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Ernährung in Schwangerschaft und Stillzeit

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<strong>Ernährung</strong> <strong>in</strong> <strong>Schwangerschaft</strong> <strong>und</strong> <strong>Stillzeit</strong><br />

Informationsbroschüre für Gynäkologen, Geburtshelfer, K<strong>in</strong>der- <strong>und</strong><br />

Hausärzte


<strong>Ernährung</strong> <strong>in</strong> <strong>Schwangerschaft</strong> <strong>und</strong> <strong>Stillzeit</strong><br />

Inhaltsverzeichnis<br />

I. Das Wichtigste <strong>in</strong> Kürze: <strong>Ernährung</strong> <strong>in</strong> <strong>Schwangerschaft</strong> <strong>und</strong> <strong>Stillzeit</strong> 2<br />

II. E<strong>in</strong>leitung 3<br />

III. Vor der <strong>Schwangerschaft</strong> 3<br />

IV. Während <strong>Schwangerschaft</strong> <strong>und</strong> <strong>Stillzeit</strong> 4<br />

Allgeme<strong>in</strong>e Empfehlungen für e<strong>in</strong>e ausgewogene <strong>Ernährung</strong> 4<br />

E<strong>in</strong>fluss der <strong>Ernährung</strong> der Mutter auf die Sensorik <strong>und</strong> das Essverhalten des K<strong>in</strong>des 4<br />

Gewichtszunahme <strong>in</strong> der <strong>Schwangerschaft</strong> 5<br />

Mögliche Risiken durch die <strong>Ernährung</strong> 6<br />

V. Zusammenfassende Empfehlungen für e<strong>in</strong>e optimale <strong>Ernährung</strong> der ges<strong>und</strong>en Frau 10<br />

Empfehlungen für e<strong>in</strong>e ausreichende Versorgung mit allen Nährstoffen 10<br />

Empfehlungen zur Vermeidung von Risikoprodukten 11<br />

Empfehlungen zur Elim<strong>in</strong>ierung bzw. Vermeidung von Krankheitskeimen<br />

(Hygienische Massnahmen) 11<br />

VI. Anhang: L<strong>in</strong>ks für weitere Informationen 12<br />

In dieser Publikation gilt sowohl die männliche als auch die weibliche Schreibweise für das andere Geschlecht.<br />

B<strong>und</strong>esamt für Ges<strong>und</strong>heit (BAG) | 1


I. Das Wichtigste <strong>in</strong> Kürze: <strong>Ernährung</strong> <strong>in</strong><br />

<strong>Schwangerschaft</strong> <strong>und</strong> <strong>Stillzeit</strong><br />

• Präkonzeptionelle Anpassung der <strong>Ernährung</strong>.<br />

• Folsäure-Supplementierung von 0.4 mg 4 Wochen präkonzeptionell bis zur 12. SSW, evtl. ab der<br />

12. SSW Vitam<strong>in</strong>-Supplementierung.<br />

• Beratung bezüglich e<strong>in</strong>er dem Body Mass Index entsprechenden angestrebten Gewichtszunahme.<br />

• In ke<strong>in</strong>em Fall «Essen für zwei».<br />

• Ausgewogene <strong>Ernährung</strong> mit Gemüse <strong>und</strong> Früchten «5 am Tag», d.h. 3 Portionen Gemüse <strong>und</strong><br />

2 Portionen Früchte pro Tag. Zu jeder Hauptmahlzeit 1 Stärkebeilage (Vollkornprodukte). Täglich 3 Portionen<br />

Milch <strong>und</strong> Milchprodukte, 2 – 3x Fleisch/Woche <strong>und</strong> 1 – 2x Fisch/Woche. Täglich mit Mass Öle <strong>und</strong> Fette,<br />

hochwertige Pflanzenöle bevorzugen. E<strong>in</strong>e Portion Nüsse (20 – 30 g) ist zu empfehlen. Massvoll mit<br />

Genuss Süssigkeiten, salzige Knabbereien <strong>und</strong> energiereiche Getränke. Tägliche Flüssigkeitszufuhr von<br />

1.5 – 2 l.<br />

• M<strong>in</strong>imierung der Schadstoffaufnahme besonders Quecksilber, Diox<strong>in</strong>e, Blei: Verzicht auf<br />

Schwertfisch, Marl<strong>in</strong>/Speerfisch <strong>und</strong> Hai. Max. 1x/Woche frischer Thunfisch <strong>und</strong> ausländischer Hecht;<br />

Ostsee-Her<strong>in</strong>g <strong>und</strong> -Lachs meiden. Stattdessen 1 – 2x/Woche Forelle, Rotbarsch, Felchen, Sard<strong>in</strong>en,<br />

weisser Heilbutt oder Thunfisch aus der Dose. Max. 2x/Woche e<strong>in</strong>gepfeffertes Wildfleisch.<br />

• Ke<strong>in</strong>e tierischen Rohprodukte: Milch, Fleisch, Eier (Infektionsgefahr Toxoplasmose, Listeriose).<br />

• Vorsicht vor Süssgetränken wegen des sehr hohen Zucker- <strong>und</strong> Kalorienanteils.<br />

• Ke<strong>in</strong> Alkohol, Nikot<strong>in</strong> <strong>und</strong> andere Suchtmittel. Höchstens 2 – 3 Tassen Kaffee pro Tag.<br />

• Hygienemassnahmen: Gründliches Waschen von Händen <strong>und</strong> Nahrungsmitteln, Garen von Eiern <strong>und</strong><br />

Fleisch, vorsichtiger Umgang mit Katzen.<br />

• Beibehaltung von körperlicher Aktivität – ausser bei Kontra<strong>in</strong>dikationen: Ideal s<strong>in</strong>d Gehen (Arbeitsweg,<br />

Spaziergang, Treppe statt Lift), Schwimmen <strong>und</strong> Wassergymnastik, Heimtra<strong>in</strong>er <strong>und</strong> Herz-Kreislaufgeräte<br />

mit ger<strong>in</strong>ger Stossbelastung, Aerobic mit ger<strong>in</strong>ger Stossbelastung, evtl. Spezialangebot für Schwangere,<br />

ebensolche Yogakurse. M<strong>in</strong>d. e<strong>in</strong>e halbe St<strong>und</strong>e körperliche Aktivität pro Tag (Intensität entsprechend zügigem<br />

Gehen).<br />

• Vermeiden von Aktivitäten mit erhöhter Sturz- <strong>und</strong> Verletzungsgefahr (Skifahren, Mounta<strong>in</strong> Bik<strong>in</strong>g,<br />

Fussball), <strong>in</strong>tensiven energischen Bewegungen oder bei extremen Temperaturen.<br />

Das Faktenblatt «Das Wichtigste <strong>in</strong> Kürze: <strong>Ernährung</strong> <strong>in</strong> <strong>Schwangerschaft</strong> <strong>und</strong> <strong>Stillzeit</strong>» kann auf der Homepage<br />

des B<strong>und</strong>esamtes für Ges<strong>und</strong>heit (BAG) heruntergeladen werden (L<strong>in</strong>k im Anhang).<br />

2 | <strong>Ernährung</strong> <strong>in</strong> <strong>Schwangerschaft</strong> <strong>und</strong> <strong>Stillzeit</strong>


II. E<strong>in</strong>leitung<br />

E<strong>in</strong>e ausgewogene <strong>Ernährung</strong> <strong>in</strong> <strong>Schwangerschaft</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>Stillzeit</strong> ist e<strong>in</strong>e wichtige Voraussetzung für die<br />

Ges<strong>und</strong>heit von Mutter <strong>und</strong> K<strong>in</strong>d <strong>und</strong> hat Auswirkungen<br />

auf alle Entwicklungsphasen des K<strong>in</strong>des bis<br />

<strong>in</strong>s Erwachsenenalter. In den letzten beiden Jahrzehnten<br />

haben sowohl das Ausgangsgewicht der<br />

Frauen bei Beg<strong>in</strong>n der <strong>Schwangerschaft</strong> als auch die<br />

gesamte Gewichtszunahme <strong>in</strong> der <strong>Schwangerschaft</strong><br />

signifikant zugenommen. Daher sollte zu Beg<strong>in</strong>n der<br />

<strong>Schwangerschaft</strong> e<strong>in</strong> Gespräch über die angestrebte<br />

<strong>in</strong>dividuelle Gewichtszunahme erfolgen. Übergewicht<br />

vor <strong>und</strong> während der <strong>Schwangerschaft</strong> geht mit erheblichen<br />

Komplikationen für Mutter <strong>und</strong> K<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>her:<br />

