Layout 1 (Page 1) - Stefan Vogler markenexperte.ch
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Coverstory<br />
Fast die Hälfte aller Unternehmen, die eine Mehrmarken-<br />
Strategie verfolgen, erzielen 80 Prozent des Gesamtumsatzes<br />
mit ledigli<strong>ch</strong> drei Marken. Dabei werden<br />
dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittli<strong>ch</strong> a<strong>ch</strong>t Marken innerhalb eines Mehrmarkenportfolios<br />
geführt. Dieses Verhältnis spiegelt<br />
die problematis<strong>ch</strong>e Situation s<strong>ch</strong>wa<strong>ch</strong>er Marken wider<br />
– so das Ergebnis einer Studie der Beratungs- und<br />
Agenturgruppe Marketing Partner aus Wiesbaden.<br />
„Unternehmen sollten ihre Multibrand-Strategie verstärkt<br />
unter dem Gesi<strong>ch</strong>tspunkt der Rentabilität<br />
betra<strong>ch</strong>ten und jede einzelne Marke auf den Prüfstand<br />
stellen. Ni<strong>ch</strong>t jedes Angebot verdient eine eigene<br />
Marke", so Hans Meier-Kortwig, Markenexperte bei<br />
Marketing Partner in Deuts<strong>ch</strong>land.<br />
Henkel ist eines der Top-Unternehmen<br />
der Welt und betreibt bekanntli<strong>ch</strong> eine<br />
Mehrmarken-Strategie. Frau Mag. Martina<br />
Steinberger-Voracek, Business Unit Leiterin<br />
Laundry & Home Care bei Henkel auf die<br />
Frage, warum Henkel eine Mehrmarken-<br />
Strategie fährt: „Weil wir damit alle konsumentenrelevanten<br />
Bedürfnisse und Ansprü<strong>ch</strong>e<br />
abdecken können – vom Premiumsegment<br />
über diverse Nis<strong>ch</strong>ensegmente bis hin zum Value-for-<br />
Money-Berei<strong>ch</strong>. Mit mehreren Marken kann man unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e<br />
Positionierungen einnehmen und damit<br />
au<strong>ch</strong> Konsumenten in unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>en Life-Circle-<br />
Phasen anspre<strong>ch</strong>en.“ Mag. Iris Martin-Györffy, Leiterin<br />
Brand Management Kosmetik & Körperpflege Österrei<strong>ch</strong>,<br />
ebenfalls bei Henkel, ergänzt mit einem kleinen<br />
Ausblick auf den Wettbewerb: „Mit einem größeren<br />
Markenportfolio gelingt eine höhere Marktauss<strong>ch</strong>öpfung.<br />
Außerdem werden ganz generell Auswahlmögli<strong>ch</strong>keiten<br />
und das Angebot für die Konsumenten<br />
erweitert. Zudem lassen si<strong>ch</strong> neue Märkte und Absatzpotenziale<br />
lei<strong>ch</strong>ter ers<strong>ch</strong>ließen. Und s<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong><br />
bedeuten mehr Marken au<strong>ch</strong> eine Erhöhung der<br />
Markteintrittsbarriere für den Mitbewerb.“<br />
Keine „Cash Cow“ und trotzdem wi<strong>ch</strong>tig<br />
Bei der Frage, ob man unrentable Marken aus dem<br />
Portfolio strei<strong>ch</strong>en soll, teilt si<strong>ch</strong> die Expertenmeinung<br />
in mehr als zwei Lager. Wenige sagen ein klares Ja,<br />
wenige sagen ein klares Nein, viele sagen „kommt<br />
darauf an“. Steinberger-Voracek plädiert dafür, dass<br />
MARKEN<br />
WELT<br />
„Wir wissen selbstverständli<strong>ch</strong><br />
sehr genau, was uns die<br />
einzelnen Marken bringen.“<br />
