Als PDF herunterladen - Der Rechte Rand
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Ärger mit der Querfront<br />
Erstmals erschien die Zeitschrift »Compact« im Dezember 2010. Das<br />
am Kiosk erhältliche Magazin ist das Organ der Querfront-Truppe<br />
»Volksinitiative gegen das internationale Finanzkapital«, die sich 2009 um<br />
Jürgen Elsässer, den Chefredakteur des Blattes, formierte.<br />
von Lucius Teidelbaum<br />
Anfänglich grenzte sich der Gründer und Chefredakteur der Zeitschrift<br />
»Compact«, Jürgen Elsässer, noch nach Rechtsaußen ab (s. drr Nr. 103,<br />
104), als es 2006 die ersten kritischen Hinweise auf seinen Kurs nach<br />
Rechts gab. Mittlerweile zeigt er sich jedoch immer offener für die <strong>Rechte</strong><br />
und paktiert mit Islamisten. So war er im April 2012 mit einer deutschen<br />
Reisegruppe im Iran, um an einer Privataudienz mit dem Präsidenten<br />
des Landes, dem Holocaustleugner und Islamisten Mahmud Ahmadinedschad<br />
teilzunehmen. Elsässer und seine Mitstreiter waren sich mit dem<br />
Autokraten sicher auch in ihrer Haltung zu Israel und dessen Einfluss<br />
in der Welt einig. 2009 rief die »Volksinitiative« zum Protest gegen den<br />
Besuch des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu auf:<br />
»Am 30.11. findet in Berlin eine Veranstaltung der besonderen Art statt:<br />
eine gemeinsame deutsch-israelische Regierungssitzung. Wie darf man<br />
das verstehen? Ist Frau Merkel so nebenbei auch Kanzlerin Israels geworden?<br />
Und Herr Netanjahu so ganz nebenbei auch zum deutschen<br />
Premierminister avanciert?« Auf der Homepage von »Compact« heißt es<br />
dazu passend: »Wer den Begriff »Konzentrationslager« auf die deutsche<br />
Vergangenheit beschränkt, wird die Realität von Abu Ghraib und Guantánamo<br />
nicht beschreiben können. Wer vom »Zionismus« nicht reden<br />
darf, muss auch vom Faschismus schweigen.«<br />
Das seit Anfang 2010 erscheinende Magazin »Compact« illustriert, wofür<br />
Elsässer und seine »Volksinitiative gegen das internationale Finanzkapital«<br />
stehen. Es ist ein Konglomerat von Verschwörungstheorien, rechtem<br />
Populismus, Geschichtsrevisionismus, Homophobie und Antifeminismus.<br />
Das Magazin versteht sich als ein »einzigartiges publizistisches Experiment«<br />
und als »Gegengift zur politischen Korrektheit, also zur Ideologie<br />
der Neuen Weltordnung, die in den Massenmedien und auch in der linken<br />
Presse zum unantastbaren Tabu geworden ist.«<br />
Die Auflage des Blattes lag nach eigenen Angaben im Mai 2012 bei<br />
12.000 Exemplaren. 1.700 Stück sind abonniert und 7.500 Hefte gehen<br />
an die Kioske, wovon aber nur etwa 2.800 tatsächlich verkauft werden.<br />
Die Werbung im Magazin zeigt, an wen sich das Blatt wendet. Es finden<br />
sich Anzeigen vom extrem rechten »Ares Verlag«, dem »neu rechten«<br />
Strategieblatt »Sezession«, dem rechtsesoterischen und rechtspopulistischen<br />
»Kopp Verlag« und der »Preußisch Allgemeinen Zeitung«. »Compact«<br />
selbst warb für sich und einen von dem Blatt veranstalteten Vortrag<br />
mit dem rechten EU-Gegner Karl-Albrecht Schachtschneider auch in der<br />
»neu rechten« Wochenzeitung »Junge Freiheit« (JF).<br />
Mit seiner »Volksinitiative« und »Compact« versucht sich Elsässer an einer<br />
Sammlungsbewegung. Doch statt der erhofften Massen findet sich<br />
nur ein Narrensaum zusammen, der kaum unterschiedlicher sein könnte.<br />
Elsässers Truppe ist eine wilde Mischung aus Ex-Linken, enttäuschten<br />
<strong>Rechte</strong>n, Verschwörungs-IdeologInnen, Marktradikalen und einigen Muslimen.<br />
Mit den Worten des Herausgebers ausgedrückt, sollen sich in dem<br />
