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Die Besuch von Merigeta Dawit K. Tessega an der Universität ...

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8<br />

MELDUNGEN AUS DEUTSCHLAND<br />

BESUCH VON MERIGETA DAWIT K. TESSEGA AN<br />

DER UNIVERSITÄT HAMBURG<br />

<strong>Merigeta</strong> <strong>Dawit</strong> K. <strong>Tessega</strong>, Priester <strong>der</strong> äthiopischen<br />

Gemeinde in Nürnberg, besuchte am 17.<br />

Dezember 2008 die <strong>Universität</strong> Hamburg.<br />

Er hielt dort aufgrund einer Einladung <strong>von</strong> Dr.<br />

Verena Böll, Dr. Getie Gelaye und Dr. Maija<br />

Priess einen Gastvortrag in <strong>der</strong> Abteilung für<br />

Afrik<strong>an</strong>istik und Äthiopistik des Asien-Afrika Instituts<br />

<strong>der</strong> <strong>Universität</strong> Hamburg. Der Titel des<br />

Vortrags hieß: Äthiopische Poesie: Qne<br />

Der Vortrag beschäftigte sich mit dem Herzstück<br />

<strong>der</strong> äthiopischen Dichtkunst, dem Qne.<br />

Qne () wird überwiegend auf Altäthiopisch<br />

(Geez) verfasst. Geez wird nicht mehr gesprochen,<br />

jedoch in den Kirchenschulen weiter gelehrt,<br />

um sowohl die äthiopische Literatur zu lesen,<br />

die Liturgie zu vollziehen und eben Qne<br />

dichten zu können.<br />

<strong>Merigeta</strong> <strong>Dawit</strong> K. <strong>Tessega</strong> schickte uns vorab<br />

ein Abstract:<br />

Äthiopische Poesie: Qéne<br />

Grundbegriffe <strong>von</strong> Qne und seine Bedeutung<br />

in <strong>der</strong> äthiopischen Kirche<br />

<strong>Merigeta</strong> <strong>Dawit</strong> K. <strong>Tessega</strong>, Lic. Theol.<br />

E-Mail: dkt2103@yahoo.de<br />

Das Qne, das in seinem inhaltlichen Elemente<br />

auffällig viele Beson<strong>der</strong>heiten enthält, ist ein auf<br />

den hl. Yared (6. Jh.) <strong>der</strong> bereits als Vater <strong>der</strong><br />

äthiopischen Kirchenmusik bezeichnet wird, bezogenes<br />

und meist spirituales Gedicht.<br />

M<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n Qne in zwei wichtige Richtungen untersuchen:<br />

Es wird untersucht werden, nämlich in<br />

seinem Aufbau, wodurch es in einer Versform<br />

mit bestimmten Strophen, Reimen und Takten<br />

verfasst wird einerseits, und in seiner Interpretationsmethode<br />

wo m<strong>an</strong> den gegebenen Text (das<br />

Qne) übersetzt, interpretiert und untersucht <strong>an</strong><strong>der</strong>erseits.<br />

Der Aufbau <strong>von</strong> Qne hat eine bestimmte Gestaltung<br />

-(natürlich mit bestimmten Versen, die sich<br />

<strong>von</strong> zwei bis elf Verszeilen unterscheiden) die<br />

sich ebenfalls durch ‚beson<strong>der</strong>e’ strukturelle<br />

Übereinstimmung in Metrum und Rhythmus ihre<br />

‚musikalische’ Modulationen verschönert. Also,<br />

als gereimte und regelmäßige Versform hat Qne<br />

zugleich die poetische Schönheit.<br />

<strong>Die</strong> Methode indem das Qne stufenweise erklärt<br />

werden soll, ist eine Art <strong>von</strong> biblischen Kommentaren,<br />

da m<strong>an</strong> in dieser Erklärung <strong>der</strong> zugrunde<br />

gelegten Verse unterschiedliche Untersuchungen<br />

() freimütig übt. Darum ist Qne<br />

<strong>der</strong> Schlüssel <strong>der</strong> äthiopischen Hermeneutik<br />

(Auslegung <strong>von</strong> Texten o<strong>der</strong> Zeichen. <strong>Die</strong> Red.)<br />

<strong>Merigeta</strong> <strong>Dawit</strong> K. <strong>Tessega</strong><br />

Nach dem Vortrag konnten wir Äthiopisten uns<br />

in einem geselligen Beisammensein weiter über<br />

die hohe Kunst des Qne austauschen. Zum Abschluss<br />

<strong>der</strong> intensiven Diskussion schrieb uns<br />

<strong>Merigeta</strong> <strong>Dawit</strong> K. <strong>Tessega</strong> dieses Qne.<br />