Mag. Martina Steinberger-Voracek,<br />
Business Unit Leiterin Laundry & Home Care,<br />
Henkel<br />
©Henkel<br />
man Marken, au<strong>ch</strong> wenn sie ni<strong>ch</strong>t die „Cash Cow“ des<br />
Unternehmens sind, im Portfolio belässt. „Jede Marke<br />
muss si<strong>ch</strong> ja für si<strong>ch</strong> allein genommen re<strong>ch</strong>nen und ist<br />
Bestandteil eines strategis<strong>ch</strong> ausgeri<strong>ch</strong>teten Markenportfolios,<br />
um hier eine ganz bestimmte Funktion<br />
zu erfüllen bzw. Rolle einzunehmen“, so die Expertin.<br />
Für Martin-Györffy geht es „au<strong>ch</strong> um die bewusste<br />
Nis<strong>ch</strong>enabdeckung oder au<strong>ch</strong><br />
um das Besetzen und das In- Die Neuburger-Werbekampagne<br />
Angriff-Nehmen zukunftsträ<strong>ch</strong>tiger<br />
Marktpotenziale.“ Trotzdem Unternehmensangaben bei 90<br />
startete 1999 und ist heute laut<br />
sollten die Unternehmen die Prozent der Österrei<strong>ch</strong>er bekannt.<br />
Rentabilität ihrer Mehrmarken-<br />
Strategie überprüfen, insbesondere wenn die weniger<br />
umsatzstarken Marken ledigli<strong>ch</strong> die Kosten abdecken<br />
oder sogar Verluste bringen. Der Optimierung des<br />
Markenportfolios muss ein systematis<strong>ch</strong> hergeleiteter >> Fortsetzung S 55<br />
ccjournal >customer care <<br />
51
„Neuburger. Sagen Sie niemals Leberkäse zu ihm.“<br />
Die Neuburger Werbekampagne startete 1999 und ist<br />
heute laut Unternehmensangaben bei 90 Prozent der<br />
Österrei<strong>ch</strong>er bekannt. Die Aufgabe der Werbung war<br />
und ist, den Qualitätsunters<strong>ch</strong>ied des Neuburger zum<br />
Leberkäse deutli<strong>ch</strong> zu ma<strong>ch</strong>en. Der Slogan „Neuburger.<br />
Sagen Sie niemals Leberkäse zu ihm.“, hat ri<strong>ch</strong>tiggehend<br />
Popularität errei<strong>ch</strong>t und ist inzwis<strong>ch</strong>en das wi<strong>ch</strong>tigste<br />
Element der Neuburger-Werbung. Der Slogan bringt<br />
das Besondere von Neuburger auf den Punkt, ist den<br />
Mens<strong>ch</strong>en sympathis<strong>ch</strong> und wird außergewöhnli<strong>ch</strong><br />
gut gemerkt. Darüber hinaus ist Stil ein wesentli<strong>ch</strong>es<br />
Neuburger-Markenzei<strong>ch</strong>en. Die designte Welt in der<br />
Neuburger-Werbung, ist wohl deshalb so prägnant,<br />
weil man sie Produkten dieser Art einfa<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t zuordnet.<br />
Der Purismus, die damit verknüpfte Kühle und<br />
Distanz ist dur<strong>ch</strong>aus gezielt und entspri<strong>ch</strong>t Hermann<br />
Neuburgers Einstellung von Qualität, Klarheit und<br />
Präzision. Die Kampagne wurde vielfa<strong>ch</strong> ausgezei<strong>ch</strong>net,<br />
weil sie in ihrer kreativen Qualität<br />
Perfektion vermittelt. Der Anspru<strong>ch</strong><br />
perfekte Werbung zu ma<strong>ch</strong>en, liegt in<br />
der Unternehmenshaltung begründet:<br />
Jeden Tag sein Bestes zu versu<strong>ch</strong>en.<br />
52 ccjournal >customer care
Coverstory<br />
Steht der Markenwert bald in der Bilanz<br />
