Als PDF herunterladen - Der Rechte Rand
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Netzwerker für ein »weißes Europa«<br />
Die ZielfahnderInnen des Thüringer »Landeskriminalamt«, die sich Ende der 1990er Jahre auf die Suche<br />
nach den untergetauchten Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe machten, rechneten diese<br />
zum harten Kern von »Blood and Honour«. Etliche der nun verhafteten NSU-UnterstützerInnen waren<br />
ebenso für das Neonazi-Netzwerk aktiv, oder pflegten gute Kontakte dorthin. So auch Ralf Wohlleben,<br />
der dem NSU eine Waffe und Munition besorgt haben soll. Gerade seine Aktivitäten zeigen, dass diese<br />
Vernetzung weit über die Grenzen der BRD hinausgeht. Zum Beispiel nach Italien.<br />
von Björn Resener<br />
Ralf Wohlleben war maßgeblich für das von 2005 bis 2009 in Thüringen<br />
veranstaltete »Fest der Völker« verantwortlich. Obwohl die deutsche Gliederung<br />
von »Blood and Honour« seit September 2000 verboten ist, traten<br />
bei dem RechtsRock-Event fast ausschließlich Bands aus dem internationalen<br />
Netzwerk auf.<br />
Mailand und diversen kleineren Gruppen zum Neonazi-Netzwerk »Base<br />
Autonoma« zusammen.<br />
Nachdem »Movimento Politico« in Rom gelbe Davidsterne auf Geschäfte<br />
im jüdischen Viertel klebte und damit eine militante Reaktion der jüdischen<br />
Gemeinde<br />
Für die »Veneto Fronte<br />
provozierte, war<br />
Skinheads« (VFS) aus<br />
der »Bewegung«<br />
Italien war das Fest<br />
in ganz Italien Aufmerksamkeit<br />
nicht zuletzt deshalb ein<br />
be-<br />
beliebtes Ausflugsziel.<br />
schert. <strong>Als</strong> Reaktion<br />
Im Juni 2006 zeigten<br />
sie dort sogar mit einem<br />
Infostand Präsenz. Es<br />
erließ das itali-<br />
enische Parlament<br />
im Dezember 1992<br />
war dasselbe Jahr, in<br />
das »Mancino«-<br />
dem auch Daniel »Gigi«<br />
Gesetz, das Aufstachelung<br />
Giese auftrat, gegen den<br />
zum<br />
zurzeit ermittelt wird,<br />
»Rassenhass«<br />
weil er den rassistischen<br />
erstmals unter<br />
Hintergrund der NSU-<br />
Morde schon ein Jahr<br />
Strafe stellte. Im<br />
Mai des folgenden<br />
vor ihrem Auffliegen besang.<br />
Jahres wurden<br />
Im April 2007 veranstalteten<br />
die OrganisatorInnen<br />
des »Fest der<br />
Völker« gemeinsam mit<br />
den VFS ein Konzert in<br />
^ 2004 beim »Rudolf Hess Gedenkmarsch« in Wunsiedel<br />
»Base Autonoma«<br />
und alle darin organisierten<br />
Gruppen<br />
verboten. Nur<br />
die seit 1990 offiziell<br />
als »Kulturverein«<br />
deren Heimat. Keine zwei Monate später nahmen etwa 50 »Veneto Fronte<br />
Skinheads« an einer Neonazi-Demonstration in Frankfurt teil. Auf ihrer<br />
Website berichten die ItalienerInnen, dass dort »die italienisch-deutsche<br />
Partnerschaft mit dem Fest der Völker Verein gestärkt« wurde. Es war<br />
nur konsequent, dass ihr Präsident Giordano Caracino im darauf folgenden<br />
Jahr als Redner auf Wohllebens RechtsRock-Veranstaltung auftreten<br />
durfte.<br />
anerkannten »Veneto Fronte Skinheads« durften weiter bestehen.<br />
Die folgenden Jahre waren aber auch für die Skinheads aus dem italienischen<br />
Nordosten von Prozessen und Verhaftungen geprägt. Nichtsdestotrotz<br />
organisierten sie weiterhin rassistische Kampagnen, Konzerte und<br />
sogar Festivals. Zu den Wichtigsten zählte sicherlich das erste »Veneto<br />
Summer Fest« im Juli 1999, bei dem die schwedischen RechtsRocker<br />
von »Ultima Thule« ihren ersten Auftritt in Italien hatten.<br />
Von Anfang an dabei<br />
Die »Veneto Fronte Skinheads« wurden 1986 von Piero Puschiavo gegründet<br />
und hatten ihren ersten öffentlichen Auftritt als italienische Delegation<br />
beim »Rock Against Communism«-Festival im englischen Suffolk.<br />
Im Juni 1987 gründeten Ian Stuart Donaldson und einige englische<br />
RechtsRock-Bands das »Blood and Honour«-Netzwerk. Noch im selben<br />
Jahr organisierten die VFS ihre ersten Konzerte in Italien, unter anderem<br />
mit den englischen »Blood and Honour«-Bands »No Remorse« und<br />
»Brutal Attack«.<br />
Ende August 1991 veranstalteten sie das dreitägige »Ritorno a Camelot«-<br />
Festival, bei dem auch Ian Stuart Donaldson mit seiner Band »Skrewdriver«<br />
auftrat. <strong>Als</strong> Konsequenz aus ebenfalls im Programm stehenden Diskussionsrunden<br />
schlossen sich die »Veneto Fronte Skinheads« noch vor<br />
Ort mit dem »Movimento Politico« aus Rom, der »Azione Skinhead« aus<br />
<strong>Der</strong> kurze Marsch durch die Institutionen<br />
Im selben Jahr begannen die »Veneto Fronte Skinheads«, Kontakte in<br />
die italienische Parteienlandschaft zu knüpfen. Sie unterstützten im März<br />
zwei Demonstrationen der neofaschistischen »Fiamma Tricolore«. Nach<br />
der Jahrtausendwende wurde diese Kooperation intensiviert, so dass viele<br />
der Aktivitäten in der Region Venetien nunmehr gemeinsam organisiert<br />
wurden.<br />
Im Juni 2004 wurde Luca Romagnoli, der Vorsitzende der »Fiamma<br />
Tricolore«, ins Europaparlament gewählt. Drei Monate später trat Piero<br />
Puschiavo, noch immer Präsident der VFS, in die Partei ein. Seine Gefolgschaft<br />
tat es ihm gleich und garantierte Puschiavos unmittelbaren<br />
Aufstieg. Schon 2005 war er Chefkoordinator der »Fiamma Tricolore«<br />
in der Region Venetien, wurde in den Parteivorstand gewählt und zum<br />
Hauptverantwortlichen für das Parteiprogramm gemacht.<br />
30 der rechte rand 138/2012