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Zur quantentheoretirehen Formulierung der linearen Elektrodynamik ...

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Annalen <strong>der</strong> Physik. 7. Folge, Band 28, Heft 1, 1972, S. 76-84<br />

J. A. Barth, Leipzig<br />

<strong>Zur</strong> <strong>quantentheoretirehen</strong> <strong>Formulierung</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>linearen</strong> <strong>Elektrodynamik</strong> in Molekiilkrirtallen<br />

Von D. WELSCE<br />

Abstract<br />

Un<strong>der</strong> consi<strong>der</strong>ation of quantum crystals a method for description of molecular crystals<br />

is developed. After separating the macroscopic longitudinal electromagnetic field from the<br />

COULOMB interaction the mechanical excitations of a molecular crystal are calculated. By<br />

using these mechanical excitations the quantum theoretic formulation of the linear macrosmpio<br />

electrodynamics with dispersion and without absorption is given. The dispersion<br />

law of polariton modes is <strong>der</strong>ived. Connections between this theory and that of the classical<br />

polariton treatment are described.<br />

1. Einleitung<br />

In <strong>der</strong> makroskopischen (und uberwiegend ghiinomenologischen) <strong>Elektrodynamik</strong><br />

(linear und nichtlinear) haben wir es mit sogenannten makroskopischen<br />

elektromagnetischen Fel<strong>der</strong>n zu tun, die durch eine geeignete riiumliche<br />

Mittelung aus den entsprechenden mikroskopischen Fel<strong>der</strong>n entstehen. Die<br />

Wechselwirkung des makroskopischen elektromagnetischen Feldes (sowohl<br />

longitudinal als auch transversal) mit dem atomaren System mu0 dann notwendigerweise<br />

auf <strong>der</strong> Basis eines sogenannten mechanischen Anregungsspektrums<br />

[l, 21 des atomaren Systems behandelt werden. Hinsichtlich phiinomenologischer<br />

Theorien genugt es, ein solches mechanisches Anregungsspektrum<br />

zu postulieren. In den mikroskopischen Behandlungsweisen wird diese Frage<br />

recht unterschiedlich und oft nicht konsequent zu Ende diskutiert.<br />

In unseren Ausfuhrungen wollen wir uns speziell in Verallgemeinerung des<br />

von AORANOVIO [ 11 und DAVYDOV [3] entwickelten mikroskopischen Modells<br />

eines Molekiilkristells mit <strong>der</strong> quantentheoretischen Fassung <strong>der</strong> makroskopi-<br />

‘schen, <strong>linearen</strong> Eledtrodynamik (mit Dispersion, ohne Absorption) in Molekulkristallen<br />

beschiiftigen. Dies wird uns den unmittelbaren (mikroskopischen)<br />

AnschluS an die ubliche phiinomenologische (makroskopische) Polaritonentheorie<br />

[4, 51 gestatten.<br />

2. Das Kristallproblem (Cou~o~~-Weehselwirkung)<br />

2.1 MikroskopisoheH nnd makroskopisohes longitudinales elektriscthes Feld<br />

Wir beginnen mit <strong>der</strong> klassischen Behandlung. Lassen wir das transversale<br />

elektromagnetische Feld zuniichst weg, so lautet die HABimToN-Funktion von<br />

uber das (longitudinale) elektromagnetische Feld wechselwirkenden Ladungen


76 Annalen <strong>der</strong> Phyeik * 7. Folge * Bend 28, Heft 1 * 1972<br />

bekanntlich<br />

wobei m, und e. die Massen und Ladungen <strong>der</strong> betrachteten Teilchen (Elektronen<br />

und Kerne) bedeuten. Der Strich an <strong>der</strong> zweiten Summe in (2.1) schlieBt den<br />

Fall v = v' aus. Verwenden wir fur das Conom-Potential x-l die in <strong>der</strong> Plasmonentheorie<br />