Gestationsdiabetes, schwangerschafts<strong>in</strong>duzierte<br />

Hypertonie, verzögerte Wehentätigkeit <strong>und</strong> erhöhter<br />

Blutverlust während der Geburt sowie vermehrte<br />

Fehlbildungen <strong>und</strong> neonatale Adaptationsstörungen.<br />

Neben der «Überernährung» kann auch die <strong>in</strong>trauter<strong>in</strong>e<br />

Mangelernährung weitreichende Konsequenzen<br />

für das K<strong>in</strong>d haben. Die <strong>Ernährung</strong> <strong>in</strong> utero hat<br />

wahrsche<strong>in</strong>lich e<strong>in</strong>en bedeutenden E<strong>in</strong>fluss auf die<br />

Entstehung von Arteriosklerose, Bluthochdruck, Insul<strong>in</strong>resistenz<br />

<strong>und</strong> viele andere metabolische <strong>und</strong> endokr<strong>in</strong>ologische<br />

Funktionen im weiteren Lebenslauf.<br />

Mit der <strong>Ernährung</strong> von Mutter <strong>und</strong> K<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>Schwangerschaft</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>Stillzeit</strong> können aber auch Gefahren<br />

verb<strong>und</strong>en se<strong>in</strong>. In jüngster Zeit hat <strong>in</strong>sbesondere<br />

der hohe Gehalt an Methylquecksilber <strong>in</strong> Raubfischen<br />

wie Schwertfisch, Marl<strong>in</strong>/Speerfisch <strong>und</strong> Hai <strong>in</strong> verschiedenen<br />

Ländern zu Stellungnahmen <strong>und</strong> speziellen<br />

Empfehlungen geführt. Dies veranlasste die<br />

Eidgenössische <strong>Ernährung</strong>skommission (EEK) e<strong>in</strong>e<br />

Expertengruppe e<strong>in</strong>zusetzen, um die bisherigen <strong>Ernährung</strong>sempfehlungen<br />

für schwangere <strong>und</strong> stillende<br />

Frauen zu überprüfen. Die heutigen wissenschaftlichen<br />

Kenntnisse über die <strong>Ernährung</strong> <strong>und</strong> <strong>in</strong>sbesondere<br />

die Gefährdung durch toxische Bestandteile <strong>und</strong><br />

Infektionserreger <strong>in</strong> Lebensmitteln wurden zusammengestellt<br />

<strong>und</strong> daraus allgeme<strong>in</strong>e Empfehlungen für<br />

die <strong>Ernährung</strong> <strong>in</strong> diesen beiden Lebensabschnitten<br />

formuliert. Den L<strong>in</strong>k zum Bericht der EEK mit dem<br />

Titel «<strong>Ernährung</strong> <strong>in</strong> <strong>Schwangerschaft</strong> <strong>und</strong> <strong>Stillzeit</strong>.<br />

Gefahr für Mutter <strong>und</strong> K<strong>in</strong>d?» f<strong>in</strong>den Sie im Anhang.<br />

Die vorliegende Broschüre ist e<strong>in</strong> Auszug aus dem<br />

Expertenbericht der EEK <strong>und</strong> entstand <strong>in</strong> Zusammenarbeit<br />

mit KIG – K<strong>in</strong>der im Gleichgewicht<br />

St. Gallen.<br />

III. Vor der <strong>Schwangerschaft</strong><br />

Idealerweise beg<strong>in</strong>nt die Anpassung der <strong>Ernährung</strong><br />

bereits präkonzeptionell bei K<strong>in</strong>derwunsch <strong>und</strong> die<br />

entsprechende Beratung durch uns betreuende Gynäkologen<br />

<strong>und</strong> Hausärzte hat bereits vor der <strong>Schwangerschaft</strong><br />

zu erfolgen.<br />

Neben e<strong>in</strong>er abwechslungsreichen <strong>und</strong> ausgewogenen<br />

<strong>Ernährung</strong> entsprechend der Lebensmittelpyramide<br />

der Schweizerischen Gesellschaft für<br />

<strong>Ernährung</strong> (SGE) ist Folsäure von grosser Bedeutung.<br />

Um Neuralrohrdefekte beim Säugl<strong>in</strong>g zu verh<strong>in</strong>dern,<br />

sollten Frauen, die schwanger werden möchten <strong>und</strong><br />

könnten, täglich e<strong>in</strong>e Dosis von 0.4 mg synthetischer<br />

Folsäure, am besten <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es Multivitam<strong>in</strong>präparates,<br />

e<strong>in</strong>nehmen. Ausführlicher wird diese Thematik<br />

im folgenden Kapitel behandelt.<br />

B<strong>und</strong>esamt für Ges<strong>und</strong>heit (BAG) | 3


IV. Während <strong>Schwangerschaft</strong> <strong>und</strong> <strong>Stillzeit</strong><br />

Allgeme<strong>in</strong>e Empfehlungen für e<strong>in</strong>e ausgewogene<br />

<strong>Ernährung</strong><br />

Gr<strong>und</strong>lagen<br />

Empfehlenswert für die <strong>Ernährung</strong> <strong>in</strong> der <strong>Schwangerschaft</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>Stillzeit</strong> für die ges<strong>und</strong>e Frau ist e<strong>in</strong>e ausgewogene<br />

<strong>und</strong> abwechslungsreiche <strong>Ernährung</strong> entsprechend<br />

der Lebensmittelpyramide der SGE mit mehreren<br />

über den Tag verteilten Mahlzeiten. Gemüse <strong>und</strong> Früchte<br />

s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e wichtige Quelle für Vitam<strong>in</strong>e, M<strong>in</strong>eralstoffe<br />

<strong>und</strong> sek<strong>und</strong>äre Pflanzen<strong>in</strong>haltsstoffe. Täglich sollten<br />

m<strong>in</strong>d. 3 Portionen Gemüse, davon e<strong>in</strong>e roh, <strong>und</strong><br />

2 Portionen Früchte konsumiert werden («5 am Tag»;<br />

1 Portion à 120 g bzw. e<strong>in</strong>e Hand voll). E<strong>in</strong>e Portion<br />

kann durch e<strong>in</strong>en Gemüse- oder Fruchtsaft ersetzt<br />

werden. Zu jeder Hauptmahlzeit wird empfohlen e<strong>in</strong>e<br />

Stärkebeilage zu essen. Möglichst 2 Portionen sollten <strong>in</strong><br />

Form von Vollkornprodukten, als Quelle für Nahrungsfasern,<br />

Vitam<strong>in</strong>e <strong>und</strong> M<strong>in</strong>eralstoffe, konsumiert werden.<br />

Fleisch, Fisch, Eier, Milch <strong>und</strong> Milchprodukte liefern<br />

Prote<strong>in</strong>e, Eisen, Z<strong>in</strong>k <strong>und</strong> Vitam<strong>in</strong> B 12<br />

, n-3-Fettsäuren<br />

(Fisch) sowie Calcium. Daher wird der tägliche Konsum<br />

von 3 Portionen Milch <strong>und</strong> Milchprodukte sowie<br />

2 – 3x Fleisch <strong>und</strong> 1 – 2x Fisch pro Woche empfohlen.<br />

Fette <strong>und</strong> Öle s<strong>in</strong>d Quellen für essentielle ungesättigte<br />

Fettsäuren <strong>und</strong> fettlösliche Vitam<strong>in</strong>e. Aufgr<strong>und</strong> des<br />

hohen Energiegehaltes sollten sie mit Mass (täglich<br />

4 – 6 Kaffeelöffel, d.h. 20 – 30 g; evtl. 10 g Streichfett)<br />

verwendet werden <strong>und</strong> hochwertige Pflanzenöle, z.B.<br />

Raps- oder Olivenöl sollten bevorzugt werden. Empfehlenswert<br />

ist e<strong>in</strong>e Portion (20 – 30 g) Nüsse. Süssigkeiten,<br />

salzige Knabbereien <strong>und</strong> gezuckerte Getränke,<br />

die hauptsächlich Energie <strong>in</strong> Form von Zucker oder Fett<br />

liefern, sollten massvoll mit Genuss konsumiert werden.<br />

Speisen sollten zurückhaltend mit fluoridiertem <strong>und</strong><br />

jodiertem Kochsalz (grüne Packung) gesalzen werden.<br />

Auf e<strong>in</strong>e genügende Flüssigkeitszufuhr (1.5 – 2 l) <strong>in</strong><br />

Form ungezuckerter Getränke <strong>und</strong> Wasser ist zu achten.<br />

Energiebedarf<br />

E<strong>in</strong>e erhöhte Zufuhr von Energie ist erst ab dem<br />

4. <strong>Schwangerschaft</strong>smonat notwendig, um e<strong>in</strong>e optimale<br />