Expertenkommentar von <strong>Stefan</strong> <strong>Vogler</strong>, dem Markenprofi aus der S<strong>ch</strong>weiz/Züri<strong>ch</strong>, <strong>markenexperte</strong>.<strong>ch</strong>.<br />
Bei der Bewertung von Unternehmen spielen die drei<br />
wi<strong>ch</strong>tigsten „Intangible Assets“, Kunden-, Mitarbeiterund<br />
Marken-Potenzial, eine zentrale Rolle. Eine Studie<br />
von PricewaterhouseCoopers hat bereits in den neunziger<br />
Jahren belegt, dass der Anteil des Markenwertes am<br />
Unternehmenswert quer dur<strong>ch</strong> alle Bran<strong>ch</strong>en beinahe<br />
50 % beträgt: Kurzlebige Konsumgüter 62 %, langlebige<br />
53 %, Dienstleistungen 43 %, Industriegüter 18 %, sonstige<br />
40 %. Die Inhaber von Marken sind deshalb gut<br />
beraten, wenn sie si<strong>ch</strong> intensiv mit dem Thema des<br />
Markenwertes bzw. der Markenbewertung auseinandersetzen.<br />
Weil Marken so ho<strong>ch</strong> bewertet werden, wären<br />
allen voran die Finanzmärkte sehr daran interessiert,<br />
wenn der intangible Markenwert als harter Wert in der<br />
Bilanz steht und damit endgültig zum e<strong>ch</strong>ten Aktivum<br />
wird. Spätestens dann wird jedem CEO und CFO klar,<br />
dass Markenkosten eigentli<strong>ch</strong>e Markeninvestitionen<br />
sind und gut bewirts<strong>ch</strong>aftete Marken na<strong>ch</strong>haltig Mehrwert<br />
für das Unternehmen generieren.<br />
Da zur Zeit rund 20 Markenbewertungsmethoden auf<br />
dem Markt sind, wel<strong>ch</strong>e für dieselbe Marke unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>ste<br />
monetäre Werte mit immensen<br />
S<strong>ch</strong>wankungen ergeben, wird es no<strong>ch</strong> einige<br />
Zeit dauern, bis die Re<strong>ch</strong>nungslegung eine Markenbewertung<br />
in der Bilanz vors<strong>ch</strong>reibt. Trotzdem<br />
empfehle i<strong>ch</strong> jedem Unternehmen mit<br />
einem bedeutenden Markenportfolio, si<strong>ch</strong> für<br />
eine Methode zu ents<strong>ch</strong>eiden und periodis<strong>ch</strong>e<br />
Markenbewertungen dur<strong>ch</strong>führen zu lassen.<br />
Wer den Wert seiner Marken kennt, kann strategis<strong>ch</strong><br />
besser abgestützte Markenents<strong>ch</strong>eide<br />
treffen und verfügt in speziellen Situationen<br />
wie beispielsweise M&A-Transaktionen über<br />
objektive Argumente für Preisdiskussionen<br />
beim Kauf und Verkauf von Marken. Der Zusatznutzen<br />
von Markenbewertungen liegt in der Erkenntnis, dass Marken zu<br />
den bedeutendsten „Intangible Assets“ eines Unternehmens zählen. Damit<br />
avancieren Marken endgültig zur strategis<strong>ch</strong>en Führungsaufgabe des obersten<br />
Managements, und die Markenführung wird Teil eines umfassenden<br />
Werte- und Risikomanagements.<br />
Bu<strong>ch</strong>tipp: „Markenbewertung“, Yves Cheridito, Verlag Haupt,<br />
ISBN 3-358-06631-0, EURO 45.-, www.banksandbrands.<strong>ch</strong><br />
©<strong>Vogler</strong><br />
<strong>Stefan</strong> <strong>Vogler</strong>, Markenprofi<br />
<strong>markenexperte</strong>.<strong>ch</strong><br />
Die Kostenfrage: Mehrmarken-Strategie versus Da<strong>ch</strong>marke<br />
Expertenkommentar von Dr. Gereon Friederes, ges<strong>ch</strong>äftsführender Gesells<strong>ch</strong>after, marketmind<br />
