Marken schaffen mehr Wert (2) - Markenexperte.ch
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M A R K E T I N G<br />
<strong>Marken</strong> <strong>s<strong>ch</strong>affen</strong> <strong>mehr</strong> <strong>Wert</strong><br />
Was zei<strong>ch</strong>net starke <strong>Marken</strong> aus? Dass man sie anhaltend und strategis<strong>ch</strong><br />
klug (weiter) baut und pflegt. Dass der Chef persönli<strong>ch</strong> die wi<strong>ch</strong>tigen Ents<strong>ch</strong>eide trifft.<br />
Und dass das <strong>Marken</strong>-Image au<strong>ch</strong> unternehmensintern gelebt wird.<br />
Ein Überblick über die zentralen Berei<strong>ch</strong>e des <strong>Marken</strong>-Managements. (Teil 2)<br />
VON STEFAN VOGLER UND MICHAEL EGLOFF<br />
Bei der Generierung einer<br />
Marke wird mit Sorgfalt<br />
definiert, was si<strong>ch</strong> draussen<br />
im Markt in den Köpfen der<br />
Kunden über Jahre bewähren<br />
soll: Inhalte, Positionierung,<br />
Strategie, Auftritt und Verhalten,<br />
kurz: die Identität der Marke.<br />
Dem Aufbau und der Pflege<br />
einer Marke kommen deshalb<br />
S<strong>ch</strong>lüsselrollen zu.<br />
Für die Erzeugung von<br />
Produkt-, Dienstleistungs- oder<br />
Unternehmensmarken gibt es<br />
unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e Verfahren, die<br />
im Kern jedo<strong>ch</strong> sehr ähnli<strong>ch</strong><br />
sind (vgl. beispielhaft das weltweit<br />
bewährte Konzept Brand<br />
Character®, siehe entspre<strong>ch</strong>ende<br />
Grafik auf dieser Seite).<br />
<strong>Marken</strong> sind wertegesteuerte<br />
Systeme. Dies kommt nirgends<br />
klarer zum Ausdruck als bei<br />
Unternehmensmarken. Die Gesetze<br />
der Marke steuern alle<br />
Berei<strong>ch</strong>e: Alles muss mit allem<br />
zusammenpassen, erst dann ist<br />
ein Unternehmen glaubwürdig<br />
und wird als konsistente Marke<br />
erlebt. Die Formulierung einer<br />
Gebrau<strong>ch</strong>sanweisung verrät<br />
<strong>mehr</strong> über die tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e<br />
Kundenorientierung als jedes<br />
no<strong>ch</strong> so ges<strong>ch</strong>liffene Mission<br />
Statement. Das Verhalten am<br />
Telefon sagt ebensoviel über das<br />
Qualitätsverständnis aus wie<br />
ein ISO-Zertifikat. Der Unternehmensauftritt<br />
– Corporate<br />
oder Brand Design – ist ni<strong>ch</strong>t<br />
<strong>mehr</strong> und ni<strong>ch</strong>t weniger als die<br />
Glasur der Torte. Die attraktive<br />
Oberflä<strong>ch</strong>e für Substanz und<br />
Qualität hat nur ein Ziel: Die<br />
Marke muss Kompetenz ausstrahlen.<br />
Brand Character®<br />
PRODUCT POSITIONING PERSONALITY<br />
What you are<br />
Product Structures<br />
Material<br />
Te<strong>ch</strong>nical<br />
Formulas<br />
Wel<strong>ch</strong>es sind Ihre<br />
hauptsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en<br />
Eigens<strong>ch</strong>aften?<br />
Quelle: Grey Worldwide AG<br />
What people<br />
think about it<br />
What you<br />
compete with<br />
What people feel<br />
about it<br />
Who you are<br />
What feelings your<br />
+ Whi<strong>ch</strong> people + =<br />
brand generates<br />
you are for<br />
Why you are better<br />
Way you sell<br />
Warum sind Sie<br />
glaubhaft besser?<br />
What role your brand<br />
plays in the<br />
consumer`s life<br />
Was ma<strong>ch</strong>t Ihre<br />
unters<strong>ch</strong>eidbare<br />
Persönli<strong>ch</strong>keit aus?<br />
Weltweit bewährt: Das Konzept Brand Character® für das Generieren von <strong>Marken</strong>.<br />
<strong>Marken</strong> müssen gebaut und<br />