Gewichtszunahme der Mutter <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e normale Körperentwicklung<br />

des Fötus e<strong>in</strong>zuhalten. Der Energiebedarf<br />

steigt um ca. 250 – 300 kcal/Tag (1050 – 1250 kJ/Tag) auf<br />

durchschnittlich etwa 2500 kcal/Tag (10470 kJ/Tag). Das<br />

Verhältnis der e<strong>in</strong>zelnen Nährstoffe entspricht auch jetzt<br />

demjenigen e<strong>in</strong>er ges<strong>und</strong>en <strong>Ernährung</strong>:<br />

30 – 35% Fett (80 – 95 g/Tag), 10% Prote<strong>in</strong>e<br />

(60 – 70 g/Tag) <strong>und</strong> 55 – 60% Kohlenhydrate<br />

(360 – 380 g/Tag) des täglichen Energiebedarfs.<br />

50 – 70% der Prote<strong>in</strong>e sollten tierischen Ursprungs<br />

se<strong>in</strong>.<br />

Vitam<strong>in</strong>e <strong>und</strong> M<strong>in</strong>eralstoffe<br />

In den ersten 12 Wochen der <strong>Schwangerschaft</strong> steht<br />

vor allem der zusätzliche Bedarf an Vitam<strong>in</strong>en <strong>und</strong><br />

M<strong>in</strong>eralstoffen im Vordergr<strong>und</strong>. E<strong>in</strong>e vegane <strong>und</strong><br />

auch unausgewogene vegetarische <strong>Ernährung</strong> <strong>in</strong> der<br />

<strong>Schwangerschaft</strong> kann ohne Supplemente (<strong>in</strong>sbesondere<br />

von Vitam<strong>in</strong> B 12<br />

, Eisen <strong>und</strong> Z<strong>in</strong>k) mit Gefahren für das<br />

K<strong>in</strong>d verb<strong>und</strong>en se<strong>in</strong>.<br />

Schon vor der <strong>Schwangerschaft</strong> von besonderer Bedeutung<br />

ist das Vitam<strong>in</strong> Folsäure. Zur Verhütung von<br />

Neuralrohrdefekten wird allen Frauen, die schwanger<br />

werden möchten oder könnten, empfohlen, zusätzlich<br />

zur <strong>Ernährung</strong> täglich 0.4 mg synthetische Folsäure<br />

(entspricht 400 Mikrogramm) als Tabletten oder Kapseln,<br />

am besten <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es Multivitam<strong>in</strong>präparates,<br />

e<strong>in</strong>zunehmen <strong>und</strong> zwar möglichst 4 Wochen vor der<br />

Konzeption <strong>und</strong> während den ersten 12 <strong>Schwangerschaft</strong>swochen.<br />

Diese Menge an Folsäure kann mit der<br />

«normalen» Nahrung nicht zugeführt werden.<br />

Die Deckung des Mehrbedarfs an Vitam<strong>in</strong>en, M<strong>in</strong>eralstoffen<br />

<strong>und</strong> Spurenelementen ist besonders dann<br />

kritisch, wenn schon mit der täglichen Nahrung e<strong>in</strong>e<br />

Unterversorgung besteht. Dies könnte bei bestimmten<br />

<strong>Ernährung</strong>sformen wie z.B. langjähriger vegetarischer<br />

oder veganer <strong>Ernährung</strong> möglich se<strong>in</strong>. Besondere<br />

Beachtung ist der Zufuhr von Calcium, Eisen, Z<strong>in</strong>k <strong>und</strong><br />

den Vitam<strong>in</strong>en B 12<br />

<strong>und</strong> D zu schenken. Allenfalls ist e<strong>in</strong>e<br />

Supplementierung dieser Nährstoffe <strong>in</strong> Ergänzung zur<br />

Folsäure ab der 12. <strong>Schwangerschaft</strong>swoche notwendig.<br />

E<strong>in</strong>fluss der <strong>Ernährung</strong> der Mutter auf die<br />

Sensorik <strong>und</strong> das Essverhalten des K<strong>in</strong>des<br />

Die Ausbildung der Essgewohnheiten von K<strong>in</strong>dern wird<br />

entscheidend durch die sozialen <strong>und</strong> kulturellen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

gesteuert. Gr<strong>und</strong>legend s<strong>in</strong>d durch<br />

Vererbung vorgegebene Präferenzen, aber auch solche,<br />

die im Mutterleib erworben werden. Insgesamt gibt die<br />

am Ort bestehende Esskultur den grossen Rahmen für<br />

die Ausbildung des <strong>in</strong>dividuellen Geschmacks vor. Dies<br />

4 | <strong>Ernährung</strong> <strong>in</strong> <strong>Schwangerschaft</strong> <strong>und</strong> <strong>Stillzeit</strong>


gilt für die hauptsächlich verfügbaren Nahrungsmittel<br />

wie auch für die von den Eltern bevorzugten Speisen.<br />

Wir wissen, dass die so genannte Prägung des Essverhaltens<br />

sehr früh im Leben stattf<strong>in</strong>det <strong>und</strong> auch nur <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er zeitlich eng begrenzten, sensiblen Phase möglich<br />

ist. Es ist erst seit jüngerer Zeit bekannt, dass Vorlieben<br />

für bestimmte Geschmacksrichtungen von Neugeborenen<br />

auch stark durch das Essverhalten der Mutter<br />

während der <strong>Schwangerschaft</strong> bee<strong>in</strong>flusst werden.<br />

Man spricht von e<strong>in</strong>er «<strong>in</strong> utero-Programmierung».<br />

Durch <strong>in</strong>direkten Kontakt mit den Geschmacksstoffen<br />

über Nabelschnur <strong>und</strong> Fruchtwasser lernt das K<strong>in</strong>d<br />

Lebensmittel geschmacklich bereits im Mutterleib<br />

kennen <strong>und</strong> bevorzugt <strong>in</strong> der Folge solche Geschmacksempf<strong>in</strong>dungen<br />

auch nach der Geburt. E<strong>in</strong>e Mutter, die<br />

während der <strong>Schwangerschaft</strong> sehr abwechslungsreich<br />

isst, sorgt so dafür, dass ihr K<strong>in</strong>d später e<strong>in</strong>em breiten<br />

Spektrum von verschiedenen Lebensmitteln gegenüber<br />

zusprechend reagiert. Isst die Mutter während<br />

der <strong>Schwangerschaft</strong> dagegen e<strong>in</strong>seitig, so wird das<br />

K<strong>in</strong>d später wahrsche<strong>in</strong>lich e<strong>in</strong>e Vorliebe für e<strong>in</strong>zelne<br />

Lebensmittel haben <strong>und</strong> anderen, bisher unbekannten<br />

Geschmackse<strong>in</strong>drücken eher ablehnend gegenüber<br />

stehen.<br />

Der Prägungsprozess setzt sich postnatal fort. Muttermilch<br />

ist für die Geschmacksempf<strong>in</strong>dung deutlich<br />

vielfältiger als Flaschenmilch, weil sie die Geschmacksstoffe<br />

der von der Mutter gegessenen Speisen ebenfalls<br />

enthält. Daher ist die spätere so genannte Neophobie,<br />

die Ablehnung neuer Speisen, bei gestillten K<strong>in</strong>dern<br />

ger<strong>in</strong>ger. Dies ist möglicherweise mit e<strong>in</strong> Gr<strong>und</strong>, dass<br />

gestillte K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong> niedrigeres Adipositas-Risiko haben.<br />

Denn gestillte K<strong>in</strong>der haben wahrsche<strong>in</strong>lich e<strong>in</strong>e<br />

bessere Akzeptanz für Gemüse <strong>und</strong> Obst, sofern diese<br />

von der Mutter im <strong>Stillzeit</strong>raum auch häufig verspeist<br />

werden (Ellrott T. Wie K<strong>in</strong>der essen lernen. <strong>Ernährung</strong><br />

1:167 – 173, 2007).<br />

Gewichtszunahme <strong>in</strong> der <strong>Schwangerschaft</strong><br />

Die Gewichtszunahme setzt sich zur Hälfte aus e<strong>in</strong>er<br />

Zunahme <strong>und</strong> Neubildung maternalen Fettgewebes,<br />

dem fetalen Wachstum, der Placenta, des Fruchtwassers,<br />

der uter<strong>in</strong>en Hypertrophie, der Zunahme der Brust<br />

<strong>und</strong> zur anderen Hälfte aus der Zunahme von <strong>in</strong>trazellulärer<br />

Flüssigkeit <strong>und</strong> Plasmavolumen sowie <strong>in</strong>sbesondere<br />

im 3. Trimenon aus e<strong>in</strong>er Wassere<strong>in</strong>lagerung<br />

zusammen.<br />

Die optimale Gewichtszunahme ist <strong>in</strong>dividuell <strong>und</strong><br />

vom Body Mass Index (BMI) vor der <strong>Schwangerschaft</strong><br />

abhängig. Für e<strong>in</strong>e normalgewichtige Frau wird e<strong>in</strong>e<br />