Unternehmen mit Mehrmarken-Strategien haben den<br />
Vorteil, dass sie ihre Marken genauer an die Bedürfnisse<br />
unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>er Zielsegmente anpassen können. Nis<strong>ch</strong>enmarken<br />
innerhalb einer Mehrmarken-Strategie<br />
sind daher lei<strong>ch</strong>ter zu führen als eine Marke, deren Ziel<br />
es ist „everybody’s darling“ zu sein. Dies zeigt si<strong>ch</strong> vor<br />
allem im Lifestyle-Segment, das na<strong>ch</strong> dem Motto „Zeig<br />
mir Deine Marken und i<strong>ch</strong> sage Dir, wer Du bist“ funktioniert.<br />
Je spitzer hier eine Marke positioniert ist, desto<br />
erfolgrei<strong>ch</strong>er ist sie, solange die Kernzielgruppe groß<br />
genug ist. Do<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t nur im Lifestyle-Segment sind<br />
Mehrmarken-Strategien oft der bessere Ansatz. Umso<br />
bedauerli<strong>ch</strong>er ist es, dass klar definierte, für den<br />
Konsumenten hohen Nutzen stiftende Marken oft mit<br />
völlig fals<strong>ch</strong>en Argumenten „wegbereinigt“ werden. Der<br />
über Marketing-Lehrbü<strong>ch</strong>er manifestierte Irrglaube, dass<br />
Da<strong>ch</strong>markenstrategien billiger seien, ist hierfür hauptverantwortli<strong>ch</strong>.<br />
marketmind hat etli<strong>ch</strong>e Markenstrukturverglei<strong>ch</strong>e<br />
zwis<strong>ch</strong>en direkten Konkurrenzunternehmen<br />
mit genau gegenteiligem Ergebnis angestellt, nämli<strong>ch</strong><br />
©marketmind<br />
Dr. Gereon Friederes,<br />
ges<strong>ch</strong>äftsführender Gesells<strong>ch</strong>after,<br />
marketmind Marktund<br />
Markenfors<strong>ch</strong>ung<br />
einer höheren Kosteneffizienz von Mehrmarken-<br />
Strategien. Wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Fors<strong>ch</strong>ungsergebnisse<br />
(z.B. von Strebinger 2006) kommen<br />
zum glei<strong>ch</strong>en Ergebnis. Eine wesentli<strong>ch</strong>e<br />
Aufgabe von Marketingfa<strong>ch</strong>leuten gemeinsam<br />
mit Beratern ist es daher, si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t nur mit der<br />
Optimierung einzelner Marken auseinanderzusetzen,<br />
sondern mit der Optimierung von<br />
Markensystemen. Um profitable und unprofitable<br />
Marken in sol<strong>ch</strong>en Systemen aufzudecken,<br />
existieren sehr gute Tools, die eine Vielzahl<br />
von Kriterien wie Markenbekanntheit,<br />
Image, positive und negative Verbundwirkungen,<br />
Markentreue oder markeninduziertes<br />
Preis-Premium sinnvoll integrieren. Diese<br />
Verfahren sind in der Lage, die in die Marke<br />
investierten Budgets den resultierenden Markenerträgen gegenüberzustellen.<br />
Hierdur<strong>ch</strong> wird ni<strong>ch</strong>t nur eine objektive Ents<strong>ch</strong>eidungsgrundlage<br />
für das Management geliefert, sondern au<strong>ch</strong> ein faires Bewusstsein für den<br />
Beitrag einzelner Marken zum Unternehmenserfolg ges<strong>ch</strong>affen.<br />
ccjournal >customer care <<br />
53
Das CCJournal im Gesprä<strong>ch</strong> mit Mag. Oliver S<strong>ch</strong>mitt,<br />