gepflegt werden<br />
Für den Aufbau oder Umbau<br />
einer Unternehmensmarke hat<br />
si<strong>ch</strong> das klassis<strong>ch</strong>e Identity-<br />
Verfahren bewährt (siehe Grafik<br />
«Identity-Modell» auf Seite 21).<br />
Im Kern steht die Ausarbeitung<br />
des strategis<strong>ch</strong>en Selbstverständnisses<br />
eines Unternehmens.<br />
Diese <strong>Wert</strong>e wirken dann<br />
na<strong>ch</strong> dem Prinzip der «Selbstähnli<strong>ch</strong>keit»<br />
(Alexander Dei<strong>ch</strong>sel)<br />
gestaltbildend für alle anderen<br />
Verhaltens- und Kommunikationsberei<strong>ch</strong>e.<br />
Das <strong>Marken</strong>zei<strong>ch</strong>en<br />
verkörpert also nur die<br />
Essenz des Unternehmens: Es<br />
steht als Erinnerungszei<strong>ch</strong>en<br />
resultativ und stellvertretend<br />
für alle Erfahrungen, die<br />
Kunden und Öffentli<strong>ch</strong>keit mit<br />
dem Unternehmen und seinen<br />
Produkten gema<strong>ch</strong>t haben.<br />
Ebenso wi<strong>ch</strong>tig wie die ri<strong>ch</strong>tige<br />
<strong>Marken</strong>erzeugung ist die<br />
Pflege einer bestehenden Marke.<br />
Eine Marke darf nie si<strong>ch</strong><br />
selbst überlassen werden. In<br />
konstantem Monitoring muss<br />
überprüft werden, ob die <strong>Marken</strong>ziele<br />
errei<strong>ch</strong>t werden. Oder<br />
wie der französis<strong>ch</strong>e Parfümhersteller<br />
Alain Bou<strong>ch</strong>eron<br />
bemerkte: «Eine Marke ist wie<br />
ein Kind: Man muss sie permanent<br />
begleiten, hegen und<br />
pflegen.»<br />
<strong>Marken</strong> sollten ges<strong>ch</strong>ützt<br />
werden<br />
In der S<strong>ch</strong>weiz basiert der<br />
S<strong>ch</strong>utz von <strong>Marken</strong> und Her-<br />
BRAND<br />
CHARACTER®<br />
Wel<strong>ch</strong>es sind die wi<strong>ch</strong>tigsten<br />
Signale Ihrer Marke, dur<strong>ch</strong><br />
die Sie unters<strong>ch</strong>eidbar,<br />
begehrenswert und dauerhaft<br />
wiedererkennbar sind?<br />
kunftsangaben auf dem entspre<strong>ch</strong>enden<br />
Bundesgesetz. Die<br />
Marke wird darin als Herkunftsbezei<strong>ch</strong>nung<br />
definiert,<br />
die auf die Herkunftsstätte (Fabrik,<br />
Händler oder Dienst-leister)<br />
verweist. Das <strong>Marken</strong>re<strong>ch</strong>t<br />
erstreckt si<strong>ch</strong> auf :<br />
Warenmarken (z.B. VOLVO).<br />
Dienstleistungsmarken (z.B.<br />
Swisscom).<br />
Garantiemarken (z.B. Wollsiegel).<br />
Kollektivmarken (z.B. Kantonalbanken-Signet).<br />
Folgende <strong>Marken</strong>typen lassen<br />
si<strong>ch</strong> hierzulande und in den<br />
meisten übrigen Ländern<br />
s<strong>ch</strong>ützen:<br />
Reine Wortmarken.<br />
Reine Bildmarken (Logo, Signet).<br />
Wort-Bild-<strong>Marken</strong> (Kombination).<br />
Dreidimensionale <strong>Marken</strong>.<br />
Akustis<strong>ch</strong>e <strong>Marken</strong>.<br />
Formmarken (Form der Ware).<br />
20<br />
Das Eidgenössis<strong>ch</strong>e Institut<br />
für Geistiges Eigentum (IGE) in<br />
Bern ist ni<strong>ch</strong>t nur die offizielle<br />
Hinterlegungsinstanz, sondern<br />
übernimmt au<strong>ch</strong> gewisse entgeltli<strong>ch</strong>e<br />
Beratungsfunktionen,<br />
beispielsweise <strong>Marken</strong>re<strong>ch</strong>er<strong>ch</strong>en.<br />
Unter Telefon 031 325 25 25<br />
oder www.ige.<strong>ch</strong> kann kostenlos<br />
eine detaillierte Bros<strong>ch</strong>üre<br />
über <strong>Marken</strong>registrierung samt<br />
den Hinterlegungsformularen<br />
angefordert werden.<br />
