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Gerade in Istanbul, einer Stadt mit einer Einwohnerzahl, welche die 12-Millionengrenze überschreitet<br />

und täglich weiter wächst, ist die Lage besonders prekär.<br />

Auf der Suche nach Orientierung spielen Leitbilder eine große Rolle. Wonach kann sich die<br />

junge Generation der Türkei in ihrer Positionierung richten? In diesem Kontext nimmt die Frage<br />

nach dem „Woher?“ einen hohen Stellenwert ein. Die Sozialisierung des Individuums formt und<br />

determiniert den Weg, den es in seiner Ausgestaltung einschlägt. Im Mikrokosmos Familie sind<br />

die Eltern diejenigen, welche die Kinder erziehen und ihnen als Vorbild dienen können.<br />

Jedoch bietet die Gesellschaft unabhängig von der Kleinfamilie eine Vielzahl von Ausrichtungsmöglichkeiten.<br />

Die türkische Gesellschaft ist geprägt von einem sehr präsenten und starken<br />

Nationalismus. Neben der Elterngeneration tritt somit auch Vater Staat und Mustafa Kemal<br />

Atatürk, als Vater der Türken, in die Reihe der möglichen Leitbilder. Neben der kemalistischen<br />

Ideologie spielt dogmatische Religion, hier der Islam, wieder einer größer werdende Rolle,<br />

sowie auch kapitalistische Formen von Konsumorientierung und Körperkult nicht wegzudenken<br />

sind. Die Türkei bietet ihrer Gesellschaft somit ein Wirrwarr an unterschiedlichen wie auch<br />

gegensätzlichen Ideologien und Orientierungspunkten an, nach denen es sich auszurichten oder<br />

von denen es sich abzugrenzen gilt.<br />

Bei der Auseinandersetzung mit dem Thema Türkei, Istanbul und insbesondere wenn es darum<br />

geht, die möglichen Orientierungsbilder auszuloten, kommt man nicht umhin, sich mit den<br />

schon so häufig thematisierten, stereotypischen Gegensatzpaaren wie „Tradition und Moderne“<br />

oder „Ost und West“ auseinanderzusetzen. Obschon diesen Klischeebildern, man denke an<br />

„Istanbul – die Brücke zwischen <strong>Euro</strong>pa und Asien“, ein leichter Hauch von Orientalismus und<br />

kitschigen Werbekampagnen anhängt, ist es dennoch interessant, in diesem Zusammenhang die<br />

Positionierung der jungen Generation der Türkei und ihr Aushandeln von ebendiesen Stereotypenbildern<br />

zu hinterfragen.<br />

Genau an diesem Punkt setzen die Arbeiten von Extramücadele/ Extrastruggle an und bilden<br />

mit bissiger Ironie und Übertreibung Stereotype der türkischen Kultur ab.<br />

Mit dem 1997 gegründeten Projekt entwirft der Künstler, ganz wie ein fiktiver Graphik-<br />

Designer, Logos für imaginäre Klienten. Unter diese fallen jegliche soziale Gruppen, welche<br />

sozialem Druck ausgeliefert sind, sei es das Mädchen mit Kopftuch, dem der Weg in die Universität<br />

versperrt ist oder der linke Intellektuelle.<br />

Wie Vasif Kortun bemerkt “The images are a battle zone of the varied<br />

ideologies of contemporary Turkey, which Erdener depicts as a deranged yet introverted society,<br />

whose development seems forever arrested at the nation-building stage.”<br />

So wie ein Logo nicht die Wirklichkeit zeigt, sondern vielmehr in abstrahierter, generalisierter<br />

Form für etwas steht, so steht auch das Abgebildete nicht im Mittelpunkt. Es ist vielmehr der<br />

Akt der gedanklichen Konstruktion und die ewige Frage nach dem Verhältnis von Objekt,<br />

Bild und Abbild welcher hier nachgegangen wird. Die Graphiken haben nicht den Anspruch<br />

die Wirklichkeit abzubilden und ebenso wenig das Ziel politisch Stellung zu beziehen. Sie<br />

bebildern vielmehr das Chaos, die Vielfalt und die Klischeehaftigkeit der Türkei als Konstrukt<br />

Nation.<br />

Nilbar Güreş, eine Künstlerin, die sich selber zwischen „Ost und West“ bewegt, in Wien und<br />

Istanbul ansässig ist, setzt sich in ihren Arbeiten mit der Rolle der Frau in der türkischen Gesellschaft<br />

sowie allgemeinen Gender- und Migrationsfragen auseinander. In ihren Collagen aus der<br />

Serie „Unknown Sports“ reflektiert die Künstlerin in ungewöhnlicher Weise über den weiblichen<br />

Körper.<br />

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