlich ist. Ob eine<br />
frühe Spezialisierung und internationale<br />
Wettkampferfolge im Juniorenbereich<br />
notwendige Voraussetzungen <strong>für</strong> Spitzenleistungen<br />
darstellen, wurde kontrovers<br />
diskutiert. In den Referaten wurde<br />
deutlich, dass zuverlässige Prognosen<br />
der Leistungsentwicklung anhand einmaliger<br />
Leistungsüberprüfungen im Jugendalter<br />
nicht möglich sind. Retrospektive<br />
Studien der Veränderungen einzelner<br />
Leistungskriterien zeigen vielversprechende<br />
Ansätze zur Verbesserung der<br />
Talentidentifikation. Dies bestätigt das<br />
Vorhaben der Fachgruppe Nachwuchsleistungssport<br />
des IAT, anhand der Analyse<br />
längsschnittlich vorliegender Daten<br />
aus leistungsdiagnostischen Untersuchungen<br />
altersabhängige Talentkriterien<br />
herauszuarbeiten.<br />
Es wurde einhellig betont, dass den Trainern<br />
im Prozess der Talentidentifikation<br />
und -förderung die entscheidende Rolle<br />
zukommt, <strong>für</strong> welche sie jedoch häufig<br />
nicht ausreichend qualifiziert sind. Aus<br />
diesem Grund liegt ein weiterer Tätigkeitsschwerpunkt<br />
der IAT-Fachgruppe<br />
in der Erarbeitung eines Manuals zur<br />
Talentdiagnostik als Handreichung und<br />
Orientierungshilfe <strong>für</strong> Trainer.<br />
Antje Hoffmann
Nr. 12 / Oktober 2009<br />
Seite <br />
dvs-Symposium mit großer Resonanz<br />
Schwimmexperten aus ganz Deutschland<br />
waren beim dvs-Symposium „Biomechanische<br />
Leistungsdiagnostik im Schwimmen“<br />
vom 10.-12. September in <strong>Leipzig</strong><br />
den Leistungsfaktoren im Schwimmsport<br />
auf der Spur. Die wissenschaftliche<br />
Tagung war eine gemeinsame Veranstaltung<br />
der Sportwissenschaftlichen<br />
Fakultät der Uni <strong>Leipzig</strong>, des Olympiastützpunkts<br />
<strong>Leipzig</strong>, der dvs-Kommission<br />
Schwimmen und des Gastgebers <strong>Institut</strong><br />
<strong>für</strong> <strong>Angewandte</strong> <strong>Trainingswissenschaft</strong>,<br />
die vom Deutschen Schwimmverband<br />
und dem Bundesinstitut <strong>für</strong> Sportwissenschaft<br />
unterstützt wurde.<br />
Über drei Tage informierten<br />
sich die rund 70 teilnehmenden<br />
Vertreter der sportwissenschaftlichen<br />
<strong>Institut</strong>e,<br />
Forschungsnehmer des BISP,<br />
Vertreter des Schwimmverbands<br />
und wissenschaftliche<br />
Betreuer der Nationalmannschaften<br />
sowie Trainer aus<br />
dem Schwimmen, Triathlon<br />
und Behindertensport über<br />
aktuelle Forschungsergebnisse<br />
unter anderem zur Entwicklung<br />
von Untersuchungsverfahren zur modellhaften<br />
Beschreibung der Schwimmbewegung<br />
und zu Untersuchungen zur<br />
Energiebereitstellung in der zyklischen<br />
Bewegung sowie deren Optimierung. Des<br />
Weiteren tauschten sie sich über die Einführung<br />
gestufter Studiengänge (Bachelor<br />
und Master) aus, zu der die dvs-Kommission<br />
Schwimmen einen Standpunkt formulierte<br />