Magazin »demokratische Linke und demokratische <strong>Rechte</strong>, intelligente<br />
Muslime und intelligente Islamkritiker, Occupisten und Teaparty-Gänger«<br />
sammeln. Auch in der friedensbewegten Szene versuchen Elässer und<br />
Co. AnhängerInnen zu rekrutieren. Nationalpazifistische Argumente,<br />
Antiamerikanismus, Israel-Hass und Verschwörungstheorien bieten die<br />
Grundlage, um in einem Teil der Bewegung an bestehende Denkstrukturen<br />
anzudocken.<br />
Das Magazin setzt auf rechte, populistisch aufgemachte Titel wie »Schulfach<br />
Schwul – Die sexuelle Umerziehung unserer Kinder« (Nr. 9/2011),<br />
»Raubtier-Feminismus – Nein danke!« (Nr. 7/2011), Sarrazin »<strong>Der</strong><br />
nächste Bundeskanzler« (Nr. 10/2010) oder »Grass? Hat Recht!« (Nr.<br />
5/2012). Solche Themen sind anschlussfähig an die extreme <strong>Rechte</strong>. Mit<br />
seinem heterogenen Charakter ist »Compact« derzeit aber (noch) kein<br />
extrem rechtes Blatt. Es ist ein Scharnier zwischen der extremen <strong>Rechte</strong>n<br />
und den angrenzenden Grauzonen.<br />
<strong>Der</strong> politische Kern der »Compact« ist Nationalismus, was auch an der<br />
häufig verwendeten Ansprache der LeserInnen als »wir Deutschen« festzustellen<br />
ist. Das Schwerpunkt-Thema der letzten Hefte ist das Feindbild<br />
EU und die Forderung »Zurück zur D-Mark!« (Nr. 10/2011). Mit seinem<br />
D-Mark-Nationalismus will das Blatt in breiten Bevölkerungsteilen punkten.<br />
Einen Eindruck vom Anti-EU-Populismus der »Volksinitiative« konnte<br />
man am 9. November 2011 bei einem Vortrag bei der rechten Berliner<br />
»Burschenschaft Gothia« gewinnen. Sie hatte zu einem Vortrag zum Thema<br />
»Die Eurokrise – Ursachen und Verursacher« eingeladen. <strong>Der</strong> Referent<br />
war der Berliner Peter Feist von Elsässers »Volksinitiative« und Autor<br />
im »Kai-Homilius-Verlag«, wo »Compact« und Feists Buchreihe erscheinen.<br />
Feist versteht sich als »Kommunist« und »alter Dialektiker« und betonte:<br />
»Mein Gegner ist das internationale Finanzkapital, das hat sich seit<br />
der DDR nicht geändert«. Er behauptete: »Es gibt keine größere Macht<br />
als das internationale Finanzkapital«, eine »Finanzoligarchie« arbeite gar<br />
an der Zerstörung der Nationalstaaten. Weil Teile der Linken das nicht<br />
erkennen, hätte er sich von ihr abgewendet. Heute müsse man den »Nationalen<br />
Widerstand« gegen Brüssel organisieren und die »Nation (...)<br />
retten, nicht den Kommunismus vorbereiten«.<br />
Die »Stärkung des deutschen Nationalstaats gegen die EU-Diktatur« ist<br />
für Feist eine der wichtigsten Forderungen an eine Partei, die er unterstützen<br />
könnte. Doch dafür sei man noch immer auf der Suche nach<br />
einem passenden Projekt. Die Partei »Die Freiheit« sei, so Feist, nicht<br />
die richtige. Einige seiner »konservativen Freunde« seien von der Partei<br />
wegen deren »Kotau in Jerusalem« wieder abgerückt, erzählte er. 2010<br />
hatte der Vorsitzende der Partei, René Stadtkewitz, mit Vertretern europäischer<br />
Rechtsparteien Israel besucht und aus antimuslimischen Motiven<br />
mit rechten Israelis eine Kooperation begonnen. Ursprünglich hätten<br />
Elsässer und Co. die Gründung einer eigenen Partei geplant, berichtete<br />
Feist. In ihr sollten dann die rechte und neoliberale »Partei der Vernunft«<br />
(PdV), Teile von »Die Freiheit« und den »Freien Wählern Berlin« aufgehen.<br />
Die Gründung sollte eigentlich nach der Konferenz »Bürger gegen<br />
Euro-Wahn – eine Wahlalternative« der »Volksinitiative« am 28. Januar<br />
22 der rechte rand 138/2012