Bezirkshauptmannschaft Korneuburg Wien, am 5.9 ... - Global 2000
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<strong>Bezirkshauptmannschaft</strong> <strong>Korneuburg</strong> <strong>Wien</strong>, <strong>am</strong> <strong>5.9</strong>.2012<br />
Bankmannring 5<br />
2100 <strong>Korneuburg</strong><br />
z.H. der zuständigen Abteilung<br />
KONTAKT: Dr. Helmut Burtscher<br />
GLOBAL <strong>2000</strong><br />
0699 14 <strong>2000</strong> 34<br />
helmut.burtscher@global<strong>2000</strong>.at<br />
Betreff:<br />
1.) Grundwasserbelastung durch Thi<strong>am</strong>ethox<strong>am</strong> und Clopyralid<br />
2.) Einleitung von Thi<strong>am</strong>ethox<strong>am</strong>- und Clopyralid-belastetem Wasser in den<br />
Donaugraben<br />
Sehr geehrte D<strong>am</strong>en und Herren!<br />
Wir möchten uns erlauben nachfolgenden Umstand zur Anzeige zu bringen:<br />
Im Rahmen von unten ausführlich beschriebenen Wasserbeprobungen an verschiedenen<br />
Entnahmestellen in <strong>Korneuburg</strong> mussten Gewässerverunreinigungen festgestellt werden. Konkret<br />
wurden stark erhöhte Konzentrationen zweier Pestizide (Thi<strong>am</strong>ethox<strong>am</strong> und Clopyralid) sowohl im<br />
Grundwasser, als auch in Wasser, das in den Donauzufluss „Donaugraben“ eingeleitet wird,<br />
festgestellt. Die in den Wasserproben nachgewiesenen Belastungen durch diese Pestizide,<br />
insbesondere durch das Herbizid Clopyralid in einer Konzentration von 57 µg/l (Mikrogr<strong>am</strong>m pro<br />
Liter) können negative ökologische Auswirkungen, insbesondere auf Pflanzen und Insekten haben.<br />
So ist Clopyralid laut Sicherheitsdatenblatt als giftig für Wasserorganismen eingestuft,<br />
Thi<strong>am</strong>ethox<strong>am</strong> ist bekanntermaßen giftig für Bienen und andere Bestäuber.<br />
Die Behörde wird daher ersucht die Einleitung von mit Clopyralid und Thi<strong>am</strong>ethox<strong>am</strong> belastetem<br />
Wasser in den Donaugraben zu unterbinden und die Wiederherstellung des natürlichen Zustandes<br />
der Gewässer zu veranlassen.<br />
Da im Zuge der Wasserentnahmen kein direkter ursächlicher Zus<strong>am</strong>menhang zwischen einem<br />
Verursacher und den gegenständlichen Verschmutzungen hergestellt werden konnte, wird die<br />
Behörde ersucht, den Verursacher zu ermitteln und diesen gegebenenfalls einem Strafverfahren<br />
zuzuführen.<br />
Übersicht über die Wasserproben und Zus<strong>am</strong>menfassung der Untersuchungsergebnisse:<br />
GLOBAL <strong>2000</strong> ließ Wasserproben aus einem Hausbrunnen sowie Wasser, das aus einer<br />
Filteranlage direkt in den Donaugraben eingeleitet wird, <strong>am</strong> Umweltbundes<strong>am</strong>t auf ein breites<br />
Spektrum an Pestizidwirkstoffen untersuchen.<br />
A.) Grundwasser-Entnahmen <strong>am</strong> Hausbrunnen der F<strong>am</strong>. Nowag:<br />
Probenbezeichnung: 1 B<br />
Ort der Probennahme: Hausbrunnen, Hans Kudlich Strasse 37<br />
Datum der Entnahme: 2.8.2012, Nachmittags
Probenahme erfolgte durch: Helmut Burtscher<br />
4 x 50 ml einer Wasserprobe („Durchlaufprobe“ nach vorherigem Abpumpen von ca. 20 bis<br />
30 Liter Wasser) wurde vom Hausbrunnen der F<strong>am</strong>ilie Nowag, in der Hans Kudlich Strasse<br />
37 in vier 50 ml Zentrifugenröhrchen (FALCON) abgefüllt und bei – 18° eingefroren. Am<br />