Gründer und Ges<strong>ch</strong>äftsführer der Markenberatungsagentur viennabrand.<br />
Das Unternehmen hat si<strong>ch</strong> darauf spezialisiert, dur<strong>ch</strong>gängige Marken- und Positionierungskonzepte zu entwickeln.<br />
CCJournal: Was sind aus Ihrer Si<strong>ch</strong>t die<br />
Hauptgründe, warum Unternehmen eine<br />
Mehrmarken-Strategie haben<br />
Oliver S<strong>ch</strong>mitt: Generell sind die vier Ziele<br />
der Mehrmarken-Strategie erstens die optimale<br />
Budgetallokation, zweitens die Realisierung<br />
von Synergien, drittens die Maximierung<br />
des Markenwertes und viertens die Realisierung<br />
von Wa<strong>ch</strong>stums<strong>ch</strong>ancen. Generell<br />
lässt si<strong>ch</strong> aber sagen, dass der Hauptgrund<br />
natürli<strong>ch</strong> in der Zielgruppenanspra<strong>ch</strong>e selbst<br />
liegt, da dadur<strong>ch</strong> unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e Anforderungen<br />
besser erfüllt werden können. Damit<br />
kommen dann erst die „na<strong>ch</strong>gelagerten“ Vorteile<br />
wie Synergien oder Preisdiskriminierung<br />
zum Tragen.<br />
©Philipp Horak<br />
Mag. Oliver S<strong>ch</strong>mitt,<br />
Ges<strong>ch</strong>äftsführer, viennabrand<br />
CCJournal: Wie kann der Wertanteil der einzelnen Marken, die diese am<br />
Gesamtumsatz haben – außer am Umsatz in Euro –, speziell aus Marketingsi<strong>ch</strong>t<br />
gemessen werden Kann es sein, dass au<strong>ch</strong> Marken innerhalb<br />
einer Mehrmarken-Strategie eines Unternehmens, die ni<strong>ch</strong>t die „Cash Cows“<br />
des Unternehmens sind, trotzdem für das Unternehmen „wi<strong>ch</strong>tig“ sind<br />
Oliver S<strong>ch</strong>mitt: Ja, hier würde i<strong>ch</strong> folgende Effekte herausstrei<strong>ch</strong>en:<br />
Erstens: Imageeffekte, wenn si<strong>ch</strong> zum Beispiel eine bestimmte Marke<br />
imageseitig positiv auf die mit ihr im Zusammenhang stehenden „Umfeldmarken“<br />
auswirkt. Zweitens: Zukunftsmarken, die na<strong>ch</strong> der berühmten<br />
BCG-Matrix als „Question Marks“ bezei<strong>ch</strong>neten Produkte – kleiner Marktanteil,<br />
aber hohes Potenzial. Drittens: Der Effekt der Angebotsvielfalt, das<br />
heißt, wenn ein Gesamtangebot dur<strong>ch</strong> eine bestehende große Angebotsvielfalt<br />
für den Konsumenten attraktiver wird. Die Messung eines derartigen<br />
Wertes könnte am sinnvollsten wohl über Szenariooder<br />
Simulationsmodelle bere<strong>ch</strong>net werden – je na<strong>ch</strong><br />
konkreter Fragestellung.<br />
CCJournal: Sti<strong>ch</strong>wort: Kosten und Ertragsstruktur der<br />
Marken in Unternehmen: Ist bei diesem Punkt aus Ihrer<br />
Si<strong>ch</strong>t in Österrei<strong>ch</strong> bei den Unternehmen ausrei<strong>ch</strong>end<br />
Transparenz vorhanden<br />
Oliver S<strong>ch</strong>mitt: Aus unserer „Ersten Österrei<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en<br />
Markenfit-Studie“, die wir im Herbst `06 dur<strong>ch</strong>geführt<br />
haben, wissen wir, dass es um das Markenmanagement<br />
in den Unternehmen in Österrei<strong>ch</strong> generell eher<br />
