Philemon und Baucis (Z. 689 – 719) - metamorphosen
Philemon und Baucis (Z. 689 – 719) - metamorphosen
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Daniel Allemann<br />
<strong>Philemon</strong> <strong>und</strong> <strong>Baucis</strong> (Z. <strong>689</strong> <strong>–</strong><br />
<strong>719</strong>)<br />
[…] Superi vetuere necari<br />
„Di“ que „sumus meritasque luet vicinia<br />
poenas /<br />
inpia“ dixerunt.<br />
AcI: Superi vetuere necari<br />
Die Götter verboten, dass [die Gans]<br />
geötet wird <strong>und</strong> sagten : Wir sind Götter<br />
<strong>und</strong> die gottlose Nachbarschaft<br />
[Metonymie, gemeint ist: die Nachbarn]<br />
wird die verdienten Strafen bezahlen.<br />
„Vobis inmunibus huius<br />
esse mali dabitur.<br />
Es wird euch gewährt werden, dass ihr frei<br />
von diesem Bösen seid.<br />
Modo vestra relinquite tecta<br />
ac nostros comitate gradus et in ardua<br />
montis /<br />
ite simul!“<br />
AcI: „immunibus“ ist Subjektsakkusativ<br />
(obwohl es wie eine Dativ / Ablativ Form<br />
scheint)<br />
„tecta“: Dach für Haus pars pro toto,<br />
Metonymie. Zudem alle Verben im<br />
Imperativ.<br />
Verlasst nur eure Häuser <strong>und</strong> begleitet<br />
unsere Schritte <strong>und</strong> geht mit uns in die<br />
Höhen des Berges.<br />
Parent et dis praeuntibus ambo<br />
membra levant baculis tardique senilibus<br />
annis /<br />
nituntur longo vestigia ponere clivo.<br />
„dis praeuntibus“ abl. abs. mit PPA,<br />
also gleichzeitig Während…<br />
Sie gehorchen <strong>und</strong> beide stützen die<br />
Glieder mit Stöcken, während die Götter<br />
vorausgehen, <strong>und</strong> die durch die<br />
greisenhaften Jahre Langsamen strengen<br />
sich an Schritte zu setzen am langen<br />
Abhang.
Daniel Allemann<br />
Tantum aberant summo, quantum semel ire<br />
sagitta /<br />
missa potest:<br />
Sie waren soviel vom Gifel entfernt, wie<br />
einmal ein abgeschossener Pfeil gehen<br />
kann:<br />
Flexere oculos et inhospita tecta<br />
mersa vident quaeruntque, ubi sint pia<br />
culmina villae; /<br />
vident: dramatisches Präsens<br />
Sie blickten zurück <strong>und</strong> sehen die<br />
ungastlichen Häuser im Wasser versinken<br />
<strong>und</strong> fragen, wo die frommen Giebel des<br />
Landhauses sind.<br />
sola loco stabat, quae dis fuit hospita<br />
magnis. /<br />
Als einziges stand es an seinem Platz,<br />
welches den grossen Göttern<br />
gastfre<strong>und</strong>lich war.<br />
Dumque ea mirantur, dum deflent fata<br />
suorum, /<br />
Und während sie dieses bew<strong>und</strong>ern,<br />
während sie das Schicksal der ihren<br />
beweinen,<br />
Illa vetus, dominis etiam casa parva<br />
duobus, / vestitura in templum: furcas<br />
subiere columnae, / stramina flavescunt<br />
adopertaque marmore tellus / caelataque<br />
fores aurataque tecta videntur.<br />
Vestitura: es verwandelt sich mediopassivisch<br />
überestzen!<br />
Subiere + Akk: an die Stelle treten von.<br />
NcI abhängig von videntur.<br />
Verwandelt sich jene alte, sogar für zwei<br />
Hausherren kleine Hütte, in einen Tempel:<br />
Säulen traten an die Stelle von<br />
Stützgabeln, Strohmatten wurden gelb <strong>und</strong><br />
es zeigt sich, dass die Erde mit Marmor<br />
bedeckt wird, die Türflügel mit Bildern aus<br />
Erz verziert werden <strong>und</strong> das Dach<br />
vergoldet.
