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Das Magazin für <strong>de</strong>n innovativen Unternehmer<br />

DEZEMBER 2011<br />

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Ein bisschen Sport<br />

muss sein<br />

Unternehmer<br />

sind erfolgreicher, wenn<br />

sie die Gesundheit ihrer Mitarbeiter<br />

för<strong>de</strong>rn. Schon ein kleiner Aufwand<br />

zahlt sich kräftig aus. Ab Seite 24<br />

Mat.-Nr. 06051-5102<br />

1 2<br />

4 194333 006801<br />

WAHRER ALBTRAUM<br />

Immer häufiger wittert <strong>de</strong>r<br />

Fiskus eine ver<strong>de</strong>ckte Gewinnausschüttung.<br />

Seite 58<br />

LEICHTER ZUGRIFF<br />

Mobile Webseiten eignen sich<br />

für kleine Firmen meist besser<br />

als eine App. Seite 66


Hauke Carstensen, einer von rund 160.000 Mitarbeitern <strong>de</strong>r Volksbanken Raiffeisenbanken:<br />

„ Gesun<strong>de</strong>r Ehrgeiz, schön und gut. Aber dabei sollte eines nie auf <strong>de</strong>r Strecke bleiben:<br />

die Fairness. Fair ist, wer je<strong>de</strong>m Menschen – ob groß, klein, jung o<strong>de</strong>r alt – <strong>de</strong>n gleichen<br />

Respekt entgegenbringt, <strong>de</strong>n er sich auch selbst wünschen wür<strong>de</strong>. Deshalb ist Fair Play<br />

für mich mehr als ein Fachwort aus <strong>de</strong>m Sport. Es ist eine Überzeugung, und zwar<br />

eine urgenossenschaftliche: Beim gerechten Umgang miteinan<strong>de</strong>r sind alle Gewinner.“<br />

Je<strong>de</strong>r Mensch hat etwas, das ihn antreibt.<br />

Wir machen <strong>de</strong>n Weg frei.<br />

vr.<strong>de</strong>/ueberzeugung<br />

Wir machen <strong>de</strong>n Weg frei. Gemeinsam mit <strong>de</strong>n Spezialisten <strong>de</strong>r Genossenschaftlichen FinanzGruppe Volksbanken Raiffeisenbanken: DZ BANK, WGZ BANK,<br />

Bausparkasse Schwäbisch Hall, DG Hyp, DZ PRIVATBANK, easyCredit, Münchener Hyp, R+V Versicherung, Union Investment, VR LEASING, WL Bank.


Editorial<br />

Chefredakteur Dieter Römer<br />

Gesundheit!<br />

Liebe Leserin, lieber Leser, dass Gesundheit unser höchstes Gut ist, erklären uns<br />

nicht nur die Krankenkassen und das Grundgesetz, son<strong>de</strong>rn auch <strong>de</strong>r gesun<strong>de</strong><br />

Menschenverstand: Ohne Gesundheit ist alles nichts. Aber von je<strong>de</strong>m persönlichen<br />

Zipperlein einmal abgesehen, ist <strong>de</strong>r Gesundheitsschutz auch in <strong>de</strong>n Fokus<br />

<strong>de</strong>r Wirtschaftsforscher gerückt, weil es harte Zahlen gibt. Laut einer Studie<br />

von Booz & Company lasten auf Deutschlands Arbeitgebern krankheitsbedingte<br />

Kosten von jährlich rund 3.600 Euro je Arbeitnehmer. Für alle <strong>de</strong>utschen Unternehmen<br />

summierte sich dieser Aufwand im Jahr 2009 auf schwin<strong>de</strong>lerregen<strong>de</strong><br />

129 Milliar<strong>de</strong>n Euro.<br />

Beson<strong>de</strong>rs interessant ist dabei, dass nur ein Drittel dieser Kosten aus <strong>de</strong>n reinen<br />

Fehlzeiten resultiert. Der größere Teil entsteht dadurch, dass Mitarbeiter auch<br />

zur Arbeit kommen, wenn sie krank sind. Das erhöht die Fehleranfälligkeit,<br />

steigert die Zahl von Unfällen, vermin<strong>de</strong>rt bestenfalls nur das Tempo und die<br />

Qualität. Nicht zu vergessen, dass auch noch Kollegen angesteckt wer<strong>de</strong>n.<br />

Das Bewusstsein für diese Zusammenhänge wächst nur langsam. „Im <strong>de</strong>utschen<br />

Mittelstand gibt es kein betriebliches Gesundheitsmanagement, das <strong>de</strong>n Namen<br />

verdient“, beklagt <strong>de</strong>r frühere Personalleiter <strong>de</strong>r Sick AG in Waldkirch, Rudolf<br />

Kast, <strong>de</strong>r dort selbst ein solches Management aufgebaut hat. In unserer Titelgeschichte<br />

ab Seite 24 stellen wir Ihnen daher einige Unternehmer vor, die auf diesem<br />

Gebiet mit gutem Beispiel vorangehen. Die Initiativen, die sie angestoßen<br />

haben, und die Programme, die erfolgreich in ihren Betrieben laufen, lassen sich<br />

in vielen Firmen ebenso umsetzen. Das ist sinnvoll, <strong>de</strong>nn damit sinkt <strong>de</strong>r Krankenstand,<br />

und die Mitarbeiterzufrie<strong>de</strong>nheit steigt. Das ist doch ein Ansporn!<br />

Eine anregen<strong>de</strong> Lektüre wünscht Ihnen<br />

> Effizienz bauen<br />

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Inhalt 12.2011<br />

Titelthema:<br />

Ein bisschen Sport<br />

muss sein<br />

Unternehmer sind erfolgreicher, wenn<br />

sie die Gesundheit ihrer Mitarbeiter<br />

för<strong>de</strong>rn. Schon ein kleiner Aufwand<br />

zahlt sich kräftig aus.<br />

29 Interview Zum richtigen Gesundheitsmanagement<br />

gehört mehr als<br />

ein Betriebsarzt, meint <strong>de</strong>r Mediziner<br />

Dr. Wolfram Pfeiffer.<br />

24<br />

08 Wir Unternehmer<br />

08 Innovator <strong>de</strong>s Monats Der frühere Spitzensportler<br />

Olivier Bernhard hat einen Laufschuh mit neuem Dämpfungssystem<br />

entwickelt.<br />

10 Re<strong>de</strong>zeit Produktion auf Bestellung ist die richtige Strategie,<br />

um hohen Nachfrageschwankungen zu begegnen, sagt <strong>de</strong>r<br />

Unternehmensberater Jürgen Abel.<br />

12<br />

Milorad Krstic hat aus einer kleinen Werkstatt<br />

für Autopflege ein Unternehmen mit weltweit<br />

500 Mitarbeitern aufgebaut.<br />

12 Unternehmerporträt Milorad Krstic – ein Visionär mit Bo<strong>de</strong>nhaftung.<br />

16 Mittelstand 2.0 Papersmart macht <strong>de</strong>n Markt für Büromaterial<br />

transparent.<br />

18 Auszeit Whale-Watching vor Teneriffa.<br />

20 Wirtschaft & Politik Rekord<strong>de</strong>fizite und Rekordsteuereinnahmen.<br />

24 Unternehmensführung<br />

24 Titelthema Kleiner Aufwand, große Wirkung Eine gezielte Gesundheitsför<strong>de</strong>rung<br />

leistet in Betrieben einen wichtigen Beitrag, <strong>de</strong>n<br />

Krankenstand zu senken und die Mitarbeiterzufrie<strong>de</strong>nheit zu erhöhen.<br />

34 Wirtschaftsstandort Der Ökonom Professor Thomas Straubhaar sieht<br />

die <strong>de</strong>utsche Wirtschaft für Krisen gut gerüstet.<br />

42<br />

Mitarbeiterjahresgespräche sind ein<br />

wichtiges Element <strong>de</strong>r Personalentwicklung.<br />

38 Strategie Wie Arbeitgeber im Kampf um Talente das Internet nutzen.<br />

42 Mitarbeitergespräch Gute Noten, schlechte Noten.<br />

45 Quer<strong>de</strong>nker Professor Martin Beck über die Tücken von Call-Centern.<br />

46 Recht Die Vergütung von Betriebsräten ist ein gefährlicher Marsch<br />

durch ein Minenfeld.<br />

4 ProFirma 12 2011


011/12<br />

48 Finanzen & Steuern<br />

48 Trends Familienunternehmen lassen nichts anbrennen.<br />

50 IT-Leasing Tausche alt gegen neu.<br />

54 Auslandsgeschäft Bei <strong>de</strong>r Erschließung neuer Märkte sind die<br />

Banken ein wichtiger Dienstleister.<br />

57 Soll & Haben Ecovis-Steuerberater Erwin Reichholf über die<br />

Missbrauchsbekämpfung bei <strong>de</strong>r Umsatzsteuer und die Folgen<br />

für Betriebe.<br />

58 Betriebsprüfung Die Umsatzsteuer-Nachschau bringt viele<br />

Firmenchefs ins Schwitzen.<br />

60 Steuertipp Die wichtigsten Än<strong>de</strong>rungen im Steuerrecht im Jahr 2012.<br />

62 GmbH-Chef Der Fiskus bestimmt beim Gehalt mit.<br />

66 IT & Investition<br />

Special Business Digital<br />

66 Kommunikation Mobile Websites eignen sich für kleine Unternehmen<br />

besser als Apps.<br />

70 ERP-Software Web-basierte Dienste und Cloud-Services ergänzen die<br />

klassische Unternehmens-Software.<br />

74 Cole‘s Corner Drehbuch für Raubkopierer.<br />

76 QR-Co<strong>de</strong>s Brücken ins Netz.<br />

80 Zeiterfassung Mit <strong>de</strong>r richtigen Software lassen sich Projekte effizienter<br />

abrechnen.<br />

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84 Business English<br />

Lektion 21 Briefe zum Jahresen<strong>de</strong><br />

an die Geschäftspartner<br />

sind eine schöne Tradition. Bei<br />

<strong>de</strong>r Korrespon<strong>de</strong>nz an englischsprachige<br />

Empfänger gilt es<br />

einige Regeln zu beachten.<br />

Rubriken<br />

03 Editorial<br />

06 ProFirma Professional<br />

88 Rückschau, Termine<br />

89 Vorschau, Impressum<br />

90 Schluss mit lustig (40)<br />

För<strong>de</strong>rpreise u.a. gestiftet von<br />

Die vier<br />

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Diese vier ausgewählten Arbeitshilfen aus <strong>de</strong>m umfangreichen Angebot von<br />

ProFirma Professional haben wir in diesem Monat für Sie kostenlos freigeschaltet:<br />

■ Fachbeitrag Personalpflege und Gesundheitsschutz für Mitarbeiter.<br />

■ Fachbeitrag Social Media im Personalmanagement.<br />

■ Tabelle Umsatzsteuer: Umrechnungskurse 2011.<br />

■ Checkliste Effizientes Zeitmanagement.<br />

ProFirma 12 2011<br />

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Prof. Dr. h.c. Lothar Späth<br />

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brauche ich für das Bankgespräch? Darf das Finanzamt mir Einnahmen einfach unterstellen?<br />

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THEMEN IM DEZEMBER<br />

DAS TOP-THEMA DES MONATS<br />

Mit <strong>de</strong>m Top-Thema <strong>de</strong>s Monats bietet ProFirma Professional<br />

seinen Abonnenten eine Zusammenstellung von Fachbeiträgen<br />

und Arbeitshilfen zu einem aktuellen Thema.<br />

Finanzplanung und Budgetierung<br />

Wie viel Umsatz wird mein Unternehmen im kommen<strong>de</strong>n<br />

Planungszeitraum erwirtschaften? Reicht die Liquidität aus? Diese<br />

und ähnliche Fragen beschäftigen vor <strong>de</strong>m Beginn eines neuen<br />

Geschäftsjahres viele Unternehmer. <strong>Haufe</strong>-In<strong>de</strong>x: 1828510<br />

Finanzplanung mit Soll/Ist-Vergleich <strong>Haufe</strong>-In<strong>de</strong>x: 1828511<br />

Mo<strong>de</strong>rne Budgetierung: Praxisbeispiele <strong>Haufe</strong>-In<strong>de</strong>x: 2671856<br />

Finanz- und Liquiditätsplanung <strong>Haufe</strong>-In<strong>de</strong>x: 659848<br />

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Nächstes Thema:<br />

Betriebswirtschaftliche Auswertung:<br />

BWA-Kennzahlen verstehen und nutzen<br />

Donnerstag, 8. Dezember, 16.30 Uhr, Dauer zirka<br />

60 Minuten, Teilnahmegebühr ist im Abo enthalten.<br />

Die betriebswirtschaftliche Auswertung (BWA) bietet Ihnen<br />

wertvolle Informationen zur Kosten- und Erlössituation und damit<br />

zur Ertragslage Ihres Unternehmens. Im Gegensatz zur Bilanz,<br />

die meist erst mit einigen Monaten Zeitverzögerung erstellt wird,<br />

liefert die BWA die Zahlen zur aktuellen Lage. Rudolf Schüller,<br />

Unternehmensberater und Dozent an <strong>de</strong>r International School<br />

of Management (ISM) in Dortmund, erläutert, wie Sie eine BWA<br />

lesen und die Informationen gewinnbringend bei <strong>de</strong>r Führung<br />

Ihres Unternehmens einsetzen.<br />

NEU IM PROFESSIONAL<br />

Eine kleine Auswahl von neuen Dokumenten und Arbeitshilfen auf<br />

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■ Fehlzeitenmanagement <strong>Haufe</strong>-In<strong>de</strong>x: 582951<br />

Fehlzeiten haben in <strong>de</strong>r Praxis gravieren<strong>de</strong> Auswirkungen auf Unternehmen.<br />

Um die Krankheitszeiten zu reduzieren, ist es erfor<strong>de</strong>rlich,<br />

die Unternehmenssituation genau zu betrachten..<br />

■ Projekt-Controlling <strong>Haufe</strong>-In<strong>de</strong>x: 1413286<br />

Projekt-Controlling ist die betriebswirtschaftliche Begleitung <strong>de</strong>r<br />

Prozesse innerhalb <strong>de</strong>s Projektmanagements.<br />

■ Lohnsteuertabelle <strong>Haufe</strong>-In<strong>de</strong>x: 642123<br />

Im Dezember 2011 gibt es komplett neue Lohnsteuerwerte. Diesem<br />

Rechner können alle Werte tagesgenau entnommen wer<strong>de</strong>n.<br />

■ Pensionszusage <strong>Haufe</strong>-In<strong>de</strong>x: 2711797<br />

Das Vertragsmuster enthält eine Vereinbarung über die Gewährung<br />

einer Pensionszusage durch die GmbH an ihren Geschäftsführer.<br />

■ Die aktuellen Themen <strong>de</strong>r Online-Seminare und die Anmeldung<br />

fin<strong>de</strong>n Sie auf Ihrer Startseite unter Services/Online-Seminare<br />

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6 ProFirma 12 2011


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Wir Unternehmer – Innovator <strong>de</strong>s Monats<br />

David Allemann, Caspar Copetti und Olivier<br />

Bernhard (v.l.) tragen die aktuellen Mo<strong>de</strong>lle<br />

<strong>de</strong>s neuartigen Laufschuhs Cloud-Tec.<br />

Olivier Bernhard<br />

Laufen auf <strong>de</strong>r Wolke<br />

Der Spitzensportler Olivier Bernhard hat einen Laufschuh mit einem neuen Dämpfungssystem entwickelt,<br />

<strong>de</strong>r gegenüber an<strong>de</strong>ren Sportschuhen auch noch die Herzfrequenz senkt. VON MICHAEL BAHNERTH<br />

Am Anfang <strong>de</strong>r Erfolgsgeschichte stand die Qual. Olivier<br />

Bernhards Qual. Ein Dutzend Jahre Spitzensport. Er war drei<br />

Mal Duathlon-Weltmeister, hält beim Ironman-Triathlon auf<br />

Hawaii mit 2,41 Stun<strong>de</strong>n immer noch die drittbeste Laufzeit<br />

überhaupt. Aber seine Archillessehnen blieben auf <strong>de</strong>r Strecke.<br />

Laufen war nur noch Schmerz. Er lernte einen Ingenieur kennen,<br />

<strong>de</strong>r eine neuartige Gummisohle unter einen herkömmlichen<br />

Schuh geklebt hatte. Bernhard lief wie auf Wolken, und<br />

seine Archillessehnen waren wie<strong>de</strong>r so, wie sie sein sollten:<br />

Einfach nur klaglos da. Er entwickelte <strong>de</strong>n Schuh weiter.<br />

Bernhard traf zwei Marketingspezialisten, bei<strong>de</strong> auch passionierte<br />

Läufer. „Start-up“, fragten David Allemann und Caspar<br />

Coppetti, „mit Laufschuhen?“ Sie entwickelten Prototypen<br />

und gingen Laufen. Danach hängten sie ihre Jobs an <strong>de</strong>n Nagel,<br />

grün<strong>de</strong>ten die Firma „On“. Das war im Januar 2010, in Zürich.<br />

Ihre Sohle aus 13 Wolkenelementen nannten sie „Cloud-<br />

Tec“. Einen Monat später gewannen sie <strong>de</strong>n „Ispo BrandNew<br />

Award“, einen Innovationspreis, 300 Mitbewerber ließen sie<br />

hinter sich. Von da an war klar, dass „On“ mitrennen wird im<br />

weltweit Zehn-Milliar<strong>de</strong>n-Euro-Laufschuhmarkt. Dieses Jahr<br />

verkauften sie 40.000 Paare zum Listenpreis von 159 Euro, in<br />

2012 wer<strong>de</strong>n es wohl 80.000 sein in 400 Verkaufsstellen.<br />

„Der Schuh funktioniert so“, sagt Bernhard: „Er ermöglicht<br />

weiches Lan<strong>de</strong>n und hartes Abstoßen, da sich die Luftkissen<br />

beim Lan<strong>de</strong>n sanft nach hinten verschieben. Nach <strong>de</strong>r Landung<br />

sind sie fest verschlossen, und dann kann man sich richtig<br />

kraftvoll abstoßen.“ Bernhard spricht von einem „komplett<br />

neuen Laufgefühl“. Nun kommt das „Institut für Bewegungswissenschaften<br />

und Sport“ <strong>de</strong>r ETH Zürich ins Spiel, Professor<br />

Boutellier. Er nahm 40 gut trainierte Läufer und schickte<br />

sie aufs Laufband, mit ihrem Schuh und <strong>de</strong>m „On“-Gerät.<br />

Und jetzt kommt’s: Im Schnitt hatten die Proban<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>m<br />

neuen Schuh einen um zwei Schläge niedrigeren Puls. Zwölf<br />

Läufer konnten ihre Herzfrequenz sogar um zehn Schläge pro<br />

Minute reduzieren, und wer selbst läuft, kennt <strong>de</strong>n Unterschied,<br />

ob er mit 155 Schlägen unterwegs ist o<strong>de</strong>r mit 145. Der<br />

Schuh hat im Grun<strong>de</strong> nur einen Nachteil: Laufen muss man<br />

immer noch selbst. www.on-running.com<br />

Foto: On<br />

8 ProFirma 12 2011


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Wir Unternehmer – Re<strong>de</strong>zeit<br />

Jürgen Abel<br />

Immer mehr bringt immer weniger<br />

Hohe Lagerbestän<strong>de</strong> sind gefährlich und gefähr<strong>de</strong>n sogar das Unternehmen, wenn sich die Nachfrage<br />

än<strong>de</strong>rt. Produktion auf Bestellung ist heute <strong>de</strong>shalb die richtige Strategie.<br />

Die Autos gehen wie<strong>de</strong>r vom Band, <strong>de</strong>r<br />

Teileeinkauf läuft auf Hochtouren und<br />

die Auftragsbücher <strong>de</strong>r Zulieferer sind<br />

gefüllt. Schnell soll <strong>de</strong>r erlittene Verlust<br />

<strong>de</strong>r Krise kompensiert wer<strong>de</strong>n, und die<br />

Produktion wird auf Volllast gefahren.<br />

Auf die Gefahr hin, Vorräte anzuhäufen,<br />

wird dieser Aufholkurs gera<strong>de</strong> von<br />

Unternehmen praktiziert, die in Zeiten<br />

entstan<strong>de</strong>n, als sich die Produktion<br />

noch unabhängiger von <strong>de</strong>r Nachfrage<br />

fühlte. Es war schließlich Verlass auf<br />

<strong>de</strong>n Vertrieb, <strong>de</strong>r früher o<strong>de</strong>r später für<br />

Absatz sorgte. Zwar entstan<strong>de</strong>n gewisse<br />

Lagerbestän<strong>de</strong>, aber die gingen bis jetzt<br />

noch immer weg!<br />

So dachte auch ein <strong>de</strong>utscher Stoßfängerhersteller.<br />

Die Maschinen liefen auf<br />

Hochtouren, obwohl das Auftragsvolumen<br />

überschaubar war. Plötzlich<br />

musste sich das Unternehmen mit einer<br />

Überproduktion auseinan<strong>de</strong>rsetzen,<br />

die früher noch zuverlässig durch <strong>de</strong>n<br />

Vertrieb abgebaut wur<strong>de</strong>. Das geschah<br />

nicht, <strong>de</strong>nn <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong> bestellte nun<br />

Stoßfänger für eine Son<strong>de</strong>r-Edition und<br />

hatte keinen Bedarf an <strong>de</strong>r Überproduktion.<br />

Sogar Rabatte halfen nichts, die<br />

Lager blieben verstopft. So war auch<br />

kein Platz für die nötigen Rohstoffe,<br />

und <strong>de</strong>r Liefertermin verschob sich immer<br />

weiter. Was war passiert? Das Unternehmen<br />

hatte sich auf ein Produkt<br />

ausgerichtet und daran die gesamte<br />

Produktivitätsoptimierung angepasst.<br />

Nun waren die Auftragsbücher zwar<br />

voll, aber trotz<strong>de</strong>m steckte das Unternehmen<br />

in <strong>de</strong>r Bredouille.<br />

Vor 20 Jahren noch wäre unser Zulieferer<br />

im Trend gelegen, weil sich Unternehmen<br />

auf die Herstellung eines Teils<br />

spezialisieren konnten. Ablaufverän<strong>de</strong>rungen<br />

waren nicht zu erwarten. Heute<br />

hingegen ist aus einem Produzentenmarkt<br />

vielmehr ein Kun<strong>de</strong>nmarkt<br />

gewor<strong>de</strong>n. Die Käufer bestimmen, was<br />

produziert wird, wann und wie viel geliefert<br />

wer<strong>de</strong>n soll.<br />

Jürgen Abel<br />

berät mittelständische Unternehmen bei<br />

<strong>de</strong>r Optimierung ihrer Produktion. Seit mehr<br />

als 25 Jahren beschäftigt er sich mit <strong>de</strong>m<br />

industriellen Supply-Chain-Management.<br />

Im Juni erschien sein Buch „Die flexible<br />

Produktion, Praxisbuch für Entschei<strong>de</strong>r“<br />

bei MI-Wirtschaftsbuch.<br />

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Während es vor 20 Jahren eine Standardstoßstange<br />

aus Stahl gab, die auf viele<br />

Mo<strong>de</strong>lle passte, gibt es heute unzählige<br />

Varianten für je<strong>de</strong>s Mo<strong>de</strong>ll. Der Endkun<strong>de</strong><br />

kann entschei<strong>de</strong>n, ob er seine Stoßfänger<br />

mit Nebelscheinwerfern möchte,<br />

ob Parksensoren integriert sein sollen,<br />

ob eine Wischanlage eingebaut wer<strong>de</strong>n<br />

kann und welche Größe die Nummernschildaussparung<br />

haben soll. Diese Variationen<br />

müssen nun noch mit allen<br />

lieferbaren Wagenfarben multipliziert<br />

wer<strong>de</strong>n, und es entsteht eine Vielfalt von<br />

bis zu 300 unterschiedlichen Stoßfängern<br />

in kleinen Abnahmevolumina.<br />

Der Sprung vom mitternachtsblauen<br />

Stoßfänger mit Nebelscheinwerfer und<br />

Parksensor heute zum rubinroten Stoßfänger<br />

mit Wischanlage und kleiner<br />

Nummernschildaussparung morgen<br />

mag groß sein, aber er wird zusehends<br />

Produktionsalltag. Hierzu muss <strong>de</strong>r<br />

Blick wegschweifen von <strong>de</strong>r maximalen<br />

Auslastung <strong>de</strong>r Maschinen, hin zum<br />

Bedarf <strong>de</strong>s Kun<strong>de</strong>n. Wer zukünftig nur<br />

das produziert, was beauftragt ist, kann<br />

schnellen Marktverän<strong>de</strong>rungen gelassen<br />

entgegenblicken und Kun<strong>de</strong>n termingerecht<br />

zufrie<strong>de</strong>nstellen.<br />

Wichtig ist dabei stets <strong>de</strong>r Blick auf<br />

die engste Stelle in <strong>de</strong>r Produktion,<br />

ihre Kapazität bestimmt die Dauer <strong>de</strong>r<br />

Produktion und einhaltbare Liefertermine.<br />

Wenn dieser Engpass nach <strong>de</strong>r<br />

Metho<strong>de</strong> <strong>de</strong>r „Theory of Constraints“<br />

behan<strong>de</strong>lt wird, gehören verschobene<br />

Liefertermine <strong>de</strong>r Vergangenheit an.<br />

Überproduktionen fallen weg, die Kun<strong>de</strong>nzufrie<strong>de</strong>nheit<br />

steigt, und <strong>de</strong>r Produktions-<br />

sowie <strong>de</strong>r Personalbedarf kann<br />

<strong>de</strong>utlich leichter kalkuliert wer<strong>de</strong>n.<br />

Unser Stoßfängerhersteller war anfangs<br />

nervös, als seine Maschinen nicht mehr<br />

das Maximum produzierten, son<strong>de</strong>rn<br />

ausschließlich Aufträge abarbeiteten.<br />

Dafür war er umso entspannter, als <strong>de</strong>r<br />

Vertrieb das En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s kostenintensiven<br />

Überschusses verkün<strong>de</strong>te.<br />

Foto: privat<br />

10 ProFirma 12 2011


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Wir Unternehmer – Porträt<br />

Milorad Krstic<br />

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Aus einer kleinen Werkstatt für Autopflege und -aufbereitung heraus hat<br />

Milorad Krstic im badischen Dogern binnen 25 Jahren einen Kleinkonzern mit<br />

weltweit mehr als 500 Mitarbeitern aufgebaut. VON GERHARD HERR<br />

„Entschuldigung, ich bin ein bisschen später dran, weil ich<br />

noch beim Joggen war!“ Milorad Krstic betritt knapp fünf<br />

Minuten nach Zehn sein Büro im zweiten Stock <strong>de</strong>s Firmenstammsitzes<br />

in Dogern am Hochrhein. Im dunkelblauen Na<strong>de</strong>lstreifenanzug<br />

mit blauem Hemd und akkurat gebun<strong>de</strong>ner<br />

Krawatte sieht <strong>de</strong>r 53-Jährige gar nicht so aus, als ob er gera<strong>de</strong><br />

auf Waldwegen am Ran<strong>de</strong> <strong>de</strong>s malerischen Südschwarzwalds<br />

sportlich unterwegs war. Er stellt seinen Pilotenkoffer neben<br />

<strong>de</strong>m stylischen und korrekt aufgeräumten Schreibtisch ab.<br />

„Noch ein paar Minuten brauch’ ich, ich muss schnell in die<br />

Wie<strong>de</strong>rvorlagemappe schauen, ob es Überraschungen gibt.<br />

Dann sollte ich auch noch ein paar Telefonate führen, ich bin<br />

erst gestern Abend spät mit <strong>de</strong>m Flieger zurückgekommen“,<br />

entschuldigt er sich erneut.<br />

Mit einer Kfz-Werkstatt fing alles an<br />

Dann inspiziert er gemeinsam mit Angela Lautenbach-Bellwald,<br />

seiner Assistentin, rechten Hand und „Herrin über all<br />

meine Konten“, Unterlagen und Rechnungen. Es folgt ein<br />

Telefonat mit seiner Rechtsanwältin über die Unternehmensform<br />

einer mal wie<strong>de</strong>r zu grün<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n kleineren Firma. „Meine<br />

Rucksackunternehmen“, nennt Krstic diese Ableger. Nur das<br />

rollen<strong>de</strong> R im ansonsten nahezu akzentfreien Hoch<strong>de</strong>utsch<br />

und natürlich sein Name verraten noch die Herkunft <strong>de</strong>s Vorstands<br />

<strong>de</strong>r Kleenoil Panolin AG: Im Jahr 1973, als 16-Jähriger,<br />

kam er mit <strong>de</strong>m Zug aus <strong>de</strong>m damaligen Jugoslawien nach<br />

München, sprach kein Wort Deutsch. Es verschlug ihn an<br />

<strong>de</strong>n Hochrhein, in die Kreisstadt Waldshut-Tiengen, nur ein<br />

paar Kilometer von Dogern, <strong>de</strong>m heutigen Stammsitz seines<br />

Kleinkonzerns entfernt. Dort schlug er sich anfangs in einer<br />

Baufirma als Kranfahrer durch. Daneben absolvierte er im<br />

Fernstudium die Ausbildung zum Kaufmann.<br />

Im Jahr 1986 begann in Waldshut seine Karriere als Unternehmer.<br />

Zunächst grün<strong>de</strong>te er eine kleine Kfz-Pflegewerkstatt,<br />

dann die Autovermietung Pfiffikus und gemeinsam mit zwei<br />

ehemaligen englischen Luftwaffenoffizieren die Kleenoil International<br />

Ltd. in England. Er übernahm dabei die Leitung<br />

<strong>de</strong>r Kleenoil Deutschland. Parallel begannen die Geschäftsbeziehungen<br />

mit <strong>de</strong>m Schweizer Ölspezialisten Panolin AG.<br />

Er verkaufte erstmals <strong>de</strong>ren synthetisch hergestellte und biologisch<br />

abbaubare High-Tech-Schmierstoffe. Dann entwickelte<br />

er gemeinsam mit Ingenieuren ein Filtersystem, das die<br />

Ölwechselintervalle an Baumaschinen, Industrieanlagen und<br />

„Ich führe ein Leben mit<br />

Turbola<strong>de</strong>r und La<strong>de</strong>luftkühlung.“<br />

MILORAD KRSTIC<br />

Lastwagen verlängert. Früh erkannte Krstic, dass angesichts<br />

knapper wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r Erdölreserven an<strong>de</strong>re Lösungen zu <strong>de</strong>ren<br />

Einsparung gefun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n müssen.<br />

Zwölf Jahre später folgte dann die Gründung <strong>de</strong>r Ceram Ingenieurkeramik<br />

GmbH, die sich ein paar Kilometer weg vom<br />

Hochrhein, im kleinen Birndorf, nie<strong>de</strong>rließ. Heute gilt Ceram<br />

als weltweit geschätzter Lieferant von Siliciumcarbid, Aluminium-<br />

o<strong>de</strong>r Chrom- und Titanoxi<strong>de</strong>n, mit <strong>de</strong>nen Brennerdüsen,<br />

Turbinen o<strong>de</strong>r Werkzeuge in <strong>de</strong>r chemischen Industrie<br />

und Teile <strong>de</strong>r Luft- und Raumfahrt beschichtet wer<strong>de</strong>n. Wie<strong>de</strong>r<br />

eine Geschäftsi<strong>de</strong>e mit Zukunft.<br />

Schließlich wird Kleenoil Panolin zur Aktiengesellschaft<br />

umfirmiert. Seit <strong>de</strong>m Jahr 2002 fahren Lastwagen in einem<br />

Feldtest 500.000 Kilometer ohne Motorölwechsel. 100.000<br />

Betriebsstun<strong>de</strong>n liefen Industrieanlagen ohne Ölwechsel.<br />

Vorher waren Wechsel schon nach 2.000 Stun<strong>de</strong>n fällig<br />

Den <strong>de</strong>utschen Industriepreis für das „Kleenoil System ICC<br />

– ölwechselfreie Maschinen“ bekam er im Jahr 2009. Panolin<br />

Öle hatten im Jahr 2010 in <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Forstwirtschaft<br />

12 ProFirma 12 2011


schon einen Marktanteil von mehr als 50 Prozent. Das System<br />

Kleenoil wird von Experten für seine Mustergültigkeit<br />

beim Ressourcensparen gelobt, eindrucksvoll zuletzt von Ex-<br />

Bun<strong>de</strong>sumweltminister Professor Klaus Töpfer bei <strong>de</strong>r Feier<br />

zum 25-jährigen Bestehen von Krstics Unternehmen.<br />

Wenn Milorad Krstic von seinen Unternehmen und zukünftigen<br />

Plänen erzählt, erkennt man schnell <strong>de</strong>n Visionär in<br />

ihm. In seine Äußerungen mischen sich aber auch Kritik an<br />

<strong>de</strong>r aktuellen Wirtschaftspolitik, an <strong>de</strong>r Regierung und <strong>de</strong>r<br />

in Großbetrieben oftmals mangelhaften Unternehmerethik.<br />

Gewinnmaximierung und stetes Wirtschaftswachstum sind<br />

ihm ein Gräuel. Er hält solche Vorgaben für eine „perverse Erfindung<br />

<strong>de</strong>s 20. Jahrhun<strong>de</strong>rts“. Die Natur zeige doch, dass es<br />

nicht nur Wachstum, son<strong>de</strong>rn auch Ruhephasen geben müsse,<br />

das solle sich die Wirtschaft mal abschauen, sagt <strong>de</strong>r Vater<br />

von drei Kin<strong>de</strong>rn.<br />

„Beim Schreiben nehm’ ich mich zurück, beim Re<strong>de</strong>n weniger“,<br />

meint er dann fast entschuldigend. Während eines weiteren<br />

Telefonats an diesem Morgen mit einem Baumaschinenhändler<br />

platzt ihm das eine o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re grobe, aber in dieser<br />

harten Branche durchaus übliche Wort raus. „Dass man ein<br />

Geschäft per Handschlag macht, ist für mich selbstverständlich“,<br />

sagt Krstic, nach<strong>de</strong>m er <strong>de</strong>n Hörer aufgelegt hat. Der<br />

am an<strong>de</strong>ren En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Leitung wisse das jetzt auch. Dem hat<br />

er nämlich erklärt, dass es einen Fehler in <strong>de</strong>r Software seines<br />

Öl-Sensors gegeben hat. Das sei <strong>de</strong>r Grund <strong>de</strong>s Ausfalls beim<br />

70-Tonnen-Bagger gewesen. Jetzt müsse schlicht und einfach<br />

ein neues Programm aufgespielt wer<strong>de</strong>n. Der Chef persönlich<br />

hat wie<strong>de</strong>r mal seinen Verkäufer für die Panne in Schutz genommen.<br />

Mission Konservenfabrik<br />

Da ist das „große Herz“, für das <strong>de</strong>r Selfma<strong>de</strong>man Krstic unter<br />

Weggefährten und Mitarbeitern bekannt ist. Und mit viel Fleiß<br />

stellt er immer wie<strong>de</strong>r neue Firmen auf die Beine. Selbst wenn<br />

<strong>de</strong>ren Schicksal schon besiegelt gewesen ist, wie im Fall <strong>de</strong>r<br />

von ihm in seiner ehemaligen Heimatstadt Bijeljina im heutigen<br />

Bosnien-Herzegowina quasi aus Ruinen aufgebauten<br />

Konservenfabrik Sava. Kurz vor <strong>de</strong>m Konkurs hat er diese im<br />

Jahr 2009 gekauft. Er nahm für <strong>de</strong>ren Sanierung einige Millionen<br />

Euro in die Hand, kaufte noch zwölf Hektar Gelän<strong>de</strong><br />

für die Expansion hinzu. Schon im Juni 2010 glänzten die<br />

sanierten Hallen mit dichten Dächern und neuen Maschinen.<br />

200 Mitarbeiter zählt die Sava Semberija d.o.o. heute. An <strong>de</strong>n<br />

Abfüllbän<strong>de</strong>rn für Tomatensaft, Gurken, Paprika und Obst<br />

o<strong>de</strong>r Marmela<strong>de</strong>n tragen Frauen und Männer weiße Kittel,<br />

Mundschutz und Hauben. „Wir sind dort endlich auf Westniveau<br />

angekommen“, sagt Krstic. Bereits im Oktober 2010<br />

hatten die Mitarbeiter <strong>de</strong>n Lagerbestand von 4.000 Tonnen<br />

aufgebaut. Einen Monat später stan<strong>de</strong>n die Gläser in <strong>de</strong>n Supermärkten<br />

<strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s.<br />

ProFirma 12 2011<br />

13


Wir Unternehmer – Porträt<br />

Stolz ist Krstic auf diese Mission in seiner alten Heimat. Stolz<br />

darauf, auch dank <strong>de</strong>r Unterstützung <strong>de</strong>r dortigen Regierung<br />

1.500 Bauern einen Abnehmer und damit eine Zukunft gegeben<br />

zu haben. Und wie<strong>de</strong>r legt er Wert auf die ihm eigene<br />

Unternehmerethik: „Natürlich und gesund“ ist das Motto<br />

für die hun<strong>de</strong>rt verschie<strong>de</strong>nen Produkte und Fertiggerichte.<br />

Künstliche Aromen o<strong>de</strong>r Geschmacksverstärker wird es im<br />

Sava-Glas nicht geben. Demnächst will er mit <strong>de</strong>n Produkten<br />

auf <strong>de</strong>n EU-Markt.<br />

Weil er an seinen Wurzeln hängt, hat er auch mal eine Straße<br />

in das Dorf gebaut, in <strong>de</strong>m seine 92-jährige Mutter noch lebt.<br />

Und weil er dort so viel unternimmt, gab es auch Interviews<br />

im Fernsehen o<strong>de</strong>r Besuche in Talkshows. In einer Reportage,<br />

die über ihn gezeigt wur<strong>de</strong>, plau<strong>de</strong>rte seine alte Lehrerin<br />

eifrig in die Kamera: „Er war nie ein Einser-Schüler. Aber er<br />

war immer sehr intelligent und fleißig.“ Von <strong>de</strong>r Schule sei er<br />

oft zu Hause geblieben, um auf <strong>de</strong>m Bauernhof zu arbeiten,<br />

schil<strong>de</strong>rt die Lehrerin die schwere Kindheit.<br />

Soziales Engagement für Kin<strong>de</strong>r<br />

Klaus Werner führt Krstic in <strong>de</strong>n Fertigungshallen <strong>de</strong>r Ceram Ingenieurkeramik<br />

in Birndorf vor, wie fein die keramischen Pulver sind, mit<br />

<strong>de</strong>nen später Werkzeuge für die Raumfahrt beschichtet wer<strong>de</strong>n.<br />

Beim Thema Sava kommt er wie<strong>de</strong>r zurück auf die morgendlichen<br />

Jogging- o<strong>de</strong>r Fahrradtouren. Beim Laufen fielen ihm<br />

auch die Begründungen für die Sieben-Sterne-Qualität <strong>de</strong>r<br />

Produkte ein. Die hat er dann mit <strong>de</strong>m Handy an seine Assistentin<br />

weitergegeben. So wie 100 an<strong>de</strong>re Probleme, die er an<br />

<strong>de</strong>r frischen Luft schon gelöst habe. „Ich will nichts komplizieren,<br />

ich will auch von meinen Ingenieuren einfache Erklärungen,<br />

keine Formulierungsakrobatik“, sagt Krstic, <strong>de</strong>r immer<br />

die richtigen Leute, auch im Aufsichtsrat seiner Kleenoil<br />

Panolin AG, um sich geschart hat: Wirtschaftswissenschaftler<br />

und Techniker. „Im Zweifel bin ich kein Spezialist“, gibt er<br />

offen zu.<br />

„Er ist ein herzensguter Mensch“, verrät seine Assistentin Angela<br />

Lautenbach-Bellwald die Charakterzüge ihres Chefs, mit<br />

<strong>de</strong>m sie schon lange per „Du“ ist. So hat er in Zusammenarbeit<br />

mit <strong>de</strong>r Stadt Waldshut-Tiengen für eine Grundschule in<br />

Tiengen einige Nachhilfelehrer eingestellt, die seit 2009 Kin<strong>de</strong>r<br />

mit Sprach- und Lern<strong>de</strong>fizit för<strong>de</strong>rn. „Die Weichen im Leben<br />

wer<strong>de</strong>n doch am Anfang gestellt. In unserer Gesellschaft<br />

ist es aber schick, die Elite zu för<strong>de</strong>rn“, sagt Krstic. Er habe als<br />

Kind vom Land dazu aber eine an<strong>de</strong>re Meinung. Mit seinem<br />

Freund und Coach, <strong>de</strong>m Jesuitenpater Hermann-Josef Zoche,<br />

mit <strong>de</strong>m er lei<strong>de</strong>nschaftlich Aben<strong>de</strong> lang philosophiert, hat er<br />

die I<strong>de</strong>e <strong>de</strong>r „Schwachenför<strong>de</strong>rung“ geboren.<br />

Mittlerweile ist es Zeit für die Mittagspause: Nein, <strong>de</strong>r Vorstand<br />

Krstic lädt nicht zum Lunch ins Spitzenrestaurant ein.<br />

Weil <strong>de</strong>r Stamm-Italiener Ruhetag hat, geht’s schnell in die<br />

Dorfwirtschaft. Er und seine für <strong>de</strong>n Export im Unternehmen<br />

zuständige 28-jährige Tochter Marina bestellen das Mittagsmenü<br />

für 6,50 Euro – Kürbissuppe, Putencurry mit Reis und<br />

eine Flasche Mineralwasser. Sohn Sascha hat keine Zeit fürs<br />

Essen. Stolz zeigt sich <strong>de</strong>r Familienvater jetzt, dass <strong>de</strong>r 27-Jährige<br />

mit kaufmännischem Hochschulabschluss als Betriebsleiter<br />

die Firma von <strong>de</strong>r Pike auf kennenlernt. Auf <strong>de</strong>r Straße<br />

begrüßt Milorad Krstic ein paar Rentner: „Mensch Mille,<br />

wie geht’s dir, haben uns schon lange nicht mehr gesehen.“<br />

Krstic erkundigt sich im Gegenzug nach <strong>de</strong>m Befin<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r<br />

Gattinnen. Man kennt sich.<br />

Entspannung im roten Flitzer<br />

Hier weiß je<strong>de</strong>r auch vom sozialen Engagement, und keiner<br />

nei<strong>de</strong>t Krstic die Limousine o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n italienischen Sportwagen,<br />

mit <strong>de</strong>m er zur Entspannung flott über die Schwarzwaldstraßen<br />

donnert: „Bei so einem Leben, wie ich es führe, mit<br />

Turbola<strong>de</strong>r und La<strong>de</strong>luftkühlung, bin ich auf abrupte Wechsel<br />

angewiesen“, sagt er. Die nötige Entspannung gebe ihm eben<br />

<strong>de</strong>r rote Flitzer: Aus <strong>de</strong>m Flugzeug raus, mit <strong>de</strong>m Geschäftswagen<br />

zurück an <strong>de</strong>n Hochrhein, Krawatte weg und losfahren.<br />

Ansonsten habe er aber zu Autos ein kühles Verhältnis.<br />

Nur extrem sauber müssen sie sein. Da ist er wie<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>r Grün<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>r Autoreinigung Top Car.<br />

Der Terminkalen<strong>de</strong>r beinhaltet an diesem Nachmittag auch<br />

noch die Stippvisite bei Ceram. Geschäftsführer und Mitgesellschafter<br />

Klaus Werner muss Krstic die aktuellen Probleme<br />

bei <strong>de</strong>r Lieferung „Seltener Er<strong>de</strong>n“ aus China genauer erklären.<br />

Diese Basisstoffe, Titanmetalle, verarbeitet das Unternehmen<br />

wie<strong>de</strong>r zu Produkten, die nach China geschickt wer<strong>de</strong>n. Ein<br />

Geschäft, bei <strong>de</strong>m <strong>de</strong>rzeit viel Geld auf <strong>de</strong>m Spiel steht. „Wir<br />

drei Gesellschafter haben das Unternehmen gegrün<strong>de</strong>t, weil<br />

die Technologie spannend ist und daraus ein profitables Unternehmen<br />

wer<strong>de</strong>n kann“, sagt Krstic und hat wie<strong>de</strong>r dieses<br />

Glänzen in <strong>de</strong>n Augen. „Entschuldigung, jetzt muss ich aber<br />

los, <strong>de</strong>r Flieger wartet nicht“, verabschie<strong>de</strong>t er sich. Weil er<br />

mit seinem Kleenoil Panolin-System gerne noch <strong>de</strong>n afrikanischen<br />

Markt aufrollen möchte, muss er jetzt wie<strong>de</strong>r selbst<br />

ran. Die Verabschiedung von Lebensgefährtin Andrea und <strong>de</strong>r<br />

neunjährigen Tochter Maria geht schnell. Ein Leben mit Turbola<strong>de</strong>r<br />

und La<strong>de</strong>luftkühlung geht weiter.<br />

www.kleenoilpanolin.com<br />

Fotos: Gerhard Herr<br />

14 ProFirma 12 2011


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Papersmart<br />

Vergleichen, bewerten, bestellen<br />

Der neue Online-Anbieter Papersmart macht <strong>de</strong>n unübersichtlichen Markt für Büromaterial<br />

transparent und ist dabei mehr als nur eine Preissuchmaschine für <strong>de</strong>n gewerblichen Bürobedarf.<br />

VON JÜRGEN CHRIST<br />

Ob Hefter, Textmarker o<strong>de</strong>r Aktenordner:<br />

Ohne Büromaterial kommt kein<br />

Unternehmen aus. Doch die Preise variieren<br />

stark. Eine Marktstudie zeigt,<br />

dass die Preise selbst bei Standardartikeln<br />

um mehr als 100 Prozent zwischen<br />

verschie<strong>de</strong>nen Anbietern abweichen.<br />

Dennoch betreiben Unternehmen nur<br />

selten Kostenoptimierungen, weil <strong>de</strong>r<br />

Aufwand für <strong>de</strong>n Preisvergleich in keinem<br />

Verhältnis zum Eingesparten steht.<br />

Der neue Online-Anbieter Papersmart<br />

löst dieses Problem und ist dabei mehr<br />

als nur eine Preissuchmaschine.<br />

„Da meist mehrere Produkte gekauft<br />

wer<strong>de</strong>n, vergleicht Papersmart nicht nur<br />

einzelne Produkte, son<strong>de</strong>rn direkt <strong>de</strong>n<br />

gesamten Warenkorb. Schließlich will<br />

niemand alle gewünschten Produkte<br />

einzeln vergleichen und bestellen“, erklärt<br />

Geschäftsführer Michael Wendt<br />

das Mo<strong>de</strong>ll. Papersmart schlägt <strong>de</strong>n<br />

besten Anbieter vor und verspricht Einsparungen<br />

von bis zu 45 Prozent. Dabei<br />

können Bestellungen auf zwei Anbieter<br />

aufgeteilt wer<strong>de</strong>n, sollte dies günstiger<br />

als <strong>de</strong>r beste Alleinlieferant sein.<br />

Der 23-jährige Michael Wendt und <strong>de</strong>r<br />

22-jährige Alexan<strong>de</strong>r Hoffmann, bei<strong>de</strong><br />

ehemalige Stu<strong>de</strong>nten <strong>de</strong>r Otto Beisheim<br />

School of Management, entwickelten<br />

diese Vergleichs- und Bestellplattform<br />

im Rahmen ihrer Diplomarbeit. Im<br />

August grün<strong>de</strong>ten sie mit vier weiteren<br />

Männern das Unternehmen in Vallendar<br />

in <strong>de</strong>r Nähe von Koblenz, das ohne<br />

Fremdfinanzierung auskam. Zur Qualitätssicherung<br />

grün<strong>de</strong>ten die cleveren<br />

Stu<strong>de</strong>nten einen Beirat und holten sich<br />

renommierte Experten mit an Bord.<br />

„Tief beeindruckt hat mich die Entwicklung<br />

<strong>de</strong>r sogenannten ‚generischen Artikel’,<br />

die Endkun<strong>de</strong>n ungeahnte Flexibilität<br />

bei <strong>de</strong>r Produktwahl und höhere<br />

Sparpotenziale ermöglichen”, erklärt<br />

Professor Dr. Malte Brettel, Leiter <strong>de</strong>s<br />

Grün<strong>de</strong>rzentrums an <strong>de</strong>r RWTH Aachen,<br />

eines <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r im Beirat.<br />

Die Nutzung von internationalen Klassifizierungsstandards<br />

erlaubt es <strong>de</strong>m<br />

jungen Unternehmen, seinem Kun<strong>de</strong>n<br />

ganze Produktkategorien zum Vergleich<br />

anzubieten. Ein Kun<strong>de</strong> braucht<br />

sich beispielsweise für einen gelben<br />

Textmarker nicht auf einen <strong>de</strong>r zwölf<br />

Markenanbieter festzulegen. Er wählt<br />

einfach einen gelben Textmarker und erhält<br />

dann jeweils das günstigste Produkt.<br />

Die bei<strong>de</strong>n Existenzgrün<strong>de</strong>r haben mit<br />

ihrer I<strong>de</strong>e <strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen B2B-Markt<br />

im Visier, <strong>de</strong>r mit einem Gesamtvolumen<br />

von 4,73 Milliar<strong>de</strong>n Euro zu <strong>de</strong>n<br />

größten in Europa zählt. <strong>Als</strong> Zielgruppen<br />

peilen sie Unternehmen und Institu-tionen<br />

an, die Bürobedarf bislang<br />

über herkömmliche Händler beziehen.<br />

Insbeson<strong>de</strong>re kleine und mittlere Unternehmen<br />

sollen von <strong>de</strong>m Einsparpotenzial<br />

profitieren. „Das Team ist sehr<br />

kompetent, und technisch scheint mir<br />

die Herausfor<strong>de</strong>rung herausragend<br />

gelöst. Kun<strong>de</strong>n und Anbieter wer<strong>de</strong>n<br />

gleichermaßen von <strong>de</strong>n Ergebnissen<br />

<strong>de</strong>r komplexen Vergleichsalgorithmen<br />

profitieren“, meint Professor Dr. Lutz<br />

Kaufmann, Lehrstuhlinhaber für Internationale<br />

Strategie und Beschaffung an<br />

<strong>de</strong>r WHU – Otto Beisheim School of<br />

Management und ebenfalls Mitglied <strong>de</strong>s<br />

selbst geschaffenen Beirats.<br />

www.papersmart.<strong>de</strong><br />

Die Gesellschafter<br />

(von links nach<br />

rechts):<br />

Klaus Wächter,<br />

Alexan<strong>de</strong>r Hoffmann,<br />

Michael Wendt,<br />

Simon Stemplinger,<br />

Stefan Wille,<br />

Dirk Steffens.<br />

Foto: Papersmart<br />

16 ProFirma 12 2011


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AUSZEIT<br />

Whale-Watching vor Teneriffa<br />

50 Tonnen Eleganz<br />

Man nennt sie die „Inseln <strong>de</strong>s ewigen<br />

Frühlings“, und Teneriffa, die Insel mit<br />

<strong>de</strong>r Form eines Faustkeils, ist die größte<br />

<strong>de</strong>r sieben Haupt- und sechs Nebeninseln<br />

<strong>de</strong>r Kanaren, gut 2.000 Quadratkilometer<br />

groß, 900.000 Einwohner. Es<br />

gibt die sechs Pyrami<strong>de</strong>n von Guimar,<br />

von <strong>de</strong>nen noch niemand weiß, weshalb<br />

sie dort stehen. Es gibt eine Menge<br />

Touristen im Sü<strong>de</strong>n an <strong>de</strong>r Playa <strong>de</strong> las<br />