s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t bestellt ist. Die Antwort lautet demna<strong>ch</strong> nein.<br />
CCJournal: Wel<strong>ch</strong>e Kriterien sollten zur Markenbewertung<br />
verwendet werden Wie kann man den Wert einer<br />
Marke ri<strong>ch</strong>tig bewerten<br />
Oliver S<strong>ch</strong>mitt: Zur Bewertung von Marken gibt es<br />
unzählige Varianten und Methoden. Die dur<strong>ch</strong>geführten<br />
Markenwertanalysen sind gute Indikatoren, greifen aber<br />
denno<strong>ch</strong> für eine umfassende Betra<strong>ch</strong>tung zu kurz. Grob<br />
gesagt denke i<strong>ch</strong>, dass eine optimale Markenbewertung<br />
jene wäre, die den unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>en Unternehmensfunktionen<br />
die für sie relevanten Informationen liefert.<br />
Das heißt, dass die Finanzabteilung mit dem Markenwert<br />
arbeitet, die Marketingabteilung mit Marktmodellen<br />
(Kommunikation, Preis, etc.), die PR-Abteilung<br />
mit einer entspre<strong>ch</strong>enden CSR-Bewertung (Corporate<br />
Social Responsibility) oder die Strategie-Abteilung mit<br />
entspre<strong>ch</strong>enden Strategie-Szenarien.<br />
54 ccjournal >customer care
Coverstory<br />
>> Fortsetzung coverstory<br />
und klar na<strong>ch</strong>vollziehbarer Markenbewertungsprozess<br />
vorausgehen. Dabei<br />
ist es egal, ob na<strong>ch</strong> Akquisitionen Umstrukturierungen<br />
notwendig geworden<br />
sind oder ein zu umfangrei<strong>ch</strong> gewordenes<br />
Portfolio bereinigt werden muss.<br />
Steinberger-Voracek auf die Frage, wie<br />
sie das Thema der Kosten/Nutzen-Re<strong>ch</strong>nung im Berei<strong>ch</strong><br />
der Mehrmarken-Strategie sieht. „I<strong>ch</strong> kann nur die<br />
Situation bei uns hier im Haus beurteilen: Wir wissen<br />
selbstverständli<strong>ch</strong> sehr genau, was uns die einzelnen<br />
Marken bringen.“<br />
Die Portfoliorestrukturierung<br />
Vor jeder Portfoliorestrukturierung gilt es zu bedenken,<br />
dass es si<strong>ch</strong> bei allen im Zusammenhang mit der Mehrmarken-Strategie<br />
mögli<strong>ch</strong>en Optionen um Grundsatzents<strong>ch</strong>eidungen<br />
handelt. Diese wiederum beeinflussen<br />
maßgebli<strong>ch</strong> den Unternehmenserfolg. Daher muss jede<br />
Portfolioveränderung markenstrategis<strong>ch</strong> überprüft werden.<br />
Bei der Frage na<strong>ch</strong> der optimalen Markenanzahl<br />
eines Portfolios müssen folgende Aspekte bea<strong>ch</strong>tet<br />
werden: Erstens: Marktma<strong>ch</strong>t: Können dur<strong>ch</strong> zusätzli<strong>ch</strong>e<br />
Marken neue Märkte und Absatzpotenziale ers<strong>ch</strong>lossen<br />
werden, oder wird nur mit mehreren Marken der<br />
glei<strong>ch</strong>e Markt bearbeitet Zweitens: Übersegmentierung:<br />
Befriedigen die einzelnen Marken unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e<br />
Kundenbedürfnisse Drittens: Effizienz: Übertreffen die<br />
dur<strong>ch</strong> die vers<strong>ch</strong>iedenen Marken erzielten Zusatzerlöse<br />
die Kosten der Mehrmarken-Strategie Viertens:<br />
Budget: Steht ausrei<strong>ch</strong>end Budget zur Verfügung, um<br />
