Ausgabe Nr. 15 - Gymnasium Eppendorf
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ussland<br />
Bildung weltweit:<br />
Von Militärdrill bis zur<br />
individuellen Förderung<br />
Jeden Tag gehen wir zur Schule, lassen uns von den Lehrern die Gesetze<br />
der Physik, der Grammatik und vieles Andere erklären. Wir wissen,<br />
was wir tun müssen, um gute Noten zu bekommen, wir fügen uns<br />
so gut es geht in dieses System ein. Aber was wissen wir eigentlich<br />
über den Alltag anderer Kinder in anderen Ländern, was wissen wir<br />
über andere Schulsysteme? Wie geht es zum Beispiel in Russland,<br />
Chile, Finnland und Südafrika zu? Wir haben recherchiert und stellen<br />
unsere Ergebnisse in der Form eines „Erfahrungsberichts“ dar.<br />
Johanna Breitbart und Anika Hamester S2<br />
Tanja ist 13 Jahre alt. Sie ist blond, hat<br />
graublaue Augen und eine zarte Stimme.<br />
Jeden Montagmorgen um 6 Uhr in der<br />
Frühe macht sie sich auf den Weg zu ihrer<br />
Schule, der Mädchenkadettenanstalt in<br />
Moskau. Sechs Tage wird sie dort bleiben.<br />
Frisch herausgeputzt in ihrer Uniform<br />
und mit dem weißen Haarschmuck, der<br />
immer etwas im Nacken kratzt, sitzt sie in<br />
der ersten Schulstunde: Waffenkunde.<br />
Auf die Kleiderordnung wird beim Mogenapell<br />
penibel geachtet. Die Mädchen<br />
schießen mit Plastikpistolen auf virtuelle<br />
Zielscheiben, lernen eine Kalaschnikow<br />
zu zerlegen und fehlerfrei wieder zusammen<br />
zu bauen. Beinahe alle ihrer Lehrer<br />
haben eine militärische Laufbahn hinter<br />
sich gebracht, bevor sie den Beruf wechselten.<br />
Aber natürlich ist Waffenkunde<br />
nicht alles, was Tanja und ihren „Kameradinnen“<br />
beigebracht wird. Auf dem<br />
Stundenplan steht noch Mädchenkram<br />
wie Ballett, Kochen und Nähen, “normale”<br />
Fächer wie Englisch, Französisch,<br />
Mathematik, Russisch, aber auch viel<br />
Sport und natürlich Folklore.<br />
Es sind lange Tage für die Mädchen. Die<br />
Leiterin des Instituts erklärt, sie müssten<br />
immer „bereit“ sein in ihrer Uniform –<br />
„bereit zu kämpfen“. Als intellektuelle<br />
und standhafte Frauen sollen sie später<br />
ihrem Land dienen, aber gleichzeitig auch<br />
gute Mütter und Hausfrauen sein. Wenn<br />
man die Mädchen fragt, was sie von dem<br />
Drill in ihrem Internat halten, reagieren<br />
fast alle mit Begeisterung. Viele von ihnen<br />
kommen aus militärisch geprägten Familien<br />
und sehen es als große Ehre an, diese<br />
Eliteanstalt zu besuchen. Die meisten<br />
haben schon festgelegte Zukunftspläne<br />
für ihre militärische Laufbahn. Disziplin<br />
und Idealisierung Russlands sind tief in<br />
den Mädchen verankert.<br />
Wie kommt es dazu?<br />
Nach dem Zusammenbruch der sowjetischen<br />
Union vor etwa 20 Jahren dezentralisierte<br />
sich das gesamte Schulsystem<br />
und der Staat kürzte die Gelder drastisch.<br />
Bildung wurde teuer für Eltern, da die<br />
meisten guten Schulen und Universitäten<br />
privat sind. Somit haben Kinder aus niedrigeren<br />
sozialen Schichten kaum eine<br />
DIE NEUE<br />
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