Americanas, eine Menge Bausün<strong>de</strong>n auf<br />

<strong>de</strong>r ganzen Insel, aber auch noch kleine<br />

Paradiese. Und es gibt Wale.<br />

Whale-Watching also, wie das heute<br />

heißt. Noch nicht in ganz großem Stil.<br />

Erst ein paar Anbieter haben diesen<br />

Wirtschaftszweig ent<strong>de</strong>ckt. Was man in<br />

diesem Gewässer sieht, sind je<strong>de</strong> Menge<br />

relativ kleine Pilotwale, drei Meter lang.<br />

Sie sehen aus wie aus <strong>de</strong>r Form geratene<br />

Delphine. Man trifft sie zwischen Teneriffa<br />

und La Gomera, wo sie sich dauerhaft<br />

nie<strong>de</strong>rgelassen haben.<br />

Das Problem an <strong>de</strong>n Pilotwalen ist, dass<br />

sie schnell langweilig wer<strong>de</strong>n. Zu viele<br />

und vor allem zu klein, um nachhaltig<br />

zu beeindrucken. Um beim Walebeobachten<br />

wirklich sprachlos zu wer<strong>de</strong>n<br />

und auch ein wenig <strong>de</strong>mütig, braucht<br />

es schon einen Pottwal, dieses epische<br />

50-Tonnen-Tier, das als „Moby Dick“ in<br />

die Literatur eingegangen ist. Aber die 18<br />

Meter langen Ozean-Kolosse mit ihrem<br />

9.5 Kilogramm schweren Gehirn, <strong>de</strong>m<br />

schwersten <strong>de</strong>r Welt, sind rar gewor<strong>de</strong>n.<br />

Vielleicht eine Million Tiere, an<strong>de</strong>re sagen<br />

300.000, soll es noch geben.<br />

Man sollte sich diese endliche Chance<br />

nicht entgehen lassen. Die meisten<br />

Touristen versuchen ihr Glück von Los<br />

Christianos im Sü<strong>de</strong>n aus. Das ist nicht<br />

wirklich zu empfehlen. Die Whale-Watcher<br />

wer<strong>de</strong>n all-inclusive-mäßig in Bussen<br />

zu <strong>de</strong>n Booten gekarrt. Besser man<br />

geht nach Los Gigantes, nördlich von<br />

Los Christianos. Gigantes liegt an <strong>de</strong>r<br />

zweithöchsten Steilküste Europas, und<br />

irgendwie <strong>de</strong>nkt man, diese riesigen<br />

Felsen und riesige Wale: Das passt. Die<br />

Boote dort sind kleiner, die Touristengruppen<br />

auch, die Skipper verdienen<br />

weniger, sind dafür umso mehr an zufrie<strong>de</strong>nen<br />

Kun<strong>de</strong>n interessiert. Und ein<br />

zufrie<strong>de</strong>ner Kun<strong>de</strong> ist einer, <strong>de</strong>r einen<br />

Pottwal beobachtet hat. Weiter nördlich<br />

kann man auch mit irgen<strong>de</strong>inem Fischer<br />

rausfahren, wenn <strong>de</strong>r gera<strong>de</strong> Lust<br />

hat. Ist dann ein bisschen teurer.<br />

Mit ein wenig Glück hat man dann Bil<strong>de</strong>r<br />

fürs Leben in <strong>de</strong>r Erinnerung und<br />

auf <strong>de</strong>r Speicherkarte <strong>de</strong>r Kamera. Wie<br />

<strong>de</strong>r Wal bläst, hochschießt, 50 Tonnen<br />

Eleganz, wie die gigantische Fluke noch<br />

einen Moment winkt, bevor er abtaucht<br />

ins Reich <strong>de</strong>r Riesenkalmare. (mib)<br />

Das schöne Ding<br />

Er heißt „Sitzhörer“, weil man in einem Kopfhörer sitzt – <strong>de</strong>m „Sonic-Chair“ aus Köln. Im Grun<strong>de</strong><br />

ist es ein Sessel mit 32 Liter Lautsprechervolumen, einem Sechskanal-Verstärker und einer<br />

Tiefton-Körperschallmembran in <strong>de</strong>r Rücklehne. O<strong>de</strong>r ein multimediales Schneckenhaus mit<br />

Anschlüssen für Laptop, iPod und so weiter, in das man sich zurückziehen kann, wenn man<br />

vom Getöse <strong>de</strong>r Welt genug hat. Der Rückzug ist nicht ganz billig. Die teuerste Variante kostet<br />

gut 10.000 Euro. Aber Ruhe vor <strong>de</strong>r Welt war schon immer ein Luxus. www.sonic-chair.com<br />

Fotos: Sonic; Sam Chadwick /shutterstock.com<br />

18 ProFirma 12 2011


Für <strong>de</strong>n<br />

Max Beckmann im Kunstmuseum Basel<br />

Gemalte mythische Orte<br />

TERMIN-<br />

KALENDER<br />

Bekanntes, aber auch viel Unbekanntes aus <strong>de</strong>m<br />

Schaffen <strong>de</strong>s <strong>de</strong>utschen Malers Max Beckmann zeigt<br />

das Kunstmuseum Basel noch bis En<strong>de</strong> Januar.<br />

Jetzt nennt man ihn einen „Titanen <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>rne“, <strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen Maler<br />

Max Beckmann (geboren in Leipzig 1884, gestorben in New York<br />

1950). Zuvor war er lange Zeit ein <strong>de</strong>utscher Künstler, <strong>de</strong>r ein wenig in<br />

Vergessenheit geraten war. Ein Son<strong>de</strong>rling war er. Schloss sich keiner<br />

avantgardistischen Strömung an, son<strong>de</strong>rn machte, wie man das heute so<br />

sagt, „sein Ding“. „Sein Ding“ war immer das Figurenbild, das macht ihn<br />

so ansehnlich. In einer Son<strong>de</strong>rausstellung zeigt das Kunstmuseum Basel<br />

noch bis En<strong>de</strong> Januar 2012 70 Landschaftsgemäl<strong>de</strong> von Beckmann; Bekanntes<br />

und viel Unbekanntes. Es ist wie Urlaub in Europa, wie eine Neuent<strong>de</strong>ckung<br />

von bereits Ent<strong>de</strong>cktem. Er nimmt einen mit auf eine Reise,<br />

seine Reise, die umso mehr Freiraum für einen selbst offeriert, weil seine<br />

Landschaften von dieser grandios-distanzierten Sichtweise sind. So wird<br />

aus je<strong>de</strong>r Landschaft ein fast mythischer Ort voller ange<strong>de</strong>uteter Sehnsüchte.<br />

Beckmann ist Kopfkino aller Reisen<strong>de</strong>n, die zu Hause geblieben<br />

sind. (mib)<br />

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Wir Unternehmer<br />

WIRTSCHAFT & POLITIK<br />

Deutsche Staatsverschuldung<br />

Rekord<strong>de</strong>fizite und Rekor<strong>de</strong>innahmen<br />

En<strong>de</strong> 2010 erreichten die öffentlichen Schul<strong>de</strong>n wie<strong>de</strong>r einen Rekord. Auch in diesem Jahr wer<strong>de</strong>n einige<br />

Milliar<strong>de</strong>n hinzukommen, obwohl die Steuereinnahmen nach <strong>de</strong>r jüngsten Schätzung auf 571 Milliar<strong>de</strong>n Euro<br />

steigen wer<strong>de</strong>n. Das ist nichts Neues: Seit 1950 wachsen Schul<strong>de</strong>n und Einnahmen fast im Gleichschritt.<br />

Stetig wachsen<strong>de</strong>r Schul<strong>de</strong>nberg<br />

Entwicklung <strong>de</strong>r Schul<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s öffentlichen<br />

Gesamthaushalts in in Deutschland von<br />

1950 bis 2010 (in Milliar<strong>de</strong>n Euro)<br />

Stetig wachsen<strong>de</strong> Steuereinnahmen<br />

Steueraufkommen in Deutschland<br />

von 1950 bis 2010 (in Milliar<strong>de</strong>n Euro)<br />

2.035,9 2010 530,6<br />

1.694,3 2009 524,0<br />

1.577,8 2008 561,2<br />

1.552,3 2007 538,2<br />

1.545,3 2006 488,4<br />

1.489,8 2005 452,1<br />

1.429,7 2004 442,8<br />

1.357,7 2003 442,2<br />

1.277,2 2002 441,7<br />

1.223,5 2001 446,2<br />

1.210,9 2000 467,3<br />

1.199,5 1999 453,1<br />

1.165,4 1998 425,6<br />

1.132,4 1997 407,6<br />

1.082,9 1996 409,0<br />

1.018,7 1995 416,3<br />

848,0 1994 402,0<br />

769,8 1993 383,0<br />

686,3 1992 374,1<br />

599,5 1991 338,4<br />

538,3 1990 281,0<br />

388,4 1985 223,5<br />

238,8 1980 186,6<br />

130,0 1975 123,8<br />

64,2 1970 78,8<br />

44,6 1965 53,9<br />

28,9 1960 35,0<br />

21,3 1955 21,6<br />

9,5 1950 10,5<br />

Quelle: Statista, Bun<strong>de</strong>sministerium <strong>de</strong>r Finanzen<br />

20 ProFirma 12 2011


Steigenberger <strong>de</strong>nkt wie<br />

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Arco Buijs<br />

Chief Executive Officer<br />

Steigenberger Hotels AG


Unternehmertage vom 07.-10. Februar 2012<br />

Zur Man<strong>de</strong>lblüte auf Mallorca<br />

Die Service-Gesellschaft <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r Steuerzahler<br />

lädt ein zum Fachseminar auf Mallorca<br />

Wie steht Ihr Unternehmen? Welche Chancen bieten sich, wo lauern Gefahren? Im immer komplexeren<br />

Geschäftsleben wird mangeln<strong>de</strong>r Überblick zunehmend Existenz gefähr<strong>de</strong>nd. Dabei liefern Ihnen die<br />

Betriebswirtschaftlichen Auswertungen (BWA) Ihres Steuerberaters regelmäßig und zeitnah Antworten<br />

auf die zentralen Fragen. Allerdings nur dann, wenn Sie mit diesem wertvollen Werkzeug richtig<br />

umgehen können! In unserem Seminar<br />

Die Betriebswirtschaftliche Auswertung –<br />

optimal nutzen!<br />

zeigen wir Ihnen, wie Sie die BWA gezielt einsetzen, um die wesentlichen Entwicklungen Ihres<br />

Betriebes stets im Blick zu haben. Unser Referent kommt aus <strong>de</strong>r Praxis und macht Sie anhand<br />

konkreter Beispiele mit <strong>de</strong>r BWA vertraut. Der Ablauf ist im Übrigen so gestaltet, dass Sie individuelle<br />

Fragen in Ruhe mit <strong>de</strong>m Referenten erörtern können.<br />

Begeisterte Teilnehmer bestätigen uns immer wie<strong>de</strong>r: Der Besuch dieses Seminars ist eine gute<br />

Investition – auch in die Zukunft Ihres Betriebes! Danach wer<strong>de</strong>n Ihnen viele betriebliche<br />

Entscheidungen leichter fallen, weil Sie sich dann auf „festem Bo<strong>de</strong>n bewegen“.<br />

Agieren statt reagieren soll und wird nach diesem Seminar Ihre Devise lauten!<br />

Es erwartet Sie ein gleich gesinnter Kreis klein- und mittelständischer Unternehmer, <strong>de</strong>r sicher<br />

auch außerhalb <strong>de</strong>r Seminarzeiten Gelegenheit für anregen<strong>de</strong> Gespräche bietet.<br />

Detailliertes zum Inhalt und Verlauf sowie zum abwechslungsreichen Rahmenprogramm –<br />

zu <strong>de</strong>m wir natürlich auch Ihre Begleitung herzlich begrüßen – sen<strong>de</strong>n wir Ihnen gerne zu.<br />

www.steuerzahler-service.<strong>de</strong>


RetouranFax0611-34107599<br />

BdSt Steuerzahler Service GmbH<br />

JA, ich mel<strong>de</strong> mich an!<br />

Ich möchte zunächst weitere Informationen<br />

Seminartitel: Die Betriebswirtschaftliche Auswertung –<br />

optimal nutzen!<br />

Referent:<br />

Jens Albers, Steuerberater<br />

Termin: 07.–10. Februar 2012<br />

Ort:<br />

Gebühr:<br />

Hotel Bon Sol, Illetas bei Palma <strong>de</strong> Mallorca<br />

€ 1.445,- + MwSt.<br />

(regulär € 1.595,- + MwSt. )<br />

€ 150,- Ermäßigung für ProFirma-Leser!<br />

Die Teilnahmegebühr enthält:<br />

• Die Seminargebühr, ausführliche Begleitunterlagen,<br />

Tagungsbewirtung<br />

• Drei Übernachtungen im Einzelzimmer mit Balkon<br />

• Drei Frühstücks- und Mittagsbuffets inkl. Getränke<br />

• Cocktail-Empfang und festliches Aben<strong>de</strong>ssen am 07.02.<br />

• Zwei Inseltouren am 08.+09.02.: Im Privatbus mit<br />

professioneller Führung nach Esporles zum Landgut<br />

„La Granja“ mit herrlicher Gartenlandschaft, Freilichtmuseum<br />

und Tierpark. Große Sightseeing-Tour in Palma<br />

und Altstadt-Führung. Malerische Ostküsten-Tour nach<br />

Val<strong>de</strong>mossa und Sollér. Fahrt mit <strong>de</strong>r Historischen<br />

Eisenbahn entlang <strong>de</strong>r Man<strong>de</strong>lblüte. Café-Besuche,<br />

Eintrittsgebühren.<br />

• Zwei Aben<strong>de</strong>ssen in Palma: elegant im Hafen,<br />

mallorquinisch im Gewölbe-Restaurant.<br />

• Rücktransfers im Privatbus zum Hotel<br />

• Erfahrene <strong>de</strong>utsche, spanischsprechen<strong>de</strong><br />

Betreuung vor Ort<br />

Eigene Anreise<br />

Name Teilnehmer:<br />

Firma:<br />

Anschrift:<br />

Telefon/Fax/E-Mail:<br />

Übernachtung im: EZ DZ Begleitperson: (€ 95 + MwSt. im DZ inkl. Frühstücks- und Mittagsbuffet / Tag)<br />

Verlängerung: vom bis EZ € 99,- + MwSt. DZ € 149,- + MwSt. ( jeweils inklusive reichhaltigem Frühstücksbuffet)<br />

Datum:<br />

Unterschrift:<br />

Bitte per Fax o<strong>de</strong>r per Post an: BdSt Steuerzahler Service GmbH · Adolfsallee 22 · 65185 Wiesba<strong>de</strong>n<br />

Seminarorganisation: Dagmar Bocchini · Telefon (0611) 34107520 · Fax (0611) 34107599<br />

E-Mail: bocchini@steuerzahler-service.<strong>de</strong> · www.steuerzahler-service.<strong>de</strong>


Unternehmensführung – Titelthema<br />

ProFirma<br />

Gesundheitsmanagement<br />

Kleiner Aufwand, große Wirkung<br />

Titelthema<br />

Überfor<strong>de</strong>rung und Burnout im Betrieb stehen im Rampenlicht <strong>de</strong>r öffentlichen<br />

Aufmerksamkeit. Gesundheitsför<strong>de</strong>rung leistet einen Beitrag, <strong>de</strong>n Krankenstand zu<br />

senken und die Mitarbeiterzufrie<strong>de</strong>nheit <strong>de</strong>utlich zu erhöhen. Das nützt allen.<br />

VON DR. ULRIKE FELGER<br />

24 ProFirma 12 2011


Ergonomie, Führungskultur, Betriebssport, Arbeitssicherheit<br />

o<strong>de</strong>r Kantinenessen – unter <strong>de</strong>m Etikett „Gesundheit“ tummelt<br />

sich eine Vielzahl von Themen, Trends und Schlagworten, die<br />

die Aufmerksamkeit verantwortungsvoller Unternehmer for<strong>de</strong>rn.<br />

Ebenso unübersichtlich wie das Themenspektrum präsentieren<br />

sich die zahllosen Dienstleister, För<strong>de</strong>rprogramme,<br />

Bildungsangebote, Institute und Institutionen, die sich <strong>de</strong>r betrieblichen<br />

Gesundheitsför<strong>de</strong>rung zuordnen.<br />

Laut einer aktuellen Studie von Booz & Company lasten auf<br />

Deutschlands Arbeitgebern krankheitsbedingte Kosten von<br />

jährlich rund 3.600 Euro pro Arbeitnehmer. Im Jahr 2009 beliefen<br />

sich, hochgerechnet auf alle <strong>de</strong>utschen Unternehmen,<br />

die Kosten auf etwa 129 Milliar<strong>de</strong>n Euro. Nur ein Drittel davon<br />

resultiert aus reinen Fehlzeiten. Der größere Teil entsteht<br />

dadurch, dass Arbeitnehmer trotz Krankheit am Arbeitsplatz<br />

erscheinen. Ihre eingeschränkte Einsatzfähigkeit vermin<strong>de</strong>rt<br />

die Arbeitsqualität, erhöht die Fehleranfälligkeit und steigert<br />

die Anzahl von Unfällen.<br />

„Im <strong>de</strong>utschen Mittelstand gibt es<br />

noch kein Gesundheitsmanagement,<br />

das <strong>de</strong>n Namen wirklich verdient.“<br />

RUDOLF KAST, DIE PERSONALMANUFAKTUR, WITTNAU<br />

Dennoch: „Im <strong>de</strong>utschen Mittelstand gibt es kein betriebliches<br />

Gesundheitsmanagement, das <strong>de</strong>n Namen verdient“,<br />

konstatiert Rudolf Kast, Inhaber von Die Personalmanufaktur<br />

in Wittnau. Dabei sei die Arbeit in <strong>de</strong>n vergangenen Jahren<br />

intensiver gewor<strong>de</strong>n und ihr Einfluss auf die individuelle Gesundheit<br />

erheblich gestiegen. Der frühere Personalleiter <strong>de</strong>r<br />

Sick AG in Waldkirch hat selbst ein betriebliches Gesundheitsmanagement<br />

aufgebaut. Seine Zutaten: Ein engagiertes<br />

Steuerungsgremium, vom Thema überzeugte Führungskräfte<br />

sowie Mitarbeiter, die als interne Promotoren die Selbstverantwortung<br />

in <strong>de</strong>r Belegschaft stärken.<br />

Der Vorturner<br />

„Es fing an mit <strong>de</strong>r Erkenntnis, dass meine Leistungsfähigkeit<br />

sinkt. Mit zunehmen<strong>de</strong>r Bürotätigkeit baut<br />

sich <strong>de</strong>r Fitnessgrad ab – und umso beschwerlicher<br />

wer<strong>de</strong>n körperliche Einsätze auf <strong>de</strong>r Baustelle. Diese<br />

Erkenntnis wollte ich nicht vom Tisch fegen, son<strong>de</strong>rn<br />

im Betrieb umsetzen.<br />

Die Innungskrankenkasse hat mir dann ein Bonusprogramm<br />

mit <strong>de</strong>n Zielen Prävention und Prophylaxe<br />

angeboten. Wir sind mit <strong>de</strong>r ganzen Truppe in ein<br />

Reha-Zentrum gegangen und haben eine Diagnose<br />

und Analyse <strong>de</strong>r körperlichen Disposition gemacht.<br />

Das Resultat war erstaunlich: Meine Mitarbeiter sind<br />

echte Kerle, aber sie haben eine überdurchschnittlich<br />

entwickelte Bauchmuskulatur und weniger gute<br />

Rückenmuskeln. Heute wissen wir, dass das durch<br />

die Bewegungsabläufe bei <strong>de</strong>r Arbeit kommt.<br />

In zunächst 20 Sitzungen haben wir eine Stun<strong>de</strong><br />

vor Feierabend zusammen mit einem Sportlehrer<br />

bestimmte Turnübungen gelernt, die hier Abhilfe<br />

schaffen sollen. Dann haben wir gemeinsam weitergemacht.<br />

Die Übungen sind nach <strong>de</strong>r Einarbeitung<br />

je<strong>de</strong>rzeit und überall praktikabel – zu Hause, in <strong>de</strong>r<br />

Werkstatt, sogar auf <strong>de</strong>r Baustelle.<br />

Nach einem Jahr haben wir die Körperdaten erneut<br />

erhoben und festgestellt, dass wir muskulär ins<br />

Gleichgewicht gekommen sind. Alle haben gewonnen:<br />

Die Mitarbeiter haben einen finanziellen Bonus<br />

bei <strong>de</strong>r Krankenkasse bekommen. Und im Betrieb<br />

ist <strong>de</strong>r Krankenstand <strong>de</strong>utlich gesunken. Die Ausfälle<br />

wegen Rückenbeschwer<strong>de</strong>n sind auf null runtergegangen.<br />

Im Nachgang haben wir Geräte angeschafft, um die<br />

Lastenverteilung beim Heben zu verbessern. Aufkleber<br />

an Hebepunkten, aber auch an <strong>de</strong>n Toiletten<br />

o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Stechuhr erinnern an gutes Heben.“<br />

Foto: privat<br />

Fehlen<strong>de</strong>s Wissen als Ursache<br />

Die Zurückhaltung <strong>de</strong>s Mittelstands führen zwei aktuelle<br />

Studien <strong>de</strong>s TÜV Süd zum Teil auf fehlen<strong>de</strong> Informationen<br />

über psychische Belastungsfaktoren zurück, aber auch auf<br />

fehlen<strong>de</strong>s Wissen über die Ausgestaltung eines effektiven<br />

Gesundheitsmanagements. Den größten Handlungsbedarf<br />

in <strong>de</strong>r betrieblichen Gesundheitsför<strong>de</strong>rung sehen die Experten<br />

bei gesun<strong>de</strong>m Führungsverhalten, Konfliktmanagement,<br />

verlängerter Lebensarbeitszeit und Arbeitsmotivation. „Viele<br />

Mittelständler befrem<strong>de</strong>t das Thema Gesundheit“, bestätigt<br />

Karin Patzel-Kohler, systemischer Coach aus Steinheim/Murr.<br />

Gegenüber weithin akzeptierten Unfallszenarien habe eine<br />

Krankheitsgeschichte im psychischen Bereich häufig die<br />

Klaus Bran<strong>de</strong>nburg<br />

Inhaber von Fußbo<strong>de</strong>n Bran<strong>de</strong>nburg, Gummersbach,<br />

sechs Mitarbeiter<br />

ProFirma 12 2011<br />

25


Unternehmensführung – Titelthema<br />

Der Pragmatische<br />

Reinhard Krumm<br />

Vorstandsvorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />

Volksbank Lahr, knapp 500<br />

Mitarbeiter<br />

„Schon seit Längerem bieten wir für unsere Führungskräfte alle zwei Jahre einen Checkup<br />

an. Seit zehn Jahren haben wir beispielsweise Verträge mit drei Fitnessstudios. Gut<br />

150 unserer fast 500 Mitarbeiter nehmen das an. Dann haben wir noch Betriebssportgruppen<br />

und einen Ergonomie-Check.<br />

Wir sind überzeugt, dass gesun<strong>de</strong> Mitarbeiter in einem gesun<strong>de</strong>n Unternehmen gute<br />

Leistung erbringen – dafür wollen wir uns engagieren. Wir sehen unser Angebot einerseits<br />

als Beitrag zur Mitarbeitergesundheit, an<strong>de</strong>rerseits wollen wir Mehrwert bieten<br />

und gute Mitarbeiter ans Haus bin<strong>de</strong>n. Spätestens wenn die geburtenstarken Jahrgänge<br />

in <strong>de</strong>n Ruhestand gehen, wird uns das Abwerbungsthema erreichen.<br />

Dieses Jahr haben wir erstmals einen Gesundheitstag durchgeführt, um das Thema in<br />

die Breite zu tragen. Fast 65 Prozent <strong>de</strong>r Belegschaft beteiligen sich, wir mussten noch<br />

drei Zusatztermine anbieten. Die Teilnahme ist freiwillig und ,kostet’ die Mitarbeiter<br />

einen halben Urlaubstag, <strong>de</strong>n Rest zahlt die Bank. Dort gibt es Vorträge, Gesundheitsübungen,<br />

Nordic Walking, Ernährungsberatung und vieles mehr. Worum es uns dabei<br />

geht? Wir wollen helfen, dass sich im Kopf <strong>de</strong>r Teilnehmer ein Hebel umlegt und sie<br />

Gesundheit als Wert erkennen, für <strong>de</strong>n man sich einsetzt.<br />

Gera<strong>de</strong> <strong>de</strong>nken wir über die Einrichtung von Laufgruppen nach, vielleicht als kleiner<br />

Wettbewerb zwischen <strong>de</strong>n Filialen o<strong>de</strong>r sogar als Sponsoring-Event, an <strong>de</strong>m auch Kun<strong>de</strong>n<br />

teilnehmen können. Ich selbst laufe 15 bis 20 Mal im Monat und weiß, dass man<br />

auf <strong>de</strong>n eigenen Körper hören muss, sonst mel<strong>de</strong>t er sich.“<br />

Stigmatisierung <strong>de</strong>r Betroffenen zur Folge, so ihre Erfahrung.<br />

Oft sei es ein persönliches Schicksal, das in kleinen Betrieben<br />

die Aufmerksamkeit für das Thema wecke.<br />

„Wir haben irgendwann von <strong>de</strong>r Krankenkasse <strong>de</strong>n Hinweis<br />

bekommen, dass <strong>de</strong>r Krankenstand sich in bestimmten Segmenten<br />

kumuliert“, berichtet Markus Müller, geschäftsführen<strong>de</strong>r<br />

Gesellschafter von Breuer & Schmitz in Solingen. Die<br />

anonymen und aggregierten Daten hätten endlich einen Anhaltspunkt<br />

gegeben, um <strong>de</strong>n generell hohen Krankenstand<br />

unter <strong>de</strong>n eher älteren und häufig ungelernten Kräften zu reduzieren.<br />

Ab 50 Versicherten beim selben Anbieter sind solche<br />

Datenanalysen möglich. „Der Mangel an Informationen<br />

in diesem Bereich war für mich ein ständiger Quell von Frustration:<br />

Ich sehe Kosten und Fehlzeitenwirkung, aber nie die<br />

Ursache dafür“, sagt Müller. Der Vorstoß <strong>de</strong>r Kasse habe das<br />

Thema entemotionalisiert und <strong>de</strong>utlich versachlicht.<br />

Entsprechend <strong>de</strong>r Analyse hat sich <strong>de</strong>r metallverarbeiten<strong>de</strong> Betrieb<br />

darauf konzentriert, in muskel- und gelenkbelasten<strong>de</strong>n<br />

Bereichen Entlastung zu schaffen. Wichtigster Partner und<br />

treiben<strong>de</strong> Kraft in <strong>de</strong>m Projekt war das Institut für betriebliche<br />

Gesundheitsför<strong>de</strong>rung (BGF) in Köln, ursprünglich eine Einrichtung<br />

<strong>de</strong>r AOK Rheinland. „Wir produzieren Scharniere,<br />

das ist unsere Kernaufgabe – einen Stab an Gesundheitsmanagern<br />

kann ich bei 80 Mitarbeitern kaum beschäftigen“, bringt<br />

Markus Müller die Realität <strong>de</strong>s Mittelstands knurrig auf <strong>de</strong>n<br />

Punkt. Eine Rückenschule, die Anschaffung von Transportgeräten<br />

o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r sukzessive Austausch <strong>de</strong>r Bestuhlung wirken<br />

wenig spektakulär, doch <strong>de</strong>r Krankenstand hat sich im Laufe<br />

<strong>de</strong>r Projeks von 6,9 auf 4,6 Prozent in diesem Bereich ver-<br />

Mitarbeiter-Gesundheit<br />

in Zahlen<br />

■ Krankenstand 2010:<br />

4,8 Prozent<br />

(entspricht <strong>de</strong>m Vorjahresniveau)<br />

■ durchschnittliche Dauer einer Arbeitsunfähigkeit:<br />

17,6 Tage<br />

(Anstieg um 0,7 Prozent aufgrund<br />

zunehmen<strong>de</strong>r psychischer Erkrankungen)<br />

■ Art <strong>de</strong>r Erkrankungen in Prozent:<br />

Muskel- und Skeletterkrankungen (24,2), akute Verletzungen<br />

(12,9), Atemwegserkrankungen (12), psychische<br />

Erkrankungen (9,3 – Ten<strong>de</strong>nz weiter steigend)<br />

■ höchster Krankenstand 2010 in <strong>de</strong>n Branchen:<br />

Energie, Wasser, Entsorgung und Bergbau<br />

■ niedrigster Krankenstand 2010 in <strong>de</strong>n Branchen:<br />

Banken und Versicherungen<br />

Foto: privat<br />

26 ProFirma 12 2011


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Unternehmensführung – Titelthema<br />

Der Einsteiger<br />

Michael Grimm<br />

geschäftsführen<strong>de</strong>r Gesellschafter<br />

<strong>de</strong>r Ingentis Software-Entwicklung GmbH,<br />

Nürnberg, 55 Mitarbeiter<br />

„Die Zufrie<strong>de</strong>nheit unserer Mitarbeiter, ihr Wohlbefin<strong>de</strong>n und das Betriebsklima in <strong>de</strong>r<br />

Firma sind uns sehr wichtig. Natürlich haben wir ein Interesse, dass unsere Mitarbeiter<br />

so gesund wie möglich sind und dies auch bleiben. Wir hatten bisher eine gute Krankheitsquote,<br />

die wollen wir halten. Mitarbeiterbindung, insbeson<strong>de</strong>re von High-Potentials,<br />

ist für uns ein Riesenthema, gera<strong>de</strong> aus betriebswirtschaftlicher Sicht.<br />

Wir sind in <strong>de</strong>n vergangenen Jahren ziemlich stark gewachsen und wollten nun unsere<br />

Aufmerksamkeit auf das richten, was unsere Mitarbeiter bewegt. In diesem Moment<br />

erreichte uns eine Anfrage von PräKoNet, einem Verbundprojekts <strong>de</strong>s BMBF zum<br />

Erhalt <strong>de</strong>r Beschäftigungsfähigkeit von ITK-Fachkräften über das gesamte Arbeitsleben.<br />

Es ging um die Entwicklung einer betrieblichen Gesundheitsför<strong>de</strong>rung, die <strong>de</strong>n Herausfor<strong>de</strong>rungen<br />

<strong>de</strong>r Wissensarbeit entspricht und eine Reduktion psychischer Belastung im<br />

Fokus hat.<br />

Geschäftsführung und Mitarbeiter bil<strong>de</strong>ten einen Arbeitskreis, um Stressursachen zu<br />

i<strong>de</strong>ntifizieren. Das Ergebnis: Es ging vor allem darum, Zuständigkeiten besser zu <strong>de</strong>finieren<br />

und für Mehrarbeit klare Regeln zu schaffen – die gab es vorher nicht.<br />

Mittlerweile haben wir einiges getan. Wir haben die Arbeitszeitregelungen präzisiert<br />

und ein strukturiertes Gehaltssystem entwickelt. Das stand dringend für uns an. Obst<br />

zur freien Verfügung o<strong>de</strong>r unser Sportbeauftragter sind Kleinigkeiten und doch auch<br />

wichtiger Teil unserer Neuerungen.“<br />

ringert. Die Einrichtung eines Gesundheitskreises, <strong>de</strong>r dank<br />

<strong>de</strong>m unermüdlichen Einsatz <strong>de</strong>r zuständigen Personalmanagerin<br />

auch gelebt wird, hat Erfolge dauerhaft gemacht.<br />

Zu Beginn eine Befragung<br />

Im I<strong>de</strong>alfall startet ein systematischer Prozess zum Aufbau<br />

eines betrieblichen Gesundheitsmanagements mit einer Mitarbeiterbefragung<br />

zu Ressourcen und Belastungen am Arbeitsplatz.<br />

Nach <strong>de</strong>r Auswertung kann an konkreten Belastungen<br />

gearbeitet wer<strong>de</strong>n. Doch es gibt auch Skepsis, schließlich ist<br />

Gesundheit eine ganz persönliche Angelegenheit: „Ich möchte<br />

keine Gesundheitsabfrage machen, <strong>de</strong>shalb bewegen wir<br />

uns eher in Fel<strong>de</strong>rn, die je<strong>de</strong>n interessieren“, erklärt Reinhard<br />

Krumm, Vorstandsvorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Volksbank Lahr. Ergeben<br />

sich im Kontakt mit Mitarbeitern, beispielsweise bei Rückkehrgesprächen,<br />

Anhaltspunkte für Verbesserungen, liegt es<br />

an <strong>de</strong>r Führungskraft, solche Dinge aufzugreifen.<br />

Je enger <strong>de</strong>r Austausch mit <strong>de</strong>n Mitarbeitern, <strong>de</strong>sto individueller<br />

können mögliche Maßnahmen aufgesetzt wer<strong>de</strong>n. „Von<br />

allgemeinen Gesundheitstipps halte ich nichts, letztlich ist es<br />

hochspezifisch, wer was braucht“, merkt Peter Flühr an, Inhaber<br />

<strong>de</strong>s Beratungsunternehmens Achilles in München. Er will<br />

Menschen neue Handlungsoptionen erschließen, über die<br />

sie selbst ihren persönlichen Gesundheitsstatus beeinflussen<br />

können. „Lei<strong>de</strong>r haben viele Aktionen zu sehr Schaufenstercharakter“,<br />

sagt Flühr und propagiert einen ehrlicheren Umgang<br />

mit <strong>de</strong>r Materie: „Wir sollten das Leistungsmanagement<br />

nennen – darum geht es letztlich und da ist nichts Verwerfliches<br />

dabei.“ Der Berater macht im Mittelstand zwei Lager<br />

Falsches Heben schwerer Gegenstän<strong>de</strong> (links) ist eine häufige Ursache<br />

von Rückenlei<strong>de</strong>n. Besser geht es so wie auf <strong>de</strong>m Foto rechts.<br />

LINK-TIPPS<br />

Bun<strong>de</strong>samt für Arbeitsschutz und<br />

Arbeitsmedizin, www.baua.<strong>de</strong><br />

Institut für betriebliche Gesundheitsför<strong>de</strong>rung,<br />

www.bgf-institut.<strong>de</strong><br />

„Corporate Health Jahrbuch 2011“,<br />

www.tuev-sued.<strong>de</strong><br />

Fotos: privat (2), IKK (2)<br />

28 ProFirma 12 2011


INTERVIEW<br />

„Alles nur Feigenblätter“<br />

Intelligentes Gesundheitsmanagement ist mehr als ein Betriebsarzt und ein jährlicher<br />

Gesundheitstag. Ein Gespräch mit Dr. Wolfram Pfeiffer, Leiten<strong>de</strong>r Arzt im Bereich Check-up und<br />

Facharzt für Innere Medizin und Sportmedizin bei Praeveneo in Karlsruhe.<br />

DAS GESPRÄCH FÜHRTE DR. ULRIKE FELGER<br />

Herr Dr. Pfeiffer, Sie arbeiten häufig mit<br />

mittelständischen Unternehmen zusammen.<br />

Wie steht es in <strong>de</strong>n Betrieben um<br />

das Thema Gesundheitsmanagement?<br />

Pfeiffer: <strong>Als</strong> die letzte Krise vorbei war,<br />

wachte man auf und merkte, dass man<br />

das Thema völlig vernachlässigt hat.<br />

Dabei sind <strong>de</strong>mografische Entwicklung<br />

und Fachkräftemangel für viele Betriebe<br />

heute schon Realität. Der Mittelstand<br />

besucht seit zehn Jahren bei <strong>de</strong>r IHK<br />

Seminare zum Thema – und erst jetzt<br />

stellt man dort fest: „Oh, das gibt es ja<br />

wirklich.“ In vielen Unternehmen beschränkt<br />

sich Gesundheit auf <strong>de</strong>n Aspekt<br />

arbeitsmedizinische Betriebsbetreuung,<br />

wenn überhaupt. Doch das än<strong>de</strong>rt sich<br />

gera<strong>de</strong>: Die Nachfrage nach Angeboten<br />

im Bereich Gesundheitsmanagement<br />

steigt gera<strong>de</strong> gewaltig.<br />

Woran erkennt man eigentlich <strong>de</strong>n Gesundheitsstatus<br />

im Unternehmen?<br />

Pfeiffer: Fehlzeitenquote, Fluktuation<br />

und die Art <strong>de</strong>r Erkrankungen liefern<br />

wesentliche Grundlagen. Auch das betriebliche<br />

Einglie<strong>de</strong>rungsmanagement<br />

gibt Anhaltspunkte. Hier sind Führungskräfte<br />

im Mittelstand oft hoffnungslos<br />

überfor<strong>de</strong>rt und wen<strong>de</strong>n sich mit ihrer<br />

Sorge um einzelne Mitarbeiter konkret<br />

an uns. Es ist sehr legitim und meistens<br />

sinnvoll, sich Hilfe von außen zu holen.<br />

Am meisten erfährt man immer im direkten<br />

Kontakt mit <strong>de</strong>n Mitarbeitern und<br />

weiß so, wo Handlungsbedarf besteht.<br />

Wie sehen die Gesundheitsangebote <strong>de</strong>r<br />

Firmen in <strong>de</strong>r Regel aus?<br />

Pfeiffer: Je<strong>de</strong>s Unternehmen ist nach<br />

<strong>de</strong>m Arbeitssicherheitsgesetz verpflichtet,<br />

seine Mitarbeiter zu betreuen. Da<br />

gibt es eine Bildschirmarbeitsplatzbeurteilung,<br />

Impfungen wer<strong>de</strong>n thematisiert,<br />

o<strong>de</strong>r es gibt eventuell einen Gesundheitstag.<br />

Das sind alles Feigenblätter.<br />

Der gesetzliche Rahmen wird heute zwar<br />

erfüllt, alles was jedoch zugekauft wer<strong>de</strong>n<br />

müsste, liegt im Mittelstand brach. Da<br />

macht die Einstellung in je<strong>de</strong>m einzelnen<br />

Unternehmen <strong>de</strong>n Unterschied. Die ganze<br />

Arbeitsmedizin muss sich erneuern und zur<br />

zentralen Säule <strong>de</strong>s betrieblichen Gesundheitsmanagements<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Und was schlagen Sie <strong>de</strong>m Mittelstand vor?<br />

Pfeiffer: Es bedarf eines sinnvollen Konzepts.<br />

Dieses besteht aus Check-ups für<br />

Führungskräfte und vielleicht sogar Mitarbeiter.<br />

Schließlich haben Vorgesetzte eine<br />

Leuchtturm-Funktion im Betrieb. „Gesund<br />

führen“ muss da <strong>de</strong>finitiv thematisiert<br />

wer<strong>de</strong>n. Dann gehören Work-Life-Seminare<br />

dazu, die Themen wie Ernährung, Fitness,<br />

Bewegung sowie Stress- und Zeitmanagement<br />

ansprechen. Die Leute müssen<br />

verstehen, dass man selbst lebenslang an<br />

seiner Fitness arbeiten muss. Für eine betriebliche<br />

Gesundheitsinitiative testen wir<br />

beispielsweise Fitnessanbieter vor Ort und<br />

han<strong>de</strong>ln für unsere Kun<strong>de</strong>n Rahmenverträge<br />

aus. Zusätzlich erarbeiten wir gera<strong>de</strong><br />

ein Online-Info-Tool, das Zugriff auf spezifische<br />

Gesundheitsinformationen liefern<br />

soll. Quasi eine Informationsplattform vom<br />

Arbeitsplatz aus.<br />

Das klingt nach einem erheblichen Aufwand.<br />

Wie kontrollieren Sie <strong>de</strong>n Erfolg<br />

dieser Anstrengungen?<br />

Pfeiffer: Wir machen eine Vorher/<br />

nachher-Befragung, wir nennen das<br />

Work-Life-Check, zum Beispiel unter<br />

<strong>de</strong>m Motto „Fit und schlank in Ihrer<br />

Bank“, je nach Unternehmen. Ein<br />

wichtiger Baustein sind auch Gesundheitszirkel<br />

o<strong>de</strong>r ein Gesundheitsbeauftragter.<br />

Der Austausch zwischen<br />

Kollegen zum Thema muss geför<strong>de</strong>rt<br />

wer<strong>de</strong>n, das halten wir für wichtig.<br />

Man kann gesun<strong>de</strong>s Verhalten nieman<strong>de</strong>m<br />

überstülpen, das muss von<br />

innen kommen.<br />

Welche Erfahrung haben Sie mit <strong>de</strong>r Akzeptanz<br />

solcher Angebote?<br />

Pfeiffer: Die meisten Mitarbeiter sehen<br />

Gesundheitsangebote als persönliche<br />

Wertschätzung, das gilt insbeson<strong>de</strong>re<br />

für Maßnahmen zur Gesundhaltung älterer<br />

Mitarbeiter. Das Gefühl, „Ich gehöre<br />

dazu“ und „Ich bin <strong>de</strong>nen wichtig<br />

genug, Geld in die Hand zu nehmen“, ist<br />

positiv und verstärkt die Bindung an <strong>de</strong>n<br />

Arbeitgeber.<br />

Und welche Rolle spielt <strong>de</strong>r Chef beim<br />

Thema Gesundheit?<br />

Pfeiffer: Der Fisch stinkt vom Kopf.<br />

Natürlich muss je<strong>de</strong>r seinen eigenen<br />

Weg fin<strong>de</strong>n, aber <strong>de</strong>r Chef gibt letztlich<br />

die große Linie vor. Kürzlich berichtete<br />

mir ein Unternehmer mit 30 Mitarbeitern<br />

Folgen<strong>de</strong>s: Mittwochs schickt er<br />

alle seine Mitarbeiter um 16 Uhr nach<br />

Hause, er geht selbst durch die Firma<br />

und schickt die Leute raus. Denn er<br />

ist fest davon überzeugt, dass er das<br />

doppelt und dreifach wie<strong>de</strong>r zurückbekommt.<br />

ProFirma 12 2011<br />

29


Unternehmensführung – Titelthema<br />

Der Realist<br />

Walter Pfeiffer<br />

Bereichsleiter <strong>de</strong>r Personal Ceramtec<br />

GmbH, Plochingen, 2.000 Mitarbeiter<br />

(Deutschland)<br />

„Das Thema Gesundheit hat bei uns einen hohen Stellenwert. Wir arbeiten mit einer<br />

Scorecard, da gehören Softfacts wie Mitarbeiterzufrie<strong>de</strong>nheit o<strong>de</strong>r Gesundheit ins Portfolio.<br />

Zu<strong>de</strong>m müssen wir davon ausgehen, dass durch das erhöhte Rentenalter und<br />

<strong>de</strong>n sich anbahnen<strong>de</strong>n Fachkräftemangel unsere Mitarbeiter länger fit bleiben müssen.<br />

Wenn es uns gelingt, die Absenz unserer Mitarbeiter zu senken, die durch krankheitsbedingte<br />

Fehlzeiten und Leistungseinschränkungen entsteht, steigern wir die Kapazität<br />

<strong>de</strong>r Workforce unserer Belegschaft. Das wird wichtig, umso schwieriger es wird, passen<strong>de</strong><br />

Mitarbeiter zu fin<strong>de</strong>n.<br />

Unsere Angebote zu Gesundheitsthemen sind umfassend: Da gibt es Nordic-Walking-<br />

Kurse und an<strong>de</strong>re externe Kurse, teilweise in Kooperation mit <strong>de</strong>r Krankenkasse. Es gibt<br />

Gesundheitstage, Mess- und Untersuchungsangebote, Grippeschutzimpfungen, eine<br />

Info-Run<strong>de</strong> Nichtrauchen, Herzinfarkt-Informationen, Ernährungsberatung, einen individuellen<br />

Stress-Check, Entspannungseinheiten im Haus, eine Rückenschule und vieles<br />

mehr. Einige Themen bearbeiten wir zielgruppenbezogen, etwa das Thema Suchtprävention<br />

o<strong>de</strong>r das Langzeitprogramm Azubifit mit <strong>de</strong>n Auszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n.<br />

Ein gelungenes Gesundheitsangebot muss abwechslungsreich sein, <strong>de</strong>nn es ist unheimlich<br />

schwer, die Motivation für das Thema hochzuhalten. Wir müssen die Leute ständig<br />

aufs Neue begeistern – immer das Gleiche wird auf Dauer langweilig. Kürzlich haben<br />

wir sogar eine Show-Küche aufgebaut und gesun<strong>de</strong> tolle Gerichte gekocht.“<br />

aus: Während die einen das Thema belächeln o<strong>de</strong>r bagatellisieren,<br />

stürzen sich an<strong>de</strong>re mit vollem Elan an die Arbeit. <strong>Als</strong><br />

Ausgangsbasis empfiehlt Flühr eine systematische Gesundheitskommunikation:<br />

„Zwischen Wegdrücken und Übertreiben<br />

muss ein ehrlicher Austausch stattfin<strong>de</strong>n.“ Das sei umso<br />

wichtiger, weil sich beim Thema Gesundheit viele Menschen<br />

schnell angegriffen fühlten – o<strong>de</strong>r unverhofft Glaubenskonflikte<br />

und I<strong>de</strong>ologie<strong>de</strong>batten losbrechen.<br />

Auch hier kommt <strong>de</strong>r Führungsmannschaft eine zentrale Rolle<br />

zu: Je<strong>de</strong>r Vorgesetzte hat Vorbildfunktion und entschei<strong>de</strong>t<br />

in seiner Einflusssphäre, wie bestimmte Themen bewertet<br />

wer<strong>de</strong>n. Laut Fehlzeiten-Report 2011 haben Mitarbeiter, die<br />

von ihren Führungskräften gut informiert wer<strong>de</strong>n und Anerkennung<br />

erfahren, weniger gesundheitliche Beschwer<strong>de</strong>n.<br />

Doch die Einstellungen gegenüber <strong>de</strong>r Verantwortung für die<br />

Gesundheit von Mitarbeitern seien ambivalent. Zwar nähmen<br />

die Vorgesetzten ihren sehr großen Einfluss auf das Betriebsklima<br />

wahr, Fragen nach einer Verantwortung für die Gesundheit<br />

<strong>de</strong>r Belegschaft wichen sie jedoch aus o<strong>de</strong>r lehnten<br />

sie sogar ab.<br />

Viele Betriebskantinen bieten heute <strong>de</strong>utlich mehr<br />

an als Currywurst und Pommes. Gesun<strong>de</strong> Ernährung<br />

ist gefragt und Obst daher willkommen.<br />

Auf Signale richtig reagieren<br />

Für Walter Pfeiffer, Bereichsleiter Personal bei <strong>de</strong>r Ceramtec<br />