(www.sportwissenschaft.de).<br />
Die Bilanz des Organisationsteams mit<br />
Prof. Dr. Maren Witt und PD Dr. Wolfram<br />
Sperling (beide Uni <strong>Leipzig</strong>), Dr. Jürgen<br />
Küchler (IAT), Sven Oester (OSP <strong>Leipzig</strong>)<br />
sowie Dr. Andreas Hahn und Dr. Dieter<br />
Strass (dvs-Kommission Schwimmen)<br />
IAT-Direktor Prof. Arndt Pfützner begrüßte<br />
die Symposiumsteilnehmer in <strong>Leipzig</strong>.<br />
fiel durchweg positiv aus: „Die kompakte<br />
Darstellung von Forschungsergebnissen<br />
und deren konkreter Anwendung in der<br />
Praxis ist bei den Teilnehmern sehr gut<br />
angekommen“, resümierte Cheforganisatorin<br />
Prof. Maren Witt. „Die hervorragende<br />
Resonanz hat uns bestätigt, dass<br />
ein großer Bedarf nach einem solchen<br />
regelmäßigen Meinungsaustausch besteht.“<br />
Aufgrund dieser Erfahrungen möchte<br />
die dvs-Kommission Schwimmen, deren<br />
Bildung vor 10 Jahren auf eine Initiative<br />
von Dr. Strass zurückgeht, das Symposium<br />
nun regelmäßig im Rhythmus von<br />
zwei bis drei Jahren stattfinden lassen,<br />
so Witt weiter. Die <strong>Leipzig</strong>er Veranstalter<br />
von IAT, Uni und OSP jedenfalls, die<br />
mit dem Strömungskanal und Schwimmhalle<br />
über die modernste wissenschaftlich-technische<br />
Trainings- und Untersuchungsbasis<br />
verfügen und gemeinsam<br />
das Kompetenzzentrum Schwimmen<br />
bilden, stehen als mögliche zukünftige<br />
Veranstalter wieder bereit.<br />
Die Beiträge des dvs-Symposiums werden<br />
in einer Publikation des BISp voraussichtlich<br />
Anfang 2010 veröffentlicht.<br />
ISBS-Jahrestagung<br />
Mit drei Wissenschaftlern war das <strong>Institut</strong><br />
<strong>für</strong> <strong>Angewandte</strong> <strong>Trainingswissenschaft</strong><br />
in diesem Jahr bei der 27. Jahrestagung<br />
der International Society of Biomechanics<br />
in Sports (ISBS) in Limerick (Irland)<br />
vertreten.<br />
Dr. Falk Naundorf präsentierte in seinem<br />
Vortrag mit den Co-Autoren Klaus Knoll<br />
und Stefan Brehmer erste Voruntersuchungen<br />
zur Ermittlung von Kräften beim<br />
Turnen am Barren. Dr. Volker Drenk<br />
stellte auf seinem Poster eine neue Methode<br />
zur Kalibrierung am Beispiel von<br />
3-D-Analysen im Diskuswurf vor. Am<br />
Morgen nach dem Goldmedaillengewinn<br />
von Robert Harting (Diskus) bei der WM<br />
in Berlin hatte Dr. Axel Schüler eine schöne<br />
Ausgangsposition <strong>für</strong> seinen Vortrag.<br />
Er berichtete in seinem gemeinsam mit<br />
Dr. Falk Hildebrand und Johannes Waldmann<br />
(HTWK <strong>Leipzig</strong>) erstellten Beitrag<br />
über die Optimierung des Diskusflugs.<br />
Neben der Präsentation eigener Forschungsergebnisse<br />
stand vor allem die<br />
Information über aktuelle Entwicklungen<br />
in der Forschung in anderen Ländern auf<br />
dem Plan. Insgesamt wurden aktuelle<br />
Resultate aus Europa, Asien, Australien<br />
(inkl. Neuseeland) und Amerika in 120<br />