3.8.2012 wurden zwei Proberöhrchen beim Umweltbundes<strong>am</strong>t <strong>Wien</strong> zur Analyse<br />
übergeben (die restlichen 100 ml Probe sind als Rückstellprobe auf -18°C tiefgefroren)<br />
Die Entnahme der Probe wurde vom ORF-Journalist Robert Gordon und seinem<br />
K<strong>am</strong>erate<strong>am</strong> dokumentiert. Weitere Anwesende waren die Brunnenbesitzer Herr und Frau<br />
Nowag; sowie Herr Ing. Kurt Rafalzik (siehe Liste der Zeugen),<br />
Ergebnis:<br />
Die Untersuchung ergab, dass das Brunnenwasser mit 3,5 µg/l Thi<strong>am</strong>ethox<strong>am</strong> und 57 µg/l<br />
Clopyralid belastet ist. Der in der EU geltende Schwellenwert bzw. Aktionswert für die<br />
Belastung von Grundwasser durch Pestizidwirkstoffe wird somit im Falle von<br />
Thi<strong>am</strong>ethox<strong>am</strong> um das 37-fache und von Clopyralid um das 570-fache überschritten.<br />
Angaben zu Analysenmethode und Untersuchungsspektrum, sowie die Ergebnisse im<br />
Detail befinden sich im beiliegenden Prüfbericht.<br />
B.) Entnahme von Wasser, welches in den Donaugraben eingeleitet wird:<br />
Probenbezeichnung: 2 ABF<br />
Ort der Probenahme: Aktivkohle-Filteranlage beim Donaugraben (Abfluss von Container 3;<br />
siehe Skizze); ca. 2-3 km nördlich der Fa. BLAHA, entlang eines nicht asphaltierten<br />
Weges.<br />
Elisabeth Kerschbaum, Umweltstadträtin in <strong>Korneuburg</strong>, informierte GLOBAL <strong>2000</strong><br />
dahingehend, dass diese von der Fa. Porr errichtete Aktivkohle-Filteranlage beim<br />
Donaugraben lt. Information der <strong>Bezirkshauptmannschaft</strong>, zur Reinigung des beim<br />
Betriebsunfall 2010 kont<strong>am</strong>inierten Grundwassers <strong>am</strong> Gelände der Firma Kwizda dient,<br />
welches dort über eigens errichtete Sperrbrunnen abgepumpt wird.<br />
Datum der Entnahme: 2.8.2012, Nachmittags<br />
Probenahme erfolgte durch: Helmut Burtscher<br />
Vier Proben zu je 50 ml Wasser wurden vom Abfluss des Containers Nr. 3 (siehe<br />
beiliegende Skizze) in 50 ml FALCON-Zentrifugenröhrchen abgefüllt, bei – 18° eingefroren<br />
und 100 ml <strong>am</strong> 3.8.2012 beim Umweltbundes<strong>am</strong>t zur Analyse übergeben (die restliche<br />
Probe ist als Rückstellprobe nach wie vor auf -18°C tiefgefroren). Die Entnahme der Probe<br />
wurde vom ORF-Journalist Robert Gordon und seinem K<strong>am</strong>erate<strong>am</strong> dokumentiert.<br />
Ebenso anwesend: Herr Ing. Kurt Rafalzik<br />
Ergebnis:<br />
Die Untersuchung ergab, dass das Wasser, das aus Container 3 der betreffenden Anlage<br />
in einer geschätzten Menge von rund 10 Liter pro Sekunde in den Donaugraben eingeleitet<br />
wird, mit 1 µg/l Thi<strong>am</strong>ethox<strong>am</strong> und mit 28 µg/l Clopyralid kont<strong>am</strong>iniert ist (siehe<br />
beiliegender Prüfbericht).<br />
Die Untersuchungsergebnisse der aus dem Hausbrunnen gezogenen Proben zeigen also, dass<br />
die bislang von der BH <strong>Korneuburg</strong> veröffentlichten Daten über die Kont<strong>am</strong>ination des<br />
<strong>Korneuburg</strong>er Grundwassers bislang unvollständig waren und somit das tatsächliche Ausmaß der<br />
Chemikalienbelastung und der daraus resultierenden möglichen Umwelteffekte nicht ausreichend<br />
wiedergeben.