GmbH in Plochingen, sind die Führungskräfte auch hier wichtige<br />

Multiplikatoren. Man müsse ihre Wahrnehmung schulen,<br />

sie befähigen, auf Signale zu reagieren, und ihnen klar kommunizieren,<br />

dass ihr Einsatz gewünscht ist: „Niemand darf ein<br />

schlechtes Gewissen für sein Gesundheitsengagement haben.“<br />

Insgesamt wer<strong>de</strong> die Akzeptanz <strong>de</strong>r oberen Führungsriege<br />

30<br />

ProFirma 12 2011


Der Überzeugte<br />

„Die Ursprünge unseres betrieblichen Gesundheitsmanagements<br />

liegen in <strong>de</strong>n 1930er-Jahren. Für uns<br />

ist Gesundheitsengagement kein Trend, son<strong>de</strong>rn<br />

ein innerer Antrieb aufgrund unserer persönlichen<br />

Grundhaltung. Es geht uns nicht darum, die Krankheitsquote<br />

zu verringern. Trotz<strong>de</strong>m nehmen wir zufrie<strong>de</strong>n<br />

zur Kenntnis, dass wir sowohl regional als<br />

auch in <strong>de</strong>r Branche überdurchschnittliche Werte<br />

haben.<br />

Vor fünf Jahren haben wir uns entschlossen, kostenneutral<br />

ein breiteres Gesundheitsangebot zu formulieren.<br />

Dabei stehen wir in <strong>de</strong>r Tradition unserer<br />

anthroposophischen Denkweise: Wir wollen Dinge<br />

anbieten, um <strong>de</strong>n Menschen gesund zu halten. Im<br />

Fokus stehen Entspannung und Bewegung. Dass die<br />

Leute da selbst aktiv wer<strong>de</strong>n müssen, gehört zum<br />

salutogenetischen Prinzip: Man kann nieman<strong>de</strong>n<br />

zum Jagen tragen. Die Einsicht, etwas zu tun, um<br />

Balance zu fin<strong>de</strong>n, muss von innen kommen.<br />

Die Maßnahmen fin<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Freizeit statt, so haben<br />

wir mehr Mittel für die Realisierung zur Verfügung.<br />

Da gibt es außer Eurythmie und Sprachgestaltung<br />

auch Radtreffs, Massageangebote, Lauftrainings,<br />

eine Gesundheitsbibliothek, Kurse o<strong>de</strong>r zum Beispiel<br />

Workshops zu Stress- und Vitalitätsmanagement. Die<br />

Teilnahmequote liegt bei mehr als 35 Prozent.<br />

Einmal im Jahr machen wir alle Angebote auf einem<br />

Gesundheitsmarktplatz publik, da können die Mitarbeiter<br />

während <strong>de</strong>r Arbeitszeit reinschnuppern. Wir<br />

wollen unsere Programme dauernd attraktiv halten<br />

und so <strong>de</strong>n Leuten <strong>de</strong>n Mund wässrig machen.<br />

Denn: Wenn Mitarbeiter gesund bleiben, haben Arbeitnehmer<br />

und Arbeitgeber etwas davon.“<br />

Christkindl<br />

Nürnberg<br />

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Personalleiter <strong>de</strong>r Weleda AG Deutschland, Schwäbisch<br />

Gmünd, 800 Mitarbeiter (Deutschland)<br />

ProFirma 12 2011<br />

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Unternehmensführung – Titelthema<br />

Die Teamplayer<br />

„Vor zehn Jahren propagierte die AOK in einem<br />

Rundbrief an die Weco-Geschäftsführer ein gesun<strong>de</strong>s<br />

Arbeitsleben für Manager – und fand dort offene<br />

Ohren: Was für <strong>de</strong>n Führungskreis gut ist, kann für<br />

die Gesamtheit <strong>de</strong>r Mitarbeiter kaum schlecht sein,<br />

war die Ansicht. In <strong>de</strong>r Folge fand sich ein kleiner<br />

Kreis zusammen, um ein Konzept zur betrieblichen<br />

Gesundheitsför<strong>de</strong>rung zu erarbeiten.<br />

In <strong>de</strong>r Hektik <strong>de</strong>s Alltags kamen die guten Ansätze<br />

jedoch zum Erliegen. Im Jahr 2005 nahmen wir einen<br />

zweiten Anlauf. Ein Arbeitskreis Gesundheit formierte<br />

sich. Der Nutzen <strong>de</strong>r Initiative war offenkundig:<br />

Während die Belegschaft merkte, dass sich ihr<br />

Arbeitgeber nicht erst rührt, wenn etwas aus <strong>de</strong>m<br />

Ru<strong>de</strong>r läuft, erhoffte sich die Unternehmensleitung<br />

einen möglichst gesun<strong>de</strong>n Mitarbeiterstamm bis hin<br />

zum altersbedingten Ausschei<strong>de</strong>n.<br />

Die örtliche Krankenkasse, hier die AOK, zeigte<br />

großes Interesse und bot gute Unterstützung. Ihr<br />

halbjährlicher Gesundheitsbericht lieferte wichtige<br />

Anhaltspunkte, wo es bei unseren Mitarbeitern im<br />

Argen lag. Sie stellte auch <strong>de</strong>n Kontakt zum Institut<br />

für Betriebliche Gesundheitsför<strong>de</strong>rung BGF in Köln<br />

her, das in verschie<strong>de</strong>nen Projekten bis heute aktiv<br />

ist.<br />

Eine Mitarbeiterbefragung sowie die Analyse <strong>de</strong>r Arbeitsunfähigkeitsdaten<br />

führten zu einem Planungsgespräch<br />

zum Thema ,Rückenfit am Arbeitsplatz’.<br />

Einige Schwierigkeiten mit entsprechen<strong>de</strong>n Angeboten<br />

hatten jedoch nicht zuletzt die Schichtarbeiter.<br />

Eine Betriebsbegehung <strong>de</strong>r BGF lieferte neben<br />

einem Ergo-Bericht viele Tipps und Anregungen für<br />

Maßnahmen wie beispielsweise eine Rückenschule<br />

o<strong>de</strong>r Gesundheits-Aktionstage.“<br />

In manchen Unternehmen, darunter auch viele Kleinbetriebe, haben<br />

sich feste Sportgruppen gebil<strong>de</strong>t. Sie treffen sich auch in <strong>de</strong>r Freizeit.<br />

für das Thema immer besser, so sein Eindruck. Die Integration<br />

von Gesundheitsthemen in Zielvereinbarungen sind <strong>de</strong>r<br />

Hebel, das Thema im Betrieb zu implementieren. Trotz<strong>de</strong>m<br />

brauche es einen langen Atem: „Wir müssen morgens ziehen<br />

und abends schieben, damit es vorangeht – und akzeptieren,<br />

dass es Kollegen gibt, die wir nie erreichen.“<br />

Oft sind es die pragmatischen Lösungen, die nach einem<br />

gründlichen Blick auf Belastungssituationen <strong>de</strong>utliche Verbesserung<br />

bringen. Bei Weleda stehen an zwölf Stellen im<br />

Betrieb Automaten mit aufbereitetem Trinkwasser. „Auch<br />

wenn es banal ist, merken wir, wie es ankommt und damit<br />

direkt <strong>de</strong>r Gesun<strong>de</strong>rhaltung dient“, sagt Personalleiter Roland<br />

Sturm. Die Nürnberger Software-Schmie<strong>de</strong> Ingentis stellt ihren<br />

Mitarbeitern täglich frisches Obst zur Verfügung. Unternehmer<br />

Müller schaltete einen Brennpunkt von Sehnenüberlastungen<br />

mit <strong>de</strong>m Gang zum Baumarkt aus: Wo früher mit<br />

Schraubendrehern gearbeitet wur<strong>de</strong>, kommen jetzt kleine,<br />

leichte Akkuschrauber zum Einsatz. Ihre Lebensdauer von<br />

höchstens einem halben Jahr stört Müller nicht: „Ein eingesparter<br />

Krankheitstag refinanziert mir die Sache locker.“ Die<br />

Gesundheitspragmatiker übernehmen damit Verantwortung<br />

weit über <strong>de</strong>n eigenen Betrieb hinaus: Laut Booz & Company<br />

zahlt sich je<strong>de</strong>r in betriebliche Prävention investierte Euro für<br />

die <strong>de</strong>utsche Volkswirtschaft mit min<strong>de</strong>stens fünf und bis zu<br />

16 Euro aus.<br />

Klaudia Baum (l.) und Renate Carus<br />

vom Arbeitskreis Gesundheit in <strong>de</strong>r Weco<br />

Pyrotechnische Fabrik GmbH, Eitorf/Sieg,<br />

400 Mitarbeiter in Deutschland<br />

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32 ProFirma 12 2011


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Unternehmensführung – Wirtschaftsstandort Deutschland<br />

Interview<br />

„Stark genug für weitere Krisen“<br />

Für zukünftige Rückschläge ist <strong>de</strong>r Standort Deutschland gut gerüstet, betont Professor<br />

Thomas Straubhaar, Direktor <strong>de</strong>s Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts (HWWI).<br />

Ein Grund: die Innovationskraft <strong>de</strong>r Mittelständler. DAS GESPRÄCH FÜHRTE MONIKA HOFMANN<br />

Herr Professor Straubhaar, wie ist<br />

Deutschland für aktuelle und künftige<br />

Krisen aufgestellt?<br />

Straubhaar: Prinzipiell sehr gut. Denn<br />

im Gegensatz zu an<strong>de</strong>ren europäischen<br />

Län<strong>de</strong>rn o<strong>de</strong>r auch zu <strong>de</strong>n USA haben<br />

wir weniger mit strukturellen Problemen<br />

zu kämpfen. In <strong>de</strong>n vergangenen<br />

Jahren bewegte sich hierzulan<strong>de</strong> einiges.<br />

Vor allem ist unser Arbeitsmarkt<br />

so weitgehend flexibilisiert, dass er jetzt<br />

konjunkturelle Schwankungen und<br />

Schocks besser verkraftet. Aber auch<br />

auf <strong>de</strong>r Unternehmensebene passierte<br />

viel. Vor zehn Jahren galt Deutschland<br />

noch als <strong>de</strong>r kranke Mann Europas, jetzt<br />

hat es die vergangene Krise souverän gemeistert,<br />

die Arbeitslosenzahlen sinken,<br />

es zählt wie<strong>de</strong>r zu <strong>de</strong>n europäischen<br />

Wachstumsmotoren.<br />

Wo sehen Sie die beson<strong>de</strong>ren Stärken<br />

<strong>de</strong>s Wirtschaftsstandorts Deutschland?<br />

Straubhaar: Ein<strong>de</strong>utig in <strong>de</strong>r Innovationskraft<br />

<strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Industrie. Die<br />

Unternehmen haben sich <strong>de</strong>m Strukturwan<strong>de</strong>l<br />

gestellt, neue Prozesse und<br />

Verfahren, Produkte und Leistungen<br />

entwickelt – und sich gut auf <strong>de</strong>m Weltmarkt<br />

positioniert. Der <strong>de</strong>utsche Standort<br />

ist auch <strong>de</strong>shalb so stabil, weil es<br />

hierzulan<strong>de</strong> nicht nur Dienstleister gibt,<br />

son<strong>de</strong>rn eine gesun<strong>de</strong> Mischung von Industrie<br />

und Dienstleistungen.<br />

Und die Schwächen?<br />

Straubhaar: Nachholbedarf sehe ich<br />

eher im Bereich <strong>de</strong>r Politik. So sind weitere<br />

Strukturreformen vor allem für <strong>de</strong>n<br />

Arbeitsmarkt nötig, um ihn noch krisenfester<br />

zu gestalten.<br />

„Deutsche Mittelständler haben auf vielen Fel<strong>de</strong>rn<br />

eine beachtliche Nischenkompetenz errungen.“<br />

PROF. THOMAS STRAUBHAAR, HWWI, HAMBURG<br />

Können sich die <strong>de</strong>utschen Unternehmer<br />

also gut gerüstet für die nächste<br />

Krise fühlen?<br />

Straubhaar: Gewiss. Viele Industriebetriebe<br />

wan<strong>de</strong>lten sich von Herstellern<br />

zu Systemanbietern. Ein Maschinenbauer<br />

offeriert heutzutage nicht nur<br />

eine Anlage, son<strong>de</strong>rn zusätzlich viele<br />

Leistungen rund um diese Anlage und<br />

pfiffige Problemlösungen. Zu<strong>de</strong>m gruppieren<br />

sich inzwischen zahlreiche Anbieter<br />

von Dienstleistungen um diesen<br />

industriellen Kern, etwa in Form von<br />

Beratung, Design o<strong>de</strong>r Architektur. Gera<strong>de</strong><br />

in diesem industriellen und industrienahen<br />

Bereich haben sich die <strong>de</strong>utschen<br />

Mittelständler eine beachtliche<br />

Nischenkompetenz erarbeitet.<br />

In an<strong>de</strong>ren Län<strong>de</strong>rn gibt es eine solche<br />

Mischung nicht?<br />

Straubhaar: Ähnlich stabile Strukturen<br />

gibt es in <strong>de</strong>r Schweiz und in Norditalien,<br />

wo sich ebenfalls aus <strong>de</strong>r alten<br />

Industrie ein mittelständisch geprägter<br />

Mix aus Herstellern, Systemanbietern<br />

und Dienstleistern entwickelt hat. Dagegen<br />

mangelt es in einigen europäischen<br />

Län<strong>de</strong>rn, etwa Großbritannien,<br />

zum Teil aber auch in <strong>de</strong>n USA, inzwischen<br />

oft am industriellen Kern. Ihre<br />

Wirtschaft entwickelte sich weg von<br />

<strong>de</strong>r klassischen Industrie hin zu reinen<br />

Dienstleistungen, wie sie im Finanzsektor<br />

angeboten wer<strong>de</strong>n. Die Dienstleistungen<br />

stehen quasi im luftleeren<br />

Raum. Daher sind solche Strukturen<br />

anfälliger für Krisen.<br />

Warum ist dabei die Nischenkompetenz<br />

so wichtig?<br />

Straubhaar: Firmen schaffen genau<br />

damit die beste Voraussetzung, um Krisen<br />

und konjunkturelle Schwankungen<br />

gut zu überstehen. Da zahlreiche Mittelständler<br />

in ihrem Marktsegment<br />

aufgrund ihrer Kernkompetenz die<br />

Technologieführerschaft übernommen<br />

haben, geht es für sie nicht mehr so sehr<br />

Foto: HWWI/Gregor Schläger<br />

34 ProFirma 12 2011


darum, ihre Produkte und Leistungen<br />

billiger als die ausländische Konkurrenz<br />

anzubieten. Sie können angesichts<br />

<strong>de</strong>r Innovationsführerschaft selbst die<br />

Preise bestimmen.<br />

Wie lässt sich die Innovationskraft auch<br />

in einem kommen<strong>de</strong>n Konjunkturabschwung<br />

erhalten?<br />

Straubhaar: Dafür ist es wichtig, sogar<br />

in <strong>de</strong>r Krise in Forschung und Entwicklung<br />

zu investieren. Nur mithilfe von<br />

Innovationen können die Mittelständler<br />

ihre Technologieführerschaft weiterhin<br />

halten. Dabei liegt ihr Wettbewerbsvorteil<br />

weniger in <strong>de</strong>n Kosten als in <strong>de</strong>r<br />

kreativen Entwicklung von I<strong>de</strong>en und<br />

im effizienten Management komplexer<br />

Wertschöpfungsnetzwerke.<br />

Inwieweit ist hier <strong>de</strong>r Staat gefragt?<br />

Straubhaar: Er sollte sich besser heraushalten,<br />

wenn es um Innovationen<br />

geht. Denn mit Bürokratie und Regeln<br />

konterkariert er eher das Ziel, Innovationen<br />

hervorzubringen. Zu<strong>de</strong>m muss<br />

eine staatliche För<strong>de</strong>rpolitik stets fern<br />

<strong>de</strong>r Praxis am Reißbrett entschei<strong>de</strong>n,<br />

welche Neuerungen sie unterstützt und<br />

welche nicht – das funktioniert nicht.<br />

Statt<strong>de</strong>ssen haben die Unternehmer ein<br />

viel besseres Gespür dafür, welche Neuheiten<br />

sich umsetzen lassen und letztlich<br />

auch einen Markt fin<strong>de</strong>n.<br />

Die Solarbranche massiv zu unterstützen,<br />

war also die falsche Entscheidung?<br />

Straubhaar: Ja, zumal da hier die Mittel<br />

in Entwicklungen fließen, die wie die<br />

Photovoltaik sehr teuer sind und sich<br />

wohl am Markt ohne Staatshilfe nicht<br />

durchsetzen wür<strong>de</strong>n. An<strong>de</strong>re Verfahren,<br />

etwa die Solarthermik sowie die<br />

Wind- und Wasserkraft, behaupten<br />

sich eher am Markt, weil sie niedrigere<br />

Kosten verursachen und effizienter arbeiten.<br />

Klar ist aber: Die Energiewen<strong>de</strong><br />

bringt einen Innovationsschub, auch<br />

ohne staatliche För<strong>de</strong>rung. Dabei haben<br />

die <strong>de</strong>utschen Firmen wie<strong>de</strong>r weltweit<br />

ihre Nase vorn, <strong>de</strong>nn in diesem Bereich<br />

leisten sie schon seit Jahren Pionierarbeit<br />

– damit sichern sie sich aufs Neue<br />

einen Wettbewerbsvorsprung.<br />

Kann <strong>de</strong>r Fachkräftemangel diese<br />

positive Entwicklung <strong>de</strong>s Standorts<br />

Deutschland gefähr<strong>de</strong>n?<br />

Straubhaar: Davon gehe ich nicht aus.<br />

Im Fachkräftemangel sehe ich vor allem<br />

einen Führungsmangel. Zwar müssen<br />

wir mit <strong>de</strong>m Problem <strong>de</strong>r schrumpfen<strong>de</strong>n<br />

und altern<strong>de</strong>n Bevölkerung und<br />

<strong>de</strong>r damit sinken<strong>de</strong>n Erwerbstätigenzahl<br />

zurechtkommen, doch gibt es zugleich<br />

ein riesiges, noch immer kaum<br />

genutztes Potenzial: Die Frauen, die<br />

Älteren und die Erwerbstätigen mit Migrationshintergrund.<br />

Dennoch gelingt<br />

es vielen Unternehmern nicht, dieses<br />

Potenzial auszuschöpfen.<br />

Woran liegt das?<br />

Straubhaar: Die meisten Firmenchefs<br />

haben sich noch nicht an <strong>de</strong>n Gedanken<br />

gewöhnt, dass sie jetzt um die Fachkräfte<br />

werben müssen. Das heißt vor allem<br />

auch, Lohnzugeständnisse zu machen,<br />

Weiterbildungsoptionen zu erarbeiten<br />

und flexible Arbeitszeiten anzubieten,<br />

gera<strong>de</strong> für Erwerbstätige mit Familie<br />

o<strong>de</strong>r zu pflegen<strong>de</strong>n Angehörigen ist<br />

dies ein wichtiges Kriterium. Doch<br />

dieses Um<strong>de</strong>nken lohnt sich: Wenn sich<br />

Mitarbeiter erst einmal für einen mittelständischen<br />

Arbeitgeber entschie<strong>de</strong>n<br />

haben, bleiben sie meist lange dort.<br />

Aber viele kleine und mittlere Firmen,<br />

erfüllen diese Anfor<strong>de</strong>rungen schon.<br />

ProFirma 12 2011<br />

35


Unternehmensführung – Wirtschaftsstandort Deutschland<br />

Straubhaar: Ihre Zahl steigt, weil sie<br />

einen doppelten Nutzen daraus ziehen:<br />

Wer verstärkt auf solche Kriterien achtet<br />

und so seinen Mitarbeitern gegenüber<br />

Wertschätzung zeigt, motiviert<br />

nicht nur seine Beschäftigten, son<strong>de</strong>rn<br />

zieht auch neue Fachkräfte an. Denn<br />

das spricht sich herum, daher kann er<br />

sich auf diesem Weg als guter Arbeitgeber<br />

profilieren.<br />

Inwieweit reicht die Arbeitsmarktflexibilität,<br />

damit Unternehmen flexibel auf<br />

Schwankungen reagieren können?<br />

Straubhaar: Klar ist, dass <strong>de</strong>n Firmen<br />

heute wesentlich mehr Luft zum Atmen<br />

bleibt, als noch vor einigen Jahren.<br />

Angesichts <strong>de</strong>r gelockerten Regeln für<br />

die Kurzarbeit, die Zeitarbeit, die Arbeitszeiten<br />

einschließlich Jahres- und<br />

Lebensarbeitszeitkonten sowie für betriebliche<br />

Beschäftigungsbündnisse<br />

können sie heute spürbar flexibler auf<br />

Schwankungen und Schocks reagieren.<br />

Firmenchefs fällt es daher jetzt leichter,<br />

Mitarbeiter einzustellen und sie in<br />

schwierigen Phasen zu halten.<br />

Unternehmer haben angesichts dieser<br />

Flexibilität auch rascher neue Jobs geschaffen?<br />

Straubhaar: Davon gehen wir aus. Dass<br />

dieses Prinzip funktioniert, belegt die<br />

erfreuliche Entwicklung <strong>de</strong>s Arbeitsmarkts.<br />

Die Zahl <strong>de</strong>r Arbeitslosen nahm<br />

vor drei Jahren zum ersten Mal seit vielen<br />

Jahren wie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>utlich ab, sogar die<br />

Sockelarbeitslosigkeit verringerte sich.<br />

Und auch die Krise konnte die positive<br />

Entwicklung nicht umkehren.<br />

Sehen Sie hier noch Reformbedarf?<br />

Straubhaar: Gewiss. Zwar stellte <strong>de</strong>r<br />

ehemalige Bun<strong>de</strong>skanzler Gerhard<br />

Schrö<strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>r Agenda 2010 die richtigen<br />

Weichen für die Flexibilisierung<br />

<strong>de</strong>s Arbeitsmarkts und setzte mit <strong>de</strong>n<br />

Hartz-IV-Regeln das Prinzip För<strong>de</strong>rn<br />

und For<strong>de</strong>rn teilweise um. Doch einige<br />

wichtige Schritte fehlen noch: Mit<br />

Lohnzuschüssen ließe sich die Arbeitslosigkeit<br />

weiter abbauen.<br />

Wie stellen Sie sich das vor?<br />

Straubhaar: Da die meisten <strong>de</strong>r Langzeitarbeitslosen<br />

gering qualifiziert sind,<br />

wäre es sinnvoll, neben gezielten Weiterbildungsmaßnahmen<br />

Lohnzuschüsse<br />

einzuführen. Denn sie könnten die<br />

Eintrittshür<strong>de</strong>n für <strong>de</strong>n Arbeitsmarkt<br />

<strong>de</strong>utlich senken. Je<strong>de</strong>r verdient dann<br />

einfach seiner Produktivität entsprechend<br />

– und erhält, wenn <strong>de</strong>r Lohn<br />

dann zu niedrig ist, Zuschüsse. Nach<br />

<strong>de</strong>n aktuellen Hartz-IV-Regeln wird jedoch<br />

ein großer Teil <strong>de</strong>s zusätzlichen<br />

Verdiensts angerechnet, sodass sich das<br />

Arbeiten kaum lohnt. Hier muss netto<br />

mehr übrig bleiben.<br />

Welche Rolle spielen die Lohnkosten?<br />

Straubhaar: Unternehmer haben in<br />

erster Linie die Lohnstückkosten im<br />

Blick. Vor einigen Jahren noch führte<br />

Deutschland hier die Weltrangliste an.<br />

Inzwischen haben sie sich auch angesichts<br />

mo<strong>de</strong>rater Tarifabschlüsse im<br />

vor<strong>de</strong>ren Mittelfeld eingepen<strong>de</strong>lt. Das<br />

war wichtig, um <strong>de</strong>n Wettbewerbsvorsprung<br />

auszubauen.<br />

Sehen Sie die Exportkraft <strong>de</strong>utscher Unternehmen<br />

gefähr<strong>de</strong>t, wenn sich neue<br />

globale Krisen anbahnen?<br />

Straubhaar: Gera<strong>de</strong> die USA, die für<br />

unsere Exporteure zu <strong>de</strong>n wichtigsten<br />

ZUR PERSON<br />

Professor Thomas Straubhaar ist<br />

Direktor und Sprecher <strong>de</strong>r Geschäftsführung<br />

<strong>de</strong>s Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts<br />

(HWWI) und<br />

Universitätsprofessor für Volkswirtschaftslehre,<br />

vor allem internationale<br />

Wirtschaftsbeziehungen, an <strong>de</strong>r Universität<br />

Hamburg. Er absolvierte sein<br />

Volkswirtschaftsstudium in Bern und<br />

Berkeley (USA), promovierte im Jahr<br />

1983 und habilitierte 1987. Der Ökonom<br />

lehrte von 1992 bis 1999 an <strong>de</strong>r<br />

Helmut-Schmidt-Universität in Hamburg,<br />

seit <strong>de</strong>m Jahr 1999 an <strong>de</strong>r Universität<br />

Hamburg. Von 1999 bis 2006<br />

war er Präsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>s Hamburgischen<br />

Weltwirtschaftsarchivs, seit <strong>de</strong>m Jahr<br />

2006 leitet er das HWWI.<br />

Ziellän<strong>de</strong>rn zählen, schwächeln <strong>de</strong>rzeit.<br />

Sie haben nicht nur konjunkturelle,<br />

son<strong>de</strong>rn auch strukturelle Probleme zu<br />

meistern. Daher beeinflusst die Frage, ob<br />

die USA in absehbarer Zeit eine positive<br />

Wen<strong>de</strong> schaffen, massiv die Weltmärkte<br />

und damit auch die Exportfähigkeit <strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>utschen Unternehmer. Wir erwarten<br />

allerdings kein Horrorszenario.<br />

Und die europäische Schul<strong>de</strong>nkrise?<br />

Straubhaar: Eine <strong>de</strong>r Grundvoraussetzungen,<br />

um all diese Potenziale weiter<br />

ausschöpfen zu können, sehe ich darin,<br />

das Vertrauen in <strong>de</strong>n Euro zu stärken.<br />

Ich plädiere für Maßnahmen, die eine<br />

Umschuldung Griechenlands möglich<br />

machen, private Gläubiger mit an <strong>de</strong>n<br />

Sanierungskosten beteiligen und einen<br />

Mechanismus schaffen, <strong>de</strong>r generell für<br />

mehr Stabilität in <strong>de</strong>r Eurozone sorgt<br />

– und <strong>de</strong>n die EU-Län<strong>de</strong>r konsequent<br />

anwen<strong>de</strong>n müssen. Nur so können wir<br />

rechtzeitig Krisen erkennen, darauf<br />

reagieren und möglicherweise künftig<br />

verhin<strong>de</strong>rn, dass ein Land wegen seiner<br />

Schul<strong>de</strong>n handlungsunfähig wird.<br />

Müssen Unternehmer befürchten, dass<br />

das wachsen<strong>de</strong> Haushalts<strong>de</strong>fizit in Europa<br />

und hierzulan<strong>de</strong> alle an<strong>de</strong>ren politischen<br />

Ziele konterkariert?<br />

Straubhaar: Steuersenkungen, wie sie<br />

viele Politiker noch im Sommer propagierten,<br />

halte ich <strong>de</strong>rzeit nicht für<br />

sinnvoll. Sie wären das falsche Signal.<br />

Statt<strong>de</strong>ssen geht es jetzt für alle darum,<br />

mit engeren Budgets klarzukommen.<br />

Dennoch bleibt <strong>de</strong>r Staat nach wie vor<br />

handlungsfähig genug, um seine wichtigsten<br />

Ziele wie Bildung o<strong>de</strong>r Arbeitsmarktreformen<br />

umsetzen zu können.<br />

Trotz aller Risiken sind Sie also vorsichtig<br />

optimistisch?<br />

Straubhaar: Richtig, <strong>de</strong>nn letztlich sind<br />

wir stark genug, um weitere Schocks<br />

zu verkraften, da wir uns weltweit eine<br />

gute Position erarbeitet haben und inzwischen<br />

auch besser wissen, mit Krisen<br />

umzugehen. Allerdings dürfen wir<br />

diese Stärke nicht als Selbstläufer betrachten:<br />

Um sie zu erhalten, brauchen<br />

wir weitere Reformen, vor allem auf<br />

<strong>de</strong>m Arbeitsmarkt.<br />

36 ProFirma 12 2011


www.bran<strong>de</strong>ins.<strong>de</strong> brand eins 13. Jahrgang Heft 12 Dezember 2011 7,60 Euro C 50777<br />

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Unternehmensführung – Strategie<br />

Das Unternehmen als Marke<br />

Verkehrte Arbeitswelt<br />

Früher suchte man als Mitarbeiter einen Job – heute mühen sich Unternehmen, um<br />

gute Jobkandidaten anzuziehen. Wer eine eigene Arbeitgebermarke aufbauen will, sollte<br />

auch das Internet nutzen, um im Kampf um die Talente zu bestehen. VON TIM COLE<br />

Viele Unternehmen rollen<br />

ihren Bewerbern – im übertragenen<br />

Sinn – inzwischen<br />

einen roten Teppich aus.<br />

Deutschland lei<strong>de</strong>t nicht an einer Jobkrise<br />

– son<strong>de</strong>rn an zweien! Die erste, verursacht<br />

durch ein immerhin schrumpfen<strong>de</strong>s<br />

Millionenheer an Arbeitslosen,<br />

macht regelmäßig die Run<strong>de</strong> durch die<br />

Medien, beschäftigt Talkmaster und<br />

Politiker. Die zweite fin<strong>de</strong>t mehr o<strong>de</strong>r<br />

weniger im Verborgenen statt, beschert<br />

<strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Wirtschaft aber min<strong>de</strong>stens<br />

genauso viele Probleme.<br />

„Der Mittelstand hat Mühe, rund 40<br />

Prozent seiner offenen Stellen mit qualifiziertem<br />

Personal zu füllen“, behauptet<br />

Ina Ferber, Leiterin Personalmarketing<br />

und Social-Media-Recruiting beim Jobportal<br />

Monster.<strong>de</strong> in Hamburg (siehe<br />

Interview). So konstatierte <strong>de</strong>r Verein<br />

Deutscher Ingenieure (VDI) beispielsweise<br />

in einer Arbeitsmarktstudie: „Die<br />

Ingenieurlücke nimmt kräftig zu – im<br />

Jahr 2010 waren <strong>de</strong>utlich mehr offene<br />

Stellen als Arbeitslose zu verzeichnen.“<br />

Und laut <strong>de</strong>m Deutschen Industrie- und<br />

Han<strong>de</strong>lskammertag (DIHK) sind <strong>de</strong>rzeit<br />

40.000 Lehrstellen in Deutschland nicht<br />

besetzt.<br />

Vor diesem Hintergrund müssen sich<br />

Chefs und Personalleiter gera<strong>de</strong> in<br />

kleinen und mittleren Betrieben etwas<br />

einfallen lassen, <strong>de</strong>nn ihnen drohen<br />

Umsatzausfall und Gewinneinbrüche,<br />

wenn in ihren Betrieben die Arbeit<br />

mangels geeigneter Mitarbeiter liegen<br />

bleibt und Aufträge nicht erfüllt wer<strong>de</strong>n<br />

können.<br />

„Der Krieg um die knappe Zahl an<br />

Talenten ist längst in vollem Gang“,<br />

behauptet Lutz Altmann von <strong>de</strong>r Per-<br />

sonalberatung Humancaps in Kerpen.<br />

Gera<strong>de</strong> mittelständische Unternehmen<br />

müssten komplett um<strong>de</strong>nken: Statt in<br />

aller Ruhe unter einer Vielzahl von Bewerbern<br />

aussuchen zu können, sei man<br />

im Internet-Zeitalter gezwungen, <strong>de</strong>n<br />

umgekehrten Weg zu gehen und sich<br />

für Bewerber möglichst attraktiv darzustellen.<br />

Das Mittel dazu heißt „Employer<br />

Branding“ – <strong>de</strong>r Arbeitgeber als Marke.<br />

In seiner einfachsten Form be<strong>de</strong>utet das<br />

zunächst, einen Link zur Personalabteilung<br />

auf <strong>de</strong>r eigenen Homepage zu<br />

setzen o<strong>de</strong>r auf einem <strong>de</strong>r zahlreichen<br />

sozialen Netzwerke aufzutreten. Gera<strong>de</strong><br />

kleine Fertigungsunternehmen<br />

o<strong>de</strong>r Handwerksbetriebe tummeln sich<br />

dort bereits zu Tausen<strong>de</strong>n. Eine Suche<br />

auf Facebook nach „Schreinerei“ ergab<br />

mehrere 100 Einträge – von <strong>de</strong>r Schreinerei<br />

Asenkerschbaumer in Tittmoning<br />

bis zur Schreinerei Zeyer in Karlsbad.<br />

Ob Bäcker, Metzger, Schuster, ob Elektrofachbetrieb,<br />

Anlagenbauer o<strong>de</strong>r<br />

Maschinenschlosserei: Das sogenannte<br />

Social Web quillt gera<strong>de</strong>zu über vor<br />

Selbstdarstellungen kleiner und mittlerer<br />

Unternehmen auf <strong>de</strong>r Suche nach<br />

geeignetem Fachpersonal o<strong>de</strong>r Kandidaten<br />

für eine Lehrstelle.<br />

Es sei ja auch wichtig, vor allem junge<br />

Leute dort abzuholen, wo sie sich am<br />

liebsten aufhalten: auf Facebook, Twitter<br />

o<strong>de</strong>r in Vi<strong>de</strong>oportalen wie Youtube,<br />

sagt Carsten Franke, Vorstand <strong>de</strong>r Personalberatungsfirma<br />

Milch & Zucker<br />

Foto: WorkPerformance<br />

38 ProFirma 12 2011


„Es geht darum, herauszufin<strong>de</strong>n,<br />

welcher<br />

Bewerber zu welchem<br />

Arbeitsplatz passt.“<br />

TOBIAS ORTNER, WORKPERFORMANCE,<br />

INGOLSTADT<br />

AG in Bad Nauheim. Er selbst bezeichnet<br />

sich als Spezialisten für „eRecruiting“:<br />

„Web 2.0 als Mitmachmedium hat<br />

längst auch die Personalarbeit verän<strong>de</strong>rt.<br />

Die Hochqualifizierten bewegen sich<br />

heute nicht nur bei <strong>de</strong>r täglichen Arbeit,<br />

son<strong>de</strong>rn vor allem bei <strong>de</strong>r Jobsuche wie<br />

selbstverständlich im Internet. Daraus<br />

ergeben sich je<strong>de</strong> Menge Chancen, aber<br />

auch Risiken für Unternehmen.“<br />

Mittelständler brauchen<br />

keine teuren Kampagnen<br />

Konzerne wie Lufthansa, Siemens o<strong>de</strong>r<br />

Daimler putzen sich <strong>de</strong>shalb auch<br />

schon längst im Internet kräftig heraus<br />

in <strong>de</strong>r Hoffnung, Talente anzuziehen.<br />

Solche millionenschweren Kampagnen<br />

können sich Mittelständler nicht leisten<br />

– „und sie müssen es auch nicht“,<br />

glaubt Oliver Tuszik, Chef <strong>de</strong>s Kölner<br />

IT-Systemhauses Computacenter. Sein<br />

Dienstleistungsunternehmen mit rund<br />

4.000 Mitarbeitern in Deutschland legte<br />

im Jahr 2010, nach <strong>de</strong>m En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Finanzkrise,<br />

wie<strong>de</strong>r kräftig zu – aber <strong>de</strong>r<br />

Arbeitsmarkt war leer gefegt. „Außer<strong>de</strong>m<br />

gibt es Vorurteile gegen die IT-Berufe“,<br />

sagt Tuszik, „viele <strong>de</strong>nken immer<br />

noch an <strong>de</strong>n einsamen Entwickler, <strong>de</strong>r<br />

allein vor seinem Rechner sitzt und sich<br />

nur von Pizza ernährt.“ Der Unternehmer<br />

beschloss, etwas für <strong>de</strong>n Ruf <strong>de</strong>r<br />

Branche zu tun – und dabei natürlich<br />

auch für sich selbst.<br />

<strong>Als</strong> Erstes gab Computacenter eine<br />

Meinungsumfrage in Auftrag, aus <strong>de</strong>r<br />

hervorging, dass 80 Prozent aller ITler<br />

Spaß an ihrem Beruf haben. Dann zogen<br />

Firmenmitarbeiter mit <strong>de</strong>r Vi<strong>de</strong>okamera<br />

los und befragten Schüler und<br />

Stu<strong>de</strong>nten: „Was haltet Ihr vom IT-Beruf?“<br />

Die Filme wur<strong>de</strong>n auf einer eigenen<br />

Website („IT’s your future“) und auf<br />

Youtube zum Download freigeschaltet.<br />

Gleichzeitig wur<strong>de</strong> auf Facebook die<br />

Seite „Computacenter Karriere“ eingerichtet,<br />

auf <strong>de</strong>r es Stellenangebote,<br />

Kommentare und Erfahrungsberichte<br />

junger und älterer Mitarbeiter gibt. Auf<br />

einem eigenen Twitter-Kanal (@computacenterDE)<br />

stellen Computacenter-<br />

Mitarbeiter kurze Nachrichten ein zu<br />

Themen rund um IT-Lösungen, Cloud<br />

Computing und IT-Sicherheit. Und<br />

in einem firmeneigenen „Newsroom“<br />

wer<strong>de</strong>n Interna ausgetauscht („Computacenter<br />

begrüßt 20 Trainees“) und<br />

Podcasts zu aktuellen IT-Themen angeboten<br />

(„Handliche Anwendungen<br />

durchbrechen alte Barrieren“).<br />

Für Tuszik hat sich die Beschäftigung<br />

mit sozialen Medien „auf je<strong>de</strong>n Fall<br />

ausgezahlt“, wie er sagt: Innerhalb von<br />

drei Monaten hat sein Unternehmen<br />

mehr als 700 Facebook-Freun<strong>de</strong> hinzugewonnen,<br />

die durch Klicken auf <strong>de</strong>n<br />

„Like“-Knopf eine aktive Empfehlung<br />

an ihren Bekanntenkreis weitergegeben<br />

haben. Und auf Twitter gewann Computacenter<br />

500 „Follower“. „Wenn<br />

ONLINE-PRÜFUNG<br />

Mehr als die Hälfte aller <strong>de</strong>utschen Unternehmen<br />

schauen zuerst im Internet<br />

nach, bevor sie einen neuen Mitarbeiter<br />

anstellen. Das hat <strong>de</strong>r IT-Branchenverband<br />

Bitkom in einer aktuellen<br />

Umfrage festgestellt. „Je<strong>de</strong>r Bewerber<br />

sollte wissen, was über ihn im Internet<br />

steht, und darauf achten, was er selbst<br />

o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re über ihn im Web verbreiten“,<br />

rät Verbandschef Prof. Dieter<br />

Kempf. Er rät Jobsuchen<strong>de</strong>n, eine eigene<br />

Online-Präsenz aufzubauen und<br />

sie stets auf <strong>de</strong>m neuesten Stand zu<br />

halten, zum Beispiel in eher geschäftlich<br />

orientierten Netzwerken wie Xing<br />

o<strong>de</strong>r LinkedIn, beziehungsweise auf<br />

Job-Portalen wie Monster o<strong>de</strong>r Stepstone.<br />

Wo recherchieren Unternehmen<br />

über Bewerber?<br />

49 %<br />

Suchmaschinen<br />

Quelle: Bitkom 10/11<br />

21 %<br />

Business-<br />

Netzwerke (Xing,<br />

LinkedIn etc.)<br />

19 %<br />

Social Networks<br />

(Facebook,<br />

StudiVZ etc.)<br />

11 %<br />

An<strong>de</strong>re<br />

Quellen<br />

ProFirma 12 2011<br />

39


Unternehmensführung – Strategie<br />

INTERVIEW<br />

„Facebook allein reicht nicht“<br />

Ina Ferber, Leiterin Personalmarketing und Social-Media-Recruiting beim Jobportal<br />

Monster.<strong>de</strong>, über Markenbildung für mittelständische Unternehmen.<br />

DAS GESPRÄCH FÜHRTE TIM COLE<br />

Frau Ferber, ist Employer Branding für<br />

Mittelständler ein probates Mittel im<br />

Kampf um Talente?<br />

Ferber: Ja, aber nur, wenn es als ein Prozess<br />

verstan<strong>de</strong>n wird, <strong>de</strong>r auch gelebt<br />

wird. Es geht nicht nur darum, ein paar<br />

Stellen zu besetzen. Eine Hochglanzbroschüre<br />

und eine Facebook-Seite reichen<br />

allein längst nicht aus.<br />

Wie soll man vorgehen?<br />

Ferber: In drei Schritten. Zunächst muss<br />

das Unternehmen eine Vision entwickeln<br />

und sich die Frage stellen: Wie wollen<br />

wir sein? Dann muss es diese Vision<br />

umsetzen, also sich fragen: Was müssen<br />

wir tun, um so zu wer<strong>de</strong>n, wie wir sein<br />

wollen? Und schließlich muss die neue<br />

Arbeitgebermarke richtig kommuniziert<br />

wer<strong>de</strong>n: Wie können wir zeigen, was wir<br />

sind? Vor allem aber muss es erkennen,<br />

dass Employer Branding kein Projekt ist,<br />

son<strong>de</strong>rn ein Prozess. Die Marke muss gelebt<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Wie wichtig sind da Social Media und Web 2.0?<br />

Ferber: Sehr wichtig. Nur darf man nicht<br />

Social Media machen, ohne vorher seine<br />

Hausaufgaben im Web 1.0 gemacht zu haben.<br />

Das fängt bei <strong>de</strong>r Homepage an und<br />

hört beim Bewerbungsmanagement noch<br />

längst nicht auf. Wer sich beispielsweise<br />

weigert, Bewerbungen per E-Mail entgegenzunehmen,<br />

wird unter Umstän<strong>de</strong>n<br />

seine Zielgruppe verärgern, statt sich<br />

als Arbeitgeber attraktiv zu machen. Das<br />

gleiche gilt für zu langes Warten: Wenn<br />

Sie sich erst nach zwei o<strong>de</strong>r drei Wochen<br />

beim Bewerber mel<strong>de</strong>n, dann hat <strong>de</strong>r<br />

wahrscheinlich schon längst einen an<strong>de</strong>ren<br />

Job.<br />

Woran messen Sie <strong>de</strong>n Erfolg einer Employer-Branding-Kampagne?<br />

Ferber: Ziel einer erfolgreichen Kampagne<br />

ist es nicht, viele Bewerber zu<br />

produzieren, son<strong>de</strong>rn die richtigen.<br />

Haben Mittelständler überhaupt eine<br />

Chance gegen Großkonzerne, die Employer<br />

Branding im großen Stil und mit viel<br />

mehr Aufwand betreiben können?<br />

Ferber: Je besser die Mittelständler Employer<br />

Branding machen, <strong>de</strong>sto schwerer<br />

wer<strong>de</strong>n es die Konzerne haben.<br />

man be<strong>de</strong>nkt, dass selbst Konzerne sich<br />

schwertun, auf ein paar Hun<strong>de</strong>rt Follower<br />

zu kommen, ist das sagenhaft“,<br />

freut er sich.<br />

Personaler müssen um<strong>de</strong>nken<br />

„Im Kontext Social Media wer<strong>de</strong>n Recruitment,<br />

Personalmarketing sowie<br />

Employer Branding und HR-Communication<br />

noch enger zusammenwachsen“,<br />

behauptet Lutz Altmann von Humancaps.<br />

Dabei müssten vor allem die<br />

Mitarbeiter in <strong>de</strong>n Personalabteilungen<br />

um<strong>de</strong>nken. „Die entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Frage<br />

lautet: Gebe ich als Arbeitgeber <strong>de</strong>n<br />

Personalern die benötigten neuen Freiheiten<br />

bei <strong>de</strong>r Social-Media-Kommunikation<br />

o<strong>de</strong>r ziehe ich mich als Unternehmen<br />

in meine eigene Sandburg zurück?“<br />

Dass sich vielerorts mittelständische<br />

Unternehmen schwertun mit <strong>de</strong>r Markenbildung,<br />

liegt allerdings nicht nur<br />

an mangelhafter Flexibilität: Häufig<br />

fehlen auch einfach Mittel und Mitarbeiter<br />

dafür. Diese Marktlücke füllt<br />

beispielsweise <strong>de</strong>r Personaldienstleister<br />

WorkPerformance in Ingolstadt, <strong>de</strong>r<br />

sich vor allem auf kleine und mittlere<br />

Zulieferunternehmen in <strong>de</strong>r Autobranche<br />

spezialisiert hat und ihnen bei <strong>de</strong>r<br />

Talentsuche hilft – und das manchmal<br />

mit recht ausgefallenen Metho<strong>de</strong>n.<br />

„Interesse an einem Treffen an <strong>de</strong>r<br />

Motocross-Strecke? O<strong>de</strong>r bevorzugen<br />

Sie die mo<strong>de</strong>rne Kunst?“, fragt das Unternehmen<br />

auf seiner Facebook-Seite:<br />

„Um hohen und hoch spezialisierten<br />

Bedürfnissen zu genügen, beschreiten<br />

wir sogar ungewöhnliche Wege. Stu<strong>de</strong>nten,<br />

Absolventen, Berufsanfänger<br />

und Hochqualifizierte bitten wir zum<br />

außergewöhnlichen Vorstellungsgespräch.“<br />

„Es geht darum, herauszufin<strong>de</strong>n, wer<br />

zu welchem Arbeitsplatz passt“, sagt<br />

Geschäftsführer Tobias Ortner. Mit<br />

seinem kleinen 16-Mann-Team durchforstet<br />

er die Stellenbörsen und stellt<br />

Kontakte zu Universitäten dar, alles mit<br />

<strong>de</strong>m Ziel, Angebot und Nachfrage im<br />

automobilen Arbeitsmarkt zusammenzuführen.<br />

Ohnehin zählen im Employer Branding<br />

oft I<strong>de</strong>en und authentische Auftritte<br />

mehr als Computerhexerei und ein flotter<br />

Auftritt bei Facebook. Davon ist zum<br />

Beispiel Magdalena Münstermann aus<br />

Telgte überzeugt, die gemeinsam mit<br />

ihrem Mann Bernd einen im Jahr 1845<br />

Foto: privat<br />

40 ProFirma 12 2011


gegrün<strong>de</strong>ten Familienbetrieb führt, das<br />

Trocknungs- und Entstaubungsanlagen<br />

für Kun<strong>de</strong>n in aller Welt herstellt. „Unsere<br />

Marke ist Familienfreundlichkeit<br />

und Innovation“, behauptet sie. Und daran<br />

arbeitet sie kräftig und gezielt.<br />

Dass Familienleben und Arbeit harmonisch<br />

zueinan<strong>de</strong>rpassen, ist <strong>de</strong>r Chefin<br />

ein großes Anliegen, <strong>de</strong>nn „so etwas<br />

spricht sich schnell herum“. Bei <strong>de</strong>r<br />

Firma Münstermann nehmen sich auffallend<br />

viele Väter eine Kin<strong>de</strong>r-Auszeit.<br />

Magdalena Münstermann organisiert<br />

Tagesmütter sowie eine U3-Kin<strong>de</strong>rbetreuuung<br />

vor Ort. „Wenn es Krankheit<br />

o<strong>de</strong>r einen Pflegefall in <strong>de</strong>r Familie gibt,<br />

sind wir ganz flexibel“, erzählt sie.<br />

Die Chefin weiß, dass ihr Unternehmen<br />

im Gespräch bleiben muss, wenn sie<br />

mit attraktiveren Standorten wie Hamburg,<br />

Bremen, Ol<strong>de</strong>nburg o<strong>de</strong>r Münster<br />

mithalten will. Dazu hat sie das „Telgter<br />

Mo<strong>de</strong>ll“ aus <strong>de</strong>r Taufe gehoben, das<br />

Schulen und regionale Unternehmen<br />

zusammenbringt und mittlerweile auf<br />

<strong>de</strong>n ganzen Regierungsbezirk ausge<strong>de</strong>hnt<br />

wird.<br />

Vor allem aber, und darauf ist sie beson<strong>de</strong>rs<br />

stolz, erregt ihre Firma Aufmerksamkeit<br />

durch Leistung: Für eine neuartige<br />

Trocknungsanlage, die mo<strong>de</strong>rnste<br />

Kohlenfasertechnik nutzt, bekam<br />

Münstermann <strong>de</strong>n begehrten Seifriz-<br />

Innovationspreis <strong>de</strong>r Steinbeis-Stiftung.<br />

„Die Hälfte unserer 200 Mitarbeiter<br />

sind hoch qualifizierte Ingenieure“, sagt<br />

Magdalena Münstermann. „Da hilft ein<br />

solcher Preis natürlich, wenn wir uns<br />

als Arbeitgeber erfolgreich bei jungen<br />

Hochschulabgängern bewerben wollen.<br />

Bei uns gibt es je<strong>de</strong>nfalls keine Jobkrise<br />

– ganz im Gegenteil“<br />

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Social Media im Personalmanagement.<br />