Die <strong>Marken</strong>registrierung ist<br />
heute unabdingbar. Genauso<br />
wi<strong>ch</strong>tig ist aber die re<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e<br />
Dur<strong>ch</strong>setzung des <strong>Marken</strong>s<strong>ch</strong>utzes.<br />
Für diese komplexe<br />
Materie lohnt es si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> in<br />
Belangen kleinerer lokaler Marwww.organisator.<strong>ch</strong><br />
7-8 / 2001
Umbau einer Unternehmensmarke:<br />
Früher stand die Marke Unisys für Hardware,<br />
dann für Hardware, Software und<br />
Services, und heute wird Unisys dank<br />
ges<strong>ch</strong>ickter globaler Kommunikation als<br />
eines der weltweit führenden Unternehmen<br />
im e-Business wahrgenommen.<br />
(made by Grey Worldwide)<br />
Synergien nutzen: Die Zür<strong>ch</strong>er Kantonalbank<br />
(ZKB) geniesst bei der Bevölkerung<br />
ähnli<strong>ch</strong>e Popularität wie der Zoo Züri<strong>ch</strong>.<br />
Deshalb unterstützt sie diese typis<strong>ch</strong> zür<strong>ch</strong>eris<strong>ch</strong>e<br />
Institution ideell und finanziell.<br />
Die Kampagne zeigt, wie zwei <strong>Marken</strong><br />
(«Zoo Züri<strong>ch</strong>» und «ZKB») glaubwürdig<br />
voneinander profitieren können – vorausgesetzt,<br />
die wi<strong>ch</strong>tigsten Image-Komponenten<br />
stimmen überein oder lassen si<strong>ch</strong><br />
transferieren. (made by Grey Worldwide)<br />
<strong>Marken</strong><strong>ch</strong>arakter: Wie baut man im<br />
B2B-Berei<strong>ch</strong> für einen weltweit führenden<br />
Hersteller von Verkehrsmitteltextilien<br />
einen unverwe<strong>ch</strong>selbaren <strong>Marken</strong><strong>ch</strong>arakter<br />
auf? Ganz einfa<strong>ch</strong>: Man s<strong>ch</strong>eut den<br />
Verglei<strong>ch</strong> zur Haute Couture ni<strong>ch</strong>t.<br />
S<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> ist die Marke «Lantal» aus<br />
Langenthal bei den namhaften Airlines<br />
der Welt die erste Wahl.<br />
(made by Grey Worldwide)<br />
Das Brand-Identity-Modell<br />
Strategien<br />
Ers<strong>ch</strong>einungsbild<br />
Ges<strong>ch</strong>äftsstrategie<br />
Logo<br />
<strong>Marken</strong>strategie<br />
<strong>Marken</strong>ar<strong>ch</strong>itektur Brand<br />
Brand<br />
Kommunikationsstrategie Strategies Design<br />
Marketingstrategie<br />
...<br />
Brand<br />
Identity*<br />
Verhalten (Kultur)<br />
Kommunikation<br />
Extern:<br />
Extern:<br />
Kunden Brand<br />
Brand<br />
Öffentli<strong>ch</strong>keit<br />
Öffentli<strong>ch</strong>keit Behaviour<br />
Communications<br />
Investoren<br />
Kunden<br />
Intern:<br />
Tagesarbeit<br />
Stellenmarkt<br />
Ents<strong>ch</strong>eidungen<br />
Intern:<br />
Rituale und Feste<br />
Mitarbeiter<br />
... ...<br />
*Unternehmenspersönli<strong>ch</strong>keit als<br />
<strong>Marken</strong>persönli<strong>ch</strong>keit<br />
Visionen, Ziele<br />
Fähigkeiten, Kernprodukte<br />
<strong>Wert</strong>e, Normen und Muster,<br />
Vergangenheit, Bedürfnisse<br />
Brand-Identity-Modell: Strategiepapier für den Auf- oder Umbau einer Unternehmensmarke.<br />
Website<br />
Briefs<strong>ch</strong>aften, Formulare<br />
Produkte<br />
Kennzei<strong>ch</strong>nung<br />
Gebäude<br />
Fahrzeuge<br />
...<br />
ken, einen spezialisierten<br />
Re<strong>ch</strong>tsanwalt beizuziehen. Besonders<br />
wi<strong>ch</strong>tig ist im Internet-<br />
Zeitalter au<strong>ch</strong> die Domain-<br />
Registrierung einer Marke.<br />
Re<strong>ch</strong>er<strong>ch</strong>en und Registrierungen<br />
(www.swit<strong>ch</strong>.<strong>ch</strong>) können<br />