Gewichtszunahme von 11.5 – 16 kg empfohlen, während<br />

übergewichtige Frauen nur 7 – 11.5 kg zunehmen<br />

sollten. Junge Schwangere <strong>und</strong> sehr schlanke Frauen<br />

sollten den oberen Bereich der empfohlenen Gewichtszunahme<br />

anstreben, kle<strong>in</strong>ere Frauen (< 157 cm) den<br />

unteren Bereich. In der untenstehenden Tabelle ist die<br />

optimale Gewichtszunahme abhängig vom Ausgangsgewicht<br />

der schwangeren Frau aufgelistet.<br />

Tabelle 1<br />

Empfohlene Gewichtszunahme <strong>in</strong> der <strong>Schwangerschaft</strong> entsprechend dem BMI<br />

BMI vor <strong>Schwangerschaft</strong> Empfohlene Empfohlene<br />

<strong>in</strong> kg/m 2 Gewichtszunahme Gewichtszunahme<br />

gesamt <strong>in</strong> kg pro Woche <strong>in</strong> kg<br />

Normalgewicht 18.5 – 24.9 11.5 – 16 0.4 ab 12. SSW<br />

Untergewicht < 18.5 12.5 – 18 0.5 ab 12. SSW<br />

Übergewicht 25 – 29.9 7 – 11.5 0.5 ab 12. SSW<br />

Starkes Übergewicht 30 – 39.9 ≤ 7<br />

Krankhaftes Übergewicht > 40 ≤ 7<br />

Zwill<strong>in</strong>gsschwangerschaft 15.9 – 20.4 0.7 ab 12. SSW<br />

Drill<strong>in</strong>gsschwangerschaft ca. 22<br />

Körpergewicht <strong>in</strong> kg<br />

BMI =<br />

Körpergrösse <strong>in</strong> m 2<br />

B<strong>und</strong>esamt für Ges<strong>und</strong>heit (BAG) | 5


IV. Während <strong>Schwangerschaft</strong> <strong>und</strong> <strong>Stillzeit</strong><br />

Mögliche Risiken durch die <strong>Ernährung</strong><br />

Mögliche Gefahren durch die <strong>Ernährung</strong> für Mutter<br />

<strong>und</strong> K<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der <strong>Schwangerschaft</strong> <strong>und</strong> <strong>Stillzeit</strong><br />

können <strong>in</strong> Schadstoffe oder toxische Inhaltsstoffe,<br />

mikrobielle Verunre<strong>in</strong>igungen der Nahrung <strong>und</strong> <strong>in</strong><br />

unsachgemässe Küchenhygiene e<strong>in</strong>geteilt werden.<br />

Als mögliche Risiken <strong>in</strong> der <strong>Schwangerschaft</strong> werden<br />

zurzeit vor allem die Schadstoffe Quecksilber, Blei,<br />

Diox<strong>in</strong>e, diox<strong>in</strong>ähnliche Verb<strong>in</strong>dungen <strong>und</strong> Mykotox<strong>in</strong>e<br />

sowie Vitam<strong>in</strong> A, pflanzliche pharmakologisch<br />

aktive Stoffe <strong>und</strong> Ch<strong>in</strong><strong>in</strong> diskutiert. In der <strong>Stillzeit</strong> s<strong>in</strong>d<br />

es persistente organische Verb<strong>in</strong>dungen (POP), <strong>in</strong>sbesondere<br />

Diox<strong>in</strong>e <strong>und</strong> diox<strong>in</strong>ähnliche Verb<strong>in</strong>dungen,<br />

Organochlorpestizide sowie bromierte Flammschutzmittel,<br />

die über die Muttermilch vom K<strong>in</strong>d aufgenommen<br />

werden. Bei den mikrobiellen Verunre<strong>in</strong>igungen<br />

spielen <strong>in</strong> der <strong>Schwangerschaft</strong> vor allem die<br />

Toxoplasmose, übertragen durch rohes Fleisch oder<br />

ungewaschenes Gemüse, <strong>und</strong> die Listeriose, deren<br />

Erreger über Rohmilch <strong>und</strong> den daraus hergestellten<br />

Produkten <strong>in</strong> den mütterlichen Organismus gelangen,<br />

e<strong>in</strong>e wesentliche Rolle. E<strong>in</strong>e unsachgemässe Küchenhygiene<br />

kann mikrobielle Verunre<strong>in</strong>igungen der Nahrung<br />

fördern <strong>und</strong> so zur Infektion <strong>und</strong> Gefährdung von<br />

Mutter <strong>und</strong> K<strong>in</strong>d beitragen. Im Folgenden sollen diese<br />

potentiellen Gefahrenfaktoren im E<strong>in</strong>zelnen näher<br />

dargestellt werden.<br />

Schadstoffe / toxische Inhaltsstoffe<br />

Grosse Raubfische wie Schwertfisch, Marl<strong>in</strong>/Speerfisch<br />

<strong>und</strong> Hai, aber auch frischer Thunfisch sowie<br />

ausländischer Hecht können Konzentrationen an<br />

Methylquecksilber (Methyl-Hg) aufweisen, welche bei<br />

häufigem Verzehr zu e<strong>in</strong>er Überschreitung der provisorisch<br />

tolerierbaren wöchentlichen Aufnahmemenge<br />

(PTWI) von 1.6 µg/kg Körpergewicht Methyl-Hg führen<br />

können. Dies entspricht bei e<strong>in</strong>er 60 kg schweren<br />

Frau 100 µg Methyl-Hg/Woche.<br />

Für die Raubfischarten gilt <strong>in</strong> der Schweiz e<strong>in</strong> Grenzwert<br />

für Methyl-Hg von 1 mg/kg, der <strong>in</strong> den Jahren<br />

2003 bis 2005 um bis zu 42% überschritten wurde.<br />

Thunfisch <strong>in</strong> Konserven enthält wegen der Verwendung<br />

anderer Spezies <strong>und</strong> kle<strong>in</strong>erer Fische weniger<br />

Methyl-Hg. Für die Schweiz ist die durchschnittliche<br />

Hg-Exposition für die allgeme<strong>in</strong>e Bevölkerung als unbedenklich<br />

e<strong>in</strong>zustufen. E<strong>in</strong>e besondere Gefährdung<br />

kann bei Frauen im gebärfähigen Alter mit K<strong>in</strong>derwunsch,<br />

bei Schwangeren <strong>und</strong> stillenden Müttern für<br />

das ungeborene K<strong>in</strong>d bzw. für Säugl<strong>in</strong>ge <strong>und</strong> Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>der<br />

bestehen.<br />

Diox<strong>in</strong>e <strong>und</strong> diox<strong>in</strong>ähnliche Verb<strong>in</strong>dungen kommen<br />

überall <strong>in</strong> der Umwelt vor. Hauptquellen s<strong>in</strong>d Verbrennungsprozesse.<br />

Die Diox<strong>in</strong>e werden via Luft verteilt<br />

<strong>und</strong> <strong>in</strong> Böden, Gewässern <strong>und</strong> Pflanzen abgelagert.<br />

Die genannten Verb<strong>in</strong>dungen s<strong>in</strong>d chemisch sehr stabil,<br />

sehr gut fettlöslich <strong>und</strong> biologisch schlecht abbaubar.<br />

Sie können sich <strong>in</strong> der Nahrungskette anreichern<br />

<strong>und</strong> gelangen so <strong>in</strong> den menschlichen Körper. Die<br />

Wirkung ist immun-, neuro- <strong>und</strong> reproduktionstoxisch.<br />

Da die Halbwertszeit dieser Substanzen im menschlichen<br />

Organismus mehrere Jahre beträgt, ist die<br />

Belastung der Mutter bis zum Zeitpunkt der <strong>Schwangerschaft</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>Stillzeit</strong> wesentlich entscheidender für<br />

die Exposition des Fötus als diejenige während der<br />

<strong>Schwangerschaft</strong> <strong>und</strong> <strong>Stillzeit</strong>. Diox<strong>in</strong>e <strong>und</strong> diox<strong>in</strong>ähnliche<br />

Verb<strong>in</strong>dungen s<strong>in</strong>d auch <strong>in</strong> fettreichen Fischen<br />

vorhanden. Dem Konsum von Fischen mit niedrigen<br />

Konzentrationen an Diox<strong>in</strong>en <strong>und</strong> diox<strong>in</strong>ähnlichen<br />