Daniel Allemann<br />
Talia tum placido Saturnius edidit ore:<br />
„Dicite, iuste senex et femina coniuge iusto<br />
digna, quid optetis!“ Cum Baucide pauca<br />
locutus / iudicium superis aperit commune<br />
<strong>Philemon</strong> :<br />
Da verkündete der Saturnsohn [Juppiter]<br />
folgendes mit sanftem M<strong>und</strong> : „Sagt,<br />
gerechter Greis <strong>und</strong> Frau würdig eines<br />
gerechten Gatten, was ihr wünscht!“<br />
Nachdem er ein wenig mit <strong>Baucis</strong><br />
gesprochen hat, verkündet <strong>Philemon</strong> den<br />
Göttern das gemeinsame Urteil:<br />
„Esse sacerdotes delubraque vestra tueri<br />
poscimus, et quoniam concordes egimus<br />
annos, / auferat hora duos eadem, ne<br />
coniugis umquam / busta meae videam neu<br />
sim tumulandus ab illa.“<br />
„iuste senex“ <strong>und</strong> „femina“ im Vokativ!<br />
locutus: Participium coniunctum,<br />
verb<strong>und</strong>en mit dem Subjekt „<strong>Philemon</strong>“.<br />
Wird nachzeitig übersetzt, weil es ein PPP<br />
ist. nachdem er…<br />
„delubra vestra“ poetischer Plural<br />
ne umquam: nicht jemals niemals<br />
ne(u) + Konj. (<strong>und</strong>) damit nicht<br />
„Wir fordern, Priester zu sein <strong>und</strong> euren<br />
Tempel zu beschützen, <strong>und</strong> weil wir die<br />
Jahre einträchtig verbracht haben, soll uns<br />
dieselbe St<strong>und</strong>e beide wegbringen, damit<br />
ich niemals das Grab meiner Gattin sehe,<br />
<strong>und</strong> damit ich nicht von jener beerdigt<br />
werden muss.<br />
Vota fides sequitur: Templi tutela fuere,<br />
donec vita dada est. <strong>–</strong><br />
Dem Wunsch folgt die Erfüllung: Sie<br />
waren der Schutz des Tempels, solange das<br />
Leben gegeben ist.<br />
„vota“ poet. Plural.; wird im dt. als Dativ<br />
übersetzt. „Fides“ ist Singular Verb ist<br />
3. Person Singular! (cf. fides, fidei)<br />
[Fortsetzung nächste Seite]
Daniel Allemann<br />
Annis aevoque soluti<br />
ante gradus sacros cum starent forte<br />
locique / narrarent casus, frondere<br />
<strong>Philemon</strong>a <strong>Baucis</strong>, / Baucida conspexit<br />
senior frondere <strong>Philemon</strong>.<br />
2mal AcI abhängig von „conspexit“ <br />
„<strong>Philemon</strong>a“ <strong>und</strong> „Baucida“ sind<br />
Subjektsakkusative, „frondere“ die<br />
Infinitive. zusätzlich im Chiasmus<br />
Als sie zermürbt von Jahren <strong>und</strong> Alter vor<br />
den heiligen Stufen zufällig standen <strong>und</strong><br />
die Geschichte des Ortes erzählten, da<br />
erblickte <strong>Baucis</strong>, dass <strong>Philemon</strong> Laub trug,<br />
der ältere <strong>Philemon</strong> erblickte, wie <strong>Baucis</strong><br />
Laub trug.<br />
Iamque super geminos crescente cacumine<br />
vultus / mutua, dum licuit, reddebant dicta<br />
„vale“ que / „o coniunx“ dixere simul,<br />
simul abdita texit / ora frutex.<br />
Und während der Baumwipfel schon über<br />
die beiden Gesichter hinauswuchs,<br />
redeten sie miteinander, solange es<br />
möglich war, <strong>und</strong> sagten gleichzeitig „lebe<br />
wohl“ <strong>und</strong> „o Gatte“, das Gesträuch<br />
bedeckte gleichzeitig die verdeckten<br />
Münder.<br />
„crescente cacumine“ abl. abs.!<br />
Gleichzeitig übersetzen, weil PPA <br />
Während…<br />
„mutua dicta reddebant“ sie redeten<br />
miteinander<br />
„coniux“ steht im Vokativ.<br />
Schlüssel:<br />
Nominativ / Vokativ<br />
Genitiv<br />
Akkusativ<br />
Dativ<br />
Ablativ