Ausgabe Nr. 15 - Gymnasium Eppendorf
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l Essay Mode l<br />
jedoch in einem Text über Mode in Mexiko: „Kleidung an<br />
sich macht nicht den Menschen, aber sie vermittelt in einzigartiger<br />
Weise das, was ihr Träger oder ihre Trägerin von sich<br />
nach außen geben will.“<br />
Seit Anbeginn der Menschheit gab es Kleidung – wenn man<br />
sie überhaupt schon so nennen kann –, der die Aufgabe des<br />
Schutzes zugesprochen war. So ist es auch sinnig, dass beispielsweise<br />
die Entwicklung von Schneidereikünsten bei den<br />
Inuit viel weiter entwickelt war als in Afrika, dort war die<br />
Kleidung unter den gegebenen Umständen ganz einfach nicht<br />
nötig. Mit der Zeit gewann die eigene Garderobe mehr und<br />
mehr an Bedeutung und wurde zum wichtigen Teil von Ritualen<br />
und Traditionen. An der Qualität und der Farbe eines<br />
Stoffes konnte man zwischen Arm und Reich unterscheiden,<br />
die Kleidung wurde zum Ausdrucksmittel von gesellschaftlichem<br />
Stand, zum Statussymbol. Im Laufe der Jahrhunderte<br />
hat sich an diesen drei Funktionen nicht viel verändert, Bekleidungsphysiologie<br />
kann man heutzutage sogar studieren.<br />
Kleidung als Statussymbol und als unausgesprochene Formulierung<br />
vom eigenen Befinden ist geblieben, hinzugekommen<br />
ist lediglich ein gewachsenes Angebot an Mode jeglicher Art<br />
und ein breiteres Band an Subkulturen, denen man sich modisch<br />
zuordnen kann.Dies ist jedoch nicht für alle unbedingt<br />
von großer Bedeutung, für manche ist Kleidung nur ein lästiger<br />
Gebrauchsgegenstand, für andere wiederum das wichtigste<br />
Ausdrucksmittel und wesentlicher Bestandteil des<br />
Lebens. Die Kleidung eines jeden Individuums ist in der<br />
Summe der Eigenschaften ein Signal, das auch abhängig vom<br />
gesellschaftlichen Umfeld und dessen Rollenerwartungen ist.<br />
Ein Trikot kennzeichnet beispielsweise die Zugehörigkeit zu<br />
einer Mannschaft, während eine Uniform den beruflichen<br />
Stand ausdrückt, die beiden sich aber – zeitversetzt versteht<br />
sich – nicht ausschließen. Durch Kleidung kann man sich in<br />
verschiedene gesellschaftliche Gruppierungen eingliedern,<br />
wobei man sich in den meisten Fällen nicht explizit für eine<br />
entscheiden muss, es ist auch möglich, mehreren anzugehören.<br />
„Der Drang nach Individualität […] stellt eines der wesentlichen<br />
Merkmale der neuen Gesellschaft dar“, schrieb der<br />
amerikanische Soziologe Edward Shils 1960 und ich frage<br />
mich an dieser Stelle, ob das auch noch auf unsere Gesellschaft,<br />
unsere Generation zutrifft.<br />
Unsere – fast neue – Erkenntnis, die wir bisher haben, ist die,<br />
dass jeder, egal welcher Kleidungsstil bevorzugt wird, damit<br />
an andere eine Botschaft schickt und auch schicken möchte.<br />
Die Dollarkette, die teuren Schuhe, eine riesige Brille oder<br />
grüne Haare – der „Drang nach Individualität“ ist geblieben,<br />
das Problem dabei ist nur, dass anscheinend sehr viele die gleiche<br />
Vorstellung davon haben. Außerdem ist Longchamptasche<br />
nicht gleich Longchamptasche – es gibt sie in sage und<br />
schreibe zwölf verschiedenen Farben zu kaufen.<br />
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DIE NEUE