online dur<strong>ch</strong>geführt werden.<br />
<strong>Marken</strong> gehören ni<strong>ch</strong>t dem<br />
Marketing<br />
Die Ges<strong>ch</strong>äftsleitung – und der<br />
Verwaltungsrat – sind für die<br />
strategis<strong>ch</strong> wi<strong>ch</strong>tigsten <strong>Wert</strong>e-<br />
Treiber ihres Unternehmens<br />
verantwortli<strong>ch</strong>. Dazu gehören<br />
au<strong>ch</strong> die Marke bzw. die damit<br />
ge<strong>s<strong>ch</strong>affen</strong>en quantitativen und<br />
qualitativen <strong>Wert</strong>e. In führenden<br />
Unternehmen aller Bran<strong>ch</strong>en<br />
(ni<strong>ch</strong>t nur Konsumgüter!)<br />
ist die Marke zu Re<strong>ch</strong>t<br />
Chefsa<strong>ch</strong>e. Das Institut für<br />
Marketing und Handel der<br />
7-8 / 2001 www.organisator.<strong>ch</strong><br />
21
Personifizierung: Mit dem «Loto Express»<br />
der Lotterie Romande lassen si<strong>ch</strong><br />
alle fünf Minuten grosse Beträge gewinnen.<br />
Die «Loto-Express»-Figur personifiziert<br />
das einzigartige Glücksspiel impulsiv<br />
und dramatisiert die Marke.<br />
(made by Grey Worldwide)<br />
M A R K E T I N G<br />
Universität St. Gallen hat diese<br />
Entwicklung in der Publikation<br />
«Marketing Change» bestätigt<br />
(siehe Kasten auf Seite 24 und<br />
die Grafik «GL trifft <strong>Marken</strong>ents<strong>ch</strong>eide»<br />
auf dieser Seite ).<br />
Wieviel <strong>Marken</strong>wert und<br />
damit au<strong>ch</strong> Unternehmenswert<br />
eine fals<strong>ch</strong>e <strong>Marken</strong>ents<strong>ch</strong>eidung<br />
verni<strong>ch</strong>ten kann, dafür<br />
gibt es leider genügend Beispiele.<br />
Aber das Blatt beginnt<br />
si<strong>ch</strong> zu wenden. Bislang war es<br />
in man<strong>ch</strong>en Chefetagen <strong>ch</strong>ic,<br />
bestandene <strong>Marken</strong>, statt dem<br />
Zeitgeist kontinuierli<strong>ch</strong> anzupassen,<br />
einfa<strong>ch</strong> abzu<strong>s<strong>ch</strong>affen</strong><br />
und neue einzuführen. Da diese<br />
Unterfangen trotz gigantis<strong>ch</strong>er<br />
Kommunikationsinvestitionen<br />
oft fehl s<strong>ch</strong>lugen, besinnen si<strong>ch</strong><br />
man<strong>ch</strong>e Unternehmen auf die<br />
über Jahrzehnte ge<strong>s<strong>ch</strong>affen</strong>en<br />
<strong>Marken</strong>werte. Gemäss dem<br />
renommierten Genfer <strong>Marken</strong>institut<br />
kann erst ab 40 Jahren<br />
Lebensdauer überhaupt von<br />
einer Marke gespro<strong>ch</strong>en werden<br />
...<br />
Aufgabe der obersten Ges<strong>ch</strong>äftsleitung<br />
ist es, <strong>Marken</strong> in<br />
ihre strategis<strong>ch</strong>en Optionen<br />
miteinzubeziehen, si<strong>ch</strong> kontinuierli<strong>ch</strong><br />
über die errei<strong>ch</strong>ten<br />
Imagewerte ins Bild zu setzen<br />
und notwendige Änderungen<br />
konsequent, aber mit Sorgfalt<br />
einzuleiten. Gradmesser jegli<strong>ch</strong>er<br />
<strong>Marken</strong>aktivitäten ist<br />
immer die interne und externe<br />
Akzeptanz: Je <strong>mehr</strong> die Kommunikationsaktivitäten<br />
das Vertrauen<br />
der relevanten Zielgruppen<br />
in eine Marke stärken,<br />
desto <strong>mehr</strong> klettert der <strong>Wert</strong><br />
dieser Marke (und bei börsenkotierten<br />
Unternehmensmarken<br />
oft au<strong>ch</strong> der Aktienwert).<br />
Neben Kontinuität in der<br />
<strong>Marken</strong>führung sind demna<strong>ch</strong><br />
au<strong>ch</strong> die «dont’s» ents<strong>ch</strong>eidend.<br />