Weiters belegt die Untersuchung des in den Donaugraben eingeleiteten, zuvor über Aktivkohle<br />
„gereinigten“ Grundwassers, dass die beiden Pestizide Thi<strong>am</strong>thox<strong>am</strong> und Clopyralid gegenwärtig<br />
in einer geschätzten Menge von rund 100 Gr<strong>am</strong>m pro Tag (das entspräche jener Menge<br />
Clopyralid, die zur Unkrautvernichtung eines Hektars Ackerfläche eingesetzt wird) in den<br />
Donaugraben eingeleitet wird.<br />
Am 4.9.20012 erfolgte eine weitere Probennahme durch Robert Gordon, sowohl von<br />
Brunnenwasser, als auch von Wasser, das in den Donaugraben eingeleitet wird. Die<br />
Analysenergebnisse, die uns informell <strong>am</strong> <strong>5.9</strong>. per Email vom Umweltbundes<strong>am</strong>t mitgeteilt<br />
wurden, bestätigen die bisherigen Ergebnisse und werden, sobald die Prüfberichte vorliegen,<br />
nachgereicht.<br />
Umweltgefahren die von den Kont<strong>am</strong>inanten ausgehen:<br />
Clopyralid:<br />
Clopyralid ist als giftig für Wasserorganismen eingestuft, wie aus beiliegendem<br />
Sicherheitsdatenblatt der Firma Kwizda (siehe Beilage) hervorgeht:<br />
Auszug: „R 51/53 : Giftig für Wasserorganismen, kann in Gewässern längerfristig<br />
schädliche Wirkungen haben.[..] Die Anwendung dieses Pflanzenschutzmittels in<br />
unmittelbarer Nähe von Oberflächengewässern (Abstand ca. 5 - 10 m) ist unzulässig;<br />
Gewässer bei der Anwendung nicht verunreinigen (durch Abdrift, Verschütten usw.). Die<br />
Kont<strong>am</strong>ination fischführender Gewässer vermeiden . [..]“<br />
Auszug aus Clopyralid , SANCO/10012/2006 – rev. 3 , 4 April 2006 (siehe BEILAGE)<br />
6. Particular conditions to be taken into account on short term basis by Member<br />
States in relation to the granting of authorisations of plant protection products<br />
containing clopyralid<br />
In assessing applications to authorise plant protection products containing clopyralid for<br />
uses other than spring applications, Member States shall pay particular attention to the<br />
criteria in Article 4(1)(b), and shall ensure that any necessary data and information is<br />
provided before such an authorisation is granted.<br />
On the basis of the proposed and supported uses (as listed in Appendix II), the following<br />
particular issues have been identified as requiring particular and short term attention from<br />
all Member States, in the fr<strong>am</strong>ework of any authorisations to be granted, varied or<br />
withdrawn, as appropriate:<br />
Member States must pay particular attention to the protection of non target plants and<br />
ground water under vulnerable conditions. Conditions of authorisation should include<br />
risk mitigation measures and monitoring progr<strong>am</strong>mes should be initiated to verify potential<br />
groundwater cont<strong>am</strong>ination in vulnerable zones, where appropriate. (Quelle:<br />