Verwendung findende FouRmR-Entwicklung [6]<br />

so folgt aus (2.1)<br />

Dabei ist <strong>der</strong> Wellenzahlvektor k aus <strong>der</strong> ersten BRILLOuIN-Zone zu nehmen;<br />

die K stellen die Gittervektoren des reziproken Gitters dar. In <strong>der</strong> zweiten Summe<br />

von (2.3) ist zuniichst <strong>der</strong> Fall v =.v' zugelassen; wir haben dies durch das letzte<br />

Glied in (2.3) wie<strong>der</strong> korrigiert. V stellt das Kristallvolumen dar. Wir fiihren<br />

das longitudinale makroskopische elektrische Feld durch eigenstkndige Variable<br />

in <strong>der</strong> Gestalt eines Vektorpotentials A und einer elektrischen Feldstiirke E (bzw.<br />

durch die kanonisch konjugierten Variablen Q;, PLk),<br />

A($) = Cl/Fzt?kQLeihz,<br />

k (2.4)<br />

ek=-=-<br />

k<br />

e-kt<br />

(2.6)<br />

ein. Da k aus <strong>der</strong> ersten BamomN-Zone zu nehmen ist, folgt unmittelbar <strong>der</strong><br />

makroskopische Charakter obiger Fel<strong>der</strong> [ 71. Die Q;, PLk geniigen'offenbar den<br />

Bedingungen<br />

'*<br />

'<br />

QLk = - Qk , P-k = - PL*.<br />

Uber die kanonische Transformation mit <strong>der</strong> Erzeugenden<br />

/K<br />

@ = 2 XnapPkap + 2 Q-kPi + i 1/ 7 2 4 Q-h e-*nW<br />

nap k nap k<br />

lkBt sich dann die zu (2.3) iiquivalente <strong>Formulierung</strong>


D. WELSCH: <strong>Formulierung</strong> <strong>der</strong> <strong>linearen</strong> <strong>Elektrodynamik</strong><br />

77<br />

angeben, wobei<br />

gilt. Der Index v wurde dabei durch die kei (kristallspezifischen) Einzelindizes<br />

n, a, p ersetzt. n(m) numeriert als Gittervektor die N Elementarzellen des Kristalls;<br />

a@) liiuft von eins bis S mit S als Anzahl <strong>der</strong> Molekiile in einer Elementarzelle;<br />

p ziihlt die Elektronen und Kerne eines Molekuls. Tna steht fiir die (transformierte)<br />

potentiale Energie des (isolierten) Molekuls n, OL.<br />

Hiiufig wird die Abtrennung des makroskopischen Anteils <strong>der</strong> COULOMB-<br />

Wechselwirkung (ohne diesen allerdings durch eigenstiindige Variable zu beschreiben)<br />

nach <strong>der</strong> Methode von EWALD [4] vorgenommen. Diese ordnet sich<br />

in unsere Darlegungen folgen<strong>der</strong>maBen ein. Zuniichst ist die COULOYB-WeChselwirkung<br />

gemiiB (2.1) durch die entspreohende Dipol-Dipol-Wechselwirkung <strong>der</strong><br />

(neutralen) Molekiile zu ersetzen. Dies bedeutet hinsichtlich (2.9), daB anstatt<br />

<strong>der</strong> xiar die Vektoren <strong>der</strong> Molekiilgleichgewichtslagen rna zu nehmen sind,<br />

und VLaiw durch<br />

(2.12)<br />

zu ersetzen ist (hier und im folgenden ist iiber doppelt auftretende (kartesische)<br />

Indizesi, i stets zu summieren). dkai stellt die i-te Komponente des Dipolmomentes<br />

des Molekuls n, OL dar :<br />

cc<br />

Hinsichtlich <strong>der</strong> konkreten Gestalt <strong>der</strong> Qji<br />

Nebenbedingung (2.10) lautet dann offenbar<br />

(:a)<br />

(2.13)<br />

verweisen wir auf [4]. Die<br />

(2.14)<br />

Wir bemerken, dtbB die <strong>Formulierung</strong> (2.9), (2.10) .-- gegenuber dem zuletzt besprochenen<br />

Verfahren den Vorteil bietet; n& bezuglich <strong>der</strong> Wechselwirkung des<br />

makroskopischen longitudinalen elektrischen Feldes zur Dipolniiherung uberzugehen.<br />