Alles, was eine Marke s<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>en<br />
könnte, muss tabu sein.<br />
Und nur, wenn die Wahrnehmung<br />
der Marke mittels geeigneter<br />
Controlling-Instrumente<br />
permanent überwa<strong>ch</strong>t wird,<br />
sind objektive Daten zur<br />
Planung der <strong>Marken</strong>kommunikation<br />
vorhanden. Die Zeiten,<br />
in denen eine <strong>Marken</strong>farbe derjenigen<br />
des Ferraris des obersten<br />
Unternehmens<strong>ch</strong>efs entspre<strong>ch</strong>en<br />
musste, sind wohl<br />
endgültig vorbei.<br />
Das <strong>Marken</strong>-<br />
Erlebnis!<br />
S<br />
tellen Sie si<strong>ch</strong> vor, Sie<br />
kaufen ein neues<br />
Auto. Der Kaufakt<br />
wird zum Familienerlebnis,<br />
und der dreijährige<br />
Sohn – ganz der Vater –<br />
freut si<strong>ch</strong> so sehr darüber,<br />
dass er ni<strong>ch</strong>t verstehen<br />
kann, weshalb der Vorführwagen<br />
nun ni<strong>ch</strong>t glei<strong>ch</strong><br />
na<strong>ch</strong> Hause gefahren werden<br />
kann. Na<strong>ch</strong> langen Erklärungsversu<strong>ch</strong>en<br />
und einigen<br />
Tränen gehts im alten<br />
Wagen zurück. Und dann<br />
beginnt das lange Warten –<br />
ein leider unumgängli<strong>ch</strong>es,<br />
aber negatives <strong>Marken</strong>erlebnis,<br />
das zwar alle Automarken<br />
provozieren, aber wenige<br />
aktiv nutzen.<br />
Die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te mit dem<br />
Autokauf geht weiter. Wenige<br />
Tage na<strong>ch</strong>dem der Kaufvertrag<br />
unterzei<strong>ch</strong>net wurde,<br />
erhält die Familie per A-<br />
Post ein grosses Paket.<br />
Ganz diskret, ohne Absender<br />
– also eine e<strong>ch</strong>te Überras<strong>ch</strong>ung.<br />
Und kaum ist das<br />
Paket geöffnet, liest die<br />
ganze Familie: «Wir freuen<br />
uns sehr, dass Sie si<strong>ch</strong> für<br />
XY ents<strong>ch</strong>ieden haben, und<br />
heissen Sie in der XY-Welt<br />
herzli<strong>ch</strong> willkommen. Damit<br />
die nä<strong>ch</strong>sten Wo<strong>ch</strong>en bis zur<br />
% der Unternehmen<br />
70%<br />
60%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
<strong>Marken</strong>ents<strong>ch</strong>eidungen<br />
n= 123 Unternehmen<br />
25%<br />
67%<br />
20%<br />
10% 0% 2% 2% 1% 4%<br />
0% 1 2 3 4 5 6 7<br />
ni<strong>ch</strong>t zutreffend<br />
voll zutreffend<br />
Marke ist Chefsa<strong>ch</strong>e: «Wi<strong>ch</strong>tige Ents<strong>ch</strong>eidungen werden auf der obersten Führungsebene<br />
getroffen.» (Befragung der bedeutendsten deuts<strong>ch</strong>en Unternehmen)<br />
Quelle: PricewaterhouseCoopers, 1999<br />
Marketing-Mix für Dienstleistungsmarken<br />
Promotion<br />
Place<br />
Quelle: Grey Worldwide AG<br />
Product<br />
Price<br />
People<br />
Promotion<br />
Place<br />
Product<br />
Price<br />
Vorteil gegenüber Produktmarken: Das Marketing für Dienstleistungsmarken<br />
(re<strong>ch</strong>ts) kann als Kriterium zudem «Human Factor» (People) ausspielen.<br />
22<br />
Mitarbeitende gehören zu<br />
den <strong>Marken</strong>trägern<br />
<strong>Marken</strong> können von Unternehmensangehörigen<br />
na<strong>ch</strong> aussen<br />
nur dann überzeugend vertreten<br />
werden, wenn die <strong>Wert</strong>e der<br />
Marke au<strong>ch</strong> im Unternehmensalltag<br />
glaubwürdig (vor-)gelebt<br />
werden. Ganz speziell gilt dies<br />
selbstverständli<strong>ch</strong> für Dienstwww.organisator.<strong>ch</strong><br />
7-8 / 2001
Übergabe Ihres neuen XY<br />
wie im Flug vergehen, senden<br />
wir Ihnen im Namen<br />