Vorträgen und fast 200 Postern vorgestellt.<br />
Die nächste ISBS-Tagung findet im Juli<br />
2010 in Marquette (Michigan, USA) statt.<br />
Falk Naundorf<br />
Kurz berichtet<br />
Sportgeschichte hautnah<br />
Anfang September nutzen interessierte<br />
IAT-Mitarbeiter die Gelegenheit, die einzigartige<br />
Sammlung des traditionsreichen<br />
<strong>Leipzig</strong>er Sportmuseums zu besichtigen.<br />
Während der anderthalbstündigen Führung<br />
stellte Leiterin Dr. Gerlinde Rohr einige<br />
besondere Schätze aus der gegenwärtig<br />
etwa 85.000 Objekte umfassenden<br />
Sammlung mit dem Schwerpunkt <strong>Leipzig</strong>er<br />
und mitteldeutsche Turn- und Sportgeschichte<br />
vor. Für die IAT-Mitarbeiter<br />
ein exklusiver Einblick, denn aufgrund<br />
fehlender Ausstellungsräume ist die<br />
Sammlung derzeit nicht <strong>für</strong> die Öffentlichkeit<br />
zugänglich. IAT-Direktor Prof.<br />
Arndt Pfützner: „Die Fülle und Einzigartigkeit<br />
der Objekte sind so eindrucksvoll,<br />
dass sie endlich in einer öffentlichen und<br />
dauerhaften Ausstellung gezeigt werden<br />
sollten. Deshalb unterstützen wir sehr<br />
das Vorhaben der Stadt, dem Sportmuseum<br />
mit dem ehemaligen Schwimmstadion<br />
eine feste Heimstätte zu geben.“<br />
www.sportmuseum-leipzig.de<br />
Verstärkungen<br />
Dr. Jan Wüstenfeld verstärkt seit 1. Oktober<br />
den Fachbereich Sportmedizin des<br />
IAT. Die Tätigkeit des 34-jährigen Arztes,<br />
der früher aktiver Biathlet und Mitglied<br />
der deutschen Nationalmannschaft<br />
war, erfolgt im Rahmen der Kooperation<br />
mit der TU München. Neu am IAT<br />
sind zudem Arzthelferin Anita Sturmeit<br />
(Sportmedizin) und der wissenschaftlichtechnische<br />
Mitarbeiter Chris-Norman Beyer<br />
(Fachgruppen Badminton und Volleyball).<br />
Dabei beim Staatsbesuch<br />
Bereits zum 10. Mal luden die Bundesministerien<br />
in Berlin am 22./23. August zum<br />
„Staatsbesuch“ in ihre Einrichtungen.<br />
Erstmals war auch das IAT dabei, als<br />
das Bundesministerium des Innern Einblicke<br />
in seine vielfältigen Aufgabengebiete<br />
gab. Am seinem Stand stellte sich<br />
das IAT als vom BMI geförderte zentrale<br />
Forschungseinrichtung des deutschen Spitzen-<br />
und Nachwuchsleistungssports vor.<br />
Neuer Vizepräsident<br />
Beim Landessporttag in <strong>Leipzig</strong> ist Christian<br />
Dahms (IAT) zum neuen Vizepräsidenten<br />
Leistungssport des Landessportbundes<br />
Sachsen gewählt worden.<br />
Präsident ist weiterhin Eberhard Werner.<br />
Zudem wurden Dr. Petra Tzschoppe,<br />
Reinhard Scholz und Ulrich Franzen in<br />
das LSB-Präsidum gewählt.<br />
Wissenschaftskoordinator<br />
Der Leiter der IAT-Fachgruppe Badminton,<br />
Wolf Gawin, ist vom Präsidium<br />
des Deutschen Badminton-Verbands<br />
zum neuen Wissenschaftskoordinator<br />
ernannt worden. Der bisherige Koordinator,<br />
Hanno Felder, wird ab sofort als<br />
Gawins Stellvertreter fungieren.