Verb<strong>in</strong>dungen (z.B. Forelle) ist daher der Vorzug zu<br />

geben. Vom Verzehr von diox<strong>in</strong>reichem Ostsee-<br />

Her<strong>in</strong>g <strong>und</strong> -Lachs wird abgeraten.<br />

6 | <strong>Ernährung</strong> <strong>in</strong> <strong>Schwangerschaft</strong> <strong>und</strong> <strong>Stillzeit</strong>


Exkurs: Schadstoffe <strong>in</strong> der Muttermilch<br />

Viele Substanzen, mit denen die Mütter im Verlauf<br />

ihres Lebens <strong>in</strong> Kontakt gekommen s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> die<br />

sich <strong>in</strong> ihrem Fettgewebe angereichert haben,<br />

gelangen <strong>in</strong> die Muttermilch. Die Belastung der<br />

Muttermilch ist deutlich höher als die anderer<br />

Lebensmittel. E<strong>in</strong> Vergleich der heutigen Analysen<br />

mit jenen vor 25 Jahren zeigt aber, dass<br />

die Belastung der Muttermilch mit den meisten<br />

Schadstoffen, ausgenommen den bromierten<br />

Flammschutzmitteln, deutlich zurückgegangen ist.<br />

Die aktuellen Rückstände <strong>in</strong> der Muttermilch erfordern<br />

aber noch immer weitere Anstrengungen zur<br />

Reduktion. Dies gilt v.a. für Diox<strong>in</strong>e <strong>und</strong> diox<strong>in</strong>ähnliche<br />

Verb<strong>in</strong>dungen sowie besonders für bromierte<br />

Flammschutzmittel. Die Vorteile der Muttermilch<br />

überwiegen aber bei weitem die Risiken durch<br />

Schadstoffe. Daher wird empfohlen, die Säugl<strong>in</strong>ge<br />

während den ersten 6 Monaten falls möglich ausschliesslich<br />

zu stillen <strong>und</strong> bis zu e<strong>in</strong>em Alter von<br />

2 Jahren das Stillen zusammen mit e<strong>in</strong>er sicheren<br />

<strong>und</strong> dem Alter angepassten Beikost weiterzuführen.<br />

Blei kommt ubiquitär vor, vorwiegend <strong>in</strong> pflanzlichen<br />

Nahrungsmitteln <strong>und</strong> im Tr<strong>in</strong>kwasser. E<strong>in</strong>zelne tierische<br />

Lebensmittel (Wildfleisch) können aber e<strong>in</strong>en<br />

besonders hohen Gehalt an Blei aufweisen. Besonders<br />

der sich entwickelnde Organismus ist auf Blei<br />

besonders im Bereich des Nervensystems empf<strong>in</strong>dlich.<br />

Blei ist plazentagängig, so dass es bei erhöhter<br />

Exposition zu Intelligenz- <strong>und</strong> psychomotorischen<br />

Defiziten des K<strong>in</strong>des kommen kann. Da Blei über<br />

Projektile <strong>in</strong> Wildfleisch (Rehe, Hirsche, Hasen <strong>und</strong><br />

Wildschwe<strong>in</strong>e) <strong>und</strong> Wildfleischerzeugnisse gelangt,<br />

wird Schwangeren empfohlen, Wildfleisch (<strong>in</strong>sbesondere<br />

e<strong>in</strong>gepfeffertes Wildfleisch) höchstens zweimal<br />

pro Woche <strong>in</strong> Portionen à max. 200 g zu essen.<br />

Mykotox<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>d Stoffwechselprodukte von Schimmelpilzen<br />

wie Aspergillus, Penicillium, Fusarien <strong>und</strong><br />

gelegentlich Alternaria. Von den über 300 bekannten<br />

Mykotox<strong>in</strong>en spielen Aflatox<strong>in</strong>e, Ochratox<strong>in</strong> A <strong>und</strong> Fumonis<strong>in</strong>e<br />

die Hauptrolle. E<strong>in</strong> hohes Kontam<strong>in</strong>ationsrisiko<br />

für Aflatox<strong>in</strong>e, die mutagen <strong>und</strong> kanzerogen s<strong>in</strong>d,<br />

besteht bei Erdnüssen, Mais, Paranüssen, Pistazien,<br />

Gewürzen <strong>und</strong> Feigen. Ochratox<strong>in</strong> A ist vor allem <strong>in</strong><br />

Getreide, Getreideprodukten <strong>und</strong> Kaffee vorhanden.<br />

Die Langzeitwirkung bei kumulativer Exposition besteht<br />

<strong>in</strong> Leber- <strong>und</strong> Nierenschäden, Bildung von Krebs<br />

<strong>und</strong> e<strong>in</strong>er Schädigung des Immunsystems. Für viele<br />

Mykotox<strong>in</strong>e bestehen Grenzwerte, die besonders<br />

streng für diätetische Produkte für das Säugl<strong>in</strong>gs- <strong>und</strong><br />

Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>desalter s<strong>in</strong>d. Kenntnisse über den Gehalt <strong>in</strong><br />

Muttermilch liegen bei Aflatox<strong>in</strong> vor, kl<strong>in</strong>ische Berichte<br />

über e<strong>in</strong>e Intoxikation gibt es bisher aber ke<strong>in</strong>e.<br />

Hohe Dosen von Vitam<strong>in</strong> A <strong>und</strong> Derivaten haben <strong>in</strong><br />

der Frühschwangerschaft e<strong>in</strong>e teratogene Wirkung.<br />

Besonders hoch kann die Vitam<strong>in</strong> A-Menge <strong>in</strong> Kalbsleber<br />

se<strong>in</strong>; aber auch die Leber gewisser Fische ist<br />

reich an Vitam<strong>in</strong> A. Deshalb wird Frauen im gebärfähigen<br />

Alter empfohlen, ke<strong>in</strong>e Kalbsleber zu essen.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs gibt es heute Berichte über e<strong>in</strong>e Unterversorgung<br />

mit Vitam<strong>in</strong> A <strong>in</strong> der <strong>Schwangerschaft</strong>, was<br />

sich ebenfalls auf die Entwicklung des K<strong>in</strong>des negativ<br />

auswirken kann.<br />

Vitam<strong>in</strong> D wird im Allgeme<strong>in</strong>en bei kurzzeitiger täglicher<br />

Sonnenlichtexposition von Gesicht <strong>und</strong> Händen<br />

<strong>in</strong> ausreichender Menge vom Körper selbst synthetisiert.<br />

Erniedrigte Vitam<strong>in</strong> D-Konzentrationen im<br />

3. Trimenon können zu e<strong>in</strong>er reduzierten Knochendichte<br />

<strong>in</strong> der K<strong>in</strong>dheit führen.<br />

Bioflavonoide (Pflanzenfarbstoffe) können Interaktionen<br />

im Stoffwechsel bewirken (z.B. Hemmung von<br />

Cytochrom P 450, Wechselwirkungen mit DNA) <strong>und</strong><br />

sollten <strong>in</strong> der <strong>Schwangerschaft</strong> nicht als Supplemente<br />

e<strong>in</strong>genommen werden.<br />

Folgende Phytotherapeutika gelten <strong>in</strong> der <strong>Schwangerschaft</strong><br />

wegen ihrer toxikologischen Spektren als<br />

verbotene Pflanzen: Johanniskraut, Rauschpfeffer,<br />

Brechwurzel, Efeu, Haselwurz, Berberitze, Schöllkraut,<br />

Senna, Tollkirsche, Huflattich, Pestwurz,<br />

Mönchspfeffer <strong>und</strong> Traubensilberkerze.<br />

Ch<strong>in</strong><strong>in</strong>haltige Getränke (z.B. Bitter-Lemon, Tonic<br />

Water) können <strong>in</strong> der <strong>Schwangerschaft</strong> zu ges<strong>und</strong>heitlichen<br />

Schäden beim K<strong>in</strong>d führen, wenn sie <strong>in</strong><br />

grossen Mengen e<strong>in</strong>genommen werden. Als unerwünscht<br />

gelten neurotoxische Wirkungen, <strong>in</strong>sbesondere<br />

Sehstörungen, gastro<strong>in</strong>test<strong>in</strong>ale Bee<strong>in</strong>trächtigungen,<br />

Störungen der Erregungsleitung am Herzen,<br />

Blutdruckabfall, hämatologische Probleme <strong>und</strong><br />

B<strong>und</strong>esamt für Ges<strong>und</strong>heit (BAG) | 7


IV. Während <strong>Schwangerschaft</strong> <strong>und</strong> <strong>Stillzeit</strong><br />

allgeme<strong>in</strong>e Überempf<strong>in</strong>dlichkeitsreaktionen der Haut,<br />