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und Risiken für Unternehmen.<br />

ProFirma 12 2011


Unternehmensführung – Personalführung<br />

Mitarbeitergespräche<br />

Gute Noten, schlechte Noten<br />

Die Mitarbeiterbeurteilung ist eines <strong>de</strong>r wichtigsten Elemente <strong>de</strong>r Personalentwicklung.<br />

Angestrebt sind größtmögliche Fairness und Objektivität. Was ist bei <strong>de</strong>r Bewertung zu<br />

beachten, von <strong>de</strong>r inzwischen häufig auch Teile <strong>de</strong>s Gehalts abhängen? VON HENNING ZANDER<br />

Unternehmerisches Denken for<strong>de</strong>rt<br />

Jürgen Lorenz von seinen Mitarbeitern.<br />

Er ist Vorstand <strong>de</strong>r Conplement AG in<br />

Nürnberg, eines IT-Dienstleisters mit 44<br />

Mitarbeitern. Seine Mitarbeiter sind am<br />

Erfolg <strong>de</strong>s Unternehmens beteiligt. Auf<br />

diese Weise wur<strong>de</strong>n im vergangenen<br />

Jahr bei <strong>de</strong>r Conplement AG rund 30<br />

Prozent <strong>de</strong>s Gewinns vor Zinsen und<br />

Steuern unter <strong>de</strong>n Mitarbeitern ausgeschüttet.<br />

Die Erfolgsbeteiligung kann<br />

zwischen fünf und 20 Prozent betragen,<br />

bezogen auf das Einkommen. Je<br />

mehr Leistung <strong>de</strong>r einzelne Mitarbeiter<br />

bringt, <strong>de</strong>sto höher fällt sein flexibler<br />

Einkommensanteil aus.<br />

Ob Erfolgsbeteiligung o<strong>de</strong>r das Feedback<br />

im Jahresgespräch – immer wie<strong>de</strong>r<br />

müssen Führungskräfte die Arbeit ihrer<br />

Mitarbeiter bewerten. Nicht immer ist<br />

das einfach. Während in <strong>de</strong>r Produktion<br />

noch die Beurteilung nach Stückzahlen<br />

möglich ist, müssen bei Dienstleistungen<br />

an<strong>de</strong>re Kriterien herangezogen<br />

wer<strong>de</strong>n. Inwieweit kann man verschie<strong>de</strong>ne<br />

Jobs überhaupt vergleichen?<br />

Bei <strong>de</strong>r Conplement AG wer<strong>de</strong>n die Mitarbeiter<br />

gegen Jahresen<strong>de</strong> in Entwicklungsgesprächen<br />

an Vereinbarungen<br />

gemessen. Hier wer<strong>de</strong>n Entwicklungsmaßnahmen<br />

<strong>de</strong>finiert, sozusagen eine<br />

Roadmap mit Zielen und Zwischenzielen.<br />

„Diese Ziele sind sehr spezifisch,<br />

dabei kann es sich zum Beispiel um ein<br />

Zertifikat han<strong>de</strong>ln, das erworben wer<strong>de</strong>n<br />

muss, o<strong>de</strong>r um Vorträge, die vor <strong>de</strong>r<br />

Gruppe gehalten wer<strong>de</strong>n sollen“, sagt<br />

Lorenz. Wenn 100 Prozent <strong>de</strong>r Zielvorgaben<br />

erfüllt sind, wird <strong>de</strong>r maximale<br />

variable Gehaltsanteil erreicht.<br />

Projekte, Aufträge, Weiterbildungsmaßnahmen<br />

– <strong>de</strong>r Mitarbeiter trägt die<br />

Dokumentationspflicht über das, was er<br />

im ablaufen<strong>de</strong>n Jahr geleistet hat.<br />

Neben <strong>de</strong>m Entwicklungsgespräch und<br />

einem Gespräch zur Hälfte <strong>de</strong>s Jahres<br />

fin<strong>de</strong>n auch regelmäßig Einzelgespräche<br />

statt, in <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Mitarbeiter erfahren<br />

kann, wo er bei seiner Zielerreichung<br />

steht. <strong>Als</strong> Dienstleister legt die Conplement<br />

AG zu<strong>de</strong>m sehr viel Wert auf das<br />

Urteil <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>n. „Einmal im Jahr fin<strong>de</strong>t<br />

hierzu eine Befragung statt. Wenn<br />

die Kun<strong>de</strong>nzufrie<strong>de</strong>nheit unter 80 Prozent<br />

liegt, dann fällt auch das variable<br />

Gehalt niedriger aus“, sagt Lorenz.<br />

Die Leistung verbessern<br />

Das Vereinbaren von Zielen und <strong>de</strong>ren<br />

Überprüfung ist einer von vielen Wegen,<br />

die Leistung <strong>de</strong>r Mitarbeiter zu messen<br />

und zu bewerten. Für Personalberater<br />

Michael Paschen, Geschäftsführer <strong>de</strong>r<br />

Profil M-Beratung in Wermelskirchen,<br />

muss eine Beurteilung vor allem folgen<strong>de</strong><br />

Elemente aufweisen: Sie muss die<br />

Entwicklungsfähigkeit <strong>de</strong>s Mitarbeiters<br />

aufgreifen, sie muss konkret sein, verstehbar<br />

und wertschätzend. „Die Mitarbeiter<br />

müssen verstehen, wo sie stehen“,<br />

sagt Paschen. Und was von ihnen er-<br />

Mitarbeiterjahresgespräche sind eine<br />

gute Gelegenheit, abseits <strong>de</strong>s Tagesgeschäfts<br />

eine Bestandsaufnahme<br />

zu machen und Ziele zu vereinbaren.<br />

42 ProFirma 12 2011


wartet wird. Das Beurteilungsgespräch<br />

kann so <strong>de</strong>r Startschuss für Aktivitäten<br />

wer<strong>de</strong>n, die Führungskraft und Mitarbeiter<br />

vereinbaren, um die Leistung <strong>de</strong>s<br />

Mitarbeiters zu verbessern.<br />

Auch bei Phoenix Contact, einem<br />

Elektronikhersteller aus Blomberg in<br />

Nordrhein-Westfalen mit rund 1.100<br />

Mitarbeitern in Deutschland, wer<strong>de</strong>n<br />

Zielvereinbarungen mit <strong>de</strong>n Mitarbeitern<br />

getroffen. Wie bei <strong>de</strong>r Conplement<br />

AG kann es sich auch hier um durchgeführte<br />

Projekte o<strong>de</strong>r um konkrete Weiterbildungsmaßnahmen<br />

han<strong>de</strong>ln. Eine<br />

leistungsbezogene Zulage richtet sich<br />

nach <strong>de</strong>m Erreichen <strong>de</strong>r Ziele.<br />

Dieses System steht neben <strong>de</strong>n im Tarifvertrag<br />

festgelegten leistungsbezogenen<br />

Komponenten. Standardisiert wird hier<br />

die Leistung nach Parametern wie <strong>de</strong>r<br />

Anwendung von Kenntnissen und Fähigkeiten,<br />

Teamarbeit o<strong>de</strong>r Arbeitseinsatz<br />

bewertet. Insgesamt fließen 16<br />

verschie<strong>de</strong>ne Aspekte in die Bewertung<br />

auf einer Skala von 1 bis 8 ein. Die Führungskräfte<br />

nehmen sich bei <strong>de</strong>r Bewertung<br />

zunächst einen Mitarbeiter als<br />

Maß, <strong>de</strong>r aus ihrer Sicht das jeweilige<br />

Stellenbild zu 100 Prozent erfüllt und<br />

so bei <strong>de</strong>r Bewertung eine 4 erhält. Neben<br />

diesen Mitarbeiter platzieren sie die<br />

an<strong>de</strong>ren vergleichbaren Mitarbeiter, die<br />

mehr o<strong>de</strong>r weniger Leistung erbringen,<br />

und erstellen somit ein Ranking.<br />

Doch die angestrebte Objektivität <strong>de</strong>s<br />

Bewertungsverfahrens funktioniert<br />

nicht immer. „Es kann Beurteilungsfehler<br />

geben“, sagt Ines Ludwig, Leiterin<br />

Personalmanagement, Recruiting und<br />

Consulting bei Phoenix Contact. „Eine<br />

mögliche Fehlerquelle ist die Gefahr,<br />

dass eine Führungskraft Konflikten aus<br />

<strong>de</strong>m Weg gehen will und <strong>de</strong>shalb ten<strong>de</strong>nziell<br />

besser bewertet als <strong>de</strong>r Durchschnitt.“<br />

Eine weitere Fehlerquelle:<br />

Höhere Entgeltgruppen wer<strong>de</strong>n ten<strong>de</strong>nziell<br />

besser beurteilt als niedrigere.<br />

„Um dies zu vermei<strong>de</strong>n, bekommen die<br />

Führungskräfte spezielle Schulungen“,<br />

sagt Ines Ludwig. Zu<strong>de</strong>m wur<strong>de</strong> ein Bewertungslexikon<br />

erarbeitet, in <strong>de</strong>m Beispiele<br />

für gute und schlechte Leistung<br />

benannt sind und die Kriterien auf die<br />

Arbeitsbereiche übersetzt wer<strong>de</strong>n. Diese<br />

können im Labor an<strong>de</strong>rs interpretiert<br />

wer<strong>de</strong>n als in <strong>de</strong>r Produktion.<br />

Einheitlichkeit ist nicht sinnvoll<br />

Ziel <strong>de</strong>s Systems ist es, die Mitarbeiter<br />

fair und gerecht zu beurteilen. Doch Beurteilungssysteme,<br />

die für alle Mitarbeiter<br />

eines Unternehmens gelten, stoßen<br />

auch auf Kritik. Für Winfried Berner,<br />

Unternehmensberater und Inhaber <strong>de</strong>r<br />

Umsetzungsberatung aus Mitterfels in<br />

Bayern, ist die Vergleichbarkeit für alle<br />

Mitarbeiter nach einem einheitlichen<br />

Maßstab nicht immer sinnvoll. Schließlich<br />

schaffe man die Vergleichbarkeit<br />

nur, in<strong>de</strong>m das Wesentliche bei <strong>de</strong>r<br />

Ausübung <strong>de</strong>r jeweiligen Stelle weggelassen<br />

wer<strong>de</strong>. Für Winfried Berner bergen<br />

Bewertungssysteme zu<strong>de</strong>m immer<br />

auch die Gefahr einer Fehlsteuerung.<br />

„Die Mitarbeiter richten ihre Leistung<br />

natürlich danach aus, an welchen Maßstäben<br />

sie gemessen wer<strong>de</strong>n. Doch<br />

TYPISCHE BEWERTUNGSFEHLER<br />

HALO-EFFEKT<br />

Ein positiver o<strong>de</strong>r negativer Eindruck <strong>de</strong>s<br />

Mitarbeiters überstrahlt alle an<strong>de</strong>ren Aspekte.<br />

Dies kann zum Beispiel <strong>de</strong>r soziale<br />

Status, das Aussehen o<strong>de</strong>r einfach nur eine<br />

beson<strong>de</strong>re Verhaltensweise sein. Dieser<br />

Effekt wird noch verstärkt, wenn <strong>de</strong>r Beurteiler<br />

auf eine bestimmte Verhaltensweise<br />

o<strong>de</strong>r ein Merkmal beson<strong>de</strong>rs Wert legt.<br />

EGOZENTRIEFEHLER<br />

Der Beurteiler macht sich selbst zum<br />

Maßstab für die Erfüllung <strong>de</strong>r Aufgaben.<br />

Was er leisten kann, das verlangt er auch<br />

von seinem Mitarbeiter, unabhängig von<br />

<strong>de</strong>ssen Position und Aufgabe im Unternehmen.<br />

ANDORRA-PHÄNOMEN<br />

Der Mitarbeiter passt sich <strong>de</strong>r Rolle an,<br />

die ein Vorgesetzter von ihm erwartet.<br />

Wenn er etwa <strong>de</strong>nkt, dass sein Vorgesetzter<br />

eine schlechte Meinung über ihn hat,<br />

dann passt er seine Leistung nach unten<br />

an. Der Vorgesetzte wie<strong>de</strong>rum sieht sich<br />

dadurch in seinen Ansichten bestätigt.<br />

TENDENZ ZUR MITTE<br />

Ist <strong>de</strong>r Beurteiler ängstlich o<strong>de</strong>r unentschlossen,<br />

wählt er bei <strong>de</strong>n Beurteilungen<br />

eher mittlere Werte. Ein Grund hierfür ist<br />

häufig ein Mangel an Informationen über<br />

<strong>de</strong>n zu Beurteilen<strong>de</strong>n. Leistungsstarke<br />

Mitarbeiter wer<strong>de</strong>n dadurch eher ab-, leistungsschwache<br />

Mitarbeiter aufgewertet.<br />

360-GRAD-FEEDBACK<br />

Viele Fehlerquellen können durch ein<br />

360-Grad-Feedback umgangen wer<strong>de</strong>n.<br />

Neben <strong>de</strong>r Beurteilung <strong>de</strong>r Führungskraft<br />

fließt auch die Selbstbeurteilung <strong>de</strong>s Mitarbeiters<br />

mit ein. Auch Kun<strong>de</strong>n, Kollegen<br />

und Mitarbeiter wer<strong>de</strong>n befragt. Dadurch<br />

kann eine objektivere Beurteilung erreicht<br />

wer<strong>de</strong>n, die ein realistisches Bild<br />

wie<strong>de</strong>rgibt – und nicht das vorgefertigte<br />

aus <strong>de</strong>m Kopf <strong>de</strong>s Vorgesetzten.<br />

ProFirma 12 2011<br />

43


Unternehmensführung – Personalführung<br />

CHECKLISTE<br />

JAHRESGESPRÄCH<br />

FRÜHZEITIGE TERMINIERUNG<br />

Der Mitarbeiter sollte früh genug<br />

erfahren, wann das Jahresgespräch<br />

stattfin<strong>de</strong>t, damit er sich gut darauf<br />

vorbereiten kann. Er sollte schon über<br />

die zu besprechen<strong>de</strong>n Themen informiert<br />

sein. Zu<strong>de</strong>m kann er aufgefor<strong>de</strong>rt<br />

wer<strong>de</strong>n, entsprechen<strong>de</strong> Fragen<br />

und Ziele für <strong>de</strong>n Termin zu formulieren.<br />

GUTE VORBEREITUNG<br />

Anhand <strong>de</strong>s Protokolls <strong>de</strong>s vorigen<br />

Gesprächs sollte sich die Führungskraft<br />

noch einmal bewusst machen,<br />

was eigentlich im vergangenen Jahr<br />

vom Mitarbeiter erwartet wor<strong>de</strong>n war.<br />

Es sollte geprüft wer<strong>de</strong>n, ob diese<br />

Ziele erreicht wor<strong>de</strong>n sind. Wenn<br />

nicht, woran lag es? Was muss getan<br />

wer<strong>de</strong>n, damit <strong>de</strong>r Mitarbeiter seine<br />

Ziele besser erreicht?<br />

BESTANDSAUFNAHME<br />

DER AKTUELLEN SITUATION<br />

Im Gespräch wer<strong>de</strong>n das ablaufen<strong>de</strong><br />

Jahr und die aktuelle Situation <strong>de</strong>s<br />

Mitarbeiters erörtert. Der Mitarbeiter<br />

sollte die Chance haben, sich zu allen<br />

Punkten zu äußern. Keinesfalls sollte<br />

die Führungskraft das Jahresgespräch<br />

zur Generalabrechnung über vergangenes<br />

Fehlverhalten nutzen.<br />

ZIELE FORMULIEREN<br />

Mit <strong>de</strong>m Mitarbeiter sollten Ziele für<br />

das kommen<strong>de</strong> Jahr vereinbart wer<strong>de</strong>n.<br />

Wichtig ist, dass diese sich klar<br />

und messbar <strong>de</strong>finieren lassen. Sie<br />

sollten Handlungsspielräume lassen<br />

und für <strong>de</strong>n Mitarbeiter auch umsetzbar<br />

sein.<br />

DOKUMENTATION DER<br />

ERGEBNISSE<br />

Es sollte ein Gesprächsprotokoll ausgearbeitet<br />

wer<strong>de</strong>n, damit die Ergebnisse<br />

auch später noch nachvollziehbar<br />

sind.<br />

„Will eine Führungskraft Konflikten aus <strong>de</strong>m Weg<br />

gehen, bewertet sie oft besser als <strong>de</strong>r Durchschnitt.“<br />

INES LUDIG, PHOENIX CONTACT, BLOMBERG<br />

was ist, wenn diese Maßstäbe gar nicht<br />

das sind, was eigentlich erreicht wer<strong>de</strong>n<br />

sollte?“, fragt Berner.<br />

Die Alternative liegt aus seiner Sicht darin,<br />

eine klare Orientierung zu bieten.<br />

Anhand konkreter Aufgaben ist für die<br />

jeweilige Funktion klar zu sagen, was die<br />

Führungskraft erwartet. „Es ist eine primäre<br />

Führungsaufgabe, zu <strong>de</strong>finieren,<br />

was ich von meinen Mitarbeitern will,<br />

wofür sie eigentlich bezahlt wer<strong>de</strong>n“,<br />

sagt Berner. „Wenn mir das selbst nicht<br />

klar ist, kann ich auch keine Orientierung<br />

bieten.“ Berner sieht auch Nutzen<br />

in einem Beurteilungssystem. Der liege<br />

darin, dass man sich im Jahresrhythmus<br />

unabhängig vom situationsbezogenen<br />

Feedback zusammensetze und eine Gesamtbilanz<br />

ziehe. Dabei sollten auch die<br />

nächsten Entwicklungsschritte für <strong>de</strong>n<br />

Einzelnen <strong>de</strong>finiert wer<strong>de</strong>n.<br />

Machen es standardisierte Verfahren,<br />

die versuchen, Leistungen in Zahlen<br />

auszudrücken, <strong>de</strong>r Führungskraft zu<br />

einfach? Sollte Bewertung nicht immer<br />

im Dialog zwischen Führungskraft und<br />

Mitarbeiter stattfin<strong>de</strong>n? Personalberater<br />

Michael Paschen sieht <strong>de</strong>n Nutzen von<br />

Skalensystemen jedoch eher als Hilfsmittel,<br />

um konkrete Anfor<strong>de</strong>rungen zu<br />

<strong>de</strong>finieren. „Man muss <strong>de</strong>m Mitarbeiter<br />

gegenüber begrün<strong>de</strong>n können, wie er es<br />

schaffen kann, etwa von einem Doppel-<br />

Minus auf ein Doppel-Plus zu kommen“,<br />

sagt Paschen. Doch sobald ein<br />

System zu undurchsichtig, es methodisch<br />

aufgeblasen wird, sieht <strong>de</strong>r Personalberater<br />

Schwierigkeiten. „Dann geht<br />

es nicht mehr darum, was <strong>de</strong>r Mitarbeiter<br />

tun kann, besser zu wer<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn<br />

warum es anstatt einer 4,5 eine 3,5 in<br />

<strong>de</strong>r Bewertung gegeben hat.“ Die Gerechtigkeits<strong>de</strong>batte,<br />

die man eigentlich<br />

vermei<strong>de</strong>n wollte, kommt dann erst<br />

richtig in Schwung.<br />

Doch die Schwierigkeit liegt nach Meinung<br />

von Unternehmensberater Winfried<br />

Berner noch woan<strong>de</strong>rs. „In vielen<br />

Fällen wer<strong>de</strong>n Beurteilungssysteme gar<br />

nicht richtig ernst genommen.“ In diesen<br />

Fällen wür<strong>de</strong>n Bögen von <strong>de</strong>r Personalabteilung<br />

verschickt, die nur lustlos<br />

und nach Anmahnung ausgefüllt wür<strong>de</strong>n.<br />

Zurück in <strong>de</strong>r Personalabteilung,<br />

kämen sie dann in die Ablage. „So etwas<br />

hat natürlich keinerlei Steuerungswirkung“,<br />

kritisiert <strong>de</strong>r Unternehmensberater.<br />

Nur wo das Beurteilungssystem<br />

ernst genommen wer<strong>de</strong>, könne es auch<br />

eine Orientierungshilfe bieten.<br />

Foto: privat<br />

44 ProFirma 12 2011


Kolumne<br />

Quer<strong>de</strong>nker<br />

Martin Beck Der Unternehmensberater<br />

ist Großhan<strong>de</strong>lskaufmann, Diplom-<br />

Betriebswirt (FH) und Honorarprofessor<br />

an <strong>de</strong>r Hochschule Nürtingen.<br />

www.prof-beck.net<br />

Per Anruf Kun<strong>de</strong>n verlieren<br />

Von Professor Martin Beck<br />

Es gab einmal eine Zeit, in <strong>de</strong>r Begriffe, die mit „Call“ begannen,<br />

nichts für höhere Töchter und für seriöse Kaufleute waren.<br />

Anständige Menschen kamen – je<strong>de</strong>nfalls offiziell – nicht mit<br />

diesen Welten in Kontakt. Das hat sich dramatisch geän<strong>de</strong>rt.<br />

„Call“ ist heute überall. An vielen Stellen hat „Call“ <strong>de</strong>n Kontakt<br />

zum realen Menschen ersetzt. Der Bankberater, <strong>de</strong>r früher<br />

seine Kun<strong>de</strong>n über Jahre begleitete, ist durch Automaten<br />

und Call-Center ersetzt. Die Versicherungsagentur ist auf eine<br />

Verkaufsveranstaltung mit Verkaufsdruck geschrumpft, und<br />

<strong>de</strong>r Versicherungskun<strong>de</strong> muss sich mit einem anonymen<br />

Call-Center herumschlagen, um seinen komplizierten Versicherungsfall<br />

sachgerecht und lösungsorientiert bearbeitet zu<br />

bekommen. Und die Kommunikationsunternehmen, <strong>de</strong>ren<br />

Job eigentlich das Zusammenbringen von Menschen wäre,<br />

halten sich <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n per Call-Center möglichst weit vom<br />

Leibe, wovon <strong>de</strong>r Autor aus praktischer Anschauung ein Liedchen<br />

singen kann.<br />

Es ist merkwürdig, wie wenig kun<strong>de</strong>norientiert die Mehrzahl<br />

<strong>de</strong>r Call-Center ist. Es gibt keine persönlichen Vertrauenskontakte<br />

mehr, im Ernstfall ist keiner zuständig, schwierige Fälle<br />

wer<strong>de</strong>n weiter- o<strong>de</strong>r herumgereicht. Die Dokumentation<br />

<strong>de</strong>r Gespräche ist mehr als lückenhaft o<strong>de</strong>r fehlt gleich ganz,<br />

sodass <strong>de</strong>r Anrufer, <strong>de</strong>r dann eher ein Bittsteller ist, je<strong>de</strong>m<br />

neuen Telefonpartner seine Lebens- und Lei<strong>de</strong>nsgeschichte<br />

erneut schil<strong>de</strong>rn muss und dabei nicht sicher sein kann, ob<br />

sie sprachlich verstan<strong>de</strong>n, fachlich aufgenommen und korrekt<br />

dokumentiert wird. Und allzu oft muss sich <strong>de</strong>r Anrufer,<br />

immerhin <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n ganzen La<strong>de</strong>n finanziert, Belehrungen<br />

von offensichtlich unkundigem Personal anhören.<br />

Spöttisch gesagt: Viele Anrufe sind eine Art Schnellfortbildung<br />

für die Mitarbeiterschaft <strong>de</strong>s Call-Centers – auf Kosten<br />

<strong>de</strong>s Kun<strong>de</strong>n und vielleicht zum Vorteil <strong>de</strong>s nächsten Anrufers.<br />

Man mag nur schwer glauben, dass diese Form von organisierter<br />

und technisierter Kun<strong>de</strong>nabfertigung, die weit hinter <strong>de</strong>m<br />

Niveau <strong>de</strong>s guten, alten Mitarbeiters am Schalter zurückliegt,<br />

ein Fortschritt für die Dienstleistungsgesellschaft sein soll.<br />

Die meisten Call-Center legen sich wie ein tiefer Graben o<strong>de</strong>r<br />

wie ein abwehren<strong>de</strong>r Drache zwischen <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n und <strong>de</strong>n<br />

Lieferanten. Man könnte sie auch als Organisationen zur Verhin<strong>de</strong>rung<br />

von persönlichen Kontakten bezeichnen. Nur <strong>de</strong>r<br />

Vollständigkeit halber sei gesagt: Es gibt auch Call-Center, die<br />

funktionieren, weil dort gut geschulte Mitarbeiter gut informiert<br />

sind und freundlich und lösungsorientiert auftreten.<br />

Das zeigt: Eigentlich kann es gar nicht so schwer sein, einige<br />

Grundregeln zu beachten und <strong>de</strong>n Call-Center-Mitarbeitern<br />

pädagogisch nahezubringen. <strong>Als</strong> Anrufer und Kun<strong>de</strong> darf ich<br />

erwarten:<br />

> die sofortige Dokumentation <strong>de</strong>s Besprochenen, insbeson<strong>de</strong>re<br />

<strong>de</strong>r getroffenen Zusagen und Vereinbarungen;<br />

> rasche Erreichbarkeit eines entscheidungsberechtigten Vorgesetzten,<br />

<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Kun<strong>de</strong>n in allen schwierigeren Fällen zumin<strong>de</strong>st<br />

ein Gefühl von Betreuung und Respekt vermittelt;<br />

> die zügige Benennung eines Erst-Ansprechpartners (sozusagen<br />

eines Fallmanagers), <strong>de</strong>r in einem schwierigeren Fall<br />

<strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n bis zur Lösung <strong>de</strong>s Problems begleitet.<br />

Für die Call-Center-Branche müsste es eine Ehrensache sein,<br />

<strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n wirklich zu bedienen, statt ihn wie eine heiße<br />

Kartoffel (die in diesem Falle aber häufig heißer und nicht<br />

kühler wird) von Anonymus zu Anonymus weiterzureichen.<br />

Sonst braucht sie sich nicht zu wun<strong>de</strong>rn, wenn ihre Kun<strong>de</strong>n<br />

im Schutz <strong>de</strong>r Anonymität von Bank zu Bank o<strong>de</strong>r von einem<br />

Kommunikationsunternehmen zum nächsten hüpfen wie<br />

<strong>de</strong>r Schmetterling von Blüte zu Blüte. Ein schlecht funktionieren<strong>de</strong>r<br />

Kun<strong>de</strong>nkontakt ist sozusagen eine Einladung zur<br />

geschäftlichen Untreue. Dabei gibt es nichts Ökonomischeres<br />

als einen treuen Kun<strong>de</strong>n.<br />

ProFirma 12 2011<br />

45


Unternehmensführung<br />

Betriebsratsvergütung<br />

RECHT<br />

Ein Marsch durch ein Minenfeld<br />

Bei <strong>de</strong>r Vergütung für Betriebsräte steckt <strong>de</strong>r Unternehmer in <strong>de</strong>r Zwickmühle:<br />

Er darf sie gegenüber normalen Arbeitnehmern we<strong>de</strong>r bevor- noch benachteiligen,<br />

aber auch nicht für ihre Tätigkeit bezahlen. VON BERND WELLER<br />

Nach <strong>de</strong>m Gesetz gelten zwei eiserne<br />

(und strafbewehrte) Grundsätze für die<br />

Betriebsratsvergütung: Zum einen dürfen<br />

Betriebsratsmitglie<strong>de</strong>r wegen ihres<br />

Amtes nicht gegenüber normalen Arbeitnehmern<br />

bevorzugt o<strong>de</strong>r benachteiligt<br />

wer<strong>de</strong>n. Zum an<strong>de</strong>ren dürfen sie<br />

keine Vergütung für ihre Betriebsratstätigkeit<br />

erhalten.<br />

Diese Aufgabe ist bei <strong>de</strong>r Grundvergütung<br />

in aller Regel noch zu meistern.<br />

Hier gibt es schließlich Tarif- o<strong>de</strong>r Entgeltsysteme,<br />

die einen objektiven Rahmen<br />

bieten. Weitaus herausfor<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>r<br />

sind variable Vergütungsbestandteile,<br />

sofern diese nicht einfach nur an <strong>de</strong>n<br />

Unternehmenserfolg anknüpfen, son<strong>de</strong>rn<br />

auch eine persönliche Leistungskomponente<br />

beinhalten. Schon bei<br />

„normalen“ Arbeitnehmern ist die objektiv<br />

nachvollziehbare und gerechte<br />

Bewertung und Vergütung schwierig;<br />

bei Betriebsräten gerät sie zum Marsch<br />

durch ein Minenfeld.<br />

Vollzeit-Betriebsräte problemlos<br />

Überraschen<strong>de</strong>rweise sind nicht die<br />

„Vollzeit-Betriebsräte“ die problematischen<br />

Fälle. Bei Betriebsratsmitglie<strong>de</strong>rn,<br />

die von <strong>de</strong>r Pflicht zu Erbringung<br />

ihrer Arbeitsleistung vollständig<br />

freigestellt sind, kann <strong>de</strong>r Arbeitgeber<br />

Ein Betriebsratsmitglied sollte vom Unternehmer dazu angehalten wer<strong>de</strong>n, die Dauer<br />

und <strong>de</strong>n Anlass seiner Tätigkeiten in dieser Eigenschaft schriftlich zu dokumentieren.<br />

schließlich erst gar nicht in die Versuchung<br />

kommen, falsche Ziele zu setzen<br />

o<strong>de</strong>r eine mangelhafte Zielereichung<br />

zu bewerten. Bei <strong>de</strong>r variablen Vergütung<br />

von vollständig freigestellten Betriebsratsmitglie<strong>de</strong>rn<br />

ist vielmehr wie<br />

bei <strong>de</strong>ren Grundvergütung vorzugehen.<br />

Nach<strong>de</strong>m ein (zahlenmäßig möglichst<br />

großer) Kreis von vergleichbaren Arbeitnehmern<br />

bestimmt wur<strong>de</strong>, erhält<br />

das freigestellte Betriebsratsmitglied<br />

einfach <strong>de</strong>n Durchschnitt o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Medianwert<br />

<strong>de</strong>r variablen Vergütung seiner<br />

Vergleichsgruppe.<br />

Deutlich komplexer gestaltet sich die<br />

variable Vergütung von nicht o<strong>de</strong>r nur<br />

teilweise freigestellten Betriebsratsmitglie<strong>de</strong>rn.<br />

Diese haben noch Arbeitsleistung<br />

zu erbringen. Von ihnen muss (sie<br />

dürfen ja nicht schlechter o<strong>de</strong>r besser<br />

46 ProFirma 12 2011


als an<strong>de</strong>re Arbeitnehmer behan<strong>de</strong>lt<br />

wer<strong>de</strong>n) ebenfalls persönliche Leistung<br />

erwartet wer<strong>de</strong>n, und ihnen können<br />

daher auch persönliche Ziele gesetzt<br />

wer<strong>de</strong>n. Es liegt auf <strong>de</strong>r Hand, dass diese<br />

Ziele nicht im Zusammenhang mit <strong>de</strong>r<br />

Betriebsratstätigkeit stehen dürfen, zum<br />

Beispiel <strong>de</strong>r Abschluss einer Betriebsvereinbarung.<br />

Das wäre dann nämlich<br />

die Vergütung von Betriebsratstätigkeit.<br />

Diese ist aber gesetzlich verboten.<br />

Zielerreichung variieren<br />

Bei <strong>de</strong>n Zielen muss berücksichtigt<br />

wer<strong>de</strong>n, dass ein Betriebsratsmitglied<br />

nicht (annähernd) im gleichen zeitlichen<br />

Rahmen seiner Arbeitspflicht<br />

nachkommt wie ein normaler Arbeitnehmer.<br />

Die Teilnahme an Betriebsratssitzungen<br />

und an<strong>de</strong>ren Pflichtaufgaben<br />

konsumiert Zeit. Zeit, in <strong>de</strong>r das<br />

Betriebsratsmitglied nicht an seiner<br />

Zielerreichung arbeiten kann. Wür<strong>de</strong><br />

man einem Betriebsratsmitglied dieselben<br />

Ziele wie einem normalen Arbeitnehmer<br />

setzen, dann wür<strong>de</strong> man ihn<br />

gegenüber <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren Arbeitnehmern<br />

schlechter stellen. Er hätte dann in kürzerer<br />

Zeit nämlich proportional mehr<br />

zu erledigen.<br />

Wobei gilt, dass <strong>de</strong>r Arbeitgeber selbstverständlich<br />

dazu berechtigt ist, <strong>de</strong>n<br />

Betriebsrat dazu zu verpflichten, sich<br />

ab- und wie<strong>de</strong>r anzumel<strong>de</strong>n, wenn er<br />

seine normale Tätigkeit unterbricht<br />

und Betriebsratstätigkeiten ausübt. Dies<br />

ist keinesfalls eine böswillige Schikane;<br />

letztlich dient dies <strong>de</strong>n ureigensten Interessen<br />

<strong>de</strong>s Betriebsratsmitglieds selbst.<br />

Aus diesem Umstand heraus ergibt<br />

sich <strong>de</strong>mnach ebenfalls das Recht <strong>de</strong>s<br />

Arbeitgebers, die Zeiten, in <strong>de</strong>nen das<br />

Betriebsratsmitglied nicht arbeitet,<br />

son<strong>de</strong>rn seiner Betriebsratstätigkeit<br />

nachkommt, dauerhaft zu erfassen, zu<br />

kumulieren und zu speichern.<br />

Im Ergebnis muss also <strong>de</strong>r Arbeitgeber<br />

o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Vorgesetzte bei <strong>de</strong>r Zielsetzung<br />

zunächst überlegen, welche Ziele<br />

er <strong>de</strong>m Betriebsratsmitglied unter Beachtung<br />

<strong>de</strong>ssen verringerter Arbeitszeit<br />

setzen kann. Bei <strong>de</strong>r Bemessung <strong>de</strong>r<br />

Zielerreichung wie<strong>de</strong>rum sollte er dann<br />

nochmals mit <strong>de</strong>n aufgelaufenen Be-<br />

triebsratszeiten abgleichen, ob sich die<br />

Perspektiventscheidung vom Jahresanfang<br />

im Nachhinein als zugunsten <strong>de</strong>s<br />

Betriebsratsmitglieds überhöht o<strong>de</strong>r<br />

aber zu gering darstellt. Beson<strong>de</strong>re Umstän<strong>de</strong><br />

wie Restrukturierungen können<br />

schließlich erhebliche Zeiten bei Betriebsratsmitglie<strong>de</strong>rn<br />

blocken.<br />

Statistikbeweis hilft<br />

So mancher Personalleiter mag sich<br />

fragen, ob <strong>de</strong>r Aufwand gerechtfertigt<br />

ist und ob er die Betriebsratsmitglie<strong>de</strong>r<br />

nicht dazu „ermuntert“, sich lieber häufiger<br />

abzumel<strong>de</strong>n, um damit geringere<br />

Zielvorgaben zu haben. Im gewissen<br />

Umfang mag diese Sorge berechtigt<br />

sein. Der Arbeitgeber vergisst dabei<br />

aber sein Recht und seine Pflicht, in je<strong>de</strong>m<br />

Abmel<strong>de</strong>fall und in <strong>de</strong>r Summe<br />

zu prüfen, ob das Betriebsratsmitglied<br />

tatsächlich Betriebsratstätigkeit geleistet<br />

hat. Darüber hinaus kann sich <strong>de</strong>r<br />

Personalleiter insoweit auch <strong>de</strong>s sozialen<br />

Drucks <strong>de</strong>r betrieblichen Kollegen<br />

gewiss sein.<br />

Am En<strong>de</strong> darf <strong>de</strong>r Personalleiter nicht<br />

vergessen, wie viel Sicherheit er im Umgang<br />

mit Betriebsräten durch eine solche<br />

Maßnahme gewinnt. Statt wie üblich<br />

lamentieren zu müssen, dass man<br />

<strong>de</strong>m Betriebsratsmitglied, von <strong>de</strong>m man<br />

später noch eine positive Entscheidung<br />

(Einstellung, Betriebsvereinbarung u.a.)<br />

wünscht, in unschönen Gehaltsverhandlungen<br />

gegenübersteht und nur<br />

unzureichen<strong>de</strong> objektive Argumente<br />

hat, erleichtern die nachvollziehbaren<br />

Argumente eines solchen Statistikbeweises<br />

diese Aufgabe menschlich wie<br />

rechtlich ungemein.<br />

Nicht ganz vergessen sollte <strong>de</strong>r Personalleiter<br />

dabei auch, dass ihm die Dokumentation<br />

– wie in vielen an<strong>de</strong>ren<br />

Compliance-Bereichen auch – dabei<br />

hilft, gegenüber <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft<br />

o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Geschäftsführung nachzuweisen,<br />

welche Entscheidung er aus welchen<br />

Grün<strong>de</strong>n getroffen hat.<br />

Der Autor: Bernd Weller, Rechtsanwalt und<br />

Fachanwalt für Arbeitsrecht, Partner, Heuking<br />

Kühn Lüer Wojtek, Frankfurt am Main<br />

Urteils-Ticker<br />

WEIHNACHTSGELD DARF NICHT<br />

EINSEITIG GESTRICHEN WERDEN<br />

Ein Arbeitgeber darf das über Jahre<br />

hinweg gezahlte Weihnachtsgeld<br />

nicht einfach streichen, entschied das<br />

Lan<strong>de</strong>sarbeitsgericht (LAG) Rheinland-<br />

Pfalz. Das gelte auch dann, wenn bei<br />

<strong>de</strong>r letzten Zahlung darauf hingewiesen<br />

wur<strong>de</strong>, das die Auszahlung freiwillig<br />

erfolgt. Über die Jahre sei eine betriebliche<br />

Übung entstan<strong>de</strong>n, die <strong>de</strong>r<br />

Arbeitgeber nicht ohne Einwilligung<br />

<strong>de</strong>s Arbeitnehmers kassieren könne<br />

An<strong>de</strong>rs ist es, wenn die Freiwilligkeit<br />

<strong>de</strong>r Zahlung bereits im Arbeitsvertrag<br />

festgehalten wur<strong>de</strong>.<br />

INFO: LAG Rheinland-Pfalz,<br />

Az. 5 Sa 604/10<br />

GRÜNDUNGSZUSCHUSS<br />

AUCH IM AUSLAND<br />

Ein <strong>de</strong>utscher Arbeitsloser, <strong>de</strong>r sich<br />

selbstständig macht, hat auch im Ausland<br />

Anspruch auf <strong>de</strong>n Gründungszuschuss<br />

entschied das hessische Lan<strong>de</strong>ssozialgericht<br />

(LSG) und verurteilte<br />

die Bun<strong>de</strong>sagentur für Arbeit zur<br />

Zahlung. Im Gesetz sei ausdrücklich<br />

geregelt, dass auch eine Beschäftigungsaufnahme<br />

in <strong>de</strong>r EU geför<strong>de</strong>rt<br />

wer<strong>de</strong>n könne. Geklagt hatte ein<br />

Diplom-Betriebswirt, <strong>de</strong>r in Österreich<br />

eine Pizzeria übernommen hatte.<br />

INFO: LSG Hessen,<br />

Az. AZ l 7 AL 104/09<br />

IMPRESSUMSPFLICHT<br />

BEI FACEBOOK<br />

Wenn ein Unternehmen bei Facebook<br />

eine Seite zu Marketingzwecken betreibt,<br />

muss diese ein ein<strong>de</strong>utiges<br />

Impressum aufweisen, urteilte das<br />

Landgericht (LG) Aschaffenburg. Dazu<br />

reiche es nicht, wenn auf <strong>de</strong>r Seite<br />

Anschrift, Telefonnummer und ein<br />

Link auf die Website <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

aufgeführt seien.<br />

INFO: LG Aschaffenburg,<br />

Az. 2 HK O 54/11<br />

ProFirma 12 2011<br />

47


Finanzen & Steuern<br />

FINANZTRENDS<br />

Studie zur Finanzstärke<br />

Familienunternehmen lassen nichts anbrennen<br />

Die <strong>de</strong>utschen Familienunternehmen<br />

verfügen über eine außergewöhnlich<br />

große Finanzkraft. Auch nach <strong>de</strong>r Finanz-<br />

und Wirtschaftskrise stehen sie<br />

finanziell und wirtschaftlich besser da<br />

als <strong>de</strong>r Gesamtdurchschnitt <strong>de</strong>r Unternehmen<br />

in Deutschland. Dies zeigt eine<br />

Untersuchung <strong>de</strong>r 500 umsatzstärksten<br />

Familienunternehmen, <strong>de</strong>ren Ergebnisse<br />

die Wirtschaftsauskunftei Bürgel<br />

und die Beratungs- und Prüfungsgesellschaft<br />

Rödl & Partner jetzt vorlegten.<br />

„Bei <strong>de</strong>n wichtigsten Erfolgskennzahlen<br />

Eigenkapitalquote, Gesamtkapitalrendite<br />

und Liquidität stehen Familienunternehmen<br />

gegenüber <strong>de</strong>r Gesamtwirtschaft<br />

und <strong>de</strong>n Unternehmen <strong>de</strong>s Euro<br />

Stoxx 50 überdurchschnittlich gut da“,<br />

erklärt Dr. Norbert Sellin, Geschäftsführer<br />

von Bürgel. Im Betrachtungszeitraum<br />

2007 bis 2010 konnten die Unternehmen<br />

ihre bereits auskömmliche<br />

Eigenkapitalquote um acht Prozentpunkte<br />

auf 53,7 Prozent steigern.<br />

„Aufgrund <strong>de</strong>r Stärke <strong>de</strong>s eigenen<br />

operativen Geschäfts können Familienunternehmen<br />

konjunkturelle Abschwünge<br />

sehr gut abfe<strong>de</strong>rn“, betont<br />

Wolfgang Kraus, geschäftsführen<strong>de</strong>r<br />

Partner <strong>de</strong>r auf die Beratung von Familienunternehmen<br />

spezialisierten Beratungs-<br />

und Prüfungsgesellschaft Rödl<br />

& Partner in Nürnberg. Im Vergleich<br />

mit <strong>de</strong>n Euro-Stoxx-50-Unternehmen<br />

erwirtschafteten Familienfirmen in <strong>de</strong>n<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

20%<br />

67,7%<br />

21,0%<br />

Baugewerbe<br />

Jahren 2007 bis 2010 eine überdurchschnittlich<br />

hohe Gesamtkapitalrendite.<br />

Im Geschäftsjahr 2010 lag diese sogar<br />

bei rund 8,3 Prozent (Euro Stoxx 50:<br />

5,9 Prozent).<br />

Die Studie „Finanzkraft von Familienunternehmen“<br />

kann im Internet kostenfrei<br />

heruntergela<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n: www.roedl.<strong>de</strong>/<br />

studie_familienunternehmen<br />

ANALYSE DER EIGENKAPITALQUOTEN NACH BRANCHEN<br />

51,7%<br />

27,5%<br />

(Untersuchungszeitraum 2007 bis 2010)<br />

50,2%<br />

36,4%<br />

Industrie<br />

49,2%<br />

Bergbau<br />

36,9%<br />

47,5%<br />

Han<strong>de</strong>l<br />

29,3%<br />

45,4%<br />

26,8%<br />

Verkehr,<br />

Nachrichten<br />

39,9%<br />

9,5%<br />

Unternehmensdienstl.<br />

Finanzdienstleister<br />

Familienunternehmen<br />

Gesamtwirtschaft<br />

39,5%<br />

25,4%<br />

Sonstige<br />

Dienstl.<br />

20,4%<br />

29,2%<br />

Gesundheit,<br />

Soziales<br />

Quelle: BÜRGEL; Rödl & Partner (eigene Auswertung)<br />

BETRIEBSRENTE<br />

Scheidung kann für Arbeitgeber teuer wer<strong>de</strong>n<br />

Bei Scheidung von Mitarbeitern mit einer betrieblichen Altersversorgung<br />

(bAV) sieht das Versorgungsausgleichsgesetz grundsätzlich<br />

vor, dass die Teilung einer bAV auf das Ehezeiten<strong>de</strong> erfolgt.<br />

In vielen Fällen liegt dieser Zeitpunkt aber mehrere Jahre<br />

vor <strong>de</strong>m rechtskräftigen Scheidungsurteil, und die Teilung kann<br />

rückwirkend gar nicht mehr vorgenommen wer<strong>de</strong>n. Da <strong>de</strong>r Gesetzgeber<br />

bisher offengelassen hat, ob und wie die Wertentwicklung<br />

<strong>de</strong>r bAV zwischen Ehezeiten<strong>de</strong> und Rechtskraft <strong>de</strong>s Urteils<br />

zu berücksichtigen ist, mussten die Betroffenen eine höchstrichterliche<br />

Entscheidung abwarten. Diese liegt jetzt vor und bietet<br />

für Arbeitgeber eine böse Überraschung. Denn in einem Urteil<br />

vom 7. September 2011 beschloss <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sgerichtshof, dass<br />

<strong>de</strong>r Ausgleichswert aus einer externen Teilung zugunsten <strong>de</strong>s<br />

Ausgleichsberechtigten ab Ehezeiten<strong>de</strong> zu verzinsen ist. Im konkreten<br />

Fall ging es um eine Pensionszusage. Folge: Der Arbeitgeber<br />

muss <strong>de</strong>m Ausgleichsberechtigten eine Verzinsung von 5,25<br />

Prozent zahlen. Einige Monate zuvor hatte das OLG Celle einen<br />

Lebensversicherer zur Nachverzinsung verurteilt.<br />

„Betroffene Versorgungsträger sollten ihre Teilungsordnungen<br />

zeitnah prüfen“, empfiehlt Andreas Buttler, Gesellschafter-Geschäftsführer<br />

<strong>de</strong>s bAV-Beratungshauses Febs Consulting. Denn<br />

es gelte zu verhin<strong>de</strong>rn, dass die Zinsen am En<strong>de</strong> tatsächlich zulasten<br />

<strong>de</strong>s Arbeitgebers o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Versicherers gehen.<br />

INFO: www.febs-consulting.<strong>de</strong><br />

Foto: Deutscher Factoring-Verband<br />

48 ProFirma 12 2011


Factoring-Branche wächst trotz Vorurteilen<br />

Auch im ersten Halbjahr 2011 haben die<br />

Mitgliedsunternehmen <strong>de</strong>s Deutschen<br />

Factoring-Verbands einen <strong>de</strong>utlichen<br />

Volumenzuwachs erwirtschaftet: Wie<br />

<strong>de</strong>r Verband bei einem Pressegespräch<br />

in Frankfurt berichtete, nahm <strong>de</strong>r Umsatz<br />

gegenüber <strong>de</strong>m Vorjahreszeitraum<br />

um 28 Prozent auf 75,60 Milliar<strong>de</strong>n<br />

Euro zu. Die Factoring-Quote stieg damit<br />

schon im ersten Halbjahr 2011 auf<br />

knapp 6,5 Prozent an. Diese Quote gibt<br />

das Verhältnis zwischen <strong>de</strong>m angekauften<br />

For<strong>de</strong>rungsvolumen und <strong>de</strong>m Bruttoinlandsprodukt<br />

in Prozent an und gilt<br />

in <strong>de</strong>r Branche als Vergleichsmaßstab<br />

für die Rolle <strong>de</strong>s Factorings in einer<br />

Volkswirtschaft.<br />

Ein weiterer Beleg für die zunehmen<strong>de</strong><br />

Be<strong>de</strong>utung ist auch <strong>de</strong>r Anstieg <strong>de</strong>r<br />

Kun<strong>de</strong>nzahl, die seit Jahresbeginn um<br />

67 Prozent auf nunmehr 14.570 wuchs.<br />

Der Verband legte außer<strong>de</strong>m eine Studie<br />

<strong>de</strong>r Universität Köln zur Be<strong>de</strong>utung<br />

<strong>de</strong>s Factorings in Deutschland vor. Aufschlussreiches<br />

Ergebnis: In Deutschland<br />

genießt Factoring bei <strong>de</strong>n Nutzern<br />

einen <strong>de</strong>utlich besseren Ruf als bei <strong>de</strong>n<br />

Nichtnutzern.<br />

<strong>Als</strong> Hemmnis gegen die Einführung<br />

von Factoring führen viele befragte<br />

Unternehmen Befürchtungen an, Factoring<br />

sei zu teuer und die Abwicklung<br />

zu kompliziert. „Dieses Ergebnis be<strong>de</strong>utet,<br />

dass wir die Vorteile <strong>de</strong>s Factorings<br />

noch besser kommunizieren müssen,<br />

um diese zumeist unberechtigten Vorurteile<br />

gera<strong>de</strong> bei <strong>de</strong>n Nichtnutzern<br />

zu beseitigen“, sagte Joachim Secker,<br />

Sprecher <strong>de</strong>s Vorstands <strong>de</strong>s Deutschen<br />

Factoring-Verbands.<br />

Sieht Informationsbedarf: Joachim Secker,<br />

Vorstand <strong>de</strong>s Deutschen Factoring-Verbands.<br />

Spielraum<br />

schreibt man<br />

mit F.<br />

Wer nanziell unabhängig ist, kann sich ganz auf sein<br />

Geschäft konzentrieren. Mit Factoring gewinnen Sie<br />

Spielraum: For<strong>de</strong>rungsausfälle sind passé, Sie genießen<br />

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For<strong>de</strong>rungen zeitgemäß managen