http://ec.europa.eu/sanco_pesticides/public/index.cfm?event=activesubstance.detail)<br />
Wirkung von Clopyralid auf Nicht-Ziel-Pflanzen:<br />
Clopyralid kann laut einer Publikation der US-EPA in den im Gießwasser enthaltenen<br />
Konzentrationen Nicht-Ziel-Pflanzen wie beispielsweise Kartoffelpflanzen schädigen.<br />
Auszug: „Potatoes are extremely sensitive to clopyralid with d<strong>am</strong>age occurring when plants<br />
are exposed to 0.07 percent of typical agricultural rates. When tubers from these d<strong>am</strong>aged<br />
plants were grown in unsprayed fields, the new generation of plants also showed d<strong>am</strong>age<br />
symptoms.“ Quelle:http://www.pesticide.org/get-the-facts/pesticidefactsheets/factsheets/clopyralid<br />
Die Beobachtungen von Anrainern, dass das kont<strong>am</strong>inierte Grundwasser, wenn es als
Gießwasser verwendet wird, massive Schäden bei Pflanzen, insbesondere bei Tomaten<br />
und Kartoffeln, hervorruft, kann daher mit der nachgewiesenen Clopyralid-Belastung erklärt<br />
werden.<br />
Ein Gutachten der AGES (siehe Beilage) k<strong>am</strong> schon früher zu dem Schluss, dass die durch<br />
das Gießen mit kont<strong>am</strong>iniertem Brunnenwasser verursachten „Verkrüppelungen“ an einer<br />
von Herrn Kurt Rafalzik zur Verfügung gestellten Tomatenpflanze, auf Einflüsse von<br />
wuchsstoffhaltigen Herbiziden zurückzuführen sein könnte.“<br />
Clopyralid ist ein „wuchstoffhaltiges Herbizid“ aus der Gruppe der Auxin-Herbizide: Indem<br />
es die Wirkung von Auxinen - das sind pflanzliche Wuchsstoffe - immitiert, stimuliert es<br />
Stoffwechselprozesse in der Pflanze, die zu abartigen Wuchsformen und letztendlich zum<br />
Absterben der Pflanze führen.<br />
Thi<strong>am</strong>ethox<strong>am</strong>:<br />
Thi<strong>am</strong>ethox<strong>am</strong> ist als sehr giftig für Wasserorganismen eingestuft, und kann laut<br />
Sicherheitsdatenblatt in Gewässern längerfristig schädliche Wirkungen haben. Es<br />
gehört zu der Gruppe der Neonicotinoiden Insektizide, die für das europaweite<br />
Bienensterben mitverantwortlich gemacht werden. Die vorliegenden Konzentrationen im<br />
Grundwasser sind für Bienen toxisch, wenn sie von diesem Wasser trinken, bzw. wenn<br />
dieses Wasser in Blüten gelangt.<br />
Zeugen:<br />
Ing. Michael und Ingrid Nowag,<br />
Hans-Kudlich-Str. 37, <strong>Korneuburg</strong><br />
0664/ 485 88 23<br />
Ing. Kurt Rafalzik<br />
Stettnerweg 16, <strong>Korneuburg</strong><br />
kurt.rafalzik@aon.at<br />
02262/ 75939<br />
Elisabeth Kerschbaum<br />
Umweltstadträtin der Stadt <strong>Korneuburg</strong>, Bundesrätin<br />
elisabeth.kerschbaum@gruene.at<br />
0664-9130615<br />
Robert Gordon, ORF-Journalist<br />
Zirkusgasse 21/12<br />
1020 <strong>Wien</strong><br />
robert.gordon@orf.at<br />
0664 8178857<br />
Dr. Helmut Burtscher<br />
Umweltchemiker GLOBAL <strong>2000</strong><br />
Neustiftgasse 36<br />
1070 <strong>Wien</strong><br />
0699 14 <strong>2000</strong> 34