Ihres XY-Vertreters das beiliegende<br />
Begrüssungs-Package,<br />
wel<strong>ch</strong>es Ihnen eine<br />
kleine Vorfreude auf Ihr neues<br />
Fahrzeug bereiten soll...»<br />
Die ho<strong>ch</strong>wertige Laptop-<br />
Tas<strong>ch</strong>e (sogar an den Zusatznutzen<br />
haben die geda<strong>ch</strong>t!)<br />
mit diskreter <strong>Marken</strong>gravur<br />
enthält unter anderem<br />
au<strong>ch</strong> eine Videokassette<br />
mit kurzem «Roadmovie»<br />
des neu erstandenen<br />
Traumwagens, wel<strong>ch</strong>e sofort<br />
von Vater und Sohn oder<br />
Sohn und Vater gesehen<br />
wird. Dass es in diesem<br />
neuen Wagen sogar für<br />
jedes Kind einen Spielkoffer<br />
gibt, der, als Tis<strong>ch</strong> dienend,<br />
an der Rücklehne der Vordersitze<br />
befestigt werden<br />
kann, rundet die Zufriedenheit<br />
ab und garantiert fröhli<strong>ch</strong>e<br />
Familienfahrten.<br />
Dies ist keine Traumges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te,<br />
sondern ein kleines,<br />
aber feines und vor allem<br />
reales <strong>Marken</strong>erlebnis<br />
von der guten Sorte.<br />
<strong>Marken</strong>bindung entsteht<br />
eben au<strong>ch</strong> dadur<strong>ch</strong>, gut und<br />
eigenständig in kleinen Dingen<br />
zu sein.<br />
PS: Der XY heisst übrigens<br />
VOLVO V70 XC.<br />
leistungsmarken, wo der «Human<br />
Factor» die auss<strong>ch</strong>laggebende<br />
Rolle spielt: Im persönli<strong>ch</strong>en<br />
Kontakt mit dem Kunden<br />
wird eine Marke erst dreidimensional<br />
(siehe Grafik «Marketing-<br />
Mix für Dienstleistungsmarken»<br />
auf Seite 22).<br />
Unternehmen müssen also<br />
dafür sorgen, dass ihre<br />
Mitarbeitenden in der Lage<br />
sind, diese <strong>Marken</strong>rolle zu verkörpern.<br />
Dies verlangt ni<strong>ch</strong>t<br />
na<strong>ch</strong> blinder Identifikation und<br />
Unterwerfung. Es bedeutet viel<br />
<strong>mehr</strong>, dass ein Unternehmen<br />
die ri<strong>ch</strong>tigen Mitarbeiter findet,<br />
si<strong>ch</strong>erstellt, dass diese ihre<br />
Aufgabe genau kennen, sie bei<br />
der Erfüllung ihrer Aufgabe<br />
unterstützt und entspre<strong>ch</strong>end<br />
belohnt. Das heisst, wenn ein<br />
Unternehmen mit einem modernen<br />
Pionierprodukt reüssieren<br />
will, dann muss dieser<br />
moderne Pioniergeist das<br />
Unternehmen von der Rekrutierung<br />
der ri<strong>ch</strong>tigen Mitarbeitenden<br />
über die Arbeitsstrukturen<br />
und -prozesse, die interne<br />
Kommunikation und S<strong>ch</strong>ulung<br />
bis zur Entlöhnung dur<strong>ch</strong>dringen<br />
(Unternehmenskultur als<br />
<strong>Marken</strong>kultur).<br />
Folgende Punkte sind beim<br />
Aufbau einer überzeugenden<br />
Dienstleistungsmarke zu bea<strong>ch</strong>ten:<br />
<strong>Marken</strong> sind wertegesteuert:<br />
Die Mitarbeitenden müssen<br />
diese <strong>Wert</strong>e au<strong>ch</strong> intern in einer<br />
konsistenten Erlebniskette erfahren<br />
können.<br />
<strong>Marken</strong> gehören ni<strong>ch</strong>t dem<br />
<strong>Marken</strong><strong>ch</strong>arakter: Die Reverso ist das<br />
Herzstück aus dem Hause Jaeger-LeCoultre<br />
und steht für den kühnen Hau<strong>ch</strong> von Luxus,<br />
Authentizität und Qualität. Die internationale<br />
Kampagne reflektiert den einzigartigen<br />
Charakter dieses legendären Zeitmessers<br />
und verleiht Jaeger-LeCoultre damit einen<br />
einzigartigen <strong>Marken</strong><strong>ch</strong>arakter. (made by<br />
Grey Worldwide Rüs<strong>ch</strong>likon/Züri<strong>ch</strong>, Genève)<br />