Finanzen & Steuern – Finanzierung<br />

IT-Leasing<br />

Tausche alt gegen neu<br />

Hard- und Software altern oft schneller, als sie abgeschrieben wer<strong>de</strong>n können.<br />

Deswegen kann Leasing eine gute Alternative zum Kauf von IT sein. Firmenchefs<br />

sollten bei dieser Finanzierungsform aber genau rechnen. VON SABINE HÖLPER<br />

Woran erkennt man, dass ein Film vor zehn o<strong>de</strong>r 15 Jahren gedreht<br />

wur<strong>de</strong>? An <strong>de</strong>n Frisuren <strong>de</strong>r Schauspieler, an ihrer Kleidung?<br />

Heutzutage eher nicht. Man merkt es an <strong>de</strong>n Handys<br />

am Ohr und an <strong>de</strong>n Computerbildschirmen auf <strong>de</strong>n Schreibtischen:<br />

Die Technik, die damals en vogue war, ist heute im<br />

wahrsten Sinne <strong>de</strong>s Wortes aus <strong>de</strong>m vorigen Jahrhun<strong>de</strong>rt. Die<br />

Lebenszyklen von Informationstechnologie sind <strong>de</strong>rart kurz,<br />

dass ein gestern gekauftes Gerät schon morgen veraltet sein<br />

kann. Für kleinere und mittlere Unternehmen, die fünf- o<strong>de</strong>r<br />

gar sechsstellige Summen in IT investieren müssen, ist das ein<br />

echtes Problem. Denn es bleibt<br />

ihnen gar nichts an<strong>de</strong>res übrig,<br />

als in immer kürzeren Abstän<strong>de</strong>n<br />

zu investieren. Schließlich<br />

sind sie auf mo<strong>de</strong>rnste Technik<br />

angewiesen und können es sich<br />

nicht erlauben, neue Entwicklungen<br />

zu ignorieren.<br />

Ein Ausweg aus diesem misslichen<br />

Kreislauf ist IT-Leasing.<br />

Wer Hard- und Software least<br />

anstatt zu kaufen, ist technisch<br />

immer auf <strong>de</strong>m neuesten Stand.<br />

Nach einem vorher <strong>de</strong>finierten<br />

Zeitraum von zum Beispiel<br />

drei Jahren wer<strong>de</strong>n die Geräte<br />

gegen neue ausgetauscht – und<br />

man muss sich nicht einmal<br />

um die Entsorgung <strong>de</strong>r alten<br />

Anlagen kümmern.<br />

IT-Leasing bietet die gleichen Vorteile wie alle an<strong>de</strong>ren Leasing-Formen:<br />

Es schont die Liquidität <strong>de</strong>s Unternehmens und<br />

ist in <strong>de</strong>r Regel bilanzneutral. Somit bleibt die Kreditlinie bei<br />

<strong>de</strong>r Bank unangetastet und das Unternehmen erschließt sich<br />

zusätzliche finanzielle Spielräume. Zu<strong>de</strong>m hält Leasing die Belastungen<br />

relativ gering, zumal die monatlichen Zahlungsraten<br />

in <strong>de</strong>r Regel aus <strong>de</strong>n laufen<strong>de</strong>n Erträgen finanziert wer<strong>de</strong>n<br />

können. Vor allem aber sind Leasing-Raten – egal, wie sich<br />

die Kreditzinsen entwickeln – konstant und bieten <strong>de</strong>m Unternehmer<br />

damit Planungssicherheit während <strong>de</strong>r gesamten<br />

Vertragslaufzeit. Hinzu kommt,<br />

dass Leasing-Raten oftmals als<br />

Betriebsausgaben Gewinn min<strong>de</strong>rnd<br />

genutzt wer<strong>de</strong>n können.<br />

IT-Leasing noch<br />

wenig verbreitet<br />

Entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r Pluspunkt <strong>de</strong>s<br />

IT-Leasings ist jedoch, dass es<br />

das Risiko <strong>de</strong>r technologischen<br />

Überalterung <strong>de</strong>r Hard- und Software<br />

im Unternehmen <strong>de</strong>utlich<br />

reduziert. Denn ein Firmenchef<br />

steckt beim Kauf neuer IT-Geräte<br />

immer im Dilemma, dass<br />

das Equipment vor Ablauf <strong>de</strong>r<br />

Abschreibungsdauer von fünf<br />

Jahren technisch veraltet. Viele<br />

Unternehmer setzen die Tech-<br />

50 ProFirma 12 2011


Foto: BFL Leasing GmbH<br />

nik daher über die volle Abschreibungsdauer ein, auch wenn<br />

sie schon vorher nicht mehr die Leistung bringt, die nötig wäre.<br />

Leasing hingegen erlaubt <strong>de</strong>m Unternehmen, neue Technologien<br />

dann einzuführen, wenn es sinnvoll ist. Das kann schon<br />

nach zwei o<strong>de</strong>r drei Jahren sein.<br />

Trotz<strong>de</strong>m ist die Akzeptanz von IT-Leasing noch lange nicht<br />

so groß wie beim Pkw-Leasing. Fast zwei Drittel <strong>de</strong>s gesamten<br />

Leasing-Volumens in Deutschland gehen auf Pkw und Nutzfahrzeuge<br />

zurück, Büromaschinen und EDV machen weniger<br />

als zehn Prozent <strong>de</strong>s gesamten Geschäfts aus. Daraus zu<br />

schließen, IT-Leasing lohne sich nicht, wäre allerdings falsch.<br />

Die IT-Branche hat bisher lediglich versäumt, Leasing erfolgreich<br />

zu vermarkten. Die Automobilbranche hingegen hat<br />

schon vor Jahren erkannt, dass Leasing ein lukratives Geschäft<br />

ist, und tritt entsprechend offensiv auf. „Die Hersteller werben<br />

mit Leasing-Raten von 299 Euro pro Monat“, sagt Gilles<br />

Christ, Vorstand bei <strong>de</strong>r Grenkeleasing AG in Ba<strong>de</strong>n-Ba<strong>de</strong>n.<br />

Die Systemhäuser re<strong>de</strong>ten hingegen noch immer zu viel über<br />

Bits und Bytes. Spezial-Leasing-Anbieter wie Grenkeleasing<br />

versuchen daher mit Nachdruck, <strong>de</strong>n IT-Han<strong>de</strong>l stärker für<br />

das Thema Leasing zu sensibilisieren.<br />

Ein besseres Marketing macht allerdings noch kein besseres<br />

Produkt. Ob Leasing die richtige Finanzierungsform ist,<br />

„Leasing ist eine Finanzierungsform,<br />

die gera<strong>de</strong> Produkten mit<br />

kurzen Innovationszyklen wie in<br />

<strong>de</strong>r IT ganz beson<strong>de</strong>rs entgegenkommt.“<br />

PETER DIECKMANN, GESCHÄFTSFÜHRER<br />

BFL LEASING GMBH, ESCHBORN<br />

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Finanzen & Steuern – Finanzierung<br />

muss je<strong>de</strong>s Unternehmen immer im Einzelfall klären. Dabei<br />

reicht es nicht, auf optisch niedrige Leasing-Raten zu schauen.<br />

Min<strong>de</strong>stens genauso wichtig ist ein Blick auf die Kosten und<br />

damit das Zinsniveau. Denn während die Kontokorrentzinsen<br />

bei etwa fünf bis acht Prozent liegen, muss man für Leasing<br />

etwa zehn Prozent kalkulieren. „Leasing ist teuer“, sagt Tom<br />

Streicher, Leiter IT und Organisation bei <strong>de</strong>r Steuerberatungsgesellschaft<br />

Ecovis in Rostock. Es kommt daher auf die finanziellen<br />

Möglichkeiten <strong>de</strong>s Unternehmens an. Verfügt ein Betrieb<br />

über eine starke Finanzkraft, ist <strong>de</strong>r Kauf von Hard- und<br />

Software wahrscheinlich günstiger. Leasing rückt vor allem<br />

dann ins Blickfeld, wenn die Liquidität geschont wer<strong>de</strong>n soll.<br />

Wichtig ist auch die Höhe <strong>de</strong>r geplanten Investition.<br />

Zwar schließen die meisten Anbieter Verträge schon ab<br />

einem Volumen von 500 Euro ab. Ob Leasing bei <strong>de</strong>rart<br />

geringen Beträgen sinnvoll ist, steht auf einem an<strong>de</strong>ren Blatt.<br />

Nicht nur die Kosten sind bei kleinen Summen relativ hoch,<br />

auch <strong>de</strong>r Papierkram steht kaum im Verhältnis zum Nutzen.<br />

„Ein Kleinunternehmer, <strong>de</strong>r zwei Rechner für 3.000 Euro<br />

kauft, fragt sich, ob er dafür <strong>de</strong>n Verwaltungsaufwand eingehen<br />

soll“, sagt Berater Streicher. Ganz an<strong>de</strong>rs stellt sich die<br />

Sache dar, wenn Geräte für Zehn- o<strong>de</strong>r Hun<strong>de</strong>rttausen<strong>de</strong> Euro<br />

benötigt wer<strong>de</strong>n, wie beispielsweise bei <strong>de</strong>r All Service Unternehmensgruppe<br />

für Gebäu<strong>de</strong>management. Das Frankfurter<br />

Unternehmen least IT-Komponenten, die im Sicherheitsdienst<br />

eingesetzt wer<strong>de</strong>n. Das sind zum Beispiel Sicherheitskoffer für<br />

Geldtransporter o<strong>de</strong>r Rack-Systeme für die Fahrzeuge. 40.000<br />

Euro kostet ein einzelner Schrank, etwa 6.000 Euro ein Sicherheitskoffer.<br />

Rund 30 solcher Koffer hat das Unternehmen im<br />

Einsatz. Da kommen gewaltige Summen zusammen, und<br />

dann ist <strong>de</strong>r Verwaltungsaufwand wie<strong>de</strong>rum gerechtfertigt.<br />

Immer wichtiger: Serviceleistungen<br />

Sinnvoll dürfte Leasing darüber hinaus für Firmen sein, die<br />

nicht einfach Produkte benötigen, son<strong>de</strong>rn Lösungen. Das ist<br />

auch <strong>de</strong>r Trend. „Ein Unternehmen möchte nicht einfach nur<br />

IT“, sagt Peter Dieckmann, Geschäftsführer <strong>de</strong>r BFL Leasing<br />

GmbH in Eschborn. „Es will in <strong>de</strong>r Regel ein IT-Projekt realisieren.“<br />

Dann aber ist nicht nur Hardware vonnöten, son<strong>de</strong>rn es<br />

wer<strong>de</strong>n auch Software und Implementierungsdienstleistungen<br />

benötigt. „Denken Sie nur an Themen wie Datenmigration und<br />

Schulungen für eine neue Applikation“, sagt Diekmann. Häufig<br />

gehe es <strong>de</strong>n Unternehmen außer<strong>de</strong>m darum, „<strong>de</strong>n Gerätepark<br />

aufzuräumen, die Druckkosten zu reduzieren und die Prozesse<br />

zu optimieren“, so Dieckmann. All dies erfor<strong>de</strong>rt Know-how,<br />

das ein Unternehmer nicht unbedingt hat, aber ein auf IT spezialisierter<br />

Leasing-Anbieter sehr wohl. Gemeinsam mit <strong>de</strong>m Fach-<br />

INTERVIEW<br />

„Vergleichsangebote einholen“<br />

Tom Streicher, Leiter IT und Organisation bei Ecovis in Rostock, über Stolperfallen<br />

beim Leasing von Hard- und Software. DAS GESPRÄCH FÜHRTE SABINE HÖLPER<br />

Herr Streicher, raten Sie Ihren Mandanten,<br />

IT zu leasen?<br />

Streicher: Das kommt auf <strong>de</strong>n Einzelfall<br />

an. Aber grundsätzlich ist Leasing gera<strong>de</strong><br />

bei Wirtschaftsgütern, die schnell veralten,<br />

sinnvoll. Das Unternehmen kann<br />

die Belastung konstant halten und die<br />

Investitionszyklen auf ein lineares Maß<br />

beschränken.<br />

muss man sich gut durchlesen, um nicht<br />

etwa teure Zusatzleistungen mit abzuschließen.<br />

Entschei<strong>de</strong>nd ist auch die Wahl<br />

<strong>de</strong>r Vertragsvariante. Bei einem Vollamortisationsvertrag<br />

muss man aufpassen, dass<br />

man nicht in Wahrheit einen Mietkauf eingeht.<br />

Dann nämlich ist <strong>de</strong>r große Vorteil<br />

von Leasing weg, dass <strong>de</strong>r Unternehmer<br />

das Wirtschaftsgut nicht aktivieren muss.<br />

Sie kümmern sich bei Ecovis selbst um<br />

das IT-Leasing, kennen also die Praxis.<br />

Worauf sollte ein Unternehmer bei <strong>de</strong>r<br />

Vertragsgestaltung achten?<br />

Streicher: Ein Unternehmer sollte sich<br />

immer zwei, drei Vergleichsangebote<br />

einholen. Dabei sollte man gera<strong>de</strong> jetzt<br />

darauf achten, ob die Zinsen marktgerecht<br />

sind. Auch das Kleingedruckte<br />

Der Deutsche Leasingverband führt Büromaschinen<br />

und EDV als gemeinsamen<br />

Posten auf. Lohnt sich Leasing auch bei Büromaschinen?<br />

Streicher: Bei Büromaschinen ist <strong>de</strong>r Vorteil<br />

noch viel größer. Nehmen Sie einen<br />

Kopierer: Der ist enorm teuer, gleichzeitig<br />

ist <strong>de</strong>r Preisverfall sehr hoch – und das bei<br />

ständig steigen<strong>de</strong>r Leistung. Ein Kauf wäre<br />

hier wirtschaftlich wenig sinnvoll. Beim<br />

Leasing sieht es hingegen so aus: Wir<br />

schließen einen Vertrag über fünf Jahre<br />

ab, bekommen aber schon nach drei,<br />

vier Jahren ein neues Gerät. Und das zu<br />

sehr günstigen Konditionen.<br />

Foto:Ecovis<br />

52 ProFirma 12 2011


händler kann es seinen Kun<strong>de</strong>n ein genau auf <strong>de</strong>ren Bedürfnisse<br />

zugeschnittenes Angebot machen – Finanzierung inklusive.<br />

Immer häufiger sind in <strong>de</strong>n Leasing-Angeboten auch Komponenten<br />

wie Wartung, Service und Instandhaltung enthalten.<br />

Auch das hat die IT-Branche von <strong>de</strong>r Automobilbranche gelernt:<br />

„Pkw-Leasing ist <strong>de</strong>shalb so erfolgreich, weil die Autohäuser<br />

ihren Kun<strong>de</strong>n eine Paketleistung anbieten, inklusive<br />

Wartung, Versicherung und Winterreifen“, sagt Grenkeleasing-Vorstand<br />

Christ. Darin soll die Zukunft <strong>de</strong>r Anbieter<br />

liegen. „Weg von <strong>de</strong>r Hardware, hin zur Dienstleistung“, sagt<br />

Christ. „Künftig unterschreiben die Kun<strong>de</strong>n nicht mehr zwei<br />

geson<strong>de</strong>rte Verträge für Leasing und Service. Sie unterschreiben<br />

nur noch einmal und zahlen auch alles in einer Rate.“<br />

Solche Komplettangebote sind für Unternehmer nicht nur bequem.<br />

Sie geben ihm auch die Sicherheit, dass seine Technik<br />

stets läuft. Dennoch ist Vorsicht angebracht. Denn auch diese<br />

Sicherheit hat ihren Preis. Und <strong>de</strong>r kann zu hoch wer<strong>de</strong>n,<br />

wenn man sie gar nicht braucht, etwa weil sich ein hauseigener<br />

IT-Spezialist um die Wartung kümmert.<br />

Es ist nicht die einzige Stolperfalle, die sich in IT-Leasing-<br />

Verträgen verstecken kann. Ecovis-Berater Streicher warnt<br />

auch davor, überflüssige Versicherungen mit abzuschließen.<br />

„Häufig ist in <strong>de</strong>r bestehen<strong>de</strong>n Unternehmensversicherung<br />

die IT mit abge<strong>de</strong>ckt“, sagt Streicher. „Wenn man dann im<br />

Leasing-Vertrag das Kreuzchen an <strong>de</strong>r falschen Stelle macht,<br />

hat man eine teure Zusatzversicherung abgeschlossen.“ Überhaupt<br />

kann es ins Geld gehen, wenn man das Kleingedruckte<br />

nicht aufmerksam liest. So sehen längst nicht alle Verträge kostenlose<br />

Anpassungen und Upgra<strong>de</strong>s vor, häufig wer<strong>de</strong>n auch<br />

die Implementierungskosten ausgeklammert. Bei komplexen<br />

Projekten kommt da schnell ein dicker Extraposten auf das<br />

Unternehmen zu.<br />

WELCHER ANBIETER IST<br />

DER RICHTIGE?<br />

Sie können Ihre IT dort leasen, wo Sie auch die Firmenflotte<br />

leasen, o<strong>de</strong>r aber zu einem Spezialanbieter<br />

gehen. Der Vorteil <strong>de</strong>r auf IT spezialisierten<br />

Leasing-Anbieter ist, dass sie über Branchenwissen<br />

verfügen und <strong>de</strong>m Unternehmen somit helfen<br />

können, die beste Lösung zu fin<strong>de</strong>n. An<strong>de</strong>rerseits<br />

spricht nichts gegen eine breit aufgestellte<br />

Leasinggesellschaft, vor allem dann, wenn man<br />

seit Jahren gut mit einem Unternehmen zusammenarbeitet.<br />

Zu <strong>de</strong>n Spezialisten gehören Hersteller-unabhängige<br />

Anbieter wie Grenkeleasing, CHG-Meridian<br />

o<strong>de</strong>r BFL Leasing sowie Anbieter, die für einen bestimmten<br />

Hersteller tätig sind, wie etwa Siemens<br />

Financial Services. Es liegt nahe, beim Kauf eines<br />

Siemens-Produkts auch <strong>de</strong>ren Leasing-Firma zu<br />

wählen. Zwingend notwendig ist das aber nicht.<br />

Das Gleiche gilt, wenn Ihr Fachhändler mit einem<br />

bestimmten Leasing-Anbieter zusammenarbeitet.<br />

Sie können mit <strong>de</strong>m empfohlenen Leasing-Geber<br />

zusammenarbeiten, müssen es aber nicht.<br />

Bei <strong>de</strong>r Suche nach <strong>de</strong>m geeigneten<br />

Leasing-Anbieter unterstützt <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sverband<br />

Deutscher Leasing-Unternehmen unter:<br />

www.leasingverband.<strong>de</strong>.<br />

Wir bieten Ihnen 100 %-ige Sicherheit für Ihre For<strong>de</strong>rungen<br />

und sorgen dafür, dass Sie schnell liqui<strong>de</strong> sind.<br />

Die SüdFactoring ist eine Tochtergesellschaft <strong>de</strong>r LBBW-<br />

Unternehmensgruppe, die in <strong>de</strong>r Mittelstandsfinanzierung<br />

eine be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> Rolle spielt. Diese Verbindung steht nicht<br />

nur für Seriosität und Sicherheit, son<strong>de</strong>rn auch für die<br />

enge Verzahnung klassischer Finanzierungsformen mit<br />

innovativen Instrumenten, wie <strong>de</strong>r For<strong>de</strong>rungsfinanzierung.<br />

Die schönsten Rechnungen<br />

sind die, die sofort bezahlt<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Für weitere Informationen: Telefon + 49 711 127-772,<br />

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Finanzen & Steuern – Auslandsgeschäft<br />

Serviceleistungen <strong>de</strong>r Banken<br />

Sicher in die weite Welt hinaus<br />

Kleine und mittlere Unternehmen drängen ins Ausland. Erste Anlaufstation ist oft die<br />

Hausbank. Sie finanziert nicht nur das Auslandsgeschäft, son<strong>de</strong>rn vermittelt auch Kontakte<br />

zu Banken, Geschäftspartnern und Experten vor Ort. VON SIGRUN AN DER HEIDEN<br />

Das Exportgeschäft ist keine Domäne<br />

<strong>de</strong>r Konzerne mehr. Das belegt eine<br />

neue Studie <strong>de</strong>r DZ-Bank in Frankfurt,<br />

bei <strong>de</strong>r 1.500 Chefs kleinerer und mittlerer<br />

Unternehmen zu <strong>de</strong>n eigenen internationalen<br />

Aktivitäten befragt wur<strong>de</strong>n.<br />

So sind mehr als 53 Prozent <strong>de</strong>r<br />

Mittelständler geschäftlich im Ausland<br />

engagiert: Beson<strong>de</strong>rs in Europa, aber in<br />

zunehmen<strong>de</strong>m Maße auch in Amerika<br />

und Asien. Bereits 35 Prozent <strong>de</strong>r Unternehmen<br />

mit einem Jahresumsatz von<br />

weniger als fünf Millionen Euro machen<br />

jenseits <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>sgrenzen Geschäfte.<br />

Bei <strong>de</strong>n Firmen mit Umsätzen bis zu 25<br />

Millionen Euro sind es sogar 55 Prozent.<br />

Rund 40 Prozent <strong>de</strong>r kleineren Unternehmen<br />

sind Neueinsteiger, das heißt,<br />

dass sie erst seit maximal fünf Jahren im<br />

Ausland aktiv sind. Die Firmen wollen<br />

sich neue Absatzmärkte erschließen,<br />

um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu sichern.<br />

Hans-Jürgen Wessler ist Chef eines solchen<br />

kleinen Exporteurs. Der Geschäftsführer<br />

<strong>de</strong>r Union Stahl Nord GmbH aus<br />

Hannover liefert per Schiff Grobbleche<br />

nach Singapur, Japan und China. Die<br />

Produkte <strong>de</strong>s Mittelständlers wer<strong>de</strong>n<br />

zum Bau von Schiffen gebraucht sowie<br />

in <strong>de</strong>r Erdöl- und Erdgasexploration<br />

eingesetzt. Neben Asien gehören Firmen<br />

in Nord- und Sü<strong>de</strong>uropa zu <strong>de</strong>n<br />

Hauptkun<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Sechs-Mann-Betriebs.<br />

Wessler weiß, dass das Exportgeschäft<br />

neben großen Chancen auch Risiken<br />

birgt und hat vorgesorgt: Die Warenlieferungen<br />

nach Fernost sichert er per<br />

Akkreditiv (siehe Kasten rechts) ab. Die<br />

Zahlungsverpflichtung seiner Kun<strong>de</strong>n<br />

ist bin<strong>de</strong>nd. Sobald alle vereinbarten<br />

Dokumente vorliegen, weist die Bank<br />

Quelle: DZ Bank, Mittelstandsstudie Frühjahr 2011, Zukunftsmärkte in Asien<br />

USA/Kanada<br />

17%<br />

Westeuropa<br />

64%<br />

Nor<strong>de</strong>uropa<br />

24%<br />

Mittel/<br />

Osteuropa<br />

44%<br />

Übriges Asien<br />

15%<br />

Russische Fö<strong>de</strong>ration<br />

21%<br />

Naher Osten<br />

12%<br />

China<br />

24%<br />

Südostasien<br />

24%<br />

Japan<br />

8%<br />

Wohin es kleine und mittlere<br />

Unternehmen zieht:<br />

Bei <strong>de</strong>n ersten Schritten ins<br />

Ausland steht Westeuropa ganz<br />

oben auf <strong>de</strong>r Liste, dahinter folgen<br />

Mittel/Ost- und Nor<strong>de</strong>uropa.<br />

Mittel-/Südamerika<br />

13%<br />

54 ProFirma 12 2011


seiner Geschäftspartner die Zahlung an.<br />

„Unsere Lieferkontrakte bewegen sich<br />

oft im sechs- o<strong>de</strong>r siebenstelligen Bereich“,<br />

sagt Wessler. „Da sichere ich je<strong>de</strong><br />

Lieferung ab.“ Seine Hausbank prüft die<br />

Dokumente und wickelt <strong>de</strong>n Zahlungsverkehr<br />

ab. Auch die Finanzierung seiner<br />

Exporte stemmt <strong>de</strong>r Unternehmer<br />

zusammen mit seiner Bank.<br />

Das Beispiel zeigt: Die Internationalisierung<br />

stellt gera<strong>de</strong> kleine und mittlere<br />

Unternehmen vor große Herausfor<strong>de</strong>rungen.<br />

„Sie haben häufig keine eigene<br />

Infrastruktur und zu wenig Personal,<br />

um sich um die Märkte zu kümmern,<br />

die sie erobern wollen“, weiß Christoph<br />

Pellengahr, Auslandsexperte <strong>de</strong>r DZ<br />

Bank. Das Zentralinstitut <strong>de</strong>r Volksund<br />

Raiffeisenbanken versorgt die Kun<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>r Genossenschaftsbanken mit aktuellen<br />

Län<strong>de</strong>rinformationen und hilft<br />

Unternehmern, alle relevanten Fragen<br />

zu beantworten. „Wir sind die Anlaufstelle<br />

und öffnen die Türen zu Partnerbanken<br />

und Experten im Ausland. Bei<br />

Bedarf begleiten wir Unternehmer auch<br />

zum Bankgespräch“, sagt Pellengahr.<br />

Im Export fangen viele<br />

Mittelständler ganz von vorne an<br />

EXPORTGESCHÄFT<br />

Zahlungs- und Finanzierungsinstrumente<br />

im Export<br />

Dokumenten-Akkreditiv: Zahlungsversprechen<br />

<strong>de</strong>r Bank <strong>de</strong>s Importeurs an<br />

<strong>de</strong>n Exporteur. Die ausländische Bank<br />

zahlt <strong>de</strong>n vereinbarten Betrag, sobald<br />

<strong>de</strong>r Exporteur fristgerecht die im Akkreditiv<br />

geregelten Dokumente vorgelegt<br />

hat. Darunter fallen Papiere, die<br />

<strong>de</strong>n Versand o<strong>de</strong>r die Einlagerung einer<br />

Ware, <strong>de</strong>ren Versicherung, Bewertung<br />

und Beschaffenheit belegen. Die Bank<br />

<strong>de</strong>s Exporteurs prüft die Dokumente und<br />

leistet eine Gutschrift an <strong>de</strong>n Unternehmer.<br />

Da <strong>de</strong>r Exporteur seine Ware erst<br />

nach Eröffnung und Vorlage <strong>de</strong>s Akkreditivs<br />

versen<strong>de</strong>t, sichert er seine For<strong>de</strong>rung<br />

ab. Im Liefervertrag ist geregelt,<br />

wer die Kosten trägt. Diese sind von <strong>de</strong>r<br />

Laufzeit abhängig und setzen sich aus<br />

einer Dokumentengebühr sowie einem<br />

Diskontsatz zusammen, wenn die Bank<br />

das Zahlungsziel vorfinanziert.<br />

Bestellerkredit: Dieser an das Exportgeschäft<br />

gebun<strong>de</strong>ne Kredit an <strong>de</strong>n Importeur<br />

ist meist durch die staatliche<br />

Exportkreditversicherung sowie eine<br />

Zahlungsgarantie <strong>de</strong>r Bank <strong>de</strong>s Importeurs<br />

ge<strong>de</strong>ckt. Der Exporteur haftet nur<br />

für Verluste in Höhe <strong>de</strong>s Hermes-Selbstbehalts<br />

von 15 Prozent. Die Laufzeit beträgt<br />

drei bis sieben Jahre.<br />

Forfaitierung: Der regresslose Verkauf<br />

einzelner mittel- bis langfristiger Exportfor<strong>de</strong>rungen<br />

an die Bank sichert <strong>de</strong>m Exporteur<br />

sofortige Liquidität. Dafür zahlt<br />

er einen Zinssatz, eine Risikoprämie<br />

(abhängig vom Land und <strong>de</strong>r Währung)<br />

sowie eine Gebühr, <strong>de</strong>ren Höhe von <strong>de</strong>r<br />

Laufzeit und <strong>de</strong>r Bonität <strong>de</strong>s Exporteurs<br />

abhängt. Die Bank übernimmt dafür alle<br />

mit <strong>de</strong>r angekauften For<strong>de</strong>rung verbun<strong>de</strong>nen<br />

Risiken.<br />

So wie die DZ Bank bieten auch alle an<strong>de</strong>ren<br />

Kreditinstitute ihre Dienste für exportieren<strong>de</strong><br />

Mittelständler an. Die Commerzbank<br />

setzt im Auslandsgeschäft<br />

auf ein Betreuungsmo<strong>de</strong>ll, bei <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r<br />

inländische Firmenkun<strong>de</strong>nbetreuer<br />

eine zentrale Rolle spielt. Dieser holt<br />

die jeweiligen Spezialisten mit an <strong>de</strong>n<br />

Tisch, je nach<strong>de</strong>m, ob <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong> Fragen<br />

zum Exportgeschäft, zum Zahlungsverkehr,<br />

zum Risikomanagement o<strong>de</strong>r zur<br />

Errichtung einer Nie<strong>de</strong>rlassung im Ausland<br />

hat. „Unsere Spezialisten gehen<br />

mit <strong>de</strong>m Firmenkun<strong>de</strong>nbetreuer zum<br />

Unternehmer und erstellen ein Konzept<br />

aus einem Guss für die Nie<strong>de</strong>rlassung<br />

im Ausland“, sagt Bernd Geisenberger,<br />

Abteilungsleiter Vertriebsmanagement<br />

International bei <strong>de</strong>r Commerzbank<br />

Mittelstandsbank.<br />

Auch die Sparkassen können sich auf<br />

ein internationales Netzwerk stützen.<br />

In einer eigenen Gesellschaft, <strong>de</strong>r S-<br />

Country Desk GmbH, bün<strong>de</strong>lt die Sparkassenfinanzgruppe<br />

ihr Know-how.<br />

Ihre Mitarbeiter klären Fragen zu Chancen<br />

und Risiken und helfen, eine Markteintrittsstrategie<br />

zu erarbeiten. Sie zapfen<br />

lokale Informationsquellen an, um<br />

qualifizierte Auskünfte zu vermitteln,<br />

beraten bei <strong>de</strong>r Standortwahl, unterstützen<br />

bei <strong>de</strong>r Suche nach Kooperationspartnern<br />

und Immobilien, stellen<br />

<strong>de</strong>n Kontakt zu einer Partnerbank mit<br />

<strong>de</strong>utschsprachigen Kun<strong>de</strong>nbetreuern<br />

her und klären Finanzierungsfragen.<br />

„Häufig machen wir die Finanzierung<br />

zusammen mit <strong>de</strong>r Partnerbank. Wir<br />

stellen die Kreditlinien für das laufen<strong>de</strong><br />

Geschäft zur Verfügung, die Bank vor<br />

Ort finanziert die Immobilie, die auch<br />

als Sicherheit dient“, sagt Arno Bach,<br />

Geschäftsführer von S-Country Desk.<br />

Der Vorteil liegt auf <strong>de</strong>r Hand: „Selbst<br />

etablierte Mittelständler sind im Ausland<br />

Existenzgrün<strong>de</strong>r. Wir transportieren<br />

die Bonität <strong>de</strong>s Kun<strong>de</strong>n mit ins Ausland“,<br />

betont Bach.<br />

In <strong>de</strong>n meisten Fällen finanzieren Privatbanken,<br />

Sparkassen und Genossenschaftsbanken<br />

die Auslandsinvestitionen<br />

ihrer Firmenkun<strong>de</strong>n durch<br />

Kreditlinien für das <strong>de</strong>utsche Mutterhaus.<br />

Da die Bank bereits in die Vorbereitung<br />

<strong>de</strong>s Auslandsengagements<br />

eingebun<strong>de</strong>n war, ist das Risiko bekannt<br />

und kalkulierbar. Bei größeren<br />

Vorhaben lohnt es sich, För<strong>de</strong>rmöglichkeiten<br />

wie Zuschüsse o<strong>de</strong>r günstige<br />

För<strong>de</strong>rkredite zu prüfen. „Unsere Experten<br />

<strong>de</strong>s Euro Info Centers suchen die<br />

För<strong>de</strong>rtöpfe für die geplante Investition<br />

im europäischen Ausland und helfen<br />

bei <strong>de</strong>r Bearbeitung <strong>de</strong>r Anträge“, betont<br />

DZ-Bank-Experte Pellengahr. Wer<br />

jedoch Märkte jenseits <strong>de</strong>s Atlantiks<br />

o<strong>de</strong>r in Asien erobern möchte, <strong>de</strong>m stehen<br />

nur begrenzt För<strong>de</strong>rmöglichkeiten<br />

zur Verfügung. „Mittelständler nutzen<br />

meist das zinsgünstige KfW-Programm<br />

Unternehmerkredit Ausland mit Kreditlaufzeiten<br />

von fünf, zehn o<strong>de</strong>r 20<br />

ProFirma 12 2011<br />

55


Finanzen & Steuern – Auslandsgeschäft<br />

„Kleinen Unternehmen fehlt häufig das Personal,<br />

um sich um Auslandsmärkte zu kümmern.“<br />

CHRISTOPH PELLENGAHR, DZ BANK, FRANKFURT<br />

Jahren“, meint Pellengahr. Zwar gibt es<br />

auch Investitionsför<strong>de</strong>rungen ausländischer<br />

Staaten, doch ist die Antragstellung<br />

meist sehr aufwändig. „Unternehmer<br />

verzichten oft auf eine För<strong>de</strong>rung,<br />

weil <strong>de</strong>r Aufwand im Verhältnis zur<br />

Investitionssumme zu hoch ist“, weiß<br />

S-Country-Desk-Chef Arno Bach.<br />

Knapp drei Viertel <strong>de</strong>r kleinen und mittleren<br />

Unternehmen sammeln ihre erste<br />

Auslandserfahrung im Export. Neben<br />

<strong>de</strong>n klassischen Bankprodukten wie<br />

<strong>de</strong>r Abwicklung <strong>de</strong>s Auslandszahlungsverkehrs<br />

o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Exportfinanzierung<br />

und -absicherung über Akkreditive,<br />

Bankgarantien, Inkassodienste sowie<br />

<strong>de</strong>n Ankauf von For<strong>de</strong>rungen nutzen<br />

sie verstärkt das Beratungs- und Dienstleistungsangebot<br />

ihrer Bank. Unternehmen,<br />

die erstmals ins Ausland exportieren,<br />

bekommen Tipps sowie praktische<br />

Hilfestellung von ihrem Bankberater.<br />

„Wir unterstützen <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n bei <strong>de</strong>r<br />

Abwicklung seines Exportgeschäfts, in<strong>de</strong>m<br />

wir die Dokumente prüfen, die er<br />

einreicht, o<strong>de</strong>r erstellen sie auf Wunsch<br />

auch für das Unternehmen“, sagt Commerzbank-Experte<br />

Geisenberger. Wer<br />

möchte, kann seine Mitarbeiter von<br />

Spezialisten <strong>de</strong>r Bank fürs Exportgeschäft<br />

schulen lassen.<br />

Auch auf die Risiken im Exportgeschäft<br />

weisen die Institute hin. Bei reinen Exportlieferungen<br />

in Schwellenlän<strong>de</strong>r<br />

empfiehlt DZ Bank-Experte Pellengahr<br />

eine Absicherung durch die Exportkreditgarantien<br />

<strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>s, die über die<br />

Euler Hermes Kreditversicherungs-AG<br />

abgewickelt wer<strong>de</strong>n. Diese staatliche<br />

Versicherung für Exportgeschäfte <strong>de</strong>ckt<br />

einen Zahlungsausfall aus wirtschaftlichen<br />

o<strong>de</strong>r politischen Grün<strong>de</strong>n ab.<br />

Allerdings ist die Hermes<strong>de</strong>ckung kein<br />

Vollkaskoschutz. Die Selbstbeteiligung<br />

<strong>de</strong>s Exporteurs liegt im Scha<strong>de</strong>nsfall bei<br />

fünf (politische Risiken) o<strong>de</strong>r 15 Prozent<br />

(wirtschaftliche Risiken). Im Zuge<br />

<strong>de</strong>r Finanzkrise hat <strong>de</strong>r Bund jedoch die<br />

Deckung erweitert: Befristet bis En<strong>de</strong><br />

2013 können Unternehmer gegen Zahlung<br />

eines Aufschlags die Selbstbeteiligung<br />

für wirtschaftliche Risiken auf<br />

fünf Prozent reduzieren.<br />

Auch Unternehmer, die ein Konto im<br />

Ausland für ihre Geschäfte brauchen,<br />

greifen gerne auf <strong>de</strong>n Service ihrer<br />

Hausbank zurück. Die meisten Institute<br />

helfen ihren Kun<strong>de</strong>n, ein Konto bei<br />

einer ausländischen Filiale o<strong>de</strong>r Partnerbank<br />

zu eröffnen. „Wir machen die<br />

Kontoeröffnung von Deutschland aus<br />

und führen die Korrespon<strong>de</strong>nz mit <strong>de</strong>r<br />

ausländischen Bank. Der Unternehmer<br />

muss nur noch die Unterschrift leisten“,<br />

sagt Sparkassen-Experte Bach. Pro Jahr<br />

eröffnen die Mitarbeiter von S-Country<br />

Desk für Mittelständler mehr als 1.000<br />

Konten im Ausland. Die Finanzen ausländischer<br />

Töchter wer<strong>de</strong>n jedoch häufig<br />

von Deutschland aus gesteuert. „Wir<br />

wickeln die Auslandszahlungen ab<br />

und bin<strong>de</strong>n die Nie<strong>de</strong>rlassungen in das<br />

Cash-Managementsystem <strong>de</strong>s Kun<strong>de</strong>n<br />

ein“, erklärt Bernd Geisenberger.<br />

„Wer sich nicht absichert, pokert“<br />

Seit Juni bietet die Commerzbank ihren<br />

Kun<strong>de</strong>n die Eröffnung von Konten<br />

in <strong>de</strong>r chinesischen Lan<strong>de</strong>swährung<br />

Renminbi an. Das Währungskonto<br />

wird in Deutschland geführt, was <strong>de</strong>n<br />

Zahlungsverkehr mit China stark vereinfacht.<br />

Auch das klassische Dokumentengeschäft<br />

zur Absicherung <strong>de</strong>r<br />

Exporte wickelt das Frankfurter Institut<br />

inzwischen in Renminbi ab.<br />

Damit plötzliche Währungsschwankungen<br />

die kalkulierten Margen im<br />

Auslandsgeschäft jedoch nicht zunichtemachen,<br />

sichern immer mehr Mittelständler<br />

Währungsrisiken ab. „Sobald<br />

ein Liefervertrag unterschrieben o<strong>de</strong>r<br />

ein verbindliches Angebot abgegeben<br />

ist, sollten Unternehmer <strong>de</strong>n Kurs sichern,<br />

<strong>de</strong>r ihr Geschäft rentabel macht“,<br />

rät DZ-Bank-Experte Christoph Pellengahr.<br />

„Wer nicht sichert, pokert.“ Bei<br />

<strong>de</strong>n Unternehmen ist diese Botschaft<br />

angekommen. Die Nachfrage nach Devisentermingeschäften,<br />

die Währungen<br />

zum Liefertermin absichern, sowie Devisenoptionen,<br />

die einen festen Kurs bei<br />

flexibler Einlösung garantieren, nimmt<br />

zu. Mit <strong>de</strong>r gestiegenen Volatilität <strong>de</strong>r<br />

Währungen steigt zwar <strong>de</strong>r Preis <strong>de</strong>r<br />

Währungsabsicherung, doch zeigt sie<br />

auch, wie wichtig eine feste Kalkulationsbasis<br />

für <strong>de</strong>n wirtschaftlichen Erfolg<br />

ist. Hans-Jürgen Wessler hat Glück und<br />

kann sich diese Kosten sparen. „Wir<br />

rechnen nur in Euro ab, sonst liefern wir<br />

nicht“, betont <strong>de</strong>r Chef <strong>de</strong>r Union Stahl<br />

Nord. Er akzeptiert we<strong>de</strong>r US-Dollar<br />

noch an<strong>de</strong>re Fremdwährungen. So umgeht<br />

er je<strong>de</strong>s Wechselkursrisiko.<br />

SO UNTERSTÜTZEN BANKEN IM<br />

AUSLANDSGESCHÄFT<br />

> Auslandsauskünfte<br />

(Bank- und Wirtschaftsauskünfte)<br />

> Auslandszahlungsverkehr<br />

> Devisengeschäfte<br />

> Internationales Cash-Management/<br />

Währungskonten<br />

> Dokumentengeschäft<br />

(Akkreditive, Garantien)<br />

> Inkasso- und Wechselgeschäfte<br />

> Exportfinanzierungen<br />

> Zins- und Währungsmanagement<br />

> Kontakte zu Partnerbanken o<strong>de</strong>r<br />

eigenen Filialen im Ausland<br />

> Kontoeröffnungen im Ausland<br />

> Län<strong>de</strong>r- und Marktinformationen<br />

> Internationales Kooperationsnetzwerk<br />

> Beratung und Begleitung bei<br />

Investitionen im Ausland<br />

Foto: DZ Bank<br />

56 ProFirma 12 2011


Kolumne<br />

Soll & Haben<br />

Erwin Reichholf ist Steuerberater<br />

und Partner <strong>de</strong>r Steuerberatungsgesellschaft<br />

Ecovis in Augsburg.<br />

INFO: www.ecovis.com<br />

Die Eigendynamik<br />

<strong>de</strong>r Missbrauchsbekämpfung<br />

Von Erwin Reichholf<br />

Die Schönheit liegt bekanntlich im Auge <strong>de</strong>s Betrachters. So<br />

ähnlich ist es auch, wenn Betriebsprüfer umsatzsteuerliche<br />

Sachverhalte würdigen müssen. Gera<strong>de</strong> für kleinere und mittlere<br />

Unternehmen kann das nachteilige Folgen haben. Denn<br />

die Erkenntnis, dass die Umsatzsteuer eine <strong>de</strong>r betrugsanfälligsten<br />

Steuerarten innerhalb <strong>de</strong>r EU ist, und das zunehmen<strong>de</strong><br />

Interesse <strong>de</strong>r Finanzverwaltung, so viel Einnahmen wie möglich<br />

zu generieren, verbaut <strong>de</strong>n Prüfern oftmals <strong>de</strong>n Blick für<br />

eine sachgerechte und praxisnahe Bewertung umsatzsteuerpflichtiger<br />

Geschäftsvorgänge.<br />

So wer<strong>de</strong>n Unternehmer und Steuerberater in <strong>de</strong>r jüngsten<br />

Zeit immer wie<strong>de</strong>r damit konfrontiert, dass <strong>de</strong>r gleiche Geschäftsvorgang<br />

zwischen zwei beteiligten Unternehmen steuerlich<br />

unterschiedlich beurteilt wird. In solchen Fällen kommt<br />

es vor, dass ein Betriebsprüfer, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Empfänger <strong>de</strong>r Leistung<br />

unter die Lupe nimmt, Umsätze gerne mal als steuerfrei<br />

einstuft o<strong>de</strong>r statt <strong>de</strong>s vollen Umsatzsteuersatzes von 19 Prozent<br />

<strong>de</strong>n ermäßigten Satz von sieben Prozent ansetzt. Für das<br />

Unternehmen hat das zur Folge, dass die Umsatzsteuerschuld<br />

und somit <strong>de</strong>r Vorsteuerabzug sinkt und eine Steuernachzahlung<br />

fällig wird. Abgesehen von <strong>de</strong>m damit verbun<strong>de</strong>nen Verwaltungsaufwand<br />

wäre dies verschmerzbar, wenn es dabei<br />

bliebe, dass <strong>de</strong>r leisten<strong>de</strong> Geschäftspartner seine Rechnung<br />

entsprechend korrigiert, sich <strong>de</strong>n unberechtigten Anteil <strong>de</strong>r<br />

Umsatzsteuer von seinem Finanzamt erstatten lässt und <strong>de</strong>m<br />

Leistungsempfänger überweist. Für bei<strong>de</strong> Seiten wäre dann<br />

<strong>de</strong>r Fall erledigt.<br />

Doch in <strong>de</strong>r Praxis kann sich dieses Proze<strong>de</strong>re über einen langen<br />

Zeitraum hinziehen. Immer wie<strong>de</strong>r kommt es nämlich<br />

vor, dass das Finanzamt <strong>de</strong>s leisten<strong>de</strong>n Unternehmers bei<br />

<strong>de</strong>r umsatzsteuerlichen Bewertung <strong>de</strong>s Geschäftsvorgangs<br />

zu einem an<strong>de</strong>ren Ergebnis kommt als das Finanzamt <strong>de</strong>s<br />

Leistungsempfängers. Denn auch dieses Finanzamt ist bestrebt,<br />

so viel Mehreinnahmen wie möglich zu erzielen. Deshalb<br />

versucht es, die Steuererstattung zu vermei<strong>de</strong>n, in<strong>de</strong>m<br />

es die entsprechen<strong>de</strong>n Belege anfor<strong>de</strong>rt o<strong>de</strong>r seinen Prüfer<br />

vor Ort schickt. Am En<strong>de</strong> kann eine an<strong>de</strong>re Bewertung <strong>de</strong>s<br />

Geschäftsvorgangs stehen mit <strong>de</strong>r Folge, dass die beteiligten<br />

Finanzämter erst einmal untereinan<strong>de</strong>r zu einem Konsens fin<strong>de</strong>n<br />

müssen. Beson<strong>de</strong>rs schwierig wird dies dann, wenn bei<strong>de</strong><br />

Finanzämter in unterschiedlichen Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>rn angesie<strong>de</strong>lt<br />

sind und damit nicht <strong>de</strong>r gleichen obersten Lan<strong>de</strong>sbehör<strong>de</strong><br />

(Oberfinanzdirektion) unterstellt sind.<br />

Damit ist die eigentlich gewollte Neutralität <strong>de</strong>r Umsatzsteuer<br />

innerhalb <strong>de</strong>r Unternehmerkette nicht mehr gewährleistet,<br />

und teilweise erhebliche Zeitverzögerungen zwischen Steuerzahlung<br />

und Steuererstattung können zu einem beachtlichen<br />

Liquiditätsrisiko für die betroffenen Unternehmen wer<strong>de</strong>n.<br />

Denn bis zu 19 Prozent <strong>de</strong>s Umsatzes müssen für das Finanzamt<br />

zwischenfinanziert wer<strong>de</strong>n. Für die Unternehmen ist<br />

diese Situation auch <strong>de</strong>swegen problematisch, weil sie über<br />

keinen unmittelbaren und schnell durchsetzbaren Rechtsanspruch<br />

verfügen, aufgrund <strong>de</strong>ssen sie eine zeitnahe Prüfung<br />

o<strong>de</strong>r eine einvernehmliche Lösung zwischen <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Finanzämtern<br />

erwirken könnten. Sie sind <strong>de</strong>n Finanzbehör<strong>de</strong>n<br />

fast schutzlos ausgeliefert.<br />

Es erscheint daher dringend geboten, dass sich die Finanzverwaltung<br />

auf nationaler Ebene eine baldige Lösung <strong>de</strong>s Problems<br />

einfallen lässt. Gelingt dies nicht, kann man auch die<br />

Hoffnung auf eine ebenso notwendige europaweite Lösung<br />

begraben. Denn <strong>de</strong>r oben beschriebene Fall lässt sich ohne<br />

Weiteres auf zwei Unternehmen aus unterschiedlichen EU-<br />

Län<strong>de</strong>rn übertragen, die grenzüberschreiten<strong>de</strong> Geschäfte abwickeln.<br />

ProFirma 12 2011<br />

57


Finanzen & Steuern – Umsatzsteuer<br />

Umsatzsteuer-Nachschau<br />

Prüfung ohne Warnung<br />

Viele Selbstständige haben Angst vor einer Betriebsprüfung. Bei <strong>de</strong>r Umsatzsteuernachschau<br />

ist diese Angst berechtigt. Denn sie ist entgegen <strong>de</strong>r harmlosen Bezeichnung wohl<br />

die unangenehmste Form einer Kontrolle durch das Finanzamt. VON KLAUS LINKE<br />

Umsatzsteuerbetrug hat Hochkonjunktur.<br />

Um die zunehmen<strong>de</strong>n Betrügereien<br />

zu unterbin<strong>de</strong>n, steht <strong>de</strong>n Betriebsprüfern<br />

mit <strong>de</strong>r Umsatzsteuer-Nachschau<br />

ein starkes Instrument zur Verfügung.<br />

Das Tückische daran: Im Gegensatz zu<br />

einer Betriebsprüfung wird sie nicht angekündigt.<br />

Und seit Mitte 2011 räumt<br />

<strong>de</strong>r Gesetzgeber <strong>de</strong>n Prüfern noch weitergehen<strong>de</strong><br />

