Steinkreis 226 - Das Volk von Tir Thuatha
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<strong>Steinkreis</strong> <strong>226</strong><br />
Der Klang der Welt<br />
Wunsch zu fügen. Liebe läßt sich nicht<br />
erzwingen, doch es geht auch ohne sie. Du<br />
weißt das.“ Ich atmete durch. „Ich habe nie<br />
vergessen, welches Opfer du gebracht hast,<br />
weil du mich stets daran erinnerst. Du weißt,<br />
daß ich genau wie du verzichtet habe.“<br />
„Eine Gemeine! Du vergißt dich, wenn du<br />
ihr nachtrauerst“, befand sie kalt.<br />
„Ich sagte es: das alles wurde schon gesagt.<br />
Gut, ich will es dir anders begreiflich machen.<br />
Es wurde ein Vertrag geschlossen; unsere<br />
Ehe ist das Siegel darunter. Es ist völlig<br />
gleichgültig, wie wir dazu stehen. Vielleicht<br />
würde Leuthar toben vor Wut, wenn ich<br />
seine Tochter mißhandelte – was ich nicht<br />
tue –, doch Taufers hat ganz andere Ziele.<br />
Dagegen kann auch Lorenz nicht aufbegehren.<br />
Und begreifst du denn nicht, daß du die<br />
schönste Taufers-Tochter sein magst, aber<br />
auch eine der weniger wertvollen, daß man<br />
mir, Calans Erben, nicht die erste Wahl<br />
überlassen wollte? Gemessen an den Erfordernissen<br />
der Herrschaft natürlich, denn an<br />
Freiern um der Schönheit willen hätte es dir<br />
nie gemangelt …“<br />
Ich schüttelte den Kopf, weil ich spürte,<br />
daß sie keine meiner Erklärungen annehmen<br />
würde. Hilflos hob ich die Arme und ließ sie<br />
wieder sinken.<br />
„Fenster, Adelheid! Wen scheren die Fenster?<br />
Ich soll der Herr <strong>von</strong> Calan sein und du<br />
sollst mir darin beistehen. Doch du hast vier<br />
Jahre lang nichts unversucht gelassen, Unfrieden<br />
zu stiften. Deine und alle anderen Sippen<br />
dieser Täler prüfen jeden Augenblick, ob<br />
meine Macht nachläßt. Und das würde sie,<br />
wenn ich zuließe, daß meine Frau hinter<br />
meinem Rücken mein Ansehen untergräbt!<br />
Dein Vater wird nicht glücklich sein, doch er<br />
weiß, daß ich nur für Ruhe in meinem Haus<br />
sorge. Und genau das wird <strong>von</strong> mir erwartet!“<br />
Ich hoffte, sie würde einsichtig antworten,<br />
doch ich wurde enttäuscht.<br />
„Nicht nur dein Haus wird Ruhe haben,<br />
auch deine Lenden werden ruhen, Starkhand!<br />
Dein Name wird zum Gegenstand<br />
gemeinen Spotts werden!“ Ihre Häme war<br />
schneidend. „Vielleicht wirst du bei Mägden<br />
Linderung suchen, aber sie werden dir keinen<br />
Erben schenken!“ Sie lachte.<br />
Es tat mir fast leid, ihr die Freude zu<br />
nehmen.<br />
„Es könnte Abrede getroffen werden, daß<br />
unsere Verbindung ruhen soll, damit dir eine<br />
Friedelehe mit Lorenz gewährt werden kann.<br />
Vorher müßtest du natürlich Mendel an<br />
Sohnes Statt annehmen …“<br />
„Niemals!“<br />
„Adelheid, ich sage nicht, daß ich darüber<br />
nachdenke, aber es könnte sein, daß Lorenz<br />
darüber nachdenkt, weil er einsieht, daß ihm<br />
nur noch ein paar Jahre bleiben, bis er sich<br />
günstig verheiraten muß – aus Sicht seines<br />
Vaters, der nur in solchen Bahnen denkt,<br />
glaub mir. Ich könnte es Lorenz vorschlagen<br />
und du könntest das Gold deiner Jugend mit<br />
ihm teilen. Du kannst es ausschlagen und<br />
zusehen, wie deine Jugend gilb wird.“<br />
Ich wollte nicht spöttisch klingen, denn<br />
mit einem Mal dauerte sie mich. Und ich<br />
bedauerte mich selber, weil es meinen Stolz<br />
verletzte, sie nicht erobern zu können. Adelheid<br />
hatte sich niemals einig mit mir gefühlt,<br />
wenn es um unser beider Verzicht ging,<br />
sondern sie hatte stets mir die Schuld daran<br />
zugeschoben und meinen Schmerz verlacht.<br />
„Niemals werde ich tun, was du willst.“<br />
Sie verschränkte die Arme und wandte das<br />
Gesicht <strong>von</strong> mir ab.<br />
„In dieser Hinsicht verlange ich nichts <strong>von</strong><br />
dir. Ich biete dir nur etwas, doch ich mache<br />
dir keine Geschenke, dessen sei gewiß.“<br />
Ich tat einen Schritt auf sie zu, doch sie<br />
wich mir aus.<br />
„Ich mag es auch nicht, Spielball zu sein,<br />
Adelheid, deshalb lege ich dir so offen dar,<br />
wie es um dich steht. Wenn ich dich jemals<br />
ersuchen würde, Mendel anzunehmen, dann<br />
nur, um einen zweiten Erben zu haben.“<br />
„Aber Adelmut …“ Ihre Stimme klang<br />
matt.<br />
„Seitdem Himmelswehr die Herzogswürde<br />
zurückgewann, verfügten wir stets über erstgeborene<br />
Söhne. <strong>Das</strong> heißt nicht, daß der<br />
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