Marketing: Marketing, Personal-<br />
und Kommunikationsabteilungen<br />
müssen integriert<br />
zusammenarbeiten. Ein flashiges<br />
Video und ein paar aufmunternde<br />
Worte genügen ni<strong>ch</strong>t.<br />
<strong>Marken</strong> formen den Stil des<br />
Unternehmens: <strong>Marken</strong>-Denken<br />
muss alles dur<strong>ch</strong>dringen,<br />
was die Mitarbeitenden angeht.<br />
<strong>Marken</strong> sind Teil der Leistungsbeurteilung:<br />
Der Einsatz<br />
für die Marke muss messbar<br />
gema<strong>ch</strong>t werden und si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong><br />
finanziell auszahlen.<br />
Zukünftige Entwicklung des <strong>Marken</strong>wertes<br />
% der Unternehmen<br />
80%<br />
70%<br />
60%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
n= 126 Unternehmen<br />
2%<br />
18%<br />
80%<br />
zurückgehend glei<strong>ch</strong>bleibend zunehmend<br />
Optimistis<strong>ch</strong>: Mehrheit beurteilt die zukünftige Entwicklung des <strong>Marken</strong>werts<br />
positiv. (Befragung der bedeutendsten deuts<strong>ch</strong>en Unternehmen)<br />
Quelle: PricewaterhouseCoopers, 1999<br />
Quelle: Grey Worldwide AG<br />
Messung der <strong>Marken</strong>stärke<br />
<strong>Marken</strong>bewertung<br />
Brand Equity<br />
<strong>Marken</strong>wert = Mehrwert eines Produktes / Dienstleistung,<br />
der si<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> die Markierung ergibt.<br />
Qualitative<br />
Ansätze<br />
<strong>Marken</strong>bewertungsansätze<br />
Quantitative<br />
Ansätze<br />
Bestimmung einer monetären <strong>Wert</strong>grösse<br />
<strong>Marken</strong>bewertung: Zu erfassen ist ni<strong>ch</strong>t nur die Quantität (Finanzen), sondern<br />
au<strong>ch</strong> die Qualität (<strong>Marken</strong>stärke).<br />
<strong>Marken</strong>: Ni<strong>ch</strong>t den<br />
Grossen vorbehalten<br />
Eine ganze Reihe führender<br />
S<strong>ch</strong>weizer <strong>Marken</strong>, wel<strong>ch</strong>e si<strong>ch</strong><br />
au<strong>ch</strong> international behaupten,<br />
stammen aus kleinen und mittleren<br />
Unternehmen.<br />
Gerade inhabergeführte Unternehmen<br />
mit starken Führungspersönli<strong>ch</strong>keiten<br />
sind frei<br />
von unternehmenspolitis<strong>ch</strong>en<br />
Zwängen oder kurzfristigem<br />
Renditedruck reiner Anlegerinteressen.<br />
Sie können konsequent<br />
in ihre <strong>Marken</strong> investie-<br />
7-8 / 2001 www.organisator.<strong>ch</strong><br />
23
M A R K E T I N G<br />
ren und nutzen besondere<br />
Chancen in attraktiven<br />
Nis<strong>ch</strong>enmärkten. Wie ho<strong>ch</strong> die<br />
<strong>Wert</strong>s<strong>ch</strong>öpfung aus sol<strong>ch</strong>en<br />
<strong>Marken</strong> ist, lässt si<strong>ch</strong> im hohen<br />
Kaufpreis erkennen, der bei<br />
einer Übernahme – oft dur<strong>ch</strong><br />
Grossunternehmen – bezahlt<br />
wird.<br />
Au<strong>ch</strong> kleinere Unternehmen<br />
sollten ni<strong>ch</strong>t auf den Beizug von<br />
<strong>Marken</strong>experten verzi<strong>ch</strong>ten.<br />
Mit dieser verhältnismässig<br />
bes<strong>ch</strong>eidenen Investition kann<br />
vom Wissen und der Erfahrung<br />
aus der Tätigkeit global führender<br />
<strong>Marken</strong> und dem in bedeutenden<br />
Werbeagenturen vorhandenen<br />
Kreativpotenzial profitiert<br />
werden.<br />
Der Nutzen aus der strategis<strong>ch</strong>en<br />
<strong>Marken</strong>beratung und die<br />
Unterstützung bei der operativen<br />
<strong>Marken</strong>führung ist na<strong>ch</strong>weisli<strong>ch</strong><br />