Befugnisse ein als bisher.<br />

Gesetzlich geregelt ist die Umsatzsteuer-Nachschau<br />

in Paragraf 27 Abs. 1 Satz<br />

1 Umsatzsteuergesetz. Danach dürfen<br />

die Prüfer ohne vorherige Ankündigung<br />

während <strong>de</strong>r Geschäfts- und Arbeitszeit<br />

Grundstücke und Räume <strong>de</strong>s<br />

Steuerpflichtigen betreten, um Sachverhalte<br />

festzustellen, die für die Erhebung<br />

UMSATZSTEUER-NACHSCHAU<br />

Wo die Prüfer Betrug wittern<br />

Die Finanzverwaltung hat einen Katalog erarbeitet, <strong>de</strong>r beson<strong>de</strong>rs<br />

prüfungsrelevante Sachverhalte auflistet und die Steuerpflichtigen,<br />

auf die solche Erkenntnisse zutreffen, einem erhöhten<br />

Prüfungsrisiko aussetzt. Dazu gehören folgen<strong>de</strong> Punkte:<br />

> Das Unternehmen wur<strong>de</strong> erst vor<br />

Kurzem erworben,<br />

> das Unternehmen vermietet hochwertige<br />

Freizeitgegenstän<strong>de</strong> wie Segelyachten<br />

o<strong>de</strong>r Wohnmobile,<br />

> im vorigen Voranmeldungszeitraum<br />

wur<strong>de</strong>n ungewöhnlich hohe Anschaffungen<br />

getätigt,<br />

> <strong>de</strong>r Betrieb hat Geschäftsbeziehungen<br />

ins Ausland,<br />

> es wur<strong>de</strong>n Vorsteuerberichtigungen<br />

zugunsten <strong>de</strong>s Steuerpflichtigen vorgenommen,<br />

> das Unternehmen hat verstärkt mit Subunternehmern<br />

zusammengearbeitet,<br />

> die Umsatzsteuerzahlung <strong>de</strong>r<br />

Jahreserklärung weicht erheblich von<br />

in früheren Jahren gemel<strong>de</strong>ten<br />

Beträgen ab,<br />

> es wer<strong>de</strong>n wie<strong>de</strong>rholt Geschäfte<br />

mit nahestehen<strong>de</strong>n Personen<br />

abgewickelt,<br />

> die letzte Betriebsprüfung hat<br />

Unregelmäßigkeiten bei <strong>de</strong>r Umsatzsteuer<br />

ergeben,<br />

> <strong>de</strong>r Betrieb hatte Geschäftsbeziehungen<br />

mit mittlerweile insolventen<br />

Partnern.<br />

<strong>de</strong>r Umsatzsteuer von Be<strong>de</strong>utung sein<br />

könnten. Beson<strong>de</strong>re Verdachtsmomente<br />

sind dazu nicht erfor<strong>de</strong>rlich. In<br />

<strong>de</strong>n Anwendungsbereich <strong>de</strong>r Nachschau<br />

fällt je<strong>de</strong>r Steuerzahler, <strong>de</strong>r eine<br />

berufliche o<strong>de</strong>r gewerbliche Tätigkeit<br />

ausübt und somit Unternehmer im<br />

Sinne <strong>de</strong>s Umsatzsteuergesetzes ist. Der<br />

Umfang <strong>de</strong>r Kontrollen ist auf umsatzsteuerliche<br />

Sachverhalte beschränkt.<br />

Es ist damit zu rechnen, dass die Finanzverwaltung<br />

die Anzahl solcher Prüfungen<br />

<strong>de</strong>utlich erhöhen wird. Denn<br />

mit <strong>de</strong>m Steuervereinfachungsgesetz<br />

2011 sind die Befugnisse <strong>de</strong>r Son<strong>de</strong>rprüfer<br />

zusätzlich erweitert wor<strong>de</strong>n. So<br />

sind sie jetzt auch berechtigt, auf elektronisch<br />

gespeicherte Aufzeichnungen,<br />

Geschäftspapiere, Bücher, elektronische<br />

Rechnungen und an<strong>de</strong>re Urkun<strong>de</strong>n zuzugreifen.<br />

ProFirma rät: Erledigen Sie Ihre Umsatzsteuerangelegenheiten,<br />

wenn möglich,<br />

auf einem eigens dafür eingerichteten<br />

PC. Diesen kann <strong>de</strong>r Prüfer dann einsehen,<br />

ohne dass er die zahlreichen an<strong>de</strong>ren<br />

Daten zu sehen bekommt, die für<br />

ihn auch von Interesse sind.<br />

Unterschie<strong>de</strong> zur Außenprüfung<br />

und Steuerfahndung<br />

Eine Außenprüfung gemäß <strong>de</strong>n Paragrafen<br />

193 bis 203 <strong>de</strong>r Abgabenordnung<br />

muss stets rechzeitig schriftlich angekündigt<br />

wer<strong>de</strong>n. Diese Ankündigung<br />

58 ProFirma 12 2011


Unternehmen, die hochwertige Freizeitgegenstän<strong>de</strong> wie Yachten vermieten, sind beliebte Ziele <strong>de</strong>r Umsatzsteuerprüfer.<br />

(Prüfungsanordnung) enthält Angaben<br />

zum sachlichen Umfang und Zeitraum<br />

<strong>de</strong>r Prüfung. Der Steuerpflichtige kann<br />

dadurch Zeit gewinnen, dass er gegen<br />

die Prüfungsanordnung Wi<strong>de</strong>rspruch<br />

einlegt. Bis zur Zurückweisung <strong>de</strong>s Wi<strong>de</strong>rspruchs<br />

vergehen in <strong>de</strong>r Regel mehrere<br />

Wochen. Diese Zeit kann <strong>de</strong>r Firmenchef<br />

mithilfe seines Beraters nutzen,<br />

um Argumente zu sammeln, kritische<br />

Vorgänge zu „bereinigen“ o<strong>de</strong>r um noch<br />

vor Erscheinen <strong>de</strong>s Prüfers eine strafbefreien<strong>de</strong><br />

Selbstanzeige zu erstatten,<br />

wenn trotz allem Steuerstrafbestän<strong>de</strong><br />

nicht zu vermei<strong>de</strong>n sind. Der wichtigste<br />

Unterschied zur Steuerfahndung besteht<br />

darin, dass <strong>de</strong>r Prüfer bei <strong>de</strong>r Umsatzsteuernachschau<br />

nicht berechtigt<br />

ist, alle Unterlagen zu durchsuchen und<br />

bei Bedarf zu beschlagnahmen.<br />

MEHR WISSEN ONLINE<br />

www.profirma.<strong>de</strong><br />

Weiterführen<strong>de</strong> Informationen und Arbeitshilfen<br />

haben wir für Sie als Dossier<br />

auf www.profirma.<strong>de</strong> zusammengestellt.<br />

Unter an<strong>de</strong>rem:<br />

> Fachbeitrag Umsatzsteuer<br />

> Fachbeitrag Vorsteuerabzug<br />

> Tabelle: Umrechnungskurse 2011<br />

> Übersicht: Bemessungsgrundlage<br />

Lesen Sie mehr unter<br />

www.profirma.<strong>de</strong>/knowledgeStart<br />

Der wohl häufigste Anwendungsfall<br />

<strong>de</strong>r Nachschau ist die Existenzprüfung<br />

bei neu gegrün<strong>de</strong>ten Unternehmen. Der<br />

Prüfer vergewissert sich vor Ort, ob das<br />

Unternehmen, das in <strong>de</strong>r Anlaufphase<br />

regelmäßig hohe Vorsteuerbeträge<br />

geltend macht, unter <strong>de</strong>r offiziellen<br />

Anschrift tatsächlich existiert. Auch<br />

prüft er, ob <strong>de</strong>r Jungunternehmer meist<br />

kostenintensive Anschaffungen wirklich<br />

wie angegeben getätigt hat und betrieblich<br />

nutzt. Die Anmeldung hoher<br />

Vorsteuerbeträge erhöht die Gefahr, in<br />

<strong>de</strong>n Fokus einer Kontrolle zu geraten.<br />

Immer wie<strong>de</strong>r wer<strong>de</strong>n Scheinfirmen<br />

aufge<strong>de</strong>ckt, die sich mit fingierten Rechnungen<br />

Vorsteuererstattungsansprüche<br />

erschleichen wollen. Grundsätzlich<br />

wird überprüft, ob die Eingangs- und<br />

Ausgangsrechnungen korrekt sind.<br />

Weitere Anlässe für eine Nachschau<br />

sind folgen<strong>de</strong> Unregelmäßigkeiten:<br />

> das Fehlen von Umsatzsteuervoranmeldungen,<br />

wie<strong>de</strong>rholte Null-Meldungen,<br />

hohe steuerfreie Umsätze,<br />

> beson<strong>de</strong>rs hohe Vorsteuererstattungen,<br />

> häufiger Wechsel zwischen Umsatzsteuerzahlungen<br />

und Vorsteuererstattungen,<br />

> Kontrollmitteilungen an<strong>de</strong>rer<br />

Finanzämter,<br />

> Umsätze mit unterschiedlichen<br />

Steuersätzen,<br />

> starke Umsatzabweichungen vom<br />

Branchendurchschnitt,<br />

> Wechsel <strong>de</strong>r Branche,<br />

> (anonyme) Anzeige,<br />

> unvollständige Angaben auf<br />

Geschäftsbriefen.<br />

Ablauf <strong>de</strong>r Nachschau<br />

Der Prüfer muss sich bei seinem Erscheinen<br />

ausweisen. Soweit notwendig,<br />

müssen ihm die Personen, die von <strong>de</strong>r<br />

Nachschau betroffen sind, angefor<strong>de</strong>rte<br />

Aufzeichnungen, Bücher, Geschäftspapiere<br />

und an<strong>de</strong>re Unterlagen über<br />

Sachverhalte vorlegen, die <strong>de</strong>r Nachschau<br />

unterliegen und entsprechen<strong>de</strong><br />

Auskünfte erteilen. Auch <strong>de</strong>r elektronische<br />

Zugriff muss gewährleistet sein.<br />

Die Mitwirkungspflicht braucht sich<br />

allerdings nur auf umsatzsteuerliche<br />

Aspekte zu beziehen.<br />

Wie sollte sich <strong>de</strong>r Geprüfte verhalten?<br />

Es empfiehlt sich, nach Erscheinen <strong>de</strong>s<br />

Prüfers unverzüglich Kontakt mit <strong>de</strong>m<br />

Steuerberater aufzunehmen, damit dieser<br />

die Nachschau begleiten o<strong>de</strong>r noch<br />

wichtige Hinweise geben kann. Es empfiehlt<br />

sich ferner, sich kooperativ zu<br />

verhalten. Konkrete Fragen <strong>de</strong>s Prüfers<br />

sollten kurz und knapp beantwortet<br />

wer<strong>de</strong>n. Allzu redselige Steuerpflichtige<br />

re<strong>de</strong>n sich nicht selten um Kopf<br />

und Kragen. Der Prüfer sollte genau<br />

erläutern, aus welchen Grün<strong>de</strong>n die<br />

Nachschau stattfin<strong>de</strong>t, und über <strong>de</strong>n<br />

geplanten Umfang seiner Ermittlungen<br />

Auskunft geben.<br />

ProFirma 12 2011<br />

59


Finanzen & Steuern – Steuertipp<br />

Steuerän<strong>de</strong>rungen 2012<br />

Hausaufgaben für das neue Jahr<br />

Zum 1. Januar 2012 treten wie<strong>de</strong>r zahlreiche Neuerungen in Kraft, die sich auf die<br />

Gewinnermittlung bei Betrieben, auf die Lohnabrechnung und auf die private Steuererklärung<br />

auswirken. VON OTTFRIED WEISS<br />

Der Reformeifer <strong>de</strong>s Gesetzgebers in Sachen<br />

Steuerrecht war in diesem Jahr gebremst.<br />

Dennoch müssen Firmenchefs<br />

wie<strong>de</strong>r eine Reihe neuer Vorschriften<br />

berücksichtigen. Hier ein erster Überblick,<br />

was steuerlich am 1. Januar 2012<br />

auf Unternehmer zukommt und wie sie<br />

darauf reagieren sollten.<br />

Gewerbesteuervorauszahlungen<br />

Unternehmer durften bis zum Jahr<br />

2011 Kin<strong>de</strong>rbetreuungskosten in Höhe<br />

von zwei Dritteln, höchstens 4.000 Euro<br />

im Jahr, als Betriebsausgaben von ihrem<br />

Gewinn abziehen. Vorteil: Dadurch<br />

min<strong>de</strong>rte sich auch die Gewerbesteuerbelastung.<br />

Von 2012 an ist ein Betriebsausgabenabzug<br />

für die Kin<strong>de</strong>rbetreuung<br />

nicht mehr zulässig.<br />

ProFirma rät: Um 2012 Nachzahlungen<br />

zu vermei<strong>de</strong>n, sollten Sie beim Finanzamt<br />

die Anpassung <strong>de</strong>r Gewerbesteuervorauszahlungen<br />

– ohne Einbeziehung<br />

<strong>de</strong>r Gewerbesteuer – beantragen.<br />

E-Bilanz<br />

Für das Wirtschaftsjahr 2012 erwartet<br />

das Finanzamt nach <strong>de</strong>n Buchstaben<br />

<strong>de</strong>s Gesetzes eigentlich die elektronische<br />

Übermittlung <strong>de</strong>r Bilanzdaten.<br />

Doch in einem Infoschreiben hat<br />

das Bun<strong>de</strong>sfinanzministerium klargestellt,<br />

dass noch keine Konsequenzen<br />

drohen, wenn die Bilanz für 2012 ein<br />

weiteres Mal in Papierform beim Finanzamt<br />

eingeht.<br />

ProFirma rät: Nutzen Sie diese Frist, um<br />

Ihre Software Schritt für Schritt anzupassen,<br />

und lassen Sie Ihr Personal<br />

schulen, damit Sie die Bilanz vom 1. Januar<br />

2013 an nach <strong>de</strong>m E-Bilanz-Standard<br />

erstellen können.<br />

Lohnsteuerkarte 2010<br />

Der Abruf <strong>de</strong>r elektronischen Lohnsteuerabzugsmerkmale<br />

startet wegen<br />

technischer Probleme nicht wie vorgesehen<br />

zum 1. Januar 2012, son<strong>de</strong>rn<br />

wohl erst im zweiten Quartal 2012.<br />

Wenn Sie beim Lohnabzug auf Nummer<br />

Sicher gehen wollen, sollten Sie die<br />

Lohnsteuerkarte 2010 aufbewahren, die<br />

auch noch 2011 gültig ist.<br />

ProFirma rät: Nur wenn Ihnen ein Mitarbeiter<br />

einen aktuellen Ausdruck <strong>de</strong>r<br />

Lohnsteuerabzugsmerkmale <strong>de</strong>s Finanzamts<br />

aushändigt, sollten Sie <strong>de</strong>n<br />

Lohnsteuerabzug basierend auf diesen<br />

Daten vornehmen. Ohne aktualisierte<br />

Unterlagen gelten die Daten <strong>de</strong>r Lohnsteuerkarte<br />

2010 weiter.<br />

Verbindliche Auskunft<br />

Bei verbindlichen Auskünften mit<br />

einem Gegenstandswert von weniger<br />

als 10.000 Euro o<strong>de</strong>r bei einer Bearbeitungszeit<br />

von weniger als zwei Stun<strong>de</strong>n<br />

fallen im kommen<strong>de</strong>n Jahr keine Gebühren<br />

mehr an. Zu<strong>de</strong>m erheben die Finanzämter<br />

keine Gebühren mehr, wenn<br />

die verbindliche Auskunft zurückgezogen<br />

wird.<br />

ProFirma rät: Im internen Schreiben einer<br />

Finanzbehör<strong>de</strong> heißt es, dass diese<br />

Neuregelungen bereits für verbindliche<br />

Auskünfte greifen, die nach <strong>de</strong>m 4. Januar<br />

2011 beim Finanzamt eingegangen<br />

sind.<br />

Riester-Vertrag<br />

Haben Sie einen Riester-Vertrag abgeschlossen,<br />

weil Ihnen als Ehegatte ein<br />

abgeleiteter Riester-Anspruch zusteht,<br />

mussten Sie bisher keinen Euro Beitrag<br />

zahlen. Von 2012 an müssen Sie Min<strong>de</strong>stbeiträge<br />

von 60 Euro im Jahr entrichten,<br />

sonst erhalten Sie keine Riester-<br />

Zulagen.<br />

Sanierungsklausel wird<br />

suspendiert<br />

Im Entwurf <strong>de</strong>s Beitreibungsrichtlinien-<br />

Umsetzungsgesetzes fin<strong>de</strong>t sich eine<br />

interessante Passage zur Sanierungsklausel<br />

bei Kapitalgesellschaften nach<br />

Paragraf 8c Abs. 1a KStG. Diese Passage<br />

wur<strong>de</strong> jedoch im Paragrafen 34 Abs. 7c<br />

KStG gut versteckt. Die Sanierungsklausel,<br />

nach <strong>de</strong>r bei <strong>de</strong>r Übernahme<br />

von Anteilen im Sanierungsfall die<br />

Verluste auf <strong>de</strong>n neuen Anteilseigner<br />

übergingen, wur<strong>de</strong> rückwirkend wegen<br />

Einwendungen <strong>de</strong>r EU-Kommission gekippt.<br />

Der neu eingefügte Paragraf 34<br />

Abs. 7c Sätze 3 und 4 KStG sieht danach<br />

Folgen<strong>de</strong>s vor: Sollte <strong>de</strong>r EuGH feststellen,<br />

dass die Sanierungsklausel keine<br />

staatliche Beihilfe ist, wird die Regelung<br />

60 ProFirma 12 2011


für alle offenen Steuerfälle rückwirkend<br />

wie<strong>de</strong>r eingeführt.<br />

Stichtag 1. Januar 2012<br />

Steuerzahler müssen alle steuerlich relevanten<br />

Unterlagen zwischen sechs und<br />

zehn Jahren aufbewahren. Die Aufbewahrung<br />

for<strong>de</strong>rt oft viel Platz, <strong>de</strong>r eigentlich<br />

besser für <strong>de</strong>n Betrieb genutzt wer<strong>de</strong>n<br />

könnte. Doch zum 1. Januar 2012<br />

laufen wie<strong>de</strong>r Aufbewahrungspflichten<br />

aus. Die Unterlagen aus längst vergangenen<br />

Jahren dürfen danach entsorgt<br />

wer<strong>de</strong>n. Fragt sich nur, für welche Jahre<br />

die Unterlagen in <strong>de</strong>n Reißwolf dürfen?<br />

Folgen<strong>de</strong> Spielregeln müssen Sie beachten:<br />

Die sechs- o<strong>de</strong>r zehnjährige Aufbewahrungspflicht<br />

beginnt mit Ablauf<br />

<strong>de</strong>s Jahres, in <strong>de</strong>m die Unterlagen ein<br />

letztes Mal für die Erstellung <strong>de</strong>s Jahresabschlusses<br />

verwen<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>n. Konkret:<br />

Haben Sie <strong>de</strong>n Jahresabschluss für 1999<br />

beispielsweise im Jahr 2001 erstellt, beginnt<br />

die zehnjährige Aufbewahrungspflicht<br />

für diese Unterlagen am 1. Januar<br />

2002 und en<strong>de</strong>t am 31. Dezember 2011.<br />

Die Unterlagen für 1999 können Sie also<br />

entsorgen.<br />

Elektronische<br />

Ausgangsrechnungen<br />

Im Steuervereinfachungsgesetz 2011<br />

wur<strong>de</strong>n rückwirkend zum 1. Juli 2011<br />

die Voraussetzungen zum Vorsteuerabzug<br />

bei elektronischen Rechnungen<br />

entschärft. Für <strong>de</strong>n Vorsteuerabzug<br />

muss die elektronische Rechnung nun<br />

keine digitale Signatur mehr enthalten.<br />

Unternehmer, die viele Ausgangsrechnungen<br />

verschicken, sollten <strong>de</strong>shalb<br />

prüfen, ob sich die Umstellung von Papierrechnung<br />

auf <strong>de</strong>n elektronischen<br />

Rechnungsversand lohnt. Meist ist das<br />

aus folgen<strong>de</strong>n Grün<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Fall:<br />

> Kostenersparnis: weniger Tinte,<br />

Papier, Porto,<br />

> Zeitersparnis,<br />

> schnellere Übermittlung und somit<br />

schnellere Bezahlung <strong>de</strong>r Rechnung.<br />

Unter elektronische Rechnungen fallen<br />

alle Rechnungen per E-Mail, per Datei,<br />

per USB-Stick o<strong>de</strong>r Rechnungen, die auf<br />

ein Computer-Fax verschickt wer<strong>de</strong>n.<br />

Steuerfreiheit von Stipendien<br />

Bisher sind nur die Stipendien steuerfrei,<br />

die „unmittelbar“ aus öffentlichen<br />

Mitteln o<strong>de</strong>r von zwischenstaatlichen<br />

o<strong>de</strong>r überstaatlichen Einrichtungen,<br />

<strong>de</strong>nen die Bun<strong>de</strong>srepublik Deutschland<br />

als Mitglied angehört, zur För<strong>de</strong>rung<br />

und Forschung gewährt wer<strong>de</strong>n. Von<br />

2011 an erstreckt sich die Streuerfreiheit<br />

<strong>de</strong>s Paragrafen 3 Nr. 44 EStG auch<br />

auf Stipendien, die nur „mittelbar“ <strong>de</strong>m<br />

geför<strong>de</strong>rten Zweck zugute kommen.<br />

KURZ NOTIERT<br />

Altersvorsorge: Für Beiträge in einen<br />

Rürup-Vertrag kommt im Jahr 2012 ein<br />

Son<strong>de</strong>rausgabenabzug von 74 Prozent<br />

<strong>de</strong>r Beiträge in Betracht. Tipp: Haben<br />

Sie <strong>de</strong>n Vertrag bereits vor <strong>de</strong>m Jahr<br />

2010 abgeschlossen, wan<strong>de</strong>ln Sie diesen<br />

unbedingt noch bis spätestens 31.<br />

Dezember 2011 in einen zertifizierten<br />

Vertrag um. An<strong>de</strong>rnfalls verlieren Sie<br />

rückwirkend von 2010 an Ihren Son<strong>de</strong>rausgabenabzug<br />

für die Beitragszahlungen.<br />

Auslandssachverhalte: Beteiligen Sie<br />

sich an einer Firma im Ausland o<strong>de</strong>r<br />

grün<strong>de</strong>n in einem an<strong>de</strong>ren Land eine<br />

Firma, müssen Sie das von 2012 an<br />

spätestens nach fünf Monaten beim<br />

Finanzamt anzeigen (Paragraf 138<br />

AO). An<strong>de</strong>rnfalls droht eine Strafzahlung.<br />

Mahlzeiten: Die Sachbezugswerte für<br />

die Gewährung von Mahlzeiten beträgt<br />

im Jahr 2012 für ein Frühstück<br />

weiterhin 1,57 Euro, für ein Mittagessen<br />

und ein Aben<strong>de</strong>ssen jeweils 2,87<br />

Euro (bisher 2,83 Euro). Passen Sie<br />

diese Werte in Ihrer Lohnbuchhaltung<br />

an.<br />

Mehr Informationen = weniger Risiko!<br />

Im heutigen Geschäftsleben führen nur fundierte und hochaktuelle Informationen zum Erfolg.<br />

Mit unseren Services Adress- und Bonitätsprüfung sowie Scoring haben Sie immer die Nase<br />

vorn: Sie erkennen Risikokun<strong>de</strong>n frühzeitig und können rechtzeitig Gegenmaßnahmen einleiten.<br />

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Finanzen & Steuern<br />

Ver<strong>de</strong>ckte Gewinnausschüttung<br />

GMBH-CHEF<br />

Fiskus bestimmt beim Gehalt mit<br />

Die ver<strong>de</strong>ckte Gewinnausschüttung ist für je<strong>de</strong> GmbH ein Albtraum, weil hohe<br />

Steuernachzahlungen drohen. Gesellschafter-Geschäftsführer sollten Steuerbeschei<strong>de</strong><br />

genau prüfen lassen und sich notfalls gerichtlich wehren. VON LOTHAR VOLKELT<br />

Zunächst hielt <strong>de</strong>r Gesellschafter-Geschäftsführer<br />

einer GmbH <strong>de</strong>n Steuerbescheid<br />

für einen <strong>de</strong>r fast schon<br />

üblichen Irrläufer aus <strong>de</strong>m Finanzamt.<br />

Aber dann musste er sich von seinem<br />

Steuerberater nach einem Telefonat mit<br />

<strong>de</strong>m Finanzamt belehren lassen: „Die<br />

wollen Schenkungsteuer von Ihnen.“<br />

Und zwar zusätzlich zur Steuernachzahlung<br />

aus einer sogenannten ver<strong>de</strong>ckten<br />

Gewinnausschüttung (vGA).<br />

In <strong>de</strong>r Tat: Diese steuerliche Einschätzung<br />

<strong>de</strong>s Finanzamts auf <strong>de</strong>r Grundlage<br />

eines entsprechen<strong>de</strong>n Schreibens <strong>de</strong>s<br />

Bun<strong>de</strong>sfinanzministeriums (BStBl. I, S.<br />

1207) war ein weiterer Höhepunkt in<br />

<strong>de</strong>n Wirrungen um diese Steuerfalle.<br />

Was ist eigentlich eine „ver<strong>de</strong>ckte Gewinnausschüttung“?<br />

Im besten Juristen<strong>de</strong>utsch<br />

heißt es in einem BFH-Urteil<br />

vom 22. Februar 1989 (Az: IR 44/85):<br />

„Die ver<strong>de</strong>ckte Gewinnausschüttung<br />

ist eine Vermögensmin<strong>de</strong>rung o<strong>de</strong>r<br />

verhin<strong>de</strong>rte Vermögensmehrung, die<br />

durch das Gesellschaftsverhältnis veranlasst<br />

ist, sich auf die Höhe <strong>de</strong>s Einkommens<br />

auswirkt und nicht auf einem <strong>de</strong>n<br />

gesellschaftsrechtlichen Vorschriften<br />

entsprechen<strong>de</strong>n Gewinnverteilungsbeschluss<br />

beruht.“ In <strong>de</strong>r Verwaltungspraxis<br />

be<strong>de</strong>utet das: Bei Unklarheiten<br />

stellt das Finanzamt schnell eine vGA<br />

fest und verschickt <strong>de</strong>n entsprechen<strong>de</strong>n<br />

Steuerbescheid nach <strong>de</strong>m Motto: Der<br />

betroffene Steuerzahler kann sich ja ans<br />

Finanzgericht wen<strong>de</strong>n und <strong>de</strong>n Sachverhalt<br />

gerichtlich klären lassen, wenn<br />

ihm <strong>de</strong>r Bescheid nicht passt.<br />

Der Ermessensspielraum, <strong>de</strong>n das Finanzamt<br />

bei <strong>de</strong>r Auslegung dieser<br />

Rechtsvorschrift hat, ist groß:<br />

> Mal sind die Formvorschriften für<br />

Zahlungen <strong>de</strong>r GmbH an <strong>de</strong>n Gesellschafter-Geschäftsführer<br />

nicht korrekt<br />

eingehalten,<br />

> mal wer<strong>de</strong>n Leistungen <strong>de</strong>r GmbH an<br />

<strong>de</strong>n Gesellschafter-Geschäftsführer<br />

in „unüblicher“ Höhe anhand mehr<br />

o<strong>de</strong>r weniger verlässlicher Vergleichszahlen<br />

moniert (Gehalt, Tantieme,<br />

Zahlungen für die Alterssicherung),<br />

> o<strong>de</strong>r per Erlass wird das Gesetz ganz<br />

einfach neu interpretiert.<br />

Dabei sind die Folgen für <strong>de</strong>n Gesellschafter-Geschäftsführer<br />

enorm. Neben<br />

<strong>de</strong>r Lohnsteuer, die er für sein Gehalt<br />

zahlen muss, fallen für <strong>de</strong>n als unangemessen<br />

veranlagten Teil <strong>de</strong>s Gehalts<br />

15 Prozent Körperschaftsteuer und<br />

Gewerbesteuer sowie 25 Prozent Abgeltungsteuer<br />

an. Das summiert sich zu<br />

einer Steuerbelastung von 60 Prozent<br />

und mehr. Im obigen Beispielfall käme<br />

noch zusätzlich Schenkungsteuer hinzu.<br />

Die Strafsteuer muss er auch dann<br />

entrichten, wenn es sich um eine irrtümliche<br />

Auszahlung han<strong>de</strong>lt, weil eine<br />

vGA regelmäßig nicht mehr rückgängig<br />

gemacht wer<strong>de</strong>n kann.<br />

Foto: Finanzamt<br />

62 ProFirma 12 2011


General Management<br />

Programm<br />

Ganzheitliche Kompetenzentwicklung für Menschen in Führungspositionen<br />

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Voraussetzung, um auf dynamischen Märkten mit zunehmend komplexen,<br />

unsicheren Rahmenbedingen handlungsfähig zu bleiben.<br />

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Ihres Unternehmens im Wettbewerb von morgen.<br />

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und innovative Metho<strong>de</strong>n steigern Ihren Wirkungsgrad als<br />

Manager und Führungskraft.<br />

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Finanzen & Steuern<br />

volumen von 20 Millionen Euro zu<br />

viel sind. Folge: Nicht mehr <strong>de</strong>r Markt<br />

entschei<strong>de</strong>t, wie viel <strong>de</strong>r Geschäftsführer<br />

verdienen darf. Vielmehr darf das<br />

Finanzamt genau hochrechnen, wie viel<br />

je<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r drei Geschäftsführer verdienen<br />

darf – und zwar anhand <strong>de</strong>ssen, was<br />

ein Geschäftsführer allein in einer Firma<br />

dieser Größenordnung verdient.<br />

Nur wer sich wehrt,<br />

kommt zu seinem Recht<br />

Dazu gibt das Gericht eine höchst<br />

genaue Rechenmetho<strong>de</strong> vor. Es gilt:<br />

Nicht <strong>de</strong>r dreifache Verdienst <strong>de</strong>s für<br />

die GmbH-Größe angemessenen Geschäftsführer-Gehalts<br />

ist steuerlich<br />

zulässig. Laut Finanzgericht ist <strong>de</strong>r<br />

„verdreifachte Vergleichswert um 30<br />

Prozent zu reduzieren“.<br />

Beispiel: Eine Bau-GmbH mit einem<br />

Geschäftsführer, 50 Mitarbeitern und<br />

zehn bis 20 Millionen Umsatz zahlt<br />

einem Geschäftsführer laut Branchenvergleich<br />

rund 160.000 Euro. Hat die<br />

gleiche GmbH drei Geschäftsführer<br />

Dass es sich bei <strong>de</strong>r vGA und <strong>de</strong>r nachfolgen<strong>de</strong>n<br />

Besteuerungspraxis nicht um<br />

Einzelfälle han<strong>de</strong>lt, belegen zahlreiche<br />

Finanzgerichtsurteile dazu. Inhaltlich<br />

geht es dabei um nahezu alle Zahlungen,<br />

die zwischen <strong>de</strong>r GmbH und<br />

ihren Gesellschaftern möglich sind.<br />

Das reicht von A wie Abfindungszahlungen<br />

beim Ausschei<strong>de</strong>n über Beiträge<br />

zur Pensionsrückstellung und zu<br />

Vergütungen für ein nachvertragliches<br />

Wettbewerbsverbot bis Z wie überhöhte<br />

Zinszahlungen für ein Darlehen,<br />

das <strong>de</strong>r Gesellschafter-Geschäftsführer<br />

seiner GmbH gewährt hat. Wer die<br />

Fachliteratur studiert, fin<strong>de</strong>t Monat für<br />

Monat neue Fälle, in <strong>de</strong>nen sich die Finanzgerichte<br />

mit Streitfragen zwischen<br />

<strong>de</strong>n örtlichen Finanzämtern und <strong>de</strong>n<br />

GmbH-Gesellschaftern um die steuerliche<br />

Behandlung von Zahlungen<br />

– meist um die Höhe <strong>de</strong>s gezahlten Gesamtgehalts<br />

– streiten.<br />

Jüngstes Beispiel: Das Finanzgericht<br />

<strong>de</strong>s Saarlan<strong>de</strong>s entschied, dass drei Geschäftsführer<br />

für eine Kfz-Han<strong>de</strong>ls- und<br />

Reparatur-GmbH mit einem Umsatzdarf<br />

je<strong>de</strong>r Geschäftsführer maximal<br />

(160.000 x 3) x 0,7 x 0,33 = 110.000 Euro<br />

verdienen, vorbehaltlich beson<strong>de</strong>rer<br />

Grün<strong>de</strong>. Die muss dann <strong>de</strong>r Steuerberater<br />

liefern.<br />

Ständige Rechtsprechung <strong>de</strong>r Finanzgerichte<br />

ist allerdings auch, dass die Finanzämter<br />

dazu angehalten sind, je<strong>de</strong>n<br />

Einzelfall zu prüfen. Im Umkehrschuss<br />

heißt das: Betroffene Unternehmen und<br />

Gesellschafter haben einen Anspruch<br />

darauf, dass ihr Einzelfall gründlich geprüft,<br />

analysiert und je<strong>de</strong> Beson<strong>de</strong>rheit<br />

individuell gewürdigt wird. Passiert<br />

das nicht, müssen die Firmenleiter zur<br />

Selbsthilfe greifen und sich wehren –<br />

verbun<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>m vollen Kostenrisiko<br />

und <strong>de</strong>r Gewissheit, dass die nächste<br />

Betriebsprüfung beson<strong>de</strong>rs kritisch ausfallen<br />

dürfte.<br />

Übrigens: Dass auf eine vGA auch noch<br />

Schenkungsteuer gezahlt wer<strong>de</strong>n muss,<br />

ist laut mündlicher BMF-Ankündigung<br />

unter<strong>de</strong>ssen vom Tisch. Die offizielle<br />

Aussetzung <strong>de</strong>s zitierten Finanzerlasses<br />

steht allerdings noch aus. Es bleibt also<br />

spannend.<br />

Checkliste: Was tun, wenn das Finanzamt<br />

eine ver<strong>de</strong>ckte Gewinnausschüttung feststellt?<br />

Das passiert:<br />

Die Finanzbehör<strong>de</strong> unterstellt eine ver<strong>de</strong>ckte<br />

Gewinnausschüttung (vGA) und<br />

lässt <strong>de</strong>r GmbH einen entsprechen<strong>de</strong>n<br />

Steuerbescheid zukommen.<br />

Rechtsposition begrün<strong>de</strong>n<br />

Ablehnung <strong>de</strong>s<br />

Einspruchs durch das Finanzamt<br />

Überprüfung <strong>de</strong>s<br />

Sachverhalts durch<br />

eine Klage vor <strong>de</strong>m<br />

Finanzgericht<br />

Ablehnung<br />

Ihres Klagebegehrens<br />

Maßnahmen:<br />

> Sie informieren Ihren Steuerberater.<br />

> Sie legen Einspruch gegen <strong>de</strong>n Steuerbescheid ein.<br />

> Sie beantragen Aussetzung <strong>de</strong>r Vollziehung.<br />

> Beachten Sie die Frist zur Vorlage Ihrer Stellungnahme/Begründung.<br />

> Lassen Sie <strong>de</strong>n monierten Vorgang anhand <strong>de</strong>r dazu ergangenen Rechtsprechung vom Steuerberater prüfen.<br />

> Formulieren Sie Ihre Stellungnahme/Begründung unter Hinzuziehung Ihres Steuerberaters.<br />

> Ziehen Sie in komplizierten Fällen einen Fachanwalt für Steuerrecht hinzu.<br />

> Prüfen Sie die Ablehnungsgrün<strong>de</strong> zusammen mit Ihrem Steuerberater.<br />

> Prüfen Sie die in <strong>de</strong>r Ablehnung zitierten Rechtsnormen/Urteile/Erlasse.<br />

> Lassen Sie die Erfolgswahrscheinlichkeit einer Klage durch Ihren steuerlichen Berater o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n<br />

Fachanwalt für Steuerrecht prüfen.<br />

> Beauftragen Sie <strong>de</strong>n Steuerberater o<strong>de</strong>r Fachanwalt für Steuerrecht mit <strong>de</strong>r Klageerhebung.<br />

> Stellen Sie die klageerheblichen Unterlagen (Verträge, Protokolle, sonstige schriftlich Aufzeichnungen,<br />

Gedächtnisprotokolle) zusammen.<br />

> Begrün<strong>de</strong>n Sie die Klage<br />

> Bereiten Sie mit Ihrem Anwalt und <strong>de</strong>m Steuerberater die mündliche Verhandlung vor.<br />

> Prüfen Sie, ob Prozesskostenhilfe beansprucht wer<strong>de</strong>n kann.<br />

> Sofern Revision zugelassen: Lassen Sie die faktische Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Steuerfalls bewerten (Höhe <strong>de</strong>s strittigen<br />

Betrags, Dauer <strong>de</strong>s voraussichtlichen Verfahrens, grundsätzliche Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Falls usw.), und entschei<strong>de</strong>n Sie<br />

nach wirtschaftlichen Kriterien, ob Sie Revision einlegen wollen.<br />

> Lassen Sie die Erfolgswahrscheinlichkeit anhand <strong>de</strong>r zum Fall vorliegen<strong>de</strong>n Rechtsprechung prüfen.<br />

> Prüfen Sie, ob Verfahrensfehler vorliegen.<br />

> Legen Sie Revision vor <strong>de</strong>m Bun<strong>de</strong>sfi nanzhof ein.<br />

> Prüfen Sie, ob Prozesskostenhilfe beansprucht wer<strong>de</strong>n kann.<br />

64 ProFirma 12 2011


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IT & Investition – Special Business Digital<br />

Mobile Website o<strong>de</strong>r App?<br />

ProFirma<br />

Special<br />

Der richtige Einstieg<br />

Der Hype um Smartphones und Tablet-PCs hat <strong>de</strong>n Markt für mobile Anwendungen<br />

befeuert. Apps gehören heute zum guten Ton. Dabei sind mobile Websites gera<strong>de</strong> für<br />

kleine Unternehmen meist besser geeignet. VON KARSTEN ZUNKE<br />

Einen Heizkessel netzwerkfähig zu machen und an ein DSL-<br />

Mo<strong>de</strong>m anzuschließen, hat viele Vorteile; zumin<strong>de</strong>st für<br />

Wohnungsinhaber, die über ein Smartphone verfügen. Der<br />

Heiztechniksystemhersteller Viessmann hat eine Applikation<br />

für Smartphones auf <strong>de</strong>n Markt gebracht, mit <strong>de</strong>r sich die Heizung<br />

über eine mobile Internet-Verbindung steuern lässt. Die<br />

Bedienoberfläche <strong>de</strong>r „Vitotrol App“ entspricht dabei <strong>de</strong>m<br />

Farb-Touch-Display <strong>de</strong>r herkömmlichen Fernbedienung.<br />

Raumtemperatur, „Party“- o<strong>de</strong>r Sparbetrieb sowie verschie<strong>de</strong>ne<br />

an<strong>de</strong>re Betriebsprogramme können je<strong>de</strong>rzeit von unterwegs<br />

kontrolliert und eingestellt wer<strong>de</strong>n. Auch Bu<strong>de</strong>rus und<br />

an<strong>de</strong>re Heiztechnikanbieter haben diesen Trend erkannt und<br />

setzen auf Apps.<br />

Je<strong>de</strong>s dritte in Westeuropa neu verkaufte Mobiltelefon ist bereits<br />

internet-fähig – also ein Smartphone. Ten<strong>de</strong>nz steigend.<br />

Doch die mo<strong>de</strong>rnen Taschencomputer funktionieren je nach<br />

Hersteller mit unterschiedlichen Betriebssystemen, also müssen<br />

Apps für je<strong>de</strong>s System neu programmiert wer<strong>de</strong>n. Viele<br />

Firmen wollen mit einer iPhone-App starten und ziehen mit<br />

einer App für das aufstreben<strong>de</strong> Google-Betriebssystem Android<br />

nach. Immer öfter raten Experten, mehrere Systeme abzu<strong>de</strong>cken.<br />

Neben Apple und Google sind beispielsweise auch<br />

die Betriebssysteme von Blackberry und Microsoft-Handys<br />

interessant. Das be<strong>de</strong>utet: Aufwand und Kosten für die Programmierung<br />

summieren sich im Laufe <strong>de</strong>r Zeit beträchtlich,<br />

<strong>de</strong>nn auch die Pflege und Aktualisierung muss für je<strong>de</strong> App<br />

einzeln bewerkstelligt wer<strong>de</strong>n. Hinzu kommt: Wer gefun<strong>de</strong>n<br />

wer<strong>de</strong>n will, muss seine App vermarkten – das kostet ebenfalls<br />

Zeit und Geld.<br />

Mobile Websites meist günstiger<br />

Deshalb rät Florian Fischer, Geschäftsführer <strong>de</strong>s Münchner<br />

IT-Dienstleisters Royalmedia, vielen seiner Kun<strong>de</strong>n zu einer<br />

mobilen Website. „Wenn mehrere Plattformen abge<strong>de</strong>ckt<br />

wer<strong>de</strong>n sollen, ist die mobile Website meist günstiger“, sagt<br />

Fischer. Denn eine mobile Website wird einfach über <strong>de</strong>n<br />

Internet-Browser angesteuert und funktioniert unabhängig<br />

vom Betriebssystem <strong>de</strong>s Smartphones. Eine mobile Website<br />

darf aber nicht einfach eine originalgetreue Abbildung ihres<br />

klassischen Vorbilds sein. Statt<strong>de</strong>ssen sollte man sie bewusst<br />

„entschlacken“ und sich auf die wirklich wichtigen Funktionen<br />

und Informationen beschränken. Informationen generell<br />

gut lesbar darstellen und alles Unwichtige weglassen – das<br />

ist das Motto im mobilen Web. Ansonsten wird es auf <strong>de</strong>n<br />

kleinen Smartphone-Displays schnell unübersichtlich.<br />

Apps brauchen mehr Pflege<br />

Auch Kira Song, Geschäftsführerin <strong>de</strong>s App-Spezialisten Appadvisors<br />

in München, wür<strong>de</strong> gera<strong>de</strong> kleinen Unternehmen aus<br />

Kostengrün<strong>de</strong>n im ersten Schritt zu einer mobilen Version<br />

<strong>de</strong>r bestehen<strong>de</strong>n Website raten – vor allem, wenn sie zunächst<br />

nur Informationen über ihr Unternehmen mobil zugänglich<br />

machen wollen. „Eine App sollte man immer wie ein Produkt<br />

betrachten, das gepflegt, vermarktet und weiterentwickelt<br />

wer<strong>de</strong>n muss. Eine Unternehmens-Website hingegen dient<br />

<strong>de</strong>r Präsentation eines Unternehmens“, so Song. „Je<strong>de</strong>r Unternehmer<br />

sollte sich zuerst fragen, wie Interessenten auf eigene<br />

Angebote aufmerksam wer<strong>de</strong>n. Wenn Nutzer beispielsweise<br />

via Smartphone im Internet eine günstige Pension suchen,<br />

wer<strong>de</strong>n sie Suchmaschinen befragen und keine Recherche in<br />

einem App-Store starten“, erklärt Song die Problematik. In<br />

vielen Fällen sei daher eine mobile Website sinnvoll.<br />

An<strong>de</strong>rs wür<strong>de</strong> man die Frage „App o<strong>de</strong>r Website?“ wahrscheinlich<br />

beantworten, wenn man seinen Bestandskun<strong>de</strong>n<br />

einen Mehrwert bieten und sich als Partner profilieren möchte<br />

– wie beispielsweise das Schweizer Familienunternehmen<br />

Sax Farben. Sax hat eine App entwickeln lassen, mit <strong>de</strong>r sich<br />

die Nutzer beim Blick durch die Smartphone-Kamera mit ein<br />

paar Fingertipps virtuell ihre Wän<strong>de</strong> bunt anstreichen können<br />

– in <strong>de</strong>n Farbnuancen <strong>de</strong>s Anbieters.<br />

66 ProFirma 12 2011


Wer in einem App-Store unter 500.000 Apps auffallen möchte,<br />

muss geschickt vorgehen. „Eine App wird heruntergela<strong>de</strong>n,<br />

wenn man die richtige Kategorie, ein gutes Icon und einen<br />

prägnanten Titel gewählt und <strong>de</strong>n richtigen Preis festgesetzt<br />

hat“, erläutert Jan Söhlke, Inhaber <strong>de</strong>r IT-Beratung i-Worx aus<br />

Hohenhameln und Braunschweig (siehe Interview auf Seite<br />

69). Insbeson<strong>de</strong>re beim Preis sollten Unternehmer aufpassen.<br />

Das Problem: Viele Leute la<strong>de</strong>n kostenlose Apps nur herunter,<br />

um sie auszuprobieren, löschen sie schnell wie<strong>de</strong>r und geben<br />

im schlimmsten Fall eine schlechte Bewertung ab. In einigen<br />

Fällen empfiehlt Söhlke seinen Kun<strong>de</strong>n daher, die Apps kostenpflichtig<br />

anzubieten. „Wer seine App im App-Store nach<br />

vorn bringen möchte, sollte außer<strong>de</strong>m alle Marketing- und<br />

PR-Aktivitäten auf <strong>de</strong>n ersten Tag konzentrieren“, rät Söhlke.<br />

Denn wer bei <strong>de</strong>n Neuerscheinungen sichtbar ist, schafft<br />

es auch in an<strong>de</strong>re Kategorien aufzusteigen, so die Erfahrung.<br />

Experten schätzen, dass für Pflege, Updates und Vermarktung<br />

min<strong>de</strong>stens noch einmal die gleiche Summe einkalkuliert<br />

wer<strong>de</strong>n muss wie für die Entwicklung einer App. Ein kostspieliges<br />

Unterfangen.<br />

Die „Vermarktung“ einer mobilen Website orientiert sich<br />

dagegen an <strong>de</strong>n Erfor<strong>de</strong>rnissen klassischer Websites und ist<br />

vergleichsweise unkompliziert: Damit diese gut gefun<strong>de</strong>n<br />

wird, sind Suchmaschinenoptimierung und Suchmaschinen-<br />

Advertising ratsam (SEO und SEA, siehe Glossar). Der Vorteil:<br />

Das Unternehmen kann dabei auf die Erfahrungen zurück-<br />

Druck im Kessel: Viessmann hat eine Applikation für<br />

Smartphones auf <strong>de</strong>n Markt gebracht, mit <strong>de</strong>r sich die<br />

Heizung übers Internet steuern lässt.<br />

GLOSSAR<br />

APP<br />

Die Abkürzung steht für das englische Wort „Application“.<br />

Im Mobile Marketing versteht man darunter<br />

Zusatzprogramme, die sich Nutzer auf ihre internetfähigen<br />

Smartphones la<strong>de</strong>n können.<br />

HTML 5<br />

HTML 5 ist die Weiterentwicklung <strong>de</strong>r Hypertext Markup<br />

Language (HTML), einer Programmiersprache für<br />

Websites. Sie befin<strong>de</strong>t sich noch in <strong>de</strong>r Entwicklung<br />

und soll zahlreiche Funktionen direkt unterstützen –<br />

beispielsweise Vi<strong>de</strong>o, Audio und dynamische Grafiken.<br />

MOBILE WEBSITE<br />

Das mobile Pendant zur klassischen Website. Sie ist<br />

für kleine Displays (z.B. Smartphones) optimiert, wird<br />

über einen Browser angesteuert und von Suchmaschinen<br />

gefun<strong>de</strong>n.<br />

MOBILE SEO<br />

Für die Suchmaschinenoptimierung (Search-Engine-<br />

Optimization, SEO) gelten im Prinzip die gleichen Regeln<br />

wie im klassischen Web. Das kleine Display rückt<br />

die Top-Platzierungen jedoch stärker in <strong>de</strong>n Fokus. Oft<br />

muss bereits ab Suchtreffer drei gescrollt wer<strong>de</strong>n.<br />

MOBILE SEA<br />

Mobile Suchmaschinenwerbung (Search-Engine-Advertising,<br />

SEA) sollte speziell für mobile Endgeräte<br />

konzipiert wer<strong>de</strong>n. Doch <strong>de</strong>r Wettbewerb ist hart, für<br />

die mobilen Textanzeigen stehen nur fünf Anzeigenplätze<br />

zur Verfügung (bei Desktop-Kampagnen sind es<br />

zehn).<br />

NATIVE APP<br />

Eine native App wird explizit für ein bestimmtes Smartphone-Betriebssystem<br />

programmiert. Um sie zu aktualisieren,<br />

muss <strong>de</strong>r Nutzer ein Update herunterla<strong>de</strong>n.<br />

WEB APP<br />

Hierbei han<strong>de</strong>lt es sich streng genommen nicht um<br />

eine App, son<strong>de</strong>rn um eine mobile Website, die wie<br />

eine App anmutet. Sie kann über <strong>de</strong>n Browser angesteuert<br />

wer<strong>de</strong>n. Meist kann ein Lesezeichen im App-<br />

Look auf <strong>de</strong>m Smartphone gespeichert wer<strong>de</strong>n.<br />