Die Ersetzung <strong>der</strong> CoaoMB-Wechselwirkung insgesamt durch eine<br />

Dipol-Dipol-Wechselwirkung kommt ja faktisch einer Entwioklung des Con-<br />

LOMB-Potentials nach ,,Auslenkungen" <strong>der</strong> Elektronen und Kerne bezuglich<br />

<strong>der</strong> Ruhelagen <strong>der</strong> Molekiile gleich. An<strong>der</strong>erseits ist gerade fiir Quantenkristalle<br />

(dazu gehiiren eine Reihe von Molekulkristallen) eine solche Entwicklung unstatthaft<br />

[8].<br />

Die Nebenbedingung (2.10) (bzw. in Dipolniiherung (2.14)) stellt offensichtlich<br />

die Divergenzbedingung fiir das makroskopische elektrische Feld dar.<br />

In einer quantentheoretischen <strong>Formulierung</strong> haben wir die das makroskopische<br />

longitudinale Feld beschreibenden Variablen Q;( und Ptk analog den


78 Annalen <strong>der</strong> Physik * 7. Folge * Band 28, Heft 1 * 1972<br />

Variablen xka,,i und als kanonisch konj ugierte Operatoren aufzufaasen.<br />

Die durch (2.8) charakterisierte kanonische Transformation ist durch eine entsprechende<br />

unitiire Transformation zu ersetzen. Desweiteren ist die Nebenbedingung<br />

(2.10) (bzw. (2.14)) im Sinne ihrer Anwendung auf zugelaeaene<br />

Zustlinde des HILBERT-Raumes zu verstehen.<br />

Wir fassen die Ergebnisse des Abschnittes 2.1 in dem HAMILTON-Operator<br />

aS<br />

aB<br />

zusammen (<strong>der</strong> Strich an den transformierten Grd3en wird im weiteren stets<br />

weggelassen). Fiir den Fall, daD wir das makroskopische longitudinale elektrische<br />

Feld nicht als eigenstindige Variable behandeln, ist (2.15) identisch mit<br />

(2.1), wobei entsprechend <strong>der</strong> verwendeten Indizierung <strong>der</strong> Strich an <strong>der</strong> dritten<br />

Summe in (2.15) n, OL = m, /3 ausschlieDt. Nehmen wir an<strong>der</strong>erseits aus <strong>der</strong><br />

CoaoMB-Wechselwirkung das makroskopische Feld heraus und fiihren es als<br />

eigenstlindige Variable in die Theorie ein, dann stellt <strong>der</strong> HAMILTON-Operator<br />

(2.15) den sogenannten mechanischen Anteil des Gesamt-HAMILTON-Operators<br />

dar. W,, haben wir in diesem Fall durch Vna + 4 Vnalna und Wnap<br />

durch Vnai~ zu ersetzen. Der vollstindige HAMILTON-Operator setzt sich<br />

dann zusammen (unter Beriicksichtigung nur <strong>der</strong> CoaoMB-Wechselwirkung)<br />

aus dem mechanischen Anteil, aus dem HAMILTON-Operator des makroskopischen<br />

longitudinalen Feldes und dem entsprechenden Wechselwirkungsglied<br />

(vgl. (2.9)).<br />

2.2 Das Kristallproblem - Llneare Kristallsnregungen<br />

Auf <strong>der</strong> Basis des HAMILTON-Operators (2.15) wollen wir nun in allgemeher<br />

Weise das lineare Anregungsspektrum eines Molekulkristalls herleiten. Dabei<br />

ist es ZweckmiiBig, das in [l, 31 entwickelte Grundmodell eines Molekiilkristalls<br />

unter folgenden Gesichtspunkten zu verallgemeinern :<br />

1. Neben den innermolekularen Schwingungen sollten in einheitlicher Weise<br />

auch die zwischenmolekularen Schwingungen erfal3bar sein.<br />

2. Schon die Busgangswellenfunktionen <strong>der</strong> ,,isolieri;en" Molekiile sollten <strong>der</strong><br />

Kristallsymmetrie Rechnung tragen.<br />

3. Der Formalismus sollte auch Quantenkristallen gerecht werden.<br />

Generell werden wir uberlappungen und Austauscheffekte zwisohen verschiedenen<br />

