Ernährung in Schwangerschaft und Stillzeit
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Exkurs: Schadstoffe <strong>in</strong> der Muttermilch<br />
Viele Substanzen, mit denen die Mütter im Verlauf<br />
ihres Lebens <strong>in</strong> Kontakt gekommen s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> die<br />
sich <strong>in</strong> ihrem Fettgewebe angereichert haben,<br />
gelangen <strong>in</strong> die Muttermilch. Die Belastung der<br />
Muttermilch ist deutlich höher als die anderer<br />
Lebensmittel. E<strong>in</strong> Vergleich der heutigen Analysen<br />
mit jenen vor 25 Jahren zeigt aber, dass<br />
die Belastung der Muttermilch mit den meisten<br />
Schadstoffen, ausgenommen den bromierten<br />
Flammschutzmitteln, deutlich zurückgegangen ist.<br />
Die aktuellen Rückstände <strong>in</strong> der Muttermilch erfordern<br />
aber noch immer weitere Anstrengungen zur<br />
Reduktion. Dies gilt v.a. für Diox<strong>in</strong>e <strong>und</strong> diox<strong>in</strong>ähnliche<br />
Verb<strong>in</strong>dungen sowie besonders für bromierte<br />
Flammschutzmittel. Die Vorteile der Muttermilch<br />
überwiegen aber bei weitem die Risiken durch<br />
Schadstoffe. Daher wird empfohlen, die Säugl<strong>in</strong>ge<br />
während den ersten 6 Monaten falls möglich ausschliesslich<br />
zu stillen <strong>und</strong> bis zu e<strong>in</strong>em Alter von<br />
2 Jahren das Stillen zusammen mit e<strong>in</strong>er sicheren<br />
<strong>und</strong> dem Alter angepassten Beikost weiterzuführen.<br />
Blei kommt ubiquitär vor, vorwiegend <strong>in</strong> pflanzlichen<br />
Nahrungsmitteln <strong>und</strong> im Tr<strong>in</strong>kwasser. E<strong>in</strong>zelne tierische<br />
Lebensmittel (Wildfleisch) können aber e<strong>in</strong>en<br />
besonders hohen Gehalt an Blei aufweisen. Besonders<br />
der sich entwickelnde Organismus ist auf Blei<br />
besonders im Bereich des Nervensystems empf<strong>in</strong>dlich.<br />
Blei ist plazentagängig, so dass es bei erhöhter<br />
Exposition zu Intelligenz- <strong>und</strong> psychomotorischen<br />
Defiziten des K<strong>in</strong>des kommen kann. Da Blei über<br />
Projektile <strong>in</strong> Wildfleisch (Rehe, Hirsche, Hasen <strong>und</strong><br />
Wildschwe<strong>in</strong>e) <strong>und</strong> Wildfleischerzeugnisse gelangt,<br />
wird Schwangeren empfohlen, Wildfleisch (<strong>in</strong>sbesondere<br />
e<strong>in</strong>gepfeffertes Wildfleisch) höchstens zweimal<br />
pro Woche <strong>in</strong> Portionen à max. 200 g zu essen.<br />
Mykotox<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>d Stoffwechselprodukte von Schimmelpilzen<br />
wie Aspergillus, Penicillium, Fusarien <strong>und</strong><br />
gelegentlich Alternaria. Von den über 300 bekannten<br />
Mykotox<strong>in</strong>en spielen Aflatox<strong>in</strong>e, Ochratox<strong>in</strong> A <strong>und</strong> Fumonis<strong>in</strong>e<br />
die Hauptrolle. E<strong>in</strong> hohes Kontam<strong>in</strong>ationsrisiko<br />
für Aflatox<strong>in</strong>e, die mutagen <strong>und</strong> kanzerogen s<strong>in</strong>d,<br />
besteht bei Erdnüssen, Mais, Paranüssen, Pistazien,<br />
Gewürzen <strong>und</strong> Feigen. Ochratox<strong>in</strong> A ist vor allem <strong>in</strong><br />
Getreide, Getreideprodukten <strong>und</strong> Kaffee vorhanden.<br />