ProFirma 12 2011<br />

Foto: Viessmann Werke GmbH & Co. KG<br />

67


IT & Investition – Special Business Digital<br />

Wichtige Kriterien auf einen Blick<br />

Mobile Website und App unterschei<strong>de</strong>n sich nicht nur in <strong>de</strong>r Programmierung.<br />

Wo sie ihre Stärken ausspielen, zeigt diese Übersicht.<br />

Mobile App Mobile Website<br />

Auffindbarkeit Im Appstore Über Suchmaschinen<br />

Nutzung von Smartphone-Funktionen<br />

(Kamera, GPS, Sensoren)<br />

Optimal<br />

Nur bedingt möglich<br />

Usability Optimal La<strong>de</strong>zeiten können<br />

Seitenaufbau verzögern<br />

Offline nutzbar Ja Nein<br />

Abhängig vom Smartphone-Betriebssystem<br />

Än<strong>de</strong>rungen und Optimierungen<br />

in Echtzeit?<br />

Kosten<br />

Ja<br />

Nein, nur via Update <strong>de</strong>s<br />

Nutzers<br />

Hoch (Entwicklung,<br />

App-Vermarktung, Pfl ege,<br />

je<strong>de</strong>s Betriebssystem<br />

erfor<strong>de</strong>rt eigene App)<br />

Nein<br />

Ja<br />

Mo<strong>de</strong>rat, für einfache<br />

Websites sehr gering<br />

Sax Farben hat eine App entwickelt, mit <strong>de</strong>r sich die Nutzer<br />

beim Blick durch die Smartphone-Kamera mit ein paar<br />

Fingertipps virtuell ihre Wän<strong>de</strong> bunt anstreichen können.<br />

greifen, die es mit <strong>de</strong>r klassischen Website gemacht hat (z.B.<br />

häufig gesuchte Begriffe, Keywords o<strong>de</strong>r Produkte entsprechend<br />

nutzen).<br />

Trotz<strong>de</strong>m lassen sich auch mit schmalen Budgets Apps einsetzen.<br />

So bietet zum Beispiel <strong>de</strong>r Münchner Dienstleister Royalmedia<br />

seine Business-Apps explizit für kleine Unternehmen<br />

an. Relevante Basisfunktionen sind bereits vorkonfiguriert.<br />

Neben einer Startseite mit <strong>de</strong>n wichtigsten gängigen Navigationspunkten<br />

sind auch häufig verwen<strong>de</strong>te Funktionen wie<br />

Produktübersichten, News o<strong>de</strong>r ein „Empfehlen-Button“ in<br />

<strong>de</strong>r Basis-Applikation enthalten.<br />

Intern gewinnt die App<br />

„Diese Apps bieten gängige Funktionen von <strong>de</strong>r Stange, die<br />

man je<strong>de</strong>rzeit erweitern kann“, erläutert Royalmedia-Geschäftsführer<br />

Fischer. Die Applikationen können individuell<br />

mit Informationen gefüllt und mithilfe eines Content-Managementsystems<br />

vom Anwen<strong>de</strong>r selbst aktualisiert wer<strong>de</strong>n.<br />

Es ist keine Konzeption, Entwicklung und eigenständige<br />

Programmierung erfor<strong>de</strong>rlich, weshalb diese Apps bereits ab<br />

5.000 Euro erhältlich sind. An<strong>de</strong>re Anbieter haben ähnliche<br />

Angebote. Doch auch in diesem Preissegment darf <strong>de</strong>r zusätzliche<br />

Kostenfaktor nicht unterschätzt wer<strong>de</strong>n: Wer die Mini-<br />

Software für mehrere Betriebssysteme anbieten möchte, muss<br />

mehr als eine App in Auftrag geben.<br />

App und mobile Website unterschei<strong>de</strong>n sich aber auch unter<br />

strategischen Gesichtspunkten: Während sich Apps in erster<br />

Linie für die Kun<strong>de</strong>nbindung eignen, sind mobile Websites<br />

vor allem in <strong>de</strong>r Neukun<strong>de</strong>ngewinnung interessant. Denn<br />

während bei einer Suche die Website <strong>de</strong>n Erstkontakt herstellt,<br />

wird eine App häufig von Nutzern heruntergela<strong>de</strong>n,<br />

<strong>de</strong>nen das Unternehmen und seine Produkte bereits bekannt<br />

sind. Noch an<strong>de</strong>rs ist die Situation im unternehmensinternen<br />

Einsatz. Hier sind mobile Applikationen <strong>de</strong>n mobilen Websites<br />

<strong>de</strong>utlich überlegen. Ihr größter Vorteil: Sie können auch<br />

offline genutzt wer<strong>de</strong>n. Besuchszeiten erfassen, Angebote einsehen,<br />

Projekte verwalten: Wenn die Mitarbeiter <strong>de</strong>r Münchner<br />

Digital-Kreativagentur Berger Baa<strong>de</strong>r Hermes auf einem<br />

Kun<strong>de</strong>ntermin sind, können sie dies seit Kurzem direkt vor<br />

Ort erledigen. Möglich macht dies eine iPhone-Applikation,<br />

die mit <strong>de</strong>r Agentur-Software synchronisiert wer<strong>de</strong>n kann.<br />

Projektaufgaben und Kommentare können eingesehen, bearbeitet,<br />

neu erstellt und <strong>de</strong>r Status geän<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n. Auch<br />

Aufgaben lassen sich via App an Teammitglie<strong>de</strong>r vergeben.<br />

25 Mitarbeiter nutzen die App. „Abstimmungen können<br />

schneller erfolgen, wir arbeiten jetzt effizienter“, sagt Matthias<br />

Berger, Managing-Partner <strong>de</strong>r Münchner Agentur. Da <strong>de</strong>r mittelständische<br />

Dienstleister nach Aufwand abrechnet, wer<strong>de</strong>n<br />

auch Besuchszeiten via App erfasst – entwe<strong>de</strong>r durch manuelle<br />

Eingabe o<strong>de</strong>r per Stoppuhr. Diese läuft auch im Hintergrund<br />

weiter. Sollte kein Zugang zum Internet vorliegen, wer<strong>de</strong>n<br />

alle Daten gespeichert und gesen<strong>de</strong>t, sobald wie<strong>de</strong>r eine<br />

Verbindung besteht.<br />

„Alles, was heute an Desktop-Software in <strong>de</strong>n Unternehmen<br />

vorhan<strong>de</strong>n ist, wird mittelfristig auch mobil zugänglich sein.<br />

Apps sind in diesem Zusammenhang insbeson<strong>de</strong>re für spezielle<br />

Aufgaben o<strong>de</strong>r komplexe Geschäftsprozesse sinnvoll“, so<br />

Bergers Erfahrung. Soll eine App nur von wenigen Personen<br />

innerhalb eines Unternehmens genutzt wer<strong>de</strong>n, ist eine Programmierung<br />

aufgrund <strong>de</strong>r hohen Kosten allerdings nicht<br />

die erste Wahl. Fünfstellige Euro-Summen sind die Regel,<br />

sechsstellige keine Seltenheit. „Unternehmer sollten zunächst<br />

recherchieren, ob es bereits Apps gibt, die sich für das eigene<br />

Business nutzen lassen“, rät Berger. Denn auch „Lösungen<br />

von <strong>de</strong>r Stange“ können viele Prozesse optimieren.<br />

Fotos: i-Works, Sax<br />

68 ProFirma 12 2011


INTERVIEW<br />

„Die mobile Website ist <strong>de</strong>r erste Schritt“<br />

Bei kleinen Budgets ist eine einfache mobile Website <strong>de</strong>r erste Schritt. Unternehmen<br />

sollten dafür zunächst die Produkte <strong>de</strong>finieren, die sie mobil anbieten wollen, meint Jan Söhlke,<br />

Inhaber <strong>de</strong>r IT-Beratung i-Worx in Hohenhameln und Braunschweig.<br />

DAS GESPRÄCH FÜHRTE KARSTEN ZUNKE<br />

Herr Söhlke, wie sollten kleine und mittlere<br />

Unternehmen strategisch vorgehen,<br />

wenn sie sich eine Präsenz im mobilen<br />

Web aufbauen wollen?<br />

Söhlke: KMU sollten zunächst <strong>de</strong>finieren,<br />

welche Produkte und Dienstleistungen<br />

sie mobil anbieten möchten, und ob die<br />

Zielgruppe dies tatsächlich nachfragt. Im<br />

ersten Schritt empfiehlt es sich daher,<br />

zu prüfen, wie viele Leute bereits mobil<br />

auf die klassische Website zugreifen und<br />

welche Inhalte sie dabei abrufen. Diese<br />

Informationen liefert je<strong>de</strong> Web-Analyse-<br />

Lösung. Dadurch wird beispielsweise<br />

klar, ob die gesamte Website für einen<br />

mobilen Zugriff interessant ist o<strong>de</strong>r nur<br />

bestimmte Bereiche.<br />

Mit welchem Aufwand ist es verbun<strong>de</strong>n,<br />

Informationen über eine Firma mobil zugänglich<br />

zu machen?<br />

Söhlke: Eine statische mobile Web-<br />

Präsenz mit zwei bis drei Seiten lässt<br />

sich innerhalb eines Tages erstellen.<br />

Komplexe Auftritte dauern länger. Das<br />

eigentlich Aufwendige ist allerdings die<br />

Nutzer- und Zielgruppenanalyse im Vorfeld,<br />

sowie die klare Ziel<strong>de</strong>finition für <strong>de</strong>n<br />

mobilen Auftritt. Ebenso muss konzeptionell<br />

vorgebaut wer<strong>de</strong>n – beispielsweise<br />

sollte technisch sichergestellt sein, dass<br />

ein Nutzer, <strong>de</strong>r in seinem iPhone die Web-<br />

Adresse in <strong>de</strong>n Browser tippt, auch auf <strong>de</strong>r<br />

mobilen Seite lan<strong>de</strong>t und nicht auf <strong>de</strong>r<br />

klassischen Website. <strong>Als</strong> Nonplusultra kann<br />

die Website auch für verschie<strong>de</strong>ne Endgerätetypen<br />

optimiert wer<strong>de</strong>n. Die konzeptionellen<br />

Aufgaben rund um einen Mobile-<br />

Auftritt wer<strong>de</strong>n häufig unterschätzt.<br />

Und was ist mit <strong>de</strong>n allgegenwärtigen Apps?<br />

Söhlke: Für Unternehmen, die das mobile<br />

Internet aktiv für Marketingzwecke o<strong>de</strong>r<br />

unternehmensintern nutzen wollen, sind<br />

Was be<strong>de</strong>utet dies für das weitere Vorgehen?<br />

Söhlke: Man muss klären, warum bestimmte<br />

Inhalte mobil abgerufen wer<strong>de</strong>n,<br />

und versuchen, sie entsprechend<br />

zu präsentieren. Bei kleinen Budgets ist<br />

eine einfache mobile Website <strong>de</strong>r erste<br />

Schritt. Diese muss nicht einmal alle<br />

Inhalte <strong>de</strong>r klassischen Seite umfassen.<br />

Adresse, Anfahrtskizze, Öffnungszeiten –<br />

solche Informationen wer<strong>de</strong>n gern mobil<br />

abgerufen. Wenn die Nutzer unterwegs<br />

auch an<strong>de</strong>re Inhalte lesen möchten,<br />

sollte man auch diesen Content mobil<br />

anbieten.<br />

„Dank HTML 5 wer<strong>de</strong>n sich Mischformen<br />

zwischen App und mobiler Website durchsetzen.“<br />

Apps die erste Wahl. Mit Marketing-Apps<br />

ist man beispielsweise sehr schnell beim<br />

Kun<strong>de</strong>n. Sie bieten eine bessere Hardware-<br />

Unterstützung, mehr Funktionen und hohe<br />

Performance. Unternehmensintern kann<br />

man mit Apps die Effizienz enorm erhöhen<br />

– beispielsweise wenn Service o<strong>de</strong>r<br />

Außendienst über die App angebun<strong>de</strong>n<br />

sind. Insbeson<strong>de</strong>re bei komplexen Anfor<strong>de</strong>rungen<br />

sind sie einer mobilen Website<br />

überlegen.<br />

Wohin geht <strong>de</strong>r Trend im mobilen<br />

Internet, und welche Rolle spielt dabei<br />

HTML 5?<br />

Söhlke: Zum einen wird das mobile Internet<br />

dank HTML 5 interaktiver und die<br />

Darstellung über verschie<strong>de</strong>ne Browser-<br />

Typen hinweg standardisiert. Mit HTML<br />

5 können zum Beispiel Vi<strong>de</strong>os besser in<br />

<strong>de</strong>n Content eingebun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n, auch<br />

auf mobilen Webseiten. Daher wer<strong>de</strong>n<br />

sich dank HTML 5 Mischformen zwischen<br />

App und Website verstärkt durchsetzen.<br />

Das Gerüst verhält sich beispielsweise<br />

wie eine App und <strong>de</strong>r Content wie eine<br />

Website, dieser kann dadurch in Echtzeit<br />

aktualisiert wer<strong>de</strong>n. Auch wird es immer<br />

mehr mobile Websites geben, die<br />

wie eine App anmuten. <strong>Als</strong> Lesezeichen<br />

auf <strong>de</strong>n Home-Bildschirm <strong>de</strong>s Smartphones<br />

abgelegt, wird eine Unterscheidung<br />

zwischen App und Website für <strong>de</strong>n<br />

User bald nicht mehr möglich – und<br />

aus <strong>de</strong>ssen Sicht auch nicht mehr nötig<br />

sein.<br />

ProFirma 12 2011<br />

69


IT & Investition – Special Business Digital<br />

Unternehmens-Software<br />

ProFirma<br />

Special<br />

Sowohl als auch<br />

Die Software-Anbieter haben kräftig in virtuelle Strukturen investiert. Doch <strong>de</strong>r Mittelstand<br />

reagiert verhalten. Dabei geht es gar nicht um die Ablösung klassischer Unternehmens-Software,<br />

son<strong>de</strong>rn um die Erweiterung durch On-Demand-Mo<strong>de</strong>lle. VON ANJA SCHNAKE<br />

Die Zukunft von Customer-Relationship-Management<br />

(CRM) ist virtuell,<br />

mobil und sozial. So sehen es die Mitglie<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>s IT-Branchenverbands Bitkom,<br />

und so antizipieren es die Software-Anbieter<br />

im Markt. Nach einer<br />

aktuellen Studie <strong>de</strong>r Experton Group im<br />

Auftrag <strong>de</strong>s Hightech-Verbands Bitkom<br />

wird <strong>de</strong>r Umsatz mit Cloud Computing<br />

in Deutschland von 1,9 Milliar<strong>de</strong>n Euro<br />

im Jahr 2011 auf 8,2 Milliar<strong>de</strong>n Euro im<br />

Jahr 2015 steigen. Mit <strong>de</strong>r zunehmen<strong>de</strong>n<br />

Verbreitung von Smartphones und<br />

Tablet-PCs wächst zu<strong>de</strong>m die Be<strong>de</strong>utung<br />

<strong>de</strong>r mobilen Internet-Nutzung im<br />

geschäftlichen und privaten Umfeld,<br />

und soziale Netzwerke etablieren sich<br />

zusehends als Kommunikationsplattformen<br />

im Vertrieb. „Es stehen Technologien<br />

im Fokus, die <strong>de</strong>n Anwen<strong>de</strong>rn<br />

bessere Leistung und mehr Effizienz<br />

bringen“, sagt Bitkom-Präsi<strong>de</strong>nt Professor<br />

Dr. August-Wilhelm Scheer.<br />

Noch zum Jahreswechsel 2009/2010 haben<br />

we<strong>de</strong>r die <strong>de</strong>utschen Unternehmen<br />

noch die Software-Anbieter <strong>de</strong>n Themen<br />

SOA, SaaS und Cloud Computing<br />

große Be<strong>de</strong>utung beigemessen – heute<br />

hat <strong>de</strong>r IT-Konzern Microsoft allein in<br />

Deutschland mehr als 100 Millionen<br />

Euro in <strong>de</strong>n Ausbau cloud-fähiger Datenverarbeitungszentren<br />

gesteckt. IBM,<br />

Hewlett-Packard, Google, Amazon und<br />

SAP haben kräftig in ihre virtuellen<br />

Strukturen investiert.<br />

Schöne, hybri<strong>de</strong> IT-Welt<br />

Und die Anwen<strong>de</strong>r? Beim Run auf das<br />

neue Geschäftsmo<strong>de</strong>ll reagiert vor allem<br />

<strong>de</strong>r Mittelstand bisher verhalten. Eine<br />

internationale Studie von GfK Custom<br />

„Kostenvorteile allein wer<strong>de</strong>n die Zielgruppe nicht<br />

zur Umstellung auf die neue Technologie bewegen.“<br />

MARKUS VEHLOW, PWC, FRANKFURT<br />

Reserach zu Chancen und Herausfor<strong>de</strong>rungen<br />

für Cloud-Computing-Angebote<br />

hat <strong>de</strong>utlich gemacht, dass gera<strong>de</strong><br />

in <strong>de</strong>n etablierten Märkten Deutschland,<br />

Großbritannien und USA kleine Unternehmen<br />

bisher kaum mit Cloud-Lösungen<br />

in Berührung gekommen sind.<br />

Je größer die Betriebe, <strong>de</strong>sto häufiger<br />

wer<strong>de</strong>n sie eingesetzt. Noch Anfang <strong>de</strong>s<br />

Jahres hielten vier von fünf Mittelständlern<br />

Cloud Computing für irrelevant,<br />

ermittelte die Unternehmensberatung<br />

Pricewaterhouse Coopers (PwC). Nur<br />

je<strong>de</strong> zehnte Gesellschaft dieses Typs<br />

nutzt IT-Services aus <strong>de</strong>r Wolke. „Die<br />

Vorbehalte sind erheblich, viele wissen<br />

gar nicht, welche Möglichkeiten Cloud<br />

Computing bietet. Die Kostenvorteile<br />

allein wer<strong>de</strong>n die Zielgruppe nicht zur<br />

Umstellung auf die neue Technologie<br />

bewegen“, sagt Markus Vehlow, Experte<br />

für Cloud Computing bei PwC.<br />

Kein Wun<strong>de</strong>r: Denn auf lange Sicht<br />

geben diese keine ein<strong>de</strong>utige Empfehlung<br />

ab. Wenn aus einem erfolgreichen<br />

Test- <strong>de</strong>r Ernstfall wird und monatliche<br />

Mietkosten auf lange Zeiträume<br />

hochgerechnet wer<strong>de</strong>n, können die gesamten<br />

Projektkosten für die Inhouse-<br />

Lösung niedriger ausfallen. Auch <strong>de</strong>shalb<br />

bleibt <strong>de</strong>r Web-Service häufig das<br />

Provisorium. „I<strong>de</strong>aler Anwendungsfall<br />

für Web-Services sind Pilotprojekte von<br />

Kun<strong>de</strong>n, bei <strong>de</strong>nen anfänglich nicht<br />

klar ist, ob daraus ein langfristig bestehen<strong>de</strong>s<br />

Business wird“, so Jürgen Litz,<br />

Geschäftsführer beim CRM-Anbieter<br />

Cobra. „Wenn <strong>de</strong>r Außendienst zum<br />

Beispiel mit bun<strong>de</strong>sweit fünf Zentralen<br />

zusammenarbeitet und <strong>de</strong>r Einstieg<br />

schnell gehen soll, wird anfangs oft mit<br />

<strong>de</strong>r Cloud-Lösung experimentiert –, bis<br />

wir am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Jahres einen kleinen<br />

Server installieren.“<br />

Dabei sollten die Vorteile gera<strong>de</strong> kleine<br />

und mittelständische Firmen überzeugen:<br />

Um Administrationsaufgaben,<br />

die bisher die Tage <strong>de</strong>s hauseigenen<br />

Foto: Slavoljub Pantelic/shutterstock.com<br />

70 ProFirma 12 2011


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Für die Anbieter von Unternehmens-<br />

Software sind Web-basierte Dienste<br />

und Cloud-Services <strong>de</strong>r Schlüssel zu<br />

einem neuen Geschäftsfeld.<br />

IT-Leiters ausfüllten, kümmert sich bei<br />

<strong>de</strong>r Nutzung cloud- o<strong>de</strong>r web-basierter<br />

Services <strong>de</strong>r Dienstleister. Auch kleine<br />

Organisationen können mit diesen Systemen<br />

ohne große Anfangsinvestitionen<br />

schnell starten. Mit transparenten<br />

Preismo<strong>de</strong>llen sind die Projekte meist<br />

gut kalkulierbar. Bei <strong>de</strong>r Einführung<br />

nen. „Die Frage <strong>de</strong>s Make-or-Buy stellt<br />

sich auf je<strong>de</strong>r Stufe. Man kann verschie<strong>de</strong>ne<br />

Dienste zerlegen und modular aus<br />

<strong>de</strong>r Cloud beziehen“, meint IT-Experte<br />

Dr. Dirk Mahnkopf, Business Advisor<br />

IT-Management Solutions beim CRM-<br />

Anbieter SAS in Hei<strong>de</strong>lberg.<br />

Allerdings wer<strong>de</strong>n On-Demand-Mo<strong>de</strong>lle<br />

die etablierten Nutzungsmuster für<br />

Software – vor allem <strong>de</strong>n Lizenzbetrieb<br />

– nie ganz ersetzen, glaubt Jürgen Röhricht,<br />

<strong>de</strong>r bei SAP in Walldorf für Saleson-Demand<br />

verantwortlich ist: „Wir<br />

sehen bei unseren Kun<strong>de</strong>n vor allem<br />

hybri<strong>de</strong> Strategien, die keineswegs darauf<br />

abzielen, hauseigene IT-Strukturen<br />

vollständig abzulösen. Schließlich wollen<br />

die Firmen auch ihre Investition<br />

schützen.“ Viele wür<strong>de</strong>n seiner Meinung<br />

nach Kernsysteme wie ERP im<br />

Haus behalten, aber beispielsweise CRM<br />

in die Cloud verlegen. „Einige Arten von<br />

Software wer<strong>de</strong>n wahrscheinlich nie in<br />

die Cloud wan<strong>de</strong>rn“, so <strong>de</strong>r Experte.<br />

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71


IT & Investition – Special Business Digital<br />

INTERVIEW<br />

„Mobiles CRM ist<br />

Interaktion mit <strong>de</strong>m Kun<strong>de</strong>n“<br />

Viele Unternehmen beherrschen heute kaum noch die Komplexität<br />

ihrer CRM-Projekte, meint Marketingexperte Dr. Reinhold Rapp<br />

aus München. DAS GESPRÄCH FÜHRTE ANJA SCHNAKE<br />

Herr Rapp, gibt es bei <strong>de</strong>n Cloud-Mo<strong>de</strong>llen<br />

für CRM wirklich neue Impulse<br />

– o<strong>de</strong>r vor allem mehr Komplexität?<br />

Rapp: Viele Unternehmen schaffen<br />

es heute kaum, die Komplexität ihrer<br />

CRM-Projekte in <strong>de</strong>r Umsetzung zu beherrschen.<br />

Daher gilt es, erst einmal<br />

die existieren<strong>de</strong>n Themen zu lösen. Vor<br />

allem im B2B-Geschäft wer<strong>de</strong>n Marketing<br />

und Vertrieb auf ganz neue Beine<br />

gestellt – was die Unternehmen vor<br />

enorme Herausfor<strong>de</strong>rungen stellt. Denn<br />

die meisten Unternehmen haben intern<br />

ein Mosaik aus Zuständigkeiten entwickelt.<br />

Mit <strong>de</strong>r Verlagerung <strong>de</strong>r Kommunikation<br />

ins Web muss daraus ein gemeinsamer<br />

Prozess wer<strong>de</strong>n.<br />

Was bringen diese Entwicklungen an Effekten<br />

für <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n mit sich?<br />

Rapp: In erster Linie eine enorme Beschleunigung<br />

in <strong>de</strong>r Erfüllung von Servicewünschen.<br />

Bisher erleben die Kun<strong>de</strong>n<br />

noch Medien-, System- und zum<br />

Teil Firmenbrüche. Das wird sich än<strong>de</strong>rn.<br />

Zu<strong>de</strong>m wer<strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>nbewertungen<br />

eine noch wichtigere Rolle spielen –<br />

diese Feedback-Mechanismen lassen<br />

sich auch auf an<strong>de</strong>re Geschäftsbereiche<br />

übertragen, etwa Lieferantenbewertung<br />

o<strong>de</strong>r Ähnliches.<br />

Ist mobiles CRM nicht alter Wein in neuen<br />

Schläuchen?<br />

Rapp: Der Trend war ja bisher eher mobiler<br />

Vertrieb, nicht Kun<strong>de</strong>nbeziehung.<br />

Bisher haben die Geräte dafür gesorgt,<br />

dass sich die Mitarbeiter optimal vorbereiten<br />

und <strong>de</strong>n Termin nacharbeiten<br />

können. Nun geht es um Interaktion.<br />

Mit <strong>de</strong>m iPad kann <strong>de</strong>r Vertrieb mit <strong>de</strong>m<br />

Kun<strong>de</strong>n gemeinsam Präsentationen<br />

anschauen, Konfigurationen austüfteln<br />

und Bestellungen auslösen. Irgendwann<br />

stellt sich die Frage, ob man nicht sogar<br />

<strong>de</strong>n Besuch beim Kun<strong>de</strong>n ersetzen kann.<br />

Wie soll das konkret aussehen?<br />

Rapp: Vielleicht trifft man sich eines Tages<br />

nur noch in virtuellen Konferenzen<br />

o<strong>de</strong>r greift auf an<strong>de</strong>re Online-Instrumente<br />

zurück. O<strong>de</strong>r man entwickelt mobile<br />

Geräte und Anwendungen immer<br />

stärker als Serviceplattformen – Reservierungsservices<br />

für Restaurantketten<br />

zum Beispiel.<br />

Ein vertriebsnahes Zukunftsszenario<br />

könnte nach Ansicht <strong>de</strong>r Walldorfer<br />

so aussehen: Die hauseigene Cloud-Lösung<br />

„SAP Sales On Demand“ steht <strong>de</strong>n<br />

Mitarbeitern via Browser zur Verfügung<br />

– auch auf mobilen Geräten. Nach <strong>de</strong>m<br />

Kun<strong>de</strong>nbesuch greift <strong>de</strong>r Vertriebsmitarbeiter<br />

im Auto auf die App zu, setzt<br />

<strong>de</strong>n Kontakt auf „gewonnen“ und erstellt<br />

<strong>de</strong>n Auftrag. Dieser wird direkt<br />

an <strong>de</strong>n Innendienst geleitet, <strong>de</strong>r dann<br />

sofort aktiv wer<strong>de</strong>n kann. Gleichzeitig<br />

wird <strong>de</strong>r Vorgang im ERP-System abgelegt<br />

und die Abwicklung angestoßen.<br />

„Mobile Lösungen können Wochenberichte<br />

erzeugen, in die Gesprächsergebnisse<br />

sehr kurzfristig einfließen; das ist<br />

eine extrem unbürokratische Lösung“,<br />

so <strong>de</strong>r Cobra-Chef. Es kommt auch <strong>de</strong>shalb<br />

gut an, weil das übliche Verfassen<br />

von Textberichten in <strong>de</strong>r App durch ein<br />

standardisiertes Erfassungformular ersetzt<br />

wur<strong>de</strong> – die Texteingabe ist nicht<br />

die Stärke dieser Geräte, aber auch nicht<br />

die Lei<strong>de</strong>nschaft <strong>de</strong>s Vertriebs. Eine<br />

standardisierte Rückmeldung könnte<br />

<strong>de</strong>shalb effektiver sein als das umständliche<br />

Schreiben von Wochenberichten.<br />

Informeller Austausch ist Trumpf<br />

Mehr Effizienz versprechen sich Unternehmen<br />

auch vom Einsatz sozialer<br />

Netzwerke: Plattformen wie Facebook,<br />

Linkedn o<strong>de</strong>r Xing erleichtern die direkte<br />

Interaktion mit Kun<strong>de</strong>n, potenziellen<br />

Mitarbeitern o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Interessengruppen.<br />

Mit Twitter ist zu<strong>de</strong>m<br />

ein Nachrichtenmedium entstan<strong>de</strong>n,<br />

das einen schnellen, direkten Austausch<br />

mit einzelnen Zielgruppen ermöglicht.<br />

Im Unternehmen selbst wer<strong>de</strong>n Social-<br />

Media-Technologien verstärkt unter<br />

<strong>de</strong>m Stichwort Enterprise 2.0 eingesetzt:<br />

Über firmeninterne Blogs, Wikis<br />

und Foren tauschen die Mitarbeiter<br />

komfortabel Wissen, Meinungen und<br />

Erfahrungen aus. „Dafür müssen Organisationen<br />

die technischen und organisatorischen<br />

Voraussetzungen schaffen“,<br />

betont August-Wilhelm Scheer. „Statt<br />

einseitiger Kommunikation mittels<br />

Werbung o<strong>de</strong>r Mitarbeiterzeitschriften<br />

wird <strong>de</strong>r persönliche Austausch über<br />

das Internet immer wichtiger.“<br />

Foto: privat<br />

72 ProFirma 12 2011


IT & Investition – Kolumne<br />

Cole's Corner<br />

Tim Cole Der IT-Journalist und Chefredakteur<br />

mehrerer Elektronikzeitschriften<br />

ist ein gefragter Autor und Redner zum<br />

Thema E-Commerce.<br />

Info: www.cole.<strong>de</strong><br />

Drehbuch<br />

für Raubkopierer<br />

Von Tim Cole<br />

Dass <strong>de</strong>r Katastrophenfilmer Roland Emmerich auf einmal<br />

ein Experte für Shakespeare sein soll, ist erstaunlich genug.<br />

Dass er die uralte Kamelle wie<strong>de</strong>r ausgegraben hat, wonach<br />

nicht <strong>de</strong>r Bar<strong>de</strong> von Stratford, son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r Herzog von Oxford<br />

<strong>de</strong>r wahre Verfasser <strong>de</strong>r Werke von Shakespeare sein soll,<br />

macht seinen neuen Film „Anonymous“ aber auch nicht besser.<br />

Dafür bin ich beim Googeln zum Thema „Wer schrieb<br />

Shakespeares Stücke wirklich?“ auf eine wichtige Erkenntnis<br />

gestoßen: Auch im Zeitalter Königin Elisabeths I. gab es schon<br />

Ärger mit Raubkopierern!<br />

Eigentlich dachte ich immer, das Digitalzeitalter habe Schuld<br />

an <strong>de</strong>m Problem – von wegen: Schon im 17. Jahrhun<strong>de</strong>rt wur<strong>de</strong><br />

Geisteseigentum geklaut, was <strong>de</strong>r Notizblock hergab: Windige<br />

Verleger setzten Schreiber ins Publikum, die mehr o<strong>de</strong>r<br />

weniger genau mitschrieben, was da auf <strong>de</strong>r Bühne passierte.<br />

Kurze Zeit später erschienen dann billige „Quarto“-Ausgaben<br />

von Welthits wie „Romeo und Julia“, „Lady Macbeth“ o<strong>de</strong>r<br />

„Hamlet“ auf <strong>de</strong>m Markt, von <strong>de</strong>ren Erlös <strong>de</strong>r Autor – mag er<br />

nun Shakespeare o<strong>de</strong>r von Oxford geheißen haben – keinen<br />

Penny zu sehen bekam.<br />

Heute dagegen setzen sich Copyright-Diebe mit einer Handy-<br />

Cam ins Kino o<strong>de</strong>r lassen beim Rockkonzert ein Aufnahmegerät<br />

mitlaufen; wobei inzwischen ja schon ein gewöhnliches<br />

iPhone so gute Aufnahmen liefert, dass sich davon mühelos<br />

DVD-Kopien ziehen lassen. Die Kunst besteht darin, sich<br />

nicht vom Platzanweiser erwischen zu lassen. Obwohl: Wenn<br />

<strong>de</strong>r ein ausreichend großzügiges Trinkgeld bekommt (o<strong>de</strong>r<br />

wenn <strong>de</strong>r Raubkopierer womöglich <strong>de</strong>r Kinobesitzer selbst<br />

ist), dann ist sogar das weiter kein Problem.<br />

Mein Freund Dr. Gunter Denk, <strong>de</strong>r mit seiner kleinen Firma<br />

Sanet in Bangkok sitzt und <strong>de</strong>utsche Mittelständler bei ihrem<br />

Gang nach Asien begleitet, muss sich je<strong>de</strong>n Tag mit Produktpiraterie<br />

und Copyright-Verletzungen herumschlagen. Er ist<br />

da inzwischen schon ziemlich abgebrüht. „In Asien <strong>de</strong>swegen<br />

vor Gericht zu gehen, ist sowieso fast aussichtslos“, rät er seinen<br />

Klienten. „Die besten Mittel sind immer noch strikte Geheimhaltung<br />

und eine Portion gesun<strong>de</strong>r Menschenverstand.“<br />

Wer sein geistiges Eigentum – wie Konstruktionspläne o<strong>de</strong>r<br />

Rezepturen – unbekümmert nach Südostasien exportiere,<br />

und es dort im Betrieb ungeschützt herumliegen lasse, sei ja<br />

im Grun<strong>de</strong> selber schuld.<br />

Zumal es gera<strong>de</strong> für digitale Vermögenswerte durchaus geeignete<br />

Schutzmittel gibt, um sensible Informationen vor Produktpiraten<br />

und Industriespionen zu schützen: Digitale Wasserzeichen<br />

zum Beispiel o<strong>de</strong>r die wirksame Verschlüsselung<br />

von E-Mails und Datenbanken. Wenn sie doch nur jemand<br />

verwen<strong>de</strong>n wür<strong>de</strong>! „Es ist unglaublich, wie sorglos <strong>de</strong>utsche<br />

Unternehmen mit ihren intimsten Firmengeheimnissen und<br />

ihrem geistigen Eigentum umgehen“, sagt Gunter mit einem<br />

leichten Unterton von Resignation in <strong>de</strong>r Stimme.<br />

Vielleicht war Shakespeare auch hier seiner Zeit voraus, <strong>de</strong>nn<br />

er hat zeitlebens keines seiner Stücke in Buchform herausgebracht<br />

(die „First Folio Edition“ seiner gesammelten Werke<br />

erschien erst sieben Jahr nach seinem Tod); statt<strong>de</strong>ssen ließ er<br />

sie aufführen und lebte offenbar recht gut von <strong>de</strong>n Einnahmen<br />

an <strong>de</strong>r Abendkasse. Der Text seiner Schauspiele war für ihn<br />

im Grun<strong>de</strong> nur das Rohmaterial, aus <strong>de</strong>m er unvergessliche<br />

Theatermomente schuf. Womit sich <strong>de</strong>r Kreis zu Roland Emmerich<br />

und seinen Filmen schließt: Welcher lei<strong>de</strong>nschaftliche<br />

Kinogänger interessiert sich schon primär für das Drehbuch?<br />

Wir wollen Action sehen, einstürzen<strong>de</strong> Hochhäuser und riesige<br />

Raumschiffe am Himmel! Davon versteht <strong>de</strong>r gute Mann<br />

nämlich wirklich was – von englischer Literaturgeschichte dagegen<br />

etwas weniger.<br />

74 ProFirma 12 2011


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6 Monaten mind. eine Online-Jobbörse genutzt haben.


IT & Investition – Marketing<br />

Mobile Codierungsverfahren<br />

Brücken ins Netz<br />

Die rasante Verbreitung von Smartphones und Tablet-PCs macht Codierungsverfahren<br />

mobil und je<strong>de</strong>rzeit zugänglich. Das bietet neue Möglichkeiten für unternehmerisches<br />

Marketing. VON JÜRGEN CHRIST<br />

In <strong>de</strong>n Flyern <strong>de</strong>s Discounters Aldi sind<br />

sie ebenso zu fin<strong>de</strong>n wie in Zeitschriften<br />

o<strong>de</strong>r an <strong>de</strong>n guten alten Litfaßsäulen:<br />

Die Re<strong>de</strong> ist von QR-Co<strong>de</strong>s (QR steht<br />

für Quick Response o<strong>de</strong>r „schnelle<br />

Antwort“), jenen unscheinbaren Pixelquadraten<br />

in Weiß und Schwarz, die<br />

aussehen wie kleine Labyrinthe. Wenn<br />

man allerdings die Smartphone-Kamera<br />

darauf richtet, offenbaren sich Web-<br />

Adressen, Kontaktdaten o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re<br />

Inhalte. Vor allem im Marketing, aber<br />

auch im B2B-Bereich erfreut sich die<br />

Technik wachsen<strong>de</strong>r Beliebtheit, nach<strong>de</strong>m<br />

sie lange im Dornröschenschlaf<br />

versunken schien.<br />

„Wir führen <strong>de</strong>n Boom auf zwei Dinge<br />

zurück: Zum einen auf die rasante<br />

Ausbreitung von Smartphones mit leistungsfähigen<br />

Kameras und immer besseren<br />

Bildschirmen, zum an<strong>de</strong>ren auf<br />

die höhere Bandbreite und Verfügbarkeit<br />

<strong>de</strong>r Netze“, erklärt Christian von<br />

<strong>de</strong>n Brincken, Geschäftsführer Marketing<br />

<strong>de</strong>r Ströer Out-of-Home Media AG<br />

in Köln, Marktführer für Außenwerbung<br />

in Deutschland. Von <strong>de</strong>n Brincken<br />

ist sicher, dass „QR-Co<strong>de</strong>s und ähnliche<br />

Technologien immer wichtiger wer<strong>de</strong>n,<br />

weil immer mehr Menschen leistungsfähige<br />

Smartphones besitzen und an<br />

<strong>de</strong>n spielerischen Umgang mit mobilen<br />

Endgeräten gewöhnt sind“. Und weil<br />

sie es gewohnt sind, statt Flyern und<br />

Broschüren im Handschuhfach lieber<br />

Screenshots, Links o<strong>de</strong>r eben Co<strong>de</strong>s direkt<br />

auf <strong>de</strong>m Smartphone abzulegen.<br />

Auch Matthias Schultze, Inhaber <strong>de</strong>s<br />

Malerbetriebs Heyse in <strong>de</strong>r Nähe von<br />

Hannover, setzt bei seinen Printanzeigen<br />

auf QR-Co<strong>de</strong>s: „Die Kun<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r<br />

klassischen Handwerksbetriebe sind<br />

es noch nicht gewohnt, dass mit solchen<br />

Dingen gearbeitet wird. Und weil<br />

es selten verwen<strong>de</strong>t wird, erhöht das<br />

die Aufmerksamkeit mehr, als wenn<br />

wir eine ganzseitige Anzeige schalten“,<br />

meint Schultze, <strong>de</strong>r eine spezielle<br />

Web-Adresse so codiert hat, dass er Zugriffsstatistiken<br />

direkt auswerten kann.<br />

In solchen Co<strong>de</strong>s verstecken sich aber<br />

nicht nur Web-Adressen; sie können<br />

vollständige Kontaktdaten, Termine<br />

o<strong>de</strong>r auch SMS enthalten. Mit einer kostenfrei<br />

erhältlichen Scanner-Applikation<br />

für Smartphone o<strong>de</strong>r Tablet-PCs lassen<br />

sich die Co<strong>de</strong>s – vom Kun<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r<br />

Geschäftspartner – schnell einlesen und<br />

verarbeiten. So können beispielsweise<br />

die Kontaktdaten einer Visitenkarte<br />

direkt im eigenen Handy-Adressbuch<br />

gespeichert wer<strong>de</strong>n, ebenso <strong>de</strong>r Veranstaltungstermin<br />

im Kalen<strong>de</strong>r.<br />

In <strong>de</strong>r Automobilbranche<br />

entwickelt<br />

Der QR-Co<strong>de</strong> wur<strong>de</strong> ursprünglich zur<br />

Markierung von Baugruppen und Komponenten<br />

für die Logistik in <strong>de</strong>r Automobilproduktion<br />

<strong>de</strong>s Toyota-Konzerns<br />

bereits im Jahr 1994 entwickelt. Seine<br />

Verwendung ist kosten- und lizenzfrei.<br />

Online steht inzwischen eine Reihe<br />

kostenfreier Dienste (siehe Kasten Seite<br />

78) zur Verfügung, mit <strong>de</strong>nen sich<br />

beispielsweise Visitenkarten mit inte-<br />

„Der Kun<strong>de</strong> muss sicherstellen, dass die abgelegten<br />

Informationen aktuell und verfügbar sind.“<br />

FELIX WALTER, WALTER DIGITAL, STUTTGART<br />

Fotos: walter digital, privat<br />

76 ProFirma 12 2011


da ist auch mein Geschäft drin<br />

„das Geheimnis meines Erfolges:<br />

mein Profil auf meinestadt.<strong>de</strong>“<br />

Die Smartphone-Kamera erfasst <strong>de</strong>n<br />

Co<strong>de</strong> und ruft die dort abgelegten<br />

Informationen auf – in diesem Fall die<br />

Website <strong>de</strong>s Malerfachbetriebs Heyse.<br />

griertem QR-Co<strong>de</strong> als Druckvorlage<br />

erstellen lassen o<strong>de</strong>r wahlweise Web-<br />

Adressen o<strong>de</strong>r freie Texte codiert wer<strong>de</strong>n<br />

können. Die generierte Grafik lässt<br />

sich einfach in eine Website einbin<strong>de</strong>n,<br />

in Flyern, auf Produktverpackungen<br />

o<strong>de</strong>r auf Plakaten verwen<strong>de</strong>n. Sowohl<br />

die Online-Codierung als auch die Co<strong>de</strong>-<br />

Scanner-Applikation fürs Smartphone<br />

sind kostenfrei erhältlich. Der QR-Co<strong>de</strong><br />

bil<strong>de</strong>t also heute eine wichtige Schnittstelle,<br />

eine Brücke zwischen Print und<br />

Online; eine häufige Anwendung ist<br />

zum Beispiel Offline-Werbung für ein<br />

Produkt, das dann online bestellt wer<strong>de</strong>n<br />

kann – dank einem QR-Co<strong>de</strong>, <strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>n Interessenten direkt zur Vertriebs-<br />

Website führt.<br />

Anwendungen<br />

im Geschäftsbereich<br />

Während <strong>de</strong>r QR-Co<strong>de</strong> zu <strong>de</strong>n Massenanwendungen<br />

zählt, existiert eine Reihe<br />

an<strong>de</strong>rer, ebenfalls bewährter Codierungsverfahren,<br />

darunter <strong>de</strong>r klassische<br />

Barco<strong>de</strong> im Einzel- und Großhan<strong>de</strong>l<br />

o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Aztec-Co<strong>de</strong>, <strong>de</strong>n beispielsweise<br />

die Deutsche Bahn zur I<strong>de</strong>ntitätsprüfung<br />

auf Online-Tickets verwen<strong>de</strong>t.<br />

ProFirma 12 2011<br />

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IT & Investition – Marketing<br />

Im Geschäftskun<strong>de</strong>nbereich stößt <strong>de</strong>r<br />

von Océ (das nie<strong>de</strong>rländische Unternehmen<br />

mit Sitz in Venlo ist Marktführer im<br />

Bereich Digitaldruck- und Dokumentenmanagementsysteme)<br />

entwickelte<br />

„Phantom-Co<strong>de</strong>“ auf großes Interesse.<br />

Wie <strong>de</strong>r Name bereits an<strong>de</strong>utet, han<strong>de</strong>lt<br />

es sich um einen unsichtbaren Co<strong>de</strong>,<br />

<strong>de</strong>r in Drucksachen verwen<strong>de</strong>t wird<br />

und ebenfalls als Schnittstelle zwischen<br />

Print und Online fungiert. <strong>Als</strong> erstes<br />

lizenziertes Unternehmen setzt die in<br />

Stuttgart ansässige Walter Digitaldruckerei<br />

das Verfahren ein. Vor allem bei<br />

Immobilienmaklern, Versicherungen,<br />

Agenturen, Verlagen und im Han<strong>de</strong>l ist<br />

<strong>de</strong>r Phantom-Co<strong>de</strong> gefragt, <strong>de</strong>r in hochwertigen<br />

Broschüren und Katalogen gedruckt<br />

wird.<br />

Der nahezu unsichtbare Co<strong>de</strong> wird in<br />

Bil<strong>de</strong>rn o<strong>de</strong>r Grafiken hinterlegt und<br />

kann später mit einem Lesestift, <strong>de</strong>r<br />

mit <strong>de</strong>r USB-Schnittstelle <strong>de</strong>s PCs verbun<strong>de</strong>n<br />

ist, ausgelesen wer<strong>de</strong>n. Dahinter<br />

verbirgt sich eine Web-Adresse, wo<br />

weitere Informationen abrufbar sind.<br />

Der Kun<strong>de</strong> liefert die Druckdaten, die<br />

Druckerei kauft bei Océ eine Lizenz.<br />

Allerdings hat das Verfahren seine Tücken,<br />

wie Felix Walter, Geschäftsführer<br />

von Walter Digital in Stuttgart, einräumt:<br />

„Es ist aufwendig, da <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong><br />

sicherstellen muss, dass seine Website<br />

und die dort hinterlegten Informationen<br />

dauerhaft bestehen bleiben.“ Aber<br />

<strong>de</strong>r Phantom-Co<strong>de</strong> hat auch Vorteile,<br />

weil er für geschlossene Benutzergruppen<br />

eingesetzt wer<strong>de</strong>n kann. Der<br />

USB-Lesestift kostet, je nach Bestellmenge,<br />

zwischen zehn und 30 Euro.<br />

Eingesetzt wird <strong>de</strong>r Phantom-Co<strong>de</strong><br />

beispielsweise von Großhändlern o<strong>de</strong>r<br />

Unternehmen, die ihre Fachhändler informieren<br />

wollen, ohne umfangreiche<br />

und teure Kataloge zu drucken. Die Alternative:<br />

Sie verschicken kleinformatige<br />

Kataloge mit Phantom-Co<strong>de</strong>, die zu<br />

<strong>de</strong>taillierten Online-Informationen führen.<br />

Ein an<strong>de</strong>res Beispiel: Eine La<strong>de</strong>nkette<br />

o<strong>de</strong>r ein Franchise-Unternehmen<br />

mit 270 Fachgeschäften möchte sicherstellen,<br />

dass die Einzellizenznehmer die<br />

unternehmerische Corporate I<strong>de</strong>ntity<br />

(CI) bei Umzügen und La<strong>de</strong>n<strong>de</strong>koration<br />

einhalten. Während früher dazu<br />

umfangreiche gedruckte Gebrauchsanleitungen<br />

notwendig waren, reichen<br />

heute vier bis fünf Blätter mit Phantom-<br />

Co<strong>de</strong>s aus, die zu Vi<strong>de</strong>os, Anleitungen<br />

o<strong>de</strong>r Abbildungen auf einer mit Passwort<br />

gesicherten Website führen.<br />

Bil<strong>de</strong>rkennung statt Co<strong>de</strong><br />

Während sicht- und unsichtbare Co<strong>de</strong>s<br />

immer noch mit einem gewissen Aufwand<br />

für <strong>de</strong>n Nutzer verbun<strong>de</strong>n sind,<br />

bietet ein neues Verfahren von Ströer<br />

eine interessante Alternative: Die Spezialisten<br />

für Außenwerbung haben<br />

die QR-Technologie weiterentwickelt,<br />

und unter <strong>de</strong>m Namen „Virtual out-ofhome“<br />

(Vooh) eine Smartphone-App<br />

zur Bild- beziehungsweise Musterkennung<br />

auf <strong>de</strong>n Markt gebracht. Der Vorteil:<br />

Statt optisch oft stören<strong>de</strong>r Co<strong>de</strong>s<br />

LINK-TIPPS<br />

QR-Co<strong>de</strong>-Generator:<br />

zxing.appspot.com/<br />

generator/<br />

Druckfähige Visitenkarten mit<br />

QR-Co<strong>de</strong> erstellen:<br />

www.tec-it.com/<br />

online-<strong>de</strong>mos/Business-Cards/<br />

Free-Business-Cards.aspx<br />

kann das Unternehmen einfach nur sein<br />

Logo o<strong>de</strong>r ein Plakat verwen<strong>de</strong>n. Die<br />

Vooh-App erkennt die Werbekampagne<br />

durch Abfrage einer Online-Datenbank,<br />

in <strong>de</strong>r weitere Inhalte hinterlegt<br />

sind. Der Interessent wählt dann aus<br />

einem Menü auf seinem Smartphone<br />

aus, ob er eine Audiodatei hören, ein Vi<strong>de</strong>o<br />

sehen, die Produkt-Webseite o<strong>de</strong>r<br />

Facebook-Firmenseite aufrufen möchte,<br />

was mittels QR-Co<strong>de</strong> nicht möglich ist.<br />

„Vooh bietet sich speziell für Kun<strong>de</strong>n<br />

an, die eine Vielzahl an Informationen<br />

transportieren müssen – beispielsweise<br />

Automobilhersteller, Technikhersteller,<br />

Mobilfunkanbieter, Veranstalter o<strong>de</strong>r<br />

Filmverleiher. Sie können <strong>de</strong>m Konsumenten<br />

via Vooh ihre kompletten Inhalte,<br />

die sich hinter ihrem Logo o<strong>de</strong>r<br />

Key Visual verstecken, zur Verfügung<br />

stellen und mit ihm direkt in Kontakt<br />

treten“, erläutert Christian von <strong>de</strong>n<br />

Brincken das Prinzip.<br />

Alternative Phantom-Co<strong>de</strong>:<br />

Dieser Co<strong>de</strong> ist unsichtbar und kann nur<br />

von geschlossenen Benutzergruppen<br />

mit einem speziellen Lesestift verarbeitet<br />

wer<strong>de</strong>n. Die Anwendung ist vor<br />

allem im B2B-Bereich interessant.<br />

Foto: Walter Digital/Océ<br />

78 ProFirma 12 2011


Die Online-Messe für ERP-Software.<br />

Veranstaltungsort:<br />

Golfplatz<br />

Veranstaltungszeit:<br />

Montag, 16:12 Uhr<br />

Messe to Go<br />

,<br />

erp-expo.<strong>de</strong><br />

Fachwissen, Anbieterübersicht, Produktinfos und alles, was Sie schon immer<br />

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IT & Investition – Zeitmanagement<br />