Molekiilen vernachliissigen. Da wir im HAMILTON-Operator (2.15) keine<br />

Spinterme mitnehmen, werden wir stets ieelle Molekiilfunktionen voraussetzen.<br />

Desweiteren nehmen wir fiir spiitere Zwecke an, daB (2.16) den mechanischen<br />

Anted des Gesarnt-HAMILToN- Operators reprisentiert.<br />

Wir wiihlen uns zuniichst als vollstlindiges Funktionensystem Wellenfunktionen<br />

fiir die ,,isolierten" Molekiile im Sinne von HARTREE-Funktionen:<br />

(2.16)<br />

Der Strich an obiger Summe schlieBt rn = 0, a = Bus. Als Self-Consistent-Field<br />

in (2.16) nehmen wir also dasjenige an, das entsteht, wenn sich alle Molekiile<br />

mit Ausnahme eines einzigen im Grundzustand befinden. Offensichtlich kann


D. WELSCH : <strong>Formulierung</strong> <strong>der</strong> <strong>linearen</strong> Elekt,rodynamik 79<br />

ein <strong>der</strong>artiges effektives Potential <strong>der</strong> konkreten Kristallsymmetrie Rechnung<br />

tragen. Desweiteren ist klar, daB durch (2.16) auch Molekiilanregungen erfaDt<br />

werden, die sogenannten zwischenmolekularen Schwingungen entsprechen.<br />

Elektronenanregungen, innermolekulare und zwischenmolekulare Schwingungen<br />

werden als formal gleichartig beschrieben; von einer Entwicklung nach Kernauslenkungen<br />

im Sinne <strong>der</strong> ublichen Gitterdynamik wird nicht Gebrauch gemacht.<br />

In diesem Sinne numeriert <strong>der</strong> Index f das gesamte Anregungeapektrum<br />

<strong>der</strong> Molekiile durch (f = 0 charakterisiert den Grundzustand). Mit den Funktionen<br />

(2.16) lautet <strong>der</strong> HAruILToN-Operator (2.15) in <strong>der</strong> Darstellung <strong>der</strong> zweiten<br />

Quantisierung (siehe hierzu [l, 31)<br />

(2.17)<br />

- 26gg‘ (fol wmuIm&?l yo)} BLuJ g&9g Bn@g’ Bnuf‘,<br />

wobei die BLuf sogenannte &uasi-PauLI-Operatoren darstellen, bzgl. <strong>der</strong>en<br />

Eigenschaften wir auf [9] verweisen. Im Sinne einer Entwicklung [9] kiinnen<br />

sie in nullter Ordnung durch BosE-Operatoren Bn,t, B&f ersetzt werden. Beschriinken<br />

wir uns hinsichtlich (2.17) ad die lineare Naherung, 80 finden wir<br />

uber die Hauptachsentransformation<br />

(2.21)<br />

(2.22)


80<br />

Annalen <strong>der</strong> Physik * 7. Folge * Band 28, Heft 1 * 1972<br />

fur den <strong>linearen</strong> Anteil des HAMILTON-Operators (2.17) die diagonale Form<br />

wobei die (Normal-)Operatoren PM, && den Vertauschungsregeln<br />

[&kp, P$@’] =‘ [&k, P-k’g’] = ih 8,‘ 6,’ (2.24)<br />

genugen. In (2.22) schlieBt <strong>der</strong> Strich an <strong>der</strong> Summe tz = 0, cx = ,!? aus. (2.23)<br />

beschreibt in einheitlicher Weise das kombinierte (mechanische) Exziton-Phonon-Spektrum<br />

eines Molekulkristalls, wobei <strong>der</strong> Index Q die einzelnen Anregungs:<br />

zweige numeriert.<br />

3. Die Wechselwirkung mit item elektromagnetischen Feld (linesre Theorie)<br />

Wir fuhren das gesamte makroskopische elektromagnetische Feld (longitudinal<br />

und transversal) in Analogie zu (2.4), (2.5) ein, wobei wir jetzt allerdings die<br />

drei Polarisationseinheitsvektoren e(k, A) (A = 1, 2, 3) mit e(k, 3) = k/k benotigen.<br />