Nr. 12 / Oktober 2009<br />
Seite <br />
Vielfältig und interdisziplinär<br />
im Einsatz<br />
Seit kurzem verfügt das <strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Angewandte</strong><br />
<strong>Trainingswissenschaft</strong> über<br />
einen Bodyscanner, der künftig bei verschiedenen<br />
biomechanischen und sportmedizinischen<br />
Untersuchungen zum<br />
Einsatz kommen wird.<br />
Um die Handhabung und Programmierung<br />
des Bodyscanners kennenzulernen,<br />
nahmen die IAT-Biomechaniker Claudia<br />
Jahn, Steffen Kerner, Axel Schleichardt<br />
und PD Dr. Axel Schüler vom 28.-30.<br />
September an einer Schulung der Firma<br />
Human Solutions teil. Ein Schwerpunkt<br />
der Weiterbildung war die Funktionalität<br />
der einzelnen Programmkomponenten,<br />
insbesondere die Visualisierung, das<br />
Anlegen von Querschnitten und das<br />
Abnehmen von Maßen. Darüber hinaus<br />
wurden neben den Standardscans auch<br />
Mehrfachscans aufgerufen, bei denen<br />
bis zu fünf verschiedene vorgegebene<br />
Positionen einzunehmen sind. „Da bei<br />
Mehrfachscans im Gegensatz zum Standardscan<br />
keine automatische Punkterkennung<br />
erfolgt, sind die Punkte vom Bearbeiter<br />
zu setzen, bevor das Programm<br />
die entsprechenden Maße berechnen<br />
kann“, weiß Axel Schüler. Deshalb war<br />
der umfangreichste Teil der Schulung<br />
der Definition von eigenen Punkten und<br />
Maßen gewidmet, die in der XML-Sprache<br />
formuliert werden und auf Visual Basic<br />
zurückgreifen.<br />
Das erworbene Wissen werden die Biomechaniker<br />
des IAT nun in verschiedenen<br />
interdisziplinären Projekten anwenden.<br />
„Gemeinsam mit dem Fachbereich<br />
Sportmedizin werden wir in nächster<br />
Zeit am Vergleich der verschiedenen<br />
Messmethoden zur Erfassung anthropometrischer<br />
Daten arbeiten“, erklärt<br />
Axel Schüler. Des Weiteren wurde in Zusammenarbeit<br />
mit der FG Radsport ein<br />
Bahnradsportler in verschiedenen Rennpositionen<br />
mit Wettkampfbekleidung,<br />
unterschiedlichen Sturzhelmen, auf seinem<br />
Wettkampfgerät (Bahnmaschine)<br />
und in verschiedenen Kurbelstellungen<br />
gescannt. Seine Oberflächenprofile werden<br />
nun am <strong>Institut</strong> <strong>für</strong> Forschung und<br />
Entwicklung von Sportgeräten (FES) in<br />
Berlin genutzt, um bei ausgewählten<br />
Radsportlern Luftwiderstandswerte berechnen<br />
und daraus optimale Sitzpositionen<br />
und Körperhaltungen bestimmen<br />
zu können, mit dem Ziel, die Aerodynamik<br />
im Wettkampf zu verbessern. Ein<br />
weiteres Einsatzfeld ist der Eiskunstlauf,<br />
wo die Scandaten eines Spitzenathleten<br />
genutzt werden, um ein individuelles<br />
Sportlerprofil zu erstellen. Hiermit können<br />
3-D-Videoauswertungen korrigiert werden,<br />
um genauere Aussagen über biomechanische<br />
Parameter treffen zu können.<br />
Bahnrad-Weltmeister Maximilian Levy im<br />
Bodyscanner Foto: R. Hartnick, FES<br />
Gegneranalyse vor dem Wettkampf mit<br />
Athleten,Trainern und IAT-Wissenschaftler<br />
Jens Bussweiler (l.). Foto: Eleni Coskina<br />
Impressum<br />
Herausgeber:<br />
<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Angewandte</strong> <strong>Trainingswissenschaft</strong><br />
Ein <strong>Institut</strong> im Verein IAT/FES des DOSB e. V.<br />
Marschnerstraße 29 | 04109 <strong>Leipzig</strong><br />
www.sport-iat.de<br />