Fieber <strong>und</strong> Bronchospasmen.<br />

Welche Menge tolerabel ist, wird im Abschnitt «Empfehlungen<br />

zur Vermeidung von Risikoprodukten»<br />

aufgeführt (Kapitel V).<br />

Koffe<strong>in</strong>haltige Genussmittel wie Kaffee, Schwarz- <strong>und</strong><br />

Grüntee sollten sparsam genossen werden. Alkohol,<br />

Nikot<strong>in</strong> <strong>und</strong> andere Suchtmittel zeigen direkt toxische<br />

Wirkungen auf das ungeborene K<strong>in</strong>d <strong>und</strong> sollten<br />

deshalb vollständig gemieden werden. In der <strong>Stillzeit</strong><br />

sollten sie nur mit Mass e<strong>in</strong>genommen werden.<br />

Im Abschnitt «Empfehlungen zur Vermeidung von<br />

Risikoprodukten» s<strong>in</strong>d Angaben zur tolerierbaren<br />

Menge zu f<strong>in</strong>den (Kapitel V).<br />

Exkurs: Sonnenschutz <strong>in</strong> <strong>Schwangerschaft</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>Stillzeit</strong><br />

Im Rahmen des Nationalen Forschungsprogrammes<br />

«Hormonaktive Stoffe: Bedeutung für<br />

Menschen, Tiere <strong>und</strong> Ökosysteme» (NFP50)<br />

wurden auch UV-Filter, die <strong>in</strong> Sonnenschutzmitteln<br />

e<strong>in</strong>gesetzt werden, untersucht. In e<strong>in</strong>em<br />

Tierversuch wurde gezeigt, dass die als UV-Filter<br />

e<strong>in</strong>gesetzte Substanz 4-Methylbenzylidencampher<br />

(4-MBC) <strong>in</strong> Ratten die Entwicklung der<br />

Geschlechtsorgane <strong>und</strong> das Sexualverhalten der<br />

Nachkommen bereits bei ger<strong>in</strong>gen Konzentrationen<br />

bee<strong>in</strong>flusst.<br />

Gegenwärtig laufen verschiedene wissenschaftliche<br />

Abklärungen zur Substanz 4-MBC. Viele<br />

Hersteller von Sonnenschutzmitteln verzichten<br />

mittlerweile auf den E<strong>in</strong>satz von 4-MBC. Welche<br />

UV-Filter <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Produkt enthalten s<strong>in</strong>d, ist <strong>in</strong><br />

der Liste der Inhaltsstoffe angegeben.<br />

E<strong>in</strong>zelne UV-Filter (u.a. auch 4-MBC) konnten <strong>in</strong><br />

der Muttermilch nachgewiesen werden. Allerd<strong>in</strong>gs<br />

waren die gemessenen Konzentrationen so<br />

ger<strong>in</strong>g, dass beim heutigen Wissensstand e<strong>in</strong>e<br />

ges<strong>und</strong>heitliche Gefährdung des Säugl<strong>in</strong>gs unwahrsche<strong>in</strong>lich<br />

ersche<strong>in</strong>t. Zudem widerspiegelt<br />

das Vorkommen von UV-Filtern <strong>in</strong> der Muttermilch<br />

die aktuelle (kurzfristige) Anwendung von<br />

Sonnenschutzmitteln <strong>und</strong> ist nicht das Resultat<br />

langfristiger Belastung. So führt e<strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gerer<br />

Verbrauch von Sonnenschutzmitteln rasch zu<br />

e<strong>in</strong>er ger<strong>in</strong>geren Konzentration von UV-Filtern <strong>in</strong><br />

der Muttermilch. Durch e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>geschränkte Sonnenexposition<br />

während der <strong>Schwangerschaft</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Stillzeit</strong>, u.a. durch Vermeiden der Sonne <strong>in</strong> der<br />

Zeit der stärksten Sonnene<strong>in</strong>strahlung (11.00 bis<br />

15.00 Uhr) <strong>und</strong> das Tragen langer Kleidung, Hut<br />

<strong>und</strong> Sonnenbrille während dem Aufenthalt <strong>in</strong> der<br />

Sonne, kann der E<strong>in</strong>satz von Sonnenschutzmitteln<br />

reduziert <strong>und</strong> somit die Belastung des Föten im<br />

Mutterleib bzw. des Säugl<strong>in</strong>gs über die Muttermilch<br />

mit problematischen UV-Filtern m<strong>in</strong>imiert<br />

werden. Als Alternative zu organischen UV-Filtern<br />

bieten sich <strong>in</strong> der <strong>Schwangerschaft</strong> <strong>und</strong> <strong>Stillzeit</strong><br />

Produkte mit m<strong>in</strong>eralischen UV-Filtern (Titandioxid)<br />

an.<br />

Auch unter Berücksichtigung e<strong>in</strong>er möglichen<br />

Belastung der Muttermilch mit UV-Filtern aus<br />

Sonnenschutzmitteln hält das B<strong>und</strong>esamt für Ges<strong>und</strong>heit<br />

an se<strong>in</strong>en Still- <strong>und</strong> Sonnenschutz-Empfehlungen<br />

fest. Die Vorteile des Stillens, sowohl<br />

für den Säugl<strong>in</strong>g als auch für die Mutter, während<br />

der ersten 6 Monate <strong>und</strong> der E<strong>in</strong>satz von Sonnenschutzmittel<br />

zum Schutz vor sonnenbed<strong>in</strong>gtem<br />

Hautkrebs überwiegen bei weitem die Bedenken<br />

zu den Risiken von Schadstoffen (u.a. UV-Filter) <strong>in</strong><br />

der Muttermilch.<br />

Mikrobielle Verunre<strong>in</strong>igungen /<br />

Infektionskrankheiten<br />

Toxoplasmose <strong>und</strong> Listeriose s<strong>in</strong>d zwei durch Lebensmittel<br />

übertragene Infektionskrankheiten, die<br />

den Fötus oder das Neugeborene schädigen können.<br />

Entsprechende Vorsichtsmassnahmen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>diziert.<br />

Die Ansteckung mit dem Toxoplasmose-Erreger<br />

(Toxoplasma gondii) erfolgt durch dessen Eier. Diese<br />

werden mit dem Kot von Katzen, dem Hauptwirt<br />

dieses Parasiten, ausgeschieden, durch W<strong>in</strong>d <strong>und</strong><br />

Staub weiterverbreitet <strong>und</strong> können so auf Gemüse<br />

gelangen. Zudem werden die Eier von Nutztieren mit<br />

dem Gras gefressen <strong>und</strong> gelangen so <strong>in</strong>s Fleisch.<br />

8 | <strong>Ernährung</strong> <strong>in</strong> <strong>Schwangerschaft</strong> <strong>und</strong> <strong>Stillzeit</strong>


E<strong>in</strong>e Ansteckung ist daher über rohes Fleisch oder<br />

das Gemüse im Garten, welches evtl. direkt über den<br />

Kot freilaufender Katzen kontam<strong>in</strong>iert wurde, möglich.<br />

Die Infektion verläuft meist ohne Symptome oder<br />

wie e<strong>in</strong>e leichte Grippe. Der Nachweis der Infektion<br />

erfolgt durch e<strong>in</strong>en Bluttest.<br />

Im 3. Trimenon der <strong>Schwangerschaft</strong> ist das Risiko<br />

für die Infektion des K<strong>in</strong>des am grössten, das Schädigungsrisiko<br />

nimmt dagegen im Laufe der <strong>Schwangerschaft</strong><br />

ab. Es kann zu Fehl- oder Totgeburten kommen.<br />

Etwa 10% der K<strong>in</strong>der, die <strong>in</strong>trauter<strong>in</strong> <strong>in</strong>fiziert<br />

werden, zeigen schon bei Geburt typische Zeichen<br />

dieser Infektion: Hydrocephalus, Verkalkungen im<br />

Gehirn, Gelbsucht bei Leberentzündung, aber auch<br />

Lungen- <strong>und</strong> Herzmuskelentzündungen. E<strong>in</strong> Grossteil<br />

ersche<strong>in</strong>t bei der Geburt ges<strong>und</strong>, kann aber später<br />

Augen-, Gehör- <strong>und</strong> Entwicklungsstörungen aufweisen.<br />

E<strong>in</strong>e frühzeitige Erkennung <strong>und</strong> Behandlung der<br />

Mutter kann die Infektionsgefahr für das K<strong>in</strong>d, entgegen<br />

früherer Ansichten, nicht wesentlich reduzieren.<br />

Am besten ist die primäre Vorbeugung <strong>in</strong> der<br />

<strong>Schwangerschaft</strong> durch hygienische Massnahmen<br />

<strong>in</strong> der Küche <strong>und</strong> Verzicht auf rohes Fleisch. Gutes<br />