Die entsprechenden Operatoren &, PM geniigen den bekannten Vertauschungsregeln<br />

[&u, P$A8] -[&u, P-k‘A’] = -ifi d,‘6uu’. (3.1)<br />

Auf dem iiblichen Weg erfolgt die Ankopplung des (makroskopischen) elektromagnetischen<br />

Feldes ; das in (2.9) auftretende Vektorpotential ist einfach durch<br />

die zwei transversalen Komponenten zu erganzen. In <strong>der</strong> Darstellung <strong>der</strong> schon<br />

verwendeten zweiten Quantisierung hat demnach <strong>der</strong> Wechselwirkungsoperator<br />

die Gestalt (Dipolnaherung vorausgesetzt)<br />

1<br />

+ - 2 A2(rna).<br />

*ca nap map<br />

Unter Beriicksichtigung <strong>der</strong> Beziehung (2.19) folgt somit fur den Gesamt-<br />

HAMILTON-Operator in hearer Naherung<br />

1<br />

SL = p 2 ( PIP~ + ~kQL&ke)<br />

kp<br />

(3.3)<br />

mit den Abkiirzungen


D. WELSCH : <strong>Formulierung</strong> <strong>der</strong> linemen <strong>Elektrodynamik</strong> 81<br />

Die Operatoren Qh, Fk, sind gemal3<br />

Pkq = wkqQlrq, Qkq = w&'Fkq (3.7)<br />

definiert. Sie genugen (analog zu (3.1)) den Vertauschungsregeln<br />

[Qkq, F&] = --ih B/&n d,..<br />

(3.8)<br />

Eine einfache Hauptachsentransformation diagonalisiert (3.3). Verwenden wir<br />

die leicht herzuleitende Relation [l]<br />

V<br />

wld~r, (3.9)<br />

C Ra(k, e) RW, e) =<br />

e<br />

so folgt aus<br />

(3.10)<br />

(3.11)<br />

(3.13)<br />

gelten.<br />

(3.12) legt das Dispersionsgesetz <strong>der</strong> (durch den Index t charakterisierten)<br />

Polaritonenmoden fest. Zunachst ist ersichtlich, daB wkr = 0 eine Liisung <strong>der</strong><br />

entsprechenden Siikulargleichung darstellt (dieser Liisung sei <strong>der</strong> Index t = 0<br />

zugeordnet). Der dazugehcrige ,,Vektor" @alTeO(k) hat offensichtlich nur<br />

fiir 1 = 3 eine von Null verschiedene Komponente. Wir kommen an an<strong>der</strong>er<br />

Steue noch auf diese Liisung zuruck. Vorerst wouen wh wkT * 0 voraussetzen.<br />

Steigen wir in ein fest fixiertes kartesisches Koordinatensystem urn, so erhalten<br />

wir unter Verwendung von<br />

(3.17)<br />

mit<br />

(3.18)<br />

6 Ann. Physlk. 7. Folge, Bd. 28


82 Annalen <strong>der</strong> Physik * 7. Folge * Band 28, Heft 1 * 1972<br />

als vollstlndigen, <strong>linearen</strong> Suszeptibilithtstensor. Die zu (3.17) gehorige Slkulargleichung<br />

stellt die aus <strong>der</strong> (<strong>linearen</strong>) Kristalloptik bekannte FRESNELsche<br />

Gleichung dar . Wir bemerken, daB in <strong>der</strong> klassischen Theorie die FREsNELsche<br />

Gleichung aus <strong>der</strong> Kenntnis von xij (bzw. ~ j), den Bewegungsgleichungen fur<br />

das elektromagnetische Feld und <strong>der</strong> Divergenzbedingung<br />

ki(&j + hxij) Ej = 0<br />

(3.19)<br />

hergeleitet werden. Dagegen ist bei unserer mikroskopischen Betrachtungsweise<br />

die Divergenzbedingung (2.14) in ihrer quantentheoretischen Fassung,<br />

(3.20)<br />

(das durch die e(k, A) aufgespannte Koordinatensystem liegt (3.20) zugrunde),<br />

noch nicht verwendet worden. Wir wollen deshalb die Vertriiglichkeit <strong>der</strong> Bedingung<br />