Die Langzeitwirkung bei kumulativer Exposition besteht<br />
<strong>in</strong> Leber- <strong>und</strong> Nierenschäden, Bildung von Krebs<br />
<strong>und</strong> e<strong>in</strong>er Schädigung des Immunsystems. Für viele<br />
Mykotox<strong>in</strong>e bestehen Grenzwerte, die besonders<br />
streng für diätetische Produkte für das Säugl<strong>in</strong>gs- <strong>und</strong><br />
Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>desalter s<strong>in</strong>d. Kenntnisse über den Gehalt <strong>in</strong><br />
Muttermilch liegen bei Aflatox<strong>in</strong> vor, kl<strong>in</strong>ische Berichte<br />
über e<strong>in</strong>e Intoxikation gibt es bisher aber ke<strong>in</strong>e.<br />
Hohe Dosen von Vitam<strong>in</strong> A <strong>und</strong> Derivaten haben <strong>in</strong><br />
der Frühschwangerschaft e<strong>in</strong>e teratogene Wirkung.<br />
Besonders hoch kann die Vitam<strong>in</strong> A-Menge <strong>in</strong> Kalbsleber<br />
se<strong>in</strong>; aber auch die Leber gewisser Fische ist<br />
reich an Vitam<strong>in</strong> A. Deshalb wird Frauen im gebärfähigen<br />
Alter empfohlen, ke<strong>in</strong>e Kalbsleber zu essen.<br />
Allerd<strong>in</strong>gs gibt es heute Berichte über e<strong>in</strong>e Unterversorgung<br />
mit Vitam<strong>in</strong> A <strong>in</strong> der <strong>Schwangerschaft</strong>, was<br />
sich ebenfalls auf die Entwicklung des K<strong>in</strong>des negativ<br />
auswirken kann.<br />
Vitam<strong>in</strong> D wird im Allgeme<strong>in</strong>en bei kurzzeitiger täglicher<br />
Sonnenlichtexposition von Gesicht <strong>und</strong> Händen<br />
<strong>in</strong> ausreichender Menge vom Körper selbst synthetisiert.<br />
Erniedrigte Vitam<strong>in</strong> D-Konzentrationen im<br />
3. Trimenon können zu e<strong>in</strong>er reduzierten Knochendichte<br />
<strong>in</strong> der K<strong>in</strong>dheit führen.<br />
Bioflavonoide (Pflanzenfarbstoffe) können Interaktionen<br />
im Stoffwechsel bewirken (z.B. Hemmung von<br />
Cytochrom P 450, Wechselwirkungen mit DNA) <strong>und</strong><br />
sollten <strong>in</strong> der <strong>Schwangerschaft</strong> nicht als Supplemente<br />
e<strong>in</strong>genommen werden.<br />
Folgende Phytotherapeutika gelten <strong>in</strong> der <strong>Schwangerschaft</strong><br />
wegen ihrer toxikologischen Spektren als<br />
verbotene Pflanzen: Johanniskraut, Rauschpfeffer,<br />
Brechwurzel, Efeu, Haselwurz, Berberitze, Schöllkraut,<br />
Senna, Tollkirsche, Huflattich, Pestwurz,<br />
Mönchspfeffer <strong>und</strong> Traubensilberkerze.<br />
Ch<strong>in</strong><strong>in</strong>haltige Getränke (z.B. Bitter-Lemon, Tonic<br />
Water) können <strong>in</strong> der <strong>Schwangerschaft</strong> zu ges<strong>und</strong>heitlichen<br />
Schäden beim K<strong>in</strong>d führen, wenn sie <strong>in</strong><br />
grossen Mengen e<strong>in</strong>genommen werden. Als unerwünscht<br />
gelten neurotoxische Wirkungen, <strong>in</strong>sbesondere<br />
Sehstörungen, gastro<strong>in</strong>test<strong>in</strong>ale Bee<strong>in</strong>trächtigungen,<br />
Störungen der Erregungsleitung am Herzen,<br />
Blutdruckabfall, hämatologische Probleme <strong>und</strong><br />
B<strong>und</strong>esamt für Ges<strong>und</strong>heit (BAG) | 7