Es wird auf Seite 9 im Original abgedruckt:<br />

<strong>Merigeta</strong><br />

<strong>Dawit</strong> K.<br />

<strong>Tessega</strong><br />

Foto: F.<br />

Dworschak<br />

Der Vortrag <strong>von</strong> <strong>Merigeta</strong> <strong>Dawit</strong> K. <strong>Tessega</strong> hat<br />

einmal mehr gezeigt, wie wichtig es ist, die Forschung<br />

über Qne zu intensivieren. <strong>Die</strong> Zusammenarbeit<br />

zwischen den äthiopischen Beherrschern<br />

dieser hohen Kunst, den äthiopischen Forschern<br />

und den internationalen Kollegen ist beson<strong>der</strong>s<br />

geboten. <strong>Die</strong> Tradition des Qne, welche<br />

überwiegend mündlich weitergegeben wird, findet<br />

immer weniger Schüler, die bereit sind, diese<br />

l<strong>an</strong>gjährige Ausbildung zu absolvieren.<br />

Verena Böll<br />

Kirche und Schule in Äthiopien, Heft 61 / November 2008


Meldungen aus Deutschl<strong>an</strong>d<br />

9<br />

Original des Qne, welches <strong>Merigeta</strong> <strong>Dawit</strong> K. <strong>Tessega</strong> nach dem Vortrag in Hamburg verfasste<br />

Ge'ez / Altäthiopisch<br />

ha hu hi ha he h ho<br />

Mit diesen sieben Lauten fängt das äthiopische Alphabet <strong>an</strong>.<br />

Ge'ez<br />

Ge'ez, eher bek<strong>an</strong>nt unter dem Namen Altäthiopisch, wurde in Äthiopien gesprochen. Heute wird es in <strong>der</strong> Liturgie<br />

<strong>der</strong> Äthiopisch-Orthodoxen Kirche und <strong>der</strong> Betä Esraýel (äthiop. Juden) benutzt.<br />

Ge'ez ist eine äthio-semitische Sprache<br />

Ge'ez ist eine semitische Sprache (wie Arabisch, Hebräisch) und gehört zum nördlichen Zweig <strong>der</strong> äthio-semitischen<br />

Sprachen.<br />

Ge'ez ist eine Schriftsprache<br />

Ge'ez ist eine Schriftsprache. Das bedeutet, dass das Ge'ez in einer eigenen Schrift geschrieben wird. <strong>Die</strong> frühesten<br />

Steininschriften sind 1700 Jahre alt. <strong>Die</strong> Ge'ez Schrift übernahm sabäische Schriftzeichen, jedoch wurden alle sieben<br />

Vokale in die Schrift integriert, Konson<strong>an</strong>t + Vokal bilden zusammen ein Zeichen. D<strong>an</strong>k <strong>der</strong> äthiopischen<br />

Schrift liegt eine einzigartige afrik<strong>an</strong>ische Literatur auf Ge'ez vor, neben den religiösen Texten (jüdischen und<br />

christlichen), historische und poetische Werke. <strong>Die</strong> Literatur ist durch Tausende <strong>von</strong> M<strong>an</strong>uskripten bezeugt, die<br />

H<strong>an</strong>dschriftensammlungen befinden sich u.a. auch in Hamburg.<br />

Ge'ez lernen in Hamburg<br />

Ge'ez wird seit dem 17. Jh. in Deutschl<strong>an</strong>d unterrichtet und seit Anf<strong>an</strong>g des 20. Jh. in Hamburg <strong>an</strong>geboten. Ziel des<br />

Unterrichtes ist es vorr<strong>an</strong>gig, die Literatur lesen zu können. Ge'ez ist die Grundlage für die äthiopische Philologie.<br />

Weitere Informationen zum Ge'ez und <strong>der</strong> Äthiopistik befinden sich auf den Webseiten <strong>der</strong> Forschungsstelle Äthiopistik,<br />

<strong>der</strong> Encyclopaedia Aethiopica und <strong>der</strong> Zeitschrift Aethiopica.<br />

Von <strong>der</strong> WEBseite des Asien-Afrika-Institutes <strong>der</strong> <strong>Universität</strong> Hamburg<br />

http://www.aai.uni-hamburg.de/afrika/Amharisch.html<br />

Kirche und Schule in Äthiopien, Heft 62 / November 2009

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