(3.20) mit unserer bisherigen <strong>Formulierung</strong> uberprufen. Bis auf (hier<br />

nicht interessierende) permanente Dipolmomente (c-Zahlen) gilt bezuglich <strong>der</strong><br />

rechten Seite von (3.20)<br />

Fur die linke Seite von (3.30) folgt<br />

Damit geht (3.20) uber in<br />

T<br />

kd&j + hxij(k, 7) @j(k, t) pkrly) = 0. (3.21)<br />

Setzen wir cokr + 0 voraus, so folgf aus (3.17) die Gultigkeit von (3.21) sogar<br />

als Operatorbeziehung in <strong>der</strong> Form<br />

(3.22)<br />

(3.23)<br />

Wir sehen, da13 im Rahmen <strong>der</strong> <strong>linearen</strong> Theorie (bei exakter Ankopplung des<br />

elektromagnetischen Feldes uber das Vektorpotential) die quantentheoretische<br />

Relation (3.22) mit <strong>der</strong> klassischen im wesentlichen identisch ist. Betrachten<br />

wir nun Wkr = 0. In dem durch die e(k, A) aufgespannten Koordinatensystem<br />

finden wir sofort<br />

Pkr=O Iy) = 0. (3.24)<br />

Das heiBt, die durch Wkr = 0 beschriebenen , ,Polaritonenmoden“ sind ohne<br />

physikalisches Interesse ; die entsprechenden Terme im HAM&ToN-Operat,or<br />

(3.14) konnen weggelassen werden. Wir schreiben noch die Operatoren des


D. WELSCH: <strong>Formulierung</strong> <strong>der</strong> <strong>linearen</strong> <strong>Elektrodynamik</strong><br />

83<br />

Vektorpotentials und <strong>der</strong> elektrischen Feldstiirke auf :<br />

(3.25)<br />

AbschlieSend wollen wir noch einige Bemerkungen zur Behandlung <strong>der</strong><br />

Korrekturen machen, die durch Mitnahme des gesamten transversalen elektromagnetischen<br />

Feldes entstehen. Diese Korrekturen beriicksichtigen wir zweckmiifiigerweise<br />

durch Einfiihrung eines verallgemeinerten mechanischen Anregungsspektrums,<br />

das die Wechselwirkung (in linearer Niiherung) desjenigen<br />

Anteils des transversalen elektromagnetischen Feldes mit K + 0 schon beriicksichtigt.<br />

Die entsprechenden Anregungszweige wollen wir durch den Index a<br />

kennzeichnen. Ohne auf rechnerische Einzelheiten [ 101 einzugehen, geben wir<br />

gleich das Gleichungssystem zur Bestimmung <strong>der</strong> modifizierten Anregungsfrequenzen<br />

an:<br />

(WoL- di?) @*lu(k)<br />

-- -*TN2 c<br />

a+o<br />

&, - c' Ik + KI* - w:<br />

oh wk+ Rf(k, K, e) K, 9') (3.27)<br />

@e'lu(k)<br />

(3.28)<br />

Der Polarisationsindex il durchliluft hierbei nur die beiden transversalen Werte<br />

eins und zwei. Die Wechselwirkung des makroskopischen elektromagnetischen<br />

Feldes mit den vcrallgemeinerten mechanischen Kristallanregungen und insbeson<strong>der</strong>e<br />

die Berechnung von xij (vgl. (3.18)) kann wie oben abgehandelt werden,<br />

wobei die e-Summation durch die entsprechende a-Summation und<br />

RA(k e) durch<br />

(3.29)<br />

zu ersetzen sind.<br />

Damit ist fur Molekiilkristalle eine zu <strong>der</strong> klassischen, phiinomenologischen<br />