Effiziente Zeiterfassung<br />

Kleinvieh bringt auch Geld<br />

Geringe Arbeitsaufwän<strong>de</strong> wer<strong>de</strong>n bei <strong>de</strong>r Projektabrechnung oft vergessen.<br />

Der Einsatz einer Zeiterfassungs-Software schafft Abhilfe und spart Ressourcen.<br />

VON STEFAN GNEITING<br />

Das Telefonat mit <strong>de</strong>m Kun<strong>de</strong>n dauerte<br />

nur zehn Minuten, dann war alles<br />

geklärt. Der Fachmann <strong>de</strong>s IT-Dienstleisters<br />

konnte das Problem schnell<br />

lösen, <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong> war zufrie<strong>de</strong>n. Ist <strong>de</strong>r<br />

Auftragnehmer gut organisiert, dann<br />

vermerkt er diese zehnminütige telefonische<br />

Hilfestellung in seinem Projektprotokoll.<br />

Versäumt er dies, fällt das<br />

Telefongespräch bei <strong>de</strong>r Abrechnung<br />

unter <strong>de</strong>n Tisch, und die Firma hat honorarfrei<br />

gearbeitet.<br />

Auf <strong>de</strong>n ersten Blick erscheinen zehn<br />

Minuten als Kleinigkeit, für die sich<br />

<strong>de</strong>r Abrechnungsaufwand nicht lohnt.<br />

Doch das stimmt nicht. Ein Beispiel:<br />

Arbeitet ein Mitarbeiter nur 30 Minuten<br />

pro Tag an Projekten, die er nicht<br />

in die Fakturierung einbringt, dann ergeben<br />

sich im Jahr zirka 110 Stun<strong>de</strong>n<br />

unbezahlte Arbeit. Bei einem Stun<strong>de</strong>nhonorar<br />

von 50 Euro entgehen <strong>de</strong>m Unternehmen<br />

5.500 Euro. Für die meisten<br />

Selbstständigen und Kleinunternehmen<br />

ist dieser Betrag keine Kleinigkeit. Die<br />

meisten Unternehmer wissen das – und<br />

verlangen konsequenterweise von ihren<br />

Mitarbeitern die Aufteilung <strong>de</strong>r gesamten<br />

Arbeitszeit auf Projektkonten.<br />

Doch diese Vorgabe allein führt meist<br />

noch nicht zum Ziel. Das Problem:<br />

Weil die <strong>de</strong>taillierte Aufzeichnung ohne<br />

eine intuitiv und schnell zu bedienen<strong>de</strong><br />

Software sehr zeitaufwändig sein kann,<br />

schätzen die Mitarbeiter <strong>de</strong>n Aufwand<br />

am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Tages o<strong>de</strong>r vielleicht sogar<br />

<strong>de</strong>r Woche. „Die Erfahrung zeigt, dass<br />

die Mitarbeiter dann meistens <strong>de</strong>utlich<br />

weniger als die tatsächlich geleistete<br />

Arbeitszeit berechnen“, sagt Alexan<strong>de</strong>r<br />

Greisle, Trainer und Experte für<br />

„Die Lösung muss so einfach zu bedienen sein,<br />

dass die Mitarbeiter keine Ausre<strong>de</strong> haben.“<br />

WOLFGANG BRANDHUBER, TROII SOFTWARE GMBH, BRAUNAU<br />

Zeit- und Selbstmanagement aus Obertraubling.<br />

Vor allem kurze Arbeitsaufwän<strong>de</strong>,<br />

wie die eingangs erwähnte<br />

Telefonberatung, gehen bei <strong>de</strong>r Schätzmetho<strong>de</strong><br />

häufig verloren und wer<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>m Kun<strong>de</strong>n nicht in Rechnung gestellt.<br />

Greisle empfiehlt seinen Kun<strong>de</strong>n daher<br />

<strong>de</strong>n Einsatz einer Software-Lösung für<br />

die Projektzeiterfassung. Damit kann<br />

man aufzeichnen, wie lange wer an<br />

welchem Projekt gearbeitet hat; außer-<br />

<strong>de</strong>m erfasst die Software, welche Art<br />

von Arbeit geleistet wur<strong>de</strong>. Bei einigen<br />

Programmen kann sogar <strong>de</strong>r jeweilige<br />

Stun<strong>de</strong>nsatz hinterlegt wer<strong>de</strong>n, was<br />

<strong>de</strong>n Zeitaufwand beim Erstellen einer<br />

Rechnung reduziert. Komplexere Lösungen<br />

bieten außer<strong>de</strong>m verschie<strong>de</strong>ne<br />

Auswertungsmöglichkeiten o<strong>de</strong>r erlauben<br />

sogar eine integrierte Fakturierung<br />

direkt aus <strong>de</strong>r Anwendung heraus bei<br />

Projekten ohne sonstige Aufwän<strong>de</strong>,<br />

etwa für Material o<strong>de</strong>r Auslagen.<br />

Disziplin gefor<strong>de</strong>rt<br />

Aber sogar die Software-Unterstützung<br />

garantiert nicht, dass die Mitarbeiter die<br />

geleistete Arbeitszeit vollständig einem<br />

bestimmten Projekt o<strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>n zuordnen.<br />

Die konsequente Erfassung von<br />

Arbeitszeiten und die korrekte Zuordnung<br />

verlangen von <strong>de</strong>n Mitarbeitern<br />

ein hohes Maß an Disziplin. „Deshalb<br />

ist es für die Akzeptanz einer Lösung<br />

wichtig, dass sie einfach zu bedienen<br />

ist und die Mitarbeiter die Arbeitszeit<br />

mit wenigen Mausklicks erfassen und<br />

<strong>de</strong>m entsprechen<strong>de</strong>n Projekt zuordnen<br />

können“, sagt Souheil Manaa von <strong>de</strong>r<br />

<strong>Haufe</strong>-Lexware GmbH in Freiburg. Der<br />

Business-Designer ist für die kürzlich<br />

vorgestellt, kostenfreie Lösung Lexware<br />

Zeitmanagement verantwortlich.<br />

Diese erlaubt nicht nur die Projektzeiterfassung<br />

am PC, son<strong>de</strong>rn bietet außer<strong>de</strong>m<br />

die Möglichkeit, Daten über<br />

80 ProFirma 12 2011


Bei je<strong>de</strong>m Auftrag die Stoppuhr händisch zu bedienen, ist keine Lösung. Eine Alternative sind Programme für die Zeiterfassung.<br />

das Smartphone o<strong>de</strong>r einen an<strong>de</strong>ren<br />

mobilen Zugang einzugeben. Die Verbindung<br />

mit einer in einem Rechenzentrum<br />

gehosteten Datenbank bietet zwei<br />

Vorteile: Erstens fungiert die Cloud-<br />

Datenbank als Back-up-Sicherung <strong>de</strong>r<br />

lokal gespeicherten Daten, zweitens<br />

erlaubt sie die Synchronisation <strong>de</strong>r am<br />

Smartphone eingegebenen Zeiten mit<br />

<strong>de</strong>n PC-Daten.<br />

Auch die Programmierer <strong>de</strong>r Troii-<br />

Software haben bei ihrer Timr-Lösung<br />

viel Wert auf die Benutzeroberfläche<br />

gelegt: „Die Lösung muss so einfach<br />

zu bedienen sein, dass die Mitarbeiter<br />

keine Ausre<strong>de</strong> haben“, sagt Wolfgang<br />

Brandhuber, Geschäftsführer bei Troii<br />

im österreichischen Braunau. Timr gibt<br />

es entwe<strong>de</strong>r als Enterprise-Lösung, bei<br />

<strong>de</strong>r die Datenbank im unternehmenseigenen<br />

Netzwerk gehostet wird, o<strong>de</strong>r<br />

als Cloud-Lösung auf Basis von Nutzerlizenzen.<br />

Zeiterfassung als<br />

Controlling-Instrument<br />

Weil ein Großteil seiner 20 Mitarbeiter<br />

ständig unterwegs ist, legt Simon Herzog,<br />

geschäftsführen<strong>de</strong>r Gesellschafter<br />

<strong>de</strong>r diens/t/ag Medizinsysteme GmbH<br />

aus Höchberg, vor allem Wert auf die<br />

einfache Einbindung mobiler Geräte.<br />

Kriterien<br />

für die richtige Zeiterfassung<br />

Folgen<strong>de</strong> Punkte sollten Sie bei <strong>de</strong>r Auswahl einer geeigneten Anwendung<br />

zur Zeiterfassung auf je<strong>de</strong>n Fall berücksichtigen.<br />

Einzelplatzlösung o<strong>de</strong>r Multi-User-<br />

Ansatz: Wer als Selbstständiger allein<br />

arbeitet, <strong>de</strong>m genügt eine Lösung für einen<br />

Nutzer. Sobald aber mehrere Mitarbeiter<br />

an einem Projekt arbeiten, sollte<br />

die Software Multi-User-fähig sein.<br />

Webinterface o<strong>de</strong>r lokale Anwendung:<br />

Einige Applikationen setzen die<br />

Installation einer Software auf <strong>de</strong>m<br />

jeweiligen Gerät voraus. Lösungen mit<br />

Webinterface wer<strong>de</strong>n dagegen über<br />

einen Browser bedient. Das hat <strong>de</strong>n<br />

Vorteil, dass die Anwendung ohne<br />

vorherige Installationsroutine von je<strong>de</strong>m<br />

beliebigen Gerät mit Browser und<br />

Internet-Anschluss bedient wer<strong>de</strong>n<br />

kann.<br />

Arbeitszeiten unterwegs erfassen:<br />

Sind die Mitarbeiter häufig unterwegs,<br />

sollte die gewählte Lösung die Erfassung<br />

auf Smartphones erlauben. Je mehr mobile<br />

Betriebssysteme eine Anwendung<br />

unterstützt, <strong>de</strong>sto größer ist die Freiheit<br />

bei <strong>de</strong>r Wahl <strong>de</strong>s geeigneten mobilen<br />

Endgeräts.<br />

Integrierte Rechnungsstellung und<br />

Exportfunktion: Sind die Projektzeiten<br />

erfasst, kann man sie auch für die Rechnungsstellung<br />

nutzen. Einige Lösungen<br />

bieten eine integrierte Fakturierung, an<strong>de</strong>re<br />

eine Exportfunktion, um die Daten<br />

beispielsweise im Excel-Format zur Weiterverwertung<br />

abzulegen.<br />

Schnittstellen zu CRM/ERP: Schnittstellen<br />

zu CRM- o<strong>de</strong>r ERP-Lösungen erlauben<br />

die Verwendung von Stammdaten<br />

aus <strong>de</strong>n Unternehmensanwendungen<br />

beziehungsweise umgekehrt <strong>de</strong>n Export<br />

<strong>de</strong>r Zeiterfassungsdaten direkt in die<br />

Managementsysteme.<br />

ProFirma 12 2011<br />

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IT & Investition – Zeitmanagement<br />

LEXWARE ZEITMANAGEMENT<br />

Kostenfreie Lösung von Lexware<br />

Lexware Zeitmanagement ist eine kostenlose Software zur Erfassung<br />

und Zuordnung von Arbeitszeiten zu Projekten. Die Anwendung,<br />

die sich vor allem an Freiberufler, Selbstständige und<br />

Kleinbetriebe richtet, steht unter www.zeitmanagement.lexware.<strong>de</strong><br />

zum Download zur Verfügung. Die Hauptanwendung für<br />

<strong>de</strong>n PC kann mit Applikationen für die mobile Zeiterfassung für<br />

verschie<strong>de</strong>ne Smartphone-Systeme (Android, Apple iOs, Microsoft<br />

Windows Phone 7) erweitert wer<strong>de</strong>n. Der Mitarbeiter hat<br />

die Wahl zwischen <strong>de</strong>r manuellen Zeiteingabe und <strong>de</strong>r automatischen<br />

Zeiterfassung über eine Stoppuhr, die im Hintergrund<br />

läuft. Mit nur einem Klick wer<strong>de</strong>n die Zeiten sowie eine kurze<br />

Beschreibung <strong>de</strong>r Tätigkeit einem bestimmten Projekt zugeordnet.<br />

Eine Monats- o<strong>de</strong>r Tagesansicht gibt einen schnellen Überblick<br />

über die geleisteten Arbeiten. Tabellarische und grafische<br />

Reportfunktionen helfen bei <strong>de</strong>r Auswertung. Über eine Exportfunktion<br />

lassen sich die Projektdaten auch in Excel übersichtlich<br />

darstellen. Die kostenlose Software soll Schritt für Schritt weiter<br />

ausgebaut wer<strong>de</strong>n: Die Anbindung von Lexware Zeitmanagement<br />

an bestehen<strong>de</strong> Applikationen wie Lexware Faktura/Warenwirtschaft<br />

o<strong>de</strong>r Lexware Lohn+Gehalt ist in Planung.<br />

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> Checkliste Zeitmanagement<br />

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> Effektiver in <strong>de</strong>r Kostenrechnung<br />

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„Eine stationäre Arbeitszeiterfassung<br />

funktioniert bei uns nicht, da viele Kollegen<br />

vor Ort beim Kun<strong>de</strong>n arbeiten“,<br />

erklärt Herzog. Seine Mitarbeiter erfassen<br />

daher die Arbeits- und Projektzeiten<br />

auf <strong>de</strong>m Blackberry-Smartphone. „Zusammen<br />

mit <strong>de</strong>r Fahrtenbuchoption<br />

sind wir in <strong>de</strong>r Lage, die Fahrten <strong>de</strong>r<br />

Mitarbeiter zu optimieren, und können<br />

auch sehen, ob wir bei <strong>de</strong>n Projektzeiten<br />

noch im grünen Bereich sind“, erklärt<br />

Herzog die Vorteile, die sich aus <strong>de</strong>m<br />

Einsatz <strong>de</strong>r Software ergeben.<br />

Alexan<strong>de</strong>r Greisle setzt bei seiner täglichen<br />

Arbeit auf <strong>de</strong>n Xpert-Timer<br />

<strong>de</strong>r Firma Xpert-Design Software in<br />

Stadtbergen. Ihn interessiert weniger<br />

die Möglichkeit <strong>de</strong>r vereinfachten<br />

Rechnungsstellung, son<strong>de</strong>rn vielmehr<br />

die Optimierung seines eigenen Zeitmanagements.<br />

„Springe ich zu sehr<br />

zwischen verschie<strong>de</strong>nen Projekten hin<br />

und her, dann wird mir das mithilfe<br />

<strong>de</strong>s Projektzeiterfassungs-Tools sehr<br />

schnell bewusst“, sagt Greisle. „Ein häufiges<br />

Klicken auf die am Bildschirmrand<br />

ständig sichtbare Zeiterfassungsleiste<br />

ist für mich ein Hinweis, mich mehr auf<br />

ein Projekt zu fokussieren.“<br />

Projekterfassungslösungen können also<br />

die Effizienz in zweifacher Hinsicht verbessern:<br />

Einerseits bei <strong>de</strong>r Erfassung <strong>de</strong>r<br />

Arbeitsaufwän<strong>de</strong> und <strong>de</strong>r Fakturierung<br />

und an<strong>de</strong>rerseits beim Zeitmanagement<br />

<strong>de</strong>r Mitarbeiter. Die Investition in eine<br />

angemessene Software-Unterstützung<br />

dürfte sich damit innerhalb kürzester<br />

Zeit amortisieren.<br />

82 ProFirma 12 2011


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Verfügung zu stellen – betreut von einer<br />

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Messen.“ informiert Silke Brühl,<br />

verantwortlich für die Online-Messen <strong>de</strong>r<br />

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Business English<br />

Lektion 21<br />

ProFirma<br />

Serie<br />

Business English<br />

Briefe zum Jahresen<strong>de</strong> – mehr als ein kurzer Gruß<br />

Formulating an end of year letter<br />

Briefe zum Jahresen<strong>de</strong> an die Geschäftspartner sind eine schöne Tradition. Bei <strong>de</strong>r Formulierung von<br />

Korrespon<strong>de</strong>nz an englischsprachige Empfänger gilt es einige Regeln zu beachten, die wir Ihnen hier vorstellen.<br />

The contents<br />

Typically, an end of year letter will<br />

contain the following:<br />

> a review of the company’s performance,<br />

> a summary of main projects that<br />

were carried out,<br />

> an overview of the success of those<br />

projects including specific data or<br />

visuals,<br />

> praise and thanks for good work,<br />

> a look to the future.<br />

Mit <strong>de</strong>r Serie „Business English“ können Sie<br />

je<strong>de</strong> Aufgabe in perfektem Englisch lösen. Verbessern<br />

Sie durch die Lektüre Ihre Fähigkeit, Präsentationen,<br />

Verhandlungen und Meetings in englischer<br />

Sprache erfolgreich zu gestalten.<br />

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Starting out<br />

Opening phrases set the tone of your<br />

letter. If you are writing an external letter<br />

for clients, partners and staff, your<br />

tone will probably be more formal:<br />

2011 has been an outstanding year<br />

for NetTEch GmbH. During the past<br />

year, we have grown consi<strong>de</strong>rably<br />

both in terms of global staff, subsidiaries<br />

and in product range.<br />

On the other hand, internal letters will<br />

have a more personal touch and use the<br />

“I”-form:<br />

I cannot believe how quickly the year<br />

2011 has gone by. As the MD of Net-<br />

Tech, it has been a privilege to work<br />

with such a talented and <strong>de</strong>dicated<br />

team.<br />

Reviewing company performance<br />

Here, specific <strong>de</strong>tails are more useful and<br />

serve more purpose than vague praise:<br />

for example, it could be an opportunity<br />

to present the projects the company has<br />

initiated or completed over the past 12<br />

months, as well as to remind business<br />

partners of successes such as awards won.<br />

NetTEch’s partners <strong>de</strong>veloped the prototype<br />

for an energy friendly computer<br />

programme which still maintains<br />

computer processing speeds.<br />

NetTech launched its first opensource<br />

software project, a tool that<br />

makes it easier to programme multicore<br />

chips.<br />

NetTech initiated the innovative<br />

“Cleaner Earth” Campaign in July<br />

this year which aims to cut our CO 2<br />

emissions in 2012 by 4 %.<br />

NetTech participated in the Global<br />

Standards Awards and achieved the<br />

Prize for Best Overall Achiever.<br />

Praising individuals<br />

Where congratulations are due, especially<br />

during difficult times, you can use<br />

something along the lines of the following<br />

phrases to single out an individual<br />

or a team for special praise:<br />

> Congratulations are due to Ramesh<br />

R. Sharma and Ted Wilson for their<br />

success in founding Kafas Global, a 75<br />

% subsidiary of NetTech in Bombay.<br />

The head offices have already been<br />

inaugurated and we look forward to<br />

further excellent achievements from<br />

the Indian team next year.<br />

> Without a doubt, our partners at<br />

NetTech UK <strong>de</strong>serve much praise for<br />

their hard work <strong>de</strong>spite the difficulties<br />

they faced due to un<strong>de</strong>rstaffing this<br />

year. Well done and we hope to continue<br />

with our UK expansion this year.<br />

84 ProFirma 12 2011


Closing remarks<br />

To draw your letter to a close, refer to<br />

future cooperation and projects to<br />

strengthen team building.<br />

We have a great year to look forward<br />

to with the outcome of several<br />

projects coming up in the very first<br />

months of 2012. All that remains to<br />

be said is: have a very relaxing festive<br />

period and we will be back to new<br />

challenges in January.<br />

The festive season?<br />

Christmas may mark the festive season<br />

for Europeans but it is important to<br />

remember that this is not the case globally.<br />

This will affect how overt you are<br />

in reference to Christmas. The end of<br />

the year, although celebrated on a different<br />

date in many Asian countries, is<br />

a culturally neutral event and therefore<br />

more globally appealing.<br />

The sample text above handles this issue by<br />

mentioning it indirectly with “festive period”.<br />

However, finding out how your business<br />

partner’s country celebrates the Western<br />

Christmas period, if at all, is a good<br />

i<strong>de</strong>a, so that you know whether to mention<br />

Christmas or to stick with more neutral<br />

greetings. Inserting a greeting in their language<br />

could be a good way to cement ties<br />

with your partner and show cultural sensitivity<br />

– but do remember to double check<br />

this with a native speaker if possible.<br />

vague<br />

praise<br />

to single out<br />

to inaugurate<br />

to strengthen<br />

festive period<br />

overt<br />

to cement ties<br />

in retrospect<br />

takeover bids<br />

threatened<br />

renewed<br />

<strong>de</strong>lighted<br />

close<br />

tireless<br />

to benefi t<br />

custom<br />

Vocabulary<br />

(hier:) schwammig<br />

Lob<br />

jmd. herausgreifen<br />

einweihen, eröffnen<br />

festigen<br />

die Festzeit<br />

explizit<br />

Beziehungen festigen<br />

rückblickend<br />

Übernahmeangebote<br />

angedroht<br />

erneuert<br />

erfreut<br />

En<strong>de</strong><br />

unermüdlich<br />

profi tieren<br />

Kundschaft<br />

Sample end of year letter to a cooperation partner<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Anne Klarsicht<br />

Managing Director,<br />

Network Verlag GmbH,<br />

Hefnerstr. 87, 50862 Cologne<br />

Klaus Petersen<br />

Head of Business Communication<br />

IT Solutions Ltd<br />

79 Al<strong>de</strong>rsgate Street<br />

London EC1A 4HY 3 Dezember 2011<br />

Dear Klaus,<br />

Our success in 2010!<br />

In retrospect, 2010 has been a successful year for our two companies. At times<br />

it was not easy in a year of takeover bids, threatened staff cuts and a diffi cult<br />

economic climate in the publishing industry.<br />

However, I am pleased to announce that our investment partners, Turner & Co.,<br />

have expressed renewed interest in our joint projects. We will be having a series<br />

of meetings here in Cologne in February to discuss our continued cooperation.<br />

I would, of course, be <strong>de</strong>lighted if you could attend.<br />

Further to that, as the close of the year approaches, I would like to take this<br />

opportunity to thank you for your tireless support this year. It has been a pleasure<br />

to work with your staff and we have all greatly benefited from our combined<br />

know-how. I wish you all a Merry Christmas and a very good start to the New Year!<br />

Yours sincerely<br />

Anne<br />

Sample end of year letter to a customer (Key Account)<br />

<br />

Dear Isaac,<br />

I‘d like to take this opportunity to thank you for your custom over the past year.<br />

It has been both challenging and inspiring to see the launch of our new line through<br />

and to follow up on its success, of which you have been an important part.<br />

As I will be moving back to the USA next year - Peter, whom you know, will be<br />

taking my place - I wanted to thank you personally for your support and to wish<br />

you all the best over the festive season.<br />

Best regards<br />

Chris<br />

TIPS:<br />

1. Not the position but the relationship you have with the MD dictates how you<br />

address him or her.<br />

2. The fi rst paragraph summarizes what has happened over the last year.<br />

3. The second paragraph introduces the good news and points to future contact.<br />

4. The third paragraph thanks the partner and passes on seasonal greetings to the<br />

rest of the staff.<br />

5. The fi nal paragraph is a good place to introduce any changes that may be<br />

coming up in the new year.<br />

S. 86 Das Adverb, S. 87 Kreuzworträtsel<br />

ProFirma 12 2011<br />

85


Business English<br />

Adjektiv o<strong>de</strong>r Adverb?<br />

Good or well, possible or possibly?<br />

Der Gebrauch von Adjektiven und Adverben in <strong>de</strong>r englischen Sprache wird häufig als schwierig empfun<strong>de</strong>n. In<br />

diesem Beitrag fin<strong>de</strong>n Sie Beispiele, die Ihnen <strong>de</strong>n Umgang mit <strong>de</strong>n Wortarten erleichtern sollen.<br />

How to use them<br />

Richard was extremely happy about his<br />

unexpected promotion.<br />

There are two adjectives and one adverb<br />

in that example; can you spot them and<br />

do you know which noun / verb they<br />

relate to?<br />

„Extremely“ is of course an adverb –<br />

often easy to recognise as they usually<br />

end in „-ly“, although watch out: some<br />

adjectives, eg: lovely, also end in „-ly“.<br />

Here the adverb modifies the adjective<br />

„happy“, which in turn modifies the<br />

proper noun „Richard“. „Unexpected“ is<br />

also an adjective, referring of course to<br />

the promotion.<br />

Adjectives are also used after the verb<br />

„to be“ when they refer back to the noun<br />

or pronoun before the verb, as in the following<br />

example:<br />

They have been <strong>de</strong>pressed all week<br />

because the presentation went badly.<br />

Finally, you also need to remember to<br />

use adjectives rather than adverbs after<br />

sense or appearance verbs, eg:<br />

> The new fragrance smells won<strong>de</strong>rful<br />

(not: …).<br />

> The paper appeared flimsy at first<br />

glance (not: …).<br />

Forming adjectives and adverbs<br />

Many adjectives and adverbs can be formed<br />

from nouns or verbs, eg:<br />

a crowd (noun) -> crow<strong>de</strong>d (adj.)<br />

the sun (noun) -> sunny (adj.)<br />

-> sunnily (adv.)<br />

an acci<strong>de</strong>nt -> acci<strong>de</strong>ntal (adj.)<br />

(noun) -> acci<strong>de</strong>ntally (adv.)<br />

There are a variety of suffixes that can<br />

be used to form adjectives, eg:<br />

Add „-y“: greed -> greedy<br />

Add „-ic“: alcohol -> alcoholic<br />

Add „-ful“: doubt -> doubtful<br />

Add „-al“: nation -> national<br />

Add „-ous“: danger -> dangerous<br />

Add „-less“: care -> careless<br />

Add „-able“: respect -> respectable<br />

Add „-ive“: progress -> progressive<br />

Adverbs are simpler to form, as they<br />

generally necessitate merely the addition<br />

of „-ly“, eg: dangerous ? dangerously.<br />

There are of course adverbs that do<br />

not take the „-ly“ suffix, including adverbs<br />

of frequency such as „often„ or<br />

„never“.<br />

Comparatives and superlatives<br />

When using adjectives and adverbs it<br />

helps to be able to compare things as<br />

well as <strong>de</strong>scribe them. For one syllable<br />

adjectives, the endings „-er“ and „-est“<br />

are used, while for longer adjectives you<br />

will need „more“ and „most“. So:<br />

low -> lower -> lowest<br />

and profitable -> more profitable<br />

-> most profitable<br />

There are some additional rules concerning<br />

spelling; first of all, if a word ends<br />

in „-e“ then just add an „-r“, eg:<br />

nice -> nicer -> nicest.<br />

If a word ends in a single vowel and a<br />

single consonant, then you need to double<br />

the last consonant, eg:<br />

big -> bigger -> biggest.<br />

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EXERCISE<br />

business-english<br />

Complete the following sentences, selecting the appropriate adverb<br />

or adjective from the list below!<br />

regular, carefully, shortly, well, better, <strong>de</strong>lighted, worse, regularly, short, early, careful<br />

1. John gets sales results than Joshua does.<br />

2. We expect payment.<br />

3. They pay their bills .<br />

4. The presentation was very .<br />

5. They will be here .<br />

6. He finished his task because he didn’t want to make any mistakes.<br />

7. She was because she didn’t want to make any mistakes.<br />

8. They are about the rise in profits.<br />

9. He spoke French than she did.<br />

10. She didn’t feel so she stopped work .<br />

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Downloads und Trainings.<br />

Answers: 1. better (worse); 2. regular; 3. regularly;<br />

4. short; 5. shortly; 6. carefully; 7. careful; 8. <strong>de</strong>lighted;<br />

9. worse (better); 10. well (= BE)/good (= AE), early<br />

86 ProFirma 12 2011


Another rule concerns two syllable adjectives<br />

that end in „-y“, eg: happy. For<br />

these first substitute the „-y“ for an „-i:<br />

happy -> happier -> happiest.<br />

Irregular adjectives and adverbs<br />

Some adjectives and adverbs have irregular<br />

forms: good -> better -> best and<br />

bad -> worse -> worst. Luckily, the list<br />

of frequently used irregular adjectives is<br />

fairly short!<br />

Vocabulary<br />

to spot<br />

erkennen<br />

to refer<br />

sich beziehen auf<br />

to necessitate erfor<strong>de</strong>rn<br />

merely<br />

nur, lediglich<br />

Die Autoren:<br />

Lucy Renner Jones und Anita Duncan<br />

CROSSWORD PUZZLE<br />

1 2<br />

3<br />

4 5<br />

6<br />

7 8<br />

9<br />

10 11<br />

12<br />

13 14<br />

15<br />

16<br />

17 18<br />

Answers: Across: 1. disenfranchising, 4. consistently, 7. nebulous, 10.clutch , 14. maintain, 15. vocal,<br />

16. cursorily, 17. dispute, 18. frenzy Down: 2. cast, 3. maverick, 5. insolvent, 6. affi liation, 8. scrutiny, 9. stint,<br />

11. comply, 12. mayor, 13. hooked<br />

Across:<br />

1. something that removes the right to vote<br />

4. always in the same or similar way<br />

7. another word for vague<br />

10. hold tightly<br />

14. another word for keep<br />

15. protesting loudly<br />

16. to do something without care or<br />

attention<br />

17. another word for argument or<br />

disagreement<br />

18. a lot of uncontrolled activity and/<br />

or emotion<br />

Down:<br />

2. to “give” a vote<br />

3. a person who behaves differently<br />

from everyone else<br />

5. to have no money or assets<br />

6. a connection to a group or organisation<br />

8. careful inspection<br />

9. a term or period of time<br />

11. to do what should be done, perhaps<br />

because of law or regulation<br />

12. the head of a town or city government<br />

13. to have caught something<br />

(eg: attention)<br />

ProFirma 12 2011


Rückschau & Termine<br />

Mittelstandsprogramm bietet kostenfreie Innovationen<br />

Der Startschuss für die neue Run<strong>de</strong> <strong>de</strong>s<br />

Mittelstandsprogramms ist gefallen. Ab<br />

sofort können sich mittelständische<br />

Unternehmen um mehr als 2.000 För<strong>de</strong>rpreise<br />

mit einem Gesamtwert von<br />

mehr als 1,1 Millionen Euro bewerben,<br />

die von Sponsoren kostenfrei bereitgestellt<br />

wer<strong>de</strong>n. ProFirma unterstützt die<br />

Initiative als Medienpartner.<br />

Unabhängig von Größe und Branche<br />

erhalten mittelständische Unternehmen<br />

die Möglichkeit, mit <strong>de</strong>n ausgelobten<br />

Preisen ihre Wettbewerbsfähigkeit<br />

ohne Investitionsrisiko zu erhöhen. Die<br />

Bewerbung ist online über www.mittelstandsprogramm.com<br />

schnell und einfach<br />

möglich. Auch im neunten Jahr <strong>de</strong>s<br />

Bestehens unterstützt <strong>de</strong>r renommierte<br />

Mittelstandsexperte Prof. Dr. h.c. Lothar<br />

Späth die För<strong>de</strong>rinitiative.<br />

„Das Mittelstandsprogramm bietet mit<br />

seinen För<strong>de</strong>rpreisen die Möglichkeit,<br />

Innovationen kostenfrei und schnell im<br />

eigenen Unternehmen einzuführen“, erklärt<br />

Martin Hubschnei<strong>de</strong>r, Initiator <strong>de</strong>s<br />

Programms, die Wirkung <strong>de</strong>r För<strong>de</strong>rinitiative.<br />

In diesem Jahr sind renommierte<br />

Sponsoren wie OKI Systems Deutschland,<br />

Monster Worldwi<strong>de</strong> Deutschland,<br />

American Express, CAS Software und<br />

Inxmail sowie viele an<strong>de</strong>re mit dabei.<br />

Anspruch <strong>de</strong>s Mittelstandsprogramms<br />

ist es, Unternehmen aus <strong>de</strong>m Mittelstand<br />

dort zu unterstützen, wo Prozesse<br />

durch mo<strong>de</strong>rne Innovationen optimiert<br />

wer<strong>de</strong>n können.<br />

Entsprechend breit ist das Angebot an<br />

För<strong>de</strong>rpreisen, das sich über die Bereiche<br />

Vertrieb, Marketing, Back Office,<br />

Organisation, Planung und Management<br />

erstreckt. Hierzu gehören innovative<br />

IT-Lösungen und Dienstleistungen<br />

wie beispielsweise CRM-, ERP-, Archivund<br />

Controlling-Systeme, Finanzen,<br />

Personalgewinnung und Fortbildung<br />

sowie Analyse- und Consulting-Dienstleistungen.<br />

Bewerbungsschluss ist <strong>de</strong>r<br />

22. März 2012.<br />

INFOS und Anmeldung unter:<br />

www.mittelstandsprogramm.com<br />

Drei Gewinner<br />

beim Demografie Exzellenz Award<br />

Die Türenmann GmbH aus Stuttgart,<br />

die Erlau AG aus Aalen und die K&U<br />

Bäckerei aus Neuenburg am Rhein sind<br />

die Gewinner <strong>de</strong>s Demografie Exzellenz<br />

Awards 2011. Nach 2010 wur<strong>de</strong>n<br />

damit zum zweiten Mal Unternehmen<br />

aus Ba<strong>de</strong>n-Württemberg ausgezeichnet,<br />

die sich in ihren Betrieben auf vorbildliche<br />

Weise <strong>de</strong>r Herausfor<strong>de</strong>rung<br />

<strong>de</strong>s <strong>de</strong>mografischen Wan<strong>de</strong>ls gestellt<br />

haben. Initiator <strong>de</strong>s Awards ist das<br />

Forum Ba<strong>de</strong>n-Württemberg im Bun<strong>de</strong>sverband<br />

Deutscher Unternehmensberater<br />

(BDU). Unterstützt wird die Initiative<br />

vom Ministerium für Finanzen<br />

und Wirtschaft Ba<strong>de</strong>n-Württemberg.<br />

Das Stuttgarter Unternehmen Türenmann<br />

erhielt <strong>de</strong>n Preis in <strong>de</strong>r Kategorie<br />

bis 50 Mitarbeiter für das Projekt „Alte<br />

Hasen und junge Hüpfer – Altersgemischte<br />

Teams im Handwerk“. Neben<br />

Projekten aus <strong>de</strong>r Personalführung<br />

waren auch Demografie-orientierte<br />

Produkte und Dienstleistungen zugelassen.<br />

Hier siegte in <strong>de</strong>r Kategorie 50<br />

bis 250 Mitarbeiter die Erlau AG mit ihren<br />

Vita-Gym-Bewegungsgeräten. Die<br />

älteste Aktiengesellschaft Süd<strong>de</strong>utschlands<br />

(1828) zeigt, wie man angestammtes<br />

Know-how in <strong>de</strong>n Seniorenmarkt<br />

einbringen kann. Mit <strong>de</strong>r „Senior<br />

Ausbildung“ punktete die K&U Bäckerei<br />

in <strong>de</strong>r Kategorie <strong>de</strong>r Unternehmen mit<br />

mehr als 250 Mitarbeitern. Erstmals in<br />

Deutschland brachte die Bäckerei einen<br />

eigenen Berufsschullehrgang mit<br />

22 Erwachsenen auf <strong>de</strong>n Weg.<br />

Der Demografie Exzellenz Wettbewerb<br />

wird auch im nächsten Jahr stattfin<strong>de</strong>n.<br />

Die Bewerbungsphase läuft vom 1. bis<br />

30. Juni 2012.<br />

INFO: www.<strong>de</strong>mografie-exzellenz.<strong>de</strong><br />

Fotos:CAS Software<br />

88 ProFirma 12 2011


Vorschau 01/02.2012<br />

Die nächste Ausgabe erscheint am 28. Dezember 2011<br />

Titelthema: Die Trends im Han<strong>de</strong>l<br />

Die Han<strong>de</strong>lslandschaft hat sich verän<strong>de</strong>rt und tut dies immer noch. Das Online-<br />

Geschäft wächst in allen Bereichen, sogar im Lebensmittelvertrieb ist es angekommen.<br />

Dienstleistungen rund um die verkauften Waren spielen eine immer<br />

größere Rolle, und Aspekte wie „Convenience“ und „Nutzen statt besitzen“<br />

gewinnen an Be<strong>de</strong>utung. In unserer Titelgeschichte beschreiben wir aktuelle<br />

Trends und zeigen, wie Händler am besten mit ihnen umgehen sollten.<br />

Weitere Themen:<br />

GUTSCHEINE<br />

Gefährlicher Rabatt<br />

Schnäppchenportale im Internet versprechen<br />

Unternehmen Neukun<strong>de</strong>n<br />

und Mehrgeschäft. Aber <strong>de</strong>r Einsatz von<br />

Rabattgutscheinen ist auch riskant.<br />

FINANZEN 2012<br />

Großer Depot-Check<br />

Das ständige Auf und Ab an <strong>de</strong>n Börsen<br />

geht an die Nerven. Im großen ProFirma-<br />

Depot-Check können Sie Ihre Anlagestrategie<br />

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ENERGIE<br />

Modul statt Ziegel<br />

Solarmodule wer<strong>de</strong>n immer günstiger<br />

und effizienter. Bei <strong>de</strong>n vollständig ins<br />

Dach integrierten Systemen spart sich<br />

<strong>de</strong>r Bauherr sogar die Dachziegel.<br />

IMPRESSUM<br />

Redaktion:<br />

Dieter Römer (Chefredakteur)<br />

E-Mail: Dieter.Roemer@ProFirma.<strong>de</strong><br />

Paul Lauer (Redakteur)<br />

E-Mail: Paul.Lauer@ProFirma.<strong>de</strong><br />

Christoph Lorenz (Redakteur)<br />

E-Mail: Christoph.Lorenz@profi rma.<strong>de</strong><br />

Hans-Walter Neunzig (Redakteur)<br />

E-Mail: Hans-Walter.Neunzig@ProFirma.<strong>de</strong><br />

Gabi Reuys (Assistentin)<br />

E-Mail: Gabi.Reuys@ProFirma.<strong>de</strong><br />

Telefon 07 61/89 83 031, Fax 07 61/89 83 112<br />

Hausadresse <strong>de</strong>r Redaktion:<br />

<strong>Haufe</strong>-Lexware GmbH & Co. KG<br />

Munzingerstr. 9, 79111 Freiburg<br />

Autoren dieser Ausgabe:<br />

J. Abel, M. Bahnerth, Prof. M. Beck, J. Christ, T.<br />

Cole, A. Duncan, Dr. U. Felger, St. Gneiting, S.<br />

a.d. Hei<strong>de</strong>n, G. Herr, S. Hölper, M. Hofmann, K.<br />

Linke, E. Reichholf, L. Renner Jones, A. Schnake, L.<br />

Volkelt, O. Weiss, B. Weller, H. Zan<strong>de</strong>r, K. Zunke<br />

Grafik: Hanjo Tews<br />

Anzeigen-Verkauf:<br />

Bernd Junker (Anzeigenleitung)<br />

Telefon 09 31/27 91 556<br />

E-Mail: Bernd.Junker@haufe-lexware.com<br />

Oliver Cekys (Senior Key Account Manager)<br />

Telefon 09 31/27 91 731<br />

E-Mail: Oliver.Cekys@haufe-lexware.com<br />

Thomas Horejsi (Senior Key Account Manager)<br />

Telefon 09 31/27 91 451<br />

E-Mail: Thomas.Horejsi@haufe-lexware.com<br />

Michaela Dotzler (Disposition)<br />

Tel. 09 31/27 91 559, Fax 09 31/27 91 477<br />

E-Mail: Anzeigen@ProFirma.<strong>de</strong><br />

Verbreitete Auflage:<br />

3. Quartal 2011: 90.802<br />

Verkaufte Aufl age: 66.105<br />

IVW-geprüft. ISSN 1435-6082<br />

Verlag: <strong>Haufe</strong>-Lexware GmbH & Co. KG<br />

Verlagsleitung: Reiner Straub<br />

Munzinger Straße 9, D-79111 Freiburg<br />

www.<strong>Haufe</strong>.<strong>de</strong><br />

Druck: Druckerei Echter, Würzburg<br />

Vertrieb im Han<strong>de</strong>l:<br />

SPECIAL INTEREST<br />

Zeitschriften Distribution & Marketing GmbH<br />

Nor<strong>de</strong>ndstraße 2; 64546 Mörfel<strong>de</strong>n-Walldorf<br />

Abonnentenservice:<br />

<strong>Haufe</strong> Service Center GmbH, Postfach,<br />

79091 Freiburg<br />

Telefon 01 80/50 50 169*, Fax 01 80/50 50 441*<br />

E-Mail: Zeitschriften@<strong>Haufe</strong>.<strong>de</strong><br />

* 0,14 €/Min. aus <strong>de</strong>m dt. Festnetz, max. 0,42 €/Min. mobil.<br />

Ein Service von dtms.<br />

Der jährliche Bezugspreis beträgt für ProFirma im Inland: 64 Euro inkl. MwSt. und Versand, im Ausland 79 Euro inkl. Versand. Das Kombi-Jahresabo ProFirma<br />

Professional kostet im Inland 237,60 Euro inkl. MwSt. und Versand, im Ausland 252,60 Euro inkl. Versand. Bezieher <strong>de</strong>r Produkte aus <strong>de</strong>r „Lexware professional<br />

line“ (9018, 9182, 9183, 9170, 9171, 9172, 9173, 9174, 8804, 9094) erhalten ProFirma im Rahmen ihres Abonnements. Für Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r Selbständigen<br />

(BDS) und <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sverban<strong>de</strong>s Metall ist <strong>de</strong>r Bezug im Mitgliedsbeitrag enthalten.<br />

ProFirma 12 2011<br />

89


Schluss mit lustig<br />

Folge 40<br />

H 2 O<br />

... wirft sein altes Leben über Bord<br />

von Michael Bahnerth<br />

Das ist das En<strong>de</strong>. Henning Hirschmüller-Oberst, H2O genannt, nimmt Abschied vom<br />

Unternehmerdasein und sucht mit seiner Frau Clara neue Herausfor<strong>de</strong>rungen auf hoher See.<br />

H2O blickte um sich. Das also ist sie, dachte er, die Hülle, in<br />

<strong>de</strong>r mein restliches Leben Platz haben soll. Meines und das<br />

meiner Frau. Der letzte Lebensabschnitt. Ein luxuriös ausstaffierter<br />

Schiffsbauch, Kombüse, Wohnbereich, Bad, zwei Kajüten,<br />

ein paar Bücher, Seekarten, Funkanlage, Satellitentelefon,<br />

Fernseher. Um ihn herum das Meer, noch eine Hülle, von <strong>de</strong>r<br />

er nicht wusste, ob sie ihm passen wür<strong>de</strong>.<br />

Noch zwei Stun<strong>de</strong>n bis zum Sonnenuntergang. Dann wür<strong>de</strong>n<br />

er und Clara die Leinen losmachen und in Richtung Rhodos<br />

segeln. Noch gestern Abend hatte es so gut geklungen, als<br />

er mit Clara auf <strong>de</strong>m Achter<strong>de</strong>ck<br />

saß und einen Single Malt trank:<br />

die Weltmeere besegeln. „Mensch“,<br />

hatten seine Kollegen in <strong>de</strong>n letzten<br />

Tagen verlauten lassen, „Du hast es<br />

gut. Kein Terminstress mehr, keine<br />

Hatz nach Geld, keine Schuldgefühle,<br />

weil <strong>de</strong>in Leben ins Geschäft<br />

fließt und nicht in die Familie.“ War<br />

das die Ursache seiner momentanen<br />

Kraftlosigkeit? Dass ihm die einzige<br />

Struktur, die er ein Leben lang kannte,<br />

nicht mehr zur Verfügung stand?<br />

Dass er nichts mehr erreichen musste<br />

außer schönen Buchten und lauschigen<br />

kleinen Häfen?<br />

Ruhig bleiben, Henning, sagte er sich. Das passt zum Ruhestand.<br />

Ein Whisky wäre gut, dachte er, aber dann wür<strong>de</strong> ein<br />

zweiter folgen, und dann wür<strong>de</strong> ihn nichts an<strong>de</strong>res mehr interessieren<br />

als ein dritter. Auch ein Ruhestandsmo<strong>de</strong>ll, dachte<br />

er. Kein Selbstmitleid, Henning, sagte er sich. Du lebst einen<br />

Traum, <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>re nur träumen können. Du segelst mit <strong>de</strong>iner<br />

Frau um die Welt. Du bist Abenteurer. Klingt doch besser<br />

als Geschäftsmann. Seekarten anstelle von Statistiken. Nie<br />

mehr das Boot durch eine Wirtschaftskrise steuern, son<strong>de</strong>rn<br />

nur noch durch stürmische See. Ein alter Mann, eine Frau<br />

und das Meer. Das wirkliche Leben. Keine Banker mehr, keine<br />

Marketingfuzzis, keine Welt, die nicht bereit ist für <strong>de</strong>ine<br />

Innovationen.<br />

Eine Welt, die Biopommes-Automaten keine Chance gibt. Die<br />

organische Gasgewinnung direkt aus Kuhmägen skeptisch<br />

sieht. Eine Welt voller Feiglinge, die Visionen bedrohlich fin<strong>de</strong>n.<br />

Die Vollkaskokonzepte von Apparatschiks wollen anstatt<br />

Erneuerer mit Fantasie. Nein, Henning, o<strong>de</strong>r viel besser,<br />

ja, das musst du dir nicht mehr antun.<br />

Wirklich nur einer, rechtfertigte er sich vor sich selbst, wirklich<br />

nur ein kleiner Whisky. Um <strong>de</strong>r Welt zuzuprosten und all<br />

<strong>de</strong>n Vollpfosten da draußen symbolisch „good bye“ zu sagen<br />

und „mit mir nicht mehr“. Da stand er dann auf seinem Boot,<br />

blickte auf die offene See und nahm Abschied wie ein Mann,<br />

wie er fand. Danach nahm er einen zweiten Whisky, um sein<br />

neues Dasein zu begrüßen und <strong>de</strong>n<br />

Son<strong>de</strong>rfrie<strong>de</strong>n zwischen ihm und<br />

<strong>de</strong>r Welt willkommen zu heißen.<br />

Im Grun<strong>de</strong>, re<strong>de</strong>te er sich zu, wer<strong>de</strong><br />

ich nur das regelmäßige Golfspiel<br />

vermissen. Der Gedanke an Golf<br />

löste Wehmut aus. Er ging runter<br />

in <strong>de</strong>n Rumpf, holte seine Golftasche,<br />

nahm ein Sechsereisen und<br />

machte auf <strong>de</strong>m Achter<strong>de</strong>ck ein<br />

paar Schwünge. Es lief gut, rund,<br />

kraftvoll, ohne zu viel Kraft zu investieren.<br />

Er nahm einen Ball hervor.<br />

Ja, das wür<strong>de</strong> er jetzt tun. Er<br />

ging in die Kombüse, holte einen<br />

Eierbecher aus Plastik, legte ihn aufs<br />

Achter<strong>de</strong>ck und <strong>de</strong>n Ball in die Öffnung. Locker stellte er sich<br />

vor <strong>de</strong>n Ball, ging ein wenig in die Knie, konzentrierte sich,<br />

machte ein paar Probeschwünge, hielt <strong>de</strong>n Atem an und zog<br />

durch. Der Kontakt zwischen Schläger und Ball war jenes feine<br />

„Klick“, das ihm sagte, dass er optimal getroffen hatte. Weit<br />

hinten klatschte <strong>de</strong>r Ball ins Meer. H2O lächelte. Das wäre ein<br />

Hole-in-one gewesen.<br />

„Hallo Liebling“, hörte er Clara. „Ich hab alles. War was?“<br />

„Nein, alles gut. Ich bin bereit.“ „Das ist gut, Henning. Und<br />

noch was, bevor es losgeht, ich habe keine Lust, mein Leben<br />

mit einem Kapitän Haddock zu verbringen.“ „Aye, aye. Wie<br />

wär’s? Motor anwerfen, Leinen los, später Segel setzen?“ „Genau<br />

Henning. Auf zu neuen Ufern.“<br />

IM NÄCHSTEN HEFT beginnt eine neue Reihe.<br />

Illustration: Reinhold Harwath<br />

90 ProFirma 12 2011


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