04.11.2013 Aufrufe

Ausgabe Nr. 15 - Gymnasium Eppendorf

Ausgabe Nr. 15 - Gymnasium Eppendorf

Ausgabe Nr. 15 - Gymnasium Eppendorf

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

l Essay Mode l<br />

jedoch in einem Text über Mode in Mexiko: „Kleidung an<br />

sich macht nicht den Menschen, aber sie vermittelt in einzigartiger<br />

Weise das, was ihr Träger oder ihre Trägerin von sich<br />

nach außen geben will.“<br />

Seit Anbeginn der Menschheit gab es Kleidung – wenn man<br />

sie überhaupt schon so nennen kann –, der die Aufgabe des<br />

Schutzes zugesprochen war. So ist es auch sinnig, dass beispielsweise<br />

die Entwicklung von Schneidereikünsten bei den<br />

Inuit viel weiter entwickelt war als in Afrika, dort war die<br />

Kleidung unter den gegebenen Umständen ganz einfach nicht<br />

nötig. Mit der Zeit gewann die eigene Garderobe mehr und<br />

mehr an Bedeutung und wurde zum wichtigen Teil von Ritualen<br />

und Traditionen. An der Qualität und der Farbe eines<br />

Stoffes konnte man zwischen Arm und Reich unterscheiden,<br />

die Kleidung wurde zum Ausdrucksmittel von gesellschaftlichem<br />

Stand, zum Statussymbol. Im Laufe der Jahrhunderte<br />

hat sich an diesen drei Funktionen nicht viel verändert, Bekleidungsphysiologie<br />

kann man heutzutage sogar studieren.<br />

Kleidung als Statussymbol und als unausgesprochene Formulierung<br />

vom eigenen Befinden ist geblieben, hinzugekommen<br />

ist lediglich ein gewachsenes Angebot an Mode jeglicher Art<br />

und ein breiteres Band an Subkulturen, denen man sich modisch<br />

zuordnen kann.Dies ist jedoch nicht für alle unbedingt<br />

von großer Bedeutung, für manche ist Kleidung nur ein lästiger<br />

Gebrauchsgegenstand, für andere wiederum das wichtigste<br />

Ausdrucksmittel und wesentlicher Bestandteil des<br />

Lebens. Die Kleidung eines jeden Individuums ist in der<br />

Summe der Eigenschaften ein Signal, das auch abhängig vom<br />

gesellschaftlichen Umfeld und dessen Rollenerwartungen ist.<br />

Ein Trikot kennzeichnet beispielsweise die Zugehörigkeit zu<br />

einer Mannschaft, während eine Uniform den beruflichen<br />

Stand ausdrückt, die beiden sich aber – zeitversetzt versteht<br />

sich – nicht ausschließen. Durch Kleidung kann man sich in<br />

verschiedene gesellschaftliche Gruppierungen eingliedern,<br />

wobei man sich in den meisten Fällen nicht explizit für eine<br />

entscheiden muss, es ist auch möglich, mehreren anzugehören.<br />

„Der Drang nach Individualität […] stellt eines der wesentlichen<br />

Merkmale der neuen Gesellschaft dar“, schrieb der<br />

amerikanische Soziologe Edward Shils 1960 und ich frage<br />

mich an dieser Stelle, ob das auch noch auf unsere Gesellschaft,<br />

unsere Generation zutrifft.<br />

Unsere – fast neue – Erkenntnis, die wir bisher haben, ist die,<br />

dass jeder, egal welcher Kleidungsstil bevorzugt wird, damit<br />

an andere eine Botschaft schickt und auch schicken möchte.<br />

Die Dollarkette, die teuren Schuhe, eine riesige Brille oder<br />

grüne Haare – der „Drang nach Individualität“ ist geblieben,<br />

das Problem dabei ist nur, dass anscheinend sehr viele die gleiche<br />

Vorstellung davon haben. Außerdem ist Longchamptasche<br />

nicht gleich Longchamptasche – es gibt sie in sage und<br />

schreibe zwölf verschiedenen Farben zu kaufen.<br />

l 10 l<br />

DIE NEUE

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!