Polaritonentheorie [4] iiquivalente quantentheoretische (mikroskopische) <strong>Formulierung</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>linearen</strong> <strong>Elektrodynamik</strong> (ohne Absorption, mit Dispersion) ge -<br />

geben. Sie ist auf Grund <strong>der</strong> exakten Normierungsbedingung (3.13) im Gegensatz<br />

zu dem Vorschlag in [ll] ohne Singularitiiten an den Resonanzstellen<br />

(Resonanz beziiglich <strong>der</strong> mechanischen Anregungsstufen).<br />

4. Zusammenfassung<br />

Wir haben gezeigt, daS in relativ einfacher Weise das in [l, 31 entwickelte<br />

mikroskopische Modell eines Molekiilkristalls auf Quantenkristalle verallgemeinert<br />

werden kann, wobei unter Beriicksichtigung <strong>der</strong> Kristallsymmetrie neben<br />

den innermolekularen auch die zwischenmolekularen Schwingungen <strong>der</strong> Theorie<br />

6*


84 Annalen <strong>der</strong> Physik * 7. Folge * Band 28, Hpft 1 * 1972<br />

in einheitlicher Weise zuganglich gemacht werden kiinnen. Unter Zugrundelegung<br />

des mechanischen Anregungsspektrums eines Molekiilkristalls lhDt sich<br />

bei exakter Ankopplung des makroskopischen elektromagnetischen Feldes eine<br />

konsisfente (mikroskopische) quantentheoretische <strong>Formulierung</strong> <strong>der</strong> <strong>linearen</strong><br />

Kristalloptik (mit Dispersion, ohne Absorption) geben, die die Divergenzbedingung<br />

in ihrer iiblichen Gestalt fiir das makroskopische longitudinale elektrische<br />

Feld erfullt und daruberhinaus keine Singularitaten an Resonanzstellen aufweist.<br />

Herrn Prof. Dr. G. WEBER und den Mitarbeitern <strong>der</strong> Abteilung danke ich<br />

fur wertvolle Diskussionen.<br />

Literaturverzeiehnis<br />

[l] AGRANOWE, V. M., Teorija Eksitonov, Izd. Nauka, Moskva 1968.<br />

[2] AGRANOVIE, V. M., u. V. L. GINZBURG, Kristallooptika s UEetom Prostranstvenno<br />

Dispersii i Teorija Eksitonov, Izd. Nauka, Moskva 1965.<br />

[3] DAVYDOV, A. S., Teorija Molekuljarnych Eksitonov, Izd. Nauke, Moskva 1968.<br />

[4] BORN, M., u. K. HUANG, Dynamical Theory of Crystal Lattices, Clarendon Press,<br />

Oxford 1954.<br />

[5] LOIJDON, R., A-2 in Light Scattering Spectra of Solids, Proc. of the Int. Conf. on<br />

Light Scattering Spectra of Solids, Springer-Verlag, New York 1969.<br />

[6] HAUQ, A., Theoretieche Festkorperphysik, Band 1, Franz Deuticke, Wien 1964.<br />

[7] WUNSCHE, A., Berechnung und Eigenschaften nicht linearer Suszeptibilitiiten von<br />

Kristallen, in Nichtlineere Optik, Vortriige <strong>der</strong> Hauptjahrestagung <strong>der</strong> Physikalischen<br />

Gesellschaft in <strong>der</strong> DDR 1968 in Leipzig, Kammer <strong>der</strong> Technik, Berlin 1969.<br />

[S] HORNER, H., Phys. Rev. A1 (1970) 1712, 1722.<br />

[9] Lmovrc, D. L., B. S. Tos16 u. R. B. ZAKULA, Phys. Rev. 178 (1969) 1472.<br />

[lo] WELSCH, D., Dim., Univ. Jena 1971.<br />

[11] ALEESEJEV, A. I., u. Ju. P. NIICITIN, ZETF 48 (1965) 1669, ZETF 50 (1966) 916.<br />

Je na , Fachbereich Theoretische Physik <strong>der</strong> Friedrich-Schiller-Universitat<br />

Bei <strong>der</strong> Redaktion eingegangen am 10. November 1971.<br />

Anschr. d. Verf. : Dirk WELSCH, Fachber. Theoret. Physik d. Univ. Jena<br />

DDR-69 Jena, Max-Wien-Platz 1

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