Pökeln, Räuchern, Kochen, Braten <strong>und</strong> Gefrieren tötet<br />

den Erreger ab. Vorsicht im Umgang mit Katzen ist<br />

angezeigt.<br />

Die Listeriose ist e<strong>in</strong>e bakterielle Erkrankung <strong>und</strong><br />

wird v.a. durch den Verzehr von Rohmilch <strong>und</strong> Weichbzw.<br />

Halbhartkäse aus Roh- <strong>und</strong> pasteurisierter Milch<br />

übertragen, seltener durch andere Lebensmittel<br />

(rohes Fleisch, Fisch, Gemüse) oder durch Kontakt<br />

mit erkrankten Tieren. Der Erreger ist e<strong>in</strong> Stäbchenbakterium<br />

(Listeria monocytogenes), das weltweit<br />

vorkommt, recht widerstandsfähig ist <strong>und</strong> sich auch<br />

bei Kühlschranktemperaturen vermehren kann. Es<br />

übersteht sogar Tiefgefrieren <strong>und</strong> Trocknen, wird aber<br />

durch Kochen, Braten, Sterilisieren <strong>und</strong> Pasteurisieren<br />

abgetötet. Besonders <strong>in</strong>fektionsgefährdet s<strong>in</strong>d Personen<br />

mit geschwächter Immunabwehr. Die Infektionsrate<br />

liegt bei 12 auf 100‘000 Schwangere. E<strong>in</strong>e<br />

Infektion <strong>in</strong> der Frühschwangerschaft führt <strong>in</strong> der Regel<br />

zu e<strong>in</strong>er Fehl- oder Frühgeburt oder <strong>in</strong>trauter<strong>in</strong>em<br />

Fruchttod. Im letzten <strong>Schwangerschaft</strong>sdrittel ist die<br />

Übertragungswahrsche<strong>in</strong>lichkeit auf das K<strong>in</strong>d recht<br />

hoch <strong>und</strong> mit schwerwiegenden Folgen verb<strong>und</strong>en.<br />

Die Letalität durch Neugeborenen-Listeriose liegt bei<br />

50%. Bei ges<strong>und</strong>en Erwachsenen verläuft die Infektion<br />

oft unbemerkt oder <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er leichten Grippe,<br />

bei immungeschwächten Personen können septische<br />

Symptome sowie Men<strong>in</strong>gitis <strong>und</strong> Encephalitis auftreten.<br />

Die Prophylaxe besteht ähnlich wie bei der<br />

Toxoplasmose dar<strong>in</strong>, nur pasteurisierte oder UHT-<br />

Milch <strong>und</strong> Milchprodukte (jedoch ke<strong>in</strong> Weich- <strong>und</strong><br />

Halbhartkäse!) zu verwenden, auf rohes Fleisch zu<br />

verzichten <strong>und</strong> geeignete hygienische Massnahmen<br />

zu berücksichtigen.<br />

B<strong>und</strong>esamt für Ges<strong>und</strong>heit (BAG) | 9


V. Zusammenfassende Empfehlungen für<br />

e<strong>in</strong>e optimale <strong>Ernährung</strong> der ges<strong>und</strong>en Frau<br />

Aufgr<strong>und</strong> der oben aufgeführten wichtigen Punkte<br />

<strong>und</strong> möglichen Risiken können folgende Empfehlungen<br />

für e<strong>in</strong>e optimale <strong>Ernährung</strong> <strong>in</strong> <strong>Schwangerschaft</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>Stillzeit</strong> formuliert werden.<br />

Für die unmittelbare <strong>Schwangerschaft</strong> <strong>und</strong> <strong>Stillzeit</strong> ist<br />

es wichtig, dass die Mutter gut auf die <strong>Schwangerschaft</strong><br />

vorbereitet ist, ihr Gewicht <strong>in</strong> normalen Grenzen<br />

hält <strong>und</strong> sich ausgewogen ernährt.<br />

Empfehlungen für e<strong>in</strong>e ausreichende<br />

Versorgung mit allen Nährstoffen<br />

• E<strong>in</strong>e ausgewogene <strong>und</strong> abwechslungsreiche Kost<br />

wie sie <strong>in</strong> den Empfehlungen zum ges<strong>und</strong>en <strong>und</strong><br />

genussvollen Essen <strong>und</strong> Tr<strong>in</strong>ken für Erwachsene<br />

(Lebensmittelpyramide der SGE) festgehalten ist,<br />

d.h. regelmässige Mahlzeiten über den Tag verteilt,<br />

viel Früchte <strong>und</strong> Gemüse («5 am Tag»), zu<br />

jeder Hauptmahlzeit 1 Stärkebeilage, täglich<br />

3 Portionen Milch <strong>und</strong> Milchprodukte, pro Woche<br />

2 – 3x Fleisch (ausser Wild) <strong>und</strong> 1 – 2x Fisch<br />

(à 100 – 120 g), täglich Fette <strong>und</strong> Öle mit Mass<br />

<strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Portion Nüsse (20 – 30 g). Süssigkeiten,<br />

salzige Knabbereien <strong>und</strong> energiereiche Getränke<br />

massvoll mit Genuss. Genügend Flüssigkeit<br />

(1.5 – 2 l).<br />

• Die Energiemenge, die mit der <strong>Ernährung</strong> aufgenommen<br />

werden soll, bzw. die anzustrebende<br />

Gewichtszunahme, ist abhängig vom Ausgangsgewicht<br />

vor der <strong>Schwangerschaft</strong> respektive zu<br />

Beg<strong>in</strong>n der <strong>Stillzeit</strong>. Bei der Auswahl der Lebensmittel<br />

sollten bewusst die Deckung des vermehrten<br />

Bedarfs an Baustoffen, Vitam<strong>in</strong>en, Mengen<strong>und</strong><br />

Spurenelementen <strong>und</strong> <strong>in</strong>dividuelle Unverträglichkeiten<br />

berücksichtigt werden. E<strong>in</strong> zentrales<br />

Element für e<strong>in</strong>e ausgeglichene Energiebilanz ist<br />

die tägliche Bewegung (Alltagsbewegung/Sport).<br />

Bei Erwachsenen verbessert bereits e<strong>in</strong>e halbe<br />

St<strong>und</strong>e körperliche Aktivität pro Tag Ges<strong>und</strong>heit,<br />

Wohlbef<strong>in</strong>den, Lebensqualität <strong>und</strong> Leistungsfähigkeit.<br />

Die Intensität der Bewegung sollte dabei<br />

m<strong>in</strong>destens zügigem Gehen entsprechen.<br />

• Zur Verhütung von Neuralrohrdefekten wird<br />

allen Frauen, die schwanger werden möchten<br />

oder könnten, empfohlen, zusätzlich zur <strong>Ernährung</strong><br />

täglich 0.4 mg synthetische Folsäure als Tabletten<br />

oder Kapseln, am besten <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es Multivitam<strong>in</strong>präparates,<br />

e<strong>in</strong>zunehmen <strong>und</strong> zwar möglichst<br />

4 Wochen vor der Konzeption <strong>und</strong> während den<br />

ersten 12 <strong>Schwangerschaft</strong>swochen.<br />

Exkurs: Stillen<br />

Gleiche Voraussetzungen wie für die <strong>Schwangerschaft</strong><br />

gelten auch für die mütterliche <strong>Ernährung</strong><br />

während der <strong>Stillzeit</strong>. Stillen bietet Mutter <strong>und</strong><br />

K<strong>in</strong>d grosse Vorteile. Die Vorteile des Stillens<br />

<strong>und</strong> der Muttermilch überwiegen bei weitem das<br />

Risiko der Schadstoffe <strong>in</strong> der Muttermilch. Das<br />

BAG empfiehlt daher aufgr<strong>und</strong> der gesammelten<br />

Erkenntnisse <strong>in</strong> Übere<strong>in</strong>stimmung mit der WHO,<br />

der Schweizerischen Stiftung zur Förderung des<br />

Stillens, der Schweizerischen Gesellschaft für<br />

Pädiatrie <strong>und</strong> der Schweizerischen Gesellschaft<br />

für Gynäkologie <strong>und</strong> Geburtshilfe, die Säugl<strong>in</strong>ge<br />

während den ersten 6 Monaten falls möglich ausschliesslich<br />

zu stillen <strong>und</strong> bis zu e<strong>in</strong>em Alter von<br />

2 Jahren das Stillen zusammen mit e<strong>in</strong>er sicheren<br />

<strong>und</strong> dem Alter angepassten Beikost weiterzuführen<br />

(BAG-Bullet<strong>in</strong>: 8.Juli 2002 / Empfehlungen für<br />

die Säugl<strong>in</strong>gsernährung 2008, <strong>Ernährung</strong>skommission<br />

der Schweizerischen Gesellschaft für<br />

Pädiatrie).<br />

10 | <strong>Ernährung</strong> <strong>in</strong> <strong>Schwangerschaft</strong> <strong>und</strong> <strong>Stillzeit</strong>


