Kirchenfenster - Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Vehlen

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Seite 8 --- Zwei Flaschen Willen des Menschen unterliegt, wie z.B. Computer oder Autos. - Was ist dagegen schon ein Pausenbrot, von dem auf einem Kalenderblatt berichtet wurde. “No problem“, wie der Engländer sagt. — Auch so ein sich vielleicht etwas angestaubt anhörendes Kalenderblatt-Traktat lässt sich natürlich mit einer Prise modernen Zeitgeist impfen: Wie wäre es zum Beispiel mit einer Abwrackprämie für Pausenbrote, um den Umsatz und das Geschäft von Schul-Kiosken, Cafeterias oder der Fast-Food-Ketten zu beleben. Etwas überzeichnet? - Mitnichten! Es liegt sicherlich schon mehr als eine Generation zurück: Ganze Schiffsladungen von Brotgetreide wurden schon damals bei einer überreichlichen Ernte ins Meer gekippt, um den Preis hoch genug halten zu können. Ist es uns etwa nicht recht, wenn Gott mehr wachsen und gedeihen lässt, als wir bzw. die reichen Länder verbrauchen können? Oder ist Gott von “gestern“ und hat nicht mitbekommen, dass der Markt, auf dem sich die Menschheit bedient, schon lange etwas anderes verlangt? Der Erntedanktag ist jedes Jahr auch eine Gelegenheit zum Innehalten und eine besondere Aufforderung, dass wir uns auf die Wurzeln unseres Wohlstandes besinnen: Ohne die elementaren Existenzgüter, die wir mit pflanzlicher Nahrung, Kraft, Gottes Schöpfung quasi frei Haus von ihm geliefert bekommen, sind alle noch so schönen von Menschen erdachten Produkte und Güter, einschließlich unserem Schlacht- und Nutzvieh, nicht denkbar. Das eingangs erwähnte Lied hat in den zurückliegenden 227 Jahren nichts von seiner Aktualität verloren. “Was nah ist und was ferne, von Gott kommt alles her“ — so singen wir es in der 3. Strophe. Sollten wir uns diese Kernaussage nicht öfter als einmal im Jahr auf der Zunge zergehen lassen? Zwei Flaschen Martin Nerge Zwei Flaschen standen auf einem Campingtisch. Es waren zwei schlanke hohe Flaschen; die eine war braun und fast leer, die andere war grün und noch ziemlich voll. Beide waren in Sorge, dass sie umfallen und zerbrechen könnten. Da der Tisch, bedingt durch die unebene Wiese, die an einem Hang lag, selber schon etwas unsicher auf seinen Beinen stand, war die Sorge der Flaschen durchaus berechtigt. Erst vor kurzem war eine Kollegin von ihnen schwer verunglückt. Es war eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis ihnen so ein schlimmes Schicksal auch widerfahren würde - überhaupt dann, wenn der dicke tollpatschige Hund weiter unter dem Tisch hin- und herlaufen würde. Trotz der Sorge überlegten sie gemeinsam, ob sie selber die kritische Situation, in der sie sich befanden, verbessern könnten. “Als ich vor einer viertel Stunde noch etwa halb voll war, fühlte ich mich viel
Zwei Flaschen --- Seite 9 standsicherer; es machte mir kaum etwas aus, wenn der Hund in unsere Nähe kam und an den Tisch ruckte!“ bemerkte die braune Flasche und überlegte weiter: „Aber warum machst du dir denn Sorgen? Du müsstest doch eigentlich, da du noch fast ganz voll bist, überhaupt keine Probleme mit deiner Standsicherheit haben!“ fügte sie noch hinzu. “Eigentlich schon“, bestätigte ihr die grüne Flasche, “aber an unserer Überlegung scheint irgendetwas nicht zu stimmen. Wenn ich vorhin nicht zufällig zwischen den Salatschüsseln gestanden hätte, hätte es mich da schon umgeworfen. Die Schüsseln haben mir quasi das Leben gerettet“. Die beiden Flaschen schauten sich eine Weile sprachlos an. Die grüne Flasche war als erstes in der Lage, ihre Verwunderung zum Ausdruck zu bringen: “Irgendwie komisch - dass du, wo du doch vorhin sozusagen fast mutterseelenallein auf der gegenüberliegenden Tischecke gestanden hast, weniger gefährdet warst umzufallen als ich!“ . “Klar - halbvoll ist besser als leer, aber offenbar kann halbvoll auch günstiger sein als voll!“ resümierte die braune Flasche, “lass es uns mal ausprobieren“. Martin Nerge
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