Redaktion:<br />
Kerstin Henschel<br />
Tel.: 0341 4945-130 | Fax: 0341 4945-132<br />
E-Mail: henschel@iat.uni-leipzig.de<br />
Fotos: IAT (soweit nicht anders angegeben)<br />
Der <strong>Newsletter</strong> ist der offizielle Informationsservice<br />
des IAT. Der Versand erfolgt per<br />
E-Mail. Der Bezug ist kostenlos.<br />
Die Veröffentlichung von kompletten Artikeln<br />
oder Auszügen ist mit Quellenangabe möglich.<br />
Um Zusendung eines Belegexemplars<br />
wird gebeten.<br />
© IAT, 2009<br />
Trainer-Beratersystem<br />
im Boxen<br />
Sommerzeit heißt <strong>für</strong> die Wissenschaftler<br />
des IAT auch immer Dienstreisezeit, denn<br />
neben den Trainingslehrgängen stehen in<br />
dieser Jahreszeit zahlreiche Wettkampfhöhepunkte<br />
an. Und so waren die Experten<br />
in den zurückliegenden Wochen unter<br />
anderem bei den Weltmeisterschaften<br />
der Schwimmer und Wasserspringer, der<br />
Leichtathleten, der Boxer, der Kanuten,<br />
der Judoka, der Ruderer und der Modernen<br />
Fünfkämpfer in Rom, Berlin, Darthmouth,<br />
La Seu D’Urgell, Mailand, Rotterdam,<br />
Poznan und London im Einsatz.<br />
Zwei von ihnen sind Jens Bussweiler,<br />
der Fachgruppenleiter Boxen am IAT,<br />
und sein Kollege Rainer Scharf, die die<br />
deutschen Amateurboxer bei den Welttitelkämpfen<br />
vom 29. August bis 13. September<br />
in Mailand unterstützt haben. Dort<br />
haben sich die deutschen Faustkämpfer<br />
mit dem WM-Titel von Jack Culcay-Keth,<br />
der Bronzemedaille von Ronny Beblik und<br />
drei fünften Plätzen wieder eindrucksvoll<br />
zurückgemeldet.<br />
„Unser Arbeitsschwerpunkt während der<br />
Wettkämpfe war die Wettkampfanalyse,<br />
wenngleich Videoaufnahmen bei solchen<br />
internationalen Events oftmals schwierig<br />
sind“, erläutert Jens Bussweiler. Aus<br />
aktuellen Beobachtungen und den Auswertungen<br />
der letzten Kämpfe stellten die<br />
Wissenschaftler gemeinsam mit dem Diagnosetrainer<br />
des Deutschen Boxsportverbands<br />
Gegneranalysen zusammen,<br />
mit Hilfe derer die deutschen Athleten<br />
taktisch optimal auf den Kontrahenten<br />
eingestellt wurden.<br />
Der Hauptteil der wissenschaftlichen<br />
Unterstützung <strong>für</strong> die WM war zum eigentlichen<br />
Höhepunkt jedoch bereits<br />
gelaufen. „Wir haben ein Konzept <strong>für</strong><br />
die WM-Vorbereitung erarbeitet, um das<br />
Training zu planen und zu steuern“, erklärt<br />
Bussweiler, „Die Wettkampfanalysen<br />
und Trainingsbeobachtungen bei den EU-<br />
Meisterschaften im Juni in Odense bildeten<br />
die Grundlage <strong>für</strong> diesen Fahrplan<br />
in Richtung Weltmeisterschaft“.<br />
Das neue Konzept umfasste unter anderem,<br />
dass die Sportler ihr Heimtraining<br />
selbst standardisiert dokumentieren<br />
sollten. Anhand dieser Aufzeichnungen<br />
erfolgte eine Optimierung der Trainingsinhalte<br />
hinsichtlich des Verhältnisses von<br />
Belastung und Erholung. Darüber hinaus<br />
wurden zentrale leistungsdiagnostische<br />
Untersuchungen in Zusammenarbeit mit<br />
Dr. Jost vom OSP Rhein-Neckar in Heidelberg<br />
geplant und durchgeführt. Die erfolgreiche<br />
WM war dann die Bestätigung<br />
<strong>für</strong> das Trainer-Beratersystem des IAT<br />
<strong>für</strong> den Verband in Verbindung mit der<br />
hervorragenden Arbeit der Trainer und<br />
Athleten an den Stützpunkten vor Ort.