ho<strong>ch</strong>. Ents<strong>ch</strong>eidend ist<br />
und bleibt aber die Konsequenz,<br />
mit der eine <strong>Marken</strong>strategie<br />
und ein <strong>Marken</strong>auftritt<br />
dur<strong>ch</strong>gesetzt wird – egal, wie<br />
gross oder klein das Unternehmen<br />
ist.<br />
Marke ist<br />
Chefsa<strong>ch</strong>e<br />
D<br />
ie Marke rückt (wieder)<br />
in den Mittelpunkt von<br />
Managementents<strong>ch</strong>eidungen.<br />
Während in vielen<br />
Unternehmen die <strong>Marken</strong>führung<br />
lange Aufgabe der Unterabteilungen<br />
des Marketing<br />
war und oftmals vom Graphic<br />
Designer bearbeitet wurde,<br />
wird das Brand Management<br />
mittlerweile zunehmend als<br />
e<strong>ch</strong>te Führungsaufgabe begriffen.<br />
Ni<strong>ch</strong>t zuletzt die steigende<br />
Zahl von Fusionen und<br />
Unternehmenszusammens<strong>ch</strong>lüssen<br />
gibt der Marke eine<br />
neue Bedeutung.»<br />
(Institut Marketing und Handel der Universität St.<br />
Gallen in der Publikation «Marketing Change».)<br />
Fazit: <strong>Marken</strong> <strong>s<strong>ch</strong>affen</strong><br />
Mehrwert<br />
A<strong>ch</strong>ten und bea<strong>ch</strong>ten Sie, was<br />
der St. Galler Marketingprofessor<br />
Dr. Christian Belz feststellt:<br />
«<strong>Marken</strong> <strong>s<strong>ch</strong>affen</strong> Vertrauen,<br />
geben den Kunden Si<strong>ch</strong>erheit.»<br />
Vertrauen gewinnt eine Marke<br />
nur über längere Zeit. Verlieren<br />
kann sie es von heute auf morgen.<br />
Viel Erfolg – nutzen Sie die<br />
Kraft von <strong>Marken</strong>!<br />
Autoren:<br />
Stefan Vogler (42) ist Chairman & Managing<br />
Partner Grey Worldwide AG, Werbeagentur<br />
BSW, 8803 Rüs<strong>ch</strong>likon/Züri<strong>ch</strong><br />
& Head of Grey Global Group<br />
Switzerland,<br />
Telefon 01 704 66 66,<br />
Fax 01 704 66 77,<br />
stefan.vogler@grey.<strong>ch</strong><br />
In seiner Freizeit widmet si<strong>ch</strong><br />
Stefan Vogler seiner Familie<br />
(zwei Kinder), und er joggt sehr<br />
gern.<br />
Grey Worldwide zählt zur 1917<br />
in New York gegründeten<br />
Grey Global Group. Mit 460 Agenturen<br />
in 90 Ländern, wel<strong>ch</strong>e mit 13 000<br />
Mitarbeitenden einen Umsatz (Billings) von<br />
rund 10 Mrd. USD erzielen, gehört Grey<br />
Worldwide zu den bedeutendsten<br />
Werbeagenturen.<br />
In der S<strong>ch</strong>weiz ist die Top-10-Werbeagentur<br />
in Rüs<strong>ch</strong>likon/Züri<strong>ch</strong> und Genève und mit<br />
Spezialagenturen für Werbung, Direct Marketing,<br />
Corporate Communications/PR, Corporate<br />
Identity, Internet und Media vertreten.<br />
Mi<strong>ch</strong>ael Egloff (45) ist seit 1992 als selbständiger<br />
<strong>Marken</strong>experte und Corporate-<br />
Identity-Berater tätig. Im Juli 2001 gründete<br />
er zusammen mit der Grey Global Group<br />
Switzerland und Mitautor Stefan Vogler<br />
The Identity Company Musqueteers AG,<br />
8032 Züri<strong>ch</strong>, Telefon 01 251 30 21,<br />
Fax 01 251 30 93,<br />
mi<strong>ch</strong>ael.egloff@musqueteers.<strong>ch</strong>.<br />
Mi<strong>ch</strong>ael Egloff ist CEO der Musqueteers und<br />
doziert am SPRI und bei ETH-tools über<br />
Brand Identity. Er ist Vater von vier Kindern;<br />
in seiner Freizeit befasst er si<strong>ch</strong> gern mit<br />
Steinhauen und Evolutionsbiologie.<br />
ONLINE<br />
stefan.vogler@grey.<strong>ch</strong><br />
www.grey.<strong>ch</strong><br />
www.grey.com<br />
mi<strong>ch</strong>ael.egloff@musqueteers.<strong>ch</strong><br />
www.musqueteers.<strong>ch</strong>