alle Marken na<strong>ch</strong>haltig zu entwickeln Fünftens: Synergieeffekte:<br />
Werden mögli<strong>ch</strong>e Synergien zwis<strong>ch</strong>en den<br />
Marken ausges<strong>ch</strong>öpft<br />
Vers<strong>ch</strong>iedenste Methoden zur Markenbewertung<br />
Gemäß dem Markenprofi <strong>Stefan</strong> <strong>Vogler</strong> von dem<br />
Unternehmen <strong>markenexperte</strong>.<strong>ch</strong> gibt es rund 20<br />
vers<strong>ch</strong>iedene Methoden um Marken zu bewerten.<br />
Ähnli<strong>ch</strong> sieht es au<strong>ch</strong> Mag. Oliver S<strong>ch</strong>mitt, Gründer und<br />
Ges<strong>ch</strong>äftsführer der Markenberatungsagentur viennabrand.<br />
„Zur Bewertung von Marken gibt es unzählige<br />
Varianten und Methoden. Die dur<strong>ch</strong>geführten Markenwertanalysen<br />
sind gute Indikatoren, greifen aber<br />
denno<strong>ch</strong> für eine umfassende Betra<strong>ch</strong>tung zu kurz.“ Für<br />
Martin-Györffy zählen zur Markenbewertung interne<br />
und externe Erfolgskriterien, wie zum Beispiel die<br />
jeweilige aktuelle Marktposition, aber au<strong>ch</strong> das zukünftige<br />
Wa<strong>ch</strong>stumspotenzial, dass mit einer Marke<br />
verbunden und prognostiziert werden kann. Man sieht,<br />
die Bewertung der Marken ist – no<strong>ch</strong> – ein weites Feld<br />
Fast die Hälfte aller<br />
Unternehmen, die eine<br />
Mehrmarken-Strategie<br />
verfolgen, erzielen 80 Prozent<br />
des Gesamtumsatzes<br />
mit ledigli<strong>ch</strong> drei Marken.<br />
von Mögli<strong>ch</strong>keiten. Im Wesentli<strong>ch</strong>en<br />
sind si<strong>ch</strong> die Experten zumindest<br />
soweit einig, dass die Bewertung von<br />
Marken einerseits na<strong>ch</strong> Erfolgskriterien<br />
und andererseits na<strong>ch</strong> Segmenten<br />
gema<strong>ch</strong>t werden kann.<br />
Vor kurzem veröffentli<strong>ch</strong>te die Kommunikationsagentur<br />
Interbrand Zintzmeyer & Lux<br />
gemeinsam mit der Zeits<strong>ch</strong>rift Bilanz die Rangliste der<br />
50 wertvollsten Marken der S<strong>ch</strong>weiz. Für diese Bewertung<br />
kam gemäß <strong>Stefan</strong> Rüssli, Senior Markenanalyst<br />
bei Interbrand Zintzmeyer & Lux, ein dreistufiger<br />
Prozess zum Einsatz. Die Markenbewertung von Interbrand<br />
beginnt analog mit der Unternehmensbewertung<br />
und einer Eins<strong>ch</strong>ätzung des Unternehmensergebnisses<br />
(Gewinn na<strong>ch</strong> Kapitalkosten)<br />
und bestimmt dann den Teil, den<br />
die Marke zum Gewinn beiträgt. Über<br />
Marktfors<strong>ch</strong>ung wird evaluiert, wie stark<br />
eine Marke die Kundenerwartungen<br />
erfüllt. In einem dritten S<strong>ch</strong>ritt erfasst<br />
Interbrand das Potenzial einer Marke,<br />
au<strong>ch</strong> in Zukunft Wert zu s<strong>ch</strong>affen. -nra<br />
„Mit einem größeren<br />
Markenportfolio gelingt eine<br />
höhere Marktauss<strong>ch</strong>öpfung.“<br />
Mag. Iris Martin-Györffy, Leiterin Brand Management<br />
Kosmetik & Körperpflege Österrei<strong>ch</strong>, Henkel<br />
©Manner<br />
ccjournal >customer care <<br />
55<br />
©Henkel