Empfehlungen zur Vermeidung von<br />

Risikoprodukten<br />

• Ke<strong>in</strong>e tierischen Rohprodukte wie Rohmilch, rohe<br />

Eier, rohes Fleisch (Tartar), ke<strong>in</strong>e Leberprodukte <strong>in</strong><br />

den ersten 12 <strong>Schwangerschaft</strong>swochen <strong>und</strong><br />

ke<strong>in</strong>e rohen Schalentiere (z.B. Austern)<br />

• Nur pasteurisierte oder UHT-Milch <strong>und</strong> Milchprodukte<br />

während der <strong>Schwangerschaft</strong> e<strong>in</strong>nehmen.<br />

Ke<strong>in</strong> Weich- <strong>und</strong> Halbhartkäse aus Roh- <strong>und</strong><br />

pasteurisierter Milch.<br />

• Ke<strong>in</strong>e Genussmittel wie Alkohol oder andere<br />

Suchtmittel <strong>in</strong> der <strong>Schwangerschaft</strong> konsumieren,<br />

täglich höchstens 2 – 3 Tassen Kaffee oder<br />

äquivalente koffe<strong>in</strong>haltige Getränke <strong>und</strong> möglichst<br />

ke<strong>in</strong>e ch<strong>in</strong><strong>in</strong>haltigen Getränke (z.B. Bitter-Lemon<br />

oder Tonic Water). Während der <strong>Stillzeit</strong> Alkohol<br />

<strong>und</strong> Koffe<strong>in</strong> nur mit Mass.<br />

• Schwangere <strong>und</strong> Stillende sollten pro Woche<br />

1 – 2 Portionen möglichst fetthaltige, Methyl-Hgarme<br />

Fische (z.B. Forellen, Rotbarsch, Felchen,<br />

Sard<strong>in</strong>en, weissen Heilbutt) essen. Auf den Konsum<br />

von Schwertfisch, Marl<strong>in</strong>/Speerfisch <strong>und</strong> Hai<br />

ist wegen des Gehalts an Methyl-Hg vollständig<br />

zu verzichten. Frischer Thunfisch oder ausländischer<br />

Hecht sollte auf 1 Portion (130 g) pro<br />

Woche beschränkt werden. Thunfisch aus der<br />

Konserve darf mit bis zu 4 Portionen à 130 g pro<br />

Woche verzehrt werden. Ostsee-Her<strong>in</strong>g <strong>und</strong><br />

-Lachs s<strong>in</strong>d wegen zu hoher Gehalte an Diox<strong>in</strong>en<br />

<strong>und</strong> diox<strong>in</strong>ähnlichen Verb<strong>in</strong>dungen zu meiden.<br />

• Wildfleisch, <strong>in</strong>sbesondere e<strong>in</strong>gepfeffertes Wildfleisch,<br />

sollte wegen möglicherweise zu hohem<br />

Bleigehalt höchstens 2x pro Woche <strong>in</strong> Portionen à<br />

max. 200 g gegessen werden.<br />

Empfehlungen zur Elim<strong>in</strong>ierung bzw.<br />

Vermeidung von Krankheitskeimen<br />

(Hygienische Massnahmen)<br />

• Hände waschen vor <strong>und</strong> nach der Zubereitung<br />

e<strong>in</strong>er Mahlzeit <strong>und</strong> ebenso vor dem Essen.<br />

• Gründliches Waschen von Früchten <strong>und</strong> Gemüse.<br />

• Fleisch <strong>und</strong> Gemüse getrennt zubereiten.<br />

• Fleisch gar kochen.<br />

• Eier hart kochen.<br />

• Trennen von rohen <strong>und</strong> gekochten Speisen.<br />

• Küchengeräte, die mit rohen Produkten <strong>in</strong> Kontakt<br />

kommen, gut re<strong>in</strong>igen.<br />

• Vorsicht beim Kontakt mit Katzen.<br />

B<strong>und</strong>esamt für Ges<strong>und</strong>heit (BAG) | 11


VI. Anhang: L<strong>in</strong>ks für weitere Informationen<br />

B<strong>und</strong>esamt für Ges<strong>und</strong>heit<br />

www.bag.adm<strong>in</strong>.ch/ernaehrung<br />

Informationen zu <strong>Schwangerschaft</strong> <strong>und</strong> <strong>Ernährung</strong> mit dem Bericht der Eidgenössischen <strong>Ernährung</strong>skommission<br />

«<strong>Ernährung</strong> <strong>in</strong> <strong>Schwangerschaft</strong> <strong>und</strong> <strong>Stillzeit</strong>. Gefahr für Mutter <strong>und</strong> K<strong>in</strong>d?» sowie dem Faktenblatt<br />

«Das Wichtigste <strong>in</strong> Kürze: <strong>Ernährung</strong> <strong>in</strong> <strong>Schwangerschaft</strong> <strong>und</strong> <strong>Stillzeit</strong>»<br />

K<strong>in</strong>der im Gleichgewicht<br />

www.kig-adipositas.com<br />

Schweizerische Gesellschaft für <strong>Ernährung</strong><br />

www.sge-ssn.ch<br />

Schweizerische Stiftung zur Förderung des Stillens<br />

www.allaiter.ch<br />

Schweizerische Gesellschaft für Gynäkologie <strong>und</strong> Geburtshilfe<br />

www.sggg.ch<br />

Schweizerische Gesellschaft für Pädiatrie<br />

www.swiss-paediatrics.org<br />

Netzwerk Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Bewegung Schweiz hepa.ch<br />

www.hepa.ch<br />

Mit den Gr<strong>und</strong>lagendokumenten «Ges<strong>und</strong>heitswirksame Bewegung» <strong>und</strong> «Mit Muskelkraft unterwegs»<br />

12 | <strong>Ernährung</strong> <strong>in</strong> <strong>Schwangerschaft</strong> <strong>und</strong> <strong>Stillzeit</strong>


Impressum<br />

© B<strong>und</strong>esamt für Ges<strong>und</strong>heit (BAG)<br />

Herausgeber: B<strong>und</strong>esamt für Ges<strong>und</strong>heit<br />

Publikationszeitpunkt: Dezember 2008<br />

Autoren:<br />

Camenz<strong>in</strong>d-Frey E, BAG, Sektion <strong>Ernährung</strong>s- <strong>und</strong> Toxikologische Risiken, Zürich<br />

Hesse-Lamm M, BAG, Direktionsbereich Verbraucherschutz, Bern<br />

Laimbacher J, KIG-SG, Ostschweizer K<strong>in</strong>derspital, St. Gallen<br />

Bachmann G, KIG-SG, Ges<strong>und</strong>heitsdepartement des Kantons St. Gallen, St. Gallen<br />

Kluckert C, KIG-SG, Ostschweizer K<strong>in</strong>derspital, St. Gallen<br />

Renggli A, BAG, Sektion <strong>Ernährung</strong>s- <strong>und</strong> Toxikologische Risiken, Zürich<br />

KIG-SG: K<strong>in</strong>der im Gleichgewicht St. Gallen (Ges<strong>und</strong>heitsdepartement Kanton St.Gallen,<br />

Ostschweizer K<strong>in</strong>derspital St. Gallen, Ges<strong>und</strong>heitsförderung Schweiz)<br />

Zitierweise:<br />

Camenz<strong>in</strong>d-Frey E., Hesse-Lamm M., Laimbacher J., Bachmann G., Kluckert C., Renggli A.<br />

<strong>Ernährung</strong> <strong>in</strong> <strong>Schwangerschaft</strong> <strong>und</strong> <strong>Stillzeit</strong>. Bern: B<strong>und</strong>esamt für Ges<strong>und</strong>heit (BAG), 2008.<br />

Layout: Silversign GmbH, visuelle Kommunikation, Bern<br />

Fotos: Fotolia<br />

Diese Publikation ersche<strong>in</strong>t ebenfalls <strong>in</strong> französischer <strong>und</strong> italienischer Sprache.<br />

BAG-Publikationsnummer: BAG VS 12.08 2‘000 d 900 f 300 i 40EXT0813<br />

BAG, Direktionsbereich Verbraucherschutz, 3003 Bern<br />

www.bag.adm<strong>in</strong>.ch<br />

Vertragsnummer: 08.004210<br />

Bezugsquelle:<br />

BBL, Verkauf B<strong>und</strong>espublikationen, 3003 Bern<br />

www.b<strong>und</strong>espublikationen.adm<strong>in</strong>.ch<br />

BBL-Artikelnummer